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  „Die große Stunde der Taelons” von Rob   (Emailadresse siehe Autorenseite),   Februar 2003
Disclaimer: Alle E:FC-Charaktere gehören Gene Roddenberry und Tribune Entertainment. Bitte veröffentlichen Sie diese Geschichte nicht ohne vorheriges Einverständnis des Autors.
 
Thema:  Die Begegnung mit einem 15jährigen Jungen verändert Liams Leben grundlegend.
Charaktere:  Harmon, Liam Kincaid, Augur, Renee Palmer, Sandoval, Tate und Ni'is
 
Für Interessierte gibt es hier weitere Infos über Harmon.
 

 

DIE GROSSE STUNDE DER TAELONS

 

Teil 4


Am nächsten Morgen

Liam hatte sich nach dem Frühstück Harmon geschnappt und war dann mit ihm auf dem Arm zurück zu Augur in die Untergrundlabore gegangen.
„Hey,” begrüßte sie das Computergenie fröhlich.
Harmon sah ihn nur an.
„Morgen Augur,” grüßte Liam seinen Freund.
„Hier, dass hab' ich für dich gefunden,” er reichte Harmon ein kleines Kuscheltier.
Der Junge besah es sich von allen Seiten und nahm es dann an.
„Danke,” Liam grinste Augur glücklich darüber, dass sich seine Gedanken über seinen besten Freund nicht bestätigt hatten, an.
„Das lag hier nur rum, da hab' ich sofort an dich gedacht,” er lächelte Harmon aufmunternd an.
Liam setzte Harmon wieder auf den Stuhl, der unter der Energiedusche stand, und ging dann wieder zum Computer zurück.
„Hey, kann ich dich mal was fragen?”, Liam sprach leiser, damit Harmon nicht mithören konnte.
„Ja, schieß los,” forderte Augur ihn auf.
„Ich wollte dich fragen, weil du doch ein bisschen Ahnung über Kinder hast, dass du mir da ein paar Tips geben kannst.”
„Oh, auf so ein ernstes Gespräch habe ich schon gewartet,” stöhnte Augur, meinte es aber gar nicht so.
„Augur, kannst du mir nun helfen oder nicht?”, fragte Liam leicht genervt.
„Hm, ja als erstes solltest du....”, begann Augur ihm zu erzählen.

Harmon sah den beiden aufmerksam zu, als verstünde er jedes einzelne Wort, dass zwischen Augur und Liam gewechselt wurde.

