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  „Die Letzten ihrer Art” von Obi-Wahn   (Emailadresse siehe Autorenseite)
Alle hier vorkommenden Personen außer Gordon, Kathrin und Sarah Fereman, Ha'jel, Bo'on, Ru'sha, Ta'ki und He'ran gehören den Eigentümern von Mission Erde/Earth: Final Conflict. Bitte veröffentlichen Sie diese Geschichte nicht ohne vorheriges Einverständnis des Autors.
 
Handlung:  Kimera greifen die Erde an und Liam erkennt seine wahre Bestimmung
Zeitpunkt:  gegen Ende der 3. Staffel
Charaktere:  Liam, Da'an, Zo'or, Gordon, Kathrin und Sarah Fereman und Ha'jel
 

 

DIE LETZTEN IHRER ART

Kapitel 2

 

Teil 1
 

Gordon erschrak, als er an sich herunter schaute und bemerkte, dass er nackt war. Er sah sich um. Neben ihm lag „Kincaid”, ebenfalls nackt. Erst jetzt merkte er, dass er nicht mehr in Measblack sein konnte. Hier sah es aus wie auf dem Mutterschiff der Taelons, aber das konnte doch nicht sein - die Kimera-Drohne hatte ihn doch mitgenommen ... Er schreckte aus seinen Gedanken hoch, als „Kincaid” sich zu regen begann. Schnell kroch er zu ihm hinüber. „Bleiben Sie ganz ruhig, Captain. Es ist alles gut, jedenfalls glaube ich das.”
„Wo sind wir?”, fragte „Kincaid” etwas verstört.
„Die Kimera-Drohne hat uns doch angegriffen und dann muss irgend etwas passiert sein - ich weiß aber nicht mehr, was.”
„Kincaid” richtete sich langsam und mit großem Geächze auf und sah dann an sich herunter. „Ich bin ja nackt!”
Gordon wollte gerade etwas Passendes dazu sagen, als sie mechanische Schritte hörten.

 
* * *
 

Da'an saß auf seinem Stuhl und schien angestrengt zu überlegen, es störte ihn aber dabei offensichtlich wenig, daß sein Kind vor ihm auf und ab ging und Hunderte von Vorschlägen hatte, wie sie die Kimera fangen könnten. Einem Außenstehenden wäre vielleicht aufgefallen, dass es ebenso gut zwei Menschen hätten gewesen sein können. Da'an sagte jedoch zu keiner von Zo'ors Ideen auch nur ein Wort, und nach neunundsiebzig Runden durch den Raum fiel das auch seinem Sprössling auf. „Da'an, hörst du mir überhaupt zu?”
„Ich weiss nur, dass du wie ein Mensch versuchst, mir ein Loch in den Boden zu laufen. Wenn die Kimera nicht wollen, dass sie gefunden werden dann werden wir sie schon gar nicht finden. Außerdem spüre ich keinen von ihnen mehr im Gemeinwesen - du vielleicht?”
„Nein, ich spüre sie auch nicht mehr, aber ich spüre etwas anderes - und ich weiß nicht, was das ist.”
„Das ist bei Kimera völlig normal” ,sagte Da'an langsam und mit einem hörbaren Stocken. „Wie geht es eigentlich Sandoval? Es erstaunt mich, dass er überhaupt noch lebt.”
„Warum? Boone hat doch auch überlebt!”
„Aber nur, weil du es warst, der versucht hat, ihn zu töten.”
Zo'or sah Da'an erzürnt an. „Ich glaube, wir müssen der Synode berichten, was vorgefallen ist - wenn du dich vielleicht etwas beeilen würdest ...”
Da'an stand langsam auf, ging aber nicht sofort zum Portal, sondern erst in seine Privatgemächer und kam mit einem Gegenstand wieder. Zo'or hatte einen fragenden Ausdruck im Gesicht, doch Da'an schüttelte den Kopf.

