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  „Zurück in die Vergangenheit” von Sha'ree   [Emails bitte an die Bibliothek schicken]
Mission Erde/Earth: Final Conflict gehören Tribune Entertainment Co., Lost Script Prod. Inc., Atlantis Films und VOX. Bitte veröffentlichen Sie diese Geschichte nicht ohne vorheriges Einverständnis der Autorin.
 
Handlung:  Drei Taelons und ein Companionbeschützer auf unfreiwilliger Zeitreise
Zeitpunkt:  Mitte der dritten Staffel
Charaktere:  Liam, Zo'or, Da'an, T'than (Sandoval)
 

 

ZURÜCK IN DIE VERGANGENHEIT

 

Teil 3
 

Unerbittlich senkten sich die Fackeln auf den Reisig, der langsam anfing zu schwelen.
So trocken wie er war würde er binnen Sekunden brennen wie Zunder.
„Nun, ein Gutes hat das Ganze ja. Es wird nicht allzulange wehtun...”, meinte Liam und lachte ironisch. *Na toll, jetzt fange ich schon wieder an, schlechte Witze zu reißen... Ich hätte gestern morgen im Bett bleiben sollen...*
„Wieso Major, wieso haben sie nur so eine furchtbar sarkastische Art an sich?” fragte T'than genervt und rollte mit den Augen.
*Ja, ich weiß, es war nicht komisch, ist ja gut...*
„Zum ersten Mal, T'than, bin ich mit dir einer Meinung, und gebe es zu...”, meldete sich Zo'or lakonisch von der anderen Seite: „Ihre Art und Weise, Major, unseren Tod zu kommentieren, ist keineswegs belustigend, auch wenn sie das vielleicht denken. Also, seien sie gefälligst einmal in ihrem Leben-”
Zo'or stockte, und Liam konnte aus den Augenwinkeln sehen, wie sich der Taelon verwirrt nach jemandem umzusehen schien.
„Zo'or?” Liam drehte seinen Kopf so weit er konnte zu dem Synodenführer herum: „Was ist los?”
„Ich...ich weiß es nicht...”, Zo'or verstummte wieder, und schloß die Augen. Sanft, ganz sanft spürte der Taelon eine Präsenz in seinem Geist, eine Präsenz, die er kannte... „Da'an.”.
„Wo ist er?” fragte Liam von der Seite, doch Zo'or hörte es kaum. Voll und ganz konzentrierte er sich auf die mentale Stimme, die ihm leise etwas zuflüsterte. So leise, das er es nicht verstehen konnte, doch es war ganz zweifelsohne Da'ans Präsenz.
*Da'an? Wo bist du?* fragte Zo'or seinen Elter in Gedanken.
Leise, wie das Säuseln des Windes fühlte Zo'or Da'an, er konnte ihn ganz genau spüren, doch er gab ihm keine Antwort.
*Da'an! Antworte mir!* wiederholte Zo'or seine Nachricht, doch es kam nichts zurück.
„Zo'or, was ist denn los, wo ist Da'an?” unterbrach ihn Liam noch einmal, und riß Zo'or aus einen Gedanken. Der Taelon durchbohrte den Kimera mit tödlichen Blicken: „Halten sie den-”
„LAßT SIE GEHEN!” sagte eine energische Stimme.
Liam drehte seinen Kopf und gewahrte eine schmale, blaue Gestalt auf einem Pferd, die sich ihnen langsam näherte.
„Da'an...” T'than starrte den Taelon an, der gerade sein Pferd vor ihnen zügelte. Da'an blickte besorgt zu den drei Gefangenen auf dem Scheiterhaufen, und sah dann ausdruckslos den Inquisitor an, der ihn erschrocken anstarrte. „Ich sagte, ihr sollt sie gehen lassen!” wiederholte Da'an, und betonte dabei jedes einzelne Wort scharf. Seine eisblauen Augen schienen kaltes Feuer zu sprühen.
Liam sog hörbar Luft ein. Er kannte diesen Blick und den Ton in der Stimme seines Vorgesetzten nur zu gut...
Da'an war, um es vorsichtig auszudrücken, stocksauer.
Der Inquisitor gewann so langsam seine Fassung wieder. Verstohlen blickte er hinter Da'an, und es schien ihm Mut zu machen, das der Taelon alleine war.
„Dämon,”, begann er, und starrte Da'an haßerfüllt an:” Dämon, der du es wagst hierher zu kommen, ich werde-”
„Gar nichts wirst du.” unterbrach ihn Da'an kalt:” Laß sie sofort gehen!”
„Was, wenn ich es nicht tue?” fragte der Inquisitor, sah den Taelon, der stolz erhoben auf dem Pferd saß, herausfordernd an, und gab den schwarzgekleideten Männern einen Wink.
Die scharrten sich gefährlich eng um den Taelon.
„Was wirst du dann tun?” wiederholte der Inquisitor seine Frage, und sein Mund verzog sich zu einem widerlichen Grinsen.
Da'an hob eine imaginäre Augenbraue, drehte seinen Kopf und sah zu Liam, T'than und Zo'or hinüber.
Und, zu Liams Verblüffung, zwinkerte er ihnen zu.
„Dann...” sagte Da'an todernst und wandte sich wieder den Menschen zu: „Dann werde ich euch vernichten.”
Liam konnte sich ein Grinsen nicht mehr verkneifen, und er sah rasch zu Boden.
Der Kimera hörte, wie T'than und Zo'or neben ihm hörbar nach Luft schnappten, und als er aufsah, bemerkte er, das die beiden Da'an ansahen, als hätte der nicht mehr alle Tassen im Schrank.
„Du willst uns vernichten?” fragte der Inquisitor und er starrte Da'an spöttisch an.
Ein eisiges Lächeln huschte über das Gesicht des Taelons.
„Ich gebe dir einen guten Rat, Mensch...” zischte Da'an gefährlich leise und seine Augen zogen sich zu schmalen Schlitzen zusammen: „Reize mich nicht noch mehr, als du es sowieso schon getan hast, indem du meine Freunde verletztest. Das könnte negative Folgen für dich haben...”
*Hubs, jetzt ist er wirklich wütend...* Liam mußte sich noch einmal das Grinsen verkneifen.
„Was hat er vor?” fragte T'than leise von der Seite: „Was soll dieses Theater?”
„Shhht!” zischte Liam den Taelon an: „Da'an versucht gerade, unseren Hals zu retten, also seien sie gefälligst ruhig!”
„Ich fürchte mich nicht vor dir.”
erwiderte der Inquisitor und sein Blick schweifte zu seinen Männern, die sich, bereit ihn vom Pferderücken zu zerren, um Da'an geschart hatten. Die Tatsache, das seine Männer es nur mit einem Feind zu tun haben würden, schien ihn mutig zu machen: „Ich habe keine Angst vor dir!”
Da'an lächelte ein hinterhältiges Lächeln, und maß die Männer mit einem geringschätzigen Seitenblick: „Ach...wirklich?”
Der Taelon richtete sich im Sattel zu voller Größe auf.
„Kommt mir nicht zu nahe!” zischte er die schwarzgekleideten Männer an, die erschrocken etwas zurückwichen: „Und jetzt, Mensch, läßt du meine Freunde frei, oder du wirst die Konsequenzen tragen!”
„Welche...Konsequenzen?” fragte der Inquisitor spöttisch lachend.
Da'an lächelte kalt. Er sah noch einmal zu Liam, Zo'or und T'than herüber und schloß dann konzentriert die Augen.
„Was hat er vor?” flüsterte Liam leise, doch er bekam keine Antwort. Als er zur Seite blickte, sah er, das Zo'or und T'than schweigend ihren Artgenossen beobachteten.
War es Genugtuung, die er da in Zo'ors Gesicht sah? Liam konnte es nicht genau definieren.
Und dann gewahrte der Kimera die blau schimmernde Aura, die plötzlich Da'ans gesamten Körper umgab. Die schwarzgekleideten Männer begannen, aufgeregt zu flüstern. Einige traten auch schon wieder langsam zurück.
Liam wußte, wie Taelons ohne ihre Fassade aussahen.
Diese Menschen hier schienen es nicht zu wissen.
