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  „Beförderung mit Hindernissen” von Rob   (Emailadresse siehe Autorenseite),   November 2002
Disclaimer: Die Hauptpersonen Harmon Rabb, Sarah MacKenzie, Admiral A.J. Chegwidden, die Roberts und die restlichen Charaktere von JAG gehören Donald P. Bellisario, Belisarius und Paramount. Liam Kincaid, Renee Palmer, Augur und die restlichen ME Charaktere gehören Gene Roddenberry und Tribune Entertainment. Bitte veröffentlichen Sie diese Geschichte nicht ohne vorheriges Einverständnis des Autors.
 
Thema:  Major Liam Kincaid soll zum Lt. Col. befördert werden. Bis dahin kann eine Woche ziemlich lange dauern
Zeitpunkt:  Sequel zu „Schuldig oder Unschuldig?”
Charaktere:  Liam Kincaid, Da'an, Zo'or, Augur, Renee, Harmon Rabb, Sarah MacKenzie, Admiral A.J. Chegwidden, die Roberts, Cooper und andere
 
Anmerkung des Autors:  Ich danke allen, die mir geholfen haben diese Story zu schreiben. In erster Linie aber meinem Betareader, dem ‚großen bösen Marine’.
 

 

BEFÖRDERUNG MIT HINDERNISSEN

 

Teil 2

1445 Zulu (9:45 EST)
JAG - Hauptquartier
Falls Church, Virginia

Admiral Chegwidden nahm langsam den Hörer von der Gabel, während er sich seine Worte zurecht legte, die er gleich zu Major Kincaid sagen würde. Er lehnte sich ein Stück vor, um die Nummer, die in der Akte vor ihm stand, besser erkennen zu können. Dann wählte er und es klingelte.
<Kincaid,> meldete sich eine Männerstimme am anderen Ende.
„Hier ist Admiral A.J. Chegwidden, Major,” stellte sich der JAG kurz vor und setzte seine Lesebrille ab.
<Guten Tag, Sir.>
„Major, der Marineminister hat mich kontaktiert und deshalb müsste ich mit Ihnen sprechen. Das, was ich Ihnen zu sagen habe, kann ich aber nicht am Telefon mit Ihnen besprechen, die Vorschriften verlangen das.”
<Wann soll ich da sein, Sir? Ich habe nämlich noch einen Termin.>
„Kommen Sie, so schnell Sie können. Ich werde Tiner anweisen, Sie sofort zu mir rein zu lassen, wenn Sie da sind.”
<Danke, für Ihr Verständnis, Sir.>
„Gut, aber ich rate Ihnen, es nicht zu übertreiben. Wie zum Bespiel Commander Rabb.”
<Verstanden, Sir.>
„Dann ist ja erst mal alles geklärt. Ich warte auf Sie, Major,” ohne auf ein Wort von Liam zu warten legte er auf.

 
* * *
 

1455 Zulu (9:55 EST)
Taelonbotschaft
Washington D.C.

Das war vielleicht ein seltsames Gespräch. Wenn es eine Liste gäbe, wäre das sicher die unumstrittene Nummer Eins. Liam bereitete sich mental auf das Meeting von Da'an vor und versuchte erst einmal das Gespräch mit dem Admiral von ein paar Minuten zuvor zu vergessen.

 
* * *
 

1512 Zulu (10:12 EST)
Vereinte Nationen Basketballhalle
Washington D.C.

Da'an sollte eine neue Basketballhalle einweihen. Sie war das neueste Projekt der Menschen, für ein friedlicheres Miteinander der vereinzelten Nationen. Mit dieser Halle sollte der Frieden kommen. Da'an hatte ein Podium in der Mitte der Halle zugewiesen bekommen. In einem großen Kreis um ihn herum saßen viele Menschen, die der ruhigen Stimme des Taelon gespannt lauschten. Liam stand vorschriftsmäßig hinter Da'an und behielt das Publikum im Auge. Dann sah er Harm, der gerade die Halle betreten hatte - in Sportsachen. Erst war Liam nur verwirrt, doch dann kam ihm die Einladung in den Sinn. Auf dieser stand nämlich, dass heute auch ein paar Freundschaftsspiele stattfinden sollten. Eines davon war zwischen der Navy und den Marines.
„Da'an, wird Ihr Protector auch an einem der Spiele teilnehmen?”, fragte einer der Reporter.
„Ja, Major Kincaid wird auch antreten, als ein Zeichen von uns Taelons, dass wir uns aktiv an dem Frieden beteiligen wollen,” antwortete Da'an und unterstrich mit den Bewegungen seiner Hände seine Worte.
Jetzt wurde Liam hellhörig und etwas blas. Er sollte was? Er hatte doch nicht einmal Sportsachen dabei. Vor allem hatte er nicht den geringsten Schimmer, wie die Regeln beim Basketball waren. Er wusste mal gerade, dass der orange Ball in die Körbe geworfen werden musste. Ähnlich wie beim Football.
Dann wendete sich Da'an zum Gehen, und als sie außer Hörweite der Reporter waren, fragte Liam aufgebracht:
„Wie konnten Sie das für mich entscheiden? Ohne das vorher mit mir abgesprochen zu haben?”
„Ich dachte, Sie seien sportlich, Major. Und das es Ihnen nichts ausmachen würde, sich ein bisschen bei einer Sportart abzureagieren.”
„Okay, dann fliegen wir jetzt erst einmal zurück in die Botschaft,” meinte Liam eine Spur ruhiger und ließ das virtuelle Glas aufleuchten, um das Shuttle zu starten.
„Ähm, Da'an. Ich weiß, dass es jetzt nicht der beste Augenblick dafür ist, aber ich muss heute noch mal zu Admiral Chegwidden. Da wollte ich Sie fragen, brauchen Sie mich heute noch?”
„Nein, Sie können gehen, Major,” antwortete Da'an und hoffte, dass sein Beschützer nicht schon wieder in Schwierigkeiten war.
Zo'or hatte entschieden, dass Da'an zu ihm aufs Mutterschiff kommen sollte. Da bei dem Basketballspiel ja sowieso kein richtiger Schutz für ihn gewährleistet werden konnte, wollte er ein Meeting auf dem Mutterschiff abhalten. Da'an hätte das Spiel jedoch schon gern gesehen, weil ihn die irdischen Gebräuche und Gewohnheiten sehr interessierten.

 
* * *
 

1605 Zulu (11:05 EST)
Vereinte Nationen Basketballhalle
Washington D.C.

Liam war, nachdem er Da'an zurück in die Botschaft gebracht hatte, noch einmal in der City einkaufen gewesen. Schließlich besaß er kaum noch etwas.
Bevor er die Halle betrat, sah er noch einmal an das schwarze Brett, um zu sehen, in welches Team er eingetragen wurde. Er sollte, wie er schon zuvor vermutet hatte, im Team der Marines - gegen Harm - spielen. Dort las er auch, dass er noch 15 Minuten Zeit hatte, bis das Spiel begann. Dann tippte ihm jemand auf die Schulter. Er stellte sich schon darauf ein, sich mit jemandem Prügeln zu müssen, doch als er sich umdrehte, sah er in das grinsende Gesicht von Harmon Rabb jr.
„Hey, calm down,” meinte dieser ruhig.
„Du hast mich erschreckt. Ich dachte, es würde jemand auf mich losgehen.”
„Tut mir leid. Das wollte ich nicht. Kommst du? Du musst dich noch umziehen,” meinte Harm und zeigte in die Richtung, in die er im nächsten Moment auch ging.
Harm hatte Liam zur Umkleidekabine gebracht und dann verabredeten sich die Beiden in der Sporthalle.
„Harm, weiß du, was der Admiral von mir will?”, fragte Liam, als er umgezogen in die Halle trat. Die Stühle und alles andere war nun weggeräumt, so dass die Halle noch größer als vorher wirkte.
„Nein, keine Ahnung. Bis jetzt wusste ich nicht mal, dass er überhaupt mit dir sprechen will,” meinte Harm.
„Okay, dann wollen wir mal,” meinte Liam vielmehr um sich selbst aufzumuntern.
„Mac wollte heute hier sein und das Spiel ansehen. Wie ich sie kenne, wird sie für die Marines sein. Also enttäusch sie nicht.”
„Ich werde mein Bestes geben,” versprach Liam darauf und ging zu seinem Team hinüber.

Als das Spiel entschieden war, hatten die Navy Squids gewonnen. Liam glaubte, dass es hauptsächlich an ihm lag, weil er das Spiel nicht beherrschte und als seine Mitspieler ihn angespielt hatten, warf er den Ball schnell wieder weg. Er hatte da irgendetwas von einer begrenzten Zeit gehört, in der man den Ball behalten darf.
„Hey, es war nur ein Freundschaftsspiel, Kopf hoch. Wir können, natürlich nur, wenn du willst, heute Abend Basketball spielen,” munterte Harm den jüngeren Mann auf.
„Falls mich dein Admiral nicht hinter Gitter bringt, können wir das machen,” Liam lächelte Harm an.
„Das wird er schon nicht, dafür werde ich mich einsetzen.”
„Für was wollen Sie sich einsetzen?”, fragte eine Frauenstimme von hinten. Es ist ja wohl überflüssig zu sagen, dass es Mac war, oder?
„Oh, hallo Mac,” meinte Harm erfreut.
„Nun sagen Sie schon, Flyboy.”
„Äh, Liam hat Angst, dass der Admiral ihn ins Gefängnis steckt, weil er ihn heute noch sprechen wollte.”
„Ich würde mich an deiner Stelle beeilen, Liam. Der Admiral hat es nicht gern, wenn man zu spät kommt, nicht wahr Commander?”, sie zwinkerte Harm zu.
Beide wussten, was das zu bedeuten hatte.
Als Antwort zeigte Harm nur sein Flyboy-Grinsen, das zeigte Mac, dass er verstanden hatte.
„Dann komm mal mit. Sonst bekommen wir noch mit einem anwesenden Colonel ärger,” schnell wollte Harm losgehen, kassierte aber trotzdem einen leichten Schlag auf den Unterarm ein.
Liam folgte ihm wortlos, mit einem kleinen Grinsen auf dem Gesicht.

 
* * *
 

1837 Zulu (13:37 EST)
Auf dem Beltway
Washington D.C.

„Was meint ihr zu einem Mittagessen?”, fragte Mac vom Fahrersitz her. „Der Admiral könnte noch 26 Minuten und 34 Sekunden warten.”
„Ich weiß nicht, wie Sie schon wieder essen können, Mac,” meinte Harm mit sanften Spott wie immer.
„Ich kann auch nichts anrühren, das Meeting mit dem Admiral regt mich zu sehr auf,” erklärte Liam.
„Okay, dann fahren wir bei Beltways ran,” entschied sie dann.
„Aber schleppen Sie mich ja nicht damit rein,” warnte Harm. Denn er war ein überzeugter Vegetarier.
„Ich will Sie ja noch umerziehen. Da werde ich Sie sicher nicht umbringen wollen,” scherzte Mac.
„Ich sagte es Ihnen schon einmal. Sie werden an Ihren Essensgewohnheiten noch irgendwann zugrunde gehen,” prophezeite Harm mal wieder.
„Aber erst, wenn Sie vom Fleisch gefallen sind, Spargeltarzan,” gab Mac schlagfertig zurück.
Kurz danach waren sie auch schon auf dem Parkplatz von Macs 'Lieblingsrestaurant'.
„Warum benutzen Sie nie wie ein normaler Mensch den 'Drive In'?”, fragte Harm, der es leid war, immer im Auto warten zu müssen.
Wenn sie erst einmal da drin war, war sie nicht mehr so leicht herauszubekommen.
„Weil das keinen Spaß macht.”
„Hey, Mac, im Wagen zu sitzen und auf Sie zu warten macht auch keinen Spaß,” meinte Harm eine Spur anklagend.
„Sie können ja mitkommen, Flyboy.”
Trotz ihrer Ablehnung war sie nun doch am 'Drive In' rangefahren. Liam hatte in der Zwischenzeit kein Wort gesagt. Er fand es nur interessant, den Beiden bei einem ihrer Streitgespräche zuzuhören.

 
* * *
 

1913 Zulu (14:13 EST)
JAG-Hauptquartier
Falls Church, Virginia

Harm und Mac hatten Liam bis zu Petty Officer Jason Tiners Büro begleitet. Dann hatte Liam noch einmal tief durchgeatmet und war dann, nachdem Tiner ihn angemeldet hatte, weiter zur Bürotür des Admirals gegangen. Einen Moment wartete er vor der Tür mit der Großbuchstabigen Aufschrift PRIVAT, bis er endlich klopfte.
„Herein,” es klang fast wie das Bellen eines Hundes.
Langsam, fast ehrfürchtig, drückte er die Klinke runter, schob die Tür auf und trat hinein.
„Major Kincaid meldet sich wie befohlen zur Stelle, Sir,” sagte Liam, nachdem er sich militärisch korrekt vor dem Schreibtisch aufgebaut hatte.
„Gut Major,” meinte Chegwidden und beobachtete den jungen Mann vor sich. „Stehen Sie bequem, Major.”
Liam verschränkte die Arme hinter dem Rücken, blickte aber immer noch starr geradeaus auf einen Punkt hinter des Admirals Schulter.
„Major, ich habe Sie zu mir gerufen, weil der Marineminister mich angerufen hat und von mir wollte, dass ich Ihnen mitteile, dass Sie an einem Fitnesstest teilnehmen sollen,” erzählte Chegwidden dann.
„Sir, warum?”, wollte Liam wissen.
„Weil der Marineminister sicher gehen will, dass Sie auch körperlich fit genug sind für die Beförderung.”
„Wo soll das stattfinden, Sir?”
„Auf Parris Island, Sie sollen dort eine Woche lang trainieren. Dann werden Sie geprüft und der Beförderung zum Lt. Colonel steht nichts mehr im Weg.”
„Wann geht es los, Sir?”
„Wenn Col. MacKenzie fertig ist mit packen.”
„Sir?”
„Auf Sie wurde vor nicht allzu langer Zeit ein Mordanschlag ausgeübt, Ihr Apartment ist in die Luft geflogen. Major, Sie brauchen Schutz. Weil aber dieser Fitnesstest nur einmal im Jahr durchgeführt wird, müssen Sie jetzt daran teilnehmen. Da der Col. momentan keinen wichtigen Fall hat, wird sie Sie begleiten,” meinte Chegwidden dann.
„Aye, Sir. Noch eine Frage, wann beginnt der Test?”
„Übermorgen, dann müsste auch Ihre neue Uniform bereit sein. Weil Ihre ja bei der Explosion mit hochgegangen ist. Aber Sie werden ja ohnehin bald eine nagelneue bekommen. Und jetzt wegtreten!”, wies der Admiral ihn an.
„Aye, aye Sir,” damit machte Liam auf dem Absatz kehrt und verließ das Büro.
Als Liam Tiners Büro durchquerte, hörte er die Stimme des Admirals durch das Interkom sagen:
„Tiner, schicken Sie mir Colonel MacKenzie rein, ASAP.”
Ohne ein Wort hetzte der Petty Officer an Liam vorbei zu Macs Büro, aus dem sie ihm dann auch folgte.
Liam ging währenddessen zu Harms Büro.
„Hey, was sagt der Admiral?”, wurde er dann auch schon gefragt.
„Ich muss an einem Fitnesstest teilnehmen. Auf Parris Island,” erwiderte Liam.
„Parris Island? Oje, davon hört man nichts gutes. Es wird gesagt, dass dort junge Leute zu Kampfmaschinen umgebaut werden. Obwohl du gar nicht wie einer aussiehst,” Harm grinste, während Liam nur geschockt dreinschaute.
<Wie sollte er das nur heil überstehen?>, dachte er auch schon.
„Hey, so schlimm kann das nicht werden,” munterte Harm seinen jungen Freund auf.
„Hoffen wir's mal.”
„Wann musst du da sein?”
„Übermorgen, wenn Mac auch soweit ist.”
„Mac?”
„Ja, sie ist mein Babysitter, weil auf mich ein Mordanschlag verübt wurde.”
„Babysitter klingt gut, Liam,” sagte Mac von der Tür her. Sie hatte vom Admiral ihre Anweisungen bekommen und hatte dann Liam mit Harm in dessen Büro erblickt.
„Oh, so war das nicht gemeint.”
„Hey, ich find den Spitznamen nur witzig.”
„Mac, können Sie für heute den Rest meiner Arbeit übernehmen? Ich wollte Liam noch etwas in Schwung bekommen, dass er die Woche auf Parris Island auch ohne irgendwelche Schäden übersteht,” fragte Harm dann.
„Ja sicher, machen Sie etwas früher Schluss.”
Harm schnappte sich seinen Aktenkoffer, packte alles hinein, nahm seine Kappe, setzte sie auf und ging hinaus.
„Bis morgen, Mac,” verabschiedete sich Liam noch, bevor er Harm folgte.
„Ja, bis morgen,” erwiderte sie, als sie schon allein in Harms Büro stand.

 
* * *
 

2234 Zulu (17:34 EST)
JAG-Hauptquartier
Falls Church, Virginia

Mac schrieb gerade an ihrem Schlussplädoyer, als von ihrem Computer her ein Piepen ertönte. Es war der Ton, der immer erklang, wenn sie eine neue E-Mail erhalten hatte.

TO: Lt. Col MacKenzie
FROM: good Friend
Er sitzt noch ein, hat aber Kontakt zur Außenwelt. Das besagt die Überwachung meinerseits.
Ein guter Freund

Mac wusste genau, von wem die Mail war und worum es ging. Obwohl kein Absender da stand.

 
* * *
 

1003 Zulu (5:03 EST)
North of Union Station
Washington D.C.

Es klopfte an der Wohnungstür. Sofort war Harm hellwach. Das gehörte schließlich zu seinem Plan. Er stand auf und öffnete.
„Sie sind schon wieder nicht bereit, Flyboy. Können Sie nie pünktlich sein?”, meinte Mac enttäuscht, obwohl sie es genoss ihren gutaussehenden Partner morgens zu sehen.
„Geben Sie mir fünf Minuten,” meinte er und war im Bad verschwunden.
Währenddessen ging Mac ins Schlafzimmer und schmiss Liam wortwörtlich aus dem Bett.
„Komm da ganz schnell raus!”, rief sie im Drill - Sergeant Ton.
„Hä? Was?”, fragte Liam, nachdem er fast aus dem Bett gefallen wäre.
„Das morgendliche Training beginnt heute, du musst dich daran gewöhnen.”
„Gewöhnen? Warum?”
„Wenn wir auf Parris Island sind, wird es immer so früh sein oder sogar noch früher. Und nun raus, du Langschläfer. Beeilung,” Mac war erbarmungslos, jetzt riss sie Liam die Decke weg.
Stöhnend stand er auf und ging, nachdem Harm das Badezimmer verlassen hatte, hinein.
„Sie hätten sein Gesicht sehen müssen, Harm,” meinte Mac bei einer Tasse Kaffee, lachend.
„Oh, das kann ich mir gut vorstellen. Schließlich sind Sie zu mir nicht anders,” Harm zeigte sein Flyboy-Grinsen.
In Sportsachen und noch etwas müde betrat Liam jetzt das Wohnzimmer.
„So, los geht's,” Mac hatte wieder ihren Drill - Seargent Ton angenommen.
„Aye, Ma'am ,” meinte Harm immer noch grinsend, als er vor ihr salutierte und dann als erster die Wohnung verließ.

 
* * *
 

1134 Zulu (6:34 EST)
North of Union Station
Washington D.C.

„Sie haben ihn aber ganz schön ausgepowert,” meinte Harm lachend, als er Kaffee machte, während Liam unter der Dusche war.
„Ich? Sie haben ihn doch auch ganz schön angetrieben.”
„Ich geb's ja zu. Also, bleiben Sie noch zum Frühstück?”, Harm sah sie bittend an.
„Ja, ich hab ja meine gepackte Reisetasche unten im Wagen.”
Dann kam Liam aus dem Bad und ließ sich geschafft auf das Sofa fallen.
„Liam, an deiner Kondition müssen wir noch mal arbeiten,” meinte Mac.
„Ich bin doch schon ziemlich schnell gewesen.”
„Aber so geht es dann jeden Morgen, eine Woche lang.”
„Och nein.”
„Doch, Liam. Ich werde jetzt mal meine Reisetasche aus dem Wagen holen,” damit verschwand sie durch die Apartmenttür.
„Ist sie immer so eine Sklaventreiberin?”, fragte Liam immer noch fix und fertig.
„Ja, und wie sie erst ist, wenn du mit ihr ein Zimmer teilen musst?”, er erinnerte sich wieder an die Zeit auf der Watertown und Russland.
„Was?”

 
* * *
 

1523 Zulu (10:23 EST)
Taelonbotschaft
Washington D.C.

Liam war, nachdem er mit Harm und Mac gefrühstückt hatte, pünktlich zur Arbeit erschienen. Obwohl er so zeitig aufgestanden war, war er doch ziemlich wach, als er in der Botschaft angekommen war.
Im Moment arbeitete er die Akten auf, die wegen seines Krankenhausaufenthaltes liegen geblieben waren. Ein ganzer Berg davon lag auf seinem Schreibtisch. Er musste auch noch mit Da'an sprechen, wegen seines Fitnesstestes.
„Major, können Sie mal bitte zu mir kommen?”, unterbrach Da'an seine Gedanken.
Schnell legte er die Akte, die er gerade studieren wollte, wieder zurück und ging hinüber. Die Tür war nicht verschlossen, so trat Liam ein. Das Büro des Companions lag fast im Dunkeln. Liam erblickte den Taelon an seinem Fenster stehen auf die Stadt blickend.
„Habe ich Sie bei einer wichtigen Arbeit gestört, Major?”, fragte Da'an, drehte sich aber nicht um.
„Nein, ich wollte sowieso gerade eine Pause machen,” log Liam.
„Gut, ich muss nämlich sofort auf das Mutterschiff,” meinte Da'an.
„Da'an, kann ich Sie noch um etwas bitten?”
„Ja, Major.”
„Sie haben doch sicher gehört, dass ich befördert werden soll?”
Der Taelon nickte nur und zeigte damit sein Verständnis.
„Ich soll für eine Woche nach Parris Island, für einen Fitnesstest, um zu sehen, dass ich als Reserveoffizier noch die Beförderung wert bin,” erzählte Liam.
„Wann geht es denn los, Major?”
„Morgen.”
„Das ist ziemlich zeitig,”meinte Da'an ruhig.
„Ja, ich wurde auch erst gestern darüber in Kenntnis gesetzt.”
„Haben Sie eine Vertretung?”
„Sie kennen doch Mr. Williams, er wird bestimmt wieder für mich einspringen,” während ihres Gespräches waren sie bis zum Shuttlehangar gegangen.

 
* * *
 

0028 Zulu (19:28 EST)
North of Union Station
Washington D. C.

„Liam, wie sieht es eigentlich auf dem Taelonmutterschiff aus? Ich meine, jeder hat davon schon gehört, aber die wenigsten kommen da wirklich mal hin,” fragte Harm, der gerade etwas in der Küche zubereitete, während Liam an seinem Schreibtisch saß und ein paar Akten aufarbeitete.
Dieser sah kurz auf und überlegte, was er am Besten antworten sollte, damit Harm ihn auch verstand.
Er wurde jedoch von einer Antwort erlöst, weil jemand an die Apartmenttür klopfte. Während Harm zur Tür ging, wendete sich Liam wieder seiner Arbeit zu.
„Hey, Mac. Wollen Sie auch was mitessen? Dumme Frage, deswegen sind Sie ja schließlich hier,” scherzte Harm, nachdem er die Person vor der Tür erkannt hatte.
„Warum müssen Sie immer von sich auf andere schließen?”, fragte Mac ebenso scherzend, versuchte es aber gekränkt klingen zu lassen.
Sie wussten alle drei, dass Mac immer Hunger hatte und Harm mit seinem vegetarischem Geschmack eher bescheiden war.
Dann trat Harm von der Tür ein paar Schritte weg, sodass Mac eintreten konnte.
„Eigentlich komme ich, um das hier Liam zu geben,” sie zeigte eine größere Kiste. Als Liam seinen Namen gehört hatte, war er von seinen Platz aufgestanden und zur Tür gegangen, um die Kiste entgegen zu nehmen.
Fragend blickte er Mac an.
„Oh, das ist nur deine neue Uniform,” meinte Mac, nachdem sie seine Frage gesehen hatte.
„Ist das nicht ein bisschen groß? Ich meine für eine Uniform.”
„Liam, hast du schon ganz vergessen, dass es da einen Satz gibt? Da wäre die...”
„Okay,” versuchte Liam sie so vorsichtig wie es ging zu unterbrechen. „Ich hab mich nur nicht damit beschäftigt.”
„Schon gut. Ach, Harm, wenn Sie solche Lügen in der Welt herumposaunen, dann will ich Sie natürlich auch nicht enttäuschen. Ich nehme gern etwas von Ihrer vegetarischen Lasagne,” meinte Mac, nachdem sie das Essen, welches Harm gerade zubereitete, am Geruch identifiziert hatte.

 
* * *
 

1133 Zulu (6:30 EST)
North of Union Station
Washington D.C.

Mac war nach ein paar Stunden gegangen, mit dem Hinweis auf ihre noch ungepackte Reisetasche. Dadurch waren Harm und Liam auch ziemlich zeitig schlafen gegangen.
Jetzt klingelte der Wecker neben Liam, sodass er schlagartig im Bett saß. Er war es einfach nicht gewöhnt, so früh aufzustehen. Schnell zog er sich seine Joggingsachen an und ging ins Wohnzimmer hinüber. Wie er schon fast erwartete hatte, wartete Harm schon mit einer Tasse Kaffee auf ihn.
„Ich dachte schon, du stehst gar nicht mehr auf,” meinte Harm grinsend.
„Es ist ja auch noch sehr früh.”
Liam trank schnell den Kaffee.
„Da muss ich dir wohl oder übel Recht geben. Aber Mac schätzt nun mal Pünktlichkeit,” erzählte Harm, während Liam trank.

 
* * *
 

1326 Zulu (8:26 EST)
North of Union Station
ID-Portalstation
Washington D.C.

Mac wartete schon vier Minuten zwanzig Sekunden auf Harm und Liam. Das war mal wieder typisch Harm. Er kam immer zu spät. Im nächsten Moment sah sie dann aber zwei Gestalten, die eine hatte eine große Tasche geschultert, auf sie zukommen. Als sie ungefähr sechs Fuß vor ihr standen, erkannte sie ihren Partner Harm Rabb und Liam Kincaid. Es war ziemlich neblig an diesem Morgen, deshalb konnte sie die Beiden nicht eher genau erkennen.
„Das passt zu Ihnen Harm. Immer auf die letzte Minute,” meinte sie etwas ärgerlich. „Was kann ich dafür. Wir sind eben Piloten. Wir benutzen unsere Flügel, nicht unsere Beine,” meinte Harm belehrend und grinste sie an.
„Gut, wir müssen los. Es ist schon 0830,” meinte sie, nachdem Mac ihre innere Uhr gecheckt hatte.
„Bye, Harm,” meinte Liam und reichte dem größeren die Hand.
„Hey, ich werd euch an eurem 'Familientag' besuchen,” sagte scherzend.
Danach traten Mac und Liam ins Portalviereck. Im nächsten Moment waren sie auch schon verschwunden.
An diesem 'Familientag' dürfen die Rekruten ein bisschen Zeit mit Verwandten oder Freunden verbringen. Er ist einmal im Monat und ist meistens ein Freitag.

 
* * *
 

1445 Zulu (9:45 EST)
Trainingslager PARRIS ISLAND
45 Meilen nördlich von Savannah
South Carolina

„Alle privaten Sachen werden hier abgegeben!”, brüllte der Drill - Sergeant. „Damit sind Globals, Handys und andere private Gegenstände gemeint.”
Sie hielten sich gerade im sogenannten 'Schlafsaal' oder der 'Stube' auf, er war ziemlich groß, vielleicht 20 Meter in der Länge und fünf in die Breite. Darin standen aneinandergereiht mehrere Doppelstockbetten.
Nachdem Liam und Mac noch pünktlich ankamen, hatte man sie angewiesen in eine der Stuben zu gehen und dort auf ihren Ausbilder, den Drill - Seargent zu warten. Der dann auch nach einer Weile kam. Sofort standen alle 14 Menschen, die sich gerade in dem großen Raum befanden, stramm.
Der Drill - Seargent ging demonstrativ vor den Reihen her, prägte sich jedes Gesicht genau ein, bevor er sie auch nur begrüßte.
Einige bedeutende Worte und Minuten später, war er dann wieder gegangen. Jeder im Raum atmete auf.
„Also, ich schlage vor, du nimmst das obere Bett,” meinte Mac und sah Liam auffordernd an.
„Okay,” sagte Liam darauf, weil es ihm sowieso egal war.
Er nahm sich, wie Mac ihm geraten hatte, sein neues Marine-Corps T-Shirt und die dazugehörige Hose aus der Tasche, bevor er sie in den Schrank schloss. In wenigen Minuten würde der Drill - Sergeant wiederkommen und sie das erste Mal mit den jungen Rekruten über den Hindernisparcours scheuchen.
Während sich die Frauen im Waschraum, nebenan, umzogen, blieben die männlichen Offiziere im Schlafraum.
Liam war gerade fertig, als Master Sergeant Christopher den Schlafsaal betrat.
„Es ist 1000, Sie sind hier, um herauszufinden, ob Sie es noch packen!”
„Aye, aye, Sir,” war von jedem zu vernehmen.
„Wenn Sie es nicht schaffen, weil Sie zu schlapp sind, werde ich Sie an Ihren Unterhosen am Fahnenmast aufhängen!”, drohte er scharf.
„Wer sind Sie?”, brüllte er jeden an.
„Major Liam Nevell Kincaid, Sir!”, schrie er zurück, als der Offizier vor ihm stand.
„Wer sind Sie?”
„Lt. Colonel Sarah Cathrine MacKenzie, Sir,” schloss sich Mac dann an.
Da ja keiner irgendwelche Rangabzeichen trug, musste jeder seinen Rang zu seinem Namen dazu nennen.
Außerhalb stellten sich alle korrekt in in einer Gruppe auf, Liam machte einfach alles nach, was die anderen taten.
„3 4 im Chor, ich liebe das Corp,” stimmte der MSgt an.

 
* * *
 

1515 Zulu (10:15 EST)
PARRIS ISLAND
South Carolina

„Da Sie diesen Parcours ja schon kennen, werden Sie sich jetzt noch einmal mit ihm vertraut machen,” wies sie der MSgt an. „Irgendwelche nicht relevanten Einwände?”
Keiner gab einen Laut von sich. Liam hielt sogar den Atem an.
Die erste Station bestand daraus, ein zehn Meter langes Seil hochklettern, oben mit einer Hand anschlagen und dann wieder runterkommen. Dann mussten sie fast zwei Meter über den Boden hangeln, und wenn jemand der Meinung des MSgt nach nicht schnell genug war, hieß es:
„Was für ein lahmer Haufen seit ihr denn?!”,” Das geht doch noch schneller.” oder „Bloß nicht einschlafen!”
Das nächste Hindernis war an einer Seite an einer Wand hochzusteigen und an der anderen musste am Seil hinunter gerutscht werden. Als krönender Abschluss wurden dann noch Kämpfe mit an den Enden abgeweichten Stäben veranstaltet.

 
* * *
 

1704 Zulu (12:04 EST)
Mensa PARRIS ISLAND
South Carolina

„Das Essen mussten wir uns richtig verdienen, hm?”, fragte Mac, als sie ihr Tablett auf den Tisch gestellt hatte und sich neben Liam auf die Bank setzte.
„Oh ja. Wenn das ein Abenteuerurlaub wäre, würde ich nur noch Arbeiten,” scherzte Liam.
„Ich war ja schon mal hier und da fühlte ich mich sicher, so wie du jetzt,” meinte Mac im nächsten Moment ernst.
Sie waren kaum mit dem Mittag fertig, da mussten sie wieder auf diesen Parcours, diesmal dauerte er sogar noch länger, weil noch ein Wettkampf drangehängt wurde. Es gab vier Teams, jedes davon musste über drei verschieden hohe Balken springen, drei Klimmzüge abliefern und eine Art Sprossenwand an der Vorderseite hochklettern. So ging es dann immer wieder. Liam bekam das Gefühl, dass er kaum noch etwas anderes konnte. Seine Arme und Beine bewegten sich fast ohne zutun.

 
* * *
 

2348 Zulu (18:48 EST)
Schlafsaal 5 PARRIS ISLAND
South Carolina

Liam ließ sich seufzend auf sein Bett sinken. Langsam fing er an jeden Knochen in seinem Körper genau zu kennen.
„Hey, schon fertig?”, fragte Mac und deutete auf das Handtuch, das Liam noch gar nicht benutzt hatte.
„Ich war noch gar nicht drin. Ich wollte nur warten, bis du mit den Anderen soweit seit,” log Liam. Er hätte nie zugegeben, wie sehr seine Knochen schmerzten.
Mit zusammenbissen Zähnen stand er auf und schlurfte in Richtung Waschraum, der von einer Bettgruppe noch aufgewischt werden musste. Liam hoffte bloß, dass das nicht Mac und er waren.
„Heute sind Baker und Duncan dran,” rief Mac ihm hinterher, so als ob sie seine Gedanken gelesen hätte.
Er nickte nur, drehte sich jedoch nicht um. Nach einer Ewigkeit, so kam es Liam vor, erreichte er endlich den Waschraum und ließ das wohltuende warme Wasser über seinen mit blauen Flecken übersäten Körper rieseln.
„Ich fasse es nicht, du warst noch langsamer als Harm,” scherzte Mac, als Liam in der vorgeschrieben Schlafkleidung, einer weißen Boxershorts und einem ebenso weißem T-Shirt, wieder zurückkam. Sie grinste geheimnisvoll, als sie an ihren hochgewachsenen Partner Harm dachte.
Liam hatte vom ersten Moment an bemerkt, dass diese beiden noch mehr verband als nur die gemeinsame Arbeit. Aber darum würde er sich später auch noch kümmern können. Das nahm er sich fest vor.
Er kletterte wieder zu seinem Bett hoch. Entspannt schloss er dann die Augen. Dieser Moment der Ruhe wehrte aber nicht lange, weil der MSgt hereinkam und eine Überraschungskontrolle machte. Sofort schob Mac ihn runter, er überstand den Sturz ohne große Schmerzen, da er wie eine Katze auf den Füßen landete. Mac warf ihm einen entschuldigenden und mitfühlenden Blick zu.
Der MSgt blieb vor dem Doppelstockbett rechts neben ihnen stehen. Weil einer der beiden Offiziere seine Schuhe nicht in einer geraden Linie hingestellt hatte, musste dieser im nächsten Moment auch schon 20 Liegestütze machen. Zum Glück von Liam schaute er nicht in die Schränke. Seiner sah nämlich nicht besonders gut aus. Nun fixierte er Liam, als er vor ihm zum Stehen kam.
„Was haben Sie mit Ihren Haaren gemacht, Major?”, fragte er streng.
„Sir, ich habe mir die Spitzen gefärbt, Sir,” erwiderte er und versuchte sich von Christophers Blick nicht einschüchtern zu lassen.
„Das wird nicht mehr erneuert, so lange Sie hier sind,” wies er Liam in einem schroffen Tonfall an. „Oder Sie werden kahl geschoren, wie die Rekruten,” diese Drohung setzte er noch schnell an seinen ersten Satz an.
„Sir, Jawohl, Sir.”
Nach ein paar Momenten, in denen Liams Herz bestimmt mindestens zweimal ausgesetzt hatte, ging er dann weiter.
Dann, als Liam schon glaubte vor Müdigkeit umzufallen, war er durch die große Tür verschwunden.
„Hey, tut mir leid. Aber ich wollte dir noch mehr Stress ersparen,” meinte Mac.
„Ach, ist nicht so schlimm,” winkte Liam ab und war nur froh, dass der MSgt endlich verschwunden war.
„Gut,” sie wusste genau, dass Liam doch etwas hatte. Jedoch sagte sie nichts.
Wieder kletterte er hoch in sein Bett und ließ sich wieder auf die unbequeme Matratze sinken. Wenn er doch bloß bis nächstes Jahr so liegen bleiben könnte! Er seufzte innerlich und schloss die Augen.

 
* * *
 

1001 Zulu (5:01 EST)
Schlafsaal 5 PARRIS ISLAND
South Carolina

Eine 'fröhliche' Weckmelodie ertönte und Liam saß mal wieder aufrecht in seinem Bett. Langsam sehnte er sich die Zeit herbei, in der er in Ruhe aufstehen konnte. Wenigstens waren seine Schmerzen nicht mehr so schlimm, tröstete er sich selbst. Dann musste alles sehr schnell gehen, anziehen und draußen zur Formation aufstellen. Sofort ging auch das Joggen los. Zehn Meilen sollten in einer Stunde zurückgelegt werden. Irgendwie schaffte er es, nicht als letzter wieder anzukommen.
Danach ging es schnell in die Duschen und dann wurde gefrühstückt.
Gnadenlos schickte MSgt Christopher seine Gruppe sofort wieder auf den 'Abenteuerspielplatz', wie Liams Gruppe den Parcours seit gestern Abend nannte, geschickt. Es nieselte schon seit Stunden, sodass jetzt der ganze Boden aufgeweicht und schlammig war.
Da machte es dem MSgt besonderen Spass, weil Liam und die Anderen durch diesen Dreck robben mussten. Am Ende sahen sie genauso wie der Boden aus, auf dem sie rumrutschen mussten.

 
* * *
 

1728 Zulu (12:28 EST)
Mensa PARRIS ISLAND
South Carolina

Mit verschmierten Sachen und ebenso schwarzem Gesicht, stürzten sich alle auf ihr Essen. Es war das Einzige, wofür es sich noch lohnte, durchzuhalten.
„Liam, geht's noch?”, fragte Mac besorgt, als er sich neben ihr zusammenkauerte.
„Ja sicher. Ich bin ein Marine...”
„Den Spruch kenne ich schon. Ich hab ihn dir schließlich beigebracht. Also versuch was neues. Wie wäre es mir der Wahrheit?”, Mac beobachtete Liam genau.
„Okay, ich bin einmal ziemlich hart gefallen,” gab er leise zu.
„Hältst du noch bis heute Abend durch?”
„Ja, war wahrscheinlich nur so ein Stein, auf den ich da unglücklich aufgekommen war.”

 
* * *
 

2303 Zulu (18:03 EST)
Schlafsaal 5 PARRIS ISLAND
South Carolina

Nachdem die Gruppe noch ein paar Mal über den Parcours geschickt wurde, mussten sie wie am Morgen noch einmal zehn Meilen joggen. Tapfer hatte Liam alles durchgestanden. In Wahrheit ist er nicht auf einen Stein gefallen, sondern abgerutscht, weil urplötzlich seine Kräfte schwanden. Aber das konnte er doch niemandem sagen und an Mac wollte er sich nicht wenden. Er war ja kein Schwächling.
Jedenfalls, er kam in die Dusche und fühlte sich schlapper als zuvor. Er musste sich auf dem Weg zurück zum Bett überall festhalten. Nur mit Macs Hilfe konnte er zu seinem Bett hochsteigen.
Die schon durchgelegene Matratze kam ihm wieder einmal wie eine Wohltat vor. Müde schloss er die Augen.

 
* * *
 

0445 Zulu (23:45 EST)
Schlafsaal 5 PARRIS ISLAND
South Carolina

„Alle Mann aufstehen!”, brüllte der MSgt, als er die Stube betrat.
Liam hievte sich aus dem Bett und stellte sich gerade hin. Einen Moment hatte er das Gefühl, dass seine Beine ihn nicht mehr tragen würden.
Dann stellte sich der MSgt demonstrativ vor ihm auf und beobachtete ihn scharf.
„Major, halten Sie sich gerade,” brüllte er dann.
„Sir, jawohl, Sir.”
„Es ist noch nicht besser. Runter 20 Liegestütze!”
Noch zögernd ging Liam runter und begann seine Liegestütze zu machen.
Genugtuung zeichnete sich auf dem Gesicht des MSgt ab, als er sich abwendete und weiter ging.
Nachdem er auch die letzten gemeingefährlich angesehen und dann auf den Boden zum Liegestütze machen geschickt hatte, ging er und löschte das Licht. Liam war währenddessen noch nicht fertig mit seinen 20 Liegestützen.
„Liam, du kannst auf hören. Er prüft es nicht mehr nach,” Mac legte ihm beruhigend eine Hand auf die Schulter.
Langsam erhob er sich und hievte sich auf sein Bett. Er wollte jetzt nicht reden, außerdem war es ja auch verboten.

 
* * *
 

1000 Zulu (5:00 EST)
Schlafsaal 5 PARRIS ISLAND
South Carolina

Langsam gewöhnte sich Liam an dieses zeitige Aufstehen. An diesem Morgen fühlte er sich besser, das konnte auch Mac sehen. Sie war schon ein bisschen besorgt um ihn, weil er am vorherigen Abend wirklich schlecht ausgesehen hatte. Nach dem Frühstück ging es sofort wieder raus auf den Parcours. Der Boden war immer noch feucht, weil es die ganze Nacht durch geregnet hatte.
Nach einer Weile waren sie auf dem 'Sprossenturm'. Oben angekommen, schwanden wieder Liams Kräfte. Gerade konnte Mac ihn noch halten. Liam verlor das Bewusstsein.

 
* * *
 

2039 Zulu (15:39 EST)
Washington Memorial Hospital
Washington D.C.

Mac hatte veranlasst, dass Liam sofort hierhergebracht wurde, als die Ärzte auf Parris Island nicht wussten, was ihm fehlte.
Nun saß sie neben einer weißen Liege in der Notaufnahme. Auf dieser Liege lag Liam - immer noch bewusstlos. Jetzt bewegte er sich etwas. Dann bewegten sich seine Lippen. Sie beugte sich herunter, sodass ihr Ohr wenige Zentimeter über seinem Mund war.
„Sag es noch mal,” bat sie.
„Dr... Melissa... Parks,” flüsterte Liam.
„Wer ist das?”
„Dr.... Parks... 3....”, er flüsterte noch ein paar Zahlen.
Dann begriff Mac. Schnell sprang sie von ihrem Stuhl auf und schob Liam mitsamt Liege aus dem Krankenhaus zu dem Portal, das sie beide und Harm damals, als Liam nach dem Schuss im Gerichtssaal zusammengebrochen war, zum Flat Planet gebracht hatte. Mac gab die Zahlen, die ihr Liam mitgeteilt hatte, ein und stellte sich neben seine Liege. Nach einer Weile 'materialisierten' sie in einem Krankenhaus ähnlichen Gebäude.
„Was wollen Sie hier?”, fragte ein Mann mit einem weißen Kittel.
„Ich will zu einer Doktor Melissa Parks,” meinte Mac energisch.
„Wen darf ich bitte melden?”, meinte der Mann dann sarkastisch, ihm war langweilig, das war aus seiner Stimme herauszuhören. Er schien die Liege, die Mac dabei hatte, zwar registriert zu haben, aber es machte ihm Spass die Menschen ein wenig hinzuhalten. Außerdem schien die Person auf der Liege nur bewusstlos zu sein.
„Colonel Sarah MacKenzie und Major Liam Kincaid.”
Als Liams Name fiel, nahm der Mann einen Hörer in die Hand und ein paar Minuten später kam eine junge Frau, ebenfalls im weißen Kittel bekleidet.
„Was ist mit ihm passiert?”, fragte diese schnell.
„Er ist plötzlich umgefallen,” berichtete Mac und sah besorgt auf Liam hinab.
„Ich werde Liam untersuchen. Wollen Sie dabei sein?”
„Wenn ich darf? Ja.”
Sie schob Liams Liege vor sich her in ein Behandlungszimmer. Nachdem sie die Tests abgeschlossen hatte, fragte sie:
„Ich bin mir ziemlich sicher, dass irgendein Schlangengift sich in seinem Körper ausgebreitet hat. Wissen Sie, wann er mit so etwas in Berührung gekommen ist?”
„Nein.... Obwohl, vor kurzem ist er angeschossen worden. Die Kugel wurde von einer undefinierbaren Substanz umhüllt.”
„Wir müssen binnen 48 Stunden herausfinden, welches Gift es ist. Dann kann ich erst ein Serum entwickeln und spritzen. Das ist bei Giften häufig so. Ich habe ihm erstmal ein Mittel gegeben, mit dem er auf jedenfall bis übermorgen durchhält,” erklärte sie schnell.
„Kann Liam bei Ihnen bleiben?”, fragte Mac und strich Liam über die rechte Hand, die eben von der Liege gerutscht war.
„Ja, wenn Sie wollen, können Sie ihn jederzeit besuchen.”
„Das werde ich,” danach rannte Mac aus dem Behandlungszimmer zu dem Portal.
Melissa wusste, dass Mac Liam helfen würde, das hatte sie im ersten Moment gesehen. Dieser Colonel MacKenzie war ein guter Mensch.

 
* * *
 

2125 Zulu (16:25 EST)
JAG-Hauptquartier
Falls Church, Virginia

Nachdem sich Mac schnell zu Hause umgezogen hatte, war sie sofort zum JAG-HQ gefahren.
„Harm!”, rief sie, als sie in das Büro ihres Partners gerannt kam.
„Was ist passiert, Mac? Wo ist Liam?”, fragte Harm, der sie noch nie so gesehen hatte. Obwohl er Mac schon etwas länger kannte.
„Liam, wir müssen den Täter finden und zwingen uns zu sagen, was das für ein Gift ist, das er Liam da verabreicht hatte.”
„Warten Sie mal einen Moment, ich bin da nicht ganz mitgekommen. Was ist mit Liam?”, fragte Harm etwas verwirrt.
„Er ist vor sechs Stunden 15 Minuten auf Parris Island zusammengebrochen. Die Kugel damals war doch von eine unbekannten Substanz umhüllt....”
Sie berichtete ihm alles. Danach liefen sie zu Admiral Chegwidden, um ihm zu berichten, was geschehen war.

 
* * *
 

0621 Zulu (1:21 EST)
Apartment „The Washington 2812”
Georgetown, Washington D.C.

Harm und Mac erreichten ihr Apartment. Sie waren ins Staatsgefängnis geflogen und hatten nichts aus Cooper herausbekommen, er hatte eisern bei jeder ihrer Fragen geschwiegen. Auch der verwischte Fingerabdruck half ihnen kaum weiter. In einer der Polizeidatenbanken der Welt hatte Augur einen dazu passenden Menschen gefunden. Dieser dealte mit Waffen und saß ebenfalls seit drei Jahren in Leavenworth. Also kann er nicht der Täter gewesen sein. Die Probe aus dem Krankenhaus von der Kugel war von Augur auf den Weg zur Botschaft abgefangen worden. Doch mit der Probe konnte selbst er - das Genie - nichts anfangen.
„Mac, wie sollen wir das in...”
„38 Stunden 44 Minuten schaffen? Ich weiß es nicht Harm.”
„Wie machen Sie das immer?”, eine Braue wanderte ungläubig in die Höhe.
„Das erzähl ich Ihnen ein anderes Mal.”
„Wollen wir hoffen. Ich werde darauf nämlich ewig warten,” prophezeite Harm.
Mac lächelte ihn leicht an, das veranlasste Harm ein extra sanftes Flyboy-Grinsen zu zeigten.
„Ich werde alle Verbindungen, die Cooper zur Außenwelt hatte, überprüfen,” meinte Mac dann.
„Okay, dann werde ich mich um die Leute in Leavenworth kümmern,” Harm ging zur Tür. Bevor er die Klinke runterdrücke und das Apartment verließ, drehte er sich noch einmal zu seiner Partnerin um.
„Hey, es wird schon alles gut gehen,” ein aufmunterndes Lächeln umspielte fast zaghaft seine Lippen.
Kurz lächelte sie zurück, dann wandte sie sich den Akten zu und stellte fest, dass ihr das Verabschieden von ihm immer schwerer fiel. Früher stand er nach das Pizza auf, wünschte ihr eine gute Nacht und war dann verschwunden.
Aber dafür war jetzt keine Zeit. Das würde sie später klären müssen. Im nächsten Moment waren diese Gedanken auch wieder verbannt und Mac konnte sich wieder auf ihre Arbeit konzentrieren.

 
* * *
 

0842 Zulu (3:42 EST)
Apartment „The Washington 2812”
Georgetown, Washington

Mac war völlig übermüdet über der Akte, die sie gerade studiert hatte, eingeschlafen und schreckte jetzt hoch, als ihr Computer ihr mitteilte, dass sie eine neue Mail bekommen hatte. Sie stand auf und wankte noch etwas groggy zu ihrem chaotischen Schreibtisch hinüber.

TO: Lt. Col MacKenzie
FROM: good Friend
Brauchen Sie meine Hilfe? Ich werde Ihnen in jeder Hinsicht helfen.
Ein guter Freund

Diesmal stand eine Absenderadresse dabei. <Ob er noch online ist?>, fragte sie sich dann und schrieb ihre Nachricht.

TO: good Friend
FROM: Lt. Col. MacKenzie
Ich nehme gern Ihre Hilfe an. Können Sie inoffiziell überprüfen, ob er noch andere Kontakte zur Außenwelt hatte?
Lt. Col. MacKenzie

Eine Weile verging, ohne das etwas passierte. Mac verlor schon fast die Geduld, weil ihr 'guter Freund' sehr lange auf sich warten ließ. Frustriert darüber, dass er ihr nicht antwortete, setzte sie sich wieder auf die Couch und las weiter an den Akten, die man ihnen ins JAG-HQ kommen lassen hatte.
Doch dann kam wieder eine Mail, sie setzte sich nun an ihren Schreibtisch.

TO: Lt. Col. MacKenzie
FROM: good Friend
Offiziell hatte er nur einmal mit seinem ehemaligen Ausbilder gesprochen. Die Überwachungsvideos haben aber ergeben, dass der Mann nicht der war, für den er sich ausgab. Er heißt BERT WILLIAMS. Williams war Liams Freund. Ich hoffe, Sie können aus ihm herausquetschen, was das für ein Gift war.
Ein guter Freund

Damit hatte Mac nicht gerechnet. Das musst sie sofort Harm mitteilen, dass sie sich jetzt nur noch auf die Suche nach Bert Williams konzentrieren konnten. Sie wählte seine Handynummer, die schon längst auswendig kannte.
<Rabb,> meldete sich jemand am anderen Ende.
„Harm? Kommen Sie sofort zurück. Es ist jetzt sicher, wer es ist,” sprudelte es aus heraus.
<Ich komme so schnell ich kann. Wir werden es schon schaffen,> meinte Harm optimistisch.
„Ja, ich weiß aber ich... Schon gut. Beeilen Sie sich,” meinte sie dann weniger aufgeregt.
<Mac, ich leg jetzt auf. Das Portal ist bereit,> meinte Harm dann und schaltete das Handy aus.
Mac legte den Telefonhörer zurück auf die Gabel und sah auf den Laptopbildschirm vor sich auf ihrem Schreibtisch. Die letzte Nachricht von Augur war immer noch zu sehen. Dann setzte sie zu einer Antwort an.

TO: good Friend
FROM: Lt. Col. MacKenzie
Danke für Ihre Hilfe. Wir werden uns um Williams kümmern. Wissen Sie, ob er heute in der Botschaft erschienen ist?
Lt. Col. MacKenzie

Mac schickte sie ab. Wenn sie darauf eine Antwort bekam, hätten sie und Harm sich den Weg zur Botschaft schon mal gesparrt und könnten dann sofort anderweitig weitersuchen. Eigentlich wusste sie nicht einmal genau, wo sie anfangen sollten. Dieser Williams war ihr unbekannt. Aber durch ein Programm, das ihr Bud Roberts einmal auf dem Computer installiert hatte, konnte sie etwas über Bert Williams in Erfahrung bringen. Das Programm war noch illegal, deshalb durfte es noch niemand in Amerika besitzen. Ein bisschen unwohl fühlte sie sich schon, als sie es startete. Sie arbeitete ja nicht immer mit 'geschmuggelten Waren', versuchte sie dieses Gefühl zu verbannen.
Nach einer Weile, als sie gerade etwas besser mit dem Programm klar kam, bekam sie eine neue Mail.

TO: Lt. Col. MacKenzie
FROM: good Friend
Nein, er ist nicht erschienen. Da'an macht sich deshalb schon Sorgen. Williams wohnt in Silver Spring. Ich versuche noch etwas mehr in Erfahrung zu bringen. Das kann aber etwas dauern.
Ein guter Freund

Nach über sechs Minuten, um genau zu sein sechs Minuten und 48 Sekunden, klopfte es gegen die Apartmenttür. Mac sah von ihrem Laptop auf. Das konnte nur Harm sein.
Sie stand auf und ging zur Tür. Erstaunt sah sie ihren Partner an. Die Sache mit Liam hatte ihn doch etwas mitgenommen. Sonst hatte er fast immer ein Lächeln auf dem Gesicht, aber jetzt schaute er sie traurig an.
„Wieviel?”, fragte er dann ohne Vorwarnung oder Begrüßung.
„Hallo Harm. Wir haben noch 2112 Minuten. Und ja, mir geht es gut.”
„Oh ja, hallo Mac.”
„Kommen Sie, wir müssen los,” meinte Mac und schnappte sich ihren Laptop, klemmte ihn sich unter den Arm und schob den größeren Harmon Rabb vor sich her.
Draußen richtete sie die Antenne ihres Laptops auf einen in der Umlaufbahn schwebenden Satelliten. Danach gingen zum Portal in Georgetown. Es war nur ein paar Straßen von Macs Apartment entfernt. Harm gab die Koordinaten für Silver Spring ein. Sie hatten sich für ein Portal entschieden, weil sie eingesehen hatten, dass es schneller ging als mit dem Wagen.

 

 

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