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  „Beförderung mit Hindernissen” von Rob   (Emailadresse siehe Autorenseite),   November 2002
Disclaimer: Die Hauptpersonen Harmon Rabb, Sarah MacKenzie, Admiral A.J. Chegwidden, die Roberts und die restlichen Charaktere von JAG gehören Donald P. Bellisario, Belisarius und Paramount. Liam Kincaid, Renee Palmer, Augur und die restlichen ME Charaktere gehören Gene Roddenberry und Tribune Entertainment. Bitte veröffentlichen Sie diese Geschichte nicht ohne vorheriges Einverständnis des Autors.
 
Thema:  Major Liam Kincaid soll zum Lt. Col. befördert werden. Bis dahin kann eine Woche ziemlich lange dauern.
Zeitpunkt:  Sequel zu „Schuldig oder Unschuldig?”
Charaktere:  Liam Kincaid, Da'an, Zo'or, Augur, Renee, Harmon Rabb, Sarah MacKenzie, Admiral A.J. Chegwidden, die Roberts, Cooper und andere
 
Anmerkung des Autors:  Ich danke allen, die mir geholfen haben diese Story zu schreiben. In erster Linie aber meinem Betareader, dem ‚großen bösen Marine’.
 

 

BEFÖRDERUNG MIT HINDERNISSEN

 

Teil 1

1730 Zulu (12:30 EST)
JAG Hauptquartier
Falls Church, Virginia

Admiral A.J. Chegwidden legte den Hörer seines Telefons auf. Was dachte sich dieser Kerl denn, dass seine Leute den ganzen Tag nur rumsaßen und Däumchen drehten? Er stöhnte innerlich. Leider musste auch er Befehle ausführen.
„Rabb, MacKenzie, in mein Büro ASAP!” rief Admiral A. J. Chegwidden, als er seine beiden Top-Anwälte aus dem Fahrstuhl treten sah, und stand dabei im Türrahmen von Petty Officer Jason Tiners Büro, seinem Vorzimmer. Commander Harmon Rabb jr. und Colonel Sarah 'Mac' MacKenzie kamen gutgelaunt aus ihrer wohlverdienten Mittagspause, die sie öfter zusammen verbrachten. Sofort machten sie sich auf den Weg durch das Großraumbüro zu dem des JAG. Etwas geschockt sahen sie Petty Officer Tiner an, der ihnen aber nichts verriet, als sie in dessen Büro traten. Tiner gab ihnen wortlos zu verstehen, dass sie eintreten sollten. Sie standen nun vor seinem Schreibtisch und blickten militärisch korrekt starr geradeaus auf einen Punkt hinter der Schulter ihres COs. Der Admiral saß in seinem bequemen Schreibtischsessel und musterte seine Untergebenen einige Zeit lang. Das löste bei Harm und Mac jedoch noch mehr Unbehagen aus, weil sie noch nicht einmal wussten, warum sie eigentlich hier standen.
„Stehen Sie bequem,” meinte der Admiral dann nach einer Weile, die Harm und Mac wie eine Ewigkeit erschien.
Einige Zeit des Schweigens verging.
„Sie kennen doch Major Liam Kincaid?”, fragte er ohne Vorwarnung.
„Ja, Sir,” antworteten Harm und Mac gleichzeitig, eigentlich war die Frage überflüssig, doch er wollte seine Leute noch ein bisschen zappeln lassen.
„Eben habe ich vom Marineminister erfahren, dass er befördert werden soll wegen hervorragender Dienste für sein Vaterland,” antwortete der Admiral immer noch ruhig. „Ich dachte mir, dass Sie ihm das ausrichten können, weil Sie ihn doch kennen,” fügte der Admiral noch an seinen ersten Satz an.
„Das übernehme ich, Sir,” rief Mac begeistert, weil ihr der junge Mann sehr sympathisch war.
„Gut, dann ist ja alles geklärt. Wegtreten!” befahl er den beiden dann.
Mac verließ hastig das Büro und lief in das ihre, während Harm ihr nur kopfschüttelnd hinterher blickte.
<Aus diesen Frauen werde ich nicht schlau,> überlegte er.
Mac holte aus ihrer obersten Schreibtischschublade ein privates Telefonnummernverzeichnis, es war mit braunem Leder überzogen, und suchte daraus Liams Nummer heraus. Sie wählte sie und nach zweimaligem Klingeln nahm jemand ab.
<Kincaid?>, wurde am anderen Ende gefragt.
„Hallo Major, ich bin es, Col. MacKenzie,” sagte Mac fröhlich.
<Hallo Col. Hab' ich schon wieder gegen irgendein Gesetz verstoßen?> scherzte Liam.
„Nein, diesmal nicht. Im Gegenteil, Sie werden befördert,” sagte Mac ernst.
<Befördert?>, erwiderte Liam ungläubig.
„Ja, kommen Sie doch einfach nachher hierher, dann können wir alles genau besprechen. Passt es Ihnen gegen 1500 Uhr?”
< Aber sicher. Für Sie hab' ich doch immer Zeit. Also bis dann.>
Sie hatte in der kurzen Zeit, in der sie ihn kannte, das Gefühl bekommen in ihm einen Freund gefunden zu haben. Nur, dass er nur noch ein Reserveoffizier war, das ärgerte sie, weil sie ihn mochte. Sie konnte sich vorstellen, dass ihm der Job als Protector wirklich Spass machte.

 
* * *
 

2000 Zulu (15:00 EST)
JAG-Hauptquartier
Macs Büro

Major Liam Kincaid traf auf die Minute genau im JAG - Hauptquartier ein. Musste sich ein Besucherausweis holen und an sein Jackett klippen.
„Hey Major, Sie sind 34 Sekunden zu spät dran,” rief Mac, als Liam vor ihre Bürotür trat.
„Hallo Col. Entschuldigen Sie bitte, aber der Pförtner hatte viel zu tun. Wo ist Commander Rabb?”
„Harm? Der müsste eigentlich in seinem Büro sein,” überlegte Mac laut. Insgeheim wollte auch sie wissen, wo sich ihr Partner befand.
Beide sahen kurz hinüber zu seinem Büro, welches aber leer war.
Dann besprachen sie, dass Liam in einer Woche feierlich von Admiral Chegwidden befördert werden sollte. Ziemlich am Ende des Gespräches sagte Mac auf einmal:
„Wissen Sie was? Wir hören jetzt mal endlich mit dem ‚Sie’ auf. Ich heiße Mac. Schließlich sind wir ja bald gleichrangig.”
„Liam,” sagte er und reichte ihr seine Hand.
Nach einer Weile verabschiedeten sie sich dann voneinander und Liam machte sich wieder - zu Fuß - auf den Weg zur Taelonbotschaft.

 
* * *
 

2035 Zulu (15:35 EST)
In einem unbekannten Stadtteil
Washington

Liam ging durch eine lange verlassene Straße, in einem Viertel von Washington D.C. Rechts und links standen alte, leere Fabrikgebäude. Die auf der rechten Seite schienen fast noch länger verlassen zu sein als die auf der anderen. Etwas schmerzte plötzlich in Liams Schulter. <Ein Schuss,> ging es ihm durch den Kopf. Dann brach er auch schon getroffen mitten auf der Straße zusammen und wurde sofort bewusstlos.

 
* * *
 

1345 Zulu (8:45 EST)
Washingtoner Memorial Hospital
Washington D.C. , Virginia

Liam wachte erst am übernächsten Tag des Attentates wieder auf. Er erwachte, als er die leise Stimme von Harm vernahm, der Mac gerade einen Kaffee gebracht hatte und sie zu überreden versuchte, dass sie nach Hause gehen sollte, um eine Runde Schlaf zu nehmen. Doch Mac war ein Marine und sagte es ihm zum bestimmt 1000sten Mal. Als er die Augen öffnete, sah er Harm direkt hinter Mac, die auf einem Stuhl neben seinem Bett saß, stehen. Harm schaute prüfend und gleichzeitig etwas besorgt auf Liam herab. Erst wusste er nicht, wo er sich befand, doch nach einer kurzen Weile kam alles wieder. Da war das Treffen mit dem Col., die Beförderung und zu guter letzt der Schuss.
„Na, wie geht's Ihnen, Partner?” fragte Harm und zwinkerte Liam zu.
„Es geht schon wieder,” sagte Liam tapfer und wollte aufstehen. Doch Mac brauchte Harms Hilfe, um den starken jungen Mann wieder aufs Krankenbett zu drücken.
„Du bleibst jetzt da liegen, und das ist ein Befehl. Noch bin ich einen Rang höher als du,” sagte Mac im schärfsten Marine-Befehlston, der Harm sehr an Admiral Chegwidden erinnerte.
„Seit wann sind Sie denn per DU?” fragte Harm verdutzt.
„Erst seit kurzem. Warum?” fragte Mac dann und grinste Harm frech an.
„Ich will euch ja in nichts nachstehen. Nenn mich Harm,” sagte der große, dunkelhaarige Mann hinter Mac und drückte kurz die Hand des Kranken. Liam drückte die starke Hand des Ex-Fliegers ein wenig, eben so gut es ging. Dann lächelte er gequält.
„Wisst ihr, wie lange ich noch hier bleiben muss?” fragte er etwas heiser in die Runde. Denn das Schweigen, das seit dem Moment mit dem Handdruck herrschte, empfand er als erdrückend.
Wie auf das Stichwort kam ein Arzt ins Zimmer.
„Störe ich?” fragte dieser, als er den Besuch sah.
„Nein, wir wollten sowieso eben gehen,” sagte Mac und zog Harm am Ärmel mit sich.
„Wir sehen uns dann später,” rief sie Liam noch über die Schulter hinweg zu.
Dann schlossen sie hinter sich die Tür.
„Äh, Doctor, wann kann ich hier wieder raus?” fragte Liam und sah den Arzt fragend an. Das war im Moment das Einzige, was ihn interessierte.
„Wenn alles gut verheilt und die Tests auch in Ordnung sind, schon morgen,” war die Antwort des schon etwas betagten Arztes.
„Was ist eigentlich passiert, wie kam ich hierher?” fragte Liam dann.
„Also, Sie wurden vorgestern Nachmittag auf der Straße niedergeschossen und sind erst in der darauf folgenden Nacht von einem Streifenwagen aufgelesen worden,” er sah den jungen Mann einen Moment an um zu sehen, wie er diese Nachricht verarbeiten würde. „Die Kugel war aber keine normale Kugel, der Täter wollte Sie anscheinend leiden sehen. Da die Kugel von einer undefinierbaren Substanz umhüllt war. Durch diese Substanz wurden Sie bewusstlos, vielleicht hat sich ein Gift in Ihrem Körper ausgebreitet. Da sind wir uns noch nicht so sicher. Also, der Täter rechnete nicht damit, dass so spät noch eine Streife vorbeikommen würde. Mutmaßte die Polizei, als die Sie gefunden haben,” erzählte der Arzt.
„Wurde eine Probe der Substanz schon in die Taelonbotschaft geschickt?”
„Nein, aber ich werde das sofort veranlassen,” meinte der Arzt einsichtig.
„Das wäre nett.”
„Haben Sie noch irgendwelche Schmerzen?” fragte der Arzt dann.
„Nein, aber wann darf ich aufstehen? Ich hab' schließlich noch einen Job,” antwortete Liam.
„Warten Sie bis heute Abend,” riet er ihm.
„Heißt das, ich muss eine Schwester rufen um.... Sie wissen schon?” fragte Liam ungläubig. Im Grunde kannte er die Antwort schon und es machte ihn verrückt.
„Ja, so war das gemeint. Ihr Kreislauf muss sich erst regenerieren, die Medikamente, die wir Ihnen verabreichen mussten, lassen leider kein anderes Verhalten zu. Sonst liegen Sie noch einen Monat im Bett. Das ist eine kleine Nebenwirkung dieses neuen Medikamentes, die von den Pharmazeuten noch nicht behoben werden konnte,” teilte ihm der Arzt mit.
„Na klasse,” stieß Liam entnervt vor.
„Ich muss noch zu einem anderen Patienten,” sagte der Arzt, nachdem er kurz auf seinen Pieper gesehen hatte und ging.
Liam war nun allein. Er starrte an die weiße Decke seines Zimmers, bis er dann nach einer Ewigkeit erschöpft von den Nebenwirkungen und der Operation einschlief.

 
* * *
 

1500 Zulu (10:00 EST)
JAG - Hauptquartier
Macs Büro

„Harm, ich will den Schützen finden und vors Kriegsgericht stellen. Helfen Sie mir dabei?” fragte Mac und blickte in Harms grau-blaue Augen, um seine Gedanken erfahren zu können.
An manchen Tagen konnte sie in ihnen wie in einem Buch lesen. Doch heute waren sie ihr eher ein Rätsel.
„Okay, ich helfe Ihnen. Aber nur, weil Sie mir schon oft geholfen haben,” gab Harm nach.
Sie trugen ihren Fall dem Admiral vor und dieser gab ihnen, wie Mac glaubte, viel zu schnell die Erlaubnis, um nach dem Täter zu suchen. Sie sagte aber nichts und meinte nur zu Harm, als sie das Büro des Admirals wieder verlassen hatten:
„Kommen Sie?”

 
* * *
 

1725 Zulu (11:25 EST)
Unbekannter Stadtteil
Washington D.C., Virginia

Harm und Mac fuhren mit ihrem dunkelblauen JAG Ford-Geschäftswagen den selben Weg entlang, den Liam seinerzeit vor dem Schuss gegangen war. Sie kamen in die Straße mit den verlassenen Gebäuden, deswegen drosselte Harm die Geschwindigkeit etwas. Hielten jedoch an der Stelle, die ihnen von den Polizisten beschrieben wurde an. Dort hatten sie Liam gefunden.
Mac stand schon und wartete auf Harm. <Wie schafft sie das bloß immer so schnell?>, fragte er sich, als er sie schon neben dem Wagen stehen sah und er immer beim Ausstieg war.
„Stellen Sie sich mal bitte da hin, wo Liam angeschossen wurde, Harm,” forderte Mac ihn auf und er stellte sich wortlos an eine Stelle, auf der eine dunkle, schon getrocknete Pfütze zu sehen war.
„So ist es gut,” sagte sie, als Harm an der richtigen Stelle stand. Der Wortlaut war fast der gleiche, als wenn sie mit einem braven Hund sprechen würde.
„Dann ist es ja gut, wenn Ihnen mal etwas zusagt,” spöttelte Harm leicht.
„Liam wurde von vorn angeschossen,” überlegte Mac laut, ohne sich auch nur von seiner Bemerkung aus der Ruhe bringen zu lassen. Harm nickte währenddessen nur. „Können Sie mal kurz Ihre Hand auf die Stelle legen, wo die Kugel bei Liam eingedrungen war?”
Harm nahm gehorsam seine rechte Hand und legte sie an seine linke Schulter.
„Weiterhelfen tut das uns jetzt aber auch nicht gerade,” sagte Harm immer noch mit der Hand an der Schulter.
„Ja,” stimmte ihm Mac zu. „Dann müssen wir eben alle Häuser nacheinander durchsuchen.”
„Und nach was suchen wir genau?” fragte Harm ahnungslos.
„Ehrlich gesagt, weiß ich es nicht,” gab Mac untypischerweise zu. „Aber ich glaube, wenn wir es sehen, werden wir wissen, was es ist.”
Harm verstand es und schwieg. Wortlos nahm er sich die linke Straßenseite vor. Er verschwand im ersten Haus und Mac stand immer noch wie angewurzelt am Wagen. Dann betrat sie das erste Haus auf der rechten Seite. <Der Putz scheint schon vor Jahren von der Wänden gebröckelt zu sein>, dachte sie, als sie sich etwas umgesehen hatte.
<Harm würde jetzt meinen, so sehe mein Schreibtisch auch aus>, versuchte sie ihre innere Stimmung aufzubessern.

Als Harm das fünfte Haus auf der linken Seite betreten hatte, kam nach etwas mehr als fünf Minuten ein alarmierender Ruf.
„Mac!”
Wie von einer Tarantel gestochen, rannte sie aus dem Haus, welches sie gerade durchsucht hatte, und hinüber zu dem, in dem sie meinte, dass dort ihr Partner sei. Schon als sie es betrat, sah sie, dass dieses besser erhalten war als das, aus dem sie gerade gekommen war.
„Wo sind Sie?” rief sie, weil sie Harm nirgends entdecken konnte.
„Ich bin hier,” kam es aus der 2. Etage.
Als Mac die stabile Treppe entdeckte, rannte sie sie mit einer - sogar für einen Marine - ungewöhnlichen Geschwindigkeit hoch. Oben wartete schon Harm. Als er sie die Treppe hochhetzen sah, grinste er still in sich hinein. Gab aber keinen Ton von sich.
„Was gibt's?”, fragte sie außer Atem.
„Das hier,” sagte Harm und zeigte auf eine Tür, die sie vorher nicht erkennen konnte, weil Harm mit seinen breiten Schultern davor gestanden hatte. Sie schob ihn ein wenig beiseite, um besser in den Raum hinter ihm sehen zu können, und erstarrte bei dem Anblick. Es war ein Raum, der von dem Täter extra für diesen einen Schuss vorbereitet worden sein musste, so sah es jedenfalls aus. In das Fenster, das wie erwartet auf die Straße zeigte, war ein kleines Loch gebohrt worden. Das hätte man nicht, ohne näher heranzugehen, gesehen. Wer die Straße entlang ging, konnte dieses Loch erst recht nicht sehen. Dann war auf der Fensterbank eine Waffenhalterung angeschraubt, die der Täter bei seinem Aufbruch vergessen haben musste. Warum hatte er sie vergessen abzuschrauben? Fragen über Fragen.
„Sollen wir die Polizei informieren?” fragte Harm und blickte Mac erwartungsvoll an.
„Ich rufe sie an,” sagte Mac und holte ihr Handy aus ihrer Uniformjackentasche.
Nach zehn Minuten kam die Spurensicherung und nahm Fingerabdrücke von der Halterung und den anderen im Raum befindlichen Gegenständen. Aber es wurden wie eigentlich schon zu erwarten keine richtigen gefunden. Nur ein verwischter war auf der Fensterbank. Ob er jedoch wirklich vom Täter stammte, konnte niemand mit Sicherheit sagen.
„Können Sie uns einen Abzug zukommen lassen?” fragte Mac dann.
„Ja, sicher,” antwortete der Polizist ruhig und wandte sich dem Gehen zu.
„Kommen Sie, Mac? Oder wollen Sie hier noch Wurzeln schlagen?” fragte Harm, als Mac noch neben dem Auto stand. Sie warf ihn einen tadelnden Blick zu, stieg aber dann wortlos ein.
„Wohin fahren wir jetzt eigentlich,” fragte Mac nachdem sie schon fast fünf Minuten schweigend nebeneinander saßen.
„Ich dachte, dass wir ins Krankenhaus zu Liam fahren und ihm von unseren Ermittlungen berichten,” antwortete Harm, immer noch den Blick auf die Straße gewand.
„Gut,” sagte sie und das Schweigen ging weiter. Doch keiner der beiden empfand es als störend. Man kann sogar sagen, dass sie es regelrecht genossen. Sie verstanden sich auch ohne Worte.

 
* * *
 

1730 Zulu (12:30 EST)
Im Krankenhaus
Liam Kincaids Krankenzimmer

Es klopfte. Liam riss die Augen auf. <Bloß nicht noch ein Test> Er entschied sich, nicht zu reagieren, um keinen weiteren Arzt sehen zu müssen. Ohne ein ‚Herein’ zu hören, steckte Mac den Kopf durch den Türspalt, und als sie sah, dass Liams Augen geöffnet waren, sagte sie:
„Stören wir?”
„Ah, ihr seit es. Nein. Kommt doch rein,” sagte er leise.
Als Harm und Mac an seinem Bett standen, fragte Mac:
„Warum hast du denn nicht auf unser Klopfen reagiert?”
„Ich dachte, dass es wieder einer der Ärzte oder Schwestern wären. Deswegen wollte ich mich schlafend stellen,” war seine Antwort.
„Ich dachte immer, Marines haben keine Angst?”, meinte Harm mit leichtem Spott.
„Wann darfst du wieder nach Hause?” fragte Mac.
„Morgen. Aber ich hab schon Morgen früh einen wichtigen Termin. Bis dahin muss ich wieder fit sein. Und vor allem wieder draußen,” antwortete er und hob einen seiner Arme, der immer noch an einem Tropf angeschlossen war.
„Kannst du den nicht irgendwie verschieben?” fragte Mac besorgt.
„Da muss ich Da`an fragen. Könnt ihr mir mal mein Global aus dem Nachtschrank holen? Ich darf erst in ein paar Stunden aufstehen. Sonst stehe ich in den nächsten vier Wochen nicht mehr auf. Das kann ich mir wirklich nicht leisten.”
Harm öffnete die Schublade, holte das kleine silbergraue Gerät heraus und reichte es Liam. Dieser ließ es aufschnappen und wählte aus seinem Globalspeicher eine Nummer. Harm und Mac fanden das interessant, weil Liam ihnen das vorher noch nie gezeigt hatte. Denn in der Navy und bei den Marines verwendet man noch keine Taelontechnologie. Sie wollen sich lieber auf ihre Leute und die eigenen Waffen verlassen. Liam konnte das sogar verstehen. Er setzte sich ja schließlich für den Widerstand ein, was jedoch die beiden nicht ahnen konnten und durften.
„Da'an,” sagte er nach einer kurzen Weile.
<Sie sind es, Major,> antwortete eine ruhige Stimme.
„Ich wollte Sie fragen, ob Sie Ihren Termin morgen früh vielleicht verschieben könnten? Ich muss noch bis morgen mittag hier bleiben,” meinte er bedauernd.
<Ich versuche es, Major. Oder ich nehme mir ausnahmsweise einen anderen Protector,> schlug er vor.
„Wenn das ginge, wär' das wirklich Okay für Sie?”, wollte er versichert haben.
<Ja, Major erholen Sie sich von Ihrer Krankheit.>
Sie verabschiedeten sich und Liam ließ es zuschnappen. Dann wendete er sich wieder Harm und Mac zu.
„Was habt ihr herausgefunden?”, fragte er im nächsten Moment.
„Der Täter war ein Profikiller,” antwortete Mac nach einer Sekunde.
„Was?”, fragte Liam ungläubig.
„Ja, alles deutet darauf hin.”
„Habt ihr eine Ahnung, wer es sein kann?”, erst sah er Harm und dann Mac an.
„Nein,” Harm schüttelte den Kopf.
„Bin ich hier dann überhaupt noch sicher?”
„Wir wissen es nicht,” meinte Mac wahrheitsgemäß.
Liam sah auf die Uhr. <Noch vier Stunden!> Er stöhnte innerlich.
„Ich bleibe hier,” meinte Harm entschlossen.
„Ich auch.”
„Ihr könnt doch nicht hier bleiben,” meinte er. „Ihr habt noch einen Job.”
„Ich rufe den Admiral an und sage ihm, dass wir hier bleiben, zur Sicherheit,” sagte Harm und war schon aus dem Zimmer verschwunden.

 
* * *
 

1321 Zulu (8:21 EST)
Washington Memorial Hospital
Liam Kincaids Krankenzimmer
Washington D.C.

Mac hatte Harm gestern Abend doch nach Hause geschickt, weil er schon damals bei Liam geblieben war und sie nun dran war. Er war irgendwann eingeschlafen und Mac hatte ihn beim Schlafen beobachtet. Von Zeit zu Zeit schlich sich ein Lächeln auf sein Gesicht, was ihr zeigte, dass er träumte.
Liam schlug abrupt die Augen auf und sah Mac auf dem Stuhl neben seinem Bett sitzen.
„Guten Morgen,” sagte sie dann fröhlich.
„Guten Morgen,” meinte Liam verschlafen.
„Drehst du dich bitte mal um?”, fragte er und zeigte auf seine Sachen.
Sie verstand und drehte sich wortlos um. Nach ewigen fünf Minuten meinte er dann:
„Okay, ich bin fertig.”
Es klopfte und Mac rief:
„Herein.”
Dann streckte Harm den Kopf herein und trat ein.
„Hallo,” begrüßte er Liam und Mac.
„Hallo, Harm. Wie immer sind Sie unpünktlich,” meinte Mac lächelnd.
„Ja, hallo.”
„Wann können wir hier weg?”, fragte Harm.
„Nach der Visite. Der Arzt kommt in einer Dreiviertel Stunde,” erzählte Mac.
Sie warteten, bis der Arzt kam. Er unterschrieb die Entlassungspapiere. Dann wollten ihn Harm und Mac zurück ins Apartment bringen.

 
* * *
 

1830 Zulu (13:30 EST)
Vor Liam Kincaids Apartment
Washington D.C.

Sie standen vor seiner Apartmenttür. Gerade wollte er seine Tür öffnen, da schrie er:
„Weg hier, sofort weg hier!”
„Warum?”, wollte Harm wissen.
„Macht schon!”
Harm und Mac rannten nach diesen Worten sofort los. Liam kam kurz nach ihnen aus dem Haus gestürzt.
„Was war da los?”, fragte Mac entsetzt.
„Eine Bombe...”
Kaum hatte er die Worte ausgesprochen, da hörten sie einen ohrenbetäubenden Knall.
Liam lief sofort wieder rein. Er stand wie erstarrt vor den Trümmern, die vor nicht einmal fünf Minuten noch seine Wohnung gewesen waren. Harm trat leise hinten ihn und legte ihm vorsichtig eine Hand auf die Schulter. Dieser drehte sich zu ihm um und blickte ihn verstört an.
„Das... war... meine... Wohnung...”, stotterte er.
„Woher wusstest du es?”, fragte Mac.
„Die Tür sah irgendwie komisch aus und im nächsten Moment.... Meine... Wohnung... ,” meinte er dann wieder.
Er konnte sich nicht rühren. Der Anblick fesselte ihn so sehr.
„Komm, Liam. Wir suchen noch ein paar Sachen zusammen. Es kann doch noch etwas zu gebrauchen sein,” meinte Harm und schob den jungen Mann vor sich her in das Trümmerfeld.
Damals als seine Wohnung abgebrannt war, hatte er sich genauso gefühlt. Es ist, als ob man ganz von vorn mit allem beginnen müsste.
Systematisch durchsuchten sie die Wohnung. Im Schlafzimmer sah es noch recht normal aus. Liam ging wie betäubt zum Wäscheschrank oder dem, was davon noch übrig war, und holte seine Reisetasche heraus und packte sie. Da war ein einzelnes T-Shirt, eine graue Hose und einige von seinen Shorts. Mac sah sich derweil in den anderen Zimmern um. Liam war fast kreidebleich geworden, weshalb Harm ihm nicht von der Seite wich. Aus Angst, er würde zusammenbrechen. Nachdem er einen letzten Blick auf sein Schlafzimmer geworfen hatte, begab er sich ins Bad. Er hatte, seitdem er dieses Trümmerfeld von Wohnung betreten hatte, kein einziges mehr Wort gesprochen. Vom Bad konnte er nichts mitnehmen, weil es kaum noch zu begehen war.
„Komm, hier können wir nichts mehr tun,” meinte Mac sanft und schob ihn zur Tür hinaus.
Aber als sie den verstörten Blick von Liam sah, musste sie den ihren unwillkürlich senken. Es dauerte ein bisschen, bis Macs Worte an sein Gedächtnis vorgedrungen waren. Er verstand und ging. Harm und Mac sahen ihm hinterher, er schlich mit gesenkten Kopf den Flur entlang. Als er das Haus verlassen wollte, hielten Harm und Mac ihn jedoch zurück.
„Wo willst du jetzt hin?”, fragte Harm.
„Ich werde mich verstecken,” antwortete er leise.
„Du kannst doch bei mir so lange wohnen,” schlug Harm vor.
„Nein, auf keinen Fall,” stritt er heftig ab. „Ich will und kann euch da nicht mit reinziehen.”
„Das hast du schon,” meinte Mac leise.
„Oh nein. Ich muss weg,” er wollte losrennen. Aber Harm hielt ihn zurück.
„Wir stehen das zusammen durch,” sagte Harm fest entschlossen.
„Ich muss das allein schaffen,” flüsterte er nur.
„Das kannst du nicht,” sagte Mac zu ihm.
„Doch, ich muss. Ich habe es immer allein geschafft.”
Liam stand still und drehte sich zu Harm und Mac um. Einen Moment sah er sie nur fassungslos an, dann blickte er auf Harms Hand, die immer noch an seinem Arm ruhte.
„Gut,” gab er dann nach.
„Komm, wir gehen,” meinte Harm und schob Liam vor sich her.
Sie stiegen in den Wagen, der unten auf sie wartete. Es war Samstag, deswegen fuhren sie sofort zu Harms Apartment.

 
* * *
 

2132 Zulu (15:32 EST)
North of Union Station
Washington

Harm schloss die Tür zu seinem Apartment auf und ließ den Schlüssel zielsicher auf die Theke seiner Küche gleiten.
„Kann ich euch etwas anbieten?”, fragte er aus der Küche.
„Nein danke,” antworteten Mac und Liam synchron.
„Ich muss unbedingt mal weg, allein,” erklärte dann Liam.
„Wohin?”, wollte Mac wissen.
„Das kann ich euch nicht sagen, nur so viel: wenn ich jetzt nicht gehe, könnten sehr viele Menschen sterben.”
„Führst du ein Doppelleben oder was?” ,fragte Mac.
„So ähnlich,” antwortete Liam nur.
„Was bedeutet 'so ähnlich'?”, wollte Harm wissen.
„Ich darf und kann es euch nicht sagen. Es würde viele Leute in Schwierigkeiten bringen.”
„Wir können dich doch nicht allein gehen lassen. Was ist, wenn du wieder angeschossen wirst oder so?”, fragte Mac.
„Mir wird nichts passieren,” versicherte Liam.
„Wie kannst du das so genau wissen?”, fragte Mac aufgebracht.
„Ich bin mir eben sicher,” er hielt Harms durchbohrenden Blick stand.
„Sicher? Niemand kann sich sicher sein !”, meinte Mac und sah ihn wütend an.
„Gut, dann müsst ihr eben mitkommen,” gab sich Liam geschlagen.
„Wohin gehen wir?”, fragte Mac unternehmungslustig.
„Ihr werdet es sehen,” meinte Liam ein wenig betrübt und zog sein Global vom Hosenbund.
Er wählte eine bestimmte Nummer und die Verbindung stand.
„Augur, ich komme mit ein paar Freunden zu dir. Mach alles bereit. Bis dann,” und die Verbindung war wieder unterbrochen.
„Kommt, wir müssen los,” drängte Liam.
Sie verließen das Haus von Harms Apartment und Liam führte sie zur nächsten ID-Portalstation. Er gab einen Geheimcode ein. Harm und Mac hatten sich auf ihre Positionen gestellt, wie immer, und warteten auf Liam.

 
* * *
 

2213 Zulu (17:13 EST)
Versteck des Widerstandes
Unter Washington D.C.

Sie fanden sich in einem unterirdischen Gewölbe wieder.
„Wo sind wir?”, fragte Mac.
„Im Versteck des Widerstandes,” antwortete Liam knapp.
„Sag das noch mal !”, forderte Mac.
„Augur, erklär' es ihnen bitte,” wandte er sich an seinen besten Freund.
Liam ging in einen anderen Raum, während Augur versuchte Harm und Mac alles zu erklären.
„Liam hat Ihnen bestimmt erzählt, wer er ist,” fing er an. Mac nickte, was ihn veranlasste weiterzusprechen. „Also er ist der Anführer des Widerstandes,” erklärte er kurz und knapp. „Aber das darf niemand weiter erfahren, sonst sterben ein paar tausend Menschen, Liam und mich eingeschlossen.”
„Sie und Liam können sich auf uns verlassen,” meinte Mac und sah sich nach Liam um.
Harm nickte währenddessen nur zustimmend, obwohl er keine Ahnung hatte, worum es eigentlich ging.
Liam jedoch war nirgends zu sehen.
„Was ist Liam ?”, wollte Harm nun wissen.
„Ich werde es Ihnen später erklären,” antwortete Mac.
Jetzt kam Liam mit einer Reisetasche auf sie zu.
„Augur, finde heraus, ob Cooper noch im Gefängnis sitzt und ob er irgendwelche Kontakte außerhalb hat,” wies er seinen besten Freund an.
„Das können wir doch auch machen,” meinte Mac.
„Nein. Bei euch könnte er etwas mitbekommen. Wie ihr wisst, sind wir im Untergrund,” sagte Liam und war wieder die Autoritätsperson, die er vor der Bombe war.
„Augur, was ist eigentlich mit Renee?”, fragte er dann.
„Die ist seit gestern in Urlaub, mehr weiß ich auch nicht.”
„Okay, sag ihr erst etwas, wenn sie wieder zurück ist, ja? Dann lassen wir dich jetzt wieder allein,” meinte Liam.
Harm beschäftigte nur eine Frage: Wer war Liam?
Aber Mac hatte ja gesagt, dass sie ihm die Frage beantworten würde.
Sie gingen zu dritt zum Portal des Widerstandes und nach einem Moment waren Sie verschwunden.

 
* * *
 

2303 Zulu (18:03 EST)
North of Union Station
Washington D.C.

Harm hatte, bevor er das Haus betreten hatte seine Post aus dem Briefkasten geholt. Er ging voran, während Liam und Mac ihm leise hinterher schlichen. Er warf sein Schlüsselbund wieder auf die Theke in seiner Küche. Inzwischen hatten sich Liam und Mac auf die Couch gesetzt. Harm ging schnell die Post durch. Rechnungen, Rechnungen, Werbung und nochmals Werbung. Doch halt! Was war das? Da war ein handgeschriebener Brief an ihn ohne Briefmarke. Aber da Harm schon seit einigen Tagen nicht zum Briefkastenausleeren gekommen war, vermutete er, dass der Brief dort schon einige Tage drin gewesen sein musste. Schnell riss Harm ihn an der Breitseite auf und zog ein Blatt Papier heraus. Das stand doch tatsächlich:

WENN SIE MAJOR KINCAID HELFEN, KÖNNTE IHM EIN UNGLÜCK ZUSTOSSEN, WENN SIE NICHT DABEI SIND. ALSO LASSEN SIE ES NICHT DARAUF ANKOMMEN!!!!

Schnell packte er den Brief weg, er wollte Liam nicht noch mehr verunsichern oder unruhiger machen, als er sowieso schon war. Harm kam zur Couch wollte sich hinsetzen und sein Unbehagen verbergen. Da sah Mac schon seinen Blick.
„Harm, wollen Sie uns nicht was anbieten?”, fragte sie dann und ihr Blick sagte ihm, dass sie mit ihm allein sprechen wollte.
„Ja, sicher. Was wollt ihr denn? Kaffee, Wasser?”, sagte er und begab sich in die Küche.
„Ich nehme ein Glas Wasser. Und ich werd' ihm mal helfen, sonst dreht er uns noch diese scheußliche Cola light an,” meinte Mac an Liam gewand und folgte Harm in die Küche.


In der Küche

„Was gibt es?”, fragte sie direkt, während Harm Gläser aus dem Küchenschrank holte.
„Das hier,” antwortete er und schob ihr den Brief hin.
Mac überflog ihn schnell und legte den Bogen wieder auf den Counter zurück.
„Was machen wir jetzt?”, war darauf ihre Frage.
„Wir werden ihm auf keinen Fall etwas sagen,” meinte Harm.
„Ich verstehe.”
„Wir müssen ihm helfen.”
„Aber wie, er gerät dadurch in Lebensgefahr?”
„Eigentlich ist er das schon. Wir müssen eben heimlich Kontakt mit diesem Augur aufnehmen. Ihm erklären, was passiert ist, und ihn bitten, dass er nichts zu Liam sagt und uns vielleicht hilft.”
„Aber wie wollen Sie Kontakt mit Augur aufnehmen?”
„Wenn er schläft, nehme ich sein Global und versuche damit Augur zu erreichen.”
„Wir müssen langsam wieder rein, sonst merkt er was,” meinte Mac und nahm zwei Gläser mit Mineralwasser in die Hand und ging zurück ins Wohnzimmer.
Liam war, während sie sich in der Küche unterhielten, eingeschlafen. Erst war er angeschossen worden, dann ist sein Apartment in die Luft geflogen. Das war dann doch ein bisschen zu viel für ihn gewesen.
„Kommen Sie, jetzt haben wir die Gelegenheit,” meinte Mac.
„Sie wollen ihn, während er schläft, an die Wäsche? Ihr Marines seid wirklich schlimm,” scherzte Harm leise.
„Hören Sie auf, Commander!”, warnte sie ihren Partner. „Nun machen Sie schon!”, forderte Mac ihn noch dann auf.
Sie fanden sein Global in seiner Jackentasche, gingen damit in den Küchenteil und ließen es leise aufschnappen. Harm versuchte das nachzumachen, was Liam im Krankenhaus gemacht hatte. Er hatte sich alles richtig gemerkt. Nach einer Weile stand die Verbindung zu Augur.
„Hallo,” flüsterte er.
<Wie kommen Sie an sein Global? Ist etwas mit ihm?>, fragte Augur besorgt.
„Nein, wir brauchen Ihre Hilfe. Wir haben einen Drohbrief erhalten. Wenn wir Liam helfen, passiert ihm etwas. Aber wenn Sie es irgendwie schaffen, etwas rauszufinden, muss das nicht rauskommen,” erklärte Harm dann.
<Ich helfe Ihnen. Sie müssen aber auf Liam aufpassen,> meinte Augur dann.
„Ja, das werden wir. Danke für Ihre Hilfe. Ich muss Schluss machen.”
<Warten Sie, Sie haben doch bei JAG einen Internetanschlus?>
„Ja, warum?”
<Ich werde so, wenn ich etwas rausgefunden habe, Kontakt mit Ihnen aufnehmen. Passen Sie bitte auf Liam auf,> wiederholte er seine Bitte noch einmal.
„Gut, ich leg jetzt auf. Wir hören sicher noch von einander.”
<Ja, bis dann.>
Harm schob das Global zusammen und brachte es zu Liam ins Wohnzimmer zurück. Dieser schlief immer noch tief und fest auf der Couch.
„Liam, wach auf. Geh rüber ins Bett,” versuchte Harm ihn zu wecken.
Es gelang ihm. Liam stand von der Couch auf und ging rüber ins Schlafzimmer. Als er verschwunden war, meinte Harm:
„Mir kommt es manchmal so vor, als sei er noch ein kleines Kind.”
<Wenn er wüsste, wie nah er mit seinen Vermutungen ist,> dachte Mac.
Mac verabschiedete sich von Harm und machte sich auf den Weg nach Georgetown, wo schon ein hungriger Jingo auf sie wartete.

 
* * *
 

1120 Zulu (6:20 EST)
North of Union Station
Washington D.C.

Harm, der auf der Couch übernachtet hatte, wachte nun in einem fast dunklen Apartment auf. Leise stand er auf und machte Frühstück. Durch den Geruch des Kaffees geweckt, kam Liam nach einiger Zeit auch in die Küche.
„Guten Morgen, hab' ich dich geweckt?”, fragte Harm dann besorgt.
„Morgen. Nein, ich bin von allein aufgewacht.”
„Äh, Liam. Kommst du mit mir Joggen?”
„Sicher.”
Sie frühstückten erst etwas, bevor sie sich auf zum Joggen machten. Dann führte Harm ihn in den in der Nähe liegenden Judiciary Square.

 
* * *
 

2020 Zulu (15:20 EST)
Admiral Chegwiddens Haus
MacLean, Virginia

Chegwiddens Telefon klingelte. Der Admiral nahm ab und staunte nicht schlecht, als er hörte, wer am anderen Ende der Leitung war.
„Herr Marineminister, was kann ich für Sie tun?”
<Es geht um Major Kincaid. Den kennen Sie doch, oder?>
„Ja, Sir.”
<Ich möchte, dass er, bevor wir ihn befördern, noch ein paar Tests macht. Weil er ein Reserveoffizier ist. Ich bin mir nicht sicher, ob er noch so fit ist. Richten Sie es ihm aus,> damit legte der Marineminister auf.
Etwas verwundert legte Chegwidden den Hörer auf die Gabel. Er würde Kincaid morgen benachrichtigen. Schließlich hat der Marineminister nur gesagt, dass er es ausrichten sollte. Das Wann konnte er also selbst entscheiden.

 
* * *
 

1423 Zulu (9:23 EST)
Taelonbotschaft
Washington D.C.

Da'an hatte Liam vor ein paar Minuten zu sich gerufen.
„Guten Morgen, Liam. Wie geht es Ihnen?”, fragte Da'an in seiner allgegenwärtigen Ruhe.
„Guten Morgen, Da'an. Es geht mir besser,” Liam grinste schief.
Das verriet Da'an, dass der junge Mann vor ihm nicht so ausgeglichen war, wie er vorzugeben versuchte.
„Weiß die Polizei schon, wer das Attentat auf Sie verübt hat?”
„Nein, aber es gibt einen Verdächtigen.”
„Dann bin ich ja beruhigt. Wenn Sie in nächster Zeit noch einmal Urlaub nehmen müssen, werde ich Ihnen nicht im Weg stehen. Aber bitte veranlassen Sie für diesen Zeitraum eine gute Vertretung,” erklärte Da'an.
„Danke,” so etwas hatte er schon lange nicht mehr von seinem Companion gehört.
Es war fast wieder wie in alten Zeiten. Diese wünschte er sich wieder zurück, wie war es nur soweit gekommen? Vor allem: wie hatte er es soweit kommen lassen? Beide hatten Fehler gemacht, die keiner von beiden mehr ungeschehen machen konnte.
„Liam, wenn Sie möchten, können Sie wieder den Schreibtisch hier benutzen,” bot Da'an an.
Konnte er ihm glauben? War das nur ein Trick oder wollte er ihm wirklich ein Friedensangebot zukommen lassen?
„Danke, ich werde es mir überlegen. Wir sehen uns später,” damit verließ er das Büro.

 

 

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