 
* * *
 

Sarah sah Liam und Augur neugierig an, sagte aber weiter nichts und aß weiter ihr Brot, das Augur ihr gegeben hatte. Inzwischen diskutierte dieser mit Liam darüber, wie es nun weiter gehen sollte. „Ich kann mich kaum an meine ersten Stunden erinnern,” sagte Liam nachdenklich „ es ist, als wäre eine Wand aus Nebel davor - ich kann mich nur daran erinnern, dass du und Lili da gewesen seid.”
„Du hast ja auch ganz plötzlich angefangen zu sprechen - warum eigentlich?”
„Es war, als hätte sich in meinem Kopf eine Tür geöffnet - und dann konnte ich auf einmal Englisch. Jetzt, nachdem mein Kimeraerbe vollständig erwacht ist, kann ich auch Dutzende anderer Sprachen - inklusive Taelon und etliche mehr, die nicht von der Erde kommen. Ich habe aber immer noch das Gefühl, als könne ich zurück und so leben wie vorher, nur dass ich das mit Sicherheit nicht will.”
„Das Brot schmeckt gut!” kam es unvermittelt aus Sarahs Ecke.
Liam wandte sich um. Komischerweise hatte er Sekunden davor gewusst, dass sie sprechen würde. Er registrierte jetzt erst wirklich, dass er sie spürte. Nicht körperlich, sondern geistig - so wie er Ru'sha und die anderen Kimera gespürt hatte ...
Augur hatte von all dem natürlich nichts bemerkt und drehte sich verwundert um. „Du kannst ja sprechen! Ich glaube, Hybriden sind nicht immer die Schnellsten!!”
Liam grinste müde und trat näher an Sarah heran. „Wie fühlst du dich? Hast du noch Hunger? Augur, hast du zufällig irgendwo Kleidung für Sarah?”
Dieser nickte. „ Ich glaube, ich habe hier irgendwo noch ein paar Sachen von Lili, die sie mal vergessen hat.”
Dann seufzte er tief. „Ich vermisse sie!”
Liam guckte auch etwas traurig. Er sah Lili vor sich, wie sie immer gelacht und ihn bemuttert hatte. Er schüttelte den Kopf. Lili war tot und er würde sie nie wieder sehen. Augur ging in einen Raum nebenan und er drehte sich wieder zu Sarah um. Sie blickte ihn irgendwie herausfordernd an und hob eine Hand. Liam begriff sofort und tat es ihr gleich. Als beider Hände sich berührten, leuchteten sie auf und...
Er trieb in einer großen Dunkelheit. Er sah nicht weit von sich entfernt einen kleinen Stern und bewegte sich darauf zu. Es war, als würden Sarahs und seine Gedanken zusammen genommen und sie würden einander gleichzeitig hören, sehen und fühlen ... Für einen winzigen Moment waren sie eins. So schön dieser Augenblick auch war, so schnell verging er wieder.
Augur kam lautstark zurück und Sarah und Liam trennten sich voneinander.
„Hier, probier' mal die Sachen an - Lili hatte ungefähr deine Größe.” Er hielt eine Tüte hoch, in der sich die Kleidung befand.
Sarah nickte und Liam stand zögernd auf. Er und Augur wandten sich ab. Nach einiger Zeit hörten sie ein Räuspern hinter sich. „Und wie sehe ich aus?”
Sie drehten sich wieder um und es verschlug ihnen die Sprache - wenn Sarahs Haare etwas länger wären, könnte man sie für eine Schwester Lilis halten.
Liam stammelte etwas von „Du ... siehst wunder ... ääähhh - echt ... schön aus.” Sarah wurde wieder einmal rot.

