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  „Beförderung mit Hindernissen” von Rob   (Emailadresse siehe Autorenseite),   November 2002
Disclaimer: Die Hauptpersonen Harmon Rabb, Sarah MacKenzie, Admiral A.J. Chegwidden, die Roberts und die restlichen Charaktere von JAG gehören Donald P. Bellisario, Belisarius und Paramount. Liam Kincaid, Renee Palmer, Augur und die restlichen ME Charaktere gehören Gene Roddenberry und Tribune Entertainment. Bitte veröffentlichen Sie diese Geschichte nicht ohne vorheriges Einverständnis des Autors.
 
Thema:  Major Liam Kincaid soll zum Lt. Col. befördert werden. Bis dahin kann eine Woche ziemlich lange dauern
Zeitpunkt:  Sequel zu „Schuldig oder Unschuldig?”
Charaktere:  Liam Kincaid, Da'an, Zo'or, Augur, Renee, Harmon Rabb, Sarah MacKenzie, Admiral A.J. Chegwidden, die Roberts, Cooper und andere
 
Anmerkung des Autors:  Ich danke allen, die mir geholfen haben diese Story zu schreiben. In erster Linie aber meinem Betareader, dem ‚großen bösen Marine’.
 

 

BEFÖRDERUNG MIT HINDERNISSEN

 

Teil 3

1054 Zulu (5:54 EST)
Portal Silver Spring
1 Meile nördlich von Washington

Harm und Mac traten, nachdem die Umgebung schärfer geworden ist, aus dem Portal. Auf der rechten Seite neben dem Portal war ein kleiner Stadtplan von Silver Spring. Mac blickte einen Moment drauf und schlug zielsicher eine Richtung ein.
Harm folgte ihr ohne zu zögern, weil er wusste, dass Mac in solcher Sachen besser war als er. Das lag daran, dass sie zu einem Marine ausgebildet wurde, die ja bekanntlich die Bodentruppen waren. Er konnte dafür besser mit einer F-14 Tomcat klarkommen.
Nach fünf Minuten standen sie dann vor einem 'Mehrfamilienhaus'. Sie überprüften die Adresse aus ihrer Akte über Williams. Das war die richtige Adresse. Auf einem der Klingelschilder stand dann auch B. Williams. Es waren sechs Klingelschilder. Zwei in jeder Reihe. In der mittleren Reihe war das, auf das sie gedrückt hatten. Doch es geschah nichts. Nach einer Weile drückten sie dann auch auf die Anderen. Bei einem davon wurde ihnen die Haustür geöffnet, eine alte Dame sah ihnen dann entgegen.
„Wer sind Sie?”, fragte diese unfreundlich.
Harm, der wie Mac immer noch seine Uniform trug, straffte sich und sagte dann mit fester Stimme:
„Ich bin Commander Harmon Rabb und das ist mein Partner Lt. Colonel Sarah MacKenzie. Wir ermitteln gegen Mister Bert Williams.”
„Das war ja schon längst überfällig,” meinte sie dann nicht mehr ganz so unfreundlich.
„Warum denn, Ma'am?”, fragte Mac.
„Sie müssten Mal seinen Besuch sehen,” sie winkte ab und verschwand dann wieder in ihrer Wohnung.
Nach dem Klingelschild zu urteilen wohnte Williams in der zweiten Etage. Harm schaltete das Flurlicht ein. Das innere des Hauses musste noch älter sein als sie beide zusammen. Der Putz bröckelte von den Wänden und in den Ecken hingen Spinnweben. Schnell gingen die beiden Offiziere die Treppe hoch. Harm erinnerte es ansatzweise an den Hausflur vor seinem Apartment. Doch der war gepflegter als dieser hier. So einen Anblick hatten sie schon lange nicht mehr 'genossen'. Nun standen sie vor der verschlossenen Apartmenttür.
„Drehen Sie sich mal um, Mac,” meinte Harm dann.
Mac drehte sich gehorsam um. Nach einem Moment hörte sie dann, wie Harm die Tür öffnete, und drehte sich wieder zu ihm um, der ihr mit einer Geste mit der Hand zeigte, dass sie vortreten könne. Sie traten also ein. Nachdem Harm die Tür hinter sich geschlossen hatte, fragte Mac:
„Woher wissen Sie denn, wie man ein Schloss knackt?”
„Oh, das hat mir jemand damals bei Buds Jungesellenparty erzählt,” meinte er dann.
Damals, bei Bud Roberts Jungesellenfeier, waren alle aus der Gruppe später im Gefängnis gelandet, wo Mac sie dann wieder rausholen musste.
„Achso,” meinte sie dann und verkniff sich ein Lächeln, als sie auch daran dachte.
„Hey, hören Sie auf damit, ja? Helfen Sie mir lieber beim Suchen,” meinte Harm dann.
„Wonach suchen wir eigentlich mal wieder?”, fragte Mac dann.
„Nach einem kleinen Hinweis. Mehr kann ich Ihnen auch nicht sagen.”
Wortlos fing nun jeder an zu suchen. Harm stand vor einem Bücherregal im Wohnzimmer und sah sich jeden Rücken genau an. Dann blieb sein Blick an einem bestimmten hängen, das er dann auch herausnahm und aufschlug.
„Haben Sie etwas gefunden?”, fragte sie dann, als sie ihren Partner einen Moment beobachtet hatte.
„Vielleicht. Sehen Sie selbst,” Harm reichte ihr das aufgeschlagene Buch.
Mac las eine Weile und hob dann den Kopf, um Harm anzusehen.
„Das könnte die Lösung sein,” meinte Mac Hoffnungsvoll.
„Hoffentlich,” meinte Harm. Der ganze Optimismus war aus seiner Stimme verschwunden.
Mac setzte sich auf einen Sessel im Wohnzimmer und stellte vor sich den Laptop ab. Dann schrieb sie.

To: good Friend
FROM: Lt. Col. MacKenzie
Wir sind in Silver Spring. Hier fanden wir ein Buch über Reptilien. Wir glauben, es war das Gift einer ausgestorbenen Kobra. Jemand muss das Gift aufgehoben haben. Vielleicht in einem Forschungslabor. Können Sie etwas mehr darüber in Erfahrung bringen?
Lt. Col. MacKenzie

Nach fünf Minuten verließen Harm und Mac das Apartment. Draußen atmeten die beiden Offiziere ersteinmal auf, bevor sie wieder zum Portal gingen. Im Hausflur war dieser erdrückende Moder-Gestank gewesen, den kein Mensch aushalten konnte.
Mac gab die selben Koordinaten ein, die ihr Liam, kurz bevor er bewusstlos wurde, gesagt hatte.

 
* * *
 

1133 Zulu (6:33 EST)
Dr. Parks Praxis
Washington D.C.

Harm und Mac traten aus dem Portal und wurden von einem Sicherheitsteam sofort umzingelt.
„Wir möchten zu Dr. Parks,” meinte Mac dann.
Sofort wichen die Wachen von ihnen ab und der Anführer trat vor.
„Sie ist bei Major Kincaid, Colonel. Darf ich Sie hinbegleiten?”
Harm und Mac nickten nur.
Sie liefen den Gang 20 Meter entlang, bis sie vor einer Tür zum Stehen kamen. Der Sicherheitsmann klopfte, bevor er eintrat an.
„Colonel MacKenzie und Commander Rabb sind da, Dr. Parks,” meldete er.
„Gut, schicken Sie sie rein, Mr. Tannar.”
Der Mann trat zur Seite und Harm und Mac betraten den Raum.
„Hallo Colonel, dann müssen Sie der Commander sein, der Liam bei sich aufgenommen hat, von dem mir Augur erzählt hat. Ich bin Dr. Melissa Parks,” stellte sich die jüngere Frau vor.
Wieder nickten Harm und Mac nur. Sie waren schließlich fast die ganze Nacht auf den Beinen gewesen.
„Okay, ich hab ihm ein Serum gegeben. Doch er reagiert nicht darauf. Kann ich Ihnen einen Kaffee anbieten?”
„Das wäre nett,” antwortete nun Mac.
„Mr. Tannar, können Sie für den Colonel und den Commander bitte einen Kaffee besorgen?”, richtete sie sich nun an den Sicherheitsmann, der den Raum noch nicht verlassen hatte, weil er auf einen ähnlichen Befehl gewartet hatte.
Mit einem Nicken verschwand er und schloss die Tür von außen.
„Wann wirkt es?”, fragte Mac besorgt, als sie die blasse leblose Gestalt Liams auf dem Behandlungstisch entdeckt hatte.
„Das ist nicht sicher, noch nicht,” war die Antwort.
„Oje,” stöhnend ließ sich Mac auf einen Stuhl sinken.
Harm eilte besorgt zu ihr. Er hatte sie noch nie so gesehen. Plötzlich erwachte sein Beschützerinstinkt, dieser Frau, die er seine beste Freundin nannte, gegenüber.
„Ich werde für sie beide zwei Zimmer bereit machen lassen,” meinte Dr. Parks dann.
Sie hatte schon im ersten Moment den beiden Offizieren angesehen, dass sie in den letzten 24 Stunden kaum eine geschlafen hatten, um Liam zu helfen. Melissa war froh darüber, dass jemand Liam half.
„Nein,” wehrten Harm und Mac sofort ab. „Wir müssen noch Williams finden.”
„Wie Sie meinen. Aber machen Sie nicht auch noch schlapp,” ihr Tonfall war warnend.
Danach stand Mac sofort auf und lief hinaus, Harm war wie so oft schon zuvor direkt hinter seiner Partnerin. Mac - jetzt hellwach - übernahm wieder die Führung.

 
* * *
 

1213 Zulu (7:13 EST)
Riverside Blvd.
Washington D.C.

„Mac, wie viel?”, fragte Harm, nachdem sie aus dem Portal getreten waren.
„1976 Minuten. Harm, wo war sein Stammlokal?”
„Nur noch ein paar Meter. Aber wenn Sie lieber nach Hause wollen? Ich kann das verstehen,” meinte Harm und spielte damit auf ihre ehemalige Alkoholsucht an.
„Nein, ich schaff das schon. Aber danke, Harm,” meinte Mac dann.
Sie fand es sehr rührend, wie er sich um sie sorgte. Obwohl sie ihm nie einen richtigen Anlass dazu gegeben hatte. Harm wollte sie einfach nicht mit in diese Kneipen mit hineinnehmen.
Schweigend gingen Harm und Mac nebeneinander am Potomac entlang. Bis sie dann endlich vor einer hellerleuchteten Kneipe standen. Über dem Eingang hing ein Schild, auf dem in Leuchtbuchstaben 'The Deer' stand. Aus der etwas geöffneten Eingangstür kam lautes Gebrüll, dann dieser Zigarettengestank und eine Hitze, die zeigte, dass sich viele Menschen darin aufhielten.
„Auf in den Kampf,” meinte Harm und straffte sich.
Dann schob er die Tür ganz auf und trat ein. Augenblicklich herrschte Ruhe und jeder in dem Raum, mit Rauchschwaden, sah zu den beiden Neuankömmlingen hinüber. Im nächsten Moment jedoch sahen sie wieder weg, so als ob die beiden Personen uninteressant geworden wären, als sie auf niemanden zugingen.
Die beiden Offiziere bahnten sich dann einen Weg durch die Menschenmenge, um zum Tresen zu gelangen. Harm zog ein Bild aus seiner Uniformtasche und brüllte, weil die Musik und das Reden der Leute so laut war, dem Mann hinter dem Tresen zu:
„Haben Sie diesen Mann schon einmal gesehen?”
„Nein, nie,” antwortete der Andere.
„Wirklich?”, fragte Mac im schärfsten Marineton.
„Naja, vielleicht würde ich mich besser mit nem Hunderter erinnern,” meinte der Barkeeper beiläufig und hoffte schon auf ein bisschen mehr Kapital für seine neue Einrichtung.
„Vielleicht auch mit dem hier?”, Mac zeigt ihm unauffällig ihre Dienstwaffe.
„Ja, Ma'am das reicht auch,” meinte der Mann dann einsichtig.
„Na, dann schießen Sie mal los,” drängte Mac den Mann liebenswürdig, hielt aber immer noch ihre Waffe auf ihn.
„Also, er kommt jeden Tag hierher. Trinkt etwas, spielt mit ein paar Leuten, aber heute war er noch nicht hier. Obwohl das jetzt immer seine Zeit ist,” meinte dann der Barkeeper nachdenklich.
„Wenn das nicht stimmt, werden wir sicher noch eine Militärakte über Sie finden und dann bringen wir Sie vors Kriegsgericht,” drohte Mac dann und Harm sah ihn mit dem scharfen Blick an, den er sonst immer für ungeständige Zeugen reserviert hatte. Zusammen verließen sie wieder das Lokal.
„So, was ist unser nächstes Ziel?”, fragte Harm dann, nachdem er die frische Luft eingeatmet hatte. Manchmal war es auch für ihn schwer. Er hatte zwar das Rauchen aufgeben, aber in solchen Situationen wie jetzt brauchte er eine seiner geliebt, illegalen kubanischen Zigarren.
„Also, wir waren in seinem Apartment, wir waren in seiner Stammkneipe. Da können wir nur noch in der Botschaft vorbei. Vielleicht finden wir etwas in seinem Büro dort,” zählte Mac nachdenklich auf.
Als sie sich unterhielten, waren sie wieder zum Portal gelangt.
Mac gab die Koordinaten ein und sie waren verschwunden.

 
* * *
 

1240 Zulu (7:40 EST)
Taelonbotschaft
Washington D.C.

Harm und Mac kamen in der Botschaft an. Schnell war der Wache erklärt, worum es ging, und sie hatten Zugang zu den entsprechenden Räumen bekommen, nachdem die Wache mit dem Sicherheitschef gesprochen hatte.
„Wie lange haben wir noch, falls das Serum nicht wirkt?”, fragte Harm seine Partnerin mit der inneren Uhr.
„1932 Minuten,” antwortete sie knapp.
„Wie viele Stunden sind das?”
„32 Stunden, 18 Minuten und 33 Sekunden,” antwortete Mac wie aus der Pistole geschossen.
Gerade betraten sie das Büro. Es stand nur ein Schreibtisch und ein Bürostuhl davor drin. Also kaum eine Anlaufmöglichkeit für Harm und Mac. Sie steuerten zielsicher auf den Schreibtisch zu - und fanden nichts. Dann schaltete Harm den Computer ein. Doch die Festplatte war bis auf das letzte kleine Byte vollständig gelöscht.
„So und was machen wir nun?”, fragte Harm frustriert.
„Ich kenne da nur jemanden, der uns helfen kann. Nehmen Sie die Festplatte mit, Harm,” meinte Mac dann und machte sich auf den Weg das Gebäude zu verlassen.
Kurz bevor sie das jedoch tun konnten, meinte ein Freiwilliger:
„Da'an möchte Sie beide sprechen, kommen Sie bitte mit?”
Die beiden JAG - Offiziere nickten kurz und folgten dem Mann. Sie waren ziemlich überrascht, dass der nordamerikanische Companion mit ihnen sprechen wollte. Der Freiwillige brachte Harm und Mac zu einem Büro. Sie waren hier schon einmal gewesen. Es war Liams Büro, das sie gerade durchquerten. Der Raum war nicht so spartanisch eingerichtet wie das Büro von Williams. Das lag wahrscheinlich auch daran, dass das hier öfter genutzt wurde. Außerdem strahlte es eine besondere Atmosphäre aus, wenn Da'ans menschliche Gäste es betraten.
Auf Harm und Mac hatte es die gleiche Wirkung. Aber sie mussten auch an Liam denken, und dass ihnen die Zeit davon lief.
Der Freiwillige brachte sie zu einer offenen Tür.
„Kommen Sie herein, Colonel MacKenzie und Commander Rabb,” rief eine ruhige Stimme von innen.
Harm ließ Mac den Vortritt und baute sich dann hinter ihr vor dem Companion auf. Sie hatten in ihrem Leben ja schon viele Sachen gesehen. Aber dies hier übertraf alles - bei weitem. Vor ihnen saß ein Wesen auf einer Art Thron. Es sah aus, als sei dieser gerade für ihn geschaffen. Natürlich war Da'an oft im Fernsehen gewesen, aber ihn in Wirklichkeit zu sehen, war etwas ganz anderes.
„Oh, verzeihen Sie bitte, ich bin der nordamerikanische Companion, aber bitte nennen Sie mich Da'an,” stellte sich das blaue Wesen vor.
„Ich glaube, wer wir sind, wissen Sie bereits?”, vermutete Mac.
„Ja, das ist korrekt, Colonel,” dieses Wesen, das sich selbst Da'an nannte, untermalte seine Worte mit seinen nimmer ruhenden Händen.
„Also... Da'an, was wollen Sie von uns? Wie Sie vielleicht wissen, stehen wir unter Zeitdruck,” meinte dann Harm mit harter Mine.
„Ja, deswegen wollte ich Sie beide sprechen. Ich habe Bert Williams in Sicherheitsgewahrsam genommen,” sagte dann Da'an und sah geradewegs in zwei erschrockene Augenpaare. Woher hatte dieser Da'an das nur gewusst? Hatte er vielleicht hellseherische Fähigkeiten? Aber das würde wohl niemand mehr herausbekommen.
Ein schneller Blickwechsel zwischen den beiden Top-Anwälten.
„Dürfen wir Mr. Williams verhören?”, fragte Harm Hoffnungsvoll.
„Ja, ich werde einen Freiwilligen anweisen, Sie zu seiner Zelle zu bringen.”
„Danke,” in Macs Augen war auf einmal ein großer Respekt für dieses außerirdische Wesen.
Liam konnte sie ja auch leiden, sie konnte aber nicht verstehen, dass Liam seinen Boss anscheinend nicht sehr leiden kann. Aber dem würde sie auch noch auf den Grund gehen.
Wie versprochen, kam wieder ein Freiwilliger und brachte sie in eine der unteren Ebenen des Botschaftsgebäudes. Dann kamen sie in einen Raum mit mehreren Zellen. Die Wände waren organisch und die Zellen hatten keine Gitterstäbe, sondern eine Art Kraftfeld. Von den Zellen war aber nur eine besetzt - von einem Menschen.
„Sie werden mir helfen?”, fragte er hoffnungsvoll, weil die beiden Offiziere Menschen waren. Er dachte, dass sie ihn herausholen würden, da er kaum von einem Menschen besucht wurde.
„Nein,” meinte Harm hart, nahm seine Navy - Kappe ab und sah den Mann in der Zelle streng an.
„Nein?”, fragte der Andere ungläubig.
„Ganz sicher NEIN,” Harm blieb immer noch hart.
„Wie wäre es mit 10.000?”
„Sollte das etwa ein Bestechungsversuch sein?”, fragte Mac anscheinend nett.
„Ja,” er schämte sich nicht einmal dabei.
Er wollte bloß raus, wahrscheinlich hatte er schon die Folter hinter sich oder stand kurz davor. Harm und Mac wussten von den Methoden, insbesondere von den von Zo'or und Sandoval, nichts.
„Sie geben hier offen zu, uns bestechen zu wollen?”, hakte Harm sofort nach.
Der Mann hinter dem Energiefeld nickte eifrig und trat näher.
„Oh, kommt nicht in Frage. Wir sind nicht bestechlich, nicht für eine Million Dollar,” meinte Harm und sah ihn immer noch hart an.
„Vielleicht kann ich Ihnen einen anderen Gefallen tun,” meinte der Mann in der Zelle herausfordernd.
„Das können Sie mit Sicherheit. Sagen Sie uns, welches Gift Sie Liam da 'verabreicht' haben,” jetzt war es Mac, die es auf die harte Tour versuchte.
„Alles, aber das werde ich nicht tun. Er hat seine gerechte Strafe erhalten.”
„Für wen halten Sie sich, dass Sie über Leben und Tod eines Menschen bestimmen können?”, fragte Harm herausfordernd, und wäre dieses Kraftfeld nicht vorhanden, hätte er den Mann gegen die Wand gezogen und angebrüllt.
Nur schwer konnte er sich zurückhalten. Mac sah die Wut in den Augen ihres Partners. Harm zeigte seine Wut nie offen, aber diesmal war es anders, er wollte dem Mann in der Zelle wirklich weh tun.
„Er hat meinen besten Freund ins Gefängnis gebracht,” erwiderte der Andere aufmüpfig wie ein kleines Kind.
„Na und?”, fragte Harm ohne jegliche Regung.
„Na und?!”, echote Williams.
„Dafür dürfen Sie aber nicht Selbstjustiz an einem anderen Menschen ausüben,” erwiderte nun Mac ebenso hart wie Harm.
<Bravo, Ninjagirl!!>, feuerte Harm seine Partnerin in Gedanken an.
„Darf ich nicht?! Warum?”
„Warum?! Das ist ethisch und moralisch nicht korrekt, Mann. Wann kapieren Sie das endlich?”, fragte Harm frustriert, wenn es so weiterging, würde alles schief gehen.
„Ethik? Moral? Das müssen Sie sagen. Sie beim Militär bringen doch jeden um, der Ihnen in den Weg kommt, oder lieg ich da falsch?”
Harm gab es auf. Er diente, weil es in seiner Familie Tradition hatte, sein Vater und sein Großvater waren beide Navy - Piloten gewesen und er war ihnen nachgeeifert. Was anderes konnte er sich nie vorstellen. Schon als Kind wollte er immer, wie sein Vater, Navy - Pilot werden.
„Nun sagen Sie uns doch endlich, was das für ein Gift war,” Mac sah ihn fast bittend an.
„Finden Sie es selbst heraus,” gab er zurück und drehte sich weg.
„Okay, aber wenn Major Kincaid etwas passieren sollte, wandern Sie ins Staatsgefängnis und lernen dort ein paar nette Menschen kennen,” drohte Harm, machte auf dem Absatz kehrt und verließ immer noch wütend den Raum. Mac konnte ihm kaum folgen, so schnell war er.

 
* * *
 

1404 Zulu (9:04 EST) 1814
JAG-Hauptquartier
Washington D.C.

Harm und Mac kamen so früh hierher, weil sie den Admiral um ein paar Tage Aufschub bitten wollten.
„Also gut, Marine. Auf in die Höhle des Löwen,” meinte Harm dann aufmunternd und lächelte ebenso.
Mac klopfte fast zaghaft. Da musste Harm einfach grinsen.
„Herein,” brüllte der JAG wie immer.
Sie drückte die Klinke hinunter und schob die Tür auf. Mac trat als erste ein und Harm folgte ihr sofort.
„Was wollen Sie? Hatten wir einen Termin?”, fragte der Admiral wie immer fast bellend, aber das war nun mal seine Art.
„Nein, Sir,” antwortete Mac vorschriftsgemäß.
„Warum sind Sie dann da? Sie wollen doch nicht etwa, dass ich mit dem Marineminister rede, oder?”
„Sir?”, fragte Harm, er wusste nicht, was der Admiral meinte.
„Sie wissen schon, es nennt sich glaube ich ein ... 'Harriet Manöver'.”
„Nein, Sir. Wir wollten nur um ein paar Tage Urlaub bitten.”
„Warum, Rabb?”, wollte der Admiral nun wissen.
„Sir, ein Freund hat nur noch...”
'29 Stunden und 50 Minuten,” half ihm Mac sofort aus.
„Zu leben, Sir, wenn das momentane Serum nicht anschlägt, weil noch nicht gewiss ist, um welches Schlangengift es sich tatsächlich handelt,” erklärte Harm.
„Es sollte sich doch nicht etwa um Major Kincaid handeln?”, fragte der JAG argwöhnisch.
„Leider doch, Sir,” antwortete Mac nach einem Moment.
„Na gut. Aber nur zwei Tage. Ihre Fälle können nicht liegen bleiben,” meinte er grimmig, aber in Wirklichkeit bewunderte er ihren Mut, zu ihm zu kommen und ihn um ein paar Tage Urlaub zu bitten. „Wegtreten!” Er war gar nicht so hart. Aber er war nun einmal der JAG und ein Ex-Seal.
Das ließen sich Harm und Mac nicht zweimal sagen. Sie drehten sich um und verließen das Büro. Vor dem Aufzug mussten sie warten, da meinte Mac:
„Was machen wir jetzt, Flyboy?”
„Wie wäre es, wenn Sie Ihren Freund fragen würden, ob er herausfinden kann, mit welchen Portalen Williams gereist ist, damit wir vielleicht doch noch herausbekommen können, welches Schlangengift es tatsächlich war.”
„Mach ich, wenn wir bei mir sind, okay?”
„Okay.”

 
* * *
 

1506 Zulu (10:06 EST) 1751
Apartment „The Washington 2812”
Georgetown, Washington D.C.

Mac schloss die Tür auf und ließ sich dann auf die Couch im Wohnzimmer fallen. Nachdem Harm die Tür hinter sich zugemacht hatte, setzte er sich neben sie. Dann holte sie den Laptop hervor und stellte ihn vor sich auf den Wohnzimmertisch hin. Sie schrieb so, dass Harm ihr folgen konnte:

TO: good Friend
FROM: Lt. Col. MacKenzie
Können Sie die Portale überprüfen? So dass wir wissen, wo er überall war? Was können Sie mit einer gelöschten Festplatte anfangen?
Lt. Col. MacKenzie

„Wie lange kann es dauern?”, fragte Harm und versuchte ein Gähnen zu unterdrücken.
„Das ist immer unterschiedlich gewesen in letzter Zeit.”
„Kann ich mal Ihr Bad benutzen?”
„Ja, Sie wissen ja, wo es ist.”
Harm stand auf und nach einer Weile hörte Mac, wie er die Dusche anstellte. Da erinnerte auch sie sich daran, dass auch sie eine Dusche gut gebrauchen könnte. Sie streifte ihre Schuhe ab und lehnte sich zurück. Dann schloss sie für einen Moment müde die Augen.
Harm kam aus dem Bad und fühlte sich wieder fit für neue Taten. Als er ins Wohnzimmer des Apartments kam, sah er seine Partnerin auf der Couch schlafen. Er entschied sich, sie noch einen Moment schlafen zu lassen. Schließlich brauchten sie ihre Kräfte noch. Also begab er sich in die Küche und inspizierte ihren Kühlschrank. Harm hatte das Gefühl, dass sie von der Ostküste bis zur Westküste von jedem Artikel, den es dazwischen gab, etwas hatte.
„Sie können sich ruhig etwas nehmen,” meinte dann eine Stimme etwas verschlafen von der Couch.
„Vorausgesetzt, dass ich es mir vorher fange, nicht?”, flüsterte er fast.
„Das hab ich gehört, Flyboy,” sagte sie dann, als sie weiter zum Bad ging.
<Wenn es um ihren Kühlschrank geht, versteht sie natürlich alles,> dachte er amüsiert.
Nachdem er den Kühlschrank wieder geschlossen hatte, entschied er sich dafür Kaffee zu kochen. Also stellte er die Kaffeemaschine an und setzte sich mit seinen immer noch feuchten Haaren auf die Couch und sah sich den Bildschirm des Laptops an. Während er geduscht hatte, war eine Nachricht gekommen. Da er aber keine Ahnung hatte, von wem sie war, entschied er sich, sie nicht anzusehen. Er wollte ja schließlich nicht Macs Privatsphäre verletzen.
Nach weniger als zehn Minuten bekam Harm ein trockenes Handtuch an den Kopf geworfen. Er hatte tatsächlich nicht gehört, wie Mac das Bad verlassen hatte.
„Los, abtrocknen, Flyboy,” meinte Mac dann im Befehlston.
„Aye-aye, Ma'am.”
„Ich will ja nicht, dass Sie sich eine Erkältung einfangen,” erklärte Mac dann.
„Ach wirklich nicht?”, hakte Harm sofort nach.
„Ja, ohne irgendwelche Hintergedanken, und jetzt machen wir uns wieder an die Arbeit.”
„Mac, Sie haben, während Sie äh... sich die Augenlider von innen angesehen, haben eine Mail bekommen,” meinte Harm dann.
„Warum sagen Sie das nicht gleich? Haben Sie schon hineingesehen?”
„Nein.”
„Nein?”
„Ja, ich wusste doch nicht, von wem sie war.”
„Okay, hiermit gebe ich Ihnen offiziell die Erlaubnis dazu.”
Harm rutschte näher an das Gerät heran und öffnete die Mail. Mac ging währenddessen in die Küche und kam mit zwei Kaffeetassen wieder zurück.

TO: Lt. Col. MacKenzie
FROM: good Friend
Ich konnte leider nur diesen Monat überprüfen

1. Tag
Richmond (Karl Manners, Elektronik)
Grund: Besuch der Stadtbibliothek
Zeit: 5 Stunden
Baltimore (Peter Belson, Chemie)
Grund: eine Überwachung am Hafen
Zeit: 2 Stunden

2. Tag
Norfolk (Breadley Wilson, Computertechnik)
Grund: Besuch der Stadtbibliothek
Zeit: 5 Stunden 45 Minuten

3. Tag
Annapolis (Adam Straton, Biochemie)
Grund: Besuch einer Parade der U. S. Naval Acdemy
Zeit: 3 Stunden

4. Tag
Atlantic City (Jack Osley, Sprengstoff ehem. Sprengstoffdezernat)
Grund: am Stand baden und ausspannen
Zeit: nicht bekannt, weil es ein Problem mit den Portalen an diesem Tag gab.

Mehr war nicht herauszubekommen. Ich habe alle seine bekannten Freunde überprüft. Alle leben ausgenommen von Cooper in einer dieser Städte. Außerdem sind alle seine Freunde auf irgendeinem wissenschaftlichen Gebiet hervorragend. (Die Namen neben den Städten.)
Ich habe das Gefühl, dass das schon länger so ging und diese Leute etwas Geheimes zusammen gebastelt haben. Bringen Sie mir diese Festplatte und ich versuche sie wieder herzustellen. Benutzen Sie einfach ein Portal in der Nähe, ich werde es zu mir umleiten.
Ein guter Freund

„Interessant,” meinte Mac als sie über seine Schulter hinweg alles gelesen hatte.
„Ja, wieviel Zeit haben wir noch?”
„1694 Minuten. Das sind 28 Stunden und 14 Minuten,” antwortete Mac sofort.
„Okay, ich glaube, wir sollten alle überprüfen.”
„Hm. Ich nehme die ersten beiden und Sie die letzten drei? Und dann treffen wir uns wieder hier?”
„Okay. Aber erst müssen wir noch zu unserem 'guten Freund'.”
Harm erhob sich und machte sich auf den Weg zur Wohnungstür. Mac zog sie hinter sich zu und folgte ihrem Partner zum Portal, das einen Block weiter stand.

 
* * *
 

1621 Zulu (11:21 EST)
Versteck des Widerstandes
Unter Washington D.C.

„Ah, da sind Sie ja. Ich dachte schon, Sie kommen gar nicht mehr,” sprudelte es förmlich aus Augur heraus, als er die beiden Offiziere erkannte, die seinem besten Freund halfen.
„Wir haben die Mail nicht sofort gelesen,” meinte Mac dann entschuldigend.
„Naja, nicht so schlimm. Na, dann geben Sie mal das gute Stück her,” forderte Augur dann.
„Hier,” Harm holte es aus einer seiner vorderen Taschen an seiner Uniformjacke.
Augur besah sich das Ding von allen Seiten und meinte dann:
„Das könnte eine Weile dauern.”
„Können Sie uns das Ergebnis per Mail zusenden? Wir wollten noch seine Freunde überprüfen,” fragte Mac.
„Sicher. Gehen Sie. Ich bräuchte dazu sowieso meine volle Konzentration,” damit wendete er sich ab und verschwand im Nebenzimmer, um eifrig daran zu arbeiten.
Das war Augurs Art auf Wiedersehen zu sagen. Ein bisschen verwundert sahen sich Harm und Mac an, das war ein Gespräch, von dem nur sie die Bedeutung verstanden. Auf diese stille Absprache hin gingen sie wieder zum Portal.
Nach fünf Minuten befanden sie sich wieder in einem Portal an der Oberfläche. Auf ein stilles Zeichen hin ging Harm zwei Schritte von ihr weg und wartete darauf, dass er dann auch 'reisen' konnte.

 
* * *
 

2059 Zulu (15:59 EST)
Apartment „The Washington 2812”
Georgetown, Washington D.C.

Richmond und Baltimore waren schnell erledigt gewesen. Danach war sie in die Arztpraxis von Dr. Parks gegangen. Als es an der Tür klopfte, sah sie von der Akte auf, die noch vom letzten Fall liegen geblieben war. Dann stand sie auf und ging zur Tür.
„Hey, Mac. Haben Sie etwas Neues erfahren?”, fragte Harm, nachdem er eingetreten war.
„Nein. Aber da gibt es noch was. Es geht dabei um Liam. Ich war bei Dr. Parks.”
„Was sagt Dr. Parks? Hilft das Serum?”
„Nein. Es war das Falsche.”
„Das Falsche? Oh, nein. Wieviel Zeit haben wir noch?”
„1380 Minuten. Das sind noch 23 Stunden.”
„Das ist ja wirklich großartig. Liam hat nur noch 23 Stunden und wir wissen immer noch nicht, welches Gift verwendet wurde. Ich könnte...”
„Ich weiß, ich weiß. Das könnte ich auch.”
„Kommen Sie, Mac. Wir gehen in die Botschaft und quetschen Williams jetzt richtig aus,” meinte Harm aufgebracht und stand unerwartet von der Couch auf.

 
* * *
 

2144 Zulu (16:44 EST)
Taelonbotschaft
Washington D.C.

Harm und Mac brauchten nicht lange zu fragen, sondern wurden sofort zu Williams' Zelle gebracht. Er sah die beiden Offiziere nur hämisch grinsend an.
Harm jedoch sagte nichts. Er blickte den Mann hinter der Energiewand nur mittleidig an. Das brachte Williams aus dem Konzept. Warum wurde er nur so angestarrt? Das musste schlimmer als Folter sein, das spürte er. Harm verschränkte die Arme vor der Brust, wendete seinen eisernen Blick jedoch nicht ab. Er fixierte den Mann regelrecht. So ging das eine ganze Weile, bis Harm dann das Wort erhob.
„Was war das für ein Gift?”
„Ich weiß es nicht. Es wurde von Mic und Adam erfunden. Ich war nur der Überbringer.”
„'Nur der Überbringer ? Sie waren der Attentäter. Sie waren der Mann, der die Kugel abgeschossen hat, nicht Cooper oder Straton, sicher Cooper hat Ihnen den Befehl gegeben. Aber Sie waren es!”, meinte Harm dann.
Seine Gefühle versuchte er aber sorgsam im Zaum zu halten. Es gelang ihm nur zur Hälfte.
„Ich weiß,” gab der Andere kleinlaut zurück, als Harms Blick immer noch auf ihm haftete.
„Sie wissen es?!”, Harm war schockiert. „Der Mann, auf den Sie geschossen haben, liegt im Krankenhaus! Im Sterben!”, Harm schrie ihn fast an. So etwas konnte er genauso wenig ab wie Deserteure mitten im Krieg. Damals war da dieser Petty Officer Lee in Australien. Erst hatte er den australischen Offizier getötet und dann war er einfach abgehauen, während sein Vater in diesem Krieg über Vietnam abgeschossen wurde. So etwas machte ihn immer noch wütend.
„Mic ist mein Freund. Er hat mir gesagt, dass Liam ihn zu Unrecht ins Gefängnis gebracht hat,” beteuerte Williams.
„Cooper wurde von einem Richter und zehn Geschworenen schuldig gesprochen! Was ist da noch 'zu Unrecht'?”, wollte Harm wissen.
„Mic hat gesagt, dass er unschuldig war. Und ich glaube ihm noch immer.”
„Wieviel denken Sie, bedeuten Sie Ihrem ach so guten Freund? Wenn Sie für ihn einen Mann, der Ihnen vertraut, erschießen sollen?”
„Mic nutzt niemand aus, so etwas macht er nicht.”
„Und wieso entlastet Sie dann niemand?”
„Weil ich es auch unter Eid zugeben würde, dass ich es war.”
„Ich dachte, Sie respektieren Liam,” meinte Harm dann.
„Habe ich doch auch, und tue es noch immer. Mic hat aber gesagt, dass Liam ihn im Stich gelassen und sich an seine Freundin herangemacht hatte. Und Mic ist auch länger mein Freund. Er hat mich einmal aus dem Dreck geholt, als es mir mies ging.”
„Aber hat Liam nicht Menschenrechte? Sie haben eben gesagt, dass Sie ihn respektieren, warum haben Sie ihn dann versucht umzubringen?”
„Harm?”, fragte nun Mac.
„Mh,” er drehte sich zu ihr um.
„Harm, wir haben nur noch 1298 Minuten. Lassen Sie ihn. Wir müssen immer noch herausfinden, welches Gift es ist,” sagte sie leise.
„Okay,” gab er ebenso leise zurück.
Ohne ein Wort verließen sie den Raum wieder und gingen dann wieder zu einem der Portale auf dem Platz vor der Botschaft.

 
* * *
 

2200 Zulu (18:00 EST)
Portalstation Annapolis
Virginia

Harm und Mac gingen zu Adam Stratons Apartment.
„Was wollen Sie schon wieder hier?”, fragte er die beiden Offiziere unfreundlich.
„Wir müssen mit Ihnen sprechen,” antwortete Harm.
„Worum geht's?”, fragte er nicht die Spur interessiert.
„Um Major Liam Kincaid,” meinte nun Mac.
„Wer sind Sie denn? Den da kenn' ich ja bereits,” er zeigte auf Harm.
„Ich bin Colonel Sarah MacKenzie. Und Sie sagen uns jetzt, welches Gift Sie erfunden haben,” meinte Mac dann streng.
„Wer sagt denn, dass ich so etwas erfunden habe?”, fragte dieser darauf, weil er hellhörig wurde, als Mac dieses Gift erwähnt hatte.
„Mr. Williams erwähnte so etwas,” Harm blieb ruhig.
„Bert? Aber warum?”
„Haben Sie nun oder haben Sie nicht?”, Harm wurde ungeduldig.
„Ja, habe ich,” gab Straton leise zu. Er wusste, wenn er jetzt die Wahrheit sagte, würde er vielleicht Strafminderung bekommen.
„Da sind wir ja schon einen Schritt weiter gekommen. Und wenn Sie uns jetzt noch das Serum dafür geben, setzen wir uns vor Gericht für Sie ein,” Mac wollte unbedingt an das Serum kommen.
„So einem verlockendem Angebot kann ich einfach nicht widerstehen. Aber nur unter der Bedingung, dass ich Strafminderung erhalte,” er gab Mac eine kleine Ampulle. „Ich wollte nie zu einem Mörder werden,” sagte er dann kleinlaut reumütig etwas leiser.

 
* * *
 

0005 Zulu (19:05 EST)
Dr. Parks Praxis
Washington D.C.

„Das Serum, das Sie mir vorhin gebracht haben, zeigt zwar immer noch keine Wirkung.”
„Hoffentlich schlägt es diesmal an,” meinte Mac dann und sah durch die Glasscheibe des Zimmers, in dem Liam lag.
Er sah so unendlich blass aus, fand Mac.
Langsam legte Harm ihr eine Hand auf die Schulter, sodass sie sich nicht erschreckte.
Auf einmal wurde die Tür am anderen Ende des Ganges aufgerissen. Renee Palmer stürmte herein.
„Hallo. Augur hat mich eben erst erreicht. Wie geht es ihm?”, meinte sie dann, als sie von drei Augenpaaren fragend angesehen wurde.
„Nicht gut,” antwortete Melissa Parks leise.
„Oh nein. Hätte ich mein Global doch schon eher eingeschaltet,” meinte sie dann bedauernd und schuldbewusst.
„Renee, Sie hätten nichts tun können,” meinte Dr. Parks aufmunternd.
„Das sehe ich nicht so,” Renee war aufgebracht.
In Liams Zimmer ertönte nun ein etwas seltsames Signal. Dr. Parks lief sofort zur Tür. Renee, Harm und Mac folgten ihr. Erleichterung zeichnete sich auf ihren Gesichtern ab, als sie sahen, dass Liams Augenlider sich langsam öffneten.

 
* * *
 

1416 Zulu (9:16 EST)
JAG-Hauptquartier
Falls Church, Virginia

Kurz nachdem Harm aus dem Aufzug getreten war, hatte ihn Petty Officer Tiner schon abgefangen und in das Büro des Admirals geschickt. Nun stand er militärisch korrekt vor dem Schreibtisch seines COs.
„Commander Rabb meldet sich wie befohlen zur Stelle.”
„Stehen Sie bequem.”
Eine Pause, in der Chegwidden seinen Untergebenen nur ansah begann.
„Commander Rabb, setzen Sie Major Kincaid darüber in Kenntnis, dass er in drei Tagen die Prüfung nachholen soll,” ordnete Chegwidden an. Liam war schon so weit, dank neuester Technologie, genesen, dass er wieder fast topfit war.
„Jawohl, Sir.”
„Wegtreten!”
Harm machte auf dem Absatz kehrt und verließ das Büro. In der Mittagspause würden er und Mac Liam aus dem Krankenhaus abholen, das hatten sie dem jungen Mann am Abend zuvor versprochen, nachdem Dr. Parks ihn durchgecheckt und gemeint hatte, er müsse noch eine Nacht zu Beobachtung bleiben. Harm musste einfach grinsen, als er daran dachte, wie sich Liam gegen den Krankenhausaufenthalt gesträubt hatte.

 
* * *
 

1728 Zulu (12:28 EST)
North of Union Station
Washington D.C.

„Du gehst jetzt ohne Widerrede ins Bett. Dr. Parks hat dir noch einen Tag Bettruhe angeordnet,” versuchte es Harm im Befehlston.
„Aber...”
„Kein aber. Oder soll ich erst wieder Schwester Cindy holen?”, drohte Harm scherzhaft.
„Okay,” das hatte gewirkt. Denn er machte sich schon auf den Weg ins Schlafzimmer.
„Die heutige Jugend,” meinte Harm dann an Mac gewandt.
„Ach ja?”
„Ja, haben Sie gesehen, wie er sich gestern Abend angestellt hat?”, er schüttelte den Kopf.
„Ach, ich kenne da auch noch jemanden, der hat sich ganz ähnlich verhalten,” meinte Mac lachend. Sie spielte darauf an, dass er sich, als er im Krankenhaus bleiben musste, auch nicht besser aufgeführt hatte.
„Wirklich?”, fragte Harm bemüht, es beiläufig klingen zu lassen.
„Muss unter euch Piloten ziemlich verbreitet sein.”
„Ha-ha. Wirklich witzig, Marine.”
„Was denn? Lieg ich damit so falsch?”, fragte sie und blickte ihn unschuldig von unten her an.
„Ja,” meinte Harm entschieden.
„Ich liege falsch? Oh, wie können Sie eigentlich noch normal durch die Türen gehen?”
Finster blickte Harm sie an, aber in Wirklichkeit konnte er ihr gar nicht böse sein, solche Scherze waren schließlich schon immer zwischen ihnen gewesen. Das jedoch wusste Mac genauso gut wie er.
„Machen wir noch irgendwo eine Mittagspause?”, fragte Mac und sah ihren Partner verschmitzt an.
„Mac, Sie haben, bevor wir bei JAG losgegangen sind, doch noch etwas gegessen. Wie können Sie da jetzt schon wieder Hunger haben?”
„Och Harm, nur einen winzig kleinen Beltway-Burger, bitte,” sie sah ihn wieder an.
„Oh nein. Dieser Bambi-Blick zieht bei mir nicht,” meinte Harm hart, doch seine Augen sprachen eine ganz andere Sprache. Sie waren warm und voller Zuneigung.
„Ach nein?”
„Nein,” wehrte Harm hart ab.
„Okay, dann werden Sie mit mir wohl woanders hinfahren müssen,” meinte Mac dann betont harmlos.
„Warum?”, Harm und war nicht ganz im Bilde.
„Na, weil Sie mit Liam und mir in Ihrem Auto hierher gefahren sind,” erklärte Mac.
„Ach so. Na dann. Wir gehen in die Salatbar, am Beltway, okay?”, bot Harm dann an.
„Salatbar?!”, echote Mac schockiert.
„Soll ich Ihnen das Wort erklären?”, fragte Harm, weil er wusste, was Mac von Salat und anderen vegetarischen Gerichten hielt.
„Oh, ich glaube, das kann ich später auch im Duden nachschlagen. Warum gehen wir nicht in das Steakhaus, das drei Blocks weiter von hier ist?”, schlug sie dann vor.
„Totes Tier, das vorher noch im Restaurant rumgelaufen ist?”, fragte Harm frustriert.
„Ja, das wäre doch mal was Neues,” gab Mac unbeeindruckt zurück.
„Ich freue mich schon drauf,” meinte Harm dann und lenkte den Wagen auf den Beltway.

 
* * *
 

2248 Zulu (17:48 EST)
North of Union Station
Washington D.C.

Harm schloss die Tür auf und betrat ein dunkles Apartment. Er hatte Mac nach dem Essen noch nach Hause gefahren.
Liam war nirgends in der Wohnung zu finden. Nicht im Bett, wohin er ihn geschickt hatte, und nicht im Wohnzimmer. Dann ging er zum Counter im Küchenbereich und fand dort feine Nachricht vor. Sein junger Freund musste plötzlich zu einem wichtigen Termin. Eigentlich wollte er mit ihm jetzt noch eine kleine Runde um den Block machen. Damit er beim Test wieder fit war. Doch daraus schien nichts zu werden. &öt;Sollte er auf ihn warten?>, fragte sich Harm. <Aber er ist ein erwachsener Mann, er wird schon wieder kommen,> überlegte er dann.
Da Harm sowieso keine große Lust hatte allein joggen zu gehen, machte er sich an den Papierkram, der in den letzten Tagen liegen geblieben war. In der kurzen Zeit war ziemlich viel, für seinen Geschmack, angefallen. Ein Routinefall, ein Diebstahl und eine außergerichtliche Vereinbarung in einem Fall der Körperverletzung. Statt sich aber auf die Arbeit zu konzentrieren, schweiften seine Gedanken ab.

 
* * *
 

2246 Zulu (17:46 EST)
Apartment „The Washington 2812”
Georgetown, Washington D.C.

Admiral Chegwidden hatte ihr, bevor sie endgültig gehen konnte, noch einen Bericht von ihrem letzten Fall aufgegeben.
Jetzt saß sie vor ihrem chaotischen Schreibtisch, auf der einen Seite ein Teller mit einem Stück Tiefkühlpizza darauf, auf der anderen ein Glas Eistee. Als sie anfing das Stück Pizza zu essen, fiel ihr auf, dass es nicht so gut schmeckte, wenn sie nicht jemand damit aufzog. Also widmete sie sich ihrem Bericht. Es ging sehr langsam voran, wenn man bemerkte, dass sie Anwältin war und mit Worten gut umgehen kann.
Als sie nach 33 Minuten und 28 Sekunden endlich fertig war, schnappte sie sich Jingos Leine und wollte mit ihm spazieren gehen. Doch als dieser das Klimpern der Leine hörte, war er kaum zu überreden, mitzukommen. Das sah ihrem Hund so gar nicht ähnlich. Nach 2 Minuten und 17 Sekunden sah sie ihn aber doch kommen, mit seinem Fressnapf in der Schnauze.

 
* * *
 

0025 Zulu (19:25 EST)
North of Union Station
Washington D.C.

Harm wurde etwas unsanft aus seinen Gedanken gerissen, als es an seiner Apartmenttür klopfte. Er stand langsam auf, streckte sich und ging zur Tür. Als die Tür öffnete, sah er auch sofort in das Gesicht seines jungen Untermieters auf Zeit.
„Wo warst du denn?”, fragte Harm ungeduldig.
„Ich habe mir ein Apartment angesehen. Aber habe ich dir keine Nachricht hinterlassen?”
„Doch, aber es stand kein Grund da. Und außerdem solltest du doch noch im Bett liegen,” meinte Harm mit einem gewinnenden Flyboy-Grinsen. Er war gar nicht böse.
„Ich hab mich aber schon viel besser gefühlt,” protestierte Liam.
„Nagut, dann können wir ja noch joggen, oder?”
„Wenn du meinst,” Liam fand das gar nicht so toll.
„Ja und jetzt ab Marsch umziehen, Marine,” meinte er dann im Befehlston.
Murrend fügte sich Liam in sein Schicksal und zog sich um. Zehn Minuten später konnten sie sich endlich auf den Weg machen.

 
* * *
 

0106 Zulu (20:06 EST)
North of Union Station
Washington D.C.

„Wenn das deine Vorstellung von einer kleinen Runde war, dann weiß ich wirklich nicht, wie lang da eine große Runde ist. Vielleicht einmal durch das Land laufen,” meinte Liam und hielt sich an der Wand, während Harm die Wohnung aufschloss.
„Nein, nur von hier nach Georgetown.”
„Bloß gut, dass ich nicht weit darf,” das klang fast ein wenig erfreut.
„Naja, würde es dir natürlich schlechter gehen, würde ich die Runde kürzer machen,” meinte Harm bedächtig, als Liam ihn dann schelmisch ansah. Es war ja nicht Art, dass er sich vor etwas drückte. „Dann müsste ich aber auch Schwester Cindy benachrichtigen.”
„Wenn ich das so bedenke, dann geht es mir doch wirklich sehr gut.”
„Ich wünsche dir nur Glück für Parris Island, der zweite Versuch,” Harm versuchte die Stimmung etwas aufzubessern.
„Der zweite Versuch, klingt irgendwie nach Hot Shots, meinst du nicht?”, Liam meinte damit eigentlich die Navy-Piloten, die in dem Film auf die Schippe genommen wurden.
„Ich bin aber nicht Charlie Sheen, ja? Ich wäre eher Tom Cruse,” wies Harm Liam lächelnd zurecht.
„Wie du meinst, ich gehe erstmal unter die Dusche und dann schlafen, gibst du mir eine Decke und ein Kissen, dass ich hier auf der Couch schlafen?”, zum Beweis gähnte Liam.
„Komm nicht in Frage,” erwiderte Harm entschieden. „Du schläfst drüben. Ich werde hier mein Nachtlager aufschlagen.”
„Ich will dir aber nicht dein Bett wegnehmen,” meinte Liam und fühlte sich ein bisschen unwohl.
„Tust du ja auch nicht. Meine Gäste schlafen grundsätzlich nicht auf der Couch. Besonders nicht, wenn sie nicht ganz so fit wie sie annehmen.
„Ich bin fit,” beharrte Liam.
„Na dann geh ins Bad, dass du morgen Bäume ausreißen kannst.”
Liam machte sich auf den Weg ins Bad und Harm hörte, wie er die Dusche anstellte.
Als Liam ins Wohnzimmer zurückkam, hatte Harm die Couch schon zurecht gemacht.
„Wie war eigentlich das Apartment, das du dir angesehen hast?”, wollte Harm wissen, der hinter dem Counter stand und Teewasser ansetzte.
„Es war irgendwie nicht das richtige, weißt du? Das Apartment war dunkel und ziemlich klein,” erklärte er.
„Du brauchst aber nichts übereilen, ich hab dich gern hier.”
„Ich brauche wieder ein eigenes Apartment. Aber ich muss nach Parris Island wieder arbeiten, jetzt wo ich nicht einmal mehr einen guten Vertreter habe,” Liam meinte damit Williams, der ihm so hinterhältig in den Rücken gefallen war.
„Du findest bestimmt einen neuen, viel besseren,” versuchte Harm ihn aufzumuntern.
„Ich wollte dir nur noch eine gute Nacht wünschen,” meinte Liam dann und verschwand im Schlafzimmer.

 

 

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