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  „Wer ist Liam?” von Shaila   (Emailadresse siehe Autorenseite),   Oktober 2002
Mission Erde/Earth: Final Conflict gehören Tribune Entertainment Co., Lost Script Prod. Inc., Atlantis Films und VOX. Bitte veröffentlichen Sie diese Geschichte nicht ohne vorheriges Einverständnis der Autorin.
 
Thema:  Angy versucht, herauszufinden, wer Liam ist und was mit ihm geschehen ist
Zeitpunkt:  weit nach der Serie; Fortsetzung zu „Denk zurück!
Charaktere:  Da'an, Liam, Angy, Angis (La'han, Julie)
 

 

WER IST LIAM?

 

Teil 1
 

Seit dem Tod ihrer Urgroßmutter waren nun fast 4 Monate vergangen und trotzdem musste Angy noch dauernd an Renée denken.
Ihre Urgroßmutter war eine fantastische Frau gewesen und hatte ihr ganzes Leben den Menschen gewidmet. Sie hatte noch gekämpft, als viele schon aufgeben hatten.
Und eines wusste Angy: Ihre Urgroßmutter hatte nicht allein gekämpft. Sie hatte immer jemanden zur Seite gehabt - und dieser Jemand hieß Liam.
Renée hatte immer von diesem geheimnisvollen Liam erzählt, aber nirgendwo gab es Aufzeichnungen über ihn.
Er lebte unter dem Decknamen Liam Kincaid, da aber auch ein Colonel beim Militär diesen Namen trug, wusste Angy nicht, wo sie nach Informationen über den Companionbeschützer Liam Kincaid suchen sollte.
Angy hatte nur einen Anhaltspunkt, wie sie etwas über diesen geheimnisvollen Mann erfahren konnte.
Sie stand vor der Taelonbotschaft in Washington und war sich noch immer nicht ganz sicher, was sie eigentlich dorthin geführt hatte, aber sie wusste, dass sie hier vielleicht eine Antwort finden würde.
Angy fasste Mut und betrat die Botschaft.
Am Empfang wurde sie nach dem Grund ihres Erscheinens gefragt, und Angy bat um eine Audienz bei dem Vertreter der Taelons und Jaridians in der Botschaft.
Zu ihrem Glück wurde sie hinaufgebeten und ein junger Mann brachte sie in den Empfangsraum.
Angy kannte die Botschaft nur aus den Erzählungen ihrer Urgroßmutter oder aus den Nachrichten. Sie musste feststellen, dass die Räume mehr als nur faszinierend waren.
Das lilafarbene Gewebe der Taelons verschmolz mit den grünen Farben der Jaridians.
Für das menschliche Auge war es einfach nur wunderschön.
„Sie hatten um ein Treffen gebeten?” Eine sanfte Stimme holte Angy aus ihrem Staunen heraus.
Angy wirbelte um die eigene Achse und blickte dem vor ihr stehenden Taelon ins Gesicht.
„Ja. Mein Name ist Angy Palmer, und ich bin hier, um etwas über den Aufenthaltsort eines Taelons namens Da'an zu erfahren!”
Die Augen des Taelons hatten einen für Angy nicht deutbaren Ausdruck.
„Verraten Sie mir den Grund, warum Sie sich für Da'an interessieren?”
„Das mache ich gern, sobald ich den Namen meines Gegenüber kenne!”
Der Taelon lächelte. Er schien schon ziemlich lange auf der Erde zu sein und hatte deshalb wohl vergessen, seinen Namen zu nennen.
„Verzeihen Sie mir, Miss Palmer, die meisten Menschen kennen mich durch die Medien oder durch Erzählungen. Ich bin La'han, derzeitiger Companion für Nordamerika und Da'ans Nachfolger!”

