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  „Beförderung mit Hindernissen” von Rob   (Emailadresse siehe Autorenseite),   November 2002
Disclaimer: Die Hauptpersonen Harmon Rabb, Sarah MacKenzie, Admiral A.J. Chegwidden, die Roberts und die restlichen Charaktere von JAG gehören Donald P. Bellisario, Belisarius und Paramount. Liam Kincaid, Renee Palmer, Augur und die restlichen ME Charaktere gehören Gene Roddenberry und Tribune Entertainment. Bitte veröffentlichen Sie diese Geschichte nicht ohne vorheriges Einverständnis des Autors.
 
Thema:  Major Liam Kincaid soll zum Lt. Col. befördert werden. Bis dahin kann eine Woche ziemlich lange dauern
Zeitpunkt:  Sequel zu „Schuldig oder Unschuldig?”
Charaktere:  Liam Kincaid, Da'an, Zo'or, Augur, Renee, Harmon Rabb, Sarah MacKenzie, Admiral A.J. Chegwidden, die Roberts, Cooper und andere
 
Anmerkung des Autors:  Ich danke allen, die mir geholfen haben diese Story zu schreiben. In erster Linie aber meinem Betareader, dem ‚großen bösen Marine’.
 

 

BEFÖRDERUNG MIT HINDERNISSEN

 

Teil 4

1032 Zulu (5:32 EST)
North of Union Station
Washington D.C.

„Aufwachen, komm schon,” weckte Harm Liam.
Erschreckt fuhr dieser in die Höhe und sah sich um und bemerkte, dass Harm schon in Joggingsachen war.
<Bin ich froh, wenn das hier endlich vorbei ist,> dachte Liam, als er an die Runde vom letzten Abend dachte.
Doch er fing an wortlos aufzustehen und sich umzuziehen.
Nach einer Dreiviertel Stunde kamen sie wieder zurück und Harm machte ihnen Frühstück.

 
* * *
 

1426 Zulu (9:26 EST)
South East of Washington Circle
Washington D. C.

Das ist das erste von insgesamt sieben Apartments, die sich Liam für heute zum besichtigen vorgenommen hatte. Er stand vor einem großen Apartmenthaus in der I Street.
„Guten Tag, Sie müssen Major Kincaid sein,” meinte ein schon etwas betagter Mann, Mitte Fünfzig, der in der Haustür stand und schon auf Liam zu warten schien.
„Ja, guten Tag. Dann sind Sie Mr. Grant,” grüßte Liam freundlich.
„Das stimmt. Also, das Apartment ist ganz oben,” fing der Vermieter zu erzählen. „Es hat einen Balkon, eine große Küche und erstreckt sich über zwei Etagen,” der Vermieter kam fast gar nicht mehr aus dem Schwärmen heraus.
Sie kamen in den Hausflur und fuhren in einem Fahrstuhl nach oben. Das erinnerte ihn an seine alte Wohnung. Es schmerzte ihn immer noch sehr, dass sie in die Luft gesprengt wurde. Doch nach unendlichen sechs Minuten stand der Aufzug und die Türen öffneten sich mit einem leisen Ächzen. Mr. Grant ging voraus auf eine graue Tür zu, stellte sich vor einen Netzhautscaner und dann öffnete sich die Tür mit einem Zischen. Das Erste, was Liam auffiel, war die Helligkeit, die hier herrschte, die Räume waren groß und strahlten eine freundliche Atmosphäre aus. Rechts erstreckte sich die große Küche, von der Mr. Grant ja schon geschwärmt hatte, geradeaus sah man eine eiserne Wendeltreppe. Am Ende des Wohnraumes in der unteren Etage war ein großer Balkon. Liam trat näher heran und genoss den Ausblick, den er von hier aus auf Washington, das weiße Haus und die Botschaft hatte.
Nachdem er sich auch die obere Etage angesehen hatte, stand es für Liam fest, diese Wohnung gefiel ihm. Er wollte sie haben.
„Also, wollen Sie das Apartment haben, Major?”, fragte Mr. Grant und musterte Liam aufmerksam.
„Ja, wann kann ich einziehen?”
„Sofort, wenn Sie wollen.”
„Sofort ist gerade schlecht. Ich habe da noch etwas Wichtiges zu erledigen. Aber wir könnten doch schon mal alles mit dem Mietvertrag klären,” schlug Liam vor.
„Wann passt es Ihnen?”, fragte Mr. Grant freundlich.
„Wie wäre es mit heute Nachmittag so gegen 16 Uhr, vor dem Haus?”
„Ja, das passt mir. Ich werde auch einen Vorvertrag mitbringen,” damit stiegen Liam und Mr. Grant wieder in den Aufzug.

