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  „Wer ist Liam?” von Shaila   (Emailadresse siehe Autorenseite),   Oktober 2002
Mission Erde/Earth: Final Conflict gehören Tribune Entertainment Co., Lost Script Prod. Inc., Atlantis Films und VOX. Bitte veröffentlichen Sie diese Geschichte nicht ohne vorheriges Einverständnis der Autorin.
 
Thema:  Angy versucht, herauszufinden, wer Liam ist und was mit ihm geschehen ist
Zeitpunkt:  weit nach der Serie; Fortsetzung zu „Denk zurück!
Charaktere:  Da'an, Liam, Angy, Angis (La'han, Julie)
 

 

WER IST LIAM?

 

Teil 2
 

Sieben Minuten später stand Angis auch schon vor ihrer Tür.
Nicht zum ersten Mal fiel ihr auf, wie gut er eigentlich aussah. Angis war groß, schlank, hatte kurze, dunkle Haare und grüne Augen.
Er trug eine dunkle Jeans und ein blaues, enganliegendes Shirt, welches seine athletische Figur noch betonte. Oberhalb seines linken Auges befand sich eine Narbe, die er sich bei einem Sturz zugezogen hatte. Das Einzige, was Angy im Augenblick an seiner Erscheinung störte, war der Dreitagebart, der ihm im Gesicht stand. Für sie war das ein Zeichen, dass er wieder einmal mehr als nur eine Nacht am Computer verbracht hatte.
„Danke, dass du so schnell gekommen bist!” Sie umarmte ihren alten Freund zu Begrüßung.
Angis erwiderte die Umarmung und folgte Angy dann, als sie ihn nach unten in das Labor führte.
„Diese Anlage muss komplett aufgerüstet werden,” begann Angy beim Betreten des Raumes.
Angis machte große Augen.
„Wow! Wer hat hier gearbeitet?”
Noch, bevor sie antworten konnte, aktivierte sich die holografische Renée.
„Wer sind Sie?”
Überrascht wich Angis zurück, Angy ging auf das Hologramm zu.
„Es geht in Ordnung, er gehört zu mir. Er soll die Computer aufrüsten, damit ich die Arbeit meiner Urgroßmutter fortführen kann!”
Das Hologramm lächelte.
„Es ist eine Freude für mich, zu erfahren, dass Sie deren Arbeit fortsetzen möchten, und gegen ein paar neue Schaltkreise hätte ich auch nichts einzuwenden. Ich bitte Sie, eine neue Liste der Personen zu erstellen, welche Ihrer Meinung nach Zutritt zu diesem Komplex erhalten sollen.”
Angy nickte dem Hologramm zu und wandte sich dann an Angis.
„Jetzt hast du freien Zugang!”
Angis ging langsam durch das Labor und nahm die einzelnen Computer und Geräte in Augenschein.
„Wie alt ist das alles hier?” fragte er plötzlich.
„Das Baujahr sämtlicher Geräte datiert auf 2054,” antwortet das Hologramm fast sofort.
„Das ist fantastisch! Dafür, dass diese Geräte so alt sind, sind sie verdammt gut in Schuss, und zur damaligen Zeit waren sie sicher die Spitze der Technik ...” Der junge Mann plapperte seine Gedanken vor sich hin, während Angy ihn beobachtete.
„Kannst du es aufrüsten?” fragte sie nach einiger Zeit.
Angis brauchte einen Augenblick, um zu begreifen, dass Angy mit ihm gesprochen hatte.
„Klar kann ich - und das wird bei diesem guten Zustand noch nicht einmal ein schweres Unterfangen!”
Angy lächelte erleichtert. Sie wollte noch etwas fragen, aber Angis kam ihr zuvor. „Wenn ich mich jetzt auf die Socken mache, ein paar Anrufe tätige und den ganzen Tag unterwegs bin, dann kann ich die nötigen Teile bis morgen abend haben!”
Angy blickte auf ihre Uhr, und jetzt wurde ihr erst klar, das sie die ganze Nacht über diesen Daten gesessen hatte.
„Das wäre toll, Angis!”
So bekam sie wenigstens noch einen Tag Zeit, sich auszuruhen und über das ihr Bevorstehende nachzudenken.
Der junge Mann nickte zustimmend und verschwand.
Angy machte sich anschließend daran, ein paar Dinge im Haushalt nachzuholen, welche sie über die letzten Tage hatte schleifen lassen.
Julie krabbelte denn ganzen Tag munter hinter ihr her. Angy liebte es, ihrer Tochter zuzusehen, unbeholfen und unschuldig entdeckte Julie jeden Tag etwas neues.
Der verflog schneller, als es Angy recht war, und schließlich brachte sie ihre Kleine zeitig zu Bett und fiel selbst in einen langen, tiefen Schlaf.

Seltsame Träume und ungewohnte Bilder prägten Angys Schlaf. Sie hatte begonnen, sich im Bett hin und her zu wälzen, ihre Hände krallten sich immer wieder so stark in die Decke, dass die Knochen deutlich hervortraten.
Mit einem Schrei auf den Lippen wachte sie irgendwann auf. Ihre Finger schmerzten von der verkrampften Haltung, aber sie konnte sich beim besten Willen nicht daran erinnern, was sie geträumt hatte.