„Sehr erfreut. Nun zu Ihrer Frage: Ich forsche derzeit etwas in der Vergangenheit. In ein paar Monaten findet die Feier zum neunzigsten Jahrestag der Vereinigung der Rassen statt, und ich möchte Da'an gerne als Ehrengast gewinnen.”
Angy war über ihre eigenen Ausführungen erstaunt. Die ganze Zeit hatte sie darüber nachgedacht, was sie für einen Grund nennen könnte, um zu Da'an zu gelangen, und ihr war nichts Glaubhaftes eingefallen. Und nun stand sie vor diesem Taelon und die Worte sprudelten förmlich aus ihrem Mund, ohne dass sie überlegen musste. Allerdings fragte sie sich innerlich, ob La'han ihr ihre Geschichte auch glaubte, aber offensichtlich tat er es, denn er bot ihr an, sich von seinem Terminal aus mit Da'an in Verbindung zu setzen.
„Ich kann Ihnen aber nicht versprechen, dass Sie Da'an erreichen. Immerhin ist er einer der alten Taelons und hat einen ziemlich vollen Terminkalender!”
„Ich danke Ihnen trotzdem für den Versuch, La'han!”
Der Taelon wandte Angy den Rücken zu und öffnete einen Datenstrom. Er sprach zuerst mit einem anderen Companion auf der Mondstation, und kurz darauf erschien tatsächlich Da'an im Projektionsfeld.
Angy blickte ehrfürchtig zu ihm auf. Diesem Taelon war es mit zu verdanken, dass Menschen, Taelons und Jaridians heute in einer friedlichen Allianz zusammen leben konnten.
„Ich grüße dich, Da'an”, begann La'han.
„Ich grüße dich ebenfalls, La'han. Was ist der Grund deines Anrufes?”
La'han trat ein Stück beiseite und gab den Blick auf Angy frei.
„Diese junge Dame würde gerne mit dir reden.” La'han blickte zu Angy und bedeutete ihr, näher zu treten.
Da'an schaute Angy mit großem Interesse an.
„Seien Sie gegrüßt! Mit wem habe ich die Ehre?”
„Ich bin Angy Palmer!”
Bei dem Namen „Palmer” schienen Da'ans Augen aufzuleuchten.
„Wie kann ich Ihnen helfen, Miss Palmer?”
„Nun, ich wollte etwas wegen der Feier zum neunzigsten Jahrestag der Vereinigung der Rassen mit Ihnen besprechen und ...”
„Und Sie haben darüber hinaus noch ein privates Anliegen”, beendete Da'an Angys Satz. Diese nickte zustimmend.
„Wenn Sie möchten, werde ich Sie sofort empfangen. La'han kann Ihnen das nötige Transportmittel zur Verfügung stellen.”
Angy schrie innerlich vor Freude. Heute Morgen hatte sie noch geglaubt, ihr Vorhaben würde scheitern, aber nun war sie schon so weit gekommen, da konnte einfach nichts mehr schief gehen.
„Dafür wäre ich Ihnen sehr zu Dank verpflichtet”, antwortete sie mit einer leichten Verbeugung.
„Dann sehen wir uns in wenigen Minuten. La'han, wenn ich dich darum bitten darf ...”
La'han nickte und daraufhin beendete Da'an die Verbindung.
„Folgen Sie mir bitte”, forderte La'han Angy auf.
La'han führte sie zu einem Portal. Diese waren im Laufe der Zeit erheblich verbessert worden, und nun konnte man fast unendliche Entfernungen mit ihnen zurücklegen.
„Ich wünsche Ihnen alles gute, Miss Palmer”, sagte La'han noch, bevor Angy von der Energie des Portals erfasst und davongetragen wurde.

