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  „Zurück in die Vergangenheit” von Sha'ree   [Emails bitte an die Bibliothek schicken]
Mission Erde/Earth: Final Conflict gehören Tribune Entertainment Co., Lost Script Prod. Inc., Atlantis Films und VOX. Bitte veröffentlichen Sie diese Geschichte nicht ohne vorheriges Einverständnis der Autorin.
 
Handlung:  Drei Taelons und ein Companionbeschützer auf unfreiwilliger Zeitreise
Zeitpunkt:  Mitte der dritten Staffel
Charaktere:  Liam, Zo'or, Da'an, T'than (Sandoval)
 

 

ZURÜCK IN DIE VERGANGENHEIT

 

Teil 1
 

Mit einen Surren tauchte das Shuttle in die Erdatmosphäre ein und begann für einige Sekunden lang zu trudeln. Rasch betätigte Liam ein paar Sensoren vor sich, bevor einer der drei sich hinter ihm befindenden Companions einen Grund zum meckern fand.
Liam seufzte. Die drei Taelons hinter ihm waren zu Tode beleidigt, das wusste er, und Liam wußte ebenfalls, daß sie IHM dafür die Schuld gaben.
Aber, was konnte er denn dafür, daß nur noch ein Shuttle auf dem Mutterschiff gewesen war? Was, bitte schön, konnte er denn dafür, daß sich Da'an, Zo'or und T'than EIN Shuttle zur Erde teilen mußten?
Gar nichts! Absolut gar nichts!
Aber, wie immer, es war natürlich ALLES seine Schuld.
Natürlich. ER war es ja auch gewesen, der alle anderen Shuttles zu irgendeinem hirnrissigen Auftrag geschickt hatte. ER war ja auch so unheimlich versessen darauf, mit drei miesgelaunten Companions auf die Reise zu gehen. Natürlich! Sicher!
Liam verzog das Gesicht, als er sich daran erinnerte, wie ihn Zo'or auf dem Mutterschiff zur Schnecke gemacht hatte.... „Was soll das bedeuten, Major Kincaid? Wieso haben Sie keine anderen Shuttles angefordert? Inkompetenz scheint ja wirklich Ihre größte Begabung zu sein!”

*Bla, bla, bla, bla! Ja, Zo'or, so ist es richtig! Immer drauf auf diese dummen Menschen, die haben es nicht anders verdient! Und ganz besonders ich, ich bin ja auch der Blödeste von allen hier, daß ich mich von so einem Hampelmann wie Ihnen rumscheuchen lasse!*
Fast hätte Liam Zo'or kräftig die Meinung gegeigt, daß er für Zo'ors und T'thans Shuttle ja wohl überhaupt nicht zuständig sei, und daß das Agent Sandovals Aufgabe gewesen wäre, und daß einzig und allein Da'an ihn rumscheuchen dürfte, und überhaupt...! Aber einer von Da'ans „Beruhigen-Sie-sich-Major-bitte-bringen-Sie-ihn-nicht-um-Blicken” hatte genügt, um Liam wieder zur Vernunft zu rufen, und mit ihnen allen los zu fliegen.
Jetzt herrschte in dem kleinen Shuttle ein so eisiges Schweigen, daß sogar Eisbären erfroren wären.
Liam haßte es.
Einer alleine war ja schon schlimm, aber alle drei auf einmal; das war einfach zuviel.
Normalerweise mied es Liam wie die Pest, in irgendeiner Weise präsent zu sein, wenn das „Trio Infernale”, nämlich Da'an, Zo'or und T'than irgendwo zusammentraf, weil er für gewöhnlich der war, auf dem sich dann das Gewitter entlud.
Nur heute, heute war er nicht davongekommen.
*Mist, Verdammter!*
Liam seufzte noch einmal und dreht sich halb zu den Taelons um: „In fünf Minuten haben wir Funkkontakt zu der Botschaft.”
Da'an hob den Kopf und versuchte, so etwas wie ein Lächeln anzudeuten. Es blieb jedoch auch nur bei einem „Versuch”, und Da'an scheiterte kläglich daran.
Trotzdem war ihm Liam dankbar dafür. Er konnte jede Aufmunterung gebrauchen, selbst so eine. Da'an war der einzige gewesen, der sich auf dem Mutterschiff nicht lauthals beschwert hatte, *Typisch Da'an* , doch Liam konnte es aus seinen Augen lesen, daß ihm die ganze Situation mehr als unannehmlich war. Und wenn er da versuchte zu lächeln, dann konnte sich Liam noch ein Beispiel daran nehmen.
„Sehr gut, Major”, antwortete Zo'or in seinem gewohnt arroganten Tonfall: „Wenigstens zu etwas sind Sie zu gebrauchen.”

*OH JA, TOLL, ZO'OR, GANZ TOLL! Streuen Sie noch ein bißchen mehr Salz in die Wunde, das brennt ja noch nicht genug! Hacken Sie noch etwas mehr auf mir herum, ich habe es schließlich verdient! Grrr!*

Liam unterdrückte mühsam seine Wut auf den Synodenführer, auf sich selbst, daß er heute morgen überhaupt aufgestanden war, und auf alle diese sogenannten „Companions”, und stellte seinen Wunsch, Zo'or den Hals umzudrehen, erst mal hinten an.
Statt dessen drehte er sich, ganz nach dem Motto „Dich habe ich überhört, Bürschchen” einfach um und ignorierte Zo'or, *Pfff, sollen sie sich da hinten doch die Köpfe einschlagen, das können sie doch eh' so gut,* und beschloß, sich heute nicht mehr von irgendeinem durchgeknallten Außerirdischen ärgern zu lassen.