 
* * *
 

Zo'or beeilte sich, um vor Da'an zu bleiben, schaffte es aber nur, neben ihm zu gehen. „Da'an, überlass mir das Reden! Du erzählst nur wieder die ganze Wahrheit - und das wäre uns nicht zum Nutzen.”
Da'an sah aus, als könne er die Kommentare Zo'ors nicht mehr hören. „Du baust dir immer mehr ein Gebilde von Halbwahrheiten auf - die Menschen nennen so etwas Lüge. Es wird der Tag kommen, an dem dieses Gebilde zusammenstürzen wird, und die Synode wird dich absetzen müssen. Lass mich der Synode erzählen, was passiert ist - ich verspreche dir, du wirst nicht negativ auffallen.” Wenn ein Außenstehender die beiden Taelons gesehen hätte, wäre er auf die Idee gekommen, das Zo'or auffällig unerfahren und klein neben Da'an wirkte. Da'an strömte eine Aura aus, die jedem sofort ein Gefühl der Geborgenheit gab und der man sich nur schwer entziehen konnte. Zugleich vermittelte Da'an ein ungeheures Bild der Macht. Zo'or schüttelte den Kopf - jetzt war nicht der richtige Moment, um ein Gefühl zu zeigen ... Der Taelon bemerkte, dass durch das Gemeinwesen seine Regungen zaghaft und verwundert erwidert wurden. Schnell schottete er seine Gedanken wieder ab. Da'an schien glücklicherweise nichts mitbekommen zu haben. „Da'an, wo ist eigentlich Major Kincaid? Er ist wirklich unzuverlässig. Hältst du es immer noch für eine gute Idee, ihm kein CVI zu geben?”
Da'an war sichtlich unerfreut über diesen Themenwechsel, fügte sich aber. „Ich weiß es nicht. Nachdem er von Measblack zurück gekommen ist, ist er sofort in seine Wohnung gegangen. Menschen müssen sich genauso regenerieren wie wir, deshalb habe ich ihm bis morgen Mittag frei gegeben.”
Sie erreichten das Portal, und als sie auf dem Mutterschiff angekommen waren, wandten sie sich sofort dem Versammlungsraum zu. Es war ein großer Raum, der von einem Thron in der Mitte beherrscht wurde. Da'an und Zo'or betraten den Raum und sofort tauchten sie in eine völlig andere Welt ein. Am Anfang war es nur Geflüster, wurde dann aber zu einer lauten Stimme, die sich anhörte, als könne sie sich nicht entscheiden, in welcher Tonhöhe sie sprechen sollte. Schließlich konzentrierten sich alle Tonhöhen auf die beiden Neuankömmlinge. Diese begannen zu berichten. Zo'or fing zwar an, aber Da'an drängte sich mit seiner sanften, auf die Resonanz abgestimmten, jedoch auch fordernden und festen Stimme in den Vordergrund. Zo'or spielte plötzlich nur noch die zweite Geige, verstummte aber nicht ganz. Als Da'an mit seiner Geschichte fertig war, entbrannte ein Konzert von Gefühlen und Stimmen. Die beiden Taelons in der Mitte lehnten sich auf ihren Stühlen zurück. Nach einiger Zeit wurden Fragen an sie gestellt und sie beantworteten diese. Allmählich hörte man wieder nur eine Stimme, die fast harmonisch war. T'than trat vor und machte eine sehr steife und knappe Verbeugung vor Zo'or. Da'an blickte er nur kurz und mit einem etwas milderen Gesichtsausdruck an. „Wir haben einen Entschluss gefasst”, sagte er. Wir glauben, dass alle Kimera tot sind und deshalb kein Handlungsbedarf mehr besteht. Das waren definitiv die letzten Kimera, auch wenn manche etwas anderes glauben.” Zo'or nickte und die Versammlung löste sich auf.