„... das war's eigentlich schon, was ich über Kindererziehung weiß,” damit endete sein wertvoller Vortrag über dieses Thema.
„Puh, so wenig es auch ist, einiges muss ich da anscheinend doch sehr beachten,” stöhnte Liam.
Aber er hatte Harmon wirklich gern und wollte ihm helfen, so gut es ihm eben gelang. Der Kleine lag ihm sehr am Herzen, obwohl er das Kleinkind ja erst kurz kannte.
<...Sie sind so unwissend! Wir müssen hier so schnell wie möglich verschwinden. Haben Sie nicht mitbekommen, dass die uns gar nichts zum Essen gebracht haben? Die wollen uns entweder ausquetschen oder umbringen,> kam Sandovals genervte Bemerkung aus einem der Lautsprecher.
Erst sahen sich die beiden Männer nur verdutzt an. Dann mussten sie prusten vor Lachen. Die schienen nun wirklich zu glauben, dass sie sie umbringen wollten!
„Was habe ich denn nun schon wieder verpasst?”, fragte Renee, die gerade den Raum betreten hatte und dadurch noch nicht mitbekommen hatte was die Gefangen schon wieder machten.
„Och, Sandoval und Tate werden immer schlauer,” Augur versuchte bei dieser Meldung ruhig zu bleiben.
„Achso, lassen Sie mal sehen,” forderte sie das Computergenie auf.
Augur trat einen Schritt zur Seite.
Als sich Liam mal wieder zur Sicherheit zu Harmon umdrehte, schien dieser alles aus sicherer Entfernung ansehen zu wollen. Es machte ihm Angst, dass er Stimmen hörte, aber nicht wusste, wo sie herkamen. Er konnte einfach niemanden dazu sehen. Trotzdem blieb er aber brav auf seinem Platz sitzen.
Langsam ging er auf den Jungen zu, um ihm zu zeigen, was da vor sich ging. Er reichte Harmon seine Hand, die der Kleine auch sofort ergriff. An der Hand führte er ihn an die Computerkonsole. Nachdem sie angekommen waren, hob Liam ihn hoch und zeigte wortlos auf den Bildschirm.
Ungläubig sah der Junge erst Liam, den Monitor und dann wieder Liam an. Aber nach einem Moment schien er die Zusammenhänge zu verstehen.
Erschrocken über die beiden Gesichter, die jetzt den Bildschirm ausfüllten, drehte er sich zu Liam um.
„Hey, du brauchst keine Angst zu haben. Da wo sie jetzt sind, sind sie total ungefährlich, Kleiner,” versuchte Liam ihn zu beruhigen.
Daraufhin sah Harmon ihn direkt an. So als wolle er fragen: Bist du dir da auch wirklich sicher?
Liam nickte, er hatte die Frage verstanden und strich ihm über Kopf.
Harmon wusste nicht wieso, aber er hatte Angst vor den Menschen, die nach der Aussage von Liam völlig Ungefährlich sein sollten. So richtig konnte er das nicht glauben. Er wollte lieber seinen Gefühlen trauen.
„Liam hat recht und wenn sie dir wirklich etwas tun wollen, dann werden wir drei ihnen viel mehr weh tun,” versprach Augur.
„Ja,” erwiderte Renee entschlossen.
Harmon sah alle der Reihe nach an. Diesmal schienen auch seine kleinen blau-grauen Augen an glücklich zu funkeln.
Trotz der gutgemeinten Zusprüche merkte Liam, dass der Kleine immer noch Angst hatte und brachte ihm zu seinem Stuhl zurück, wo immer noch sein neues Kuscheltier saß. Er hielt es Liam hin.
„Und wie wirst du deinen neuen Freund nennen?”, fragte der Ältere neugierig.
„Harm,” antwortete der Junge leise.
„Das geht doch nicht, so heißt du doch schon,” meinte Liam kopfschüttelnd.”Wie wäre es mit Bubba,” das hatte er aus einer alten TV-Serie.”Aber sag mir doch mal, seit wann sprichst du denn?”
Harmon zuckte mit den Schultern und sah Liam dabei mit einem Hundeblick an.
„Okay, kannst du Daddy sagen?”
„Daddy,” wiederholte der Junge.
Von dem kleinen Gespräch zwischen Harmon und Liam angelockt, traten Augur und Renee vorsichtig näher.
„Cool, er kann sprechen,” meinte Augur und war aus dem Häuschen.
Drei Blicke trafen ihn.
„Okay, kannst du auch Onkel Augur sagen?”, ließ er sich von Liams und Renees Blick nicht abschrecken.
„On... Onkel Auga,” versuchte es der Kleine.
„Hey, fast richtig. Augur,” verbesserte ihn der Mann mit der seltsamen Brille.
„Kann ich euch kurz sprechen?”, fragte Liam und sah Harmon voller Stolz an.
Die beiden angesprochenen nickten und folgten Liam.
„Liam, ich dachte doch nur, wenn er sprechen kann, dann...”, begann Augur entschuldigend.
„Nein, das war es nicht, warum ich euch sprechen wollte,” unterbrach Liam seinen Freund.
„Nicht?”
Liam schüttelte den Kopf.
„Noch mal, was ich euch sagen wollte ist, dass ich mich bei euch dafür entschuldigen möchte, falls ich euch vernachlässigt haben sollte. Aber ich möchte euch beide um zwei Sachen bitten.”
„Und die wären?”, fragte Renee.
„Also, Nummer eins wäre, könntet ihr mir für den Kleinen einen Ausweis machen? Und Nummer zwei wäre, wenn mir etwas passieren sollte, könntet ihr euch dann vielleicht um Harmon kümmern?”
„Aber was sollte Ihnen denn passieren?”, fragte Renee besorgt und wusste nicht, was sie davon halten sollte.
„Weiß ich ja nicht, aber was ist wenn?”
„Ja, Sie können sich da voll und ganz auf uns verlassen.”
„Ja,” pflichtete Augur ihr bei.”Und um den Ausweis werde ich mich auch so schnell ich kann kümmern,” erklärte Augur.
„Hey, Sie können sich wirklich auf uns verlassen.”
„Danke, ich hatte schon Angst, dass ihr Harmon vielleicht nicht mögen könntet,” sprach Liam ehrlich seine Besorgnis aus.
„Liam, eigentlich müsstest du uns besser kennen,” meinte Augur belehrend.
Der junge Mann sah seinen Freund verlegen an.
„Okay, ich werde mich jetzt um seinen Ausweis kümmern,” schlug das Computergenie vor und wandte sich der Computerkonsole zu.
Liam ging derweil wieder zu Harmon. Vielleicht konnte er ja noch etwas aus ihm herausbekommen?
Renee sah sich um. Was sollte sie tun? Alle hatten etwas zu machen. Sie fühlte sich mal wieder einsam. Augur hatte seine Computer und Liam Harmon. Aber wen hatte sie?

„Hey, was guckst du so?”, fragte Liam, als Harmon ihn kaum aus den Augen gelassen hatte.
Der Junge jedoch zuckte nur mit den Schultern.
„Daddy, wo ist meine Mommy?”, fragte er nach einem Moment.
„Tja,” hilflos sah sich der *Erwachsene* nach einem Helfer um.
Harmons forschender Blick ließ ihn nicht los.
<Wie soll ich ihm das nur erklären?>, überlegte er dann.
„Äh, um ehrlich zu sein, ich weiß es nicht,” antwortete er wahrheitsgemäß. Hatte Harmon überhaupt eine Mutter? Er wusste es ja nicht einmal.
„Hey, wollen wir nicht etwas spielen gehen?”, holte Renee ihn aus dieser misslichen Lage.
Einen Moment schien der Angesprochene zu überlegen.
Dann nickte er und Renee hielt ihm die Hand hin, er klammerte sich aber an sein Kuscheltier. Renee war nicht enttäuscht, dass er ihre Hand nicht nahm, sie konnte ihn verstehen.