Sie lehnte sich erschöpft zurück und atmete tief durch. Kaum hatte sie sich beruhigt, da wurde sie vom Summen des Türmelders aufgeschreckt.
Schnell streifte sie sich ihren Morgenmantel über und stolperte zur Tür.
Draußen grinste ihr eine Paketdrohne entgegen.
„Miss Angy Palmer?” Die etwas verzerrte, metallisch klingende Stimme holte die junge Frau schnell aus ihrer Gedankenwelt.
„Ja!”
„Das hier kommt von einem gewissen Angis ohne Nachnamen. Damit die Annahme bestätigt ist, bitte ich Sie, hier Ihren Fingerabdruck abzugeben, wenn Sie die Lieferung annehmen.”
Angy lächelte. Diese Drohnen waren reine Maschinen ohne Emotionen, aber wenigstens hinterfragten sie nie einen Auftrag und so bestätigte sie rasch den Empfang. Die Drohne lud drei große Kisten ab und verschwand dann wieder.
Angy hatte Mühe, ihre Lieferung in die Wohnung zu bekommen, aber nach etlichen Versuchen war es ihr schließlich gelungen.
Sie wunderte sich noch über diese riesige Ladung, als auch schon Angis vor der Tür stand und sie angrinste.
„War ich schnell oder war ich schnell?”
„Auf dich kann man sich eben immer verlassen!”
Zusammen schleppten oder besser schoben sie die Kisten nach unten ins Labor. Das Hologramm staunte nicht schlecht, als Angis damit begann, einen Haufen Kabel, Drähte, Platinen und anderes seltsames Zeug auszupacken.

Angy beobachtete ihren langjährigen Freund eine Weile. Er war wirklich einer der Besten in diesem Bereich - bereits nach einer halben Stunde der Orientierung über die Computeranlage begann er mit deren Umbau.
Plötzlich piepte ein kleines Gerät an Angys Gürtel.
„Ich gehe mal nach oben, Julie ist wach!”
Angis nickte ihr zu, und sie eilte nach oben. Sie schaltete den kleinen Signalgeber, eine Art modernen Babyfons, ab und lief zum Zimmer ihrer Tochter.
Diese grinste ihr bereits entgegen und wartete darauf, dass ihre Mutter sie aus dem Bett holte.
Angy badete Julie und wickelte sie frisch. Dann trug sie die Kleine hinunter in die Küche und bereitete ihr etwas zu Essen.
Nach dieser üblichen Morgenprozedur ging sie mit ihr ins Wohnzimmer und setzte sie in ihre Spielecke.
Julie war ausgesprochen guter Laune und, wie üblich, sofort fasziniert von ihren bunten Spielsachen. Sie griff sich den Plüsch-Teddybären, der beinahe so groß war wie sie selbst, und versuchte, sich dessen Fuß in den Mund zu stopfen, was ihre ganze Aufmerksamkeit in Anspruch nahm.

Angy beobachtete ihre Tochter, völlig versunken. Erst die Stimme von Angis holte sie aus ihren Gedanken.
„Ich hoffe, in diesem Haus findet sich irgend etwas Gutes zum Mittagessen!”
„Mittagessen? Wie spät ist es?” Angy war etwas verwirrt.
„Es ist 13:00 Uhr durch!” Der junge Mann grinste selbstzufrieden.
„Was? 13:00 Uhr? Aber wie kann denn der Morgen so schnell vergangen sein?”
Angis zuckte mit den Schultern, und jetzt erst fiel Angy auf, dass Julie friedlich in ihrer Ecke schlief, obwohl sie sich sicher war, dass die Kleine noch wenige Sekunden zuvor begeistert mit ihrem Plüschtier beschäftigt gewesen war.
„Als ich dort unten Hunger bekam, kam ich nach oben, um dir Bescheid zu geben, aber du schienst völlig weggetreten zu sein, deshalb habe ich diesen Spruch losgelassen!”
Die junge Frau lächelte. Egal, was da eben passiert war - sie würde der Sache noch auf den Grund gehen, aber im Augenblick verdiente Angis erst einmal etwas Herzhaftes zu Essen.
Sie ging in die Küche und bedeutet ihm, ihr zu folgen.