Als alle Taelons den Saal verlassen hatten, ging Zo'or auf Da'an zu, der etwas abseits stand und in Gedanken versunken schien.
„Da'an ... danke, dass du mir eben geholfen hast. Ich weiß nicht, weshalb - aber seit der Begegnung mit den Kimera fühle ich mich nicht mehr so allein ... nicht mehr so wie früher.”
Da'an lächelte, erfreut darüber, dass sein Kind sich offenbar endlich überwunden hatte und nun versuchte, ihn und sich selbst wieder in Einklang zu bringen. „Du hast endlich erkannt, dass du nicht alleine leben und allem und jedem nur mit Misstrauen begegnen kannst ...”
Zo'or fühlte sich nicht recht wohl. Er hatte ausgesprochen, was ihm seit langem auf dem Seele lastete, spürte aber noch nicht das Ausmaß an Erleichterung, das er sich davon erhofft hatte.
Da'an bemerkte dies und berührte sein Kind zärtlich am Arm. „Es wird einige Zeit dauern, bis du vollständig fühlst, was Liebe und Verständnis sind. Ich bin stolz auf dich!”
Zo'or lief ein blauer Schauer über den Körper, und er legte vorsichtig seinerseits Da'an eine Hand auf die Schulter. Obwohl sie sich nur ein paar Sekunden berührten, kam von beiden Seite ein Gefühl unendlicher Erleichterung und Freude. Sie trennten sich behutsam wieder und bemerkten, dass das Gemeinwesen ihre Versöhnung gespürt hatte und mit Freude aufnahm. Nur ein paar einzelne schienen damit nicht wirklich einverstanden ...

 
* * *
 

Gordon und „Kincaid” sahen, dass die Kimera-Drohne sich wieder näherte. Sie trat vor ihre Zelle und das Kraftfeld flackerte und verschwand.
„Kommen Sie heraus und folgen Sie mir!” sagte die Drohne mit ihrer synthetischen Stimme und drehte sich sofort wieder um. Gordon und „Kincaid” blieb nichts anderes übrig, als ihr zu folgen. Sie gingen nur ein paar Schritte weit und als die Drohne auf eine Nische deutete, sahen sie, dass dort ihre Kleider und Waffen lagen. Sie zogen sich an und schauten sich immer wieder nach der Drohne um, die wie ein allwissender Beobachter neben ihnen stand. Nachdem sie fertig waren, verschwand die Drohne und kam nach einiger Zeit mit Boone zurück, den sie sehr vorsichtig vor sich herschob. Boone war sichtlich immer noch etwas wacklig auf den Beinen, guckte aber schon wieder etwas besser aus seinem Handtuch als vorher.
*Woher hatte die Drohne das Handtuch?*
„Helfen Sie ihm, sich anzuziehen und folgen Sie mir dann!” sagte die Maschine kalt und ging mit schweren Schritten weg.
„Boone, Sie leben ja wieder!” „Kincaid” konnte seine Freude nur schwer im Zaum halten. „Wir hatten Sie schon für unrettbar verletzt gehalten!”
Boone blickte ihn an und hatte zunächst sichtlich Schwierigkeiten, ihn zu erkennen, Gordon missachtete er erst einmal. „Kincaid? Ich dachte, Sie wären tot. Diese verdammte Maschine hat mich gerade eben aus einem Tank geholt und nun weiß ich nicht, wo ich bin!”
„Kincaid” druckste herum. „Major, Sie galten zwei Jahre als verschollen und tot! Wir haben Sie erst vor zwei Monaten in einem Taelon-Labor gefunden und Sie nach Measblack geschafft ...”
„... und vor zwei Tagen haben uns Kimera entführt!”, mischte sich Gordon ein.
„Was, Kimera? Ich dachte, Ha'jel wäre der letzte gewesen?!”
„Äh, ich glaube, wir sollten dieses Gespräch auf später verschieben! Sonst wird unser Butler James hier noch ungemütlich!” „Kincaid” deutete auf die Drohne, die sich bedrohlich wieder näherte.
Sie beeilten sich, sich neben die Drohne zu stellen und schon waren sie in einem Hinterhof. Gordon und „Kincaid” kannten das ja schon, wenn auch unfreiwillig, aber Boone blieb erst einmal der Mund ein paar Sekunden offen.
„Wo sind wir?” fragte Gordon.
„Wir sind in einer menschlichen Ansiedlung, in der sich ein Interdimensionsportal befindet. Ru'sha hat mir befohlen, Sie frei zu lassen, sollten er, He'ran und Ta'ki sterben. Gehen Sie in diese Richtung. Suchen Sie Liam Kincaid und Sarah Fereman, Sie werden Ihnen weiter helfen können. Geben Sie das hier ihnen, es ist von großem Wert für die Taelons, Jaridians und Menschen. Ich werde mich jetzt in das Schiff zurück teleportieren und es dann zerstören. Sie sollten in 3 Minuten in der Interdimension sein, da die Explosion alles im Umkreis von zwei Kilometern vernichten wird. Ihre Rasse kann eines Tages der der Kimera gleichgestellt sein - helfen Sie mit, das zu verwirklichen! Vielleicht werden wir uns wieder sehen”,
dröhnte die Drohne und drehte sich um. Dadurch bemerkten sie erst, dass hinter ihnen noch eine weitere Drohne stand. „Ihre” Drohne glühte kurz auf und verschwand dann, die andere folgte ihr sonderbarerweise nicht, sondern entfernte sich zu Fuß. Gordon, „Kincaid” und Boone glotzen ihr hinterher, guckten einander an und fingen dann an zu rennen. Sie liefen eine Straße entlang, wo es überall von Polizisten wimmelte, die sich um eine eingestürzte Mauer drängten. Sie versuchten möglichst unauffällig vorbei zu kommen, es gelang ihnen aber wohl nicht ganz, denn plötzlich wurden hinter ihnen Schreie laut. Sie riefen den Polizisten zu, dass es gleich eine Explosion gäbe, die die Stadt zerstören würde, aber natürlich hörte niemand auf sie. Sie erreichten das Portal, und als sie sich noch einmal umdrehten, wurde die ganze Stadt von der angekündigten Explosion erschüttert. Sie wandten sich von dem grellen Aufflammen ab und verschwanden mit Mühe und einem sehr schlechten Gewissen in der Interdimension.

