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  „Die Letzten ihrer Art” von Obi-Wahn   (Emailadresse siehe Autorenseite)
Alle hier vorkommenden Personen außer Gordon, Kathrin und Sarah Fereman, Ha'jel, Bo'on, Ru'sha, Ta'ki und He'ran gehören den Eigentümern von Mission Erde/Earth: Final Conflict. Bitte veröffentlichen Sie diese Geschichte nicht ohne vorheriges Einverständnis des Autors.
 
Handlung:  Kimera greifen die Erde an und Liam erkennt seine wahre Bestimmung
Zeitpunkt:  gegen Ende der 3. Staffel
Charaktere:  Liam, Da'an, Zo'or, Gordon, Kathrin und Sarah Fereman und Ha'jel
 

 

DIE LETZTEN IHRER ART

Kapitel 2

 

Teil 2
 

Liam erwachte am nächsten Morgen vom Duft frischen Kaffees. Er blinzelte und streckte sich, dass die Knochen knirschten.
„Guten Morgen, Liam. Du hast ja nichts anderes zu Essen in deiner Wohnung
als Kaffee, Bier und Chips! Das ist aber gar nicht gesund.” Sarah kam mit einer Kanne des heißen Getränkes und drei Bechern aus der Küche.
„Das sagte meine Mutter auch immer.” Er erinnerte sich so lebendig daran, als wäre das schon immer in ihm gewesen, aber jetzt erst wieder hervorgekommen.
Boone musste wohl von ihren Stimmen und dem Kaffeeduft aufgewacht sein, denn er kam aus dem Schlafzimmer.
„Guten Morgen, Liam! Ich muss sagen, ich habe schon lange nicht mehr so gut geschlafen wie heute nacht. Ich komme mir vor, als hätte ich mindestens drei Monate nicht mehr geschlafen, was ja leider auch stimmt - und da wären wir bei einem Thema, das mich schon ein bisschen länger interessiert: Wie war das mit Ha'jel und so?”
Liam seufzte - schon wieder musste er etwas erzählen ... wenn das nichts würde mit Halb-Kimera, Weltenretter und Taelon-Beschützer, sollte er vielleicht über eine Karriere als Märchenonkel nachdenken. Er fügte sich seinem Schicksal und erzählte die ganze Geschichte: von dem Kampf zwischen Boone und Ha'jel, über seine Geburt und seine genetischen Eltern Beckett und Sandoval - bis hin zu seinen vermeintlichen Alpträumen, den Rest kannte Boone ja schon.
Dieser wurde ganz still nach Kincaids Vortrag und sagte nach ein paar Minuten: „Wenn das alles stimmt, habe ich Sie unterschätzt, Liam ... warum sind wir eigentlich immer noch beim ‚Sie'? Sie haben mein Leben gerettet, ich auch irgendwie Ihres, also ... ich bin William.”
Liam war erfreut darüber. Bei Da'an hatte er immer den Eindruck gehabt, dass der Taelon zwar sein Mentor sei, aber nie sein Vater oder seine Mutter. Bei Boone hatte er mehr das Gefühl, verstanden und akzeptiert zu werden und auch Geborgenheit war spürbar.
„Ja, danke, William. Ich bin echt froh, dass ...” Ja, über was war er froh? Allein über die Tatsache, dass es Commander William Boone gab? Ja, so war es!
Zum Glück drängelte sich Sarah dazwischen und fragte verlegen: „Ich weiss, ich kenne Sie gar nicht und Sie mich ebenfalls nicht - aber wenn Sie Liam duzen, stehe ich jetzt irgendwie daneben und denke, ich wäre jemand, der nirgends dazu gehören würde.” Liam erkannte die gleiche Hoffnung und Sehnsucht in ihren Augen, die er selbst vorhin noch gespürt hatte. Obwohl - sie hatte noch beide menschlichen Eltern und die waren bestimmt netter als Sandoval ...
Auch Boone musste dieses Glimmen in ihren Augen gesehen haben, denn er nickte. „Aber klar, wir haben jetzt schon so viel miteinander durchgemacht und da wäre es verrückt, immer noch so förmlich zu bleiben - Sarah, das ‚Du’ gilt selbstverständlich auch für Dich.”