Dank vieler neuer Errungenschaften dauerte es nur wenige Minuten, bis Angy ein komplettes Frühstück oder, besser gesagt, ein Mittagessen auf den Tisch gezaubert hatte.
Angis ließ es sich sichtlich schmecken und hob erst den Kopf, als Angy ihn ansprach. „Und wie weit bist du mit dem Labor?”
Er grinste sie groß an.
„Ich bin fertig!”
Angy blickte erstaunt auf. Das hätte sie nun wirklich nicht erwartet. Wie lange war sie denn nur weggetreten gewesen, dass er schon mit allem fertig war?
„Aber ich habe dir ja gesagt, die Anlage war in hervorragendem Zustand und außerdem war das Hologramm auch eine große Hilfe, sie hat alle Softwareverbindungen selbständig hergestellt, somit brauchte ich mich nur um die Hardware zu kümmern.”
Angy lächelte zufrieden. Angis hielt wirklich immer, was er versprach.
„Was genau möchtest du mit dieser Laboranlage jetzt anstellen?”
Sie blickte überrascht auf, aber nicht wegen dieser Frage, sondern sie hatte sich schon gefragt, wann Angis sie das fragen würde.
„Ich will die Arbeit meiner Urgroßmutter beenden!”
„Und was für eine Arbeit ist das genau?”
Da Angis sich gerade den letzten Brocken seines Essens in den Mund gesteckt hatte, zog sie ihn aus der Küche, im Wohnzimmer gabelte sie noch Julie auf und ging dann mit ihm hinunter ins Labor.
Dort ließ sie vom Hologramm die Daten aufrufen, die sie eine ganze Nacht lang beschäftigt hatten.
„Ich möchte wissen, was mit einem Freund meiner Urgroßmutter geschehen ist und warum die Taelons das verheimlicht haben, obwohl sie doch jetzt mit den Menschen und Jaridians friedlich zusammen leben!”
Angis starrte auf dem Bildschirm und folgte Angys Erklärungen.
Sie erzählte ihm von dem Treffen mit Da'an und was sie bisher über diesen geheimnisvollen Liam herausgefunden hatte.
Er sah die Daten durch und kam zum gleichen Ergebnis wie sie.
„Du hast Recht. Deine Urgroßmutter stand kurz davor, herauszufinden, was mit diesem Liam geschehen ist.”
Angy war froh, dass Angis das genau so sah, damit war die Theorie, die sie inzwischen über den Verbleib des Halbkimera entwickelt hatte, offenbar richtig.
Zo'or hatte Liam vor Jahren nicht vernichtet, indem er ihn aufgelöst hatte, im Gegenteil, er hatte ihm unendliches Leben gegeben, indem er ihn zu reiner Energie hatte werden lassen.
„Und du willst jetzt versuchen, diese Energie zu finden und Liam zurückzubringen.”
Damit hatte Angis voll ins Schwarze getroffen. Angy wollte den Mann kennen lernen, an dem das Herz Renée Palmers so gehangen hatte.
„Meine Urgroßmutter hatte da schon eine ganz bestimmte Idee. Sie ging von der Theorie aus, dass Liam irgendwo als eine Art Wolke aus Energie existieren müsste, und mit bestimmten hochfrequenten Tönen, die sich in einem Energiefluss befinden, wollte sie diese Wolke anlocken, um sie schließlich mit Hilfe eines umgebauten ID-Portals zurückzuwandeln.”
Angis sah sich Renées Umbaupläne an. Die Dateien enthielten genaue Daten, wie man ein Portal umbauen musste, um reine Energie in Materie umwandeln zu können. Die Veränderungen waren nur geringfügig, geradezu simpel - und deshalb so genial.
„Wenn ich diese Pläne richtig deute, dann hatte deine Urgroßmutter sogar schon damit begonnen, ein Portal umzurüsten - aber wo ist das entsprechende Tor dann?”
Diese Feststellung rief Angy sofort in die Wirklichkeit zurück. Angis hatte recht, wenn ihre Urgroßmutter tatsächlich damit angefangen hatte, ein ID-Portal umzubauen - warum fehlte es dann in diesem Labor? Sofort wandte sie sich an das Hologramm.
„Wo befindet sich das Portal jetzt?”
Das Hologramm stutzte für einen Moment. Bei einem normalen Menschen hätte man meinen können, er würde über die ihm gestellte Frage nachdenken, aber bei einem Hologramm?
Jedoch tat das Hologramm genau das - es ging sämtliche Daten durch, über Experimente oder Vorgänge im Labor.
Es vergingen nur wenige Sekunden, bis es zu einer Antwort kam.
„Das entsprechende Portal befindet sich nicht mehr in diesem Labor. Renée Palmer ließ es vor vier Jahren an einem mir unbekannten Ort bringen.”
„Hat sie einen Grund dafür genannt?”
„Nein, sie ließ es angeblich aus Sicherheitsgründen fortbringen und es gab nur eine Datei, in der der neue Standort des Portals gespeichert war!”
„Gab?” mischte sich jetzt Angis ein.
„Ja, die Datei existiert nicht mehr.”
„Was ist damit geschehen?” Angys Freude über das Tor war vollkommen aus ihrer Stimme gewichen.
„Renée kopierte die Datei in ihr Global und seither habe ich keinen Zugriff mehr auf sie, also existiert die Datei für mich nicht mehr.”
„Das heißt aber nicht, dass diese Datei endgültig vernichtet wurde?” Angis witterte scheinbar eine Möglichkeit.
„Das ist korrekt!” gab das Hologramm zur Antwort.
„Wann hat Renée diesen Transfer vorgenommen und wie liefen deine Systeme zu dem Zeitpunkt?”
Überraschenderweise zeigte sich Verwirrung in den Zügen des Hologramms.
„Die Übertragung wurde vor 4 Jahren, 6 Tagen und 13 Stunden vorgenommen und meine Systeme waren in perfektem Zustand.”
„Funktionierten auch all deine Backup-Systeme in den vorgegebenen Parametern?”
Das Hologramm nickte.
„Es ist dir doch bestimmt möglich, diese alten Backup-Dateien aufzurufen ... Und wenn Renée sich an die üblichen Prozeduren gehalten hat, dann müssten dort noch Reste der Datei zu finden sein, das heißt, sofern du keinen Systemabsturz hattest.”
Angys Hoffnung kehrte langsam zurück, während Angis sich gemeinsam mit dem Hologramm an die Arbeit machte.
Es dauerte nicht lange, bis dieses seine alten Backup-Dateien durchsucht und einen Erfolg zu vermelden hatte.
„Die Sicherheitskopie der Datei befindet sich tatsächlich in den Backup-Dateien.”
Angy blickte auf. „Laut der Datei hat sie das Portal.................” Das Hologramm brach mitten im Satz ab.
„Was ist los?” fragten Angis und Angy wie aus einem Mund.
„Das Portal ist noch hier - es befindet sich zwei Ebenen unter uns!”
Nun waren Angy und Angis platt. Renée hatte nur vorgetäuscht, das Portal fortgebracht zu haben, und das war ebenfalls geradezu genial, denn das beste Versteck ist bekanntlich das offensichtliche.
„Wie gelangen wir dorthin?”
„Laut den Dateien befindet sich der Zugang hier im Labor, und zwar hinter dieser Konsole”, antwortete das Hologramm und deutete auf eine deaktivierte solche in einer Ecke des Raumes. Angy begab sich dorthin.
„Wo ist der Öffnungsmechanismus?”
„Der kleine blaue Knopf am rechten oberen Rand.”
Schnell hatte Angy ihn gefunden und betätigt. Augenblicklich war ein quietschendes Geräusch zu vernehmen, und die Konsole klappte sich in die Wand hinein. Dort verankerte sie sich in einer für sie vorgesehen Mulde und gab den Weg zu einem weiteren Labor frei.
Angis schloss zu Angy auf und zusammen gingen sie vorsichtig den schmalen Gang hinunter.
Noch bevor sie unten ankamen, rekelte sich Julie in Angys Armen.
„Ich bringe sie in ihr Bett und bin gleich wieder da.” Angis nickte und Angy eilte davon. Durch das Labor waren ihre Schritte selbst noch zu hören, als sie durch das Wohnzimmer lief.
Es dauerte nur wenige Minuten, bis Angis erneut Schritte vernahm, die in seine Richtung kamen. Kurz darauf erschien Angy mit einer Taschenlampe im Gang. An ihrem Gürtel hing das Babyfon, damit sie Julie hören konnte.
„Du bist ja ein richtiger Blitz”, scherzte Angis - und dann hatten sie das zweite Labor erreicht.
Der Raum war ziemlich klein und man konnte meinen, dass er mit großer Eile aus dem Fels gegraben wurde. Die Wände waren uneben und zeigten hier und dort scharfe Kanten. In seiner Mitte war das Portal befestigt worden, ansonsten befand sich dort nur noch eine kleine Steuerungskonsole und ein ebensolcher Generator hinter dem Portal.
Angis überprüfte die Daten, nachdem er die Konsole aktiviert hatte.
„Deine Urgroßmutter war wirklich genial - diese Programme sind das Beste, was ich seit Jahren gesehen habe - alt, aber genial!”
Angy hörte Angis gar nicht richtig zu. Ihr Blick war an dem Portal hängen geblieben. Es war noch eines der älteren Modelle, es hatte noch die typische Gestalt der Taelon-Portale. Die neueren waren alle mehr kantig, aber dieses hatte noch fließende Formen.