Sie kamen in Washington an und schauten sich vorsichtig um. Es sah ganz normal aus, ein gewöhnlicher verschneiter Wintertag.
„Und wo gehen wir jetzt hin?” fragte „Kincaid”. „Wir können ja wohl kaum hier draußen stehen bleiben - davon abgesehen, dass wir in unserem Aufzug ziemlich auffällig sind!”
Sie blickten an sich herunter. Sie sahen aus, als trügen sie eine Kreuzung zwischen Taelon-Overalls und Freiwilligen-Uniformen. Nur die Stiefel waren keine Plateau-Schuhe, allerdings auch lila-blau.
„Wir könnten ja zu mir gehen, ich habe ein Appartement ganz in der Nähe - na jedenfalls fast ...” sagte Gordon.
Sie waren so vertieft in ihr Gespräch, dass sie nicht bemerkten, dass sich hinter ihnen ein Trupp Freiwilliger näherte.
„Hey, wer sind Sie denn? Geben Sie sich zu erkennen!”
Gordon, Boone und „Kincaid” fuhren herum. Sie standen einem Freiwilligen gegenüber, der zu allem entschlossen aussah. Der Rest des Trupps verteilte sich unauffällig um sie herum.
„Sie sehen aus, als wären Sie die Eindringlinge aus der Botschaft. Ich erkläre Sie hiermit für verhaftet.”
Boone sah aus, als wollte er etwas sagen, Gordon hielt ihn jedoch fest. „Warten Sie, Commander - Sie gelten hier noch immer als tot, also überlassen Sie mir und Kincaid das Reden.”
Boone nickte widerwillig.
„Kincaid” trat vor und sagte mit befehlsgewohnter Stimme: „Ich bin Commander Liam Kincaid, und ich befehle Ihnen, mich durch zu lassen.”
„Da'ans Beschützer? Ich hatte Sie anders in Erinnerung - jünger und noch als Major!”
„Kincaid” überlegte fieberhaft. Dann fiel ihm etwas ein. „Ach, Sie kennen meinen Namensvetter? Aber wer kennt ihn auch nicht ... Nein, ich bin nicht der Liam Kincaid. Prüfen Sie es doch nach. Meine Kollegen hier sind Gordon Fereman und ähh ... Commander William ...” Boone sah ihn erschrocken an. „... Carter.”
„Warten Sie - das prüfe ich nach.”
„Fragen Sie bitte bei der Abteilung nach, die dem Stabschef des Präsidenten unterstellt worden ist! Aber beeilen Sie sich, wir haben nicht den ganzen Tag Zeit!”
Das wirkte. Der Soldat salutierte und holte sein Global heraus.
Der Commander drehte sich wieder um und sofort fragte Boone: „Oh, seit wann bist Du Commander, Liam? Hat Dir deine neue Stelle so viel eingebracht?”
„Ich musste nur einen höheren Rang haben als dieser Freiwillige, ich bin vollkommen abgesichert. In zwei Minuten wird uns dieser Captain Honig um den Bart schmieren, um seine Stellung zu behalten.”
Der besagte Captain räusperte sich vorsichtig. „Sir, ich bitte um Verzeihung, aber heute morgen liefen hier ein paar komische Gestalten herum und seitdem habe ich den Befehl, hier alle zu kontrollieren die, ähh ... komisch aussehen und Sie ... ähh ...”
„Wollen Sie damit sagen dass ich komisch aussehe?!”
„Nein, überhaupt nicht”, kam es kleinlaut zurück.
„Na, dann brauchen Sie mich ja nicht weiter zu belästigen!” Sie wandten sich ab und stampften davon. Der arme Freiwillige stand nun allein zwischen seinen Untergebenen, drehte sich dann mit einem scharfen Befehl um und die ganze Meute verschwand.
„Irgendwie ist es schon komisch - der hat ja nachher richtig gekuscht!” wunderte sich Gordon.
„Wollen Sie in so einer Situation mit einem Admiral zu tun bekommen?”
„Admiral?”
„Ja, ich denke er ist an Admiral Schneider geraten und bei dem habe ich noch ein Stein im Brett gehabt.”
Lachend gingen sie weiter.