Diese strahlte über beide Ohren, drehte sich dann völlig überraschend um und holte den Kaffee und den leicht harten Toast.
Sie fielen darüber her, und nach einer Viertelstunde war nichts mehr davon da.
„Wir müssen aber nachher noch mal irgendwo was Richtiges essen, einen Donut oder so.” Boone grinste.
Sie beendeten ihre Mahlzeit und sammelten ihre sieben Sachen zusammen, wobei sie sehr schnell waren, denn William und Sarah hatten sowieso nichts und Liam steckte nur das Artefakt und sein Global ein. Seine Waffe brauchte er ja nicht mehr.
Sie verliessen die Wohnung und gingen die paar Straßen weiter zur Botschaft.
Als sie an einem Donut-Stand vorbei kamen, guckte William Liam nur an - und kurz danach hatten alle einen klebrigen Gebäckring in der Hand.
Sie kamen an der Botschaft an. Boone blieb erst mal ein paar Minuten stehen und blickte auf das Bio-Gebäude.
„Ich weiss nicht, ob das richtig ist, dass ich wieder hierher komme. Ich bin eigentlich tot.”
Sarah schüttelte den Kopf. „Du bist nicht tot - und wenn dich die Taelons nicht mehr haben wollen, dann machst du eben etwas anderes.”
„Und was?”
„Vielleicht Doors International übernehmen?” Liam guckte Boone belustigt an.
„Nein, du kommst jetzt da mit rein und wir zeigen es Zo'or und jedem anderen Taelon, der sich uns in den Weg stellen will!”
William grinste. „Was kann ich gegen so viel Optimismus noch machen?”
Sie gingen zum Eingang, und als der Freiwillige sie anhielt, sagte der Taelon-Beschützer: „Die beiden sind o.k., Sie können sie durchlassen.”
Der Freiwillige nickte, und sie gingen zum Audienzsaal.
„Gut, dass die Freiwilligen immer wieder ausgetauscht werden, es wäre schon
peinlich, einem Freiwilligen zu erklären, warum ich auf einmal wieder lebe”, flüsterte Boone.
„Psst, ich höre Stimmen. Warte erst kurz hier, William, ich möchte Da'an nicht sofort so erschrecken.”
Boone nickte und blieb stehen. Liam und Sarah gingen vorsichtig, aber entschlossen weiter.
Da'an und Zo'or bemerkten die beiden überhaupt nicht, denn Zo'or stand am Panorama-Fenster und blickte hinaus, und Da'an schien etwas abwesend. Liam räusperte sich.
Zo'or fuhr herum, und auch Da'an schreckte auf.
„Liam! Ich freue mich, Sie wieder zu sehen. Ich dachte schon, Sie wären so schwer verletzt, dass Sie erst einmal ausfallen würden.”
Liam deutete eine vage Verbeugung in Richtung Zo'or an - eine sehr vage.
Dessen Augen blitzten auf.
„Ich bin unverletzt aus Measblack herausgekommen. Ich wollte mich jetzt wieder zum Dienst melden und auch etwas mit Ihnen besprechen.” Er schielte auf Zo'or.
Da'an bemerkte diesen Blick und schüttelte leicht den Kopf. „Ich habe keine Geheimnisse mehr vor meinem Kind - Sie können ganz offen reden.”
Der Angesprochene guckte leicht ungläubig. „Da'an, ich...”
„Es wird Ihnen nichts geschehen, wenn Sie das meinen, aber ich denke, das sollte er von Ihnen selbst erfahren, nicht von mir. Nun sagen Sie mir doch erst einmal, wer Ihre Begleiterin ist.”
Da'an blickte abrupt zu Zo'or, und Liam wusste, dass sie sich über das Gemeinwesen kurz unterhalten hatten.
Auch Sarah fiel das natürlich auf, denn durch die Nähe der beiden Taelons hörte sie ein Rauschen im Kopf, das sie aber nicht erfassen konnte.
