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  „Die große Stunde der Taelons” von Rob   (Emailadresse siehe Autorenseite),   Februar 2003
Disclaimer: Alle E:FC-Charaktere gehören Gene Roddenberry und Tribune Entertainment. Bitte veröffentlichen Sie diese Geschichte nicht ohne vorheriges Einverständnis des Autors.
 
Thema:  Die Begegnung mit einem 15jährigen Jungen verändert Liams Leben grundlegend.
Charaktere:  Harmon, Liam Kincaid, Augur, Renee Palmer, Sandoval, Tate und Ni'is
 
Für Interessierte gibt es hier weitere Infos über Harmon.
 

 

DIE GROSSE STUNDE DER TAELONS

 

Teil 1

Er schien einen langen, steilen Hang zu erklimmen. In weiter Ferne, sah er ein schwaches Licht. Er stolperte unbeholfen. Wo ging er eigentlich? Er konnte es nicht erkennen, weil nirgends eine Lampe vorhanden war. Da sah er nur dieses Licht, zu dem er unbedingt hin wollte. Mittlerweile bewegte er sich auf allen Vieren vorwärts. Der Boden unter seinen Händen fühlte sich angenehm warm und stabil an. Jetzt erst bemerkte er, dass er sich langsam aber sicher abkühlte.
„Komm, hier finden wir auch nichts mehr. Die haben wirklich wieder alles zerstört,” hörte er eine Männerstimme, die vom Licht zu kommen schien, sagen.
Er bewegte sich weiter auf Händen und Knien vorwärts, obwohl er große Angst verspürte, musste er weiter. Das Licht wurde heller.
Dann hörte er eine andere Stimme, bei deren Klang er noch mehr Angst bekam. Sofort verharrte er an der Stelle mitten im Gang, wo er gerade auf allen Vieren hingekrabbelt war, und erstarrte.
Einen Moment tat er überhaupt nichts. Um nicht gehört zu werden, hielt er sogar den Atem an.
„Hey, hier ist noch eine Tür,” hörte er wieder die zweite Stimme sagen.
„Da sind doch auch bloß Laboratorien. Und die wurden bestimmt alle zerstört, als sie hier alles verlassen haben,” antwortete der Andere langsam.
Man konnte aus der Stimme genau heraushören, dass diese Person nur gelangweilt war. Trotzdem jagte sie ihm große Angst ein. Er tastete sich zur Wand und drückte sich gegen sie.