Angy fand sich unter einer Kuppel aus virtuellem Glas wieder. Über ihr funkelten die Sterne des Alls.
„Ich bin erfreut, Ihnen einmal persönlich zu begegnen, Miss Palmer.”
Da'ans Stimme war sehr sanft und nahm Angy schon einen Großteil ihrer Nervosität.
„Ich freue mich ebenfalls”, erwiderte sie mit trockenem Mund. Es war für sie mehr als nur eine Ehre, einem solch berühmten und sanften Wesen gegenüberzustehen.
„Folgen Sie mir bitte!”
Angy tat, wie ihr geheißen, und folgte dem Taelon in einen anliegenden Raum. Offenbar waren dies seine privaten Gemächer.
Das Herz hämmerte ihr in der Brust und dann entdeckte sie etwas, das es beinahe zerspringen ließ.
In einem von Da'ans Räumen hing ein Bild, das ihre Urgroßmutter zusammen mit Da'an und dem geheimnisvollen Liam zeigte.
„Renée Palmer war eine beeindruckende Frau.”
Angy fuhr zusammen. Sie war so auf das Bild fixiert gewesen, dass sie gar nicht bemerkt hatte, dass Da'an an sie herangetreten war.
„Ja, damit liegen Sie wohl richtig!”
Angy senkte den Kopf. Konnte sie riskieren, Da'an direkt anzusprechen? Ihre Urgroßmutter hatte wenig, aber gut über ihn gesprochen.
Nach wenigen Sekunden beschloss sie, alles auf eine Karte zu setzen.
„Da'an, es gibt eigentlich einen anderen Grund, warum ich mit Ihnen sprechen wollte.”
Seltsamerweise sagte Da'an dazu nichts, sondern lächelte nur verständnisvoll.
„Jemand, der den Namen Palmer trägt, ist immer für eine Überraschung gut. Bitte, erläutern Sie mir doch Ihr Anliegen!”
Angy freute sich innerlich, dass Da'an ihr die Situation nicht weiter erschwerte.
„Nun, meine Urgroßmutter hat immer von jemandem aus ihrer Vergangenheit erzählt. Er war beim damaligen Widerstand und hat Großes für die Taelons, Menschen und Jaridians geleistet. Da ich jedoch in keiner Datenbank einen Eintrag über diesen geheimnisvollen Mann gefunden habe, habe ich ihr das nie geglaubt, bis ...”, - Angy durchstöberte ihre Tasche - „... bis ich das hier fand.”
Sie reichte Da'an das Foto von Liam.
Dieser nahm das Bild entgegen und lächelte, wehmütig und erfreut zugleich.
„Ich hoffe, ich wecke damit keine unangenehmen Erinnerungen, aber wenn dieser Mann wirklich so stark an der Vereinigung der Rassen beteiligt war, dann verdient auch er eine Ehrung für seine Leistungen. Für mich ist es wichtig, zu erfahren, wer er war und wie er zu meiner Urgroßmutter stand. Ich habe ihr diese Geschichten über Liam nie geglaubt, und als sie dann auch noch berichtete, dass er angeblich zum Teil außerirdisch war, da habe ich das alles endgültig für ein Hirngespinst gehalten.”
„Und wie kamen Sie zu der Annahme, es sei ein Hirngespinst?”
Angy blickte Da'an etwas verwirrt an. Mit solch einer Frage hatte sie nun wirklich nicht gerechnet.
„Na ja, ein Wesen, teils Mensch und teils außerirdisch, vereinigt die Rassen, das klingt doch ein wenig weit hergeholt.
Außerdem war meine Urgroßmutter schon sehr alt, als sie mir das erzählte, und da war ich mir nicht ganz sicher, an was sie sich wirklich noch erinnern konnte.” Zu Angys eigenem Erstaunen stotterte sie bei dieser Antwort, aber Da'an schien es gelassen zu nehmen.
„Dann sollten Sie wohl Ihre Meinung ändern, denn genau so ist es gewesen!”
Angy machte große Augen, als Da'an ihr einen Stuhl zuwies.
„Wenn Sie möchten, werde ich Ihnen die Ereignisse von damals schildern ...”
„Dafür wäre ich Ihnen sehr dankbar!”
Der Taelon lächelte zustimmend, und als Angy sich vor ihm niedergelassen hatte, begann er zu erzählen:

„Drei Jahre, bevor die Vereinigung der Rassen stattfand, wurde von einer Companionbeschützerin ein kleiner Junge zu Welt gebracht. Sie war von einem Außerirdischen namens Ha'gel, der zur Rasse der Kimera gehörte, geschwängert worden.
Der Junge wuchs innerhalb einer Stunde zur vollen Größe heran und nannte sich selbst Liam.
Leider war das auch der Tag, als mein erster Beschützer sein Leben verlor.”
„Commander Boone”, flüsterte Angy und Da'an nickte.
„Fast zur gleichen Zeit wurde eine Sonde der Jaridians auf der Erde aktiv. Diese war darauf programmiert, alle Taelons zu vernichten.
Auf der Beerdigung von Commander Boone griff diese Sonde in Gestalt eines Replikanten an und tötete den damaligen Führer der Synode Quo'on.
Liam befand sich, getarnt, ebenfalls auf der Beerdigung und rettete mir das Leben.
Er gab sich als ein Freund von Boone aus und so nahm ich ihn in meine Dienste als neuen Beschützer.
Als er mich das zweite Mal vor dem Replikanten rettete, erfuhr ich von seiner außerirdischen Herkunft, aber ich verriet ihn nicht, im Gegenteil - ich stand ihm mit Rat zur Seite. Immerhin war er der erste Mischling dieser Art, und da konnte niemand so genau sagen, zu was er alles im Stande war.
Über ein Jahr lang hatten wir eine enge und schöne Freundschaft, doch dann habe ich einen Fehler gemacht. Ich wusste um seine Mitgliedschaft im Widerstand - und habe ihn verraten, um das Vertrauen von Zo'or wiederzuerlangen. Und wegen dieser recht unüberlegten Handlung hatte ich damit das Vertrauen von Liam verloren.
Zwei weitere Jahre stand er noch in meinen Diensten. Er erfüllte seine Pflicht, aber es war nie mehr so wie zu Beginn, er misstraute mir ständig und hinterfragte alles, was ich tat.
Schließlich kam es zum letzten großen Kampf mit den Jaridians, die Details darüber können Sie ja nachlesen.
Was allerdings niemand weiß, und Sie sind das erste menschliche Wesen, das erfährt, wie es zu dem plötzlichen Frieden zwischen Taelons, Jaridians und Menschen kam.”
Angy wurde hellhörig.
„Am Tag der Wintersonnenwende befand ich mich mit Zo'or auf der Mondbasis. Er hatte befohlen die Erde zu verlassen und die Menschen ihrem Schicksal auszuliefern. Ich sprach mich dagegen aus, aber noch während wir darüber diskutierten, fielen die Jaridians auf der Mondbasis ein und hatten uns schnell überwältigt.
Rejak, einer ihrer Anführer, drohte uns damit, alle Taelons und auch die Menschen zu vernichten.
Da geschah etwas, das niemand von uns erwartet hatte.
Ein helles Licht tauchte auf der Basis auf und der angeblich verstorbene Kimera Ha'gel erschien uns.
Er informierte uns darüber, dass keine Rasse für sich allein weiter existieren könnte, nur wenn sich die Taelons mit den Jaridians und den Menschen vereinten, würden alle überleben.
Rejak fragte Ha'gel, wie das möglich sein sollte, und er antwortete, dass sein Sohn die Fähigkeiten dazu hätte.
Zo'or und Rejak fragten, wer denn Ha'gels Sohn sei, aber darauf antwortete er ihnen nicht, sondern verschwand wieder.
Ich informierte Zo'or darüber, dass Liam der Nachkomme des Kimera war.
Er wollte sofort nach ihm suchen lassen, aber ich konnte ihn und Rejak davon überzeugen, dass Liam von allein kommen würde, und das tat er auch.
Nur wenige Stunden nach Ha'gels Erscheinen fand er sich auf der Mondstation ein.
Er berichtete, dass sein Vater auch ihm erschienen war und er dessen Wunsch erfüllen würde, die Rassen zu vereinen.
Ich selbst und Rejak waren hocherfreut, doch Zo'or schien diese Option nicht zu gefallen.
Wir ahnten nichts von seinem Vorhaben.
Liam forderte Rejak und Zo'or auf, sich mit ihm zu verbinden. Da sich Zo'or verweigerte, trat ich an seine Stelle.
Kaum hatten wir Liam berührt, spürte ich, wie ein Teil seines menschlichen Selbstes und ein Teil von Rejak zu mir überwechselte, Rejak erhielt einen Teil von Liam und einen Teil von mir.
Wir wurden von einem gleißenden Licht umschlossen, und zum ersten Mal fühlte ich wirklich, wie es um die Jaridians stand ... Rejak ging es umgekehrt genauso.
Dieser Austausch miteinander verband unsere Rassen auf einer tiefen Ebene, und es brachte uns wieder, was uns verloren gegangen war.
Wir Taelons erhielten unsere Emotionen zurück ...
Ha'gels Sohn hatte diese Anstrengung viel Kraft gekostet, er brach nach Beendigung seiner Aufgabe zusammen. Rejak fing ihn auf und trug ihn aus dem Raum.
Wir brachten Liam zur Krankenstation und gaben ihn in die Obhut von Mit'gai, anschließend traten wir vor unsere Völker und verkündeten, was geschehen war.
Alle Taelons und Jaridians hatten die Vereinigung gespürt, und fast alle begrüßten dieses Neue.
Noch während ich mit Rejak unsere gemeinsame Zukunft besprach, stieß Ihre Urgroßmutter als Vertreterin der Menschen zu uns. Wir besiegelten unsere Freundschaft und wollten gerade mit einer konkreten Planung beginnen, als mich ein Ruf von Mit'gai ereilte.
Er berichtete, Zo'or verhielte sich sehr merkwürdig, und forderte uns auf, zu ihm zu kommen.
Als wir ankamen, war es bereits zu spät. Wir konnten nur noch beobachten, wie Liam in einem hellem Lichtstrahl, welcher von Zo'or ausging, verschwand.
Zo'or schrie voller Wut, wie sehr er die Menschen hasse, und wollte auch auf Renée losgehen. Rejak überwältigte ihn jedoch und wir mussten ihn einsperren.
Niemand ist sich im Klaren darüber, weshalb Zo'ors Geist einen solchen Schaden genommen hat, deshalb bleibt er bis auf Weiteres in Sicherheitsverwahrung.
Wir kamen zu dem Schluss, dass es das Vertrauen der Menschen in uns gefährlich verringern könnte, wenn diese davon erführen, dass ausgerechnet ihr Retter zum Opfer wurde, und kamen überein, alle Daten über Liam zu vernichten. Ihre Urgroßmutter war anfangs dagegen, aber sie stimmte letztendlich zu, wenn auch mit schwerem Herzen.”
„Aber wie konnten Sie all das verheimlichen? Überlegen Sie doch nur, was geschieht, wenn die Menschen das heute erfahren - das würde alles noch schlimmer machen”, Angy war trotz dieser Enthüllungen sehr ruhig geblieben.
„Das ist mir durchaus klar, Miss Palmer, deshalb muss ich Sie auch inständig darum bitten, das, was Sie hier heute erfahren haben, für sich zu behalten!” Da'an verlieh seinen Worten mit einer energischen Handbewegung Nachdruck.