„Ich bin Sarah Fereman.”
Zo'or schaltete sich ein. „Die Tochter von den Feremans? Ich habe keine Informationen dadrüber, dass sie ein Kind haben.”
„Ich bin nicht direkt ihre Tochter.” Durch Liam wusste Sarah, dass man Da'an mehr trauen konnte als dem Synodenführer, und durch ihre genetischen Erinnerungen wurde das auch bestätigt. Sie blickte unbehaglich zu Zo'or.
Da'an bemerkte abermals, dass Liam und Sarah sich durch die Anwesenheit seines Kindes gestört fühlten.
„Ich habe keine Geheimnisse mehr vor ihm. Er weiss auch, dass Sie der Führer des Widerstands sind, Liam.”
„Was?!” Liam fühlte eiskalte Wut in sich aufsteigen.
„Ja, ich weiss es - so, wie Da'an viele Sachen über mich jetzt wieder weiss. Wir haben uns versöhnt und ich habe erkannt, dass mein Weg ... größtenteils falsch war - und, wie Sie mir immer wieder gezeigt haben, auch zu zeit- und kostenaufwändig.”
„Sie wissen allerdings noch nicht alles.”
„Das kann ich mir vorstellen. Ich hatte schon immer das Gefühl, dass es mehr als ein Geheimnis um Sie gibt.”
Da'an guckte Liam groß an, blickte dann zu Sarah und schließlich zu seinem Kind.
„Er ist ein Kimera, Zo'or - und ich schätze, Sie auch, oder?”
Sarah nickte.
„Ein Kimera?” Trotz der Änderung seiner mentalen Einstellung hörte man bei Zo'or Ekel und Abscheu in der Stimme.
„Ja, Kimera!” Sarah und Liam liessen ihre Shaqaravas aufleuchten. „Wir wollen Ihnen nicht schaden, das wollten die Kimera nie. Wir wollen helfen, die Taelons, die Jaridians und die Menschen wieder zu vereinen.” „Sie haben mit dem Angriff vor ein paar Stunden auf uns zu tun, nicht wahr?”
„Ja - wir haben den anderen Kimera geholfen, hierher zu kommen. Und wir werden ihre Mission zuende führen - ob nun mit Ihrer Hilfe oder ohne sie.”
„Die Kimera haben vor Millionen von Jahren Atavus besiedelt”, Zo'or drängte sich in den Vordergrund, „und fast das ganze Atavus-Volk zerstört - und nun wollen Sie uns weismachen, das Sie uns retten wollen? Das glaube ich nicht!”
„Aber es ist so! Die Kimera wollten nie die Atavi auslöschen oder die Taelons, Jaridians oder Menschen.”
Liam füllte sich unwohl dabei, die Menschen zu erwähnen, denn je aktiver sein Kimera-Erbe wurde, desto schwächer wurde seine menschliche Seite, sein Atavus-Erbe. Er musste ein Lösung finden.
Er blickte Sarah an, und sie erkannten beide in einem stummen Zwiegespräch, dass sie etwas opfern mussten, was sie sich nie hätten träumen lassen - ihre Menschlichkeit. Nur so konnten sie den Atavi helfen. Sie fühlten sich auch überhaupt nicht mehr an ihren menschlichen Körper gebunden; sie spürten, wie sie sich stetig veränderten ... Doch noch mussten sie bleiben, wie sie waren - ein innerer Waffenstillstand zwischen Atavus und Kimera musste geschlossen werden. Beide Seiten in ihnen beruhigten sich.
„Wir müssen mit Ihnen etwas besprechen”, sagte Sarah und blickte Zo'or und
Da'an an. Sie hatten sie fast völlig vergessen. „Wir haben eine Lösung für alles.”
Obwohl dieses ‚alles’ weder erklärt noch eindeutig war, spürten Elter
und Kind, dass sie Wesen gegenüber standen, die etwas verstanden hatten, das ihnen selbst seit ihrer Geburt unbegreiflich geblieben war.
Beide nickten und Da'an sagte: „Wir werden Ihnen helfen.”
Liam nickte ebenfalls und stieß einen Pfiff aus. „Da'an, es möchte Sie noch jemand sprechen.”