„Das könnte ein Problem ergeben”, hörte sie Angis hinter sich.
„Was könnte ein Problem geben?”
„Deine Urgroßmutter hatte schon damals die Konfigurationen an diesem Tor abgeschlossen, aber sie halten nur für einen einzigen Versuch, und der Generator sollte die Energie für diesen einen Versuch liefern. Sie hatte also alles geschafft, hat es aber nie eingesetzt!”
Angy blickte etwas ratlos zum Portal. Wenn ihre Urgroßmutter schon soweit gekommen war, warum hatte sie hier aufgehört? Hatte ihr Alter das nicht mehr zugelassen oder hatte sie einfach Angst gehabt, dass etwas schief gehen könnte?
„Wie hoch sind die Chancen, dass es funktioniert?”
„Genau 50:50!”
„Was passiert, wenn es nicht funktioniert?” Angys Blick haftete jetzt auf Angis. Dieser senkte den Kopf.
„Das weiß ich nicht, aber ich schätze mal, dass entweder gar nichts passiert oder uns fliegt das Portal um die Ohren!”
Angy schaute noch einmal auf das Tor und dann zu Angis. Dessen Augen verrieten, dass er wohl die selben Gedanken hegte wie sie.
„Versuchen wir es!”
Er nickte und begab sich wieder an die Konsole.
Nach wenigen Sekunden deutete er Angy an, sie solle den Generator anwerfen.
Dieser war ebenfalls in gutem Zustand und ließ sich ohne Probleme in Gang bringen. Danach trat Angy zu Angis an die Konsole.
„Drück die Daumen”, meinte er noch kurz, anschließend leitete er die Aktivierungssequenz ein.
Einzelne Kontrollen der Konsole leuchteten auf und zeigten an, dass die verschiedenen Stufen des Vorgangs gestartet wurden.
Das Portal begann hell zu leuchten, aber plötzlich hielten sich Angy und Angis die Ohren zu. Die Frequenzen, mit denen Liam „angelockt” werden sollte, waren zwar kaum hörbar, aber sie verursachten bei Menschen große Schmerzen.
Angy hatte das Gefühl, ihr Kopf würde in Flammen stehen, und sie hätte nichts lieber getan als einfach aus dem Raum zu rennen. Sie stand schon kurz davor, die Kontrollen zu deaktivieren, weil die Schmerzen zu groß wurden, als es im Portal grell aufblitzte.
Der übliche Strudel aus Licht und Energie entstand, doch plötzlich sprühte die Konsole Funken. Angis warf sich gegen Angy, um sie aus dem Gefahrenbereich zu bringen, als das Gerät in Rauch aufging. Die Frequenz brach abrupt ab. Angy wollte vor Wut schon aufgeben, als sie sah, dass das Portal immer noch aktiv war.
Die Energie darin pulsierte immer schneller, und dann wurde - ein Transfer durchgeführt.
Angy und Angis wichen vor dem Aufleuchten zurück. Dann wurde es zu hell, um weiter hinzuschauen. Beide hoben schützend die Hände vor die Augen, um nicht zu erblinden. Als das Licht wieder nachließ, hörten sie, wie das Portal seine Funktionen herunterfuhr.
Angy nahm die Hände weg und konnte gerade noch sehen, wie etwas oder jemand im Portal zusammenbrach.
Sie sprintete schnell dorthin, um sich ihren Besucher genauer anzusehen. Angis kam ihr nach, er war offenbar genauso überrascht wie sie. Vor ihr lag ein Mann. Sie schätzte seine Größe auf etwa einen Meter und achtzig.. Er war schlank, hatte kurze Haare und schien Anfang dreißig zu sein.
„Das ist er!” Angy blieben diese Worte fast im Hals stecken. Angis war bemüht, den Bewusstlosen auf die Beine zu bekommen.
„Wenn er es ist, dann freu dich, aber jetzt hilf mir bitte, ihn nach oben zu schaffen, bevor hier wirklich noch alles in die Luft geht.”
Angy nickte und griff sich einen von Liams Armen. Es bereitet den beiden sichtlich Mühe, den Mann den schmalen Gang hinauf zu bringen, doch es gelang ihnen. Oben versiegelte Angy den Eingang zum Portal und dann brachten die beiden ihren Gast in die Wohnung.
Im Wohnzimmer legten sie ihn auf dem Sofa ab.
„Bist du dir sicher, dass er der ist, den du gesucht hast?” Angis schien über den Anblick eines solch jungen Mannes überrascht zu sein, aber dabei kam ihm auch etwas in den Sinn, was er unten vergessen hatte. Er überprüfte die Lebenszeichen des Mannes, sie waren schwach, schienen aber stärker zu werden.
„Das ist er, Angis. Das ist Liam”, sagte Angy und hielt Angis das Foto entgegen, welches sie von ihrem Gast hatte. Es stimmte mit dem Mann vor ihm überein, allerdings fiel es Angis schwer zu glauben, das ausgerechnet dieser Kerl für die Vereinigung von Menschen, Taelons und Jaridians verantwortlich war.
„Und was machen wir jetzt?” fragte er dann schnippisch.
„Ich würde sagen, wir warten, bis er zu sich kommt!”
So etwas hatte Angis schon geahnt, allerdings hatte er keine Lust, Babysitter für einen unbekannten Helden zu spielen.
„In Ordnung. Ich gehe noch einmal nach unten und bringe unser Hologramm auf den neuesten Stand!”
Als Angy nickte, ging Angis zurück ins Labor.
Plötzlich hörte Angy Julie über das Babyfon weinen, also lief sie schnell nach oben, um nach ihr zu sehen.
Die Kleine brauchte neue Windeln, aber als Angy nach nicht einmal zehn Minuten wieder ins Wohnzimmer kam, lag Liam nicht mehr auf der Couch.
Erschrocken blickte sie sich um. Nach wenigen Sekunden entdeckte sie eine Gestalt vor dem großen Fenster an der Rückseite des Wohnzimmers. Liam stand davor und starrte nach draußen.
Vorsichtig näherte sie sich ihm. Sie stand schon fast genau hinter ihm, als er den Blick vom Fenster abwandte und sich zu ihr herum drehte. Sie wollte zu einer Frage ansetzten, aber Liam war schneller: „Wo bin ich?” Seine Stimme klang etwas rau, aber fest.
„Sie befinden sich in meinem Haus - und keine Angst, Ihnen wird nichts geschehen.”
Daraufhin legte Liam den Kopf etwas schief.
„In Ordnung - und wer sind Sie?”
„Mein Name ist Angy! Angy Palmer!” Angy musste grinsen, als sie Liams Reaktion auf ihre Vorstellung sah.
„Sind Sie verwandt mit.......” „Renée Palmer?” Liam nickte, als Angy seine Frage beendet hatte.
„Ja, Renée Palmer ist meine Urgroßmutter!”
„Ihre Urgroßmutter!?” Das Erstaunen in Liams Stimme war nicht zu überhören.
„Was ist mit mir passiert und wo war ich so lange?” Seine Augen drückten Hilflosigkeit aus.
„Das wissen Sie nicht mehr?”
Liam schüttelte den Kopf.
„Das Letzte, was ich weiß, ist, dass Zo'or mit einer seltsamen Waffe auf mich geschossen hat, er schien vollkommen übergeschnappt zu sein!”
Angy nickte.
„Zo'or hat Sie mit dieser Waffe in pure Energie verwandelt. Alle dachten, Sie wären tot. Da'an hat lange nach Ihnen suchen lassen, aber nach vielen Jahren gab auch er es auf, nur Renée hat die Hoffnung nie aufgegeben und ist dann vor ungefähr vier Jahren zu einer Lösung gekommen. Und mit Hilfe ihrer Arbeit konnten wir Sie heute zurück holen!”
Es dauerte einen Augenblick, bis Liam das eben Gehörte verdaut hatte.
„Wo ist Renée jetzt?” fragte er leise, woraufhin Angy den Kopf senkte.
„Sie ist vor ungefähr 4 Monaten gestorben.”
Liams Blick trübte sich, trotzdem bemerkte er, dass Angy davon auch sehr mitgenommen war.
„Tut mir leid”, sagte er zaghaft, fast flüsternd.
Angy nickte: „Ich hoffe, es ist jetzt für Sie kein Schock, wenn ich sage, dass Sie beinahe neunzig Jahre in diesem Energiezustand waren!”
Aber zu Angys Erstaunen verzog Liam dabei nicht eine Miene, er nickte lediglich und deutete zur Wand, dorthin, wo Angys Kalender hing.
„Ah, das haben Sie also schon bemerkt!”
„Warum?” kam es plötzlich von Liam.
„Was meinen Sie?” Angy wirkte überrascht.
„Warum haben Sie mich zurück geholt?” Liam schien plötzlich etwas verbittert zu sein. Wer wäre das an seiner Stelle nicht - immerhin hatte er gerade erfahren, dass er neunzig Jahre seines Lebens verpasst hatte und dazu kam noch, dass wahrscheinlich niemand von seinen Freunden mehr am Leben war.
„Ich wollte vollenden, was meine Urgroßmutter begonnen hat. Sie hat mir so viel von Ihnen erzählt und ich habe ihr nie geglaubt ... und sie hat sich gewünscht, dass Sie noch einmal eine Chance zum Leben erhalten.”
Angy wusste nicht, was sie sonst hätte sagen sollen, aber scheinbar war es genau das Richtige, denn nun sah Liam sie an. Er blickte ihr tief in die Augen und sie hatte das Gefühl, dass er bis auf den Grund ihrer Seele schauen würde.
„Außerdem sind nicht alle Ihre Freunde tot,” fuhr sie fort und erweckte damit weitere Aufmerksamkeit.
„Da'an ist noch immer hier. Er ist inzwischen Führer der Synode!”

