Startseite Aktuelles Update Geschichten Kategorien Bilder Forum - Der Baum Links Hilfe Kontakt
  „Aylin” von Shaila   (Emailadresse siehe Autorenseite)
Mission Erde/Earth: Final Conflict gehören Tribune Entertainment Co., Lost Script Prod. Inc., Atlantis Films und VOX. Bitte veröffentlichen Sie diese Geschichte nicht ohne vorheriges Einverständnis der Autorin.
 
Handlung:  Ein genetisches Experiment der Taelons entwickelt sich vollkommen anderes, als es die Taelons erwarten
Zeitpunkt:  gegen Ende der dritten Staffel
Charaktere:  Ha'ar, Aylin, Liam, Da'an [Zo'or, Renée, Sandoval, Augur]
 

 

AYLIN

Kapitel 1

 

Teil 2

„So, so es ist mal wieder jemand vom Mutterschiff abgehauen. Wundert mich gar nicht, ich würde da auch nicht bleiben wollen!” Das waren Augurs erste Worte, nachdem ihm Liam alles erzählt hatte.
„Ich weiß, was du meinst, aber kannst du sie finden?”, fragte Liam.
„Nur keine Eile, du sprichst immerhin mit dem Meister. Ich finde schon was raus!”
Liam lächelte, bei jedem anderen Menschen hätte er eine solche Aussage für Angeberei gehalten, aber es war Augur, mit dem er sprach, und Augur war wirklich ein Meister seines Fachs.
Nachdem sie noch die wichtigsten Daten, wie Zeitpunkt der Flucht und solche Dinge, geklärt hatten, machte sich Augur an die Arbeit. Zu Liams Überraschung dauerte es nur wenige Minuten, bis Augur Resultate vorweisen konnte.
„Ich glaube, ich habe was.”
„So schnell?”, stellte auch Renée fest.
„Ja, gestern abend so gegen 19:00 Uhr wurde auf dem Mutterschiff eine Ausgangssperre eingerichtet und erst nach drei Stunden wieder aufgelöst. Die Kommunikationsdaten weisen darauf hin, dass irgend jemand unbefugt das Schiff verlassen hat, und zwar mit einem der Portale.”
Liam und Renée sahen sich kurz an, das musste es sein.
„Können Sie herausfinden, wohin die Person durch das Portal geflohen ist?”, kam Renée Liam zuvor.
„Das Portal wurde verschlüsselt und die Daten gelöscht, aber wenn ich von der Schnelligkeit der Aktion ausgehe und es mit den letzten Aktivitäten des Portals vergleiche, könnte ich es herausfinden!”
„Wie meinen Sie das?”, hackte Renée nach.
Augur grinste: „Auf dem Mutterschiff gibt es ja nicht nur eins, sondern fast auf jedem Deck ein Portal. Der Vorteil daran ist, dass bestimmte Portale nicht ständig neu programmiert werden müssen, und wenn das Fluchtportal vorprogrammiert war, dann können wir herausfinden, wohin es unseren Ausreißer gebracht hat.”
Renée nickte und schon machte sich Augur wieder an die Arbeit.
„Kurz vor der Ausgangssperre wurde ein Portal auf einem der unteren Decks benutzt. Dort sind viele Labore und die Portale führen meist in Großstädte dieser Welt.”
„Auf welchen Ort war das Portal meistens eingestellt?”
Augur sah Renée kurz an und gab ihr dann die gewünschte Antwort: „Los Angeles!”
Renée bedeutete Liam ihr zu folgen, aber dieser blieb einfach bei Augur stehen.
„Was ist, wir sollten uns auf den Weg nach L.A. machen und nicht hier Wurzeln schlagen!”
„Das wäre zu einfach”, bemerkte Liam nur.
Renée sah ihn kritisch an.
„Sandoval und seine Leute sind nicht dumm, sie sind bestimmt auf die gleiche Idee gekommen, gibt es irgendwelche Kommunikationsaufzeichnung von Sandoval oder seinen Leuten, die auf so etwas hindeuten?”
Augur nickte, daran hatte er im Moment gar nicht gedacht, aber Liams Gedankengang war einleuchtend, also ging er kurz die entsprechenden Daten durch.
„Volltreffer!”, rief er nach ein paar Sekunden, Liam und Renée stellten sich hinter ihn, um das Ergebnis zu sehen.
„Vor vier Stunden hat Sandoval Zo'or einen Bericht über die Suche abgeliefert.”
Gemeinsam sahen sie sich die Aufzeichnung an, in der Sandoval von dem getöteten Mann und dem Fortgang der Suche berichtete.
„Entweder ist die Kleine Menschen gegenüber sehr aggressiv oder sie hat Angst”, stellte Renée am Schluss der Aufzeichnung fest.
„Wenn sie sich ihrer Tat bewusst ist, dann wird sie davon gelaufen sein. Augur, befinden sich weitere Portale in der Nähe des Leichenfundorts?”
„Ja, es gibt drei Portale, die von dieser Position aus schnell zu erreichen wären, alle wurden auch ständig benutzt, also kann man schlecht nachvollziehen wohin, die Person geflohen ist!”
„Welches Portal wurde am häufigsten benutzt und welches am wenigsten?”, bohrte Liam weiter.
„Das Portal nach New York wurde am meisten und das Portal nach San Francisco wurde am wenigsten benutzt.”
„Weist eines dieser beiden Portale einen ungewöhnlichen Transport auf? Eine falsche DNS-Codierung oder ähnliches?”
Nach einem kurzen Moment des Wartens kam von Augur die Antwort: „Bingo, das Portal nach New York weist eine ungewöhnliche DNS-Codierung auf.”
Augur hatte die letzten Worte noch nicht fertig ausgesprochen, da setzte sich Liam schon in Bewegung.
„Was haben Sie denn jetzt vor?”, fragte Renée.
„Wir nehmen die Suche auf.”
„Und wie? Wollen Sie jeden einzelnen Schritt der Kleinen nachmachen?”, zweifelte Renée an Liams Idee.
„Nein, das würde zu lange dauern, wir fliegen zu dem Portal, das sie in New York verlassen hat, und nehmen von dort die Suche auf!”
Etwas widerwillig, aber Liam zustimmend, machten sie sich auf den Weg.

 
* * *
 

„Jetzt laufen wir schon zwei Stunden in diesen Straßen herum und haben nichts gefunden!”, stöhnte Renée, aber das kam hauptsächlich daher, dass ihr von ihren Schuhen die Füße weh taten.
„Ich weiß, und langsam habe ich auch keine Idee mehr, wo sie hin sein könnte, am besten......”
„Verdammt noch mal!”, wurde Liam von Renée unterbrochen.
„Was ist denn?”
„Jetzt sehen Sie sich das doch mal an!” Renée deutete auf einen ihrer Schuhe. Dieser glitzerte im Halbdunkeln seltsam.
„Zeigen Sie mal her!”, meinte Liam und bückte sich zu Renées Schuh. Vorsichtig scannte er mit dem Global den Schuh und ließ die Daten dann analysieren.
„Das ist eine hochkomplexe Energieverbindung”, stellte Liam schließlich fest.
„Wozu könnte so was gut sein?”
Liam runzelte kurz die Stirn: „Es hat Ähnlichkeit mit Kryss, also kann man mit dieser Substanz Energiebahnen stabilisieren.”
Plötzlich sahen Liam und Renée sich an, beiden schien das gleiche durch den Kopf zu gehen.
„Wenn das Pulver zur Stabilisierung von Energiebahnen dient, dann gehörte es wohl der Kleinen, und das kann nur bedeuten...” „dass sie hier entlang gekommen ist”, beendete Liam Renées begonnen Satz.
Sofort liefen die Beiden los und folgten der Straße, auf der sie das Pulver entdeckt hatten, doch sie fanden nichts.
„Das hat scheinbar doch keinen Sinn”, fluchte Renée, als sie am Ende der Straße ankamen.
„Wo könnte sie denn jetzt hingelaufen sein?” Liam zuckte auf diese Frage hin nur mit den Schultern. Die Spur des Pulvers hatte sich in der Hälfte der Straße verloren und so waren sie einfach weitergelaufen, aber jetzt wusste keiner mehr wohin.
„Gehen wir zurück zum Portal”, schlug Liam vor. Renée nickte und so bogen sie in die nächste Straße ein, um zum nächsten Portal zu gelangen.
Zwei Straßen weiter überkam Liam ein seltsames Gefühl. Er blieb stehen und drückte sich die Hände an die Schläfen. Renée war ebenfalls stehen geblieben und sprang gerade noch rechtzeitig an Liams Seite, um ihn zu stützen.
„Liam, Liam was ist denn?” Besorgt half sie Liam, sich gegen die Wand eines alten Hauses zu lehnen.
Liams Gesichtsausdruck war unnatürlich, er schien ins Leere zu starren und trotzdem schien er irgend etwas zu sehen.
Plötzlich fing er sich wieder und sah Renée überrascht an, weil diese an seiner Seite stand.
„Was war denn eben los mit Ihnen!”
„Sie ist in der nähe”, antwortete Liam knapp.
„Meinen Sie das Mädchen?”
Liam nickte und trat von der Wand weg. Er sah sich in der ganzen Straße um und entdeckte ein altes Abrisshaus.
„Da müssen wir hin.” Er deutete auf das Haus und setzte sich in Bewegung.
„Woher wollen Sie wissen, dass die Kleine dort ist?”, rief ihm Renée nach.
„Ich kann sie spüren.” Von dieser Antwort überrascht, schloss Renée zu Liam auf.
„Na ja, das schlimmste, was passieren kann, ist, dass wir nichts finden.”
Schnell hatten sie einen Weg in das Haus gefunden und begannen damit, die unteren Räume zu durchsuchen.

 
* * *
 

In ihrem provisorischen Versteck war es Aylin plötzlich schwarz vor Augen geworden. Sie hatte das Gefühl, dass jemand in der Nähe war.
Aber woher kam dieses unglaublich starke Gefühl. Aus Angst, entdeckt zu werden, löschte sie schnell die kleine Kerze, die sie gefunden hatte, und wagte sich ein Stück zur Tür hinaus.
Da waren Stimmen. Bestimmt hatte man sie gefunden, also hatte sie nur eine Wahl: So schnell wie möglich zu verschwinden, und das Ganze so leise wie möglich.

 
* * *
 

„Hier unten ist nichts, gehen wir nach oben.” Renée hatte ihre Waffe gezogen. Liam tat es ihr gleich, immerhin wusste keiner der Beiden, was sie erwartete.
Oben angekommen trennten sie sich, um schneller mit der Suche voran zu kommen.
Renée stieg die Treppe ein weiteres Stück hinauf, während Liam sich auf den Weg in den hinteren Teil des Hauses machte, falls es dort noch eine Treppe oder ähnliches gab.
Das Haus selbst erwies sich als dunkel und dies wurde noch durch die draußen herrschende Dunkelheit begünstigt. Renée suchte im schwach einfallenden Licht der Straßenlampen nach dem Mädchen.

Doch es war das Mädchen, welches Renée zuerst fand.
„Wer sind Sie?”, raunte eine Stimme hinter Renée. Vorsichtig drehte sie sich um und blickte in das Gesicht eines erschöpft aussehendes Kindes.
„Ich habe gefragt, wer Sie sind?” Nun klang ihre Stimme scharf.
„Mein Name ist Renée Palmer und ich bin hier, um dir zu helfen”, stellte sich Renée vor.
„Mir helfen! Wie kommen Sie darauf, dass ich Ihnen das glaube?”
„Ich weiß, dass du vom Taelonmutterschiff geflohen bist, und wir wollen dich in Sicherheit bringen!”
„Wir, also sind Sie nicht allein! Das kann nur heißen, dass Sie mich zurück bringen wollen.”
„Nein, das wollen wir mit Sicherheit nicht. Wir gehören zum Widerstand gegen die Taelons.”
„Oh, das ist ja noch besser, da entkomme ich aus meinem ersten Gefängnis und lande direkt im nächsten.”
„Nein, das sicher nicht!” Renée kam ein Stück auf das Mädchen zu, aber diese warnte Renée, sie solle stehen bleiben.
Als sich Renée trotzdem weiter auf sie zubewegte, hob Aylin warnend ihre Hand und ihre Handfläche begann bedrohlich zu Glühen.
Erstaunt blieb Renée stehen: „Ich sage dir die Wahrheit, wir wollen dir helfen.”
„Lügnerin! Bis jetzt haben mich alle angelogen, über mein Leben, meine Vergangenheit, einfach über alles. Warum sollten Sie da eine Ausnahme sein?”

„Weil wir wirklich keine bösen Absichten haben.”
Erschrocken über die fremde Stimme, sprang Aylin zu Renée, schlug ihr blitzschnell die Waffe aus der Hand und bedrohte sie mit ihrem Shaquarava.
„Wer ist da? Zeigen Sie sich oder diese Frau lebt nicht mehr lange.” Aylins Hände blitzen kurz auf.
Aylin hörte vorsichtige Schritte und dann trat ein Mann in das schwache Licht.
Er war groß, schlank und hatte kurze Haare (da weiß wohl jeder, wer gemeint ist), allerdings stand er mit gezogener Waffe im Gang.
„Ich soll Ihnen glauben! Und dennoch stehen Sie mit gezogener Waffe vor mir.”
Liam legte die Stirn in Falten, er konnte Aylin nicht richtig erkennen, nur ihr Shaquarava war zu sehen.
„Du schützt dich doch auch”, gab er als Antwort.
Im gleichen Augenblick trat Liam auf eine lose Diele, welche unter ihm nachgab. Vor Schreck verlor er seine Waffe und konnte sich gerade noch vor einem Sturz in die Tiefe bewahren.
„Und wie schützen Sie sich jetzt?”, kam es gehässig von Aylin.
Liam wollte noch etwas antworten, aber da sprach Aylin weiter. „Seit meinem Entkommen bin ich auf der Flucht und werde verfolgt, aber niemand scheint mich so richtig ernst zu nehmen. Scheinbar muss ich erst Beweisen, dass ich gefährlich bin.” Aylins Stimme klang bei diesen Worten seltsam, als wollte sie das gar nicht sagen. Jedoch beunruhigte etwas anderes Liam mehr, Aylins Stimme klang zwar drohend, aber auch erschöpft. Ein Schnaufen, welches von Aylin ausging, bestätigte diesen Verdacht.
„Überbringen Sie den Taelons die Nachricht, dass sie mich in Ruhe lassen sollen, sonst werden noch mehr ihrer Diener sterben”, fügte Aylin, an Renée gewandt hinzu.
Renée verstand die Bedeutung dieser Worte erst, als Aylin ihre Hände hob, Renée beiseite stieß und Liam eine Energieentladung entgegen jagte.
In letzter Sekunde wich Liam der tödlichen Energie aus.
„Warte, du wärst überrascht, wenn du wüsstest, wie ähnlich wir uns sind!”
Aylin zögerte kurz und da wollte Renée eingreifen, aber Aylin war schneller und stieß sie hart zu Boden, dann wandte sie sich wieder an Liam.
„Wir sind uns nicht ähnlich, glauben Sie mir.” Nur mit viel Glück schaffte es Liam auch dieser Energieentladung auszuweichen, aber nun war er genau in Aylins Schussbahn gesprungen.
Sie grinste kurz und schleuderte die nächste Energieentladung los. Schützend hob Liam die Hände vors Gesicht. Die Energieentladung traf ihn schneller als erwartet und er wurde heftig zurück geworfen, aber er blieb unverletzt.
Auf dem Rücken liegend rang er nach Luft. In seinen Händen war ein Gefühl entbrannt, welches er schon längst verloren glaubte. Vorsichtig setzte er sich auf und starrte auf seine Hände. Nach über einem Jahr hatte sein eigenes Shaquarava wieder begonnen zu glühen.
Es dauerte einige Zeit, bis er bemerkte, dass Aylin nicht mehr schoss.
Sie stand wie angewurzelt im Gang und starrte Liam an.
„Sie sind wirklich wie ich”, kam es erstickt von ihren Lippen. Auch Renée kam aus dem Staunen nicht heraus. Als Liam ihr damals so kurzfristig erzählt hatte, dass er zum Teil außerirdisch sei, hatte sie ihm das nicht glauben wollen und auch danach hatte sie es verdrängt, weil sie an Liam nie etwas bemerkt hatte, das man für außerirdisch hätte halten können.
Doch nun saß er vor ihr im Gang und seine Hände glühten, genau wie die des Mädchens.
Vorsichtig schob sich Liam zur Wand und beobachtete Aylin, welche nun langsam auf ihn zukam.

Kurz vor Liam blieb Aylin stehen und sah auf ihn herunter. Er erwiderte ihren Blick!
Nun trat sie endgültig an ihn heran und ging neben ihm in die Hocke.
Liam konnte in ihren Augen sehen, welche Frage ihr auf der Seele brannte.
„Ich bin wie du oder zumindest ähnlich. Ich bin zum Teil ein Kimera!”
Aylins Augen drückten Verwirrung aus. „Mir wurde gesagt, mein zusätzlicher DNS-Strang wäre von den Kimera, aber angeblich soll diese Rasse nicht mehr existieren.”
Ein Hauch von Schmerz huschte über Liams Gesicht, als er an diese Tatsache erinnert wurde.
„Vor Millionen von Jahren haben die Taelons die Kimera ausgelöscht. Nachdem sie von ihnen gerettet worden waren. Jedoch überlebte ein Kimera das Massaker und landete irgendwann auf der Erde. Vor ungefähr zwei Jahren entkam er aus seiner Kapsel, mit der er hier gelandet war. Er wurde getötet, aber vorher schenkte er mir das Leben!”
Aylin hatte Liam aufmerksam zugehört und auch Renée saß nun fasziniert auf der Treppe.
„Allerdings habe ich nicht die geringste Ahnung, woher die Taelons einen DNS-Strang der Kimera haben sollten”, fügte Liam noch hinzu.
Aylin schüttelte nur den Kopf, als Zeichen dafür, dass ihr das genau so unbegreiflich war. Plötzlich begann sie zu lächeln.
Liam sah sie nur kritisch an.
„Du sagtest dein Vater schenkte dir vor zwei Jahre das Leben”, begann Aylin und Liam nickte. „Das finde ich lustig. Du siehst zwar älter aus, bist aber eigentlich sogar jünger als ich.” Nun begann auch Liam zu lächeln, denn Aylin hatte recht. Da'an sagte, sie sei drei Jahre alt, und somit war sie tatsächlich ein Jahr älter als er selbst.
„Also habe ich nun eine Chance darauf, dass du mir vertraust!” Liam sah Aylin erwartungsvoll an.
Diese legte den Kopf in den Nacken und gab ein amüsiertes >vielleicht< von sich.

Vorsichtig hatte Renée es gewagt näher zu kommen. Sie blieb vor den Beiden stehen und ihr Blick wechselte von Liam zu Aylin und zurück.
Sie wollte gerade etwas sagen, als Aylin eine Art Schwächeanfall erlitt. Sie kippte nach hinten und schlug mit dem Kopf an die Wand.
Renée sprang regelrecht zu Aylin und richtete sie wieder auf.
„Was ist passiert?”
Liam beugte sich mit besorgtem Gesichtsausdruck herüber.
Aylins Augenlieder flatterten kurz.
„Ich, ich weiß es nicht. Ich fühle mich so eigenartig. Vermutlich meinte ER das mit den Auswirkungen!”
Liam und Renée tauschten einen verwirrten Blick aus.
„Der Taelon, der mir zur Flucht verholfen hat, gab mir einige Phiolen mit einem Pulver mit. Er sagte, mein Körper würde es brauchen, jetzt verstehe ich, was er damit meint”, erklärte Aylin.
„Warum, was meint er damit?” Renée war richtig um Aylin besorgt.
„Meine Entwicklung ist noch nicht komplett abgeschlossen, deshalb destabilisiert sich mein Körper, ohne ein Stabilisierungsmittel werde ich wohl nicht mehr lange leben.”
Renée sah zu Liam, in seinem Gesicht konnte sie lesen, dass er an das gleiche dachte.
„Das seltsame Pulver!”
Aylin blickte auf: „Sie haben also die Reste davon gefunden!”
Renée nickte und im gleichen Augenblick bäumte sich Aylin auf. Ihr Körper hatte sich vollkommen verkrampft und sie bekam Atemnot.
Renée versuchte sie so gut wie möglich davor zu bewahren, sich irgendwelche Verletzungen zuzuziehen.
Liam hatte aus Reflex Aylins Hand ergriffen und spürte, was in ihrem Körper vorging. Aylin drehte den Kopf zu Liam und sah ihn aus bittenden Augen an. Gerade als er ihre Bitte verstanden hatte, spürte er schon, wie sie ein Sharing zwischen ihnen einleitete. Er ließ zu, dass sie seine Energie nutzte, um ihre zu stabilisieren, und in dieser Verbindung spürte er die unglaubliche Stärke, die von Aylin ausging. Alles passierte so schnell, dass Liam selbst einen Schock erlitt. Während Aylin sich entspannte und in Renées Arme sank, kippte Liam nach hinten und blieb auf dem Rücken liegen. Er rang nach Atem und versuchte die Sterne vor seinen Augen zu vertreiben.
„Alles in Ordnung?”, hörte er dann Renées Stimme.
Langsam richtete er sich auf und sah sie an. Er nickte, als Zeichen dafür, dass alles wieder in Ordnung war.
„Was haben Sie da eben gemacht?”
„Ich! Ich habe nichts gemacht. Aylin hat ein Sharing eingeleitet und dabei habe ich meine Energie mit ihr geteilt. Für den Augenblick ist sie damit stabilisiert und jetzt sollten wir sie schnellstens von hier weg bringen.” Bei den letzten Worten war Liam aufgestanden. Renée stand ebenfalls auf und legte ihm Aylin in die Arme.
„Falls sie noch mal Ihre Hilfe braucht!” Renée zwinkerte und lief voraus. Die Straßen waren menschenleer und so erreichten sie schnell das Shuttle und verließen damit New York.

 
* * *
 

In Washington angekommen, landete Liam das Shuttle in der Nähe seiner Wohnung.
Liam legte Aylin in sein Bett und deckte sie zu, anschließend ging er zu Renée hinunter.
„Sie sollten jetzt besser nach Hause gehen, damit Sie auch noch eine Mütze Schlaf abbekommen.”
Wenn es nicht schon so spät gewesen wäre, dann hätte Renée Liam wohl widersprochen, aber sie war selbst sehr müde und hatte einen anstrengenden Tag vor sich. Also fügte sie sich Liams Bitte und machte sich auf den Weg nach Hause.
Liam selbst machte es sich auf seinem Liegestuhl bequem und schlief fast sofort ein.
Mit dem Schlaf kamen auch die Träume, allerdings waren sie anders, als Liam es erwartet hätte.
Plötzlich fand er sich auf einem öden Planeten wieder. Alles glich einer Wüste, außerdem war es dunkel, also musste es Nacht sein. In der Ferne funkelten Lichter und Liam lief ihnen entgegen.
Er kam in eine Stadt, zumindest interpretierte es sein menschlicher Teil als Stadt. Gebilde, welche Häusern ähnelten, erhoben sich in den Himmel. Sie waren elegant und schienen vom Planeten selbst geschaffen zu sein. An einer Wand entdeckte Liam einige Schriftzeichen. Erst als er sie erkannte, wusste er, wo er war.
„Das ist die Heimatwelt der Kimera!”, kam es ihm in den Sinn.
„Das ist die Welt, die wir verloren haben”, hörte Liam plötzlich eine Stimme, aber sie schien direkt in seinem Kopf zu existieren, denn es war niemand zu sehen.
„Du hörst die Gedanken derer, die zu deinem Volk gehören, weil du der Letzte von uns bist!”
Liam schüttelte den Kopf.
„Das kann nicht sein.”
„Oh doch, Liam, Sohn des Ha'gel. Du trägst das Erbgut unzähliger Rasen in dir und deshalb bist du zu Dingen fähig, die deine Vorstellungskraft übersteigen.”
„Aber warum träume ich dann ausgerechnet heute zum ersten Mal von diesem Ort?”
„Du hast heute Zugriff auf einen weiteren Teil deines Erbes erhalten, als du von Aylins Energie getroffen wurdest. Ihr Beide seid die letzten Wesen, die etwas von UNS in sich tragen!”
„Woher stammt Aylins DNS-Strang?” Langsam gewöhnte sich Liam an diese etwas seltsame Art der Kommunikation.
„Kurz, bevor WIR von den Taelons vernichtet wurden, gab einer unserer Wissenschaftler einem Taelonwissenschaftler Zugriff auf seine DNS, als Gegenleistung dafür sollten ihn die Taelons am Leben lassen. Aber die Bitte des Taelonwissenschaftlers für das Leben des Kimera wurde abgeschlagen und so ging dieser mit seinem Volk unter.”
„Und dieser Taelonwissenschaftler hat die Probe bis heute aufbewahrt. Wie war der Name des Wissenschaftlers?”
Erst nach kurzem Warten erhielt Liam eine Antwort.
„Der Name des Wissenschaftlers war Fe'hal und er war einer der klügsten unter den Kimera!”
Liam senkte den Kopf. Erinnerungen schossen in seine Gedanken. Erinnerungen an seinen Vater, an die Kimera und deren Leben
„Liam!”, sprach ihn die Stimme noch einmal an, woraufhin Liam wieder aufsah.
„Du darfst dein Kimera-Erbe nie vergessen oder unterdrücken. Du lebst zwar unter Menschen, bist aber kein vollkommener Mensch. Dein Shaquarava war nie erloschen, nur deine Zurückhaltung hat es blockiert, und damit blockierst du dich selbst!”
Liam sah sich verwirrt um.
„Du bist zum Teil ein Kimera und das wirst du immer bleiben, du kannst nichts daran ändern.” Die Stimme war nun so laut, dass sie Liam Schmerzen bereitete.
„Du darfst dich nicht blockieren. Für die Kimera ist das Shaquarava die Erfüllung ihres eigenen Selbst, und nur wenn du lernst, deine beiden Seiten zu vereinen, nur dann wirst du innerlichen Frieden finden.
Du bist ein Kind unseres Volkes und mit Aylin unsere letzte Hoffnung.”
Liam stöhnte vor Schmerzen, sein Körper wurde von einer unglaublichen Hitze erfasst.
Plötzlich fühlte er sich schwerelos, und als die Schmerzen endlich nachließen, wachte er auf dem Boden in seiner Wohnung wieder auf. Seine Hände glühten und sein Kopf tat ihm weh.
Bei dem Versuch aufzustehen wurde ihm kurz schwarz vor Augen und er brauchte einen Moment, um auf die Beine zu kommen. Plötzlich spürte er, wie eine Hand ihn stützte.
„Alles wieder in Ordnung?” Es war Aylin, die da hinter ihm stand und ihn besorgt ansah.
„Ich weiß es nicht so genau.”
Liam wandte sich an Aylin und diese starrte ihn auf einmal an. Er bemerkte ihren Blick.
„Was ist?” Aylin deutete zum Spiegel, und als Liam davor trat, wusste er, warum Aylin ihn so angestarrt hatte. Seine Augen hatten regelrecht begonnen zu leuchten und über seine Haare lief ein sonderbarer Glanz, aber noch während Liam in den Spiegel sah, verschwand das Leuchten.
„Was ist mit dir passiert?” Aylin war wieder an ihn herangetreten. „Ich habe dich kurz schreien gehört und fand dich auf dem Boden liegend vor.”
„Als ich gestern von deiner Energie getroffen wurde, hat das den Kimera in mir stimuliert, und ich habe mich auf deren Ebene einen Schritt weiter entwickelt.”
Aylin wusste genau, was in Liam vorging. Für einen Menschen war er bereits erwachsen, aber für einen Kimera war er noch ein Kind, und dieses Kind hatte gerade begonnen zu gehen.
„Und was machen wir heute”, wechselte Aylin das Thema, um Liam abzulenken.
„Das weiß ich nicht, hast du eine Idee?” Liam war Aylin für diesen Wechsel dankbar.
„Ich muss zu Ha'ar! Nur er kann mir noch etwas von dem Stabilisierungsmittel geben, und für dich als Companionbeschützer sollte es keine Schwierigkeit sein, zu ihm zu gelangen.”
Liam nickte. „Das ist richtig, immerhin befindet sich Ha'ar im Augenblick sogar hier in Washington.” Aylin sah erfreut auf.
„Er befindet sich bei Da'an. Das ist der Taelon, den ich beschütze, und der einzige, der weiß, dass ich zum Teil ein Kimera bin.”
Nun sah Aylin Liam überrascht an.
„Du hast einem Taelon gesagt, wer du bist?”
„Ja, damals habe ich ihm vollkommen vertraut. Er ist der einzige Taelon, den ich kenne, der einen echten Respekt vor den Menschen hat, und außerdem scheinen er und Ha'ar sehr gute Freunde zu sein.”
„Damals?” Liam konnte Aylin ansehen, was dieses Wort bedeutete.
„Ja, vor einiger Zeit gab es einen Bruch zwischen uns und ich habe es seitdem immer noch nicht geschafft, mein komplettes Vertrauen in Da'an wieder herzustellen...” „und genau das tut dir so weh!” Jetzt war es Liam, der Aylin überrascht ansah.
„Ich kann es spüren, du magst diesen Da'an und willst ihm vertrauen, aber du hast Angst davor, zu ihm zu gehen und ihm das zu sagen.”
Liam nickte.
„Dann lass uns jetzt zusammen zu Ha'ar und Da'an gehen!”
Liam starrte sie fragend an.
„Na, ich brauche noch etwas von dem Mittel und möchte mit Ha'ar reden und vielleicht schaffst du es ja auch, Da'an endlich das zu sagen, was dir auf der Seele brennt.”
Anfangs sträubte sich Liam gegen den Gedanken, einfach so mit Aylin in die Botschaft zu stiefeln, aber ihre Worte machten Sinn. Also zogen sich die Beiden an und gingen zum Shuttle.

 
* * *
 

„Guten Morgen, Da'an, ich hoffe, du hast dich gut ausgeruht!”, begrüßte Ha'ar Da'an beim Betreten des Büros.
Nachdem Da'an den Gruß erwidert hatte, fragte Ha'ar nach Liam.
„Nein, ich habe noch nichts von Liam gehört, aber ich bin sicher, er meldet sich noch.”
„Ich hoffe, du hast Recht, Da'an. Ich bin heute auf dem Mutterschiff Agent Sandoval über den Weg gelaufen und der sagte etwas über eine baldige Rückkehr der Gefangenen.”
Diese Worte stimmten Da'an doch etwas unruhig und er beschloss Liam zu kontaktieren.
„Seltsam, Liam meldet sich nicht.” Da'an war beunruhigt, das konnte Ha'ar in seiner Stimme hören.
„Versuch es einfach noch einmal, er wird sich schon melden!”
Gerade als Da'an den Datenstrom erneut aktivieren wollte, betrat Liam das Büro.
„Liam!” Da'an stand auf und kam seinem Beschützer ein Stück entgegen.
„Mein Gott, was ist mit ihnen geschehen?”
Nach diesen Worten bemerkte auch Ha'ar, dass Liams Aura sich verändert hatte.
„Ich habe etwas erreicht, was ich nicht mehr zu hoffen gewagt hatte.”
„Ihre Aura gleicht der Aura der Kimera”, kam es von Ha'ar. Da'an warf ihm einen Blick zu; Ärger und auch Angst über Liams Reaktion lag auf seinem Gesicht.
„Ich bin auch zum Teil ein Kimera!” Der freundliche Ton von Liam überraschte Da'an. Was war nur mit seinem Beschützer geschehen?
Liam schien seine Frage zu ahnen.
„Dadurch war es mir auch möglich Aylin zu finden.”
Noch während Liam das sagte, trat Aylin hinter ihm hervor und auf Ha'ars Gesicht zeichnete sich große Freude ab.
„Aylin, geht es dir gut?”
Ohne eine Antwort rannte das Mädchen los und warf sich in die Arme des Taelons. Dieser finge sie auf und erwiderte die Geste.
Liam wandte seinen Blick wieder Da'an zu, der ihn immer noch ansah.
„Durch Aylin habe ich einen Teil meines Selbst wieder gefunden und ich wollte, dass Sie wissen.......................wie leid mir alles tut, was in letzter Zeit geschehen ist!”
Da'an blickte seinen Beschützer immer noch an. Er musterte sehr genau jeden einzelnen Gesichtszug des jungen Mannes und er erkannte in Liams Augen den Liam wieder, den er so mochte.
„Mir auch”, flüsterte er.
Liam fiel ein Stein vom Herzen und er streckte Da'an die Hand entgegen. Dieser ergriff sie und damit waren die Beiden sich einig, die Vergangenheit zu vergessen und neu anzufangen.
Da'an und Liam drehten sich zu Ha'ar und Aylin um.
Für einen kurzen Augenblick herrschte vollkommene Stille im Büro.
Ha'ar ergriff als erster wieder das Wort. „Aylin sagte mir, dass Sie sie mit Ihrer Energie gerettet haben, dafür möchte ich Ihnen danken, Major.”

Liam schüttelte den Kopf.
„Eigentlich müsste ich Ihnen danken!” Ha'ar sah Liam nur verwirrt an.
„Wenn Sie und Da'an mir nicht erzählt hätten, was Aylin ist, dann hätte ich vielleicht anders gehandelt, aber so habe ich nicht nur Aylin, sondern auch einen Teil von mir gefunden!”
Da'an, welcher hinter Liam stand, lächelte. Ha'ar bemerkte dies, als Einziger. Da'an musste Liam wirklich sehr gern haben und nun verstanden sich die Beiden endlich wieder.
Ha'ar wandte sich wieder dem Kind in seinen Armen zu.
„Ich werde dir noch etwas von dem Mittel besorgen, denn erst wenn deine körperliche Entwicklung abgeschlossen ist, wirst du die Kraft haben, dich gegen die Taelons zur Wehr zu setzen.”
„Eins verstehe ich nicht!” Aylin klang bei diesen Worten sehr ernst.
„Was?”
„Warum sind die Taelons so verschieden. Du und Da'an, ihr respektiert die Menschen, ihr mögt sie sogar, und Zo'or wäre es wohl am liebsten, wenn alle Menschen im Kampf gegen die Jaridians ihr Leben verlieren.”
Ha'ar und auch Da'an legten nachdenklich den Kopf zurück.
„Wir Taelons sind da den Menschen sehr ähnlich. Wir sind von Grund auf verschieden und machen auch Fehler. Einige lernen aus ihren Fehlern, andere nicht.” Bei diesen Worten warf Ha'ar Da'an einen nachdenklichen Blick zu.
Aylin nickte. Die Taelons waren den Menschen in mancher Hinsicht wirklich sehr ähnlich, aber gerade deshalb verstand sie nicht, warum einige Taelons etwas gegen die Menschen hatten.
„Wie haben Sie Aylin denn eigentlich gefunden, Liam?”, fragte Ha'ar.
„Egal wie, es war gute Arbeit, und dafür wird Zo'or Ihnen mit Sicherheit sehr verbunden sein!”
Diese Stimme jagte allen einen Schreck ein. Sandoval hatte mit ein paar Freiwilligen Da'ans Büro betreten.
Ohne zu zögern stellte Da'an sich ihnen in den Weg.
„Und was soll das heißen, Agent Sandoval!”
Überrascht blieb Sandoval stehen und starrte Da'an an, dann begann er wieder triumphierend zu grinsen.
„Das heißt, dass ich das Kind jetzt mit zum Mutterschiff nehme!”
„Und wenn ich Ihnen nicht gestatte, sie mitzunehmen?”
„Das müssen Sie mit Zo'or bereden, ich nehme die Kleine jetzt mit!”
Nun wollte sich auch Liam einschalten, aber Aylin packte ihn am Arm und hielt ihn zurück. Liam blickte sie nur verständnislos an, aber Aylin schüttelte den Kopf. Sie wollte nicht, dass jemandem was geschah.
Sie legte kurz ihre Hand in Liams und als sich ihre Shaquaravas für den Bruchteil einer Sekunde verbanden, da verstand auch Liam, was sie wollte.
Er nickte kurz und trat dann beiseite.
„Gute Arbeit Major!”, bemerkte Sandoval noch, bevor er mit Aylin das Büro verließ.
„Liam, wie konnten Sie nur zulassen, dass er Aylin mitnimmt.”
In Ha'ars Stimme lag eine große Sorge, Sorge um Aylin.
„Sie wollte es so.”

 

Ende von Kapitel 1

 

Zurück / Back

 

Zum Seitenanfang