Da'ans Augen glitzerten vor Neugier. Er wusste immer, wann ein entscheidender Moment bevorstand.
„Wer?”
„Ich, Da'an!”
Mit diesen Worten betrat Boone den Raum.
Der Überraschungseffekt gelang nur teilweise, denn Da'an und Zo'or wirkten nur milde verblüfft.
„Boone, ich bin froh, Sie mal wieder zu sehen!” Da'an schien wirklich erfreut.
„Wieder? Wussten Sie, dass ich noch lebte?” Boone wirkte etwas enttäuscht.
Da'an erblaute. „Ja, ich wusste, dass Sie noch lebten, aber weder wo, noch wie. Ich habe versucht, Sie zu finden, habe es aber nie geschafft. Auch mit Sandovals oder Zo'ors Hilfe nicht.”
„Zo'or?” Boone sah zu ihm hinüber. „Sie haben damals versucht, mich umzubringen. Ich sollte jetzt Sie eigentlich dafür töten, aber ich spüre, dass Sie sich verändert haben - und ich weiss, dass Sie damals unter Druck standen.” Er blickte dem Synodenführer in die Augen. „Ich verzeihe Ihnen.”
Dieser war sichtlich sprachlos und machte deshalb nur den Mund auf und zu.
„Das sind Gefühle und Barmherzigkeit, Zo'or. Deswegen bewundere ich die Menschen. Wir Taelons kennen so etwas wie Barmherzigkeit längst nicht mehr - nur noch Nützlichkeit.” Da'an bewegte erklärend die Arme.
Zo'or nickte - er musste noch viel lernen, aber er spürte, dass er mit all dem nicht mehr allein war.
„Wir müssen auf's Mutterschiff, wo das Relikt von Ma'el ist”, sagte Sarah.
„Das wird uns weiterhelfen.”
„Dazu müssen wir nicht mehr auf's Mutterschiff, das habe ich schon hier.”
Da'an drehte sich um und kam kurz darauf mit dem Relikt wieder.
„Aber ... du hattest kein Recht, es einfach so zu nehmen!” Zo'or klang nicht so, wie er eigentlich sollte - er hatte schließlich gerade erst verstanden, warum Da'an das Relikt nun schon seit zwei Tagen immer mit sich herumschleppte.
Liam holte seinen Teil des Reliktes hervor und fügte es dem von Da'an hinzu.
Es gab ein seltsames Geräusch von sich und sehr helles Licht ... etwas, das seit Jahrtausenden getrennt war, war nun wieder zu dem geworden, was es sein sollte: Die Büchse der Pandora!
Alle staunten, auch Liam und Sarah. Das Relikt hatte völlig seine Form verändert und war jetzt ... perfekt. Es war weder rund noch eckig, es war ungreifbar, jedoch wunderschön und pulsierte in einem warmen Goldton. Es wurde nun von keinem der Anwesenden mehr gehalten, es schwebte in der Luft, und wenn man darauf zu ging, schien es einem selbst näher, doch auch wenn jemand von der anderen Seite heran kam, schien es diesem entgegen zu kommen - ohne sich zu bewegen.
Zo'or legte wie von selbst seine Hand auf eine der vier Vertiefungen. Boone folgte seinem Beispiel und sie beide schauten Liam an. Doch dieser schüttelte den Kopf.
„Es ist je einer von jeder Rasse notwendig, um das Relikt zu aktivieren, von den Taelons, den Menschen, den Kimera und auch von den Jaridians.”
Da'an nickte. „Das habe ich mir schon gedacht. Aber woher sollen wir einen Jaridian holen? Die Jaridians bräuchten Jahre, um hierher zu kommen.”
„Nicht, wenn die Taelons ihnen entgegen kämen und ihnen den Interdimensions-Antrieb geben würden!” Sarah sprach aus, was allen eigentlich schon klar war.
Zo'or schüttelte den Kopf. „Das können wir nicht ohne das Einverständnis der Synode machen - und wir müssen die Menschheit informieren.”
Da'an sah Zo'or glücklich an. Sein Kind hatte schnell gelernt.
„Na dann mal los, wir haben viel zu tun”, sagte Boone aufgeräumt.