„Aber was genau mit Liam passiert ist, wissen Sie nicht?”
Der Taelon sah überrascht auf.
„Nein, das wissen wir nicht. Wir nahmen an, dass Zo'or ihn irgendwie aufgelöst hatte, denn es gab absolut keine Spuren von ihm.”
„Und Sie haben nicht versucht, zu erfahren, was Zo'or genau mit ihm getan hat?”
„Natürlich habe ich das. Ich habe zusammen mit Ihrer Urgroßmutter jahrelang versucht, herauszufinden , was wirklich geschehen war, aber es ist uns leider nicht gelungen, und so gaben wir es irgendwann auf.”
Angy blickte Da'an lange an.
„Ihre Urgroßmutter hat über lange Zeit noch allein geforscht, aber ich weiß leider nicht, ob sie zu irgendwelchen Ergebnissen gekommen ist. Vielleicht finden Sie in ihren Aufzeichnungen etwas, das Ihnen weiterhilft.”
„Das werde ich tun - und ich werde Ihre Geschichte für mich behalten. Ich danke Ihnen dafür, dass Sie mir all das anvertraut haben.”
Da'an nickte, und Angy stand auf, um zu gehen. Kurz, bevor sie den Ausgang erreichte, wandte sich der Taelon noch einmal an sie.
„Miss Palmer, ich würde mich freuen, zu Ihrer Veranstaltung zu kommen!”
Angy lächelte und verließ ihn.
Sie wurde von einem jungen Freiwilligem zu einem Portal geführt und fand sich wenige Augenblicke später in Washington wieder.
„Ich hoffe, Ihre Unterredung mit Da'an war erfolgreich”, wurde sie von La'han begrüßt.
„Ja, das war sie - und ich danke Ihnen für Ihre Hilfe.” Angy verbeugte sich leicht vor La'han und verließ anschließend die Botschaft.