 
* * *
 

1523 Zulu (10:23 EST)
Taelonbotschaft
Washington D.C.

Liam konnte nicht ohne irgendetwas zu machen rumsitzen. Deshalb war er auch jetzt in der Taelonbotschaft.
„Guten Morgen, Major,” grüßte ein zackig Freiwilliger, der ihm entgegen kam.
„Guten Morgen,” grüßte Liam zurück und setzte seinen Weg fort.
Nach einer Weile erreichte er Da'ans Büro, vorsichtig 'klopfte' er an und wartete auf das ruhige „Herein ”. Er trat ein und sah den Taelon wie gewöhnlich auf seinem Thron sitzen.
„Liam,” sagte Da'an erfreut, als er seinen Beschützer erkannt hatte.
„Guten Morgen, Da'an,” erwiderte Liam höflich. Er wollte mit Da'an wieder ins Reine kommen, das wusste er jetzt, nach dem Gift, ganz genau.
„Liam, ich habe gehört, dass Sie schwer krank sind. Warum sind Sie dann hier?”, wollte Da'an wissen.
„Mir geht es schon viel besser,” beteuerte Liam überzeugend, weil Da'an ihm glaubte. „Ich wollte mich für mein Benehmen von vor zwei Wochen Ihnen gegenüber entschuldigen.”
Im ersten Moment sah ihn der Taelon nur verwirrt an, soweit ein Taelon das eben konnte, dann hatte er ein warmes Lächeln auf den Lippen, als er sagte: „Mein Verhalten tut mir auch leid.”
„Steht das Angebot eigentlich noch, dass ich wieder in Ihrem Büro meinen Schreibtisch haben kann?”, fragte Liam fast schüchtern, weil sein großes Büro doch etwas einsam auf ihn wirkte.
„Ja,” der Stimme des Taelon war nicht zu entnehmen, ob er über diesen Sinneswandel Liams erfreut war oder nicht.
„Dann möchte ich, wenn ich wieder komme, dieses Angebot sehr gern annehmen,” Liam lächelte Da'an sogar ein wenig an.
Was war nur mit ihm los, hatte er sich wirklich umentschieden oder ging das Intrigieren und Ausspionieren weiter? Aber Liam lächelte, es war ein ehrliches Lächeln, das erkannte sogar er.
Liam konnte gar nicht anders als glücklich sein. Er hatte ein neues Apartment, mit wundervollem Ausblick, das direkt auf ihn zugeschnitten war, Freunde, die ihm beistanden, und einen wirklich guten Job. Was wollte er eigentlich mehr?
„Wann wird Ihr Dienstantritt sein, Major?”
„In zehn Tagen,” antwortete Liam knapp.
„Schade, dass Mr. Williams uns so enttäuscht hat. Er war eine wirklich gute Kraft gewesen.”
„Ja, haben Sie schon einen Nachfolger bestimmt?”
„Agent Sandoval hat sich sofort angeboten.”
„Sandoval?”, Liam war sichtlich überrascht.
„Nach Mr. Williams wollte ich auf Sie warten und Agent Sandoval war ja früher schon einmal mein Beschützer gewesen. Nach Ihnen ist er der einzige, dem ich noch vertraue,” erklärte er, als er merkte, dass Liam sich seit seinem letzten Besuch verändert hatte.