„Liam,” versuchte Augur die Aufmerksamkeit seines Freundes zu erlangen.
„Hm?”, er sah ihn an.
„Ich hab' da was gefunden, nachdem ich das Passwort eingegeben hatte,” begann er. Im nächsten Moment tauchte auch schon ein kleiner Film auf dem Bildschirm auf.
Was Liam da sah, konnte er einfach nicht glauben.
Sandoval bedrohte eine junge Frau mit seiner Waffe. Sie musste vor ihm hergehen. Er schubste sie in das große Labor, die Kamera war anscheinend auf Bewegungen eingestellt. Daher folgte sie den beiden. Der Ex-FBI-Agent stellte die Frau ruhig, band sie an einen Stuhl fest und injizierte ihr etwas. Sie wurde bewusstlos und hing schlaff auf dem Stuhl. Sandoval rannte inzwischen im Labor umher und holte aus einem der Schränke eine kleine Ampulle. Er setzte sie auf eine weitere Spritze und injizierte sie ebenfalls der Bewusstlosen. Nach einer Weile schwoll ihr Bauch an und sie erwachte wieder aus der Bewusstlosigkeit.
<Was geschieht mit mir?>, schrie sie entsetzt.
Sandoval ignorierte sie einfach und machte weiter. Im Blick der jungen Frau war pure Angst zu erkennen.
Nach einer Weile waren ihre Gesichtszüge vor Schmerz verzerrt. Der Ex-FBI-Agent schien sich darüber zu freuen. Auf seinen Lippen bildete sich eines jener falschen Grinsen, die er immer parat hatte.

Liam und Augur erlebten so die Geburt eines kleinen menschlichen Jungen mit.

Obwohl der jungen Frau das Kind aufgezwungen wurde, schien sie es sofort lieb zu haben. Sie wollte es in den Arm nehmen, aber Sandoval verschwand sofort mit dem kleinen, hilflosen Geschöpf im Nebenzimmer. Die Kamera folgte ihm.
Sandoval wickelte den nun schreienden Säugling in ein bereitliegendes Tuch und legte es auf den Labortisch, bevor er wieder eine Spritze aufzog. Die junge Mutter versuchte sich energisch von ihren Fesseln zu befreien, als Sandoval wieder das Hauptlabor betrat und ihr die Spritze aus dem Nebenzimmer injizierte. Einen Moment später hing sie wieder schlaff und bewusstlos auf dem Stuhl. An einer der Computerkonsolen gab Sandoval etwas ein. Dann kam eine Art Roboterarm aus einem der Wände und bewegte sich auf die bewusstlose Gestalt zu.

„Oh, Gott. Er will ihre Erinnerungen auslöschen,” keuchte Augur ergriffen.
Liam konnte seinen Blick nicht vom Bildschirm lösen. Sandoval hatte eine Frau entführt! Nur, um einen perfiden Plan zu realisieren, der sowieso zum Scheitern verurteilt war.

Nachdem der Vorgang, den Augur so treffend beschrieben hatte, beendet war, brachte der Ex-FBI-Agent die Frau wieder aus den Labors hinaus. Kurz danach brach alles in sich zusammen. Wie durch Zufall blieb aber der Raum, in dem das Baby lag unversehrt. Doch das hinderte den Kleinen nicht daran zu weinen. Aber es war niemand mehr da, der er ihn hätte beruhigen können.

„Schau mal auf das Datum,” forderte Augur ihn auf.
„Hm,” antwortete Liam nur. Es war das Datum von Sandovals erster Einweisung. Also ist niemand mehr zurückgekommen und das Baby war auf sich allein gestellt.

Aber auf einmal wurde der Säugling von einem gleißenden Licht umgeben und wuchs. Er sah nun aus wie ein acht jähriger Junge. Mit wachsamen Augen nahm er seine Umgebung in sich auf. So unbekleidet, wie er war, machte er sich auf eine Erkundungstour, es schien ihm anscheinend gar nichts aus zu machen, dass er vollkommen allein war. Er kam zu den Trümmern und sah sie sich an. Was sollte er damit wohl machen? Er erlitt einen weiteren Wachstumsschub und machte sich langsam daran die Trümmer wegzuräumen. Langsam schaffte er sich einen kleinen Durchgang, durch den er das Hauptlabor verlassen konnte. Hinter der Trümmerwand befand sich ein dunkler Gang. Durch die Dunkelheit, die dort herrschte, konnte die Kamera nichts weiter aufnehmen. Aber das kannte Liam ja aus Harmons Geist.