4 Jahre später

<Die Zeit ist reif,> seit er heute Morgen aufgestanden war, hallten diese Worte in seinem Kopf wieder.
Er wusste nicht, was diese Worte genau bedeuteten sollten, nur dass er hierher kommen musste. Mit diesem Gedanken, betrat er diese menschenüberfüllte Kneipe, die Flat Planet hieß. Langsam trat er ein. Es schienen sich darin mehr Leute aufzuhalten, als eigentlich rein passen sollten. Das machte ihm Angst, er war noch nie mit so vielen Menschen in einem Raum gewesen. Etwas verängstigt, blickte er sich um. Über dem roten, langen Tresen an der gegenüberliegenden Wand stand, hing ein großer Banner, auf dem mit großen blauen Buchstaben ‚HAPPY BIRTHDAY LIAM’ stand. Er wurde also zu einer Geburtstagsparty geführt. Aber was sollte er hier?
Für einen kurzen Moment sah er ein Gesicht, dass er noch nie zuvor gesehen hatte, vor seinem inneren Auge. Er hatte es zwar nur sehr kurz gesehen, aber er wusste, dass es die Person war, die er hier suchte. In Gedanken versunken, wurde er von einer Gruppe von Leuten zum Tresen geschoben.
„Hey, Kleiner was machst du hier?”, wurde er von einem Farbigen mit einer seltsamen Brille auf der Nase gefragt.
„Ich... ich suche jemanden,” stotterte er.
„Wen suchst du denn hier?”, fragte er weiter, als ihm der Junge nichts rechtes sagen wollte.
„Ich weiß es nicht,” antwortete er leise.
„Wie kannst du denn wissen, wen du suchst, wenn du es nicht weißt?”, fragte der Mann hinter der Theke weiter.
„Ich weiß es eben,” seine Antwort klang entschlossen.
Im nächsten Moment wurde sein Gegenüber von einer Männerstimme, hinter ihm, weggerufen. Doch bevor er ging, meinte er noch zu ihm:
„Lauf nicht weg, ich werde versuchen dir zu helfen.”
Er nickte nur zustimmend. Was sollte er auch anderes tun, außer auf ihn zu warten? Dieses Gefühl, welches ihn hierher geführt hatte, fing langsam an ihm Angst einzuflößen. Eine Angst, die er vor Jahren besiegt geglaubt hatte.
Auf einmal tauchte wie aus dem Nichts jemand neben ihm auf. Er konnte ihn nur aus dem Augenwinkel sehen, weil er zu große Angst hatte, seinen Blick zu heben. Für den Moment versuchte er den Mann nicht zu beachten, dadurch erhoffte er sich, dass er wieder gehen würde. Doch dieser Fremde beobachtete ihn aufmerksam, das spürte er ganz genau. Er hoffte, dass der Andere das Interesse dann verlieren würde und sofort wieder verschwand.
Falsch gedacht!
„Wo kommst du denn her?”, versuchte der Fremde ein Gespräch anzufangen.
Die Stimme, des Fremden, kam ihm irgend woher bekannt vor. Weshalb er sich nun doch dazu durchrang, ihn anzusehen. Dann fiel es ihm regelrecht wie Schuppen von den Augen, er hatte ihn noch vor ein paar Minuten vor seinem inneren Auge gesehen. Langsam erweckte dieser Unbekannte sein Interesse. Er hatte ihn gesucht und durch Zufall auch gefunden. Sicherheitshalber, sah er sich noch einmal nach hinten um, das machte er aber eher aus Reflex, weil noch nie jemand wirklich ihn gemeint hatte, in seinem bisherigen Leben.
„Aus Virginia,” antwortete er knapp.
Der Mann vor ihm war ziemlich groß, vielleicht 1.88m, weswegen er zu ihm hochsehen musste. Seine Gesichtszüge hatten etwas an sich, das in ihm Vertrauen erweckte. Das hatte bisher noch kein anderer Mensch geschafft.
„Wie heißt du eigentlich, Kleiner?”, fragte er weiter.
„Harmon,” er wendete seinen Blick unter seinem Forschenden wieder ab.
„Harmon? Klingt ungewöhnlich,” meinte er bedächtig.
„Ja, wie heißen Sie?”
„Liam Kincaid, für dich Liam,” erklärte sein Gegenüber breit grinsend.
Zaghaft lächelte Harmon zurück.
Liam hatte damals, als die Taelons noch auf der Erde waren, zwar nur durch Zufall von einem Projekt ‚HARMON’ gehört. Es war nicht für seine Ohren bestimmt gewesen, was ihn aber nicht davon abhielt, dass er es sich für später gemerkt hatte. Liam nahm sich fest vor, dass er sich darüber in den alten Taelon-Datenbanken, die der Widerstand vor viereinhalb Jahren noch schnell ergattert hatte, schlau machen würde.
„Waren Sie nicht Da'ans Protector?”, fragte Harmon, der gerade einen sehr abwesenden Blick in den Augen gehabt hatte.
„Ja, woher weißt du das?”, etwas verbittert blickte Liam drein.
„Ich... ich wollte Ihnen nicht zu Nahe treten,” entschuldigte sich Harmon. Warum musste er das auch fragen? Er wollte aufstehen und weglaufen, doch Liam hielt ihn zurück. Für einen Moment blitzte es vor Harmons Augen, als Liams Hand seinen Arm berührte. Er konnte sich für einen kurzen Moment wieder erinnern.
Doch dann war fast alles wieder weg. Er wollte gehen und über seine neugewonnenen Erinnerungen nachdenken. Auch wenn es nur Bruchstücke waren, musste er sie genau analysieren und ordnen. Aber wie sollte er sich entschuldigen? Harmon wollte Liam nicht vor den Kopf stoßen.
Liam sah in dem Moment, als er den Jungen berührte, ein Laboratorium. Er kannte es nicht, noch nicht. Aber er wollte sich auch darum kümmern.
„Ähm. Liam,” holte Harmon ihn wieder in die Realität zurück.
„Ja?”
„Ich... ich muss los,” als Beweis hob er seine Uhr hoch.”Ich meine, ich darf nicht so lange wegbleiben.”
„Verstanden,” Liam lächelte.”Sehen wir uns wieder? Morgen, hier? Ich werde da sein,” versprach er.
„Ja, ich komme,” erwiderte Harmon und verschwand wieder durch die Eingangstür.
Liam sah ihm noch eine Weile nach.
„Er hat's dir wohl angetan?”, fragte Augur amüsiert, als er das nachdenkliche Gesicht seines besten Freundes gesehen hatte.
„Hm, was?”, fragte Liam, als er bemerkte, dass Augur ihn wie gebannt ansah.
„Liam, ich hab' dich was gefragt,” meinte Augur dann amüsiert und sah seine Frage als beantwortet an.
„Was hast du mich denn gefragt?”, wollte Liam wissen.
„Vergiss es.”
„Gut. Dann kannst du mir ja einen Gefallen tun,” Liam versuchte es beiläufig klingen zu lassen.
„Och, Liam. Heute ist dein Geburtstag. Kannst du da nicht mal an was anderes denken, als an einen Gefallen, den ich dir erfüllen kann.”
„Hey, ich bin das Geburtstagskind,” verteidigte sich Liam.


Bei Harmon

Er lag auf dem Rücken auf seinem Bett und starrte nachdenklich die Decke an. Er wusste nicht mehr, was er denken sollte. Vor vier Jahren war er verwahrlost von der Polizei aufgegriffen und in ein Heim gebracht worden, aus dem er vor einer Woche weggelaufen war. Er wollte und konnte dort nicht mehr bleiben. Wie durch eine unsichtbare Kraft wurde er dann hierhergeführt. Es war eine Art Laboratorium. In einem großen Raum, sah es wirklich nach einem Labor aus, weil überall Reagenzgläser von verschiedenen Größen und andere Laborutensilien verteilt herumlagen oder standen. Die anderen Räume sahen da ganz anders aus, in dem einen größeren war ein Büro, mit allem drum und dran, eingerichtet worden, und in den restlichen waren Quartiere. Sie waren komfortabel eingerichtet. In jedem stand ein Bett und eine Art Schrank. Das ganze war auf verschiedenen Ebenen unter der Erde verteilt worden. Harmon hatte sich auf der Obersten eingerichtet. Er hatte sich das beste Zimmer von dieser Ebene genommen und dann aus den restlichen alles zusammen gesucht, was er noch so brauchte. In einem hatte er sogar etwas Nahrung gefunden. Die jetzt aber schon fast aufgebraucht war.
Eigentlich müsste er sich schleunigst neue Vorräte besorgen. Doch das interessierte ihn im Moment recht wenig. Er wollte wissen, was das alles zu bedeuten hatte. Harmon hatte nun das Wissen über die Computeranlage, die hier unten stand. Das Beste war, er konnte sie Mithilfe seines erlangten Wissens wieder in Gang bringen! Vor ein paar Tagen hätte er das nicht einmal zu träumen gewagt.
Ruckartig sprang er vom Bett und rannte durch den langen Korridor, der ihn zum Raum des Hauptcomputers bringen würde. Er wollte nicht weiter über Liam und alles weitere nachdenken. Es bereitete ihm schlicht und einfach Kopfschmerzen. Endlich erreichte er den Raum, völlig außer Atem.