 
* * *
 

1652 Zulu (11:52 EST)
JAG-Hauptquartier
Falls Church, Virginia

Liam war mit Harm und Mac zum Essen verabredet. Da er nichts mit sich anzufangen wusste, kam er etwas früher.
„Hallo, Sie müssen Major Kincaid sein,” meinte eine blonde Frau, die etwas kleiner als er selbst war.
„Ja, und Sie sind?”, fragte Liam vorsichtig.
„Ich bin Harriet, Harriet Sims-Roberts, Sir,” stellte sich die junge Frau vor.
„Ich bin sehr erfreut Sie kennen zu lernen, Mrs. Sims-Roberts,” Liam reichte ihr höflich die Hand.
„Ach, nennen Sie mich doch Harriet, das tun alle, Sir.”
„Okay, Harriet.”
„Sie wohnen doch beim Commander, Sir?”, fragte sie etwas neugierig.
„Woher wissen Sie das?”, fragte Liam etwas ungläubig, weil er dachte, dass das nur sechs Personen, höchstens sieben wüssten.
„Och, man bekommt etwas mit, wenn man hier jeden kennt, Sir,” meinte Harriet geheimnisvoll.
„Achso, wo Sie es schon erwähnen, wo ist denn Harm?”, fragte Liam und sah sich um.
„Er und der Colonel sind in einer Besprechung. Noch mal zu dem Thema, dass Sie beim Commander wohnen und den Colonel kennen, ist Ihnen etwas bestimmtes aufgefallen, Sir?”, fragte Harriet neugierig und zog Liam in eine etwas ruhigere Ecke des Büros.
„Ich weiß ehrlich gesagt im Moment nicht, was Sie meinen,” gab Liam zu.
„Dann werde ich es Ihnen eben erklären müssen. Wollen Sie die kurze Fassung oder die lange, Sir?”
„Die kurze wäre nicht schlecht.”
„Okay, ich und das ganze Büro meinen, dass zwischen dem Commander und dem Colonel mehr ist als nur eine rein platonische Beziehung, Sir,” erklärte Harriet und beobachtete Liam, wie er reagieren würde.
„Etwas ähnliches ist auch mir aufgefallen, das muss ich zugeben,” meinte Liam bedächtig.
„Haben Ihnen die Beiden erzählt, dass sie im Aufzug stecken geblieben sind, Sir?”
„Harm hatte mal was beim Joggen erwähnt. Da mussten sie die ganze Nacht drin bleiben,” erzählte Liam.
„Ja, mein Mann Bud und ich, wir haben natürlich schon am Abend gewusst, dass sie drin saßen, aber wir haben nichts gesagt. Ich wollte, dass sie sich endlich finden, Sir,” erklärte nun Harriet.
„Und das hat nicht geklappt,” sprach Liam ihre Gedanken aus.
„Ja. Ich hatte gehofft, dass wenn Sie mit dem Commander mal allein sind, Sie ein bisschen recherchieren können, Sir,” rückte Harriet nun mir ihrer Bitte heraus.
„Oh sicher. Aber erst, wenn Sie aufhören, mich ständig 'Sir' zu nennen. Das klingt irgendwie so, als ob ich noch dienen würde anstatt Reserveoffizier zu sein,” meinte Liam dann.
„Ja, Sir... äh Mr. Kincaid.”
„Und nun sagen Sie mir, wonach ich genau recherchieren soll,” forderte Liam sie auf.
„Ganz einfach, was der Commander vom Colonel hält und dann andersherum. Wenn ich die beiden fragen würde, fällt ihnen sicher etwas auf,” meinte Harriet etwas unwohl.
„Okay, ich mach's,” willigte Liam ein und wusste noch nicht richtig, wie er das anstellen sollten.
„Wissen Sie, kommen Sie doch einfach heut Abend bei Bud und mir vorbei, dann könnten wir auch gleich einen Schlachtplan entwerfen,” meinte Harriet.
„Ich weiß nicht, weil Harm mich immer abends noch durch die Stadt hetzen will,” meinte Liam nachdenklich.
„Also, heißt das, dass Sie kommen?”, fragte Harriet, die hoffnungslose Romantikerin, enthusiastisch.
„Ich werde mein Bestes versuchen,” willigte Liam ein und sah Harm und Mac den Besprechungsraum vertieft in eines ihrer Streitgespräche verlassen.
„Also bis heute abend,” meinte Harriet, glücklich darüber einen neuen Verbündeten gefunden zu haben, zum Abschied. Dann gab sie ihm noch schnell ihre Adresse und machte sich schnell aus dem Staub.
Liam ging in Harms Büro und ließ sich auf einem Besucherstuhl vor Harms Schreibtisch nieder.
Noch immer in Gedanken versunken betrat Harm sein Büro. Doch aus diesen wurde er herausgerissen, weil ihm wieder die Verabredung zum Essen mit Liam einfiel.
„Entschuldige,” meinte er schnell und packte seine Sachen zusammen, damit sie aufbrechen konnten.
„Ach, ist doch nicht so schlimm,” meinte Liam großzügig und winkte ab. „Wollen wir wirklich allein Essen gehen?”
„Ja, wieso? Willst du noch jemanden mitnehmen?”, fragend blickte Harm von seinem Aktenkoffer auf.
„Wie wäre es mit Mac? Das könnte doch bestimmt lustig werden, meinst du nicht?”
„Ich weiß nicht. Wir könnten sie ja mal fragen,” meinte Harm nach einem Moment des Überlegens.
„Okay, dann geh ich sie fragen, während du dein Zeug einpackst,” Liam war kurz nach diesen Worten aufgesprungen, sodass Harm ihn nicht mehr zurückhalten konnte.
Drei Minuten und 45 Sekunden, nachdem sie sich von Harm verabschiedet hatte, klopfte es am Türrahmen ihres Büros.
„Herein,” rief sie, ohne von ihren Akten aufzusehen.
„Hi, Mac,” begrüßte Liam sie.
„Oh. Hi, Liam. Was machst du denn hier?”, fragte Mac ein bisschen überrascht.
„Ich, nein... das heißt wir, wollten dich zum Essen einladen,” erklärte Liam.
„Wir? Du und Harm?”
„Ja. Kommst du mit?”
„Sicher, wenn das Restaurant kein vegetarisches ist, bin ich dabei,” erklärte Mac.
„Gut,” meinte Liam und war gerade dabei das Büro zu verlassen, als er sich noch einmal in der Tür umdrehte und meinte: „Achso, wir gehen in spätestens fünf Minuten los, schaffst du das?”
„Ja, jetzt sind es aber nur noch vier Minuten und 30 Sekunden.”
Kopfschüttelnd verließ er endgültig ihr Büro.
„Und?”, versuchte Harm gleichgültig zu fragen.
„Was und?”, fragte Liam zurück und war ganz auf seinen vorläufigen Schlachtplan fixiert.
„Was hat sie geantwortet?”
„Achso, sie kommt natürlich mit.”
„Sie ist eben ein Marine,” meinte Harm, so als erkläre das alles.
„Ich bin auch ein Marine,” verteidigte sich Liam.
„Aber nicht so einer wie Mac. Mac ist etwas besonderes,” meinte Harm abwesend und merkte erst, als er es ausgesprochen hatte, was er gesagt.
„Wie waren die Apartments, die du dir angesehen hast?”, geschickt versuchte er vom Thema abzulenken.
„Och, das Erste war genau das Richtige,” erzählte Liam.
„Und wo ist das 'Richtige' genau?”
„In der I Street,” antwortete Liam.
„Und?”
„Was und?”
„Nun lass' dir doch nicht alles aus der Nase ziehen. Wie sieht es aus, wie groß ist es und wann kannst du einziehen?”
„Du willst mich also doch loswerden,” meinte Liam ernst.
„Nein, so war das nicht gemeint,” versicherte Harm schnell.
„Okay, es hat insgesamt 98m² Wohnfläche, erstreckt sich über zwei Etagen,” Liam sah kurz auf die Uhr. „Wir müssen los. Mac wartet doch nicht gerne. Und außerdem kann ich es dir auch noch heute Abend erzählen.”
„Nagut,” Harm und Liam machten sich auf den Weg zum Fahrstuhl, vor dem Mac schon seit einer Minute und 25 Sekunden wartete.
„Da seid ihr ja endlich. Das ist typisch für Piloten,” meinte sie lächelnd.