Ergriffen blickte Augur seinen Freund an.
„Wir waren ihm so nah und konnten ihm nicht helfen,” meinte das Computergenie leise.
Liam erinnerte sich daran, wie sie vor den Labors mitbekommen hatten, wie Sandoval in eine Anstalt gebracht wurde. Er hatte sich gewehrt und wollte unbedingt noch mal in die Trümmer hinein, doch da hatte man ihn schon in eine dieser altmodischen Zwangsjacken gesteckt. Seinen irren Worten von einem Baby, das in den Trümmern liegen sollte, schenkte niemand auch nur die winzigste Bedeutung. Sie hatten nur den Auftrag diesen Mann so schnell wie möglich in eine Anstalt zu bringen. Einen Moment war Liam nur geschockt gewesen, weil er immer gehofft hatte, dass so etwas nie geschah. Er wusste nicht wieso, aber er hatte mit dem Mann, der nicht nur einmal versucht hatte ihm auf die Nerven zu gehen, etwas Mitleid gehabt. Aber blitzschnell wanderten seine Gedanken wieder zurück zu seinem Sohn. Sollte er von seiner Mutter erzählen? Sollte er ihm etwa sagen, dass Sandoval seine Mutter benutzt hatte und er von Anfang an nur Mittel zum Zweck sein sollte? Ob der Kleine ihn überhaupt verstand?
„Wirst du ihm das erzählen?”, sprach Augur seine Gedanken laut aus.
„Er hat ein Recht auf die Wahrheit,” meinte Liam und seine Stimme klang fest entschlossen.
„Ja, aber ist er dafür nicht noch ein bisschen zu klein?”, fragte Augur besorgt. Harmon schien ihm am Herzen zu liegen.
„Er ist klein, aber er muss es wissen. Mach dazu bitte diese Bilder aus. Er soll es nicht so sehen. Ich möchte ihm alles erklären,” bat Liam einen Moment später.
„Ist okay. Achso, das hab ich dir schon vorhin geben wollen,” er holte etwas aus einer seiner Taschen und reichte es seinem Freund.
Einen Moment besah sich Liam die kleine Karte.
„Ich wusste nicht, wen ich als seine Mutter eintragen sollte,” meinte er entschuldigend, als Liam ihn ungläubig ansah.
„Ist doch okay,” erklärte Liam.
„Gut, wir brauchen dich hier nicht mehr, du kannst ruhig schon gehen.”
„Könntest du das Bild, auf dem sie glücklich schaut vielleicht ausdrucken?”, bat Liam.”Nur um es dem Jungen zu zeigen.”
„Ja sicher, hol es dir doch gleich ab.”
Augur wusste, das Liam gerade an Harmon dachte. Liam konnte wenigstens noch im Augenblick des Todes mit seiner Mutter sprechen. Er wollte, dass Harmon es besser hatte als er.
Liam ging in den Raum, wo er dachte, dass Harmon und Renee dort sein würden. Der Gang sah kahl und irgendwie fremd aus. Fremder als beim letzten Mal, überlegte er, doch weiter dachte er darüber nicht nach. Es war Harmon, der ihn nur noch interessierte. Vorsichtig trat er in den Schlafraum. Harmon saß mit seinem Kuscheltier auf dem Bett und spielte damit, während Renee an ihrem Global arbeitete.
„Ähm, Renee,” meinte Liam leise, um keinen der beiden zu erschrecken.
Sie hob fragend ihren Blick.
„Ich würde gern mal mit Harmon sprechen,” erklärte er.
„Oh, sicher,” meinte sie und schlüpfte an Liam vorbei aus der Tür.
„Hey,” zog Liam die Aufmerksamkeit des Kindes auf sich.
Harmon unterbrach sein Spiel und blickte zu Liam auf.
Liam setzte sich zu ihm aufs Bett und blickte ihn einen Moment an.
„Also, da gibt es einen wirklich bösen Mann, der ist aber nur so böse, weil die Taelons ihm etwas genommen haben,” begann Liam etwas unsicher zu erklären. Aufmerksam sah Harmon zu ihm auf. „Okay, dieser Mann hat deine Mommy gekidnappt.” <Wie sollte er ihm das alles nur richtig erklären?> „Und dann hat sie dich bekommen.” <Die Unterschiede ihm jetzt zu erklären, wäre selbst für ihn zu viel. Außerdem war er dafür definitiv noch etwas zu jung.> „Dann aber wurde sie von diesem bösen Mann wieder weggebracht und ich verspreche dir, dass wir herausfinden, wo sie hingebracht wurde. Ist damit deine Frage geklärt?”
Er war bei dieser Erklärung ganz schön ins Schwitzen gekommen.
Harmon nickte.
„Dann ist ja alles geklärt. Komm, wir gehen wieder zu Augur,” Liam stand auf und hielt Harmon einladend die Hand hin.
Der Junge rutschte von der Matratze und griff nach Liams Hand.
Zusammen gingen sie wieder in die Computerzentrale.
„Dann wollen wir noch einmal unsere guten *Freunde*, die uns überallhin folgen, besuchen,” erklärte Liam und blickte Harmon fragend an.
Das Kind nickte nur und teilte somit Liam mit, dass er bei Augur bleiben würde.
„Okay,” Renee ging voraus in den Gang.
Einen Moment blickten Harmon und Liam sich nur an, bis Liam sich vorsichtig aus der Hocke erhob und Renee folgte.