Im ehemaligen Versteck des Widerstandes

„Komm mal her. Ich bin da auf etwas gestoßen,” rief Augur Liam zu, der sich gerade einem Computerspiel auf einem anderen Rechner gewidmet hatte.
Sofort war das Spiel vergessen und Liam stand neben Augur, um einen Blick auf den Monitor zu werfen.
Dann las Augur eine Stelle aus dem Dokument vor:
„HARMON ist die Kurzform für: Human (menschlich), Alien (außerirdisch), no race (Rasse nicht das Rennen), made in tube (Reagenzglas, nicht die Untergrundbahn in London), ordinary (gewöhnlich, nicht ordinär), new (unerfahren, nicht neu). Das war der erste und letzte Versuch der Taelons eine neue Rasse zu erschaffen.”
„Woraus haben sie versucht, sie ‚herzustellen’?”, fragte Liam weiter, der vergeblichst selbst nach einer Antwort suchte.
„Du wirst es nicht glauben,” Augur druckste herum.
„Nun sag es schon,” drängte Liam.
Da piepte Liams Global. Warum wurde er immer angerufen, wenn es wichtigeres gab?
„Kincaid,” meldete er sich widerwillig.
<Hey, Sie waren auch schon mal begeisterter mich zu sehen,> meinte die Stimme von Renee Palmer amüsiert.
„Okay, entschuldigen Sie. Was wollen gibt's?”, fragte er etwas freundlicher.
<Ronald Sandoval ist mal wieder aus seiner Anstalt in Montana AWOL,> fing sie an zu erzählen.
„Irgendwelche Anhaltspunkte, wo er sich befinden könnte?”, fragte Liam weiter.
<Nein, aber er muss so schnell wie möglich gefunden werden. Die Ärzte aus der Klinik sagten mir, dass er in letzter Zeit immer gewalttätiger geworden ist.>