 
* * *
 

2056 Zulu (15:56 EST)
I Street
Washington D.C.

Liam hatte diesmal bestimmt, wo es hingehen sollte. Er lud Harm und Mac ins Flat Planet ein, wo er auch ein paar Worte mit Augur wechseln konnte. Dieser war sehr froh, dass es Liam wieder besser ging.
Nun kam er wie vereinbart zu seinem neuen Apartment, um alles perfekt zu machen. Liam freute sich schon auf dieses Apartment, es war etwas größer als sein altes und es war wirklich hell. Am Morgen würde die Sonne auf den Balkon scheinen und in sein Wohnzimmer. Dann würde er von seinem Balkon aus das Weiße Haus sehen können und dessen Rosengarten. <Dort haben sich Harm und Mac kennen gelernt,> überlegte er, als er daran dachte. Da fiel ihm auch wieder Harriet ein.
„Ah, Major Kincaid, Sie sind pünktlich,” riss ihn Jason Grant, sein neuer Vermieter, ungewollt aus seinen Gedanken.
„Oh. Hallo, Mr. Grant,”Liam reichte dem Älteren die Hand, die dieser auch mit einem festen Druck ergriff.
„Ich schlage vor, wir gehen in Ihr neues Apartment, um den Vertrag zu unterzeichnen,” er schloss die Haustür auf und trat in den Hausflur.
Sie fuhren wie schon am Morgen mit dem Aufzug nach oben.
„Wie sieht es eigentlich mit der Sicherheit aus?”, fragte Liam, als sie noch im Aufzug standen.
„Also, an der Haustür ist ein simples Schloss angebracht und die Türschlösser sind mit dem neusten Netzhautscaner, den es auf den Markt gibt, versehen, genauso auch die Tür, die vom Haus in die Tiefgarage führt. Ach, haben Sie ein Auto?”
„Nein, für meinen Beruf brauch ich es nicht und privat auch nicht.”
„Stimmt ja, Sie sind der Protector von Da'an.”
Liam lächelte nur zur Antwort.
Sie gingen auf den Balkon und unterschrieben den Mietvertrag auf dem Tisch, der dort in der Ecke stand. Mr. Grant meinte, den hätte der Vormieter da gelassen, weil er in eine größere Wohnung ohne Balkon gezogen war.

 
* * *
 

2339 Zulu (18:39 EST)
North of Union Station
Washington D.C.

Harm schloss die Tür auf und traf auf etwas Unerwartetes. Liam wartete schon auf ihn - in Joggingsachen.
„Ich bin im falschen Apartment, stimmt's?”, fragte Harm verwundert.
„Nein, was hast du gegen ein bisschen Pünktlichkeit und einem Termin?”, den Termin hatte Liam leise an den Satz angesetzt.
„Termin?”, fragte Harm interessiert.
„Ja, nur etwas Geschäftliches,” meinte Liam dann.
„Aha,” sagte Harm wissend.
„Du brauchst gar nicht so zu gucken. Schließe nicht immer von der Navy aufs Marine-Corps.”
„Ich versteh' schon, dass du darüber nicht reden möchtest,” Harm winkte ab.
„Okay, wann können wir los?”, versuchte Liam das Thema zu beenden.
„Gleich, ich muss mir nur schnall was anderes anziehen,” damit verschwand er in seinem Schlafzimmer, aus dem er nach fünf Minuten umgezogen wieder herauskam. Danach fingen sie mit ihrer Runde an, sie kamen am Union Station vorbei, liefen eine Runde ums Capitol und liefen dann auf der 1st Street wieder zurück in die M Street, in der Harm wohnte.

 
* * *
 

0035 Zulu (19:35 EST)
Chelsea Apartments, Washington D.C.

Liam war, als sie wieder zurückkamen, unter die Dusche gegangen und hatte sich dann etwas Frisches angezogen, um loszugehen. Harm wollte ihm absolut nicht glauben, dass er einen Termin hatte. Dann war er mit dem nächsten Portal zu der Adresse, die ihm Harriet noch gegeben hatte, gekommen.
Jetzt stand Liam vor der Wohnungstür der Roberts und hörte von innen ein Baby weinen. Vorsichtig klopfte er an.
„Wir haben schon auf Sie gewartet, Sir,” meinte der kleinere Mann mit dem Honigkuchenpferd-Grinsen, nachdem er die Tür geöffnet hatte und erkannte, wer davor stand.
„Ich glaube, wir wurden uns noch nicht vorgestellt. Ich bin Bud Roberts,” stellte sich der Mann vor, als sie auf dem Flur der Wohnung standen.
„Wer ich bin, wissen Sie schon?”, es war eher eine Feststellung, als eine Vermutung.
„Ja.”
„Bud, kannst du mir mal A.J. abnehmen? Ich möchte gern mit dem Major sprechen,” rief Harriet aus einem Zimmer weiter hinten am Gang.
„Ja, Schatz,” Harriet kam mit dem kleinen A.J. auf dem Arm aus dem Zimmer und gab ihn dann an ihren Mann.
„Am besten, wir setzen uns dazu,” meinte dann Harriet und ging voraus ins Wohnzimmer. Dort setzten sie sich auf das rote Sofa.
„Also, ich habe mir das so vorgestellt...”, begann sie zu erzählen.

 
* * *
 

1002 Zulu (5:02 EST)
North of Union Station
Washington D.C.

„Raus aus den Federn!”
„Ich bin ja wach,” beschwerte sie eine leicht verschlafene Stimme.
„Das wollen wir auch hoffen. Hoffentlich klappt das morgen besser,” Harm seufzte leise. Wenn jemand eine zweite Chance verdient hatte, dann war das ganz sicher Liam Kincaid.
Mit Mühen stand Liam auf und zog sich seine Sachen zum Joggen an. Sein letzter Tag in Freiheit vor einer weiteren Woche Quälerei begann.
Harm und Liam joggten wieder zum Union Station. Dort kauften sie sich einen Kaffeebecher und liefen weiter in Richtung Weißes Haus, weil Liam Harm heute morgen zeigen wollte, wo sich sein neues Apartment befand.

 
* * *
 

1042 Zulu (5:42 EST)
I Street
Washington D.C.

„Schöne Gegend,” meinte Harm, als sie vor dem Haus standen.
Die Straßen waren noch leer, weil der Arbeitsverkehr erst in einer viertel Stunde richtig beginnen würde.
„Was meinst du, willst du es mal sehen?”, fragte Liam stolz.
„Sicher.”
Also holte Liam den Schlüssel, den er am Vortag erhalten hatte, aus seiner Hosentasche und öffnete damit die Haustür. Dann gingen zum Fahrstuhl.
„Harm?”, fragte er, den Moment ausnutzend.
„Hm?”, kam es nur gedankenverloren.
„Wie war das, als du im Fahrstuhl eingesperrt warst?”
„Warum willst du das gerade jetzt wissen?”
„Der große Harmon Rabb wird doch keine Aufzugphobie bekommen haben?”, fragte Liam scherzhaft, um seine eigenen Gefühle über seinen Pakt mit Harriet zu überspielen.
„Natürlich nicht,” schritt Harm sofort ab.
„Nun sag' schon, hat man das Gefühl, dass die Wände auf einen zukommen und so?”
„Nein, vielleicht kam das auch daher, dass wir die ganze Zeit über geredet haben,” meinte Harm dann und wünschte sich, der Aufzug würde endlich oben halten.
„Achso,” ließ Liam es erst einmal auf sich beruhen.
Dann hielt auch endlich der Fahrstuhl und die Türen öffneten sich.
Langsam beschlich Harm so eine Vorahnung, was Liam da vor hatte. Hat er nicht gestern Liam mit Harriet gesehen?
Aber da hatte sich Harm nichts dabei gedacht gehabt. Inzwischen hatte sich Liam vor den Netzhautscaner gestellt. Die Tür öffnete sich und sie traten nacheinander ein.
„Hey, keine so schlechte Wahl,” lobte Harm, als er alles gesehen.
„Finde ich auch, aber ich habe an dem Apartment gehangen.”
„Kann ich verstehen. Wenn mein Apartment in die Luft fliegen würde, wär' das auch ein großer Schock. Kannst du dir vorstellen, wie lange ich gebraucht habe, bis es so aussieht, wie es jetzt ist?”
„Bestimmt ziemlich lange,” pflichtete Liam ihm bei.
„Hm, aber es ist schon wieder sehr spät. Wir müssen uns wieder auf den Weg machen. Achso, wenn du meine Hilfe beim Renovieren brauchst, dann musst du mich einfach bloß fragen, ja?”, bot Harm an, nachdem er auf die Uhr gesehen hatte.
„Das mach' ich, versprochen.”
Sie verließen die Wohnung, und weil es doch schon sehr spät war, nahmen sie ein Portal, das sie zurück zur Union Station brachte.

 
* * *
 

1656 Zulu (12:56 EST)
JAG-Hauptquartier
Falls Church, Virginia

Liam war wieder mit Harm und Mac zum Essen verabredet. Schließlich musste er eine weitere Stufe in seinem und Harriets Plan einleiten.
„Hallo, Major,” begrüßte ihn Harriet Sims-Roberts.
„Oh, hallo Harriet,” grüßte Liam zurück.
„Schon was Interessantes erfahren?”, fragte sie leise.
„Leider nicht. Ich glaube, er merkt etwas,” entgegnete er.
„Oh.”
„Aber ich werde mich weiterhin darum kümmern, so viel Zeit ich hab,” erklärte Liam entschieden.
„Sie sind ein guter Mensch, das wusste ich sofort,” meinte Harriet und ging wieder zu ihrem Schreibtisch zurück.
Liam machte sich derweil auf den Weg zu Harms Büro, in dem sie eigentlich auch verabredet waren. Als er da so allein saß und darauf wartete, dass Harm und Mac endlich aus dem Gericht kommen würden, dachte er wieder an Augur, ob seine Freunde wohl so lange zurecht kamen. Es fiel ihm auf, dass er kaum Zeit für sie gehabt hatte in letzter Zeit. Jetzt hatte er auch noch Harriet gegenüber versprochen, ihr in Sachen Harm und Mac zu helfen. Er konnte bloß hoffen, dass nicht wieder irgendeine Krise anstand, deshalb nahm er sich vor, am Nachmittag zum Widerstand zu gehen. Als er so nachdachte, kam ihm das Bild einer zornigen, ungestümen und zugleich auch besorgten Renee in den Sinn. Doch bevor er weiter denken konnte, kam Harm mit Mac an seiner Seite ins Büro. Die beiden fanden einen nachdenklichen Liam vor, der sie zwar bemerkt hatte, aber nicht richtig bei der Sache war.
„...also fraß das rosarote Kaninchen den großen bösen lilanen Dinosaurier, stimmst du mir zu?”
„Hä?”, fasste Liam alle seine Gedanken zusammen, die durch Harms Worte durcheinander gewirbelt wurden.
„Ich wollte nur feststellen, ob du auch psychisch anwesend bist,” erklärte der Ex-Pilot.
„Ja, bin ich, wie du siehst. Was hast du gerade gefragt?”, erkundigte sich Liam schnell.
„Ich fragte, in welches Lokal ich euch einladen soll. Ich habe nämlich den Fall gegen Mac gewonnen,” meinte Harm stolz.
„Ist mir egal.”
„Ich würde mich ja über einen...”
„Sagen Sie nichts mehr. Das kommt gar nicht in Frage. Auf keinen Fall,” stritt Harm heftig ab.
„Warum denn nicht? Ich dachte, weil ich verloren habe, darf ich mir wenigstens aussuchen, wohin wir gehen.”
„Wieso gehen wir nicht zu dem Italiener, der in Riverside ist.”
„Von mir aus,” gab Mac sich dann geschlagen.
„Von mir aus auch.”

 
* * *
 

2017 Zulu (15:17 EST)
Versteck des Widerstandes
Unter Washington D.C.

Liam hatte sich nach dem Essen sofort auf den Weg ins Versteck gemacht. Schnell trat er aus dem Fahrstuhl und stieg die paar Treppenstufen hinunter.
„Hallo, ist keiner da?”, fragte Liam, als er niemanden erblicken konnte.
„Oh. Hallo Liam,” rief eine Stimme aus einem Nebenraum.
„Hi Augur, ich wollte nur mal nachsehen, was es hier neues gibt,” erklärte Liam, während er sich im Hauptraum umsah.
„Naja, eigentlich gibt es da nicht viel.”
„Was heißt bei dir 'nicht viel'?”, wollte Liam interessehalber wissen.
„Da'an hat Sandoval als seinen Ersatzbeschützer ernannt, zum Beispiel.”
„Das weiß ich schon. Noch etwas?”
„Bis auf ein neues Projekt von Zo'or nichts.”
„Muss ich dir jedes Wort aus der Nase ziehen?”
„Okay, bei dem Projekt handelt es sich offiziell um eine Forschungsstation des Erdkernes.”
„Glaubst du das wirklich?”, fragte Liam.
„Nein. Renee hat herausgefunden, worum es dabei wirklich geht.”
„Warum behandelst du mich wie einen alten Mann?”, fragte Liam gereizt.
„Weil du krank bist?”
„Ich bin nicht krank, ich bin wieder vollkommen gesund.”
„Das weiß ich doch,” gestand Augur.
„Dann behandle mich gefälligst auch so. Und nun erzählst du mir, was Zo'or vorhat.”
„Er will Taelonenergie herstellen und macht dann Versuche mit Menschen,” erklärte Augur widerwillig.
„Und das wolltest du mir verheimlichen?!”, fragte Liam schockiert.
„Nein, natürlich nicht,” gab Augur kleinlaut zurück.
„Und warum musste ich dir erst meinen Gesundheitszustand fast schriftlich geben, um an diese Informationen zu gelangen?”, Liams gute Laune war fast weg. Zum einen, weil Augur diese Neuigkeiten vor ihm verheimlichen wollte, und zum anderen, wegen Zo'ors neuem Projekt.
„Liam,” versuchte er es versöhnlicher.
„Ach hör' doch auf. Ich bin wieder vollkommen gesund. Frag Melissa,” versicherte Liam.
„Das hab' ich ja jetzt auch kapiert,” rechtfertigte sich das Computergenie.
„Wollen wir's mal hoffen,” meinte Liam und wollte so schnell wie möglich wieder verschwinden.
„Warte,” hielt ihn Augur zurück.
„Ja?”, darüber war Liam doch sehr überrascht.
„Es war nicht mit Absicht,” wollte sich das Computergenie entschuldigen.
„Weiß ich ja,” Liam konnte sogar schon wieder ein kleines Lächeln zustande bringen.
„Okay,” Augur freute sich, dass Liam ihm deswegen nicht sauer war.
Doch Renee hatte ihn gebeten mit Liam vorsichtig zu sein, weil er erst seit kurzem wieder wieder genesen war. Er dachte, sie würde es schon wissen.

 
* * *
 

2132 Zulu (16:32 EST)
Einkaufszentrum
Washington D.C.

Liam war schon eine ganze Weile auf der Suche nach neuen Einrichtungsgegenständen. Diese Suche gestaltete sich aber als viel schwieriger, als er gedacht hatte. Er war nun schon im vierten Möbelgeschäft. Alles, was er bisher gesehen hatte, war irgendwie nicht das richtige gewesen. Aber viel erhoffte er sich von diesem hier auch nicht mehr. Langsam war er die Fragen der Verkäufer leid.
„Was für Maße soll der Schrank haben, wollen Sie eine durchgehende Kleiderstange oder nur eine halbe?” oder diese: „Wie groß soll Ihr Bett sein, 2 m mal 90 cm oder soll es eher für zwei Personen sein?” oder die: „Wollen Sie lieber Eiche oder Buche? Wie groß ist Ihre Küche? Wollen Sie einen Geschirrspüler, Cerankochplatten oder einen eher altertümlichen Gasherd?”
All diese Fragen. Frustriert gab er ihnen die Daten, die er am am Vormittag in seiner Wohnung vermessen hatte. Am Ende hatte er nur viele Prospekte und Visitenkarten und war keinen einzigen Schritt weiter gekommen. Er spielte schon mit dem Gedanken, Augur damit zu beauftragen, seine Wohnung einzurichten. Dann würde er wenigstens wissen, was er nicht wollte.
Nun wurde ein Verkäufer auf ihn aufmerksam und eilte zu ihm.
„Suchen Sie etwas Bestimmtes??”, wollte er freundlich von Liam wissen.
„Ja, ich suche eine Küche, ein Bett, ein paar Schränke und eine Couch mit dazu passenden Sesseln,” zählte Liam auf.
„Mal sehen, was wir hier haben,” meinte der Verkäufer und ging einen bestimmten Gang zwischen Kinderbetten entlang.
Liam hatte das Gefühl, der einzige potenzielle Käufer in diesem Möbelgeschäft zu sein.
Sie kamen in die Küchenabteilung.
„Wie wäre das hier?”, er zeigte auf eine Küche, bei der alles mir Glastüren versehen war.
„Ich wollte eher was Einfaches,” meinte Liam darauf.
„Verstehe, ich glaube, da habe ich genau das Richtige für Sie,” der Verkäufer ging mit Liam in einen anderen Gang.
„Das trifft schon eher meinen Geschmack,” das war wirklich das erste, was ihm zusagte, was ihm von allen anderen Küchen, die er davor besichtigt hatte, richtig gefallen hatte.
Nach einer kurzen Absprache mit dem Verkäufer wurde man sich einig, die Küche sollte dann in neun Tagen geliefert werden.

 
* * *
 

2325 Zulu (18:25 EST)
North of Union Station
Washington D.C.

Harm betrat sein Apartment. Wie er schon fast erwartet hatte, war Liam von seiner Einkaufstour noch nicht zurück.
Nach kurzem Überlegen holte er die Akte seines neuen Falles aus seinem Aktenkoffer heraus. Es ging dabei um einen Piloten, der angeblich ein Testflugzeug absichtlich im Meer versenkt haben sollte. Der behauptet aber, dass sein GPS defekt gewesen wäre und er deswegen vom Kurs abkam.

 
* * *
 

2330 Zulu (18:30 EST)
Versteck des Widerstandes
Unter Washington D.C.

Augur hatte Liam über sein Global kontaktiert und ihn gebeten, so schnell wie möglich zu ihm zu kommen.
„Da bist du ja endlich,” rief Augur anstatt einer Begrüßung.
„Soweit ich weiß, haben wir keinen genauen Zeitpunkt ausgemacht,” meinte Liam und tat so, als müsse er nach so einem Termin in seinem Gedächtnis suchen.
„Ja, das weiß ich ja. Aber es gibt ein Problem,” gestand Augur.
„Und was ist das für ein 'Problem'?”
„Naja, ich habe dir doch von Zo'ors neuestem Projekt erzählt?”, fragte Augur nach, obwohl beide wussten, dass er es getan hatte.
Liam nickte nur zur Antwort.
„Es verschwinden immer mehr Menschen auf unerklärliche Weise,” erzählte Augur dann.
„Kannst du dich nicht darum kümmern?”, fragte Liam genervt. Augur war sein Stellvertreter.
„Ja, sicher. Aber ich dachte, dass es interessiert, dass auch Renee verschwunden ist.”
„Seit wann?”
„Seit heute morgen. Sie war anscheinend auf dem Weg zu Doors. Doch da kam sie dort nie an.”
„Gut, ich werde mich mit der Suche beschäftigen. Dann musst du aber auch einem ganz sicher bösen Marine-Corps Colonel sagen, warum ich morgen früh nicht erscheine, um mit nach Parris Island zu kommen,” erklärte Liam.
„Kann der Test nicht noch einmal verschoben werden?”
„Nein, wenn ich da nicht erscheine, werde ich aus dem Corps geworfen. Und was machen wir dann, ich habe dann den Titel eines Majors nicht mehr.”
„Wir werden ja sehen,” versuchte Augur Liam zu beruhigen. Er fragte sich, ob es gut gewesen war, ihm das alles zu erzählen.
„Also gut, du hast sicher schon versucht ihr Global aufzuspüren?”
„Ja, aber ich hab kein Signal bekommen.”
„Hm. Okay, ich werde versuchen, aufs Mutterschiff zu kommen und dort nach ein paar Informationen zu suchen. Wenn du etwas herausbekommst, weißt du ja, wie ich zu erreichen bin,” meinte Liam dann und machte sich auf den Weg.
„Ja, ich werde dich über jede neue Information in Kenntnis setzten,” erwiderte das Computergenie, als Liam schon fast verschwunden war und ihn kaum noch hören konnte.

 
* * *
 

0033 Zulu (19:33 EST)
Taelonmutterschiff
In einer Erdumlaufbahn

Liam kam mit einem Portal auf das Mutterschiff und wurde sofort von Zo'or zu sich gerufen. Der schien ja auch alles mitzubekommen.
„Major, was machen Sie hier?”, wollte Zo'or wissen, gleich nachdem Liam die Brücke des riesigen Raumschiffes betreten hatte.
<Mist, was sollte er jetzt machen?>, er hatte sich keine Ausrede überlegt.
„Er hatte noch einen wichtigen Termin auf der Erde und ist nun nachgekommen,” antwortete eine andere Stimme für ihn.
„Stimmt das, Major?”, fragte Zo'or zur Sicherheit.
Er traute seinem Elter einfach nicht. Es war schon sehr merkwürdig, dass Kincaid in seinem Urlaub für Da'an arbeitete.
„Das stimmt, Zo'or,” Liam tat so, als ob das selbstverständlich wäre.
„Dann können Sie wieder gehen,” gab sich Zo'or zufrieden.
Doch er würde ihn im Auge behalten. Wenn es nötig sein würde, müsste er sogar einen seiner Freiwilligen beauftragen, das zu tun.
„Major, was machen Sie denn hier?”, fragte Da'an ihn, als Liam ihn zu seinen privaten Räumlichkeiten brachte.
„Ich brauche Informationen,” antwortete Liam knapp.
„Was ist denn passiert?”
„Renee Palmer ist verschwunden. Ich habe Grund zur Annahme, dass sie von Zo'or gekidnappt wurde,” erklärte Liam schnell.
„Ich weiß nichts davon.”
„Natürlich wissen Sie nichts davon. Es ist ja auch eines seiner Projekte,” meinte Liam leicht genervt.
„Trotzdem, habe ich auch Informanten. Es wurde mir nichts von einem neuen Projekt berichtet.”
Mittlerweile hatten sie die Räumlichkeiten von Da'an erreicht.
„Wenn Sie es mir erlauben, würde ich gerne doch ein paar Erkundigungen selbst einholen,” erklärte Liam.
„Ich erteile Ihnen hiermit die Erlaubnis.”
„Danke, Da'an,” Liam war wirklich dankbar. Es war nicht nur höflich, es war Liam wirklich wichtig.
„Sie können die Computerkonsole hier benutzen.”
Liam nickte abwesend, aber Da'an verstand diese kleine Geste.
Schnell verschaffte sich Liam Zugriff zu schiffseigenen Dateien. <Hoffentlich bekommt Zo'or davon nichts zu zeitig mit,> überlegte er und arbeitete noch etwas schneller.
Nach einer Weile fand er die gewünschten Dokumente und wollte gerade anfangen, sie zu studieren, als der Türsummer erklang. <Wer ist das?>, fragte er sich wütend. Liam war kurz vor dem Ziel. Musste er immer im falschen Moment unterbrochen werden? Er löschte sein Ergebnis vom Bildschirm und Da'an öffnete die Tür.
Ein Freiwilliger kam herein und berichtete:
„Major Kincaid, Sir. Zo'or möchte Sie sehen.”
<Was fällt diesem Kerl denn ein? Weiß der denn nicht, dass ich eine Arbeit habe? Ich kann doch nicht immer springen, wenn er mich ruft!>, Liam war sauer.
„Ist gut, ich komme,” meinte er aber dann in einem höflichen Ton, der nichts über seine innere Wut verriet.
Der Freiwillige ging voraus und Liam folgte ihm schnellen Schrittes.
Sie kamen auf der Brücke an.
„Major, ich habe gehört, dass Sie krank sind. Ich wünsche, dass Sie das Mutterschiff verlassen,” erklärte Zo'or und war froh darüber, einen Grund gefunden zu haben, den jungen Mann loszuwerden.
„Aber mir geht es doch gut, Zo'or,” verteidigte sich Liam ein weiteres Mal. Warum waren alle gleich so voreingenommen? Sie hören, dass man krank war, und denken, dass man immer noch krank ist. Aber bei Zo'or war das doch immer etwas anderes.
„Rein körperlich vielleicht. Aber wir können keinen Beschützer gebrauchen, der vor kurzem noch im Krankenhaus lag,” brachte Zo'or einen weiteren Grund ein.
„Nagut, dann lassen Sie mich wenigstens noch von Da'an verabschieden,” bat Liam, nachdem er eingesehen hatte, dass Zo'or ihn loswerden wollte.
„Das dürfen Sie, aber ein Freiwilliger wird Sie begleiten,” meinte der Taelon dann.
Liam hatte gehofft, dass er allein noch ein bisschen auf dem Mutterschiff rumschnüffeln konnte. Aber durch den Freiwilligen war das so gut wie unmöglich.
Nach einer Weile des Wartens kam ein Freiwilliger auf Liam zu. Erst im letzten Moment bemerkte er, dass es einer seiner Agenten war.
„Major, was brauchen Sie?”, fragte er leise, als sie nebeneinander hergingen.
„Renee Palmer ist verschwunden. Wir haben Hinweise, dass Zo'or ein neues Projekt hat,” erklärte Liam schnell mit zusammengebissenen Zähnen.
„Ich werde mich bei den anderen Agenten umhören,” erklärte sie. Sie standen vor Da'ans Tür.
„Major, ich habe schon gehört, dass Sie wieder auf die Erde müssen,” meinte Da'an, als Liam eingetreten war und sich die Tür hinter ihm wieder geschlossen hatte.
„Dann werde ich meine Untersuchungen auf der Erde fortsetzen,” meinte Liam dann.
„Ich wünsche Ihnen viel Erfolg,” erklärte Da'an.
„Danke, ich sehe Sie dann,” meinte Liam zum Abschied und verschwand wieder durch die Tür.
Da'an wusste, dass Liam sich für seine Mitmenschen einsetzte, aber das hätte er nicht erwartet. Er hatte das Risiko, aufs Mutterschiff zu kommen, einfach auf sich genommen, um einem Freund zu helfen. Obwohl Zo'or wieder etwas ausgeheckt hatte, den Widerstand betreffend.

 
* * *
 

0148 Zulu (20:48 EST)
Versteck des Widerstandes
Unter Washington D.C.

„Hast du etwas Neues herausbekommen?”, fragte Augur aufgeregt, als Liam aus dem Portal getreten war.
„Nein, leider nicht,” bedauernd blickte er bei diesen Worten seinen besten Freund an.
„Hey, da kommt eine gesicherte Nachricht rein,” rief Augur, als er einen Blick auf seinen Hauptcomputer geworfen hatte.
„Dann spiel' sie ab,” forderte Liam schnell.
„Kann ich nicht. Sie ist nur für dich.”
Liam gab sein Passwort ein. Kurz danach erschien das Gesicht einer jungen Frau mit braunen Haaren auf dem Bildschirm. Es war Teresa Parker, eine seiner Agentinnen auf dem Mutterschiff.
<Major, ich habe herausgefunden, wo Zo'ors neues Projekt sich befindet,> begann sie und wandte den Blick auf einen Punkt, hinter dem Sichtfeld von Liam und Augur.
<Es hat den Decknamen EDIFICATION und er hat es in Key West/Florida erbaut. Es ist ein Fabrikgrundstück. Ich muss jetzt Schluss machen,> die Übertragung endete damit, dass ein rauschendes Bild erschien, wo vorher noch das Bild der jungen Frau gewesen war.
„Ist Key West nicht eine kleine Insel vor Florida?”, fragte Liam.
„Ja, aber es ist Sperrgebiet, und das sogar schon ein paar Monate lang.”

 

 

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