Schlagartig entlud ich ein greller, blauer Blitz ausgehend von Da'an, der plötzlich in leuchtend blauem Licht aufglühte, während seine purpurnen und weißen Energiestränge pulsierten. Liam konnte sehen, das Da'an mit wesentlich mehr roten und dunkelroten Energiesträngen durchsetzt war; ein deutliches Zeichen für seinen Zorn.
„Ich wiederhole mich nur ungern, aber ihr wolltet es nicht anders... Laßt meine Freunde frei, oder ich werde euch von Angesicht der Erde tilgen.” sagte der blau-rot glühende Taelon und unterstrich seine Worte noch einmal mit einem wütenden roten Leuchten.
Der Kimera hörte entsetzte Schreie, und beobachtete wie die schwarzgekleideten Menschen die Flucht ergriffen, und in die Burg liefen, nicht ohne ihre Pferde mitzuzerren, die etwas abseits von dem Scheiterhaufen gestanden, und dort gegrast hatten. Nur der Inquisitor starrte unverwandt Da'an an, der ihn vom Pferderücken aus ansah.
Liam verglich den Blick des Taelons mit dem eines Hundes, der einen Knochen betrachtet.
Ganz langsam glitt Da'an von dem Pferd herunter und schritt elegant auf den Inquisitor zu, hob seinen glühenden, rechten Arm und deutete damit auf den Kopf des Mannes, der den leuchtenden Taelon wie hypnotisiert anstarrte.
„Hast du mich nicht verstanden?” fragte Da'an, und plötzlich glühte seine Handfläche in weißem Licht auf: „Wenn ich dich nun berühre, würdest du auf der Stelle durch die unvorstellbare Hitze des Fegefeuers verbrennen, welche ich in konzentrierter Kraft in meiner Hand halte. Glaub mir, das würde sehr, sehr schmerzhaft für dich sein...”
„Du wagst nicht, mich zu töten...” sagte der Mann und wich vorsichtshalber einen Schritt zurück: „Ich bin ein Sohn Gottes! Seine Heerscharen würden dich bis in alle Ewigkeit verfolgen!”
„Ich fürchte mich in keiner Weise vor Gottes Heerscharen, denn ich tue nichts Unrechtes. Ich bestrafe nur eine verkommene Seele, die sich dem Bösen verschrieben hat und Unschuldige töten will. Ich denke sogar, das ich ganz in Gottes Sinn handele. „sagte Da'an und trat einen ausgleichenden Schritt auf ihn zu. Nur noch fünf Zentimeter trennten den Kopf des Mannes von Da'ans leuchtender Hand.
„Wenn du mich umbringst, werden meine Freunde mich rächen, und dich und alle anderen Dämonen töten!” behauptete der Inquisitor kühn.
„Ja, vielleicht” sagte Da'an und nickte langsam: „Was für dich dann allerdings kaum etwas ändert, oder? Ich meine, du bist dann längst tot.”
Der Adamsapfel des Mannes hüpfte wie ein Jo-Jo auf und ab. Er schielte auf Da'ans glühende Hand. Bei diesem Anblick schmolz sein vorher so großer Mut zu einen kümmerlichen Rest zusammen.
„Äh, vie-vielleicht können wir uns ja doch noch einigen?” stotterte er kleinlaut: „Ich mache dir einen Vorschlag: Ich lasse deine Freunde frei, und du läßt mich dafür am Leben, was hältst du davon, Däm-...” Er entschied sich dafür, das die Verwendung dieses Wortes momentan schlecht für seine Gesundheit wäre, und verstummte.
Da'an neigte den Kopf:” Dein Vorschlag ist akzeptiert. Allerdings benötigen wir noch ein Pferd. Ich wäre dir dankbar, wenn du uns deines zur Verfügung stellen würdest.”
Der Inquisitor nickte, als hinge seine Leben davon ab - was unter den gegebenen Umständen nicht ganz so falsch war.
„Nimm es dir, es soll dir gehören, ich habe es sowieso nicht mehr benötigt.” fügte er hinzu, und deutete auf einen großen Rappen, der immer noch hinter dem Scheiterhaufen stand und graste, und die sich vor ihm abspielenden Ereignisse hervorragend ignorierte.
Liam konnte erkennen, wie Da'an selbstgefällig lächelte.
„Dein Leben sei verschont.” sagte der Taelon in einem feierlichen Tonfall, und senkte seine Hand. Das weiße Leuchten verschwand genauso schnell wie der Inquisitor, der Hals-über-Kopf in die Burg stürmte, und sich in Sicherheit brachte.
Da'an drehte sich zu Liam, Zo'or und T'than um, und bemerkte - nicht ohne stilles Vergnügen - das die beiden Taelons ihn mit offenem Mund anstarrten. Liam hingegen konnte sich kaum noch beherrschen. Seine Schultern bebten, und er gab leise, prustende Geräusche von sich. Außerdem schienen die Mundwinkel des Kimera plötzlich ein unerklärliches Interesse für seine Ohren entwickelt zu haben.
Da'an lächelte still in sich hinein, und nahm wieder seine Fassade an. Langsam schritt er auf den Scheiterhaufen zu.
„Finden sie das amüsant, Major?” fragte er möglichst neutral. Liam schüttelte leise kichernd den Kopf: „Was für ein theatralischer Auftritt. Ich hab gar nicht gewußt, das sie ein so guter Schauspieler sind, Da'an...”
„Sie meinen wohl eher „ein guter Lügner”, Major...” warf Zo'or dazwischen und lächelte Da'an unschuldig an. Da'an bedachte ihn mit einem äußerst freundlichen Blick: „Wenn ich ein guter Lügner wäre, Zo'or, dann wäre ich schon längst zum Führer der Synode ernannt worden...” Zo'or öffnete verblüfft den Mund, plusterte sich dann entrüstet auf, und wollte gerade etwas Wütendes erwidern, etwa eine Verurteilung zum Tode oder sowas ähnliches, als Liam ihn unterbrach: „Hatte ich ihnen nicht befohlen, ihm Wald zu bleiben?” „Das schon, aber hätte ich auf sie gehört, dann wären sie nun wahrscheinlich ein kleiner Haufen glühender Asche.” antwortete Da'an in einem freundlichen Plauderton.
„Wenn du uns nicht bald losbindest, wird GENAU DAS passieren!” schnappte T'than dazwischen, und deutete mit dem Kopf auf die unterste Lage des trockenen Reisigs, aus dem schon gelb-orangene Flammen züngelten.
Da'an sah den Kriegsminister entschuldigend an, kraxelte zu ihnen hoch und löste nach einigen Anstrengungen die Lederriemen.
Liam rieb sich die schmerzenden Handgelenke und sprang von dem Scheiterhaufen - wofür er sofort mit einem schmerzhaften Ziehen in der Schulter belohnt wurde. Vorsichtig hoben er und Da'an zuerst Zo'or, dann T'than herunter, die sich kaum noch auf den Beinen halten konnten.
„Hat irgendwer hier einen Plan, wie es weitergehen könnte?” fragte der Kimera, und legte sich den Arm des Kriegsministers um die Schulter, um ihn beim Gehen zu unterstützen. Die Wunde des Taelons hatte sich zwar nicht vergrößert, doch Liam hatte schon die ganze Zeit über bemerkt, das T'than kontinuierlich an Energie verlor, und in regelmäßigen Intervallen schwach blau aufglühte.
Wenn er nicht bald zu einem Heiler kam, würde er ihnen hier noch zusammenbrechen.
*Von mir und Zo'or mal ganz zu schweigen...*
„Laß mich los, Mensch! Ich kann selber laufen!” zischte T'than wütend, und versuchte, sich dem Griff des Kimera zu entziehen.
Liam verzog das Gesicht, als der Taelon ihm den Ellenbogen in die Rippen rammte: „Autsch! Halten sie verdammt noch mal den Mund! Sie und laufen? Sie können ja kaum aus eigener Kraft stehen! Noch ein Wort, und ich lasse sie hier liegen!”
Über diese Androhung ihm gegenüber vollkommen perplex klappte T'than gehorsam den Mund zu, und hörte auf zu zappeln.
Zo'or war da weitaus kooperativer. Still ließ er sich von Da'an stützten, und grinste gehässig, als er T'thans verwirrtes Gesicht sah.
„Ich bin dafür, das wir uns zu dem Shuttle begeben, und durch die Zeit in unsere zurückspringen.” antwortete Da'an auf Liams vorhergegangene Frage. „Mhm.” machte Liam:” Das ist eine gute Idee, mein außerirdischer Freund und Lebensretter, aber ich glaube, sie haben bei ihrer Überlegung einen winzigkleinen, nebensächlichen und vollkommen unwichtigen Aspekt nicht bedacht: WIE, zum Teufel, stellen sich das eigentlich vor? Erstens, das Shuttle steckt zur Hälfte begraben im Boden; ich will gar nicht erst wissen, wie hoch der zu reparierende Schaden ist und ob wir überhaupt in der Lage sind vom Boden abzuheben ohne das uns das verflixte Ding um die Ohren fliegt; und Zweitens, haben sie zufälligerweise eine Vorstellung davon, wie wir zurückspringen könnten? Ich frage nur so aus reiner Neugierde, es ist nicht etwa so, das ich NICHT gerne und zu meinem Vergnügen zusammen mit ihnen hier in der Vergangenheit herumhänge, NEIN, wie käme ich dazu? Es ist wohl verdammt noch mal zuviel verlangt, wenn ich nur ein verdammtes Mal in meinem Leben eine Woche ohne irgendwelche verdammten Zwischenfälle erleben möchte, in denen immer ich meinen verdammten Hals riskieren muß! Und außerdem...” Der Kimera stockte, holte tief Luft und blickte unsicher in die Runde, als er drei bohrende Blicke auf sich ruhen fühlte. Die drei Taelons starrten ihn an, als wäre er eine äußerst seltene Spezies in einem sterilen Labor, die es zu sezieren lohnte.
„Was denn?” schnappte er beleidigt: „Darf man sich jetzt nicht einmal mehr beim Schicksal beschweren?”
T'than, Zo'or, und Da'an wechselten einen Blick, der jeden Kommentar überflüssig machte.
„Wir sollten es erst einmal bis zum Shuttle schaffen, dann sehen wir weiter.” sagte Da'an und bedachte Liam noch einmal mit einem durchdringenden Blick: „Sie sollten etwas mehr Vertrauen in unsere Technologie haben, Major. Ich bin mir sicher, das Shuttle ist noch flugfähig.”
Der Kimera seufzte ernüchternd und schluckte die scharfe Bemerkung, die ihm auf der Zunge lag herunter.
Mit T'than im Schlepptau ging er auf das Pferd des Inquisitors zu, hob den Taelon in den Sattel und nahm dann hinter ihm Platz.
Langsam trieb er das Pferd in Richtung Da'an, der gerade vollauf damit beschäftigt war, Zo'or zu einem Ritt auf dem Braunen zu überreden.
Doch der Synodenführer weigerte sich standhaft und schüttelte energisch den Kopf:” Niemals! Niemals werde ich mich auf diese Kreatur setzten! Vergiß es, Da'an!”
Da'an verdrehte die Augen: „Zo'or, bitte! Stell dich nicht so an!”
„Ich weigere mich, mich auf einem so primitiven Wesen fortzubewegen!”
„Du wirst wohl kaum zu Fuß gehen können!”
„Oh doch, das werde ich. Jedenfalls setzte ich mich nicht auf dieses...Ding!”
„Aber, du mußt-”
„Ich muß Gar nichts!”
„Zo'or-”
„NEIN!”
Ungeduldig tappte Da'an mit dem Fuß auf, und sah den Synodenführer zornig an.Zo'or sah zornig zurück.
Gerade als Da'an dem größeren Taelon eine Standpredigt halten wollte, tippte ihm Liam auf die Schulter. Verwundert drehte Da'an den Kopf: „Ja, Major?”
„Könnten sie das wohl später ausdiskutieren?” fragte der Kimera freundlich, und deutete auf das große Burgtor. Von dort näherte sich ziemlich schnell eine Gruppe schwarzgekleideter Menschen auf großen Pferden, allen voran der Inquisitor mit einer wutverzerrten Miene. Es waren recht viele, und außerdem trugen die meisten von ihnen Waffen.
Mit anderen Worten: Es deutete alles darauf hin, das ihre Lage allmählich brenzlig wurde.
Unter diesen Umständen entschied sich Zo'or dann doch dazu, das Reiten gezwungenermaßen auszuprobieren und er ließ sich von Da'an in den Sattel des Braunen helfen.
Dann stieg Da'an selbst auf, nahm hinter Zo'or Platz und ergriff die Zügel. Hastig zog er das Pferd herum, und trieb das Tier in Richtung Wald.
Liam zögerte noch einige Sekunden und ließ die schwarze Meute aufholen, dann riß auch er den Kopf des Rappen herum, und ließ das Tier in Galopp fallen. Schnell hatte er Da'an und Zo'or eingeholt, die sich nur im Trab fortbewegten. „Da'an...Beeilen sie sich...Diese Verrückten da hinten holen verdammt schnell auf!”
Das Pferd des nordamerikanischen Companions beobachtete den galoppierenden Rappen neugierig, und schien das alles für eine tolle Gelegenheit zu halten, ein Wettrennen zu veranstalten.
Da'an spürte, wie das Tier unter ihm sich streckte, den Hals lang machte und in einen rasenden Galopp fiel. Hastig klammerte sich Zo'or an dem Sattel fest, während sich Da'an an Zo'or festhielt, und gleichzeitig das Pferd in die richtige Richtung lenkte.
„Da'an...” keuchte Zo'or angsterfüllt und krallte sich krampfhaft an den Sattel, dennoch wurde er mit jedem Hüpfer des Pferdes hin- und her geschleudert:” Weißt du - was du da tust?” „Eigentlich - nicht, Zo'or.” meinte Da'an: „Möchtest du - das Tier vielleicht lenken?” Energisches Kopfschütteln war die Antwort seines Kindes: „Ich möchte - nur wieder heil hier - runter!”
„Was ist denn - los? Hast du - etwa Angst?” stichelte Da'an.
„Ich habe - vor GAR NICHTS Angst!” kam die entrüstete Antwort: „Was - erlaubst du-”
Unbedachterweise drehte Zo'or sich halb um, um Da'an anzusehen, und rutschte so schnell haltlos an der rechten Seite des Pferdes hinab, das er nicht einmal die Zeit fand, einen Schrei auszustoßen.
Instinktiv griff Da'an nach Zo'ors Hand und zog den anderen Taelon wieder zurück in den Sattel, bevor er auf den Boden prallte.
Zo'ors Gesichtsfarbe war eine Spur bleicher, als er leise sagte: „Danke, Da'an...”
„Ist schon - gut...”, keuchte Da'an erschrocken:” Aber mach das - nie wieder, in Ordnung?”
Zo'or nickte schnell.
„Ist was alles OK, Zo'or?” rief Liam herüber, und machte ein besorgtes Gesicht.
„Es ist nichts - passiert, Major.” antwortete Da'an und trieb sein Tier zu einer noch schnelleren Geschwindigkeit an, als er die Menschen hinter sich schreien hörte. Da'an entschied sich dazu, das es besser wäre, nicht nach hinten zu schauen. Nebeneinander jagten die beiden Tiere im Jagdgalopp über die Ebene auf den Wald zu.
„Für einen Moment lang - dachte ich fast - sie wollten sich diesen Menschen - zum Kampf stellen, Major.” rief Da'an zu Liam hinüber.
Der Kimera hielt die Zügel des Pferdes in einer Hand, während er mit der anderen krampfhaft T'than festhielt, der mit jedem Sprung des Tieres herunterzufallen drohte.
Außerdem war er gerade damit beschäftigt, seine Schmerzen in der Schulter zu unterdrücken, die sich bei jeder Bewegung, die er machte, grausamst meldete. Vorsichtig wandte Liam den Kopf und sah hinter ihnen die schreiende, heran preschende Menge aus schwarzen Gewändern, Pferden und geschwungenen Schwertern.
„Ich bin - doch nicht - bescheuert!” rief der Kimera zurück, und trieb sein Tier noch mehr an, als er es ohnehin schon tat.
Schnell hatten sie den Waldrand erreicht, und mußten etwas langsamer werden, als die Bäume immer enger beieinander standen.
„Wo ist - das verdammte Shuttle?” fluchte Liam, und sah sich verwirrt um. Für ihn sah die ganze Umgebung gleich aus.
Ein braunes Etwas schoß an ihm vorbei und wich gerade noch rechtzeitig einem Baum aus, der beschlossen hatte, ihnen in den Weg zu wachsen. Die beiden Companions hatten alle Mühe, bei dem scharfen Linksausweichmanöver des Pferdes oben zu bleiben.
Liam stellte jedoch fest, das Da'an sich nun weitaus besser im Sattel hielt, als es noch vor ein paar Stunden der Fall gewesen war.
„Hier entlang, Major.” antwortete der Companion, und lenkte sein Pferd weiter nach rechts.
„Sind sie - sicher?” zweifelte Liam und beeilte sich, hinter Da'an und Zo'or herzukommen.
„Nein.” antwortete Da'an lapidar: „Aber ich - denke, wir haben - nicht genug Zeit - um große Entscheidungen - zu treffen.”
*Na, das ist ja sehr beruhigend...Eine ganze Horde verrückter Schwertschwinger im Nacken, und dann weiß man nicht mal mehr den Weg...*
Liams Wunsch, das er endlich aus diesem abgedrehten Alptraum, in dem er zusammen mit T'than auf einem Pferd saß und wie in Bekloppter durch einen Wald ritt, erwachte, wurde immer stärker. Ein erneutes, schmerzhaftes Ziehen in seiner Schulter erinnerte ihn daran, das daß gar kein Alptraum war.
*Ach ja, wie konnte ich vergessen...*
„Major! Kopf runter!”
Ein riesiger Ast hing ihnen im Weg und drohte mit starken Kopfschmerzen. Liam duckte sich gerade noch rechtzeitig, nicht ohne T'than auch herunterzudrücken, und sie rasten unbeschadet unter dem Ast durch.
„Danke, Da'an.” rief Liam zurück, und richtete sich wieder auf. Der Kimera konnte erkennen, wie sich die Bäume wieder lichteten, und den Blick auf eine Lichtung freiaben. *Die Lichtung, auf der das Shuttle liegt* jubilierte er innerlich, und lenkte sein Pferd unbeschadet durch die letzten Bäume.
Neben ihm verließen gerade Da'an und Zo'or den Wald.
Liam zügelte sein Tier, und sah sich nervös um. Wenn das die falsche Lichtung war, dann hatten sie wenig Chancen, der Meute hinter ihnen noch zu entkommen. „Major, da ist es...”, sagte Da'an triumphierend.
Erleichterung durchströmte den Kimera, als er das, zur Hälfte im Boden steckende, blaue Shuttle bemerkte. Doch direkt in der nächsten Sekunde wies er sich selbst mental zurecht.
*Noch sind wir nicht in der Luft. Wer weiß, ob es überhaupt fliegt...*
Schnell lenkte er sein Pferd hinter Da'an her, auf das Shuttle zu, stieg ab, und hob dann T'than herunter. Der Companion war mittlerweile so schwach, das er kaum noch mitbekam, was um ihn herum geschah.
„Major, wir müssen uns beeilen!” sagte Da'an der sich schon längst des Pferdes entledigt hatte und gerade Zo'or dabei half, in das Shuttle zu klettern.
„Das müssen sie mir nicht zweimal sagen! Helfen sie mir lieber mal hiermit.” antwortete Liam, T'than in das Shuttle hebend.
Da'an ergriff den bewußtlosen Taelon unter den Armen, hob den Kriegsminister in das Innere, und setzte ihn auf einen der Sitze.
Mühsam kletterte Liam hinter Da'an her, und setzte sich auf den Pilotensitz.
„So, und was jetzt, Da'an?”
Fragend drehte der Kimera sich um.
Der nordamerikanische Companion nahm gerade hinter ihm Platz.
„Ich werde die benötigte Energie geben; kümmern sie sich nur darum, das wir abheben.” antwortete Da'an und lächelte Liam leicht zu.
Liam seufzte und drehte sich wieder nach vorne. Was er dort erblickte, ließ ihn erschrocken nach Luft schnappen: Durch den Waldrand vor ihnen kamen gerade die ersten ihrer Verfolger auf sie zugestürmt.
„Da'an...Ich würde es begrüßen, wenn sie sich beeilen!” sagte Liam nervös, und bemerkte hinter sich ein blaues Leuchten, als der Taelon seine Energie in die Systeme des Shuttles strömen ließ.
Liam hob eine Hand, und versuchte, einen Datastream zu aktivieren, doch es passierte nichts.
„Da'an, bitte...”
Immer mehr Menschen kamen nun auf sie zu, und allen voran bemerkte der Kimera den Inquisitor, der gehässig grinste, und wütend ein Schwert schwang .
Noch einmal versuchte Liam, die Systeme des Shuttles zu aktivieren, doch die Energiesignaturen flackerten nur kurz auf, gaben ein Geräusch von sich, das an einen abgewürgten Motor erinnerte und erloschen dann wieder.
„Mist!” fluchte Liam. Es kam von Herzen.
Die ersten ihrer Verfolger hatten das Shuttle erreicht, zügelten ihre Tiere und drohten ihnen mit allen möglichen Flüchen und Verwünschungen.
„Da'an, wenn wir nicht sofort genug Energie zum Abheben bekommen, dann werden die uns zu Hackfleisch verarbeiten!”
„Ich tue, was ich kann...” hörte er die gereizte Antwort: „Aber hören sie endlich auf zu drängeln.”
Das blaue Leuchten hinter ihm verstärkte sich.
„Jetzt, Major!”
Liam aktivierte einen Datastream und stieß einen kleinen Jubelschrei aus, als die Systeme reagierten.
Mit einem Ruck, der ihn fast aus dem Sitz geschleudert hätte, grub sich das Shuttle aus dem Boden - während der beschädigte Antrieb protestierend laut aufheulte - stieg zwei Meter in die Luft, kippte dann nach vorne, um innerhalb von wenigen Nanosekunden auf die Geschwindigkeit eines wütenden Rhinozerosses zu beschleunigen.
Der Inquisitor und die anderen Menschen warfen sich in Panik zu Boden, als das Shuttle mit einem schrillen Jaulen über sie hinweg raste und Staub- und Sandfontänen aufwirbelte.
„Liam, ziehen sie es hoch!” rief Da'an laut, als der Waldrand viel zu schnell näher kam.
„Was glauben sie, was ich hier gerade mache? Teekessel jonglieren?” knirschte der Kimera zwischen den Zähnen hervor und versuchte mit aller Macht, eine unfreiwillige Begegnung mit Ästen, Stämmen und dichten Baumkronen zu vermeiden.
Im letzten Augenblick gelang es ihm, das Shuttle hochzureißen und er und die drei Companions hinter ihm wurden regelrecht in die Sitze geprügelt, als das Schiff in steilem Winkel am Rand der ersten Bäume in die Höhe jagte.
Liam hörte ein reißendes Kreischen, als die Unterseite des Shuttles Äste losriß, die bei der Geschwindigkeit, bei der sie in tausend Splitter zerfetzt wurden, dieselbe Konsistenz wie Rasierklingen entwickelten und die untere Außenhaut aufschlitzten.
Einer blauen Pistolenkugel gleich schoß das Shuttle in die Höhe, torkelte dort zur Seite wie ein Schmetterling, der mitten im Flug von einer flachen Hand getroffen worden war, kreiselte in einer dreieinhalbfach gedrehten Korkenzieherspirale um die eigene Achse und beschleunigte dann mit halsbrecherischer Geschwindigkeit in Richtung Exosphäre, nur ein paar lange, blaue Energiefäden, wie Rauch, am klaren Himmel zurücklassend.

 
* * *
 

Liam betätigte ein paar Sensorfelder vor sich und versuchte vergeblich, das Schütteln und Taumeln des Shuttles auszugleichen, das sie durcheinander schleuderte und gleichzeitig dafür sorgte, das sein Magen bei jedem Satz des Schiffes bis zu seinen Zähnen hochsprang. „So, Da'an, in der Luft sind wir, und wie, bitte schön, sollen wir jetzt zurück?” sagte er zerknirscht nach hinten und unterdrückte einen Würgereflex, als sein Magen das unglaubliche Kunststück fertigbrachte, ihm wie eine vierfach ineinander geknotete Moebius-Schleife vorzukommen.
„Das Raum-Zeit-Gefüge ist durch unser Ankommen hier brüchig geworden.” hörte er Da'ans Antwort, die ganz danach klang, als würden er und die anderen beiden Companions im hinteren Bereich des Shuttles gerade als Taelon-Ping-Pong-Bälle benutzt.
„Das heißt, das wir unsere gespeicherten Koordinaten im Interdimensionsraum rückwärts abfliegen müssen, um dort irgendwo auf den Riß in diesem Gefüge zu treffen der uns hierher befördert hat. Wir würden von alleine durch ihn zurückspringen.”
„Klar.” erwiderte Liam sarkastisch: „Ich bin schon froh, das uns diese Kiste nicht im Normalflug auseinanderfällt, und sie wollen, das ich in den ID-Raum springe...Sonst noch irgendwelche Wünsche?”
„Es ist die einzige Möglichkeit, zurück in unsere Zeit zu kommen, Liam.”
meinte Da'an und klammerte sich krampfhaft an seinen Anschnallbügeln feste, die ihn jedoch nicht davor bewahrten, von einer Seite seines Sitzes auf die andere geworfen zu werden. Immer noch floß kontinuierlich Energie von seinen Händen in die Systeme des Shuttles und speiste es mit der notwendigen Energie. Das ihn langsam aber sicher die Kräfte verließen, ignorierte er.
Zo'or und T'than waren voll auf damit beschäftigt, nicht das Bewußtsein zu verlieren und sich gleichzeitig wenigstens einigermaßen in ihren Sitzen zu halten.
„Major...” knirschte Zo'or zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor: „Könnten sie sich wohl dazu durchringen, einmal auf Da'an zu hören? Er schlägt das einzig Richtige vor.” Liam prustete los: „Das, aus ihrem Mund?” Im nächsten Augenblick erinnerte er sich daran, das es nicht besonders empfehlenswert war, Zo'or zu reizen.
„Wir werden sowieso sterben, ob wir es versuchen oder nicht.” fügte Da'an hinzu, mit einem erstaunten Seitenblick auf Zo'or, der ihm seit langer Zeit wiedereinmal Recht gegeben hatte.
Liam hob eine Augenbraue: „Wissen sie, Da'an, sie haben eine tolle Begabung, die Leute zu überzeugen...”
„Es ist nun einmal die Wahrheit, Major.” beharrte Da'an: „Unsere Chancen, es zu schaffen, betragen weniger als-”
„Ich will NICHTS hören, Da'an, danke!” unterbrach ihn Liam:” Ich kann mir schon vorstellen, das es nicht gerade rosig für uns aussieht!”
„Wenn sie meine Meinung hören wollen, ich wäre auch dafür, das wir es versuchen...” meldete sich die schwache Stimme von T'than aus dem hinteren Bereich des Shuttles.
Liam gab sich geschlagen:” Also gut, das sind dann Drei gegen Einen, ich schätze, mir bleibt nichts anderes übrig...Aber wenn wir sterben sollten, beschweren sie sich hinterher ja nicht bei mir!”
Da'an lächelte angesichts dieser absurden Vorstellung und sogar über Zo'ors und T'thans Gesicht huschte ein winziges Lächeln.
Rasch rief Liam die im Bordcomputer gespeicherten Koordinaten ab und gab sie rückwärts als neue Flugroute ein.
„Halten sie sich so gut fest, wie sie können.” warnte er die drei Außerirdischen: „Ich versuche jetzt den ID-Sprung.”
Ein protestierendes Jaulen und Heulen des Antriebs war die Folge mehrerer fließender Bewegungen, mit denen Liam den Interdimensionsantrieb einleitete. Doch das von ihm erwartete Knirschen des, unter den zu großen Anstrengungen zerberstenden Shuttles blieb aus.
Der normale, blaue Himmel hinter dem Fenster aus virtuellem Glas verschwand und wurde von den vertrauten, flimmernden Konturen des ID-Raumes abgelöst. Da'an seufzte leise auf, als er plötzlich eine wesentlich größere Energiemenge an das Shuttle abgeben mußte als vorher. Er schloß stöhnend die Augen, als er spürte, wie seine Kraft nun immer schneller schwand und in die verschiedenen Systeme floß. Eine eiskalte Hand umfaßte seinen ganzen Körper und drückte erbarmungslos zu, als er seine letzten Reserven mobilisierte, um das Schiff in dem ID-Raum zu halten.
Wenn er jetzt aufgab, wäre das ihr Todesurteil - sie würden wie ein Stein zu Boden stürzen.
Plötzlich erklang ein unheilvolles Knirschen und Reißen außerhalb des Schiffes, als zerfetzte gerade die Außenhaut, und ließ sie alle zusammenfahren.
Es wurde immer lauter und steigerte sich zu einem ohrenbetäubenden Crescendo, in dem man sein eigenes Wort nicht mehr verstehen konnte.
Da'an konnte sehen, das Liam ihm etwas zurief, doch er war nicht in der Lage dessen Wörter in dem Lärm, den der heulende Interdimensionsantrieb und das unbeschreibliche Geräusch von draußen verursachte, zu hören.
Plötzlich umrahmte weißes Licht das Shuttle, floß gleißend hell in das Innere und blendete dessen Passagiere, als wollte es sich für alle Ewigkeiten in deren Gedächtnis einbrennen. Liam hob schützend eine Hand vor sein Gesicht, doch trotzdem das er die Augen geschlossen hatte, und mit einer Hand seine Augen abschirmte drang das grausame, weiße Licht durch seine Lider hindurch, so das er absolut nicht mehr in der Lage war, irgend etwas zu sehen. Trotzdem versuchte er gleichzeitig mit der anderen Hand, das Shuttle auf Kurs zu halten.
Die Turbulenzen schienen sich mit einem Male verdreifacht zu haben und Liam hatte nun nicht mehr das Gefühl, das daß Shuttle jeden Moment auseinanderfallen würde - vielmehr fühlte er sich, als würde ER gleich in seine Einzelteile zerfallen.
Und dann, so plötzlich, wie sie gekommen waren, verschwanden das grelle Licht und das schrille Geräusch außerhalb des Schiffes und wichen einer völlig stillen Finsternis.

 
* * *
 

Der Geschmack nach Eisen in seinem Mund ließ Liam aufwachen.
Das Gedächtnis holte aus und versetzte ihm eine schallende Ohrfeige, als er sich an den ID-Sprung erinnerte - wohl den verrücktesten Ritt, den er jemals gemacht hatte.
Er versuchte, seine Augen zu öffnen.
Im ersten Moment dachte er, es ginge nicht, dann wurde ihm klar, das er seine Lider gehoben hatte; er konnte nicht richtig sehen.
Seine Netzhäute waren von dem grellen weißen Licht noch so gereizt, das sie ihm völlige Dunkelheit vorgaukelten, die sein Blick nur mühsam zu durchdringen vermochte, doch er merkte, das er 1.) unerwarteter Weise noch am Leben war, und 2.) sich immer noch in dem Shuttle aufhielt, und das daß Shuttle sich immer noch in der Luft befand - anders als er erwartet hatte. Seiner Meinung nach müßte es eigentlich in Einzelteilen verstreut irgendwo auf dem harten Boden liegen, an dem es zerschellt war, und er selbst...Nun, er hatte sich schon darauf vorbereitet, seine rund um den Globus verteilten Atome wieder einsammeln zu dürfen. Aber nichts dergleichen war geschehen. Langsam kehrte sein Sehvermögen zurück.
Einzelne bunte Sterne tanzten ihm vor den Augen, die schließlich Konturen bekamen und sich in die Shuttlesystemanzeigen verwandelten. Und dahinter...breitete sich eine tiefe, unendliche Schwärze aus, nur durchsetzt von vereinzelten, weißen Punkten, die er als die wirklichen Sterne identifizierte. Das Shuttle seinerseits schwebte nicht völlig still in der Luft, nein, vielmehr Tausende von Kilometern über der Erdatmosphäre im kalten Vakuum des Weltalls. Liam konnte den blaugrünen Planeten unter ihm durch das virtuelle Glas schimmern sehen und über ihnen den Mond, der langsam seine Bahnen drehte.
Liam holte tief Luft, ließ den angehaltenen Atem zischend entweichen und drehte sich dann zu den drei Companions hinter ihm um.
Zo'or und T'than schienen bewußtlos zu sein, ihr Kopf war auf die Brust gesunken, und sie rührten sich nicht. Sorge stieg in Liam auf, und er versuchte sich aus seinem Anschnallbügel zu lösen um nachzusehen, ob es den beiden Taelons gut ging.
„Sie sind noch am Leben, sorgen sie sich nicht um sie, Liam.” Da'an sah ihn erschöpft aus farblosen Augen an: „Haben wir...es geschafft?”
Völlig perplex starrte der Kimera den schmalen Taelon an; Liam hatte den nordamerikanischen Companion glatt übersehen. Aber das war auch kein Wunder. Da'ans Haut, ja, seine gesamte Erscheinung war irgendwie durchsichtig. Liam konnte durch ihn hindurchsehen wie durch Rauch.
„Oh, mein Gott...”, keuchte Liam: „Da'an! Was ist los mit ihnen?”
„Mir geht es gut...” sagte Da'an. Seine Stimme war nicht mehr als ein leises Flüstern.
Liam löste seine Bügel und war mit einem Satz bei seinem Vorgesetzten: „Sie haben zuviel Energie an das Shuttle abgegeben...Da'an, hören sie mich?”
Der Taelon hatte erschöpft die Augen geschlossen und seinen Kopf zurückgelegt.
„Ja, aber mein Leben ist vollkommen unwichtig...Haben wir es geschafft?” wiederholte er seine Frage.
„Ihr Leben ist genausowenig unwichtig wie meines, Zo'ors oder T'thans, das wissen sie genau, also hören sie auf mit dem Schwachsinn.” fuhr der Kimera auf: „Schaffen sie es noch?”
„Ich weiß das sehr genau, Liam, und eben deshalb werde ich durchhalten, bis sie, T'than und Zo'or in Sicherheit sind.” Ein sanftes Lächeln huschte über sein verblassendes Gesicht: „Ich habe sie doch nicht gerettet, nur damit wir jetzt abstürzten.”
„Wissen sie was, Da'an?” grinste Liam:” Genau das mag ich so an ihnen.”
„Sha'bra...” Zo'or hob den Kopf, als er aus der Bewußtlosigkeit erwachte, blinzelte verwirrt und bemerkte erst dann Liam und Da'an: „Major Kincaid, wo sind wir?....Da'an! Was ist los mit-”
Zo'or wollte auffahren, aber statt dessen leuchtete sein Körper azurblau auf, und er fiel erschöpft wieder zurück.
„Es ist alles in Ordnung, Zo'or.” bemerkte Da'an leise: „Liam...Was ist mit T'than?”
„Mir geht es den Umständen entsprechend.” meldete sich der Genannte von ganz hinten: „Major, würden sie jetzt wohl endlich mit der Sprache rausrücken: Haben wir es geschafft, oder nicht?”
„Sie sind auch durch nichts kleinzukriegen, was, T'than?” grinste Liam den Taelon an, der auf den Kommentar hin nur müde eine imaginäre Augenbraue hob und blau aufglühte: „Aus diesem Grund bin ich Kriegsminister, Major. Würden sie jetzt freundlicherweise meine Frage beantworten?” Liam zuckte mit den Schultern, setzte sich wieder auf den Pilotensitz und führte einige Scanns durch: „Ich habe drei gute Nachrichten: Wir sind am noch am Leben, das Shuttle ist nicht auseinandergefallen, und wir sind auf der Erde...oder vielmehr, über der Erde.” „Und die schlechten Nachrichten, Major?” fragte Zo'or und runzelte im nächsten Augenblick die Stirn. Seit wann benutzte er denn absichtlich menschliche Redewendungen?
„Hmmm...”, machte Liam: „Ich habe nicht den blassesten Schimmer, ob wir wieder in unserer Zeit sind...”
Zo'or, Da'an und T'than wechselten einen Blick.
*Das Gemeinwesen?* fragte T'than die anderen Beiden per Gedankenaustausch: *Spürt einer von euch etwas?*
Da'an und Zo'or konzentrierten sich ein paar Sekunden auf das die Präsenz des Gemeinwesens.
*Nein...* antwortete sie fast gleichzeitig.
„HALLO!?” rief Liam laut, und holte die drei Taelons zurück, die sich verwirrt nach dem Kimera umsahen.
„Major?” fragte T'than.
„Ich habe gefragt, Da'an, ob es ihnen was ausmacht, wenn ich versuche, das Mutterschiff zu kontaktieren.” seufzte Liam und verdrehte die Augen: „Hören sie eigentlich nie zu?” Da'an nickte: „Das werde ich auch noch verkraften...”
*Da'an, bitte, übertreibe es nicht.*
*Zo'or?* fragte Da'an erstaunt:* Du sorgst dich um mich? Wie kommst du dazu?*
*Ich...ich meinte...ich wollte nur...* verhaspelte sich sein Kind in Gedanken und Da'an sah, wie Zo'or leicht bläulich wurde: „Ich will nur sichergehen, das wir nicht mitten im Weltraum unsere Energiezufuhr verlieren, das ist alles!”
*Natürlich.* erwiderte Da'an still vergnügt: *Natürlich wolltest du das.*
Zo'or starrte ihn wütend an: *Was wagst du es-*
„Major Kincaid hier, ich rufe das Taelon-Mutterschiff. Sandoval, können sie mich hören?” fragte Liam laut, nachdem er einen Kommunikationakanal geöffnet hatte und unterbrach so Zo'ors und Da'ans mentales Gespräch, das sich ansonsten wohl zu einem erneuten Streit entwickelt hätte.
Doch jetzt lauschten die vier Passagiere des Shuttles gespannt auf eine Antwort. Liam sog scharf Luft ein, als sich keiner meldete: „Sandoval? Hier spricht Liam Kincaid. Wenn sie mich hören können, dann antworten sie, das ist ein Notfall! Agent Sandoval?”
Statisches Rauschen war die einzige Antwort, die sie bekamen.T'than schloß resigniert die Augen: „Wir haben es nicht geschafft. Sie sind nicht da.” „Das glaube ich nicht!” widersprach Liam. „Major, es antwortet keiner. Ich muß T'than zustimmen.” sagte Zo'or niedergeschlagen.
Liam drehte sich verzweifelt zu Da'an um, dessen Körper mittlerweile kaum mehr als ein Nebelschleier war. Da'an sah ihn traurig an...und nickte. Liam mußte hart schlucken: „Das glaube ich einfach nicht! Agent Sandoval, oder sonst wer, meldet euch! Verdammt noch mal, Leute, wo zum Teufel steckt ihr?”
Keine Antwort.
Liam schloß die Augen und ließ sich zurückfallen. Tief atmete er ein und hielt die Luft an.
„Das war's dann wohl...” flüsterte er und zum ersten Mal im Leben spürte er ganz deutlich, was es bedeutete, sich selbst aufzugeben.
„Major Kincaid? Was schreien sie den so? Wir sind doch nicht taub.” Wie von der Tarantel gestochen schreckte Liam auf: „Sandoval ! Agent Sandoval, sind sie das?”
„Natürlich, wer denn sonst?” erklang die erstaunte Antwort.
„Ich hätte nie gedacht, das ich das mal sagen würde, aber ich bin verdammt froh, sie zu hören.” grinste Liam und drehte sich triumphierend zu den drei Companions um, die so aussahen, als schickte jeder von ihnen gerade sein persönliches Dankgebet an den Himmel.
„Was ist den passiert?” meldete sich Sandoval wieder durch den Kommunikationskanal: „Vor fünf Minuten war ihre Position noch kurz vor der nordamerikanischen Botschaft, und jetzt sind sie-”
„Vor fünf Minuten?” hackte Liam nach: „Wir waren hier nur fünf Minuten verschwunden?”
„Ja, das sagte ich doch gerade.” meldete sich Sandoval leicht entnervt: „Was ist denn geschehen? Zo'or?”
„Wir waren...” begann Liam, drehte sich fragend zu den drei Taelons um und lächelte: „Das ist eine lange Geschichte, Agent Sandoval. Aber zuerst brauchen wir hier einen Arzt. Schicken sie sofort ein Shuttle hierhin, das uns zum Mutterschiff schleppen kann; aus eigener Kraft schaffen wir das nicht mehr.”
Damit schloß er den Kanal, drehte sich um, atmete tief ein, streckte sich und sagte:” Wissen sie, worauf ich mich schon die ganze Zeit gefreut habe? Auf Frühstück, eine Dusche und mindestens 48 Stunden Schlaf am Stück...”
Wie auf ein geheimes Kommando hin hoben alle drei Taelons gleichzeitig eine imaginäre Augenbraue, und Liam konnte sich das Grinsen nicht mehr verkneifen.

 
* * *
 

Da'an stand an dem Fenster aus virtuellem Glas und sah über die Skyline von Washington D.C. hinweg auf den Horizont.
Eine Woche war ihr Abenteuer in der Vergangenheit dieser Erde nun her, und er war mittlerweile wieder voll bei Kräften. Ebenso Liam, den er für zwei Wochen in den Urlaub geschickt hatte, und auch Zo'or, der-
„Da'an.” sagte eine, ihm sehr bekannte Stimme und Da'an drehte sich erfreut und erstaunt zugleich um.
„Zo'or.” Er neigte leicht den Kopf in Richtung der blauen Gestalt, die reglos neben seinem Stuhl in der Mitte des Raumes stand.
Zo'or trat näher: „Wie ich sehe, hast du dich ja wieder bestens erholt.”
Da'an mußte lächeln: „Du aber auch...Du hattest immer schon eine sehr widerstandsfähige Natur.”
Zo'or starrte ihn an. Konnte Da'an in dem Gesicht seines Kindes da so etwas wie Zustimmung erkennen?
„Wie geht es T'than?” erkundigte sich Da'an vorsichtig und kam ein Stückchen auf Zo'or zu.
„Er...erholt sich langsam wieder.” sagte Zo'or völlig kalt und machte sofort klar, was er von diesem Umstand hielt.
„Was ist der Grund deines Besuches?” fragte Da'an.
Zo'or ging auf ihn zu, ergriff die rechte Hand seines Elter und zeigte auf die Handfläche: „Wie hast du das gemacht?”
Da'an sah sein Kind ausdruckslos an: „Du meinst mein Sha'kara'va?”
„Natürlich meine ich das Sha'kara'va!” sagte Zo'or aufgebracht: „Wieso konntet du es benutzten? Das macht keinen Sinn. Kein Taelon kann das, und du bildest da keine Ausnahme.” Da'an entzog sich dem Griff seines Kindes und ging zum Fenster zurück: „Ich tat es, um euch zu retten...Um dich, Liam und T'than zu beschützen.”
„Das ist keine Begründung.” meinte Zo'or kühl: „Das Sha'kara'va funktioniert nicht, selbst wenn man es will.”
Da'an atmete tief ein und schloß resigniert die Augen: „Ich habe schon mit Mit'gai darüber gesprochen. Er wußte es auch nicht genau. Aber er vermutete, es wäre vielleicht eine Folge des Zurückspringens in der Zeit gewesen.”
„Dann glaubt Mit'gai, die Energien des Zeitsprungs hätten es aktiviert?” fragte Zo'or.
„Nein.” antwortete Da'an und sah gedankenverloren auf seine Handfläche: „Nicht die Energien, sondern allgemein das Rückwärtsgehen in der Zeit. Und damit in unserer körperlichen Evolution. Mit'gai und ich, wir vermuten, das sich mein Körper nur den Bedingungen der bestimmten Zeit angepaßt hat. Und nicht nur meiner. Erinnerst du dich, als wir im Shuttle versuchten, das Gemeinwesen zu erreichen und es nicht funktionierte?”
Zo'or nickte:” Ja, es war ein äußerst frustrierendes Erlebnis. Als wir hinterher auf dem Mutterschiff eintrafen, spürte ich die Präsenz des Gemeinwesens wieder ganz deutlich. Aber, was hat das damit zu tun?”
„Unsere Körper und unser Geist haben einige Zeit gebraucht, um sich an die neue Zeit zu gewöhnen. Hast du dich nicht gefragt, weshalb wir in der Vergangenheit nicht zu Atavusen wurden?” Da'an sah auf, und wartete auf eine Antwort seines Kindes.
Zo'or runzelte die Stirn: „Nein, ich muß zugeben, das ich darüber absolut nicht nachgedacht habe...” Er hob eine imaginäre Augenbraue:” Ich war viel zu sehr damit beschäftigt, am Leben zu bleiben.”
Da'an lächelte: „Das lag daran, das wir gar nicht vom Gemeinwesen getrennt waren. Nicht eine Sekunde.”
„Wie meinst du das?” fragte Zo'or verwirrt.
Da'an drehte sich zum Fenster um und sah hinaus: „Nun, in der Zeit, in der wir waren, bestand auch schon ein Gemeinwesen. Wir sind im Prinzip nicht nur von dieser Zeit in die damalige Zeit gesprungen, sondern auch von diesem Gemeinwesen in das Gemeinwesen von damals. Und als wir zurück in unsere Zeit, in das hier und jetzt sprangen, mußte sich unser Geist erst vom damaligen Gemeinwesen lösen, und in das heutige umwechseln.”
Da'an holte tief Luft und drehte sich zu Zo'or um. Sein Kind sah ihn etwas seltsam an.
„War ich zu schnell? Hast du...mir folgen können?” fragte Da'an vorsichtig.
Ein stimmungsmäßiger Temperatursturz teilte ihm mit, das genau da Zo'ors Problem lag.
Der Synodenführer zögerte: „Darüber ... muß ich erst gründlich nachdenken...Aber es erklärt, wieso wir nicht zu Atavusen wurden, und weshalb wir das Gemeinwesen bei unserer Ankunft nicht spürten, aber es erläutert in keiner Weise das Problem mit deinem Sha'kara'va....” Zo'or fuhr verwirrt mit den Händen in die Luft: „Du sagtest gerade, das wir in unserer körperlichen Evolution zurückgingen, und deshalb dein Sha'kara'va funktionierte. Aber, wir waren doch gar nicht so weit in der Zeit zurück, das wir die Zeitrechnung unserer Evolution einbeziehen könnten. Das unsere Sha'kara'vas funktionierten, ist Millionen von Jahren her, nicht bloß ein paar Jahrhunderte. Können sich unsere Körper so sehr irren, das sie ein paar Jahrhunderte für eine so große Zeitspanne halten?” „Niemand ist unfehlbar, Zo'or.” Da'an sah seinem Kind in die Augen.
Er zögerte einen Moment:” Was man nicht verstehen kann oder darf, sollte man nicht zu ergründen versuchen, Zo'or. Ich bin mit mir selbst darin übereingekommen, es so anzunehmen, wie es ist, und nicht mehr nach dem „Warum” zu fragen... „
„Komm, ich will dir statt dessen etwas zeigen.” Da'an trat zu seinem Stuhl und öffnete einen Datastream. Rasch rief er einige Daten ab.
Zo'or folgte ihm: „Was willst du mir zeigen? Ich habe weitaus Wichtigeres zu tun.”
Da'an lächelte, als er den neugierigen Unterton in der Stimme seines Kindes vernahm, den deutlich rauszuhören er in der Lage war, trotz der rüden Worte Zo'ors.
„Wie du weißt, beschäftige ich mich sehr oft mit der irdischen Kultur und neuerdings auch mit der...Geschichte. Ich habe in der Bildergalerie eines britischen Museums etwas sehr...Interessantes gefunden. Komm her, sieh es dir selbst an.” Lächelnd stand er auf, und machte Zo'or Platz.
Etwas verwirrt nahm der Synodenführer auf Da'ans Stuhl Platz und starrte auf das Bild im Datastream. Vollkommen perplex schnappte er nach Luft: „Wann...wann wurde dieses Bild gemalt?” „Der Schätzung der irdischen Wissenschaftler nach, circa 920 nach Christus im frühen Mittelalter.” antwortete Da'an und war über Zo'ors Erstaunen mehr als vergnügt: „Es wurde vor vier Jahren als Wandrelief in einer mittelalterlichen Burg im mittleren Westen Englands entdeckt. Damals wußte noch keiner, was es darstellen sollte. Doch jetzt...”
Zo'or starrte unverwandt das Bild auf dem Datastream an, das zu erkennen er ganz deutlich in der Lage war, trotz der verblaßten Farben und der abgebröckelten Stücke in der Wand.
„Faszinierend, nicht wahr?” bemerkte Da'an so unbeteiligt wie möglich, doch gleichzeitig lächelte er seinem Kind verschwörerisch zu.
Zo'or sah abwechselnd von dem Bild zu seinem Elter und schien ziemlich sprachlos zu sein.
„Das...das ist...wirklich äußerst faszinierend, Da'an...” stammelte er schließlich.
Das Bild zeigte ganz deutlich erkennbar vier Figuren: eine dunkelblau gekleidete Gestalt und eine hellviolette, die eine blaue Schärpe um den Oberkörper trug. Die hohen, kahlen Stirnen, die blasse Haut, durchsetzt von hellblauen Pinselstrichen, die scharfen Züge in den weißen Gesichtern und die beiden eisblauen Augenpaare, die sich feindlich ansahen, ließen keinen Zweifel offen, um wen es sich handelte. Und neben diesen gemalten Ebenbildern der heutigen Wirklichkeit war noch das Abbild eines ebenso großen, irdischen Mannes, gekleidet in schwarzer Kleidung und mit dunkelbraunen Haaren. Doch den Mittelpunkt des Reliefs bildete eine blaue Gestalt, die auf einem Pferd saß; unverkennbar als der Beschützer der anderen Figuren dargestellt. Den Arm hatte sie wie zum Angriff dem Betrachter zu gestreckt, und die gemalte Handfläche leuchtete in einer weiß-blau schimmernden Farbe.
Der Synodenführer sah an dem Datastream vorbei, in das Gesicht seines Elter. „Jetzt...”, meinte Zo'or und lächelte: „...werde ich bestimmt nicht mehr vergessen, daß du mir das Leben gerettet hast.”
Da'an schloß resignierend die Augen und erwiderte das Lächeln seines Kindes: „Das...hoffe ich doch. Auch für die Zukunft.”

 

ENDE

 

 

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