In Harmons Versteck

Er stand gerade an einer der Computerkonsolen und war so auf seine Arbeit konzentriert, dass er nicht mitbekam, wie jemand sich von hinten an ihn heranschlich. Auf einmal wurde er nach hinten gezogen und an eine Wand gedrückt. Er wusste, wer der Mann war, aber sein Gedächtnis gab ihm keinen Namen preis.
„So, du hast es also geschafft,” meinte der Andere höhnisch grinsend.
Zaghaft, ängstlich nickte Harmon, obwohl er nicht wusste, was sein Gegenüber meinte.
„Dann können wir endlich die Heiligen rufen und ihnen berichten, dass es geklappt hat und sie wieder zurückkommen können.”
Jetzt schubste der Mann ihn wieder unsanft an die Konsole zurück. Was wollte dieser Fremde nur von ihm? Vor allem: woher kannte er ihn?
„So, nun wirst du Kontakt mit Jaridia aufnehmen,” erklärte der Andere. Ein Blick in seine Augen sagte Harmon, dass dieser Mann, der ihm gegenüber stand, verrückt war. Das konnte er genau in seinen Augen lesen.
„Jaridia?!”, wiederholte er geschockt.
„Ja, die warten schon darauf.”
Fieberhaft überlegte Harmon, wie er den Fremden abschütteln könnte. Als hätte der Fremde seine Gedanken gelesen, holte er jetzt auch noch zu allem Überfluss eine Waffe hervor und presste sie Harmon in den Rücken.
„Keine Tricks!”, zischte ihm der Fremde bedrohlich ins Ohr.
Harmon gab wortlos ein paar Befehle, von denen der Angreifer nicht wusste, was sie bedeuteten, weil er sie in einer ihm unbekannten Sprache in den Computer eingab.
„Du müsstest mir eigentlich dankbar sein,” fing er an zu erzählen. Langsam stellten sich Harmons Nackenhaare auf.”Ich meine, ich habe dir vor viereinhalb Jahren das Leben geschenkt.”
<Darauf hätte ich auch verzichten können,> schoss es ihm sarkastisch durch den Kopf.
Was tat er hier eigentlich? Da gab der Computer ein scharfes Piepen von sich. Die Kommunikation funktionierte nicht mehr. Die Personen, die die Anlage damals lahmgelegt hatten, haben die Kommunikation so abgeschaltet, dass Harmon keinen Zugriff darauf bekam.
„Was ist los? Warum machst du nicht weiter?”, wollte der Fremde gereizt wissen.
„Der Computer lässt mich nicht an die Kommunikation,” erklärte er schnell.
„Du lügst doch!”
„Ich lüge nicht,” beharrte Harmon scharf.
Langsam stieg eine gewaltige Wut in ihm auf. Seine Hände brannten auf einmal wie Feuer. Schmerzerfüllt blickte er auf sie hinab, sie lagen jetzt zwar reglos auf der Tastatur und leuchteten seltsam. So etwas hatte er noch nie zuvor an ihnen bemerkt. Was hatte das nun wieder zu bedeuten? Der Fremde starrte nur auf den Bildschirm, sodass er das Leuchten nicht sah. Was war das nur? Eine Waffe? Wenn nicht, vielleicht konnte er damit den Fremden wenigstens erschrecken. Obwohl er nicht so aussah, als ließe er sich leicht erschrecken.
Also hob er im nächsten Moment die Hände. Seine Augen funkelten den anderen wütend an. Dieser wich benommen ein paar Schritte zurück und prallte gegen einen mit weit aufgerissenen Augen dastehenden Liam. Schnell ballte Harmon seine Hände zu Fäusten, doch zu spät! Liam hatte das Leuchten schon bemerkt und starrte ihn ungläubig an. War es wirklich das, wofür er es hielt?
„Agent Sandoval, Sie müssen zurück ins Krankenhaus,” sprach Liam ruhig auf den etwas asiatisch aussehenden Mann ein.
„Ich bin nicht krank, Major Kincaid,” gab dieser wie immer arrogant zurück.
„Agent, die Taelons sind weg.”
„Das weiß ich auch. Aber die Jaridians warten auf meine Kontaktaufnahme.”
„Sandoval, geben Sie mir die Waffe,” bat Liam.
„Nein, ich muss doch meinen Bericht abgeben,” beharrte Sandoval.
„Harmon, kannst du eine Verbindung zu Jaridia herstellen?”, Liam ging zum Schein auf das Spiel ein.
„Nein,” antwortete der Angesprochene knapp, da immer noch eine Waffe auf ihn zielte.
„Sehen Sie? Wir können es ja später noch einmal versuchen,” Liam sprach immer noch ruhig und langsam auf ihn ein.
„Nein, Sie verstehen nicht, Major.”
Mit einer schnellen, unerwarteten und gezielten Bewegung, hatte er Sandoval die Waffe aus der Hand geschlagen. Im nächsten Moment, Harmon konnte so schnell gar nicht folgen, hatte Liam ihn den rechten Arm auf den Rücken gedreht und hielt ihn so fest.
„Lassen Sie mich los, Kincaid!”, schrie Sandoval aufgebracht.
Liam reagierte darauf jedoch nicht. Er warf einen Blick auf Harmon, der wie gebannt auf die Szene starrte.
Was war nur mit seinen Händen los gewesen? So etwas hatte er noch nie gesehen. Es tat nicht direkt weh, er hatte nur am Anfang das Gefühl gehabt. Vielleicht hatte er sich alles auch nur eingebildet. Was, wenn die Schmerzen, die er bei diesem Leuchten, von dem er nicht wusste, was es war, gespürt hatte, nur psychisch von ihm vorgestellt waren? Harmon verwarf diesen Gedanken wieder. Er wollte darüber jetzt nicht mehr nachdenken.
„Harmon, ich bringe ihn hier weg,” er deutete auf Sandoval, den er immer noch festhielt.”und du wartest derweil hier auf mich.”
Langsam nickte Harmon. Er konnte nicht sprechen, irgendetwas schnürte ihm die Kehle zu. Liam verließ mit Sandoval den Raum und ließ einen grübelnden Harmon zurück.

<Was ist der Junge?>, fragte sich Liam, während er Sandoval vor sich herschob.
„Kincaid, Sie verstehen es nicht. Der Junge ist lebenswichtig für uns alle. Sie müssen Untersuchungen einleiten,” redete Sandoval wieder auf Liam ein.
Der legte sich jedoch gerade eine gute Ausrede für Sandoval zurecht, damit ihm niemand auch nur ein Wort glaubte.

Harmon arbeitete derweil wieder an der Computerkonsole und suchte die Akte eines bestimmten Projektes auf der Festplatte heraus. Nach einer Weile wurde er auch fündig. Das, was er da las, war so unglaublich. Er war das Resultat eines Versuches, der eigentlich aufgegeben wurde, weil die Taelons die Erde fluchtartig und ohne ein Wort der Erklärung verlassen mussten. Offenbar hatte sich jemand vor viereinhalb Jahren hier widerrechtlich Zutritt verschafft und das Projekt doch noch gestartet. Wie angewurzelt stand er da. So verging einige Zeit, bis ihm jemand vorsichtig von hinten auf die Schulter tippte. Erschrocken drehte er sich zu der Person um und starrte sie mit weit aufgerissenen Augen an.
„Hey, bleib ruhig,” sagte Liam leise.
Ganz langsam beruhigte sich Harmon von seinem Schock. Erst jetzt bemerkte Liam die Akte auf dem Bildschirm hinter dem Jungen.
„Verstehst du, was das bedeutet?”, fragte Liam nach, als er den ganzen Text gelesen hatte.
„Ja, ich bin kein Mensch. Ich bin ein Wesen,” antwortete er leise und blickte zu Boden.
„Nein, das bist du auf keinen Fall. Du bist etwas besonderes, kein Wesen,” versuchte Liam ihn zu überzeugen.
„Das hast du doch vorhin gesehen. Ich bin kein Mensch,” beharrte Harmon.
Liam trat etwas näher an den Bildschirm heran und zeigte Harmon, dass er das Gleiche tun sollte.
„Schau her,” fing er an und zeigte mit dem Zeigefinger seiner rechten Hand auf ein seltsam aussehendes Gebilde.”Das ist deine vierfach-Helix,”erklärte er, dem aufmerksamen Harmon.”Dies sind deine menschlichen Gene, das deine kimerianischen, taelonischen und jaridianischen,” er zeigte dabei der Reihe nach auf die verschieden farbigen Teile einer Teilchenkette.
Harmon sah ihn verwirrt an. Liam wusste selbst nicht, woher er das so genau wusste.
„Ich im Gegensatz habe nur eine dreifach-Helix,” erklärte er weiter.”Ich bin auch nur menschlich und kimeranisch.”
„Was?!”, fragte Harmon geschockt. Er war der festen Meinung, dass Liam ein Mensch war.
„Ja, ich bin nur zu zwei dritteln ein Mensch.”
„Was ist eigentlich mit diesem Verrückten los? Warum wollte er mich dazu zwingen, mit diesen ‚Jaridiens’ Kontakt aufzunehmen?”, fragte Harmon etwas neugierig, was doch sehr untypisch für ihn war.
„Jaridians,” verbesserte ihn Liam.”Damals, als die Taelons vor vier Jahren verschwanden, nahmen sie einen geringen Teil ihrer Technologie wieder mit. So auch Sandovals defektes CVI. Ohne das er jetzt vollends den Verstand verliert,” ein unbekannter Ausdruck war in Liams Augen, als er dies erzählte.
„Ich stamme auch von denen ab, oder?”, es war eher eine Feststellung, als eine Frage.
„Ja,” antwortete Liam abwesend. Es beschäftigte ihn, wie die Taelons an Gene von einem Kimera rangekommen sind. Wo sie doch ausgestorben waren. Darum würde sich Augur kümmern müssen, dachte er sich.
„Harmon, ich muss langsam wieder zurück. Ich möchte dich hier ungern allein lassen,” stellte Liam fest, als er kurz auf die Uhr gesehen hatte.
„Ich will dir aber nicht zur Last fallen,” gab Harmon zu bedenken.
„Das wirst du nicht,” beruhigte ihn Liam.


Liams Apartment über dem Flat Planet

Nachdem die Taelons die Erde verlassen hatten und somit für Liam nicht mehr die Pflicht bestand in Washington zu wohnen, war er wieder hierher gezogen. Liam öffnete die Wohnungstür mit seiner Chipkarte und schob Harmon vor sich her ins Wohnzimmer, das schon im Dunkeln lag, da es draußen zu dämmern begonnen hatte.
„Hast du schon was zu Abend gegessen?”, fragte Liam, nachdem er auch eingetreten war.
Harmon schüttelte nur wortlos den Kopf.
„Okay, dann werde ich uns was besorgen,” schlug Liam vor und war schon wieder aus der Tür gerannt, die immer noch offen stand.
Harmon stand allein, mitten in Liams Wohnzimmer und wusste nicht genau, was er tun sollte.

Liam kam nach zehn Minuten mit etwas zum Essen wieder und sah sich erst einmal suchend nach Harmon um.
Bis er ihn dann schließlich auf der Couch liegen sah -schlafend. Er muss ziemlich fertig gewesen sein, überlegte Liam dann. Ein leichtes Lächeln umspielte seine Lippen, als er auf den schlafenden Jungen hinabsah. Er fühlte dabei eine Verbundenheit zu diesem Kind, die er noch nicht genau erklären konnte. Schnell brachte er das Essen, welches er immer noch in der Hand hatte, in die Küche, lief in sein Schlafzimmer und kehrte mit einer Decke zurück, mit der er Harmon fürsorglich zudeckte. Harmons Atmung war flach und gleichmäßig, was Liam zeigte, dass er tief und fest schlief.
Beruhigt darüber ging Liam in sein Schlafzimmer hinüber um sich selbst ein wenig hinzulegen.

Harmon erwachte und fand sich auf einer farbenfrohen Wiese wieder. Erst glaubte er, er befände sich noch immer auf der Erde, doch da sah er sich die Vegetation etwas genauer an. Die Blumen sahen irgendwie anders aus als die, die er schon kennen gelernt hatte. Er wusste nicht so recht, wie er sie hätte beschreiben sollen. Die Gewächse hatten die verschiedensten Farben und Formen. So etwas seltsames, aber doch wunderschönes, hatte er noch nie zuvor gesehen. Dann drang Vogelgezwitscher an seine Ohren, er drehte sich langsam um, konnte aber nicht erkennen, wo die Tiere zu diesen Geräuschen waren. Sie klangen ähnlich denen, der die auf der Erde lebenden Vögel. Eine leichte Brise stich seine Wangen und ließ ihn einen Moment erschauern, weil sie so unerwartet kam. Er ließ diese friedliche Ruhe eine Weile auf sich wirken und setzte sich in das weiche Gras. Harmon versuchte sich zu entspannen und wollte einmal an nichts denken.
Doch das erwies sich als schwer, da seine Gedanken wie von selbst umherschweiften. Bis hin zu dem Tag, als er Liam das erste Mal begegnet war. Es war schon seltsam, wie er zu ihm hingeführt wurde. Irgendetwas in ihm, hatte ihn ins Flat Planet geführt. Warum und wieso er dem Gefühl so leichtsinnig gefolgt war, wusste er nicht. Es war eigentlich nicht seine Art, ohne vorher alles genau durchdacht zu haben einem Gefühl zu folgen. Aber im Nachhinein war doch froh darüber, dass er es getan hatte. Wenn er es nicht gemacht hätte, würde er heute nicht das wissen, was er wusste.
Den Moment, als Liam ihn berührte, würde er nie wieder vergessen. Die Bilder, die zu Millionen auf ihn eingeströmt waren und das Wissen erstmal, das dabei mitkam. Im ersten Moment war es zwar zu viel für ihn, aber jetzt konnte er sie in Ruhe auf sich zukommen lassen, wenn er seinen Geist dem neuen Wissen öffnen würde. Da er damals seinen Geist nicht für neues Wissen geöffnet hatte, verblieb es in einer Art Zwischenspeicher, den er dann bei Belieben öffnen konnte. Das erfuhr er schon bei der ersten Wissenswelle, die ihn überkam, doch er wusste nicht genau, wie es gemeint war.