Ein seltsames Blinken auf seinen Kontrollen riß Liam aus seinen Gedanken.
*Was war DAS denn?*
Rasch betätigte er einige Funktionen.
„Major?” ließ sich Da'ans Stimme vernehmen: „Was hat das zu bedeuten?”
„Ich....”, stammelte Liam: „Ich weiß noch nicht genau...” Mit einigen eleganten Handbewegungen führte er eine Sensorabtastung durch. „Da scheint ein Objekt vor uns zu sein.”
„Ein Objekt?” ließ sich T'than vernehmen.
Vor Liam flammte das Bild eines grauen, etwa vier Meter großen Steinbrockens auf, der einen leuchtenden Schweif hinter sich herzog.
*Irgend etwas stimmt da nicht!* durchfuhr es Liam.
„Ein Meteor.” stellte Zo'or fest: „Ein Meteor, der genau jetzt in die Erdatmosphäre eintritt.”
Da traf Liam die Erkenntnis wie ein Faustschlag.
„Ein Meteor, der genau AUF UNS zurast!” rief Liam, verzweifelt versuchend, seine eigene Panik zu unterdrücken, und hämmerte wie wild auf die Energiefelder vor sich ein, doch er wußte, daß es zu spät war. Sie würden mit dem Meteor kollidieren. Er konnte nicht mehr ausweichen. Eine Kollision im ID-Raum, Liam wußte, was das bedeutete. Wenn sie Glück hatten, würde der Steinbrocken NUR ihr Shuttle in Stücke reißen. Die drei Companions hinter ihm schienen das auch zu wissen, denn Liam hörte, wie drei Schutzblasen aktiviert wurden. Liam gab seinen Kampf auf, das Shuttle noch irgendwie herumzureißen und auszuweichen. Es war zu spät. In der letzten Sekunde aktivierte er seine eigene Schutzblase. Dann wurden sie getroffen, und aus dem ID-Raum geschleudert.
Liam hörte einen ohrenbetäubenden Knall, gefolgt von einem hohen, schrillen Ton, als die Aussenhaut des Shuttles neben ihm in Fetzen gerissen wurde. Wie eine betrunkene Riesenlibelle taumelte das Shuttle in der Luft, kreiselte und stürzte dann, wie ein Reiter, der aus dem Sattel eines bockenden Pferdes stürzt, kopfüber in die Tiefe.
Das letzte, was Liam wahrnahm, war ein Licht, so grell wie von tausend Sonnen, das ihm in die Augen stach und ihm den Atem raubte. Dann schlugen sie auf dem Boden auf.

 
* * *
 

Es war heiß. Viel zu heiß, das war das erste, was ihm auffiel. Seine Schulter brannte wie Feuer.
*Wo bin ich?*
Er lag auf seinem rechten Arm. Liam versuchte, sich umzudrehen; sein Körpergewicht irgendwie so zu verlagern, daß die Schmerzen aufhörten, doch das schien nahezu unmöglich zu sein.
Alles tat ihm in irgendeiner Weise weh.
*Was ist passiert?*
Durch die heißen Wellen des Schmerzes hindurch, die seinen Körper durchfluteten, spürte er eine eiskalte Berührung an seiner Stirn. Irgendwer sprach zu ihm, doch Liam war nicht in der Lage, zu identifizieren, wer da mit ihm sprach.
Unsanft wurde er auf den Rücken gedreht. Seine Schulter schickte weißglühende Schmerzpfeile in jeden Winkel seines Körpers. Liam stöhnte auf. Und dann konnte er auf einmal die Worte verstehen.
„Major? Major!”
Da'an. Das war Da'ans Stimme. Liam versuchte, seine Augen zu öffnen. „Liam! Können Sie mich verstehen?”
Es gelang ihm; seine Augenlider flackerten, als er sie öffnete. Das grelle Sonnenlicht schien ihm ins Gesicht und blendete ihn.
„Da'an...”, flüsterte er, seine Hand über die Augen haltend: „Bitte, schreien Sie nicht so...Ich bin ja wach....” Liam sah, wie sich Da'ans verzweifelter Gesichtsausdruck langsam entspannte.
*Er hat sich Sorgen gemacht? Um mich?*
Liam stöhnte, als er versuchte, seinen Oberkörper aufzurichten, und fiel erfolglos wieder auf den Boden.
„Sie sollten vorsichtig sein”, mahnte Da'an.
„Ich weiß selber, was ich soll”, kam es gepreßt von Liam, der sich wieder aufrichtete, diesmal erfolgreich.
Seine Schulter brüllte vor Schmerzen auf. Ihm wurde schwarz vor Augen. Verzweifelt versuchte er, nicht umzukippen.
„Sind Sie verletzt?” wandte er sich an den Companion neben ihm.
„Nein, ich nicht, aber...was ist mit Ihnen?” fragte Da'an. Liam konnte ganz deutlich die Besorgnis hören, die in diesen Worten klang.
„Ich....”, knirschte er: „Ich weiß nicht genau.”
Liam sah auf seinen rechten Arm hinab, der seltsam verdreht auf dem Boden lag. Er spürte, wie sich sein Schultergelenk in sein Fleisch bohrte.
„Ich glaube, daß sich meine Schulter ausgekugelt hat”, preßte er zwischen seinen Zähnen hervor. Der Schmerz war so stark, daß es ihm den Atem raubte.
„Ihre Schulter ausgekugelt?” fragte Da'an etwas ratlos.
„Ja”, erwiderte Liam. Dann erinnerte er sich, mit wem er da sprach: „Das bedeutet, daß mein Schultergelenk aus meiner Schulter gesprungen ist. Sie müssen es wieder einrenken.” Da'ans Augen weiteten sich entsetzt.
„Was...aber, ich....”
„Soll ich es vielleicht selber machen?” fragte Liam den Companion.
„Nei-Nein, aber ich bin kein Menschenheiler, ich weiß doch gar nicht, wie...”
„Arzt, Da'an, Arzt”, berichtigte Liam: „Und ich bin auch keiner. Sehen Sie außer uns noch irgendwo einen, der vielleicht zufällig Arzt ist? Sehen Sie, ich auch nicht, also müssen Sie es wohl machen, wenn ich nicht umkippen soll.”
„Aber, ich weiß nicht, wie.” wiederholte Da'an energisch.
„Es reicht, wenn ich es weiß. Also kommen Sie her.”
Da'an tat, wie ihm geheißen.
„Jetzt nehmen Sie den Arm, ziehen ihn kräftig nach vorne, und ruckartig wieder zurück, dann müßte er von alleine wieder in das Gelenk springen. OK?”
„Aber...” wagte Da'an einzuwenden: „Sie werden Schmerzen haben...”
„Die habe ich schon, Da'an, die habe ich schon. Also machen Sie, bevor ich es mir anders überlege.” knirschte Liam durch seine Zähne, und sah Da'an ins verzweifelte Gesicht. Liam versuchte, seinem Vorgesetzten ein aufmunterndes Lächeln zu schenken, doch er wußte, daß es bestimmt nicht danach aussah. Mit einem Seufzer ergriff Da'an Liams rechten Arm.