Bei den Gefangenen angekommen, besprachen Liam und Renee leise, was sie machen wollten. Mit einem entschlossenen Ruck öffnete Liam die Tür und trat ein. Renee folgte ihm mit einem kleinen Abstand. Liam blickte Sandoval durchdringend an. Er hoffte, dass dieser den Ekel, den er nur noch empfand nicht bemerkte und dann einen Anlaufpunkt für seine Gemeinheiten geliefert bekam.
Tate und Sandoval sahen beide zu Renee, weil diese sie nicht so scharf wie Liam ansah. Liam konnte nicht mehr anders, obwohl er sich wirklich zusammenriss.
„Wann bekommen wir etwas zu essen?”, fragte Tate auf einmal, weil sein Magen ihn ja ohnehin schon verraten hatte.
„Wenn Sie uns ein paar Fragen beantwortet haben,” erklärte Renee, während Liam sich auf die Unterlippe biss.
Die Wut, die sich auf einmal in ihm für Sandoval ausbreitete konnte er kaum noch in Zaum halten.
„Wir werden Ihnen nichts sagen,” beharrte Tate.
„Nagut, dann werden Sie auch nichts zum Essen bekommen,” meinte Liam hart und ließ Sandoval nicht für eine Millisekunde aus dem Auge.
Sandoval fühlte sich langsam unter dem Blick des jüngeren Mannes nicht mehr wohl. Doch er versuchte es unter der kalten Facette, die sein Gesicht war zu verbergen. Liam schien für so etwas einen siebten Sinn zu haben.
Renee drehte sich wieder um und wollte durch die Tür verschwinden.
„Hey, warten Sie,” hielt Tate sie zurück.
Langsam wandte sich Liam ihnen wieder zu, während Renee sie nun versuchte zu ignorieren.
„Er und ich, wir arbeiten nicht zusammen,” erklärte Tate.
„Nicht schlecht. Nur leider wissen wir das schon. Erzählen Sie uns mal neues,” forderte Liam schnell, es klang so gelangweilt, dass man denken könnte, er würde jeden Moment einschlafen.
Mit einem bitterbösen Blick fixierte Sandoval seinen ehemaligen Handlanger. Wenn die beiden erst einmal allein waren, dann würden sicher die Fetzen fliegen.
„Tja, Sie haben beide Ihre Chance vertan,” meinte Liam sarkastisch und verließ mit Renee den Raum.
„Ich dachte, dass Tate auspacken würde,” Renee konnte sich kaum noch halten vor Lachen. Sie freuten sich schon auf das, was sie in nicht all zu langer Zeit auf einem bestimmten Computerbildschirm sehen würden.
„Hey, kommt schnell!”, rief Augur ihnen aufgeregt zu.
Liam und Renee rannten um die Wette und kamen kurz hintereinander an.
„Das müsst ihr sehen,” rief Augur immer noch so aufgekratzt.
Sie stellten sich neben das Computergenie, Renee rechts von ihm und Liam links.
‚... Sie blöder Hund Sie!,’ herrschte Sandoval den armen Tate an. ‚Müssen Sie immer an das eine denken?’
‚Tut mir leid, dass ich auch mal Hunger hab'?’, fragte Tate mit einem sarkastischen Unterton in der Stimme.
‚Oh Sie!’, es sah so aus, als würde Sandoval gleich auf den anderen Mann losgehen.
‚Hey, kommen Sie mir nicht zu nahe!’, Tate klang fast ein wenig ängstlich.
‚Sie! Sie!’, Sandoval schäumte regelrecht über. Bald würde ihm der Schaum aus dem Mund kommen.

Währenddessen konnten Augur, Liam und Renee sich kaum noch stehend beziehungsweise sitzend halten.
Es war so komisch, wie die beiden sich fast gegenseitig an die Gurgel gingen.

‚Sie! Wenn Sie noch einmal da Bedürfnis haben, sich mitzuteilen, dann warten Sie wenigstens, bis wir wieder alleine sind,’ forderte Sandoval den schon etwas verängstigten Tate auf.
Tate ließ sich von Sandoval in eine Ecke drängen und sah ihn sehr verängstigt an.
‚Tun Sie mir bitte nichts,’ meinte er leise.

„Ich glaube, wir müssen gleich dazwischen gehen,” meinte Liam leise.
Sandoval sollte nach den Krankenhausakten gewalttätig geworden sein. Wenn er Tate etwas antat, dann hätten sie ein ziemlich großes Problem. Es würde nicht unbemerkt bleiben, dass Tate verschwunden war. Schließlich arbeitete er im Gegensatz zu Sandoval noch beim FBI.
„Hm,” pflichtete Renee ihm bei.
„Ich glaube, dass Tate eher reden würde, wenn er allein irgendwo eingesperrt wäre,” überlegte Liam, dem es nicht passte, dass das so lange dauerte. Er wurde langsam ungeduldig. Das wurde Liam ja oft, wenn nicht alles nach seinem Kopf ging.
Bevor er jedoch losgehen konnte, zupfte jemand an seiner Hose. Verwirrt blickte er nach unten. Harmon! Er hatte hatte den Kleinen ja total vergessen.
„Entschuldige, Kleiner,” meinte er und sah Harmon betroffen an.
Der Junge grinste ihn an. Er hatte Liam schon längst vergeben.
„Was hast du denn?”
Harmon grinste ihn nun ein wenig unsicher an.
„Achso. Ja, komm mit,” er reichte dem kleinen seine Hand, die er sofort auch ergriff.”Wir sind gleich wieder da,” rief Liam den beiden anderen noch über die Schulter zu.
„Ist okay,” meinte Augur, der nun endlich auch verstand, was Harmon von Liam wollte.


Bei den Gefangenen

Sandoval genoss die Angst in Tates Augen. Er fühlte sich einfach bestätigt und fühlte sich seit langem wieder einmal richtig wohl.
„Sandoval,” bettelte Tate.
Der Ex-FBI-Agent antwortete nicht, sondern fixierte den Mann nur. Doch innerlich erfüllte ihn eine große Freude. Wie gern sah er diese Angst in den Augen eines Menschen.
„He, ich bin doch auf Ihrer Seite.”
Sandoval antwortete immer noch nicht, aber wer ihn gut kannte, konnte seinen Genuss in den Augen des Ex-FBI-Agents erkennen.
„Das wollen wir doch hoffen,” meinte Sandoval leise und höhnisch.
„Ja, sicher. Ich war doch immer auf Ihrer Seite,” versuchte Tate sich wieder einmal einzuschleimen.
„Oh, das glaube ich Ihnen sofort, weil Sie ja vor einer Weile mir ja auch gehorcht haben, nicht?”, Sandoval blieb hart.
„Das war doch nur ein Ausrutscher,” Tates Stimme war bettelnd.
„Wenn Sie meinen?”, Sandoval drehte sich um und ging in die andere Richtung. Er hatte keine Lust sich mit Tate rumzuärgern.