 
* * *
 

Liams Global riss sie aus der Träumerei, er griff schnell danach und trat ein paar Schritte beiseite, es war Reneé. „Liam, ich dachte schon, Sie wären in Measblack verschüttet! Warum haben Sie mich nicht angerufen?!”
„Es gab, äh ... einen Zwischenfall und ... deswegen hatte ich noch keine Zeit, Sie anzurufen.”
„Was für einen Zwischenfall?” fragte Reneé mit unüberhörbarer Neugier.
„Es würde jetzt zu lange dauern, das alles zu erklären.” Sein Global zeigte an, dass noch jemand versuchte, ihn anzurufen. ”Warten Sie, ich glaube, Da'an will mich sprechen. Wir sehen uns ja noch später.”
Reneé war mit Sicherheit nicht einverstanden mit dieser Absage, aber was konnte sie anderes sagen?
Es war nicht Da'an, sondern Kathrin. „Liam, endlich erreiche ich Sie - ich bin vor einer halben Stunde aufgewacht und lag nackt in Ihrer Abstellkammer ... Was hat das zu bedeuten, ist etwas schief gelaufen?!”
Liam war etwas überrascht über so viel „Coolness”. „Ja, es ist schief gegangen. Sandoval hat Ru'sha getötet und dann ist ... noch einiges mehr nicht nach Plan verlaufen ...”
„Oh, das tut mir wirklich leid ... und was ist mit den anderen, vor allem mit Ta'ki?”
„Das kann ich Ihnen im Moment nicht erklären, Kathrin.”
Diese kämpfte sichtlich mit der Fassung. „Und was ist mit meinem Gordon?”
Sarah berührte ihn leicht an der Schulter und ...
Er sah „Kincaid”, Gordon, Boone und die Kimera-Drohne aus einer Sicht, als wären sie auf dem Kimera-Schiff, sie teleportierten und waren dann in der gleichen Stadt, in der auch er selbst durch das Interdimensionsportal gegangen war. Er schaute jetzt aus der Perspektive der Drohne. Diese gab Boone etwas, dann riss das Bild ab.