Liam schreckte in einem fast dunklen Schlafzimmer hoch, der Mond schien und erhellte so das Zimmer ein wenig. Zuerst wusste er nicht, was ihn geweckt hatte, doch dann erklang das Geräusch noch einmal. Er identifizierte es als das Klingeln seines Globals. Mühsam stand Liam auf und holte es aus seiner Jacke, die er über die Stuhllehne des einzigen Stuhles im Zimmer gelegt hatte, bevor er schlafen ging. Schnell ließ er das Global aufschnappen, weil er befürchtete, dass Harmon dadurch auch wach werden konnte, und nahm das Gespräch an.
<Hallo, Liam,> eine überaus fröhliche Renee Palmer sah ihm entgegen.
„Wissen Sie überhaupt, wie spät es ist?”, fragte Liam patzig, anstatt eine ähnliche Begrüßung zu erwidern.
<Lassen Sie mich auf die Uhr sehen,> sie ließ sich nicht beirren. <Es ist genau 23:56 Uhr. Sonst gehen Sie doch auch nicht so früh ins Bett,> meinte Renee zweideutig, aber Liam fiel es nicht weiter auf, weil er nur noch weiterschlafen wollte.
„Von mir aus,” er unterdrückte ein Gähnen.” Also, was wollen Sie von mir? Ist Sandoval wieder entflohen oder ist der Weltuntergang nahe?”, fragte Liam sarkastisch.
<Nichts der gleichen,> beruhigte sie ihn. <Ich dachte nur, wir könnten uns vielleicht mal wieder treffen und über alte Zeiten reden,> schlug Renee dann vorsichtig vor, weil sie nicht wusste, wie Liam darauf reagieren würde.
„Ich würde ja gerne, aber im Moment ist es schlecht,” sagte er sanft.
<Okay, wenn Sie keine Zeit haben, dann können wir uns doch Morgen sehen,> meinte sie darauf.
„Gut, wir sehen uns dann im Flat Planet,” verabschiedete sich Liam und legte auf.
Liam steckte das Global zurück in die Jackenasche und legte sich wieder ins Bett. Er verschränkte die Arme hinter dem kopf und konnte nicht wieder einschlafen. Wollte sie wirklich nur mit mir über alte Zeiten plaudern, oder war da mehr? Mit einemmal war er mit seiner Entscheidung, nicht mit Renee zu sprechen überhaupt nicht mehr zufrieden. Was wenn sie in Schwierigkeiten war und seine Hilfe brauchte? Das ließ ihn nicht mehr los. Sofort war er wieder hellwach und sprang aus dem Bett. Zog sich hastig etwas an und verließ leise sein Apartment, nachdem er die Decke um Harmon noch einmal zurechtgerückt hatte.