Angy war mit einem Mal sehr verlegen.
Da war dieser Mann fast neunzig Jahre verschwunden und nun stand er da und schaute einmal mehr aus dem Fenster. In seinen Augen spiegelte sich Traurigkeit. Worüber? Über die verlorene Zeit? Über den Tod von Renée? Angy wusste es nicht, aber was sie wusste, war, dass sie ihm helfen musste, zu erkennen, dass das Leben immer noch lebenswert war.
„Wie wäre es, wenn wir Da'an besuchen?”
Liam blickt überrascht auf. Mit solch einem Angebot hätte er wohl als letztes gerechnet, aber das war genau das, was er im Augenblick wollte: Ein vertrautes Gesicht sehen!
„Wie wollen Sie mich zu ihm bringen?”
„Nun, ich werde zu ihm gehen und ihm alles erklären, dann wird er schon einen Weg finden, wie Sie unbeobachtet zu ihm gelangen können!”
„Unbeobachtet? Ich dachte, die Menschen, Taelons und Jaridians wären vereint, da muss ich mich doch nicht verstecken!”
„Das ist sehr schwer zu erklären,” Angy trat ein Stück zurück, damit hatte sie jetzt nicht gerechnet.
„Versuchen Sie es!” forderte Liam sie auf.
„Ich erkläre es Ihnen später - jetzt versuche ich erst einmal, mit Da'an in Kontakt zu treten”, wich sie ihm aus und wandte sich von ihm ab, aber anstatt sich auf den Weg in die Botschaft zu machen, lief sie hinunter ins Labor. Dort diskutierte Angis gerade heftig mit dem Hologramm über die verschiedenen Möglichkeiten, Personen aus dem ID-Raum zurück zu holen.
„Kannst du eine gesicherte Verbindung zu Da'an auf dem Taelonmutterschiff herstellen?” platzte Angy direkt heraus.
Angis nickte nur verwirrt und wandte sich dem Computer zu. Gerade als das Hologramm anbieten wollte, diese Aufgabe wesentlich schneller zu erledigen, betrat Liam das Labor.
Als er das Hologramm sah, blieb er kurz stehen und schluckte, aber erkannte sofort, dass das nicht die wirkliche Renée war. Was Angy überraschte, war, dass das Hologramm ihn genau so verwundert anstarrte wie er es.
„Stimmt etwas nicht?” Fragte Angy, aber das Hologramm reagierte gar nicht auf sie. Es starrte immer noch Liam an, dann legte es plötzlich den Kopf zur Seite. In Sekundenschnelle rief es seine Daten ab.
„Bitte identifizieren Sie sich!” forderte es Liam auf.
„Major Liam Kincaid, Companionbeschützer!” kam Liam der Anweisung nach.
„Sie sind gespeichert und erhalten uneingeschränkten Zugang zu diesem System - und es gibt eine Datei, die allein für Sie bestimmt ist!”
Verdutzt sahen sich alle drei an. Während Liam darüber nachdachte, ob er sich diese Nachricht ansehen sollte, wurde er von Angis sehr intensiv gemustert.
Dieser wollte genau wissen, wen er da vor sich hatte, aber so, wie sich der junge Mann gab, ließ sich nicht viel erkennen. Vorerst sah Angis also davon ab, mehr über ihn herausbekommen zu wollen, beschloss aber, wachsam zu bleiben, nur für den Fall der Fälle.
In der Zwischenzeit hatte sich auch Liam entschieden.
„Spiel die entsprechende Datei ab!”
Das Hologramm nickte, und im gleichen Augenblick erhellte sich der große Bildschirm an der hinteren Wand des Labors und Renée erschien im Projektionsfeld. Von Liams Standpunkt aus wirkte sie vielleicht fünfzehn, höchstens zwanzig Jahre älter.
In ihm stieg ein gewisses Unbehagen auf, aber noch während er dieses überwandt, begann die Renée auf dem Bildschirm bereits zu sprechen:

>Hallo Liam,
wenn du diese Nachricht siehst, dann bist du auf die Erde zurückgekehrt und das freut mich sehr. Schade, dass ich nicht zugegen bin, wenn du das jetzt siehst. Ich kann nur schätzen, warum ich nicht anwesend bin. Entweder bin ich weit weg, krank oder auch schon tot, ich kann es nicht sagen.
Deshalb geht mein Dank auch an diejenigen, die dich zurückgebracht haben!
Von meinem Zeitpunkt aus ist es jetzt 18 Jahre her, dass du verschwunden bist. Wir haben so lange nach dir gesucht, aber nacheinander haben alle aufgegeben. Da'an hat erst vor 2 Jahren aufgehört, dich zu suchen, da ihm letztendlich die Zeit und auch die Kraft fehlte, weiter zu machen. Vielleicht ist er ja immer noch Führer der Synode - es wird dich sicher freuen, zu hören, das Da'an endlich seinen rechtmäßigen Platz eingenommen hat. Er hat sein Vertrauen komplett auf die Menschheit gesetzt und er wurde nicht enttäuscht. Menschen, Taelons und Jaridians leben nun in Frieden.
Allerdings haben wir vor 18 Jahren einen Fehler gemacht, und dieser Fehler war, dich der Welt zu verschweigen. In einer riesigen Konferenz beschlossen die Führer der drei Parteien, der Welt nicht mitzuteilen, dass es der letzte Kimera war, der die Rassen vereinigte, und das tut mir aufrichtig leid. Ich hoffe, du kannst mir das irgendwie verzeihen.”

Plötzlich sprang ein Mädchen ins Bild. Sie war blond, hatte blaue Augen und schmiegte sich an Renée.

„Oh, darf ich dir meine Tochter Ginny vorstellen? Sie ist elf und liebt die Gutenachtgeschichte über einen tapferen Kimera-Mischling, welcher den Frieden auf die Erde brachte.”

Renée gab der Kleinen einen Kuss, die daraufhin fröhlich wieder davonhüpfte.

„Es tut mir leid, dass ich nicht anwesend bin, denn endlich ist es gelungen, dich zur Erde zurückzuholen. Das bestätigt meine Theorie, das Zo'or dich nicht töten konnte, er hat dir sogar ein langes Leben geschenkt.
Ich weiß, dass diese Erkenntnis deine verlorenen Jahre und sehr wahrscheinlich auch deine verlorenen Freunde nicht aufwiegen kann, aber ich habe eine letzte Bitte an Dich:
Du hast es zurück geschafft, also nutze dein Leben. Wähl einen neuen Namen und such dir jemandem, mit dem du dein Leben teilen kannst. Das Leben ist immer noch schön, und du solltest keinen Augenblick verschwenden. Lass dich in Irland oder woanders auf der Welt nieder - und lebe! Ich bedauere, dass ich nun nicht mehr Teil deines Lebens bin, aber in gewisser Weise bin ich immer bei dir, und ich bin erst dann vergessen, wenn es niemanden mehr auf der Welt gibt, der sich an mich erinnert.”

Renée schaute zu Boden, und es dauerte einen Augenblick, bis sie den Blick wieder hob.

„Es gibt allerdings auch etwas, das ich dir vorher nie gesagt habe. Ich weiß nicht, ob ich zu feige oder zu stolz war, jedenfalls konnte ich mich nie richtig überwinden, es dir zu sagen.
Ich liebe dich, Liam. Ich habe dich immer geliebt - und das werde ich auch weiterhin tun.
Du warst zwar oft ein großer Aufschneider und stets von dir selbst überzeugt, aber du hast etwas ganz Besonderes in dir. Du hast Vertrauen dort, wo andere keins mehr fühlen, und du kannst gut mit Menschen umgehen.
Du hast ein großes Herz und deshalb hast du eine zweite Chance zum Leben verdient, also nutze sie!
Ich wünsche dir alles Gute und ein langes Leben!
Leb wohl und vergiss mich nicht!<