„Liam, Liam! Was ist mit Ihnen?” Kathrin schien besorgt.
„Überhaupt nichts, Gordon lebt und er wird bald bei Ihnen sein. Wenn Sie mich jetzt entschuldigen ...”
„Ja, natürlich. Danke, dass Sie ihn gefunden haben!” Kathrin klang richtig erleichtert und war auch wohl froh, dass sie alles heil überstanden hatte.
Liam drehte sich um und schaute Sarah und Augur an. Sarah betrachtete ihn mit wissenden Augen. „Wir müssen Boone, Gordon und „Kincaid” finden und Boone muss uns dieses Relikt geben. Selbst ich weiss nicht, was das sein könnte.”
Liam musste sich daran erinnern, dass Sarah von vornherein ihr Kimera-Erbe zur Verfügung hatte und daher Boone, Gordon und „Kincaid” bereits durch ihre Eltern kannte. Er musste sich meistens noch anstrengen, das eigene nicht menschliche Erbe zu benutzen, auch wenn es immer leichter und selbstverständlicher wurde.
Augur sah etwas verwundert aus, da Sarah und Liam einander nun schon fünf Minuten unverwandt anblickten. „Liam? Sarah? Was ist mit euch los?!” Er trat an sie heran und schüttelte Liam an der Schulter. „Liam!”
Die Angesprochenen schauten ihn mit glasigen Augen an. „Ist schon gut, Augur. Wir haben nur gerade vereinbart, dass wir erst Boone, Gordon und „Kincaid” finden und dann zu Da'an gehen müssen.”
„Zu Da'an?” Augur klang erschrocken.
„Ja, wir müssen mit ihm reden.”
Augur zuckte mit den Schultern. „Na, dann suchen wir mal unsere drei Freunde. Am besten untersuchen wir zuerst alle Portalstationen, ob sie dort durch gekommen sind.” Er wandte sich um und fing an, seinen Computer zu malträtieren. Sarah kam neugierig näher. Auch wenn sie das Wissen von vier Lebewesen in sich hatte, hatte sie so etwas noch nie gesehen und es faszinierte sie, wie Augur sich mit traumwandlerischer Sicherheit in die Datenbacken der Portalbehörde einhackte. Nach ein paar Minuten fand er das Gesuchte. Liam hing während dessen seinen Gedanken nach. Er dachte an Ronald Sandoval, seinen Vater. Dieser hatte Siobhán Beckett, seine Mutter, geliebt, hatte ihr aber durch sein CVI nie die Wahrheit sagen können ... Warum taten die Taelons so etwas? Die Kimera hatten doppelt so lange gelebt wie die Taelons und hatten nie andere Lebewesen so missbraucht, nur gegen Ende hin ... Aber was hätte Ha'gel machen sollen - er wusste, dass er sterben würde, also musste er seine Mission an seinen Erben weitergeben - an ihn, Liam. Langsam verstand er die Taelons und die Jaridians, warum sie einander so bekämpften und warum die Menschen so wichtig waren.
Sarah trat an ihn heran und schaute ihm tief in die Augen. Sie hoben beide ihre Hände und berührten einander.

Früher hatten die Taelons und die Jaridians als ein Volk auf einem Planeten gelebt. Doch dann passierte etwas Schreckliches für dieses Volk: Die Kimera kamen. Erst waren sie nur im Hintergrund und beobachteten die Atavus-Rasse, die die Taelons und Jaridians gemeinsam formten, so, wie sie es immer mit fremden Völkern taten, doch dann wurden sie von Ramaz, einem besonders machtgierigen Atavus, entdeckt. Er nahm Kontakt auf und freundete sich mit den Kimera an. Immer mehr Atavi und Kimera wurden Freunde und die Kimera befanden, dass die Atavi bereit seien, eine höher entwickelte Kultur zu akzeptieren. Sie siedelten sich auf dem Planeten an und es herrschte Frieden. Doch Ramaz verriet das Leben: Er tötete einen Kimera und nahm seine Energie auf. Er wurde anders und viele Atavi blickten zu ihm auf wie zu einem Gott. Die Kimera wollten Rache nehmen und verstreuten ein Gift, das eigentlich alle töten sollte, doch Ramaz heilte viele mit dem einzigen Gegenmittel: Kimera-Energie. Sie wurden wie er, und, von ihm angestachelt, wandten sie sich gegen die Kimera. Diese versuchten Ramaz und seine Anhänger zu beseitigen, aber es wurden immer mehr der Ihren von Ramaz getötet und immer mehr Atavi wurden wie er. Die Kimera flüchteten von dem Planeten, befanden aber, dass nicht alle sterben sollten. Sie nahmen ein paar Atavi mit und behandelten sie mit ihrer Energie; und als sie wieder gesund waren, setzten sie sie auf einem Planeten aus: der Erde. Die wenigen Kimera, die noch lebten geisterten seitdem durch die Galaxie.
Ramaz' Anhänger stritten sich mit den überlebenden Atavi, bei denen das Gift nicht gewirkt hatte, und sie verfielen in einen langen Krieg. Ramaz und seine Anhänger, erfüllt von Kimera-Energie, verachteten die rein stofflichen Atavi und fingen an zu glauben, sie seien etwas Besseres, sie lösten sich immer mehr von ihren Körpern und wurden schließlich zu dem, was sie heute sind: den Taelons. Die Jaridians, wie sich die nicht von Kimera-Energie gezeichneten Atavi nun nannten, verabscheuten ihrerseits die Taelons und letztendlich nahm der Krieg zwischen ihnen solche Ausmaße an, dass der Planet in Stücke barst und die beiden verfeindeten Völker fliehen mussten. Ramaz starb bei der vom ihm verursachten Explosion.

Sie ließen den Eindruck eine Weile wirken und tauschten über ihre Berührung Gefühle über sich und das gerade Passierte aus. Augur räusperte sich und sie guckten ihn erwartungsvoll an.
„Ich habe da etwas gefunden. Kincaid, Fereman und ... und ... Boone sind vor zwei Stunden durch ein Portal aus einer Stadt in der Nähe vom Gran Canyon gekommen. Die Stadt wurde 10 Sekunden danach durch eine bisher unbekannte Energiedruckwelle zerstört, es gab viele Todesopfer.”
Liam war erschrocken. Nie hätte er gedacht, dass so etwas ... obwohl, war es verwunderlich? Jede Rasse bemühte sich, ihre Geheimnisse zu bewahren, und das Kimera-Schiff war so etwas wie die Büchse der Pandora gewesen. Er musste unbedingt Boone finden.
Augur räusperte sich leise. „Liam? Du hast mir zwar schon erzählt, dass Boone lebt - ich kann das aber immer noch nicht ganz glauben. Wie kann das sein?”
An Stelle Liams antwortete Sarah. „Als Ha'gel vor ein paar Jahren Boone fast tötete, versuchte Zo'or eben dies auch. Er schaffte es aber nur, Boone zu... Du würdest es vielleicht „entseelen” nennen. Bonne war nicht wirklich tot - seine unbewußten vegetativen Funktionen waren die ganze Zeit über aktiv. Er war aber durch seine tiefe Bