Startseite Aktuelles Update Geschichten Kategorien Bilder Forum - Der Baum Links Hilfe Kontakt
  „Schuldig oder Unschuldig?” von Rob   (Emailadresse siehe Autorenseite),   Juli 2002
Die Figuren Harm, Mac u.a. gehören Donald P. Belissario, Paramount, Belissarius Productions und CBS. Die Figuren Liam, Renee, Augur u.a. gehören Gene Roddenberry, Tribune Entertaiment und MGM. Bitte veröffentlichen Sie diese Geschichte nicht ohne vorheriges Einverständnis des Autors.
 
Handlung:  Ein junger Major soll im aktiven Dienst sein Geschwader im Stich gelassen und Fahnenflucht begangen haben. Er beteuert immer wieder seine Unschuld. Doch es gibt einen belastenden Zeugen.
Zeitpunkt:  gegen Ende der dritten Staffel von Mission Erde / nach der fünften Staffel von JAG
Charaktere:  Liam, Da'an, Renee, Augur, Harm, Mac, Cooper und andere]
 
Lest bitte auch die Vorbemerkung des Autors und seine kurze Einführung in die Serie JAG
 

 

SCHULDIG ODER UNSCHULDIG?

 

Teil 1

1415 Zulu (9:15 EST)
JAG-Hauptquartier
Falls Church, Virginia

„MacKenzie, Rabb, in mein Büro, aber sofort!”, donnerte Admiral A.J. Chegwiddens Stimme durch das Großraumbüro.
Commander Harmon Rabb jr., der sich gerade einen Kaffee aus der Kaffeeküche holte, ließ seine dampfende Tasse fast fallen. Dabei schwappte etwas von dem heißen Gebräu über den Rand und lief über seine rechte Hand.
Colonel Sarah ‚Mac’ MacKenzie, die sich gerade eine Akte durchlas, zuckte erschrocken zusammen. Sie hob den Kopf und sah, dass auch Harm sich erschrocken haben musste. Mac erblickte ihn mit schmerzverzerrtem Blick durch das Großraumbüro hetzen. Einen Moment später war sie auch schon an seiner Seite. Harm und Mac betraten so gleichzeitig Petty Officer Tiners Büro.
„Colonel, Commander. Er erwartet Sie schon”, sagte Tiner sofort und zeigte mit seiner rechten Hand in Richtung Chegwiddens Büro.
Mac drückte die Klinke zu Admiral Chegwiddens Büro runter, trat als erste ein und baute sich militärisch korrekt vor dem Schreibtisch auf. Harm folgte ihr, stellte sich neben sie und behielt ebenfalls einen Punkt hinter Chegwiddens Schulter im Auge.
Einen Moment ließ er seine Top-Anwälte so stehen, bis er sagte:
„Stehen Sie bequem.”
Mac warf Harm einen Blick zu, den man so deuten könnte: Haben Sie mal wieder irgendetwas angestellt?
Stumm sagten seine Augen deutlich NEIN.
Dem Admiral gefiel und amüsierte es, wenn sich seine Untergebenen ohne Worte verstanden.
Er sitzt, wenigstens ein gutes Zeichen. Überlegte Harm dann schnell.
„Okay, heute haben wir einen Marine-Flieger, der in seiner Dienstzeit sein Geschwader im Stich gelassen haben soll. Danach hat er Fahnenflucht begangen und ist erst vor zwei Jahren wieder aufgetaucht. Die Anklage übernimmt Lt. j. g. Bound. Also finden Sie Major Liam Kincaid, finden Sie heraus, ob er im ersten Anklagepunkt schuldig ist und verteidigen Sie ihn”, riss ihn der Admiral aus seinen Gedanken.
„Bitte um Erlaubnis, offen sprechen zu dürfen, Sir”, bat Harm dann.
„Erlaubnis erteilt, Commander.”
„Sir, ist Lt. Chris Bound nicht noch etwas zu kurz bei uns, um gleich die Anklage in so einem Fall zu übernehmen?”, argwöhnte Harm.
„Das stimmt schon, Commander. Aber ich glaube, mich nicht vor Ihnen rechtfertigen zu müssen. Hier ist die Personalakte von Major Kincaid”, antwortete der Admiral und sah Harm etwas grimmig über den Rand seiner Lesebrille, die er noch nicht abgenommen hatte, hinweg an.
Etwas später meinte er jedoch: „Wegtreten.”
Harm und Mac drehten sich um und verließen schweigend das Büro.
„Wo sollen wir anfangen, ihn zu suchen?”, fragte Harm, als sie wieder im Großraumbüro standen.
„Kommen Sie doch einfach mit. Ich werde es Ihnen zeigen”, antwortete Mac und zog Harm am Ärmel seiner blauen Uniformjacke hinter sich her.
Sie gingen zu einem der dunkelblauen Ford-Dienstwagen, die wie immer auf dem Parkplatz des Hauptquartiers standen. Den Schlüssel hatten sie sich vorher beim Pförtner geholt. Sie stiegen ein und Mac fuhr los.

 
* * *
 

1530 Zulu (10:30 EST)
Innenstadt
Washington D.C.

Sie kamen in die Innenstadt. Dort sollte eine Ausstellung moderner Kunst stattfinden, erzählte der Radio-Moderator. Harm wollte erst seinen Lieblingssender einstellen, doch Mac hatte heute absolut keine Lust auf Harms Oldies. Da hatten sie sich auf einen neutralen Sender geeinigt. Der Mann schien persönlich vor Ort zu sein, weil er jeden Schritt des Companions Da'an kommentierte. Gerade enthüllte der Companion das letzte Kunstwerk. Während der Fahrt hatte sich Harm mit der Personalakte von Major Kincaid beschäftigt. Der Beltway war wegen der Ausstellung völlig überfüllt. Mac bremste unverhofft und Harm musste dadurch von der Akte aufsehen. Da bemerkte er, dass sie an dem Platz der Ausstellung sein mussten.
„Das ist er doch!”, rief er und zeigte auf einen jungen Mann, der starr neben dem blauen Companion stand.
„Ich weiß”, antwortete Mac wissend.
„Aber ... Woher?”
„Denken Sie, ich sehe keine Nachrichten, Flyboy?”, sagte Mac und kniff ihm spielerisch in die Seite.
„Er war in den Nachrichten?”
„Ja, damals hat doch Major Kincaid selbstlos das Leben von Da'an gerettet. Ich fand's sehr beeindruckend. Was anderes kann man ja auch nicht von einem Marine erwarten”, meinte Mac amüsiert.
„Ihr Marines immer mit diesem falschen Stolz”, neckte Harm.


1545 Zulu (10:45 EST)
Auf der Bühne in der Innenstadt
Washington D.C.

„Major, wissen Sie, dass Sie von einem blauen Ford beobachtet werden?”, fragte Agent Ronald Sandoval.
Er hatte sich nur zu Liam gestellt, um ihn zu ärgern. Er genoss es, wenn der junge Mann wütend wurde. Aber er wollte sich doch auch rächen, wäre Liam damals nicht gewesen, hätte er den Job bei Da'an bekommen.
„Ja, ich bin doch nicht blind”, antwortete Liam schon etwas gereizt.
„Wenn Sie wollen, kann ich sie verhaften lassen”, bot Sandoval lächelnd an.
„Nein, ich komme schon alleine klar”, antwortete Liam.
„Wie Sie meinen, Major”, sagte er in seinem allgegenwärtigen arroganten Tonfall. Drehte sich dann jedoch um in ging zu ‚seinen’ Freiwilligen. Seitdem er bei Zo'or auf dem Mutterschiff arbeitete, konnte er über immer mehr Männer bestimmen. Da er noch sehr gute Kontakte zum FBI hatte, konnte er von Zo'or auch nicht so schnell degradiert werden, weil dieser seine Hilfe brauchte.
Liam wartete noch so lange, bis er Da'an zurück in die Botschaft bringen konnte, und übergab ihn dann an ein paar Freiwillige.
Ein Mann und eine Frau in verschiedenen Uniformen stiegen nun aus dem blauen Wagen. Sie liefen über den bereits etwas leereren Rasen in Richtung Bühne. Die Frau trug eine grüne Uniform, wie er selbst auch eine besaß. Der Mann hingegen war größer als die Frau und trug eine blaue Uniform. Sicherheitshalber nahm Liam seine rechte Hand an seine Ionenwaffe.
„Sind Sie Major Liam Kincaid?”, fragte die Frau, als sie fast drei Meter vor ihm stand.
„Ja, wer will das wissen?”
„Ich bin Colonel Sarah MacKenzie und das ist mein Partner Commander Harmon Rabb. Wir kommen vom JAG-Corps”, stellte die Frau sich und ihren Partner vor.
„Was wollen Sie von mir, Ma'am, Sir?”, fragte Liam, grüßte zackig und gab schnell dem Sicherheitsteam noch ein paar Befehle. Er musste sich jetzt völlig konzentrieren.
„Sie werden vom Kriegsgericht angeklagt, Ihr Geschwader vor acht Jahren im Stich gelassen und danach Fahnenflucht begangen zu haben”, mischte Harm sich nun in das Gespräch ein.
„Was?”, fragte Liam ungläubig.
„Ja, wir müssen Sie bitten mit uns ins JAG-Hauptquartier zu kommen”, sagte nun Mac, nachdem sie Liam von oben bis unter gemustert hatte.
„Kann ich vorher noch mal mit meinem Arbeitgeber sprechen? Ich muss mich bei ihm abmelden, Ma'am, Sir”, erklärte Liam kurz.
„Aber sicher”, antwortete Mac.
„Kommen Sie mit Ma'am, Sir?”, fragte Liam, nachdem er athletisch von der Bühne gesprungen war.
Harm und Mac folgten ihm zu einem ID-Portal, das am Rande des Platzes stand. Die Journalisten, welche hier noch gestanden hatten, als Harm und Mac ankamen, waren nun verschwunden. Sie näherten sich den in einem Viereck stehenden vier blauen Transportsäulen. Liam zeigte ihnen, dass sie sich schon hinstellen sollten. Schnell gab er die Zielkoordinaten ein und stellte sich zu ihnen.

 
* * *
 

1606 Zulu (11:06 EST)
Taelonbotschaft, Portalzimmer
Washington D.C.

Nachdem die Umgebung nicht mehr verschwommen war, traten sie aus dem Viereck heraus. Liam sah die beiden JAG-Offiziere prüfend an.
„Benutzen Sie oft diese Portale?”, fragte Harm noch etwas benommen.
„Ja, sie sind im Moment nach den Shuttles das schnellste Fortbewegungsmittel, Sir”, antwortete Liam und schlug den Weg in Richtung Ausgang ein.
Ohne zu zögern folgten ihm Harm und Mac. Sie gingen schweigend einen langen Flur entlang, bis sie zu einem Büro mit Glaswänden kamen. In diesem Büro stand in der Mitte ein Schreibtisch mit einem Computer und einem Bürostuhl davor. An dem Namensschild neben der Tür stand der Name von Liam.
„Warten Sie bitte hier einen Moment, Ma'am, Sir?”, fragte er höflich.
Harm und Mac nickten zustimmend. Danach verschwand Liam durch eine Tür am hinteren Rand dieses Büros.


1605 Zulu (11.05 EST)
Taelonbotschaft, Da'ans Büro
Washington D.C.

„Da'an? Sind Sie da?”, rief Liam, kurz nachdem sich hinter ihm die Tür geschlossen hatte. Er stand nun mitten im Büro des Companions, aber Da'an saß nicht auf seinem Sessel. Er hoffte, dass er nicht in seinen privaten Gemächern war und er ihm eine Nachricht hinterlassen musste.
„Ja, Major. Haben Sie ein Problem?”, hörte er dann Da'ans Stimme hinter sich.
Erschrocken fuhr Liam zusammen.
„Ich muss mir für unbestimmte Zeit frei nehmen”, sagte Liam gerade heraus.
„Warum brauchen Sie denn eigentlich Urlaub? Ich brauche aber für diese Zeit eine gute Vertretung. Die müssen Sie organisieren. Dann haben Sie frei.”
„Die Vertretung hat ihren Dienst schon so gut wie angetreten”, entgegnete Liam froh und reagierte gar nicht auf Da'ans Frage.
„Was ist nun der Grund für Ihr Anliegen?”, versuchte es Da'an weiter.
„Ich habe eine Gerichtsverhandlung vor mir. Bis dann, Da'an”, verabschiedete sich Liam und ging.
„Viel Glück”, meinte Da'an, als sich die Tür hinter seinem Protector schon geschlossen hatte.

1610 Zulu (11:10 EST)
Taelonbotschaft, Liam Kincaids Büro
Washington D.C.

„So, jetzt hab ich fast alles erledigt. Ich muss nur noch einmal telefonieren”, meinte Liam, als er das Büro des Companions verlassen hatte und das seine betrat.
Liam setzte sich an seinen Schreibtisch und wählte über seinen Computer eine Nummer.
„Williams”, meldete sich der Mann, der auf dem Monitor erschien.
„Hi, Bert. Ich bin's, Liam .”
„Hallo Liam, was kann ich für dich tun?”
„Kannst du mich vertreten? Ich weiß noch nicht für wie lange.”
„Aber sicher, geht in Ordnung.”
„Danke, du hast was gut bei mir. Bis dann.”
„Ja, bis dann”, gab der Andere zurück und der Bildschirm wurde für einen Moment dunkel.
Liam schaltete den Computer ab und meinte dann:
„Wir können gehen. Jetzt ist alles erledigt, Ma'am, Sir.”
„Wo haben Sie eigentlich Ihre Uniform?”, wollte Mac wissen, denn der Major war die ganze Zeit über in Zivil gekleidet.
„Zu Hause, Ma'am.”
„Da hilft wohl nichts. Wir müssen wohl auf dem Weg noch mal bei Ihnen vorbeifahren”, meinte Harm.
Liam führte sie wieder zurück in das ‚Portalzimmer’. Er gab schneller als sonst die Koordinaten ein und stellte sich dann zu den beiden JAG-Offizieren.

 
* * *
 

1625 Zulu (11.25 EST)
vor Kincaids Apartment
Washington D.C.

Liam ging schnell und zielsicher die Treppen zur Haustür hinauf. Im Aufzug jedoch blieb er stehen und wartete auf Harm und Mac. Sie fuhren in die 3. Etage. Er gab seinen Sicherheitscode in den hochtechnologisierten Computer neben der Tür ein.
„Akzeptiert: Major Kincaid”, begrüßte ihn die monotone Computerstimme, als er seine Wohnung gefolgt von Harm und Mac betrat.
Er rannte in sein Schlafzimmer und ließ die Tür hinter sich ins Schloss fallen. Dadurch wollte er nur verhindern, dass niemand sah, wie er nach seiner Uniform suchte. Er konnte sie einfach nicht finden. Aber dann fand er sie dann doch, unter seinen frisch gewaschenen Hosen. Das musste daran liegen, dass er sie vor zwei Jahren das letzte Mal getragen hatte.


Zur gleichen Zeit
Wohnzimmer

„Mac, was glauben Sie? Ist er schuldig?”, fragte Harm.
„Ich weiß es nicht. Zu wenig Indizien”, meinte Mac etwas ratlos.
Sie hörten einen gedämpften Fluch. Mac blickte sich nun im Wohnzimmer genauer um. In der Mitte stand ein schwarzes Ledersofa. Davor ein kleiner gläserner Wohnzimmertisch, an der Wand rechts neben der Tür konnte man einen Schreibtisch sehen. Durch das etwas gedämpfte Licht konnte man jedoch nur die Umrisse erkennen. Was man auf jeden Fall erkennen konnte, war, dass er regelmäßig aufgeräumt wurde.
„Nehmen Sie sich doch an diesem Marine mal ein Beispiel”, meinte Harm spöttisch und spielte somit auf Macs Schreibtisch an.
Mac warf ihm einen bösen Blick zu, konnte aber nichts mehr sagen, weil Liam gerade - in Uniform - aus seinem Schlafzimmer trat.
„Können wir nun los, Ma'am, Sir?”
„Noch nicht”, meinte Mac, trat etwas näher an ihn heran und richtete seine Krawatte, „jetzt, können wir los”, meinte sie dann.
„Danke”, flüsterte er fast. Niemand zuvor hatte ihm beim Krawatten binden geholfen. Seine Mutter hatte ihn ja erst vor ihrem Tod kennen gelernt und Augur, so nahm er an, wusste es selbst nicht.
Sie verließen seine Wohnung nacheinander und liefen zum Portal vor dem Haus.

 
* * *
 

1704 Zulu (12.04 EST)
Innenstadt
Washington D.C.

Sie kamen aus dem Portal auf einen leeren Platz. Liam folgte Harm und Mac zu ihrem blauen Wagen mit der JAG - Waage an den vorderen Autotüren. Harm setzte sich diesmal auf den Fahrersitz, Liam und Mac teilten sich die Rückbank.
„Machen wir eine Mittagspause?”, fragte Mac nach einer Weile.
„Wenn Sie nicht mit leerem Magen denken können? Von mir aus”, setzte er zu einem Scherz an.
Harm lenkte den Wagen auf den Parkplatz eines in der Nähe gelegenen Pizzarestaurants. Bevor er ausstieg, drehte er sich um und fragte:
„Major, was wollen Sie auf Ihrem Drittel?”
„Ich möchte nichts essen, danke”, meinte dieser nur.
„Das ist ja was Seltsames. Ich begegne einmal einem Marine, der nichts essen will”, scherzte Harm.
Er sagte kein Wort mehr und stieg aus.
„Was macht man als Companion-Protector eigentlich?”, fragte Mac und wunderte sich selbst über ihre Neugierde.
„Tja, ich organisiere für Da'an die Sicherheit, weise alle Anderen in ihre jeweiligen Arbeiten ein und ich muss einmal im Jahr zu einem Protectortreffen, wo alle Protector der Erde erscheinen müssen”, antwortete Liam.
„Warum sind Sie eigentlich damals spurlos verschwunden?”, fragte Mac weiter frei heraus.
Eine Antwort bekam sie jedoch nicht, weil Harm in diesem Moment mit einer Pizzaschachtel auf dem Arm wiederkam.
Mussten Sie unbedingt jetzt kommen? fragte ihr Blick.
Ich konnte es doch nicht ahnen. Antwortete der seine bedauernd.
Er steig wortlos ein und fuhr los zum JAG-Hauptquartier.

 
* * *
 

1725 Zulu (12.25 EST)
JAG-Hauptquartier
Falls Church, Virginia

Harm stellte den Wagen auf einen freien Platz. Sie stiegen aus und betraten nacheinander das große Gebäude. Der Pförtner forderte Liam auf, seine Ionenwaffe abzugeben. Widerwillig tat er dies, nahm den ‚Besucherpass’ entgegen und klippte ihn an seine olivgrüne Uniformjacke.
Harm ging mit dem Pizzakarton in die Kaffeeküche und schob die Pizza noch mal in die Mikrowelle.


Macs Büro

„Warum werde ich eigentlich erst jetzt angeklagt, Ma'am?”, fragte Liam um das Schweigen zu brechen.
„Für diesen besonderen Fall gibt es keine Verjährungsfrist und bis vor ein paar Tagen ist keiner auf Ihren Fall gestoßen”, erklärte Mac und sah betreten auf ihre gefalteten Hände.
„Was hab ich denn damals getan, Ma'am?”, fragte er weiter.
„Sie haben Ihr Geschwader im Stich gelassen.”
„Welche Beweise gibt es gegen mich?”
„Einen Bericht, Major.”
„Nur einen Bericht?”, fragte er und betonte besonders das „einen”.
„Ja, aber der belastet Sie schwer, Major.”
„Wann war das eigentlich genau, Ma'am?”, er versuchte an ein paar nützliche Informationen zu kommen, die später dann besser überprüft werden konnten.
„Am fünften Juli 1993, bei einem geheimen Aufklärungsflug über Deutschland.”
Harm tauchte mit der Pizza und zwei Tellern in der Bürotür auf.
„Ich hab gleich zwei Teller mitgebracht”, meinte er lächelnd.
„Kann ich hier mal irgendwo telefonieren?”, fragte Liam.
„Ja, hier von meinem Schreibtisch aus”, antwortete Mac.
„Nein, danke, ich dachte an ein Münztelefon oder so, das Gespräch wäre privat.”
„Auf dem Flur ist eins”, meinte Harm.
„Okay, ich werde es mal suchen gehen. Ich bin gleich wieder zurück”, versicherte er.
„Ach ja, Major. Wenn Sie sich einfallen lassen, sich aus dem Staub zu machen, werden wir versuchen, Sie wegen Ihrer Fahnenflucht für ein paar Jahre einzubuchten”, meinte Mac streng und fixierte ihn mit ihren Blicken.
Liam ging aus dem Büro und schlug den Weg ein, den sie auf dem Hinweg gegangen sind. Nach einer Weile fand er das Telefon auf dem Gang. Dieser Gang war aber ziemlich belebt. Jede Sekunde kam jemand vorbei, er kramte ein paar Münzen aus seiner Tasche hervor. Warf sie in das Gerät und wählte die Nummer.
<Ja,> meldete sich eine Frauenstimme.
„Hallo, mein Schatz”, sagte Liam lächelnd.
<Liam? Sind Sie das?>
„Aber ja doch”, Liams Lächeln wurde breiter.
<Ähm, sind Sie noch... Ah, ich verstehe, was wollen Sie?>
„Ich bin hier im JAG-Hauptquartier. Man wirft mir vor, mein Geschwader im Stich gelassen zu haben am 5. Juli 1993, und die Fahnenflucht damals”, erklärte Liam.
<Sie wollen, dass ich das überprüfe?>
„Ja, da hast du recht, mein Schatz.”
<Reicht Ihnen bis Morgen?>
„Ja, das reicht. Wir sehen uns so schnell wie möglich wieder.”
<Ich werd's Ihnen aufs Global schicken.>
„Ja, danke, mein Schatz. Ich liebe dich.”
<Hoffentlich sagen Sie das später auch noch,> meinte Renee spöttisch und legte vor Liam auf.
Er legte gedankenverloren den Hörer in die Gabel und musste über sich lächeln. Wären hier nicht so viele Leute rumgelaufen, hätte er mit Renee offen sprechen können und sich nicht so verstellen müssen. Zum Glück hatte Renee ihn sofort verstanden und kein Fass aufgemacht. Schnellen Schrittes machte er sich auf den Rückweg zu Macs Büro. Er sah durch die Fenster am Büro des Colonel, wie Harm und Mac gerade ihre Pizza aßen. Da wollte er nun wirklich nicht stören. Also ging er zurück und suchte einen ruhigeren Ort auf. Dort holte er sein Global aus der Tasche und sah sich um, ob ihn auch niemand sehen konnte. Niemand sah zu ihm hin. Liam ließ es aufschnappen und durchsuchte eine Datei nach der Anderen. Nach einer Weile fand er auch, was er suchte. Da er hier praktisch nicht eine Minute seine Ruhe hatte, hätte er schlecht abhauen können.
Ah, endlich die Personalakte von Major Liam Nevell Kincaid. Dachte er froh, als er alles lesen konnte, was auf dem Bildschirm stand. Heute war sein Global mal wieder ziemlich langsam. Liam drehte sich nochmals prüfend um und sah, dass Harm und Mac mit ihrer Pizza fertig waren. Schnell las er sich die ersten zehn Zeilen durch, bevor er zum Büro ging und entschuldigend meinte:
„Es tut mir leid, dass ich erst jetzt zurückkomme, aber der Anruf dauerte etwas länger.”
„War sie sehr geschockt?”, fragte Mac.
„Wer?”, fragte Liam, weil er gerade über die Akte nachgedacht hatte.
„Na Ihre Freundin, Major”, meinte Harm und sah ihn verschwörerisch an.
„Meine ? ... Achso”, sagte er dann, als es ihm dämmerte, worauf die beiden anspielten. „Sie hat es sehr gut aufgenommen.”
„Können wir anfangen? Wir müssen Ihre Unschuld bis morgen beweisen”, meinte Harm schnell, als er bemerkte wie unangenehm Liam das Thema wurde.
„Schon morgen ist die Gerichtsverhandlung?”, fragte er geschockt.
„Ja.”
„Dann muss ich unbedingt noch was erledigen. Können wir uns später treffen?”
„Nein, das geht nicht. Ich weiß nicht, wie ich es sagen soll, aber... Die gerichtlichen Auflagen verbieten es uns Sie ab jetzt auch nur einen Moment aus den Augen zu lassen”, erklärte Mac schnell.
„Warum haben Sie mich dann eben telefonieren lassen? ”, wollte Liam wissen.
„Naja, wir wollten Ihnen zeigen, dass Sie uns vertrauen können. ”
„Aber warum dürfen Sie mich jetzt nicht mehr aus den Augen lassen?”
„Weil das Gericht Angst hat, dass Sie sich wieder vor Ihrer Verantwortung drücken könnten. So wie kurz nach dem Krieg, als Sie einfach so spurlos verschwanden”, erläuterte Mac.
Oh man, dass kann ja heiter werden. Überlegte er.
„Nehmen Sie's nicht so schwer, Major”, versuchte Mac ihn zu beruhigen.
Sie konnte sich vorstellen, wie er sich ungefähr fühlte.
„Also hab ich bis morgen keine Privatsphäre und dann sitz ich hinter Gittern?”, fragte Liam unsicher.
„So ungefähr, aber wir werden Sie da rausboxen”, erwiderte Harm und musterte den jüngeren Mann aufmerksam.


1926 Zulu (14.26 EST)
Jag Hauptquartier
Macs Büro
Falls Church, Virginia

Nach einer Weile machte sich Liams Global bemerkbar. Er nahm es daraufhin aus seiner Tasche und ließ es aufschnappen.
„Ja”, meldete er sich.
<Ich bin's, Liam. Ich....> fing sein Freund Augur an.
„Warte. Im Moment ist es unpassend”, sagte Liam entschuldigend. Er hatte Harm und Macs Blicke auf seinem Rücken gespürt.
„Kann ich einen Moment allein sein?”
„Ja, Mac... ich meine der Colonel und ich wollten uns gerade einen Kaffee holen. Sollen wir Ihnen auch einen mitbringen?”
„Nein, danke.”
Als Harm und Mac hinter sich die Tür geschlossen hatten, entspannte sich Liam etwas und sah wieder auf sein Global. Das Bild von Augur war noch nicht verschwunden. Insgeheim hatte er auf einen Anruf gewartet.
„Augur, jetzt kannst du sprechen.”
<Also, Renee hat mich vorhin angerufen und mir alles erzählt. Daraufhin hab ich mit Major Kincaid gesprochen, der sagte mir, dass es nur einen Zeugen geben kann....>
„Ja, Augur, das weiß ich auch schon”, unterbrach Liam seinen besten Freund ungeduldig.
<Reg dich ab. Der Mann ist ein Captain Michael Cooper. Aber Liam, du hast es nicht getan, ich meine der richtige hat es nicht getan. Cooper hat einen falschen Bericht eingereicht. Weil ihm der Major die Freundin ausgespannt hat. Die hat aber ihn verführt. Du weißt schon abgefüllt und dann....>
„Was wurde denn aus den Anderen? Warte, sag's nicht. Die haben damals mit ihm uns beide und Julia gekidnappt?”, fragte er nach.
<Du hast recht. Er hat sich damals abgesetzt, auch wegen Cooper. Er hat ihm gedroht ihn umzubringen,> sagte das Computergenie bedauernd.
„Augur, kannst du mir die Erinnerungen von Kincaid irgendwie ins Gehirn transferieren?”
<Ja, aber dazu musst du hierher kommen.>
„Das kann schwierig werden. Ich hab ab jetzt immer mindestens eine Anstandsdame um mich herum. Aber kannst du von mir nicht ein Hologramm erschaffen, das wir dann für ein paar Stunden einsetzen? Du bist doch jetzt endlich hinter das Geheimnis gekommen, oder?”
<Ja, ich hab's endlich geschafft. Wir können euch dann in einem Portal austauschen.>
„Und wie und vor allem wann tauschen wir mich wieder zurück?”
<Wir bringen dich nach Hause. In einem Moment, wo du unbeachtet bist, tauscht du die Identitäten einfach wieder um,> schlug Augur vor.
„Du stellst dir das aber einfach vor. Aber ich muss sehen können, was ich bei meinen ‚Babysittern’ mache oder sage. Sonst fällt es doch noch auf.”
<Du schaltest einfach dein Global ein, dann lokalisiere ich dich. Bis dann.>
„Ja, bis dann”, er legte auf und im nächsten Moment kamen Harm und Mac auch schon wieder.
Sie haben mich beobachtet. Schoss es ihm durch den Kopf.
„Wer ist eigentlich Ihr Zeuge?”, fragte er nun, um nicht wieder auf das Thema ‚Freundin’ zu kommen.
„Es ist Captain Michael Cooper”, meinte Mac dann.
„Cooper? Oh. Nein.”
„Was wissen Sie über Cooper?”, wollte Mac nun wissen.
„Damals, seine Freundin. Sie hat mich abgefüllt und dann... Sie wissen schon”, gab Liam Augurs Worte wieder.
„Was passierte dann?”, hakte Harm nach.
„Dann war Cooper sauer auf mich. Er hat gedroht mich umzubringen. Es war ein Grund, warum ich verschwunden bin.”
„Und warum sind Sie wieder aufgetaucht?”
„Ich hab mitbekommen, dass mein Freund, William Boone, gestorben ist und kam zu seiner Beerdigung. Wir hatten früher zusammen gedient.”
„Ich verstehe”, meinte Harm leise, weil er wusste, wie sich der Major fühlen musste. Damals als das mit Diane war hab ich mich ziemlich mies gefühlt. So ähnlich musste es dem Major auch gehen.
Alle schwiegen eine ganze Zeit.
„Können Sie uns noch etwas Wichtiges berichten?”, brach Mac das Schweigen.
„Wissen Sie, ich kann mich im Moment leider nicht mehr so genau an diesen Tag erinnern, Ma'am, Sir.”
„Ist schon in Ordnung”, meinte Mac, als sie die müden Augen des Majors sah.
Liam dachte an die letzte Nacht zurück. Im Widerstand gibt es eine Krise, ich schlag mir deswegen jede Nacht um die Ohren und nun lande ich auch noch im Gefängnis. Was habe ich mir da bloß wieder eingebrockt? Irgendwann wächst mir das alles noch mal über den Kopf. Es hilft nichts. Augur muss den Widerstand leiten, so lange ich ausfalle. Wie soll ich die Menschheit retten, wenn ich im Gefängnis sitze?
„Was machen wir jetzt Ma'am, Sir ?”, fragte Liam laut und unterdrückte ein Gähnen.
„Sie sehen so aus, als könnten Sie ein paar Runden Schlaf vertragen”, meinte Mac.
„Nein, das sieht nur so aus. Marines sind nicht müde”, log er.
„Ich fahre trotzdem mit Ihnen nach Hause und morgen kommen wir wieder hierher”, sagte Harm.
„Müssen wir unbedingt fahren, Sir?”
„Nein, was wollen Sie denn lieber?”, fragte Harm.
„Ich würde gern ein Portal benutzen, Sir. Es geht schneller und ist erholsamer.”
„Wenn Sie wollen. Von mir aus?”, meinte Harm.
„Ja, dass wäre nett von Ihnen, Sir.”
„Tja Mac, dann bis morgen”, verabschiedete sich Harm.
„Ja, bis morgen, Harm, Major”, meinte Mac dann zum Abschied.
Mac ging aus ihrem Büro, durchquerte das Großraumbüro und stieg auf dem Parkplatz in ihre rote Corvette. Harm hörte noch, wie sie losfuhr.

 
* * *
 

2402 Zulu (19.02 EST)
Portalstation Falls Church
Falls Church, Virginia

Harm beobachtete diesmal genau, wie Liam die Koordinaten eingab. Dann griff er kurz in seine Uniformjacke und stellte sich dann zu ihm.

 
* * *
 

2410 Zulu (19.10 EST)
Versteck des Widerstandes
unter Washington D.C.

„Hallo Augur”, sagte Liam, als er aus dem Portal stieg.
„Hallo Liam, ich hab schon alles vorbereitet. Du spielst dann einfach meine Rolle”, erklärte Augur sofort.
Liam ging zu seinem besten Freund und setzte sich auf einen gepolsterten Drehstuhl, der neben Augur bereit stand. Augur klebte ihm einen blauen Mikrochip an die rechte Schläfe und startete mit Hilfe des Computers die Übertragung.
Liams Kräfte schwanden, aber nie im Leben hätte er es zugegeben. Nicht einmal vor Augur, seinem besten Freund. Neben ihm konnte er auf einem Monitor sehen, was sein Ebenbild gerade machte. Er setzte sich an seinen Schreibtisch und hörte seinen Anrufbeantworter auf seinem Computer ab.
„Fangen wir an”, meinte Augur und startete den Vorgang.

 
* * *
 

2413 Zulu (19.13 EST)
Liam Kincaids Apartment
Washington D.C.

Harm konnte nun das Wohnzimmer bei Licht sehen. Liam - oder besser: sein Hologramm - hatte ihm angeboten, sich auf die Couch zu setzen, während er seinen Anrufbeantworter abhörte.
Ich kann kaum glauben, dass dieser Mann auch dem Corps angehört. Sein Schreibtisch ist viel ordentlicher als der von Mac. Überlegte er dann amüsiert.

 
* * *
 

2415 Zulu (19.15 EST)
Versteck des Widerstandes
unter Washington D.C.

„So, fertig. Soll ich dir noch was sagen?”, meinte Augur dann.
„Ja, was?”, fragte Liam müde.
„Geh zur Abwechslung mal wieder schlafen. Du siehst sch... äh, schon krank aus.”
„Danke für das Kompliment. Ach Augur, ich muss dich um was bitten”, meinte Liam dann etwas verlegen. Er sah betreten auf seine Schuhe.
„Um was geht es denn?”, fragte Augur sanft, weil er merkte, wie unangenehm seinem besten Freund dieses Thema zu sein schien.
„Würdest du bitte die Leitung des Widerstandes übernehmen, nur so lange ich nicht da bin? Ich weiß, dass Doors es von mir wollte oder verlangte, aber damit konnte ich damals noch nicht rechnen. Als ich die Leitung übernahm.”
„Ja, sicher. Du musst nur langsam gehen. Bis dann”, meinte Augur aufmunternd, weil er an Liams Freilassung glaubte.
„Bis später”, sagte Liam und trat mit dem Hologramm umgeben ins Portal. Nach einem Moment stand Augur dann allein im Versteck. Er wusste nicht, was er machen sollte. Es war ihm unbegreiflich, sie hatten schon viele schwere Sachen durchgestanden, doch das war die Schlimmste von allen.

 
* * *
 

2430 Zulu (19.30 EST)
Liam Kincaids Apartment
Washington D.C.

„Was machen Sie eigentlich in Ihrer Freizeit, Major?”, fragte Harm beiläufig um das Schweigen zu brechen.
Eine Antwort bekam er jedoch auf seine Frage nicht, weil es an der Wohnungstür klingelte. ‚Liam’ ging zur Tür und öffnete.
„Ah, du bist es”, rief das Hologramm erfreut und ging mit vor die Tür. Liam - der richtige - deaktivierte es und übernahm wieder seine Rolle.
„Tschüss”, sagte er dann laut und kam wieder zurück in die Wohnung.
„Wer war es denn?” fragte Harm von der Couch her.
„Ein Kumpel. Er hat mir was gebracht”, sagte er und beförderte als Beweis eine Disk aus seiner Hosentasche.
Liam schob sie in den Computer und öffnete sie. Augur hatte ihm die Musik zusammengestellt, die er selbst liebte. Er wusste ja nicht, was Liam gern hörte. Darüber haben sie eigentlich nie gesprochen. Das fiel ihm jetzt auf, sie hatten sich über alles unterhalten. Aber über die Lieblingsmusik, die Lieblingsfernsehserie, darüber haben sie nie wirklich gesprochen. Liam jedoch musste bei dem Gedanken lächeln.
„Wie ist es eigentlich, ein Shuttle zu fliegen? Ähnlich wie Flugzeuge?”
„Nein, viel ruhiger. Möchten Sie mal mit einem mitfliegen?”
„Ja, gern. Können Sie das denn arrangieren?”
„Sicher. Dazu müssen wir aber zur Taelonbotschaft”, meinte Liam.
Harm stand vom Sofa auf, Liam nahm sich seine Jacke, die sein Hologramm vorhin ausgezogen hatte. Sie verließen nacheinander die Wohnung und das Haus.

 
* * *
 

0101 Zulu (20.01 EST)
Taelonbotschaft
Washington D.C.

Liam brachte Harm ins Shuttlehangar. Dort stand nämlich sein Shuttle.
„Das da ist es”, sagte er stolz und zeigte mit seiner rechten Hand auf das eine blaue Shuttle, das zwischen zwei anderen stand. Seit sie den Hangar betreten hatten, war die Müdigkeit aus seinen Knochen gewichen. Seine Sinne wurden immer hellwach, wenn er an sein Shuttle dachte.
Liam zeigte Harm, wie er einsteigen und sich anschnallen musste. Dann setzte er sich. Harm tat alles so, wie Liam es ihm erklärt hatte. Dann schnallte sich Liam an seinem Pilotensitz fest. Interessiert sah ihm Harm dabei zu, als er das Shuttle startete. Wie flink und geschickt er es mit den Händen steuerte. Er dachte daran, wie er Hebel und Schalter in einer Tomcat bediente. Es war völlig anders und neu.

 
* * *
 

0112 Zulu (20.12 EST)
Luftraum über Washington D.C.

„Was wollen Sie sehen?” fragte Liam dann, als sie in der Luft über Washington waren.
Ganz spontan fielen Harm zwei Sachen ein. Georgetown und das JAG Hauptquartier. Aber letzteres kann ich kaum von ihm verlangen.
„Union Station”, sagte er aber dann nur.
„Okay, dann sehen Sie jetzt genau nach unten”, sagte Liam dann im besten Reiseführerton.
„Hey, ich kann kaum glauben, dass wir fliegen. Das ist viel leiser”, meinte Harm.
„Deswegen liebe ich es auch so sehr. Können Sie das verstehen?”
„Ja, ich kann”, meinte Harm und dachte daran, wie froh er damals war, als er wieder fliegen durfte. Doch Mac hatte es ihm nie verziehen, dass er sich operieren lassen und ihr nichts gesagt hat.
„Wollen Sie noch irgendetwas sehen?”
„Wie wäre es mit dem weißen Haus?”
„Einen Moment”, er lenkte das Shuttle in eine andere Richtung.
Liam hielt das Shuttle in der Luft fast an.
Nach diesem kleinen Stadtrundflug flog Liam das Shuttle wieder zurück in den Hangar und schrieb es in die Wartungsliste ein.

 

 

Zurück / Back

 

Zum Seitenanfang