Kurze Zeit später standen sie vor fast allen Taelons, die auf der Erde waren, fast allen Staatsoberhäuptern der Erde und Vertretern der Vereinigten Allianz der Menschheit. Diese VAM war ziemlich kurzfristig „eingeladen” worden, offiziell gab es sie ja gar nicht. Liam hatte noch dafür gesorgt, dass ein paar Untergrundführer anwesend waren; er wollte ihnen zeigen, dass ihre jahrelangen Bemühungen nicht umsonst gewesen waren.
Zo'or machte eine kaum sichtbare Handbewegung. Alles wurde sofort ruhig und guckte sie mit größtem Interesse an.
Da'an trat vor und fing diplomatisch an zu sprechen. „Wir haben Sie heute alle zusammengerufen, um Ihnen eine weitreichende Entscheidung mitzuteilen. Diese Entscheidung oder finale Lösung betrifft die Menschheit, die Taelons und auch die Jaridians.” Ein Raunen ging durch die Menge, doch es legte sich schnell wieder Totenstille über die Versammlung.
„Ich weiss, die Jaridians waren immer unser Feindbild - und ich muss zugeben, bis vor kurzem auch noch meines.” Mit diesen Worten trat Zo'or wieder hervor.
„Aber diese beiden Menschen haben meine Meinung geändert.” Er zeigte auf Liam und Sarah, die traten vor und übernahmen das Wort. Zo'or stellte sich neben Da'an, und der nickte ihm zu.
„Wie Sie wissen, hat ein Kimera-Schiff vor ein paar Tagen das Mutterschiff angegriffen.” Alle nickten unwillkürlich. „Doch dieses Schiff und seine Insassen wollten der Erde oder den Taelons gar nicht schaden. Sie wollten sie retten.”
„Ich dachte, die Kimera wollten Sie?” Boone beugte sich zu Da'an hin.
„Liam macht das schon richtig - wen interessiert das schon, ob sie zu mir wollten? Es kommt darauf an, daß sie es verstehen.” Da'an deutete zu der versammelten Meute. Boone nickte und stellte sich wieder gerade hin.
Liam erzählte gerade die Geschichte der Atavi:

„Früher hatten die Taelons und die Jaridians als ein Volk auf einem Planeten gelebt. Doch dann passierte etwas Schreckliches für dieses Volk: Die Kimera kamen. Erst waren sie nur im Hintergrund und beobachteten die Atavus-Rasse, die die Taelons und Jaridians gemeinsam formten, so, wie sie es immer mit fremden Völkern taten, doch dann wurden sie von Ramaz, einem besonders machtgierigen Atavus, entdeckt. Er nahm Kontakt auf und freundete sich mit den Kimera an. Immer mehr Atavi und Kimera wurden Freunde und die Kimera befanden, dass die Atavi bereit seien, eine höher entwickelte Kultur zu akzeptieren. Sie siedelten sich auf dem Planeten an und es herrschte Frieden. Doch Ramaz verriet das Leben: Er tötete einen Kimera und nahm seine Energie auf. Er wurde anders und viele Atavi blickten zu ihm auf wie zu einem Gott. Die Kimera wollten Rache nehmen und verstreuten ein Gift, das eigentlich alle töten sollte, doch Ramaz heilte viele mit dem einzigen Gegenmittel: Kimera-Energie. Sie wurden wie er, und, von ihm angestachelt, wandten sie sich gegen die Kimera. Diese versuchten Ramaz und seine Anhänger zu beseitigen, aber es wurden immer mehr der Ihren von Ramaz getötet und immer mehr Atavi wurden wie er. Die Kimera flüchteten von dem Planeten, befanden aber, dass nicht alle sterben sollten. Sie nahmen ein paar Atavi mit und behandelten sie mit ihrer Energie; und als sie wieder gesund waren, setzten sie sie auf einem anderen Planeten aus: der Erde.
Die wenigen Kimera, die noch lebten, geisterten seitdem durch die Galaxie.
Ramaz' Anhänger stritten sich mit den überlebenden Atavi, bei denen das Gift nicht gewirkt hatte, und sie verfielen in einen langen Krieg. Ramaz und seine Anhänger, erfüllt von Kimera-Energie, verachteten die rein stofflichen Atavi und fingen an zu glauben, sie seien etwas Besseres, sie lösten sich immer mehr von ihren Körpern und wurden schließlich zu dem, was sie heute sind: den Taelons. Die Jaridians, wie sich die nicht von Kimera-Energie gezeichneten Atavi nun nannten, verabscheuten ihrerseits die Taelons und letztendlich nahm der Krieg zwischen ihnen solche Ausmaße an, dass der Planet in Stücke barst und die beiden verfeindeten Völker fliehen mussten. Ramaz starb bei der vom ihm verursachten Explosion.”

Alle schwiegen. Die menschlichen Vertreter wegen der ganzen Geschichte, die Taelons wegen der Tatsache, dass die Menschen mit ihnen verwandt waren und die kleine Gruppe in der Mitte, weil sie die Luft angehalten hatte.
„Sie fragen sich jetzt natürlich, woher wir all das wissen”, sagte Sarah. Es folgte ein allgemeines zögerliches Gemurmel der Menschen - den Taelons hatte es anscheinend die Sprache verschlagen.
„Ich selbst bin ein Kimera oder genauer ein Kimeramischling - Sie werden gleich noch verstehen, warum ...” Sie kam nicht weiter. Alles war aufgesprungen und guckte ungläubig aus der Wäsche/dem Overall.
Liam und Sarah liessen zur Demonstration ihre Shaqaravas aufleuchten. Da'an und Zo'or traten schnell vor, bevor die Situation unkontrollierbar wurde.
„Keine Angst! Sie sind nicht in Gefahr. Es ist alles ganz in Ordnung. Wenn Sie uns noch ein bisschen zuhören, werden Sie alles verstehen!” Da'an und Zo'or sagten dies in einem schier unmöglichen Mischmasch aus Taelon, Englisch und irgendetwas anderem, das noch ungreifbar war, aber jeder verstand es - im Sinne eines intuitiven Begreifens dieser Sprache.
Liam, Sarah, Da'an, Boone und Zo'or blickten einander verwundert an.
„Was war das?” fragte Boone erstaunt.
„Ich weiss nicht, das kam mir wie selbstverständlich von den Lippen.” Zo'or war ebenfalls völlig beeindruckt.
Liam und Sarah überlegten nicht lange - wie schon so oft half ihnen ihre geerbte Erinnerung.
„Das war Atavus, wenn auch verändert. Genetische Informationen.” Die letzten Wörter sprangen ihnen förmlich in den Mund.
Keiner sagte etwas darauf - jeder wusste wieder einmal, dass es stimmte.
Sie wandten sich wieder der Versammlung zu.
Boone räusperte sich laut und vernehmlich. „Wie Sie wissen, bin ich vor ein paar Monaten von dem Kimera Ha'gel so schwer verletzt worden, dass alle Welt annahm, ich sei tot - und das stimmte auch fast. Aber Zo'or half mir und er konnte mich am Leben halten, allerdings nur in Stasis. Die Kimera stürzten auf den Measblack-Komplex in Kalifornien.” Er deutete auf den Präsidenten. „Dort überwachte der wirkliche Commander Liam Kincaid die Arbeit Bo'ons. Allerdings wusste dieser nichts davon, aber das ist eine andere Geschichte und die kann der Präsident Ihnen bestimmt besser erzählen.”
Liam legt die Hand auf Williams Schulter und sagte leise: „Hier mache ich besser weiter.”
„Ich merkte schon damals, dass eine Veränderung mit mir vorging, aber das wurde mir erst richtig deutlich, als Ru'sha sich bei uns meldete ...”
Liam erzählte die ganze Geschichte und liess nur unwichtige Sachen aus - wie zum Beispiel Augur.
Als er geendet hatte, herrschte kurze Zeit betretenes Schweigen.
Zo'or sagte in diese Stille hinein: „Ich schlage deshalb vor, den Jaridians eine Botschaft zukommen zu lassen, die sie über all dies informiert, und ihnen außerdem den IDA zu übermitteln, um ihre Reise zur Erde zu beschleunigen.”
Wieder herrschte eine Stille, die wie die Ruhe vor dem Sturm war. Die Vertreter der Erde standen auf, und einer sagte: „Wir bitten darum, uns zurückziehen zu dürfen, um uns zu beraten.” Zo'or nickte und der Raum wurde sichtlich leerer, auch die Vertreter des Untergrundes schlossen sich ihnen nach einem kurzen Zögern an.
Man sah T'than an, dass er nur darauf gewartet hatte, dass die Taelons wieder fast unter sich waren.
„Zo'or, Da'an, das ist viel, was ihr von der Synode verlangt. Kimera! Sie haben die Taelons im Stich gelassen im Kampf gegen die Jaridians!”
Liam und Sarah übten einen mentalen Druck auf das Gemeinwesen aus, und T'than, der noch mehr sagen wollte, verstummte.
„Ihr wisst alle, besser noch als die Jaridians, dass das nicht stimmt. Tut nicht so, als währet IHR unschuldig an dem Krieg!”
Sie sprachen Kimera und es klang wie ein Befehl eines Vorfahren, eines viel Älteren.
„Ramaz war es, der die Kimera verriet, und auch wenn ihr nicht mehr dafür schuldig gemacht werden könnt, so müsst Ihr doch die Folgen tragen. Die Kimera hatten keine Schuld am Krieg.”
T'than stand auf. „Auch wir bitten um Bedenkzeit.”
Zo'or nickte und die kleine Gruppe verliess den Saal.
Draussen atmeten alle auf. „Das Schlimmste ist überstanden. Ich denke, sie haben nur um Bedenkzeit gebeten, um nicht ihr Gesicht zu verlieren - und um das Ganze überhaut erst einmal zu verdauen ...” Sarah klang erleichtert. Boone nickte. „Ich wäre auch erst einmal überrascht, wenn man mir so etwas erzählen würde.”
Da'an vollführte eine bejahende Geste. „Ich schlage vor, wir ruhen uns aus. Die Synode und die Vertreter der Menschen brauchen sicher noch eine Weile ...”
Alle nickten, und Da'an und Zo'or gingen auf ihre Quartiere. Boone, Liam und Sarah wurden welche zugewiesen.

Nach ein paar Stunden, wie es schien, wurde Boone geweckt.
„Will, es ist so weit.” Liam rüttelte ihn immer wieder an der Schulter.
Boone stand, immer noch müde, auf und folgte Kincaid nach kurzem Sich-Frisch-Machen. Sie kamen wieder im großen Versammlungsraum an.
Alle waren wieder anwesend, und T'than und der Präsident der USA traten vor.
Gemeinsam und nebeneinander, offenbar waren auch ihre Einstellungen etwas erneuert worden.
„Wir stimmen zu, allerdings mit Auflagen der Menschen. Die Synode hat vor, diese Änderungen teilweise zu billigen.” T'than guckte Carter, den momentanen Präsidenten, schräg an.
„Eine Auflage wäre zum Beispiel die Abschaffung jeglicher Unterdrückung der Menschen, außerdem kein Motivationsimperativ bei CVIs und Offenlegung jeglicher Projekte, die die Menschen betreffen.”
Zo'or nickte. „Das habe ich erwartet. Ich stimme zu.”
Boone grinste. „Na, dann können wir ja die Jaridians einladen, hierher zu kommen!”
Alle nickten erleichtert.

 

Ende von Kapitel 2

 

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