Er fand Renee eine halbe Stunde später bei Augur im ehemaligen Versteck des Widerstandes.
„Hey, ich dachte, Sie hätten keine Zeit?”, fragte sie, als sie ihn kommen sah.
„Ich konnte mich losreißen,” antwortete Liam.
„Aha,” meinte Renee nur.
„Also, was war der wirkliche Grund, warum Sie mich sprechen wollten?”
„Bei Doors gibt es eine Einbruchserie. Es verschwinden von Tag zu Tag immer mehr Geräte. Am Anfang waren es Computerplatinen und jetzt sind es wichtige Chips,” erzählte Renee.
„Irgendwelche Verdächtige?”
„Nein, das ist es ja. Wir haben nicht die geringste Spur. Es sieht so aus, als ob die ganzen Geräte sich in Luft aufgelöst haben.”
Man konnte Renee genau ansehen, dass sie das wütend machte.
„Augur, kannst du dich nicht in das Überwachungssystem von Doors einklinken?”
„Ich hab es schon versucht, aber in dieses spezielle System komme ich einfach nicht rein.”
„Und von Ihrem Büro aus, haben wir da vielleicht eine Chance?”, wandte er sich nun an Renee.
„Nein, alles schon versucht,” beantwortete Augur Liams Frage.
„Das ist das größte Problem, dass wir momentan haben. Der ganze Komplex kann von Menschen nicht mehr überwacht werden,” erläuterte Renee, als Liam zur nächsten Frage ansetzen wollte.
„Mist,” entfuhr es ihm.
„Das können Sie laut sagen. Jetzt müssen wir dafür sorgen, dass das nicht Publik wird. Sonst gibt's noch mehr Diebstähle.”
„Und wie sollen wir die Diebstähle stoppen, wenn wir die Überwachungsanlange nicht auf unserer Seite haben? Sollen wir uns etwa auf altmodische Art auf die ‚Lauer’ legen?”, fragte Liam mit einer Spur Sarkasmus in der Stimme.
„Wenn uns nichts anderes übrig bleibt?”
Liam sah im nächsten Moment auf die Uhr und meinte dann entschuldigend:
„Ich muss los, ich wollte ihn nicht so lange allein lassen.”
„Ihn?”, wiederholten Augur und Renee gleichzeitig.
„Harmon. Habe ich euch nicht erzählt, dass ich ihn bei mir aufgenommen habe?”
„Nein, dass musst du wohl vergessen haben,” erwiderte Augur etwas gekränkt.
„Okay, jetzt wisst ihr es. Wir treffen uns dann Morgen vor Doors, okay?”, mit diesen Worten drehte er sich um und wollte das ehemalige Versteck verlassen.
„Warte, Liam,” rief ihm Augur noch hinterher, kurz bevor er den Aufzug an die Erdoberfläche betreten konnte.
Er blickte Augur und Renee über die Schulter hinweg fragend an.
„Da ist noch etwas, das ich dir noch sagen wollte.”
„Was denn?”, das weckte Liams Interesse.
„Ich habe durch Zufall rausbekommen, woher die Taelons damals die Gene von deinem kleinen Freund haben.”
„Wirklich?”, sofort war er wieder neben Augur an der Computerkonsole und sah den Hacker erwartungsvoll, sowie neugierig an.”Schieß los.”
„Also,” er machte eine kurze Pause, die Liam fast verrückt machte.”Die taelonischen Gene hat damals Da'an gespendet, die jaridianischen konnte ich leider nicht mehr zurückverfolgen, aber die menschlichen und kimerianischen sind von...”
„Mir?”, fragte Liam und ließ seinen Freund nicht ausreden.
„Aber wie sind die denn an die Gene von Ihnen rangekommen? Soweit ich mich erinnern kann, haben Sie doch nie Blut gespendet, außer Sandoval, aber das war damals gefiltert,” mischte sich nun Renee ein.
„Ich werde weitersuchen. Dazu benötige ich aber meine Ruhe. Außerdem sieht der frischgebackene Vater auch so aus, als ob er ein bisschen Schlaf vertragen könnte,” alle lachten, bis Liam schlagartig ernst wurde.
Diese Komponente des Falls Harmon wurde ihm jetzt erst richtig klar.


Nächster Morgen, Liam Kincaids Apartment

Liam war dann wieder zurück gekommen und fand Harmon wie er erwartet hatte - immer noch schlafend - wieder an.
Er wachte auf und hörte leise Geräusche aus dem Wohnzimmer. Langsam stand er auf, zog sich schnell etwas über und ging in das Nebenzimmer. Dort sah er Harmon interessiert auf der Couch vor dem eingeschalteten Fernseher sitzen.
„Was siehst du dir an?”, fragte er dann.
Harmon, der ihn nicht kommen gehört hatte, erschrak sich für einen Moment, doch dann antwortete er:
„Auf dem Sender kommt eine Comedyserie, mit einem verrücktem Kindermädchen, auf dem nächsten eine Anwaltsserie, wo die Hauptdarstellerin Ally McMeal heißt oder so. Auf dem danach kommt...”
„Ist gut. Das reicht mir. So genau wollte ich das nicht wissen. Wie machst du das eigentlich? Ich meine, du weißt genau was auf jedem Sender kommt?”
„Ich weiß nicht.”
„Nagut, dann können wir ja etwas frühstücken,” meinte Liam und ging in die Küche um das Essen, welches er am vorherigen Abend in die Küche gebracht hatte.


Eine Weile später, vor Doors International

Harmon und Liam hatten Augur aus dem Flat Planet abgeholt, nachdem Liam zu dem Entschluss gekommen war, dass er Harmon dabei haben wollte und ihm der Kleine vielleicht hilfreich sein könnte. Sie standen nun schon eine ganze Weile in der Lobby und warteten auf Renee. Augur wollte als reicher Geschäftsmann durchs Haus gehen und Wanzen an verschiedenen Stellen anbringen, die er dann vom ehemaligen Versteck aus steuern konnte. Liam hingegen spielte sich selbst, der Renee besuchen wollte.
Sie kam dann auch nach einiger Zeit. Ihre Sekretärin, in deren Büro die drei vor ein paar Minuten geschickt wurden, schickte erst Augur zu ihr ins Büro, der jetzt ein eher arrogantes Auftreten hatte. Er ging hinein, nach einer Weile kam er jedoch wieder - gefolgt von Renee - heraus.
„Miss Petersen, würden Sie mir bitte jemanden, der unseren neuen Investor Mr. Goddard ein bisschen herumführt, schicken?”, wies Renee ihre Sekretärin an.
„Ja, einen Moment, Miss Palmer,” damit drückte sie einen Knopf auf ihrem Schreibtisch und schickte einen Forscher namens Hopson hoch.
Jetzt konnten auch Liam und Harmon zu Renee. Augur wartete währenddessen im Vorzimmer auf Hopson. In Gedanken überlegte er sich schon, wo er ungefähr ein paar seiner Wanzen unterbringen wollte.
„Setzt euch doch,” bot Renee mit einer Handbewegung an.
Sie setzten sich.
„Achso, ich hab ganz vergessen euch vorzustellen. Renee, das ist Harmon. Kleiner, das ist Renee Palmer. Ich hab dir von ihr erzählt.”
„Freut mich,” sagte Renee und reichte Harmon die Hand.
„Mich auch,” meinte er leise und ergriff zögernd ihre Hand, dabei blickte er Liam an. Dieser warf ihm einen aufmunternden Blick zu.
„Möchtest du was an meinem Computer spielen, Harmon? Ich glaube, das, was ich mit Liam zu besprechen habe, ist für dich eher langweilig,” fragte Renee und sah Harmon aufmerksam an.
Mit einem Kopfschütteln, bejahrte er ihre Frage.
„Okay, was hältst du von Sim City?”
Ein kurzes mit den Schultern zucken, war seine Antwort.
Renee stellte das Spiel ein und winkte dann Harmon zu sich heran. Interessiert und neugierig haftete sein Blick auf dem Bildschirm.

„Hey, Liam. Er ist ziemlich gesprächig,” Renee lächelte ihren Gesprächspartner an und deutete in Richtung Schreibtisch.
„Ja, aber das ist eine gute Eigenschaft an ihm. Ich glaube aber, nach einer Weile ist er genauso gesprächig wie Augur,” scherzte Liam.
„Aber sicher.”
„Okay, wann hat Augur gesagt, werden wir alles überwachen können?”
„Äh, Liam,” rief Harmon leise in ihre Richtung.
Liam und Renee stellten sich hinter ihn um ihm über die Schulter hinweg blicken zu können und konnten kaum glauben, was da sahen.
„Wie hast du das gemacht?”, entfuhr es Liam vor Überraschung und Freude.
„Ich hab dem System nur vorgemacht, ich sei ein Teil von ihm,” erklärte er kurz.
„Liam, ist doch jetzt eigentlich auch egal. Hauptsache ist doch, dass er es geschafft hat,” Renee war ein bisschen spät damit dran, aber das kam daher, dass sie einfach nicht ihren Augen trauen konnte.
Schnell gab Harmon ein paar Befehle in die Tastatur ein. Renee und Liam konnten dem Geschehen kaum folgen, weil Harmon sehr schnell tippte. Nach einer Weile hatte er die gewünschten Informationen, die er gehofft hatte zu finden, gefunden und lehnte sich etwas in dem bequemen Bürosessel zurück, sodass Liam und Renee auch sehen konnten, was auf dem Bildschirm vor sich ging.
„Was macht Tate denn hier? Ich dachte, er wäre damals nach Sandovals Einweisung für immer verschwunden,” fragte Liam.
„Scheint nicht so,” widersprach Harmon leise.
„Harmon, kannst du an ihn heranzoomen und zeigen, was er da zu schaffen hat?”, fragte Renee.
„Ich weiß es,” meinte er. „Er programmiert den Computer um.”
„Aber wie ist er an das dazugehörige Wissen gekommen? Ich meine, damals konnte er sich nicht mal allein die Schuhe zubinden,” fragte Renee.
„Sandoval,” kam es von Liam.
Aber wozu brauchte Sandoval die ganzen gestohlenen Geräte?
Alle drei wurden gleichzeitig aus ihren Gedanken gerissen, weil es an der Tür klopfte.
„Herein,” rief Renee und blickte zur Tür, durch die jetzt Ms Petersen einen Schritt hereinkam.
„Ms Palmer, ich sollte Sie doch an das Telefongespräch mit Präsident Collins erinnern,” meinte die Sekretärin entschuldigend, als sie drei Personen so gebeugt über den Computerbildschirm gesehen hatte.
„Danke, Ms Petersen,” sagte Renee und schaute wieder auf den Bildschirm.
Die Tür schloss sich hinter der Sekretärin wieder.

Nach einer Weile klopfte es wieder. Diesmal war es Augur, der seinen ‚Streifzug’ durch den Komplex beendet hatte.
„Eigentlich bräuchten wir deine ‚Wanzen’ gar nicht,” meinte Liam und zeigte auf den Monitor.
Augur kam interessiert zu ihnen und sah fassungslos auf den Computerbildschirm.
„Wie hat er das geschafft? Ist er so was wie ein Genie?”, fragte er und sah sie der Reihe nach an. Er konnte es nicht fassen, dass ein Kind das hinbekommen hatte, wo er gescheitert war.
„Ich... ich wollte Sie nicht verärgern, Sir,” meinte Harmon und stand hastig auf. Er glaubte, dass er einen Fehler gemacht hatte.
„So war das gar nicht gemeint, ich finde es doch gut, wenn noch jemand so etwas kann,” versuchte Augur den Jungen, der sich etwas hinter Liam versteckt hatte, zu beruhigen.
„Du kennst doch Augur, Kleiner,” meinte Liam ruhig und legte ihm eine Hand auf die Schulter.
Zögernd nickte Harmon. Was war nur mit ihm los?

 
* * *
 

„Boss, es ist fast alles erledigt. Den Rest besorge ich Morgen,” ein Mann hatte sich mit seinem Auftraggeber in einer engen, nassen, dunklen Gasse getroffen.
Das Gesicht des Auftraggebers war nicht zu erkennen, weil dieser einen langen, dunklen Mantel mit Kapuze trug. Er sprach auch kein Wort, sondern nickte nur zustimmend mit dem kapuzenbedeckten Kopf.
Der Auftraggeber drehte sich um und ging wortlos in die entgegengesetzte Richtung wieder davon.

 

 

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