Wieder zu Hause, nahm Angy ihre kleine Tochter Julie auf den Arm und ging langsam mit ihr durch das leere Haus.
So sehr sie auch die Augen offen hielt, sie konnte nichts in den Aufzeichnungen ihrer Urgroßmutter finden, das irgendwie auf die Suche nach Liam hinwies.
In dem Raum im Erdgeschoß, den sie mehr oder weniger als Abstellkammer benutzte, setzte sie die Kleine schließlich ab und hockte sich resigniert auf den Boden.
Julie krabbelte lebhaft herum, fand einen ihrer Bälle hinter dem an die Wand gelehntem Bügelbrett und versetzte ihn in Bewegung. Er rollte davon, sie robbte ihm vergnügt hinterher.
Angy lächelte. Sie wünschte sich, Renée wäre hier und könnte ebenfalls ihrer Ururenkelin zusehen.
Plötzlich hatte sie ihre Tochter aus den Augen verloren.
„Julie?”
Sie hörte sie nicht mehr und sprang panisch auf. ”JULIE!”
Ihre Augen suchten den Raum nach der Kleinen ab, aber da war niemand mehr außer ihr selbst.
Plötzlich entdeckte sie einen schmalen Spalt in der Wand. Julies Ball lag davor.
„Julie?”
Angy tastet vorsichtig den Spalt ab. Sie berührte ein kleine Vertiefung in Bodennähe - und mit einem Mal öffnete sich vor ihr die Wand.
Erstaunt blickte Angy in einen schmalen Gang. Sie zögerte zunächst, ihn zu betreten, aber dann hörte sie das Lachen ihrer Tochter - und rannte los.
Sie fand Julie am Ende des Ganges in einem großen Raum. Mehrere Computer und andere Geräte, deren Zweck sie nicht kannte, befanden sich dort an den Wänden.
In der Mitte hing eine leuchtende Kugel an der Decke, und als Angy näher trat, aktivierte sich ein Hologramm in Form ihrer Urgroßmutter, allerdings noch in wesentlich jüngerer Gestalt.
„Identifizieren Sie sich!”
„Mein Name ist Angy Palmer!” Angy nahm schnell ihre Tochter auf den Arm und starrte das Hologramm an.
„Ihr Name ist nicht bei den Autorisierten verzeichnet. Ich muss Sie darüber informieren, dass Renée darüber in Kenntnis gesetzt wird. Bitte verlassen Sie unverzüglich dieses Labor.”
Erschrocken über die Härte in der Stimme des Hologramms, wich Angy ein paar Schritte zurück, sie spielte schon mit dem Gedanken, einfach fortzulaufen, überlegte es sich jedoch anders und trat noch einmal auf das Hologramm zu.
„Haben Sie meine Warnung nicht verstanden? Sie sollen dieses Labor unverzüglich verlassen!”
Angy hob die Hand, um das Hologramm zum Schweigen zu bringen.
„Wann waren Sie das letzte Mal aktiv?”
Etwas überrascht über diese Frage verzog die holografische Renée kurz das Gesicht. Wer immer sie programmiert hatte, derjenige hatte verdammt gute Arbeit geleistet.
„Meine letzte Aktivierung liegt jetzt 11 Jahre, 7 Stunden und 34 Minuten zurück.”
„Dann wissen Sie nicht, dass Renée Palmer seit über 6 Monaten tot ist ... Verfügen Sie für diesen Fall nicht über eine spezielle Programmierung?”
Das Hologramm trat etwas zurück und legte den Kopf leicht zur Seite; es machte den Eindruck, als würde es über diese Information nachdenken; und tatsächlich durchsuchte das Hologramm jedes seiner Programme für diese Eventualität.
„Im Falle ihres Ablebens hat Renée alle Befehlsgewalt an ihre Urenkelin übertragen. Sollte diese hier weiterforschen, so soll ich sie über alles instruieren.”
„Nun, dann würde ich sagen, dass wir von vorn anfangen ... Also, ich bin Angy Palmer, die Urenkelin von Renée.”
Das Hologramm wirkte verwirrt.
„Das kann jeder behaupten. Dieser Befehl von Renée existiert zwar, aber es wurde nie ein Name vermerkt.”
Diesmal blieb Angy ruhig. „Dann überprüfen Sie doch mein DNS-Profil, um sich Sicherheit zu verschaffen!”
Das Hologramm dachte kurz über diese Möglichkeit nach und stimmte zu. Es dauerte nicht lang, und Angys DNS bestätigte ihre Aussage.
„Ich muss mich wohl bei Ihnen entschuldigen ... Willkommen in Forschungslabor 3.”
„Also, was ist der genaue Zweck dieser Einrichtung?” Angy blickte das Hologramm mit etwas Wehmut an, ihre Großmutter war eine hinreißende Frau gewesen, und genau in der Blüte ihrer Jahre musste dieses Hologramm entstanden sein.
„Wie Sie vielleicht wissen, beschäftigte sich Renée noch lange mit der Suche nach Liam Kincaid, und genau für diese Suche hat sie dieses Labor errichtet.”
Angy hatte Julie wieder hochgenommen und wiegte sie in ihren Armen hin und her. Die Kleine war während des Gesprächs eingeschlafen.
Langsam drehte sie sich um die eigene Achse und blickte sich genau um. Der Zustand des Labors war einwandfrei, auch wenn einige der Geräte etwas veraltet schienen.
„Ich würde gerne die letzten gewonnen Daten einsehen. Wenn sich daraus etwas Brauchbares ergibt, dann rüsten wir das Labor auf und führen Renées Arbeit weiter!”
„Sie sind wirklich ganz ihre Urenkelin!”
Angy sah das Hologramm überrascht an.
„Die gleiche Entschlusskraft, das gleiche Feuer”, bemerkte das Hologramm auf ihren Blick hin. anschließend wandte es sich einem Terminal zu und aktivierte die Computer, kurz darauf richtete es seine Aufmerksamkeit wieder auf Angy.
„Ich habe die letzten Daten auf dieses Global übertragen, dann können Sie sie in Ruhe durchsehen.”
Vorsichtig nahm Angy das Global entgegen, bedankte sich bei dem Hologramm und verließ langsam das Labor. Im Wohnzimmer legte sie das kleine Gerät behutsam auf den schmalen hochbeinigen Tisch neben der Tür, auf dem sie immer einen Strauß Blumen stehen hatte.
Sie brachte Julie in ihr Bett und beobachtete sie noch eine Zeit lang.
Innerlich ärgerte sie sich darüber, dass das Kind ohne Vater aufwuchs, aber ihr Verlobter Julian Andrio hatte sie kurz vor der Hochzeit verlassen und schaute nur selten nach seiner Tochter.
Nur schwer gelang es Angy, sich wieder auf die Gegenwart zu konzentrieren und die Vergangenheit ruhen zu lassen.
Sie ging ins Wohnzimmer und starrte aus dem Fenster. Irgendwann später fiel ihr Blick wieder auf das Global.
Sie nahm es vom Tisch und betrachtete es, es war wie die Einrichtung des Labors um einige Jahre veraltet, vermutlich hatte Renée selbst noch mit diesem Ding gearbeitet, aber irgendwie gefiel ihr dieses Gerät.
Es war nicht ganz so klein wie die neuen Modelle, und so konnte man es schwerer verlieren, und die Funktionen waren für ihre Ansprüche ausreichend.

Anstatt über diese Technik weiter zu sinnieren, öffnete sie schließlich das Global und studierte die gespeicherten Daten.
Ohne das sie es richtig wahrnahm, waren fast drei Stunden vergangen, als sie wieder von dem Gerät aufsah.
Sie stand kurz davor ... Was hat sie davon abgehalten, ihre Arbeit zu Ende zu bringen?
Angy ging die Daten wieder und wieder durch, und jedes Mal kam sie zu der Ansicht, dass ihre Urgroßmutter kurz vor dem Erfolg gestanden hatte.
Urgroßmutter, ich weiß nicht, ob du in meiner Nähe bist, aber eines verspreche ich dir: Ich bringe deine Arbeit zu Ende und finde heraus, was mit Liam geschehen ist!
Nachdem sich dieser Gedanke in ihr festgesetzt hatte, sprang sie auf und holte sich schnell ihr eigenes Global.
„Geh schon ran”, flüsterte sie vor sich hin, als sich am anderen Ende der Leitung nichts rührte.
Aber dann erhellte sich der kleine Schirm und das etwas verschlafene Gesicht eines Mannes erschien.
„Wehe, wenn das nicht wichtig ist - ich habe einen tierischen Kater!”
„Hallo, Angis, du siehst gar nicht gut aus”, begrüßte Angy den Mann. Daraufhin erhellte sich dessen Züge.
„Oh, hallo, Angy. Du hast lange nichts mehr von dir hören lassen und du siehst immer noch so bezaubernd aus wie an dem Tag, an dem ich dich kennen gelernt habe.” Man konnte seine Freude über Angys Anruf hören.
„Ich war sehr beschäftigt, und leider ist dies auch kein Höflichkeitsanruf”, Angys Miene wurde etwas traurig.
Angis lächelte: „Das hätte ich mir schon denken können, aber wenigstens weißt du genau, wer deine Freunde sind. Wie kann ich dir helfen?”
Angy lächelte. Angis war ein langjähriger Freund von ihr und er hatte immer zu ihr gestanden. Außerdem war er der beste Computerhacker, den sie kannte.
„Ich brauche die neueste Computer- und Labortechnik. Wie schnell kannst du so etwas besorgen?”
Angis verzog das Gesicht.
„Darf ich fragen, wozu du das brauchst?”
Angy überlegte einen Augenblick. Sie hatte Angis immer vertrauen können, dann konnte sie es auch jetzt.
„Wie schnell kannst du hier sein? Dann zeige ich dir, wofür ich es brauche!”
Angis grinste: „Ich kann in zehn Minuten da sein!”
„Geht in Ordnung, ich warte - und Angis ............. Danke!”
Dieser lächelte und beendete die Verbindung.

 

 

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