Eine Viertelstunde später bei Liam und den anderen

Liam kam mit Harmon auf dem Arm wieder in den Computerraum zurück. Alle Blicken waren sofort auf die beiden gerichtet.
„Wir müssen zu den beiden hinein, sonst verbrüdern sich die beiden doch noch,” erklärte Renee ihm, als die beiden neben ihnen standen.
„Okay,” dann wandte er sich an den Jungen, den er immer noch auf dem Arm trug.”Du bleibst jetzt hier ganz brav bei Augur und hörst darauf, was er dir sagt, ja?”
Harmon nickte.
„Gut,” Liam stellte ihn auf den Boden und strich ihm noch einmal über den Kopf, bevor er mit Renee mal wieder den Raum verließ.
„Und was machen wir beide jetzt?”, fragte Augur den Vierjährigen, mit dem er wieder einmal allein verlassen wurde.
Harmon sah ihn an.
„Keine Ahnung? Naja, auch gut.”

Liam und Renee konnten den Weg zu den Gefangenen schon fast mit geschlossenen Augen gehen. Deshalb hatten sie sich leise entschieden, Tate in einen anderen Raum zu bringen. Es wurde in die Tat umgesetzt. Tate saß nun allein in einem Raum, der mit nur einer Lampe, die sich an der Decke befand, erhellt wurde. Seine Hände waren immer noch gefesselt.
„Was wollten Sie von dem Jungen?”, fragte Liam und schlug mit der Faust auf den Tisch, um seine Frage zu verhärten.
„Ich...”
„Nun kommen Sie schon. Hören Sie auf mit den Lügen. Er ist tot, also können Sie uns sagen, was Sie mit ihm vorhatten,” forderte Liam ihn auf.
Tate zuckte zusammen, als er hörte das Harmon tot sei.
„Der Junge ist,” er schluckte.”Tot?”
„Ja, ist er und vielleicht sind sogar Sie daran schuld,” Liams Stimme wurde immer härter und es schien, als würde sie Tate mit ihren Klänge schlagen.
„Ich habe ihn nicht ermordet. Ist er wirklich... tot?”, rechtfertigte er sich.
„Hören Sie, man kann Ihre Unschuld nur beweisen, wenn Sie uns sagen, was Sie mit ihm vorhatten,” Renees Stimme klang nett und sanft.
„Ich weiß nicht, Ni'is wollte ein bisschen was von seiner Energie abnehmen, damit er wieder seine menschliche Form annehmen konnte,” erklärte Tate kleinlaut, da er das Gefühl hatte, das Liams Blicke ihn aufspießten.
„'Ein bisschen was’?”, wiederholte Liam sauer.”Tate, das bisschen Energie, wie Sie es bezeichnet haben, hat ihn umgebracht!”
„Das konnte ich doch nicht wissen,” rechtfertigte Tate sich wieder.
Obwohl man Tate eine bestimmte Angst ansehen konnte, fand man keinen Funken Reue in seinen angsterfüllten Augen. Daran konnte man genau erkennen, dass er nur um sich besorgt war.
„Naja, ich hatte das Gefühl, er wollte mit ihm noch ein paar Tests durchführen,” Tates Stimme war leise. Er wollte alles los werden und nicht ins Gefängnis kommen.
„Wo ist Ni'is?”, Liams Stimme überschlug sich nun fast, wo er der Information so nahe war.
„Mehr werde ich nicht sagen,” Tate sah ihn entschlossen an.
„Mensch, sagen Sie es uns!”
„Nein, ich werde nichts mehr sagen,” wiederholte Tate sich.
Mit einem Blickwechsel entschieden sich Liam und Renee wieder zu gehen. Sollte Tate doch ruhig schmoren.
„Hey, wann bekomme ich mal etwas zu essen? Sie verstoßen gegen die Menschenrechte!”, rief Tate ihnen hinterher, bevor sie den Raum verlassen konnten.
„Bei uns herrscht das Prinzip vor, Informationen gegen Essen,” erklärte Liam kalt, danach zog er die Tür hinter sich ins Schloss.
Sie gingen wie jedes Mal wieder in den Computerraum zurück.
Sofort kam Harmon auf ihn zugerannt.
„Hey, Kleiner,” begrüßte Liam den Jungen und hob ihn hoch.
Harmon grinste ihn an.
Liam freute sich immer wieder über dieses sorglose Lächeln. Zum Glück wusste er nichts mehr von seinem vorherigen Leben! Sollte er sich dafür glücklich schätzen?
„Komm, wir haben noch ein paar Sachen zu erledigen,” er wandte sich um.”Wir sehen uns nachher.”
„Was habt ihr denn noch zu erledigen?”, fragte Augur neugierig nach.
„Werdet ihr früher oder später noch sehen,” erklärte Liam geheimnisvoll.
Damit verschwanden Harmon und Liam durch den Haupteingang.