Renée lächelte noch einmal und dann verdunkelte sich der Bildschirm wieder.
Angy lief eine Träne über die Wange, und auch Liam war zu Tränen gerührt.
„Können Sie mich nun zu Da'an bringen?” Liams Frage war kaum mehr als ein Flüstern.
Angy nickt und sah dann hinüber zu Angis. Mit einem undeutbarem Blick nickte dieser und wandte sich wieder der Hauptkonsole zu.
„Was ist ein Kimera?” fragte er über die Schulter hinweg.
Liam reagiert zunächst nicht auf die Frage, aber dann dachte er, jetzt hatten diese beiden schon soviel erfahren, dann verdienten sie auch eine Antwort auf diese Frage.
„Die Kimera waren eine Rasse ähnlich wie die Taelons. Sie basierten auf Energie, besaßen jedoch die Fähigkeit, das Aussehen anderer Rassen perfekt zu imitieren, ja sogar die Körper anderer Spezies zu übernehmen. Sie bewahrten die Taelons vor der Vernichtung und wurden zum Dank von ihnen ausgelöscht. Nur ein Kimera überlebte, und dieser landete mit einer Kapsel vor sehr langer Zeit auf der Erde. Kurz nachdem seine Kapsel entdeckt wurde, starb auch er, aber vorher schenkte er mir, im Körper eines Menschen, das Leben!”
Liam schaute in die Gesichter seiner Gastgeber. Während Angy sehr überrascht wirkte, schien das alles von Angis abzuprallen, er wurde stattdessen nur neugieriger.
„Und was bedeutet das?” fragte er. „Können Sie - können Sie sich auch irgendwie - verwandeln?”
Er spürte selbst, dass sich seine Einstellung zu Liam in der kurzen Zeit gewandelt hatte. Wenn das, was dieser sagte, stimmte, dann würde es mehr als nur spannend werden, weiteres über diese Art von Außerirdischem zu erfahren.
„Nein, ich besitze eher ähnliche Fähigkeiten wie die Taelons, ich kann mich mit anderen auf die gleiche Weise verbinden, wie sie es tun oder Energietransfers durchführen. Ich verfüge darüber hinaus über Shaqarava, aber das ist auch schon alles!”
„Moment mal, das mit den Energietransfers verstehe ich noch, aber was bitte ist ein Sha....kaka.....Dingsda?” Angy sah Angis überrascht an, verwundert über sein plötzliches Interesse an ihrem Gast.
„Shaqarava? Es ist eine spezielle Energie, gespeichert in einem Organ, das früher auch die Taelons besaßen. Es kann zu Heilung ebenso wie zur Vernichtung genutzt werden. Für die Kimera ist es allerdings mehr als nur das - für die Kimera ist das Shaqarava die Erfüllung ihres eigenen Selbst!”
„Aha - und wo sitzt dieses Organ?”
Auf Angis' Frage hin hob Liam eine Hand und deutete auf einen winzigen Punkt in der offenen Handfläche. Als Angis etwas ungläubig darauf starrte, ließ der Halbkimera das Shaqarava aufleuchten. Angy trat vor Schreck einen Schritt zurück, aber Angis schien von dessen sanftem grünem Schein wie gefesselt zu sein.
„Cool!” war sein einziger Kommentar.
„Okay, ich glaube, das reicht für den Anfang. Angis, würdest du nun bitte eine Verbindung zu Da'an herstellen? Ich bin mir sicher, Liam wird später noch all deine Fragen beantworten”, meldete sich jetzt Angy zu Wort.
Der Angesprochene nickte und machte sich endlich daran, eine Verbindung zum Mutterschiff aufzubauen. Als es ihm gelungen war, dauerte es nicht lange, bis Da'an auf dem hinteren Bildschirm erschien. Liam war bewusst aus dem Blickfeld getreten und überließ Angy die Begrüßung.
„Miss Palmer! Was verschafft mir diese Ehre?” Da'an wirkte überrascht, aber er vermied es, nach der Art der Transmission zu fragen.
„Tut mir leid, dass ich Sie störe, Da'an, aber ich habe ein paar Neuigkeiten, die Sie interessieren dürften!”
Da'an zog eine imaginäre Augenbraue hoch. Was wollte ihm Angy so dringend mitteilen?
„Erinnern Sie sich noch an die Fragen, die ich Ihnen während meines Besuches gestellt hatte?”
Da'an nickte: „Ja, ich habe Ihnen alles über Liam erzählt!”
„Richtig! Ich habe nun die Arbeit meiner Urgroßmutter übernommen. Mit Erfolg!”
„Definieren Sie Erfolg!” Da'an schien sichtlich neugierig geworden zu sein.
Angy lächelte, nein, sie strahlte regelrecht, als sie Da'an das Ergebnis nannte:
„Da'an, hier ist jemand, der Sie gerne sehen möchte!”
Sie hob den Arm und Liam näherte sich ihr vorsichtig. Als er in Da'ans Sichtfeld erschien, weiteten sich dessen Augen.
„Liam?”
„Hallo Da'an, wir haben uns lange nicht gesehen!” Liam versuchte, seine Stimme entspannt klingen zu lassen, aber so ganz klappte das nicht.
„Zu lange! Wo sind Sie?”
Liam blickt zu Angy.
„Er befindet sich bei mir zu Hause, Da'an, und hier in der Nähe gibt es ein öffentliches ID-Portal. Wenn Sie uns bzw. Liam die richtige Kennung geben, kann er direkt zu Ihnen auf das Mutterschiff kommen!”
Da'an nickte und öffnete mit einer Handbewegung einen weiteren Kommunikationskanal.
„Ich schicke die entsprechenden Daten an Ihren Computer, der auch das Signal zu mir sendet!”
Angis zeigte mit gehobenem Daumen das Eingehen der Daten an.
„Ich freue mich auf Ihren Besuch, Miss Palmer!” Mit diesen Worten beendete Da'an die Verbindung.
Angy ging zu Angis an die Konsole und ließ sich von ihm die Daten auf ihr Global laden.
„Angis, kannst du mir einen Gefallen tun?”
„Ich passe auf Julie auf, während ihr weg seid,” sagte Angis sofort und nahm von ihr das Babyfon entgegen.
„Danke, du bist ein Schatz!”
Anschließend wandte sich Angy wieder an Liam.
„Wollen wir!?”
Zusammen verließen sie das Haus und machten sich auf den Weg zum Portal. Liam beobachtete ganz genau die Umgebung. Es hatte sich einiges verändert, es gab reichlich exotischen Pflanzen - überhaupt schien sich die Vegetation der Erde gewandelt zu haben. Alles wirkte viel grüner und einige Pflanzen wiesen sogar den für Taelons typischen lila Schimmer auf.
Sie hatten das Portal schnell erreicht. Angy gab die Daten ein. Noch während sie ihren Zielort verschlüsselte, fühlte Liam Unruhe in sich aufsteigen. Was würde ihn dort wohl erwarten? Die letzte halbe Stunde hatte sein Leben komplett durcheinander geworfen und damit musste er selbst erst einmal klar kommen.
In gleichen Augenblick beendete Angy ihre Eingaben und stellte sich neben Liam ins Portal. Kurz darauf trug die Energie sie beide fort.

 

 

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