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  „Die Puppenspieler” von Susanne   (Emailadresse siehe Autorenseite),   November 2003
Alle hier vorkommenden Charaktere gehören den jeweiligen Eigentümern. Earth: Final Conflict gehört Tribune Entertainment Co., Lost Script Prod. Inc., Atlantis Films und VOX. Bitte veröffentlichen Sie diese Geschichte nicht ohne vorheriges Einverständnis der Autorin.
 
Thema:  Während die Erde von mysteriösen Fremden heimgesucht wird, gelingt es den Zazas, eine Einigung unter den Quantenintelligenzen zu vermitteln. Doch wo eine Gefahr scheinbar verschwindet, tauchen gleich neue für die Erde der Zukunft wieder auf...
Zeitpunkt:  das Jahr 2334
Charaktere:  Großpräsident Jakob Matsooni, Sozialministerin Wen, General Clark; Chrcht, Tcht und Brwt - drei Vertreter einer mysteriösen fremden Spezies; Dunkelmächte; mehrere Quanten-Energie-Intelligenzen - darunter die, die einst Audre war, sowie die Planetenintelligenz WAWA; die Zazas unter Führung von Weißem Schaf; auf Außenmission Ko'lan, Ariel, Bethany und Qui'sa; auf dem Schiff Sy'la, Dr. Ben Myinga; von den anderen Taelons namentlich Da'an, Mur'ru, Me'win und Zo'or; die Jaridians Je'dir, Palwyr und Korn't; die Fricks Ouf, Schwa, Wench und Kmin.
 

 

DIE PUPPENSPIELER

Kapitel 9

 

Teil 2

(Irgendwo im Weltraum:)
Völlige Dunkelheit. Schwärzer als schwarz - das völlige Fehlen von Licht. Wabernde unfeste Konturen. Wesen und Schiffe aus Dunkelmaterie, beheimatet in einem lebensfeindlichen Kontinuum. Und Lebensfeindschaft war die Devise der Dunkelmächte. Zerstörung. Manipulation.

Der Anführer ärgerte sich. Die verhassten Feinde hatten in Zusammenarbeit den Pakt mit dem Salz vernichtet. Aus allen Poren quillend, hatte es sich aus dem okkupierten Planeten gewunden, die Kristalle hatten die Planetenkruste durchbrochen, und nach einer Umwandlung in geistiger Energie hatte sich die Intelligenz in unbekannter Richtung verabschiedet. Zurück blieb nur sich zersetzende Asche. Nutzloses Zeug. Dass die Fremden die Fricks zuvor auf dem Planeten arg dezimiert hatten, lag daraufhin fast im Sinne der Dunkelmächte: Der Anführer der schwarzen Schiffe lud die restlichen Führer der Fricks zum Umtrunk auf eine Außenstation und ließ sie dort einfach aus Rache für ihre Unfähigkeit exekutieren. Die Hingerichteten wurden sogleich durch aufrückende Ränge ersetzt. Jüngere Offiziere mit mehr Tatkraft und Blutdurst, die sich nicht durch ein einzelnes Schiff in die Flucht schlagen lassen würden.

Aber das machte nichts. Die Fricks würden versuchen, sich zu rächen. Die Dunkelmächte dachten nicht daran, dieser Spezies dabei zu helfen und ihnen die Koordinaten der Erde auszuhändigen. Dadurch wäre das Spiel viel zu rasch vorbei gewesen. Die Fricks sollten die Daten aus eigener Tüchtigkeit erwerben und dann eine Invasion starten. Irgendwann, in ein paar Jahren. Und in der Zwischenzeit würden die Dunkelmächte damit beginnen, die Zeitlinien zu verändern. Die Alten Völker .... auch sie waren unfair, und sie bevorzugten schwache Geschöpfe. Widerlich. In ihrer Feigheit experimentierten sie nie mit der Zeit! Vielleicht konnte man sie gerade durch diese verbotenen Methoden ebenfalls gänzlich beseitigen. Einen Meteor zur rechten Zeit ... eine Seuche mal da, einen Krieg mal dort, nie existierende Persönlichkeiten... Die Dateien und die Historie der verhassten Völker boten bereits genügend Möglichkeiten. Man sollte es wirklich wagen...

Das Schiff der Dunkelmächte verließ vorübergehend die Region und begab sich an einen anderen Ort.

 
* * *
 

(Auf der Erde:)
„Warum verhandeln wir nicht, bevor wir losballern?” fragte Wen, Ministerin für soziale Fragen, den Chef der militärischen Streitkräfte. Sie war all die Jahre der Meinung gewesen, dass die vereinigte Erde alles bräuchte, nur keine Raketen und Space-Fighters, und das trotz der Erfahrungen aus dem Tzek-Krieg. Sie war Pazifistin, also unlogisch, nach Meinung der Militärs.

„Sollte es dir entgangen sein, dass dieses Schiff unsere dringenden Anrufe nicht beantwortet hat?” fragte General Clark verächtlich. Immer diese Pazifisten! „Dafür scannt es unseren ganzen Planeten. Wofür? Gut möglich, dass es einen Angriff vorbereitet. Die Zeit, wo wir auftauchende Fremde so einfach unvoreingenommen aufnehmen, ist vorbei! Die Erfahrung spricht einfach dagegen.”

Matsooni, Wen, Clark und einige Offiziere sahen auf den Schirmen, wie die Space-Jets an das Schiff heranflogen - und dann setze deren Elektronik aus (?) und sie stürzten ab. Oder beinahe. Kurz über dem Boden setzten die Geräte offenbar wieder ein, und die Jets konnten gerade noch landen. Damit stand fest: die Fremden waren eindeutig hemmungslos und gefährlich! Und sie antworteten noch immer nicht. Also wurden Raketen losgeschickt. Sie verschwanden, bevor sie das fremde über der Erdoberfläche kreisende Schiff erreicht hatten. Fassungslos mussten die Menschen die darauffolgende Dematerialisation der Waffen beobachten.

„Wo sind die Raketen hin?” fragte Clark nach einer Schreckenspause alarmiert. „Die werden sie uns doch nicht zurückschick....”

„Wir haben Beobachtungen von Explosionen in der Sonnenaura!” rief ein Offizier, der gerade verständigt worden war. „Die Raketen wurden von den Fremden in die Sonne befördert!”

Während Ministerin Wen nur einfach den Kopf schüttelte, und Clark vor Zorn einen roten Kopf, bekam, sah Großpräsident Matsooni schreckensbleich auf das Satellitenbild mit dem Schiff. Nein, nur nicht wieder eine Invasion! - Und die Fremden reagierten noch immer nicht, sondern mit offenbar totaler Überheblichkeit ignorierten sie einfach die Maßnahmen der Menschen. Die Interdimensionsbomben mussten her.

 
* * *
 

(Auf der Roleta:)
Kaum war die Tür entriegelt, war auch bereits Da'an in Anmarsch. Zo'or fühlte bereits die Annäherung des Taelon und seufzte. Selbstverständlich war Da'an besorgt und neugierig. Zo'or stand höflich in ihrem bequemen milchweißen Overall mit breitem himmelblauen Hüftgürtel auf und machte die taelonische Gestik der Begrüßung. „Sinaui euhura!” sagte sie. Und: „Das letzte Mal, als ich dich sah, hast du mich verflucht!”

„Als ich dich das letzte Mal sah, hast du gemordet”, antwortete Da'an. „Über diese Dinge muss ein Urteil gefunden werden. Für den Moment muss ich wissen, wie es dir geht. Ich fühle, dass es dir nicht gut geht. Willst du mir nicht erzählen, was passiert ist, und wie es kommt, das du - in dieser Gestalt - existierst?”

„Ja, ich fühle mich krank”, gab Zo'or zu, setzte sich wieder und bot auch Da'an als nunmehr Gleichrangigem Platz an. „Ich fühle mich krank, doch einen Heiler dafür gibt es nicht. Was ich erlebt habe, weißt du. Man hat mit mir alles gemacht. Man hat mir alles angetan, was man einem Wesen nur antun kann. Dass ich noch lebe, statt in die Große Leere gegangen zu sein, verdanke ich allein den menschlichen Mitgefangenen. Ich habe für alle Fehler gebüßt.” Zo'or musste mit den Gefühlen kämpfen und lief blaustrahlend an. Da'an griff beruhigend nach ihrer Hand und zuckte zusammen. Da war soviel innerer Schmerz...

„Ich habe gesehen, was die Fricks mit den Menschen getan haben. Ich habe gesehen, wie lebendige Kristalle aus ihrer Haut gewachsen sind und wie sie dabei vor Schmerzen schrien. Ich habe die Vampire und Mutationen gesehen, die die anderen umzubringen versuchten. Ich habe die Versuche mit menschlichen Kindern gesehen...”

Zo'or senkte den Kopf. Unter den geschlossenen Augenlidern quollen Tränen hervor, die sie dann mit den Fingerspitzen abwischte.

Da'an fühlte den Schmerz seines Kindes mit, wusste aber nicht, wie er Zo'or helfen konnte.

„Behandelt die Menschen als Gleichberechtigte, denn mit der Zeit werden sie euch ebenbürtig. - Erinnerst du dich an die Worte Ma'els? Der sich danach nie mehr bei uns gemeldet hat? - Du wirst es vielleicht nicht verstehen, aber ich möchte meine Erinnerungen behalten und, ich möchte als weiblich angesprochen werden. Das bin ich meinem verstorbenen menschlichen Gefährten schuldig. - Ja, Da'an”, gab Zo'or mit trotzigem Stolz zu, „man kann mit Menschen ein Joining durchführen, da sie sich mit der Zeit an unsere Schwingungen anpassen. Dass ich so menschlich aussehe, hängt damit zusammen, dass ich mich über viele Jahre mit einem Menschen vereinigt habe. Und es ist mir vollkommen egal, was ihr Taelons davon haltet.”

„Glaube mir”, antwortete Da'an, „ich weiß was du meinst.”

„Ohne William Boone hätte ich das alles nicht überstanden.”

„BOONE??” fragte Da'an überrascht. „Wie ist das möglich, du hast doch...”

„Nein, ich habe ihn damals nicht töten lassen. Er hat uns Taelons alle einmal das Leben gerettet. Ich lasse niemanden töten, der mir das Leben rettet. Doch gegenüber der Synode musste er für tot gelten; andernfalls hätte die Synode ihn wegen Verrat töten und obduzieren lassen, um das mangelhafte CVI mit dem fehlenden Gehorsamsimperativ zu untersuchen. Ich sorgte später dafür, dass er verschwand, doch musste er, wie viele andere Menschen auch, jemandes Aufmerksamkeit erregt haben, denn ich traf ihn als Gefangenen auf dem Salzplaneten wieder. Durch die Joinings lebte er länger als jeder andere Gefangene, aber dann starb er und ich war ganz allein. Kannst du dir vorstellen, wie es ist, ganz ALLEIN zu sein? - Nein, sicher nicht.”

Zo'or schwieg, senkte den Kopf und gab sich der Trauer hin. Und Da'an saß stumm da, und fühlte mit, was sein Kind fühlte: eine große, tiefe Traurigkeit.

 
* * *
 

Roleta hatte sich auf einen kleinen erzreichen Mond zurückgezogen, wo Roboter und ein paar Crewmitglieder versuchten, Erze für die Produktion zu sammeln. Schließlich mussten die beschädigten Beiboote an Bord repariert und ein Beiboot komplett neu gebaut werden. Das gab Gelegenheit, auf das Eintreffen von Ko'lan, Ariel, Bethany und Qui'sa zu warten. Immer war das Zefirschiff dabei in Sorge, nur ja nicht von den überlegenen schwarzen Dunkelschiffen entdeckt zu werden. Und den Flotten der Fricks nicht aufzufallen, die die Gegend neuerdings durchsuchten. Es war nur zu hoffen, dass das kleine Beiboot unbehelligt zu ihnen zurückkam. Aber letztere Spezies ließ sich jedenfalls von den Tarnschirmen der Roleta ausmanövrieren.

„Es wäre wichtig, die Heimatwelt der Fricks auszukundschaften”, erklärte Da'an gerade in der Zentrale. „Es ist zu erwarten, dass diese Spezies sich irgendwann bei den Menschen zu rächen versucht. Da benötigen wir jede Information über sie.”

„Für uns ebenso besorgniserregend sind diese ‚Dunkelschiffe’, die bereits für die Entführung von Menschen und Zo'or verantwortlich waren. Durch sie wurde die Sucht auf der Erde erst eingeleitet”, erinnerte Andre. „Sie haben die Sucht von langer Hand vorbereitet! Wir wissen fast gar nichts von denen. Ich frage mich außerdem, warum uns die Zazas nichts über sie sagen. Diese angeblichen friedlichen Forscher sind doch über alles informiert, was hier so in den Galaxien abgeht. Sie behaupten zwar ständig, sie halten sich aus allem raus, aber...”

„Ich warne nachdrücklich davor, diesen Schiffen zu nahe zu kommen”, sagte Jean-Marie. „Sie lösen in mir alle Gefühle von drohender Gefahr aus. Wenn wir uns von ihnen fern zu halten vermögen, so denke ich, werden wir heil nach Hause zurückkehren können.”

„Wir sollten die Informationen abwarten, die Ko'lan mitbringt”, meinte Mur'ru. Die Generalin wirkte merkwürdig überdreht und hatte rotumrandete Augen. „Und dann fliegen wir zur Frick-Heimatwelt, verlangen ultimativ eine Behebung und Wiedergutmachung dessen, was sie dem ehemaligen Synodenführer und den Menschen angetan haben. Und Informationen über die verbündeten Dunkelmächte.”

„Und wenn sie nicht darauf eingehen?” fragte Peter Combe.

„Dann sprengen wir einen Mond in ihrem System!” antwortete Mur'ru. „Wir können nicht so dasitzen, wir müssen etwas tun, wir...”

Da'an schloss entsagungsvoll die Augen, drehte den Kopf und sah die Taelon dann an. „Glaubst du nicht, du solltest JETZT vorsichtig damit sein, welche Ratschläge du gibst?” fragte er. „Dieses Schiff mag stark sein, aber es ist das einzige. Einen regelrechten Krieg mit dieser Spezies können wir nicht brauchen.”

„Ich bin ganz in Ordnung!” fauchte Mur'ru. „Ich bin nur der Meinung, wir können es uns nicht erlauben, uns alles gefallen zu lassen. Das legt man nur als Schwäche aus.”

„Unser Volk hätte sich diese Provokation ebenfalls nicht gefallen lassen”, sagte Korn't mit tiefer grollender Stimme. Die Jaridians waren noch immer deprimiert über den Verlust von Rj'lev und überspielten das mit aggressivem Auftreten. „Millionen von Suchtkranke - das IST eine Kriegserklärung! Was sonst. Ein paar wohldosierte Bomben, die wir im Schutz unseres Tarnfeldes an den Planeten heranbringen könnten, und diese Spezies wäre für die nächsten Jahrhunderte kein Problem mehr für die Menschen. Andernfalls rüsten sie auf und überfallen die Erde bei nächster Gelegenheit.”

„Ihr Jaridians und Taelons führt gerne Präventiv-Ausrottungskriege, oder?” fragte Andre bissig. „Wir Menschen denken etwas anders.”

„Seit wann wäre das?” fragte Da'an säuselnd zurück, die Arme auf die Stuhllehne aufgestützt, die Finger und Handflächen nach Schwingungen tastend ausgestreckt. „Die menschliche Geschichte ist voller diesbezüglicher Beispiele.”

„Die wir nicht fortführen wollen”, antwortete Peter anstelle Andres. „Die Verschleppung von Menschen und von Zo'or rechtfertigt nicht die Vernichtung einer bewohnten Welt, und die Sache mit den Kristallen könnte unbeabsichtigt gewesen sein.”

„Zo'or berichtete etwas anderes. Er hatte den Eindruck, dass gezielte Versuche mit Menschen angestellt wurden, um die Menschen erkranken und mutieren zu lassen. Oder, in späterer Folge, zu unterjochen. Außerdem befanden sich ab und zu auch andere Spezies in den unterirdischen Gefängnissen, so dass es den begründeten Verdacht gibt, die Hintermänner wollten auch andere Welten infizieren.” Da'an unterstrich seine Worte mit den typisch ausholenden taelonischen Gesten der Hände.

„Wie geht es ihm?” fragte Dr. Katz. Sie saß mit den anderen Agenten zusammen und knabberte an den Snacks, die auf den kleinen Tischen bereitgestellt waren.

„Er hat zugestimmt, mit dem Arzt Ben Myinga und dem menschlichen Psychiater Lonegan Schelling regelmäßig zu sprechen. Leider gibt es keinen taelonischen Heiler mehr für ihn. Er ist jedoch inzwischen menschliche Gesellschaft - gewöhnt...”

„So viele Jahre erniedrigende Gefangenschaft und Folter, und dann die Flucht durch den Sprung in den Wasserfall”, sagte Cornelia Katz mit leichter Bewunderung in der Stimme. „Das mit einem intakten Verstand zu überstehen ist recht außergewöhnlich.”

„Außergewöhnlich auch das Aussehen des Taelons”, sagte Je'dir mit seiner dunklen Stimme. Er saß ohne Begleitung in der Zentrale. Sy'la war noch immer im Regenerationstank. „Ich kenne den Bericht von der angeblichen Erscheinung Ha'gels. Nur, ein Taelon in alter Gestalt ist Zo'or nicht. Hat er dafür eine Erklärung abgegeben?”

Die Tür ging dabei gerade wie auf Stichwort auf, und Zo'or betrat unerwartet die großräumige Zentrale mit den farbigen Sofas, Tischchen und Konsolen, sah sich mit wenigen Blicken um und schritt dann betont langsam zu den Anwesenden. „Frag mich doch einfach selbst, Jaridian!” sagte sie laut, aber völlig emotionslos.

Da'an, Ken'tau, Ka'sar und Mur'ru waren nicht wirklich überrascht durch Zo'ors Erscheinen. Sie hatten die Annäherung bereits wahrgenommen. Die anderen in der Zentrale starrten sie mehr oder weniger überrascht an. Zo'or, groß, schlank, aber kräftig, mit ihrem sehr kurzen dunkelblonden Flaumhaar, der ausgeprägten taelonischen eckigen Augenpartien, mit den großen hellblauen Augen, den vollen Lippen. Wenig Brustansatz, ausgeprägte Taille. Im weißgemusterten Overall mit blauem breiten Hüftgürtel. Und voll penetrantem Selbstbewusstsein wie früher, das in Anbetracht ihrer Erlebnisse nicht echt sein KONNTE. Aber es war gut gespielt.

„Um es einmal zu sagen, und nie wieder: das geschah durch das enge Verhältnis mit Menschen. Besonders durch das enge Verhältnis mit meinem menschlichen Gefährten. Und ich möchte nie wieder davon hören. Nur eins noch: ich bin ein Taelon, und ich bin zugleich ein Individuum! Wie meine jüngeren Brüder und meine Schwester an Bord wünsche ich von nun an als weiblich angesprochen zu werden!” Zo'or schritt nun weiter zu einem Sitzmöbel im hinteren Bereich, begleitet von einem nachdenklichen Blick Da'ans, und sagte dabei: „Ich bin nur gekommen, um mich über eure nächsten Schritte zu informieren. Fahrt ruhig fort!”

Dennoch warteten alle, bis sie Platz genommen hatte, um dann zögernd wieder in der Diskussion über das weitere Vorgehen einzusteigen.

Man kam überein, drei getarnte Beiboote mit neuentwickelten künstlichen Scouts an Bord auszusenden, die militärische, technische, gesellschaftliche, wirtschaftliche und politische Daten von den Frickwelten ausspionieren sollten. Sollten tatsächlich die Fricks den Weg zur Erde finden, wollte man bis dahin für einen Angriff gerüstet sein.

 
* * *
 

(Auf der Roleta, im Jaridian-Habitat:)
„Es ist deine Pflicht!” rief Palwyr erregt und zornig. Sie umklammerte ihren schwangeren Bauch. Die Geburt konnte nicht mehr lange dauern. „Dieses Kind in mir ist ein Jaridian, und soll nach unseren Traditionen geboren werden! Das bedeutet, wenn es keinen Vater mehr gibt, muss ein naher Angehöriger die Vaterrolle übernehmen und die Prozedur des Austritts des Babies überwachen. Und, bei unserem untergegangenen Volk, du wirst diese Rolle übernehmen, Je'dir!”

„Sei vernünftig, Palwyr”, versuchte der junge Jaridian die Hochschwangere zu beruhigen. „Du läufst schon ganz heiß an, das ist nicht gesund für das Baby. - Du weißt ganz genau, dass Sy'la meine Frau ist. Wir haben uns gegenseitige Eide geleistet, wie es die Tradition unseres Volkes vorsieht. Gut, ich kann mich noch damit abfinden, bei der Geburt die Kontrolle zu übernehmen. Ich kann mich vielleicht dazu überreden lassen, die Vaterschaft anzunehmen, denn jedes jaridianische Kind muss unseren Traditionen zufolge einen lebenden Vater haben, der es beschützt und zusammen mit der Mutter versorgt. Schon das wird mir Sy'la vermutlich nicht wohlwollend aufnehmen, denn das bedeutet, ich muss dem Kind genügend Zeit widmen. Aber der Rest ist unmöglich, oder meine Ehe zerbricht.”

„Es ist wahr!” sagte Palwyr hasserfüllt. „Du bist nichts als ein (Weichei, ein Schlappschwanz, ein Taelon-Sklave)! Diese Hybridin bedeutet dir mehr als deine eigene Art!” Sie warf ihm von einem Sims eine schwere Steinfigur entgegen, doch Je'dir drehte sich rechtzeitig zur Seite. Die Figur verfehlte knapp seinen Kopf und traf auf die hintere Wand, die wie Gummi elastisch nachgab. Die Figur fiel dadurch ohne zu Bruch zu gehen zu Boden. Das brachte die Schwangere erst recht dazu, vor Zorn zu fauchen. Die Hitze erzeugte bereits Wölkchen in der gekühlten Atemluft und Kondenswasser auf den Möbeln.

„Du bist der Sohn deines Vaters! Die Gesetze der Jaridians besagen ganz klar: wenn auf Dauer zuwenig gesunde Männer vorhanden sind, es aber einen erwachsenen Verwandten gibt, so hat dieser, auch wenn der bereits verheiratet ist, zusätzlich die Witwe zur Frau zu nehmen und es hat dieser die Vaterrolle für die verwaisten Kinder zu übernehmen. Gilt für dich dieses jahrthunderttausende alte Gesetz nicht mehr? Bist du neuerdings kein Jaridian mehr?”

„Es tut mir sehr leid für dich”, antwortete Je'dir ausweichend, „doch sieh es ein: es ist eine neue Zeit, und neue Traditionen werden entstehen. Es gibt auch Menschen, die ohne Partner ihre Kinder großziehen können. Was die können, kann auch eine Jaridia-Frau. Du könntest natürlich auch einen anderen Mann suchen. Viel Auswahl hast du zwar nicht, jedoch...”

Palwyr raufte sich bereits vor Verzweiflung mit ihren konisch zulaufenden Fingerspitzen ihre blonden Zöpfchen am Kopf. „Wozu habe ich das Jaridian-Taelon-Mensch-Kimera-Kollektiv verlassen?” bellte sie ihm verbittert entgegen. „Jaridians sind nicht mit Taelons kompatibel, nur mit Hybriden. Es gibt keinen erwachsenen Hybriden! - Oder soll ich mich gar mit einem reinblütigen MENSCHEN einlassen? Soll ich so tief sinken? Und wer soll meinen Babies dann für die Geburt Energie spenden? Auch so ein nichtsnutziger Taelon, wie bei Ariel?!” Nun begann sie auch noch zu „weinen”, in dem Tränen aus den Augenwinkeln zu kullern begannen, sie sich umwandte, ihm den Rücken zeigend, und indem sie von einem Fuß auf den anderen trat, wie es bei Jaridians in ausweglosen Situationen üblich war.

„Warum fragst du nicht ausnahmsweise Korn't?” Je'dir wirkte trotz seiner wuchtigen Masse bereits wie ein Häufchen Elend. Immerhin hatte Palwyr ja recht, so war es uralte jaridianische Sitte, und die verwitwete junge Frau konnte überhaupt nichts für ihre Situation. Palwyr fing als Antwort noch heftiger zu weinen an und hieb mit der Faust voller Verzweiflung mehrmals gegen die Wand.

„Beruhige dich doch, Palwyr”, sagte der Jaridian kleinlaut. „Es wird schon irgendwie eine Lösung gefunden werden für dich und das Baby!”

„Wenn du etwas Ehre im Leib hättest, würdest du nicht da stehen, sondern das Gesetz bestätigen”, schluchzte die Schwangere. „Das Gesetz ist eindeutig! Und wenn diese Sy'la dich nur etwas verstehen und wirklich lieben würde, hätte sie auch nichts gegen eine Zweitfrau!”

Je'dir stand nur ratlos da. Er konnte nur ahnen, wie Sy'la reagieren würde: auf alle Falle verletzt. Und dann setzten auch noch bei Palwyr durch die Aufregung und den Ärger die Wehen ein.....

 
* * *
 

(Auf einer Frick-Welt im Tobi-System:)
Quf kam nach Hause. Die Schritte seiner Hufen hallten über den Parkettboden im typischen Rhythmus. Er drehte seine großen beweglichen Ohren so, dass er alles im Haus gut hören konnte. Die drei Frauen seiner kleinen Herde kamen bereits herbeigeeilt, und danach würden die Jungen herbeitänzeln. Er brüllte einen Lockruf, damit sie sich beeilten und ihn bedienten. Die erste, Schwa, war schon da und leckte ihm mit ihrer Zunge begrüßend über die männlichen Maul-Hauer. Dann nahm sie ihm sofort seinen schweren Waffengurt ab. Wench beeilte sich nach der Begrüßung, ihm aus dem Anzug zu helfen, während ihm Schwa seinen Getreidetrunk reichte. Seine dritte Frau Kmin, die mit dem schönen brünettfarbigem seidigen Fell, die diesmal an der Reihe war, warf sich bereits in Erwartung auf das Heulager. Nachdem er sich mit ihr im Kreis seiner Familie demonstrativ gepaart hatte, und so etwas zur Ruhe gekommen war, besah er sich seine Jungen genauer. Der eine, Zwarf, hatte noch immer diesen scheußlichen Schnupfen, und seine Augen tränten. Er befahl ihm, aus seinen Augen hinweg und in sein Zimmer zu gehen, solange er krank war. Die anderen waren gesundheitlich halbwegs in Ordnung. Sie berichteten gehorsam, was sie im Laufe des Tages gelernt hatten. Währenddessen bürsteten ihm Wench und Schwa sein ockerbraunes Fell und Kmin fütterte ihm mit bereitgestellten Köstlichkeiten und Gras.

Quf war ein kleiner Offizier auf Mentobia, dem 4. Planeten des Tobi-Systems, einer der Heimatwelten der Fricks. Immerhin konnte er sich dank seiner Tüchtigkeit drei Frauen leisten und so mehr Nachkommen zeugen, da die Tragezeit allein in einer Frick-Schwangerschaft (vier Jahre) betrug. Das war kein Wunder, denn alle (1 ½ Jahre) fielen alle Fricks für (etwa 6 Monate) in einen Winterschlaf mit total reduzierten Körperfunktionen. Sie stammten ursprünglich von einer Welt, die sich periodisch in eine Eishölle verwandelte, auf der alles Leben gezwungen war, in Eisstarre zu verfallen. Doch wenn das viele Eis taute, gab es überall Wasser, Flüsse und gigantische Wasserfälle zwischen den hohen Gebirgszügen. Der Zyklus des Winterschlafs war noch so ausgeprägt, dass alle Fricks ihn noch immer einhalten mussten, obwohl sie gelernt hatten, den Zyklus so zu verschieben, dass sie nicht mehr gleichzeitig in Schlaf fielen. Das höchste für einen Frick war aber, diesen Schlaf auf der Heimatwelt Fricka zu verbringen, und das Erwachen der Natur mitzuerleben, mit allen Festlichkeiten zu diesem Anlass.

Mentobia war schon in Ordnung, hatte auch zwei schöne vereiste Pole, aber für Qufs Geschmack zu wenig hohe Gebirge, um die mit Gravitationspumpen künstlich angelegten Wasserfälle richtig zur Geltung kommen zu lassen. Die Fricks lebten hier bereits seit Jahrhunderten. Mentobia wartete außer mit saftigem Gras auch mit wunderschönen atmosphärischen Farbspielen bei Sonnenauf- und -untergang auf, besaß einen schönen grünlichen Mond und über den Himmel zogen zu jeder Zeit viele einheimische vogelähnliche bunte Kreaturen.

Neuerdings besaßen die Dunkelmächte eine geheimnisvolle Station in einer Gebirgsregion, der man sich nicht nähern durfte. Bis jetzt eben. Noch vor Kurzem war Quf ein Kritiker gewesen, der eher der Meinung gewesen war, die Fricks wären ohne diese schwarzen Gestalten besser dran gewesen. Dummerweise, so dachte er damals, konnte man sie nicht loswerden - sie waren zu mächtig. Man musste sie als Oberhoheit akzeptieren und auf das eigene Überleben und das Überleben der Familie setzen. Irgendwann waren sie unter den Fricks aufgetaucht, schleichend, aber Genaueres konnte man nicht erfahren, denn die Geschichtsdaten waren allesamt gefälscht - wie Quf wusste. Wie gesagt, so hatte er noch kürzlich gedacht. Heute war alles anders. Farben und Wasserspiele waren nunmehr bedeutungslos geworden - Macht war alles.

Die Jungen und Frauen durften jetzt, nach dem Hausherren, auch von den Naschereien nehmen, und nach einer Weile des Herumbalgens mit ihrem Vater wurden die Jungen in ihre Räume entlassen. Quf winkte den Frauen mit seinen klauenbewehrten Händen zu sich auf das Lager mit dem fein duftenden Heu. „Ich muss euch etwas sagen”, begann er und unterbrach damit den brummende Gesang der Frauen, durch den sie sich miteinander unterhielten. „Meine Vorgesetzten sind - verstorben, und ich wurde befördert. Ich wurde nun stellvertretender Kommandant der Station oben am Pass.”

Wench hockte sich im Heu auf. „Aber wir waren uns doch einig: du wolltest keine Karriere machen. Du wolltest kein Bran nehmen. Du hast gesagt, Bran verändere den Charakter. Bran schalte die Gefühle aus und mache brutal und skrupellos. Das waren deine eigenen Worte.”

„Das war alles Unsinn. Bran klärt den Verstand vom Dunst der Gefühle. Es lässt völlig klar sehen, und verwandelt jeden bei Bedarf in eine perfekte Kampfmaschine für unser Imperium. Ich wurde ins Büro gerufen, man hat mir mitgeteilt, dass ich ein neues Amt habe, und dann brachte man mich eskortiert in den Arztraum der Dunklen und verabreichte mir die ersten Injektionen. Ich hatte gar keine Wahl, mich anders zu entscheiden, und dass wäre auch sehr dumm gewesen. Denn nun habe ich mehr Macht und Besitz, und schon bald werden noch ein oder zwei Frauen mehr hier sein, um euch die Arbeit auf der Farm und im Haus abzunehmen. Unsere Familie wird noch größer und mächtiger. Und jetzt will ich kein Wort an Kritik mehr hören, ihr wisst, das ist verboten.”

Die Frauen warfen sich entsetzte und betroffene Blicke zu, wagten aber in Gegenwart ihres Mannes nichts mehr zu sagen, denn sie wussten, dass Bran die Betroffenen völlig hörig und regierungstreu - sprich: treu den Dunkelmächten - machte. Einst als Droge von Diktatoren auf Fricka eingesetzt, um absolut hörige und fanatische Soldaten zu bekommen, dann verboten, wurde es wieder produziert, seitdem die Dunkelmächte die heimlichen Herren geworden waren. Alle Fricks in Schlüsselpositionen mussten es nehmen. Es gab viele Erzählungen, die im Volk kursierten, wonach amoklaufende Männer nach den Bran-Injektionen ihre ganze Familie abgeschlachtet hatten. Bran erzeugte unberechenbare Psychopathen reinsten Wassers.

„Komm her”, befahl Quf Kmin. „Ich möchte mich nochmals mit dir paaren.” Gehorsam hockte die Frau sich hin. Im Moment schien alles in Ordnung mit ihrem Mann zu sein. Er scherzte mitten im Akt noch mit den zwei anderen Frauen, griff dann plötzlich brutal in ihr Kopffell und zischte ihr ins Ohr: „Und nur dass du es weißt - ungefähr jetzt werden dein Vater und zwei deiner Geschwister abgeholt und zur Exekution gebracht. Ich habe ihre kritischen Bemerkungen (vor einem halben Jahr) nicht vergessen. - Mach weiter Frau, und zeig mir dein Vergnügen, oder du folgst ihnen selbst noch diese Nacht!”

 

Ende von Kapitel 9

 

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