Ein paar Stunden später

Die Gefangenen hatten sich in ihren jeweiligen Quartieren recht ruhig verhalten. Renee hatte keine Lust, sich alleine einem tobenden Sandoval gegenüberzusehen. Wenn die Berichte stimmten, war sogar Tate schon in Lebensgefahr. Langsam frustrierte auch sie das, dass sie nichts aus den beiden herausbekamen.
Liam betrat nun mit Harmon an der Hand wieder die unterirdischen Labore.
„Schon müde?”, fragte Liam sanft, als Harmon sich die Augen rieb.
Er schüttelte jedoch den Kopf.
„Wie du meinst. Sicherheitshalber bring ich dich aber wieder in das Zimmer, ja? Ich will ja nicht, dass ich dich hier unten verliere.”
Liam wusste ganz genau, dass der Junge müde war, obwohl er ihm versuchte etwas anderes klar zu machen.
Langsam nickte Harmon. Er blickte Liam ein wenig verschmitzt an und sah dabei ein wenig so aus, als hätte Liam ihn mit der Hand in der Keksdose erwischt.
„Na, dann komm,” Liam dirigierte Harmon an der Hand wieder auf den Gang hinaus.
Brav ging er mit. Augur und Renee sahen sich an. Liam war gar nicht mal so schlecht in seiner neuen Aufgabe.

Nach ein paar Minuten kam er wieder zurück - allein.
„Und?”, fragte Augur interessiert nach. Langsam fand auch er gefallen als seine neue Rolle als Onkel.
„Oh, er ist gleich, nachdem ich ihn zugedeckt hatte, eingeschlafen,” Liam wollte es beiläufig klingen zu lassen, doch ein gewisser Stolz in der Stimme war kaum überhörbar.
„Ja, das kann ich mir vorstellen. Aber noch was anderes: ich weiß eine neue Strategie für euch,” erklärte Augur grinsend.
„Und welche?”, fragte Liam nun interessiert nach.
„Du nimmst einfach das hier,” er hielt einen Schokoriegel hoch.”Und hältst es ihm unter die Nase. Bei dem verfressenen Kerl funktioniert das bestimmt.”
Liam und Renee mussten lachen. Sie konnten sich das sehr gut vorstellen.
„Was?!”, fragte Augur verwirrt über den plötzlichen Lachausbruch seiner besten Freunde.
„Okay, probieren wir es,” Liam hatte sich etwas beruhigt und konnte einigermaßen wieder atmen.
„Hey, wenn es funktionieren sollte. Geht ihr vor mir auf die Knie,” verlangte er scherzhaft.
„Du bist nicht zufällig ein Nachkomme von Napoleon?”, fragte Liam und sah ihn abschätzend an.
„Nein, aber ich bin mir einfach sicher, dass mein Plan todsicher funktioniert,” meinte Augur stolz.
„Okay, ihr beide!”, mischte sich Renee lautstark ein.”Wir probieren es jetzt einfach mal aus, ja?”
Mit einer bestimmenden Geste ging sie voraus. Liam hetzte ihr hinterher, weil sie keine Anstalten machte auch nur eine Sekunde auf ihn zu warten.


Eine Weile später bei Tate

Liam blieb noch einen Moment vor der geschlossenen Tür stehen, um wieder seine harte Miene aufzusetzen. Den Schokoriegel sicher in der Hand, blickte er Renee prüfend an.
„Okay,” meinte diese, auch wieder ganz ruhig.
Mit einem Ruck drückte Liam die Klinke hinunter und trat ein.
„Sie schon wieder,” Tate war wieder mies gelaunt.
„Hey, wir schlagen Ihnen einen Kompromiss vor. Sie sagen uns, wo sich Ni'is aufhält und für die richtige Antwort bekommen Sie das hier,” Liam zeigte ihm den Schokoriegel.
Tate besah sich das begehrte Stück in Liams Hand mit einem sabbernden Blick. Liam hatte schon das Gefühl, dass ihm der FBI-Agent gleich die ganze Hand abbeißen würde.
„Okay, er ist, als ich mit ihm das letzte Mal gesprochen habe, in einer alten Fabrikhalle in Arlington gewesen,” erklärte Tate ohne den Blick von dem Schokoriegel abzuwenden. Da hatte also wieder einmal der Magen gesiegt.
„Wollen wir mal hoffen, dass Sie uns nicht angelogen haben,” meinte Renee, als Liam Tate den Schokoriegel auspackte und in den Mund schob.
Ihm war der Ekel förmlich anzusehen, als Tate den Riegel verschlang.
„Äh, ich glaube, wir sollten jetzt wieder gehen,” meinte Renee und schlug den Weg zur Tür ein.
„Ja, ich glaube auch,” er warf einen letzten Blick, mit aus Ekel verengten Augen, auf Tate, bevor er ihr nach draußen folgte.