 
* * *
 

Die Schmerzen waren schlimmer, als er erwartet hatte.
Was Liam in diesem Moment am deutlichsten begriff - obwohl es im Grunde vollkommen aberwitzig war - war die Tatsache, daß der Ausspruch >>Schlimmer kann es nicht mehr kommen<< eine glatte Lüge war. Ganz egal, was geschah, es kam immer schlimmer, und vielleicht gab es sogar eine Art Naturgesetz, nach dem es immer schlimmer kommen mußte.
Die Schmerzen hatten sich fast verdreifacht, und Liams Körper schien explodieren zu wollen.
„Liam! Liam!” hörte er Da'an rufen.
Der Companion schüttelte ihn, was nicht gerade dazu beitrug, seine Schmerzen zu stoppen.
Als Antwort stand Liam auf, obwohl er fast umzukippen drohte. Doch er haßte es, den Schwachen zu spielen.
Da'an ergriff hastig seinen linken Arm und stützte ihn.
Liam blickte sich um.
Das Sonnenlicht brach sich sanft durch ein riesiges Blätterdach über ihnen, und er hörte, wie der Wind durch die Baumkronen ging.
„Ein...Wald.” sagte Liam: „Wir sind in einem Wald gelandet.”
Liam suchte mit seinem Blick die Umgebung ab.
Erst jetzt fiel ihm auf, daß jemand fehlte.
„Wo sind Zo'or und T'than? Und wo ist das Shuttle abgeblieben?” wandte er sich an den Companion, auf den er sich stützte.
„Ich weiß es nicht.” antwortete Da'an wahrheitsgemäß: „Ich wurde neben ihnen wach. Ich vermute, daß wir aus dem Shuttle geschleudert worden sind, als wir mit dem Meteor kollidierten. Zo'or und T'than werden sich wohl noch im - oder bei - dem Shuttle befinden.”
„Dann sollten wir uns wohl auf die Suche machen.” erwiderte Liam und holte mit seinem linken Arm sein Global hervor.
„Verdammt noch mal, was ist den nun los?” fluchte er, als das kleine Gerät stumm blieb.
„Stimmt etwas nicht?” fragte Da'an.
„Ich bekomme keine Verbindung zum Mutterschiff.” antwortete Liam.
„Vielleicht ist das Global bei dem Aufprall zerstört worden?” vermutete Da'an: „Wir sollten das Shuttle suchen und von dort eine Verbindung aufbauen.”
„Ganz zu schweigen von Zo'or und T'than.” sagte Liam: „Wolln' hoffen, daß sie nicht verletzt wurden.”
*Habe ich DAS gerade eben WIRKLICH gesagt?*
„Lassen Sie es uns dort versuchen.” meinte Da'an und deutete nach Süden.
„Is' mir Wurscht.” erwiderte Liam: „Das Shuttle kann überall sein. Wir sollten auf jeden Fall zusammenbeleiben. Der Wald scheint sehr groß zu sein, wenn wir uns trennen, verlaufen wir uns.”
Da'ans Blick sprach Bände. >>Wir verlaufen uns auch, wenn wir zusammen sind, Major.<<
Liam beschloß, es zu übersehen.
„Wird es gehen?” fragte Da'an Liam, auf seine Schulter deutend.
„Ich denke schon.” antwortete Liam tapfer, und verbiß seinen Schmerz, der immer noch wie ein tollwütiger Hund in seinem Körper tobte.
Zusammen schritten die beiden los, um das Shuttle und die beiden Companions zu suchen.

 
* * *
 

„Also gut, also gut, also gut! Wir haben uns verlaufen, ich gebe es ja zu! Verdammt noch mal!” fluchte ein ziemlich entnervter Kimeramischling.
Die beiden standen auf einer großen Lichtung, die von weißen, schimmernden Felsen eingerahmt war.
Liam hatte darauf verzichtet, sich weiterhin von Da'an stützen zu lassen, der sowieso schon müde war.
Seit zwei geschlagenen Stunden liefen die beiden nun schon durch den Wald, und sie hatten noch nicht einmal einen Hauch von T'than, Zo'or, oder gar vom Shuttle entdeckt.
Da'an war zu Tode erschöpft, das wußte Liam, und er wußte auch, daß ER nicht mehr lange machen würde.
Seine Schmerzen hatten zwar abgenommen, doch sie waren immer noch stark genug, um ihm die Sinne zu benebeln.
Liam wußte nicht mehr weiter. Ihm war, als wären sie in einem irrsinnigen Labyrinth gefangen und schon stundenlang im Kreis gelaufen.
*Wie groß ist dieser verfluchte Wald eigentlich?*
„Es wird bald dunkel.” bemerkte Da'an, der sich auf einen großen Felsen gesetzt hatte.
„Ja. Das wird es.” erwiderte Liam und blickte in den immer schneller dunkel werdenden Himmel über ihnen.
*Ich habe echt keine Lust, eine Nacht hier draußen zu verbringen!*
„Wo bleiben nur diese verflixten Suchtruppen? Sie müßten uns doch schon längst gefunden haben!” murrte Liam genervt, und setzte sich neben den Companion.
„Diese Frage kann ich Ihnen nun wirklich nicht beantworten.” sagte Da'an in seiner gewohnt, höflichen Weise.
Liam grinste. *Typisch Da'an.*
Plötzlich zerriß ein seltsamer Schrei die Stille.
Liam sprang auf, und wurde sofort von seiner Schulter bestraft. *@#%$!* Der Schmerz begann erneut zu wüten.
Er verzog das Gesicht.
„Was war das?” fragte Da'an und starrte in die Richtung, aus der der Schrei gekommen war.
Der Schrei erklang noch mal und da erkannte es Liam.
„Das war ein Pferd. Ein Pferd, das gewiehert hat.” erklärte er.
„Ein Pferd? Was ist das, ein Pferd?” fragte Da'an verwirrt. Für ihn hatte sich dieses „Wiehern” eher wie irgendeine verletzte Kreatur angehört.
„Das ist ein Tier von der Erde. Und wo sich diese Tiere befinden, da sind auch Menschen. Kommen Sie!”
rief Liam Da'an zu, zwischen den Felsen verschwindend, immer in die Richtung, aus der das Wiehern gekommen war.
Da'an folgte ihm, so schnell er konnte.
„Major! Major, so warten Sie doch!” rief er hinter seinem Beschützer her, der schnurstracks über den nächste Hügel kletterte.
Dann blieb Liam wie angewurzelt stehen, und Da'an wäre fast gegen ihn gerannt.
„Da, da ist das Shuttle!” sagte Liam erleichtert und deutete den Abhang herunter.
Und wirklich, hinter der Hügelkuppe breitete sich eine zweite Lichtung aus, auf der das Shuttle stand. Oder besser: lag. Es war durch den Aufprall mit dem Erdboden zur Seite gekippt, und hatte sich in einer Schneise tief in die Erde gegraben. Um das Shuttle herum konnte Liam Menschen und einige Pferde erkennen.
„Können Sie Zo'or oder T'than irgendwo sehen?” fragte Da'an Liam.
„Nein, aber ich bin mir sicher, daß uns diese Menschen sagen können, wo die Beiden sind.”
Mit diesen Worten schritt Liam den Abhang hinunter. Da'an beeilte sich, es ihm gleichzutun.
„Hallo! Hallo!” rief Liam den Menschen zu, die sich erstaunt umsahen. Liam winkte mit der linken Hand; es zu vermeiden suchend, in irgendeiner Weise seinen rechten Arm zu bewegen.
Die Menschen, von denen Liam nun erkennen konnte, daß es nur Männer von ungefähr seiner Statur waren, starrten Liam mit großen Augen an.
„Hallo.” wiederholte Liam, als er vor den Männern zum Stehen kam: „Mein Name ist Major Liam Kincaid. Companionbeschützer. Haben Sie vielleicht noch 2 Taelons gesehen?”
„Gott steh' uns bei.” flüsterte einer der Männer und bekreuzigte sich.
Liam starrte nun seinerseits den Mann mit großen Augen an.
*Was soll das denn heißen, bitte schön?*
Doch dann merkte er, daß die Männer gar nicht ihn meinten, sondern Da'an, der zögerlich ein Stück hinter Liam stand.
„Noch ein Dämon.” flüsterte ein anderer.
„Meine Herren, was soll das?” fragte Liam verwirrt.
Da'an trat näher; neben Liam. Er schien nicht zu bemerken, daß die Männer ihn panisch anstarrten.
„Haben sie sie gesehen?” fragte er Liam. Der brauchte ein wenig, um zu begreifen, daß Da'an Zo'or und T'than meinte.
„Der Dämon kann sprechen!” schrie einer der Männer gellend, drehte sich um, und rannte Hals-über-Kopf in den Wald hinein.
„Er wird uns alle verhexen! Herrgott im Himmel, rette uns!” schrie ein anderer, und folgte seinem Kameraden, wiederum gefolgt von den anderen Männern, die kopflos losrannten, und sogar die Pferde stehen ließen.
In weniger als 10 Sekunden war die Lichtung leergefegt.
Zurück blieb ein erstaunter Companion und ein etwas dümmlich dreinblickender Major.
Da'an wandte sich an Liam.
„Was genau haben Sie diesen Menschen erzählt, Major?” fragte Da'an etwas verwirrt.
„ICH??? Gar nichts!” erwiderte Liam und sah Da'an erstaunt an.
*Klar, ist wieder mal alles meine Schuld. Wie immer.* „Dann wüßte ich nur zu gerne, was sie so erschreckt hat.” fragte Da'an, und blickte unschuldig in die Richtung, in der die Männer verschwunden waren.
Liam sah Da'an von der Seite an.
Verzweifelt versuchte er, nicht zu lachen, doch es ging nicht. Liam prustete los.
Da'an starrte seinen gackernden Beschützer an, dem die Tränen von den Wangen rollten.
„Major?!?...Ich würde gerne wissen, was hier so komisch ist!”
„Ein...Ein Dämon!” kicherte Liam: „Ein DÄMON!”
Liam konnte nicht mehr vor Lachen. Er hatte ja schon viel gehört, im Bezug auf die Taelons, und er war auch von Augur schon so einiges gewohnt, aber so eine Reaktion auf einen Companion....Noch nie!
Langsam beruhigte er sich wieder.
„Haben Sie's nicht kapiert?” fragte er Da'an: „Die haben SIE gemeint. IHRETWEGEN sind die abgehauen.”
Da'an sah Liam verständnislos an.
Liam räusperte sich. *Companions verstehen keinen Spaß.*
„Nun ja, ähmmmm...” meinte Liam, und lenkte schnell vom Thema ab: „Nun gut, da haben wir das Shuttle,aber wo-”
„Wo sind Zo'or und T'than?” fiel ihm Da'an ins Wort.
Liam schritt auf das Shuttle zu, doch er konnte schon erkennen, daß es leer war.
„Verdammt!” murmelte er, in das Shuttle kletternd.
„Keine Spur von den beiden!” rief er Da'an zu.
„Die Männer hätten uns wohl sagen können, wo sie sind.” wagte Da'an einzuwenden, doch Liam reagierte nicht.
Statt dessen kletterte er mühsam nach vorne zum Pilotensitz, was gar nicht so leicht war, in Anbetracht der Tatsache, daß das Shuttle schräg in den Boden gerammt war und seine Schulter ihm immer noch Schmerzen bereitete, und versuchte, einen Datastream zu öffnen. Doch das Shuttle blieb stumm. Liam versuchte es noch mal, doch es rührte sich nichts.
„Hier geht gar nichts!” schimpfte er.

Da'an war näher an das Shuttle herangetreten. „Major!” rief er.
„Was denn?” antwortete Liam etwas gereizt.
„Major, da kann auch nichts funktionieren. Der Energiekern ist weg.” sagte Da'an monoton.
„WAS?” rief Liam entsetzt und kletterte, so gut es ging, wieder aus dem Shuttle. „DAS DARF DOCH NICHT WAHR SEIN!” schimpfte er, und trat vor einen Baumstumpf.
„VERDAMMT NOCH MAL!”
Da'an starrte ihn groß an.
„Entschuldigung....” murmelte Liam.
„So kommen wir nicht weiter.” sagte Da'an und trat vom Shuttle weg.
„Das können Sie ruhig laut sagen.” grummelte Liam und setzte sich demonstrativ auf den Boden.
Da'an beobachtete besorgt den Himmel. Es dämmerte, und er konnte schon ein paar Sterne erkennen.
„Ich glaub' das alles nicht.” murmelte Liam: „Uns müßte doch schon längst wer gefunden, oder zumindest gesucht haben. Wo sind die denn nur?”
„Ich weiß es nicht, Liam.” antwortete der Companion: „Ich weiß es wirklich nicht.”
Liam stand wieder auf. „Ich schätzte, diese Nacht werden wir unter dem freien Himmel verbringen müssen, außer es geschieht noch ein Wunder, und die da oben merken, daß wir futsch sind.”
Da'an sah seinem Beschützer ins Gesicht.
„Es wird kalt werden.” sagte Liam: „Wir sollten Holz suchen und ein Feuer machen, wenn wir nicht erfrieren wollen.”
Da'an nickte langsam, seinen Blick wieder auf den Himmel richtend.
Liam schritt los, um Feuerholz zu suchen. „Kommen Sie, Da'an.” Er winkte dem Companion.
Liam merkte es. Ganz deutlich. Es stand Da'an praktisch auf der Stirn geschrieben.
*Er macht sich Sorgen. Sorgen um Zo'or und T'than.*
Und, was Liam sich nicht eingestehen wollte, auch er machte sich Sorgen um die beiden.

 
* * *
 

Ein leises Fiepen ließ ihn aufwachen. Er merkte, daß er in einer vollkommen verkrampften Haltung hing; auf dem Boden sitzend, beide Arme über dem Kopf nach oben gestreckt. Er versuchte, sie herunterzunehmen, doch es ging nicht. Sie wurden von irgend etwas Hartem, Kalten festgehalten.
Mit Erschrecken spürte er, wie etwas Kleines mit trippelnden Schritten über seinen Körper huschte. T'than schlug die Augen auf und sah Dutzende von seltsamen, kleinen und bepelzten Kreaturen mit langen, nackten Schwänzen um ihn - und auf ihm- sitzen, und ihn beschnuppern. T'than keuchte laut auf und begann wie wild zu zappeln. Die Tiere erschraken und rannten mit entsetztem Gefiepe fort. Der Companion starrte ihnen mit großen Augen hinterher.
Plötzlich hörte er jemanden unterdrückt kichern.
T'thans Kopf fuhr herum und sah rechts neben ihm Zo'or in der gleichen Haltung wie er sitzen.
Zo'ors Gesicht war zu einem gemeinen Grinsen verzerrt.
„Den Ratten schien es bei dir zu gefallen,” kicherte der junge Taelon: „Sie haben in dir sicher einen Artgenossen erkannt.”
T'than schenkte Zo'or den giftigsten Blick, den er aufbringen konnte, und schluckte die Todesandrohung an ihn herunter.
„Wo sind wir hier?” fragte er stattdessen. „Wo sind Da'an und der Mensch?”
„Das weiß ich nicht!” zischte Zo'or ihn an, und das Grinsen verschwand augenblicklich von seinem Gesicht.
T'than sah sich um - soweit er in dem Halbdunkeln, in dem sie saßen, überhaupt etwas erkennen konnte.
Sie befanden in einem kleinen, fensterlosen Raum. Die Wände schienen aus massivem Stein zu bestehen. Vor ihnen konnte T'than eine sperrige Holztür ausmachen, in der sich ein kleines Fenster mit einem Eisengitter befand, durch das spärliches Licht fiel.
Dann sah er hoch zu seinen Händen. Schwere, in der Wand verankerte Eisenketten lagen um seine - und um Zo'ors Handgelenke. Sie waren gefangen.
„Was soll das?” fragte er, und zog vergeblich an den schweren Ketten.
„Ich habe schon einmal gesagt, daß ich das nicht weiß!” giftete Zo'or von der Seite: „Aber, ich denke, diese Art von Behandlung sollte ich für dich auch auf dem Mutterschiff einführen.”
T'than bohrte ihm tödliche Blicke durch den Körper, doch Zo'or ignorierte den Kriegsminister.
Statt dessen zog nun auch er mit aller Kraft, die er aufbringen konnte, an den Ketten, doch die rührten sich nicht einen Millimeter. „Sha'bra!” fluchte Zo'or und ließ sich wieder an die Mauer fallen.
„Wir sind abgestürzt...” murmelte T'than und warf einen heimlichen Seitenblick auf den Synodenführer.
*Wie schade, daß er bei dem Absturz nicht verletzt wurde. Wirklich ein Jammer.*
„Und jetzt sind wir hier,” vollendete Zo'or seinen Satz: „Irgendwer - oder irgendwas - hat uns hierher gebracht.” „Dann wüßte ich nur zu gern, wer!” knirschte T'than.
Plötzlich erklangen laute, schwere Schritte vor der Tür. Jemand warf einen kurzen Blick durch das kleine Fenster. Dann wandte er sich wieder ab, und eine Stimme erklang:
„Sind die beiden aufgewacht?”
„Ja, Eure Eminenz.” erwiderte eine andere Stimme.
„Öffnet die Türe. Ich will mit ihnen reden.” ließ sich die erste Stimme vernehmen.
„Sire, glaubt Ihr wirklich, daß das so-” wandte die zweite Stimme ein.
„Öffnet diese Türe!” herrschte die erste Stimme, und die beiden Taelons hörten, wie ein Schlüssel klapperte.
Kurz darauf wurde die massive Türe aufgezogen.
Ein sehr seltsam gekleideter Mensch trat ein, und musterte die beiden Außerirdischen genauso intensiv, wie sie ihn musterten. Der Mann trug eine weite, lange Robe, die mit goldenen und silbernen Applikationen geschmückt war. An jedem seiner Finger trug er einen Ring, und auch um seinen Hals hing Goldschmuck.
Zo'or schien es an der Zeit, einen Befehl auszusprechen: „Mach uns auf der Stelle von diesen Ketten los!”
Der Mann starrte sie nur weiter an.
Zo'or kam der Gedanke, daß der Mensch ihn vielleicht nicht verstehen konnte. Es gab so viele verschiedene Sprachen auf der Erde, und je nachdem, wo sie gelandet waren...
Er versuchte es noch einmal, diesmal in Spanisch.
Keine Reaktion.
Genau denselben Erfolg hatte er mit Italienisch, Deutsch und Französisch, nämlich den, daß der Mann sie immer weiter anstarrte, und nichts antwortete, geschweige denn, Zo'ors Befehl zu befolgen und sie der Ketten zu entledigen. Zo'or riß der Geduldsfaden. *Ist dieser Mensch so dumm, oder tut er nur so?* „Sha'bra!” zischte er:” Weißt du nicht, wer ich bin, Mensch?”
„Ich weiß sehr wohl, wer du bist.” sagte der Mann gelassen zu Zo'or.
„Du verstehst uns also?” fragte T'than.
„ICH stelle hier die Fragen, Dämon.” herrschte der Mann T'than an. „Also, was habt ihr hier zu tun?”
Zo'or und T'than starrten sich gegenseitig an, und schienen sich zum allerersten Mal in einem Punkt einig zu sein: Entweder war dieser Mensch lebensmüde, oder er war verrückt, oder beides.
„Nun?” fragte der Mann.
„Was soll das?” fragte Zo'or zurück: „Was willst du von uns?”
„Ich habe schon einmal gesagt, daß ICH hier die Fragen stelle!” knurrte der Mann und trat Zo'or hart mit seinem Fuß in die Seite.
Zo'or keuchte auf, und schlug mit dem Kopf gegen die Wand.
„Ich denke, daß wir uns jetzt verstehen! So, und nun noch einmal: „Was sollt ihr hier tun?” T'than sah den Mann verständnislos an. *Von was redet der da?*
„Ich...ich verstehe Sie nicht...” sagte T'than langsam.
„Euren Auftrag!” herrschte der Mann ihn an: „Was hat er euch aufgetragen, der Fliegengott, das ihr über uns bringen sollt? Welche Seuche für uns hat er euch mit auf den Weg gegeben, Dämon? Na los! Rede, oder wir werden dich und deinen Freund zum Reden bringen! Glaub' mir, wir haben Mittel und Wege euch Höllenbrut die Zungen zu lockern.”
T'than schien das Fragezeichen praktisch ins Gesicht geschrieben zu sein. „Was wollen Sie eigentlich von uns?” wagte er zu fragen. Das Gesicht des Mannes verzerrte sich zu einer Fratze, als er auf T'than zutrat, und ihm ebenfalls seinen Fuß in die Seite rammte.
„Ich habe es schon einmal gesagt!” keifte er.
Dann drehte er sich um, und wandte sich an die Türe. Er sah durch das kleine Fenster und sprach: „Sie wollen es nicht zugeben. Bereitet eine Wasserprüfung vor!”
Die Türe wurde geöffnet, und der Mann trat wieder nach draußen, ohne die beiden Companions noch eine Blickes zu würdigen.
T'than biß die Zähne zusammen, und unterdrückte den Schmerz, so gut es ging. Zo'or versuchte gerade verzweifelt, nicht das Bewußtsein zu verlieren. Sein Kopf, mit dem er gegen die Wand geprallt war, schmerzte viel mehr als der Tritt.
„Was....”, keuchte T'than: „Was ist eine Wasserprüfung?”
Zo'or verzichtete auf eine Antwort, sondern sah dem Kriegsminister in das vor Schmerz verzerrte Gesicht.
„Ich will lieber wissen, was hier vor sich geht.” sagte Zo'or leise: „Und wo sind Da'an und Major Kincaid?”

 
* * *
 

„Auuuu, Mist! Verdammter!” murmelte Liam, und setzte sich auf: „Mein armer Rücken...”
Steif kam er auf die Füße und rieb sich den Nacken.
*Ich bin echt nicht dazu geschaffen, auf dem Boden zu schlafen.*
Er sah sich um. Es dämmerte; ein neuer Tag brach gerade an. Das Feuer, das er und Da'an gestern Nacht mühsam entfacht hatten, brannte immer noch, trotzdem war ihm eiskalt.
Da'an saß auf dem Boden vor Liam und starrte in die Flammen.
„Guten Morgen.” sagte Liam, und ließ sich neben dem Companion wieder auf dem Boden nieder.
*Ist noch viel zu früh, um großartige Reparaturen am Shuttle durchzuführen.*
Da'an wendete leicht den Kopf und sah Liam an.
„Sagen Sie bloß, Sie haben die ganze Nacht nicht geschlafen!” meinte Liam entsetzt, als er in das müde Gesicht seines Freundes blickte.
„Nein, Liam.” erwiderte Da'an, und heftete seinen Blick wieder auf die Flammen.
„Ich habe nachgedacht. Ich habe darüber nachgedacht, wieso wir keine Verbindung zum Mutterschiff bekommen.”
*Und wieso ICH keine Verbindung zum Gemeinwesen mehr fühle.* Liam sah Da'an verständnislos an: „Nun, mein Global ist hinüber, der Energiekern des Shuttles ist weg -”
„Nein, das meine ich nicht!” unterbrach ihn der Companion: „Haben Sie einmal daran gedacht, daß das Mutterschiff vielleicht gar nicht mehr da ist?”
„Wie meinen Sie das?” fragte Liam ratlos. Worauf wollte Da'an hinaus?
„Haben Sie es nicht gesehen?” fragte der Außerirdische zurück: „Das helle Licht, als wir abstürzten?
*Da'an hatte es auch gesehen?*
„Verstehen Sie nicht, wieso die Männer gestern solche Angst hatten?”
Liams Gesichtsausdruck schien zu verraten, daß er genau DAS nicht verstand.
„Sie hatten solche Angst, weil sie noch nie in ihrem Leben einen Taelon gesehen haben.” meinte Da'an und gestikulierte heftig: „Verstehen Sie, Liam? Wir, Sie, Zo'or, T'than und ich, wir haben einen Zeitsprung gemacht.”
Liam starrte Da'an an. „Sie meinen, daß wir...”
„Genau das meine ich, Major.” vollendete Da'an den Satz und sah Liam wieder an.
„Und wenn wir wirklich durch die Zeit gereist sind, in eine Epoche IHRER Zeit, in der wir” - Er deutete auf sich selbst- „noch nie hiergewesen sind, dann sind Zo'or und T'than in großer Gefahr.” Er sah Liam verzweifelt an.
„Das...Das kann ich nicht glauben, Da'an.” stöhnte Liam und sah zu Boden: „Nicht noch mal Zeitreisen...Nicht schon wieder!”
Doch innerlich wußte er ganz genau, daß Da'an Recht hatte. Es war die einzig mögliche - und auch plausible - Erklärung.
„Doch, Liam.” erwiderte Da'an ruhig: „Wir sind durch die Kollision mit dem Kometen aus dem Raum - Zeit - Kontinuum geschleudert worden, und sind an einer anderen Stelle wieder eingetreten.”
Liam sah Da'an an und sein Blick verriet, was er von dieser Tatsache hielt. „Also gut...” murmelte er:” Aber, wo sind wir dann?”
„Die Frage ist nicht wo, Major, sondern wann.” verbesserte Da'an: „Das müßten Sie doch besser wissen als ich. Immerhin ist es IHRE Geschichte, nicht die meine.”
Liam dachte scharf nach, und sah zu den Pferden hinüber, die immer noch bei ihnen standen. An ihren Sätteln waren Lanzen und einige Schwertscheiden befestigt. *Schwerter? Dämonen?*
„Die Männer...”, sagte Liam langsam: „Sie haben Sie für einen Dämon gehalten, Da'an. Es gab nur eine Epoche in der menschlichen Geschichte, in der man offenkundig Angst vor Dämonen hatte. Das Mittelalter. Aber, dann verstehe ich nicht, wieso sie sagten „Noch ein Dämon.”.”
„Zo'or und T'than!” schreckte Da'an auf.
„Diese Männer müssen die beiden gefunden und für Dämonen gehalten haben.” sagte Liam, sprang auf und begann, hektisch hin- und herzulaufen: „Und diese Männer haben wahrscheinlich auch den Energiekern gestohlen.”
Da'an atmete tief ein. „Was werden sie ihnen antun, Liam? Was können sie ihnen antun?” fragte er, und Liam hörte ganz deutlich, daß es Da'an himmelangst um die beiden war.
Liam blieb abrupt stehen, als er spürte, wie sich seine Schulter wieder meldete.
Er stöhnte leise, als ihn eine erneute Welle des Schmerzes durchlief, und sah Da'an an.
Sein Blick schien alles zu sagen, was der Companion wissen wollte.
Da'an stand auf und ließ den Kopf hängen. Liam sah zu den Pferden hinüber, und ein Gedanke schlich sich auf Samtpfoten in seinen Kopf.
Er glaubte, neben sich zu stehen. *NEIN; DAS DENKE ICH NICHT WIRKLICH! NEIN, DAS NICHT! HALT DEN MUND; DU DUMMKOPF!*
Aber, wie von selbst, sprach er: „Wir müssen die beiden holen, Da'an. Wir müssen sie befreien.”
*DAS habe ich nicht gesagt. Das ist ein ganz, ganz, ganz böser Traum, du willst die Zwei nicht befreien, du willst sie gar nicht WIEDERSEHEN.*
Da'an sah ihn verzweifelt an: „Und wie stellen Sie sich das vor, Major? Wir wissen ja nicht einmal, wo sie sind.” Er sah Da'an an, und deutete auf die Pferde hinter sich: „Sie wissen es. Ich glaube, die Männer gestern waren nur Wachen, die das Shuttle bewachen sollten. Sie gehören aber wahrscheinlich auch zu denen, die Zo'or und T'than mitgenommen haben. Ihre Tiere sind noch hier. Ich bin mir sicher, daß sie uns zu ihrem Zuhause bringen werden. Und damit schnurstracks zu den beiden.”
*ARGH!!! BLÖDMANN!!!* Liam hätte sich selbst ohrfeigen können. Jetzt waren sie endlich weg, und ausgerechnet ER mußte ja vorschlagen, sie zu retten. Typisch. Warum mußte er eigentlich immer den Helden spielen?
Da'an sah ihn skeptisch an. „Diese....Pferde sollen uns zu ihnen bringen?” fragte er verwirrt.
„Genau, kommen Sie, Da'an.” rief Liam und stakste eiligen Schrittes auf das Erstbeste zu, obwohl sein Verstand ihm zuschrie, sich gemütlich hinzusetzen und diese zwei Taelon-Quälgeister versauern zu lassen.
Doch es war nicht sein Verstand, der ihn jetzt lenkte.
Da'an folgte ihm etwas zögerlich und sah erstaunt zu, wie Liam sich, trotz seiner Verletzung, behende in den Sattel schwang.
„Major?” wagte Da'an leise einzuwenden und hielt gebührenden Sicherheitsabstand zu den für ihn riesig wirkenden Wesen. „Ja, Da'an” fragte Liam und ergriff die Zügel seines Tieres: „Was ist?”
Da'an sah ihn an und sein Gesichtsausdruck sprach Bände
.Liam seufzte, und stieg wieder ab.
„Sie brauchen keine Angst zu haben, die tun nichts.” sagte er aufmunternd zu dem Companion, und schob ihn vorwärts, auf eins der Pferde zu.
„Aber, LIAM, ICH KANN DAS NICHT!” erwiderte Da'an panisch, und krallte sich an Liams Jacke fest, als das Pferd ihm am Ärmel schnüffelte.
„Wollen Sie die Zwei nun holen, oder nicht?” fragte Liam entnervt, und drückte Da'an die Zügel in die Hand.
Er hatte nun wirklich keine Zeit, Da'an von seiner Pferdephobie zu heilen.
Wenn sie wirklich im Mittelalter gelandet waren, und er recht in der Annahme ging, daß „Dämonen” damals auf dem Scheiterhaufen gelandet, oder ertränkt worden waren, dann hatten sie nur noch verdammt wenig Zeit.
Er half Da'an beim Aufsteigen, und hievte sich dann selbst hoch in den Sattel. Seine Schulter protestierte, und begann wieder zu wüten, doch er versuchte, nicht darauf zu achten.
Statt dessen drehte er sein Tier herum, das, wie er vermutet hatte, schnurstracks in den Wald lief, gefolgt von Da'ans Pferd.
„Sehen Sie?” fragte Liam Da'an:” Ich hab' doch gesagt, die kennen den Weg.”
Da'an war kreidebleich, und klammerte sich krampfhaft an dem Sattel feste. Liam beschloß, die Probleme des Companions hinsichtlich des Reitens zu ignorieren. Statt dessen schlich sich schon wieder so ein Gedanke in seinen Kopf, und setzte sich dort fest.
*Hoffentlich kommen wir noch rechtzeitig, bevor die beiden in die nächste Ebene gewechselt haben.*

 
* * *
 

„Da'an, versteifen Sie sich doch nicht so. Sie müssen mit den Bewegungen des Tieres mitgehen.” versuchte es Liam nun schon zum hundertsten Mal.
„Ge-genau da-das ver-versu-versuche ich j-a, Li-Liam.” antwortete Da'an und krallte sich am Sattel seines Pferdes fest, das neben Liams hertrabte.
Die Gangart schien zu schnell für den Companion zu sein; er wurde auf dem Rücken des Tieres hin- und hergeschleudert, und hatte Mühe zu sprechen.
„A-aber, da-das geht ni-nicht.” Liam verdrehte die Augen und beschloß, Da'ans miserable Reitkünste nicht mehr zu beachten.
Hastig zog er an den Zügeln, und brachte sein Pferd vor einem abfallenden Hügel zum Stehen.
„Da! Sehen Sie mal!” sagte er zu Da'an, der sehr erleichtert war, daß auch sein Tier stehenblieb.
Da'ans Blick folgte Liams ausgestrecktem Arm, und er sah, daß sich vor ihnen ein kleines Tal ausbreitete, in dessen Mitte ein See lag.
An den Ufern des Sees, direkt vor ihnen, erkannte der Companion eine kleine, mittelalterliche Burg, genauso eine, wie er sie schon manchmal auf Bildern gesehen hatte.
„Dort müssen sie sein.” sagte Liam, und trieb sein Pferd wieder an, das auf eine Art Straße zuhielt, die zur Burg führte. Da'an folgte ihm.
„Liam, mei-inen Sie ni-nicht, da-das es etwas du-dumm ist, hi-hier so sicht-sichtbar her-herumzureiten?” fragte Da'an zweifelnd seinen Beschützer. „Wieso?” fragte Liam zurück.
„Nun, di-diese Menschen ha-tten Angst vor mi-ir, wa-was, we-wenn wir wieder auf Me-menschen treffen?” Liam zügelte sein Pferd, so daß es nur noch Schritt ging, und wandte sich an den Companion.
„Darüber habe ich gar nicht nachgedacht...” murmelte er: „Ich glaube, es wäre besser, wenn Sie im Wald bleiben, und dort auf mich warten. Ich werde alleine gehen. Ein Mensch wird hier nicht auffallen.”
Da'an sah Liam an, und Liam meinte, in seinen Augen so etwas wie Besorgnis zu erkennen.
„Woher wollen wir wissen, daß sie wirklich hier sind?” fragte er Liam, nachdem auch sein Tier angehalten hatte.
„Ich werde sie suchen, Da'an, und wenn sie nicht hier sind, dann werden wir...” Liam verschluckte die Worte, die ihm auf der Zunge lagen, als er in das verzweifelte Gesicht seines Vorgesetzten sah. *...dann werden wir, mit Hilfe ihrer Energie, alleine zurückfliegen....*
Da'an schien auch so zu verstehen. Wortlos wendete er sein Tier und ritt zurück in den Wald.

Liam sah dem Companion nach.
*DU BIST EIN ELENDER DUMMKOPF!!! MUSSTEST DU IHN SO VERLETZTEN? DU UND DEINE GROßE KLAPPE!!*
„Verdammt...” murmelte er, und ritt seinerseits weiter auf die Burg zu, die sich mit ihren grauen Mauern bedrohlich vor ihm aufbaute.

 

 

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