„Ich nehme mir ein paar Männer und werde mir die Fabrikhallen genauer ansehen,” schlug Renee ihm vor, während sie wieder gingen.
„Und ich erhole mich ersteinmal nach diesem Schock,” scherzte Liam.
„Das würde ich auch gerne.”
„Okay, ich versuche Augur zu helfen,” schlug Liam vor. Natürlich wollte er sich nicht erholen, wenn alle anderen arbeiteten.
„Wir sehen uns dann nach her,” damit verabschiedete sie sich.
Liam wunderte sich sowieso schon, warum Renee die ganze Zeit immer in den Laboren war. Sie hatte im Gegensatz zu ihm noch einen Job, zu dem sie täglich musste.
„Ach Renee,” rief Liam ihm noch hinterher.
Sie drehte sich noch einmal im gehen zu ihm um.”Ja?”
„Gehen Sie zeitig schlafen und morgen früh dann zur Arbeit,” wies er sie dann an.
„Warum?”
„Sie sollen Ihren Job nicht verlieren,” erklärte er schnell, lächelte sie kurz an und ging wieder zum Hauptcomputer zu Augur zurück.

„Schläft er noch?”, fragte Liam, als er den Raum betrat.
„Tief und fest,” bestätigte Augur.
„Oh, ich hoffe nur, dass es immer so leicht ist ihn zum Schlafen zu kriegen.”
„Tja, das wirst du alles noch herausfinden. Du hast einen ziemlich großen Vorteil im Gegensatz zu anderen Eltern,” meinte Augur grinsend.
„Und der wäre?”, Liam sah ihn verwirrt an.
„Du weißt, wie er ungefähr in zehn Jahren aussehen und sein wird,” erklärte Augur grinsend.
„Zu komisch, Augur,” meinte Liam kopfschüttelnd.”Das ist mir aber ziemlich egal.”
„Hey, es ist wahr.”
„Achso, wenn er älter wird und Fragen hat, dann werde ich ihn zu dir schicken,” versprach Liam.
„Von mir aus,” er zuckte betont harmlos mit den Schultern.
„Und ich werde ihm auch noch sagen, dass er dich nur so mit seinen Fragen bombardieren soll.”
„Hey, ich bin sein Onkel, aber DU bist sein Vater. Das übernehmen definitiv die Väter,” erklärte Augur ihm.
„Warst du es nicht damals, der mich in die ‚wichtigen Dinge’ des Lebens eingeweiht hat?”, fragte Liam nach.
„Ja, aber ich war ja auch Vater i. V.,” fuhr Augur erklärend fort.
„I. V.?!”, echote Liam verwirrt.
„In Vertretung.”
„Achso. Aber du hast es damals ziemlich gut gemacht,” Liam schien sich mit Absicht vor dieser Aufgabe drücken zu wollen.
„Ich werde dir dann helfen, deinen Vortrag vorzubereiten, dann, wenn die Zeit reif ist,” bot Augur ihm an.
„Wirklich nett. Wie sieht es denn bei Harm aus?”
Augur schaltete an einem der vielen Monitore das Programm um, sodass Harmon dort zu sehen war. Er schlief immer noch.


Ein paar Stunden später

Liam hatte sich mit Harmon auf den Weg nach Hause gemacht und Augur allein zurückgelassen.
„Allein?”, fragte Renee, als sie den Raum betrat.
„Hm. Wie war es in der Lagerhalle?”, Augur drehte sich zu ihr um.
„Wir fanden nur ein paar kleine Energiereste. Alles deutete daraufhin, dass alle ausgeflogen sind. Ich persönlich glaube ja, dass der Taelon, der sich da aufgehalten hat, sich aufgelöst hat,” erklärte sie und blickte interessiert an Augur vorbei auf die Aufzeichnungen, an denen er gerade noch gearbeitet hatte.
„Wollen wir das gleich mal Liam sagen,” meinte Augur und stellte jetzt eine Verbindung zu Liams Global her.
Doch Liam nahm nicht ab.
„Was ist da los?”, sprach Renee ihren Gedanken laut aus.
„Ich weiß es nicht,” gab er zu.
Es erschien plötzlich eine Nachricht auf dem Bildschirm.
„Eine Nachricht an uns beide,” erklärte Augur verblüfft.”Wer weiß denn, dass wir hier sind?”
„Dann machen Sie mal auf,” wies Renee ihn an.
Augur öffnete sie und es erschien Liams Gesicht.
<Hallo ihr beide,> begann Liam. <Ich rufe Euch an, weil ich sagen wollte, dass ich mich mit Harmon auf den Weg gemacht habe seine Mutter zu finden. Ich weiß, dass ich es mit eurer Hilfe schneller haben könnte, aber ich will ein wenig Zeit mit dem Jungen allein verbringen, bevor er das Schulalter erreicht. Außerdem kann ich Sandoval nicht mehr gegenübertreten. Das, was er Harm und damit auch irgendwie mir angetan hat, kann ich nicht einfach so vergessen.> Er machte eine Pause. <Ich wollte euch danken, dass ihr mir so oft geholfen habt. Macht doch einfach mit Sandoval das, was er mit Harms Mutter gemacht hat,> meinte er hart. <Aber wie ich euch kenne, fällt euch da etwas besseres ein. Am besten, verschwindet ihr auch und versucht ein neues Leben anzufangen,> schlug er den beiden vor. Danach herrschte einen Moment Ruhe, bis er wieder zu reden begann. <Vielleicht sehen wir uns ja noch einmal wieder, es würde mich sehr freuen. Bye.>
Die Übertragung war beendet. Augur und Renee waren verwirrt. Damit hatten sie auf keinen Fall gerechnet.
„Werden wir machen, was er uns vorgeschlagen hat,” Augur schluckte. Er hatte seinen besten Freund verloren.

 

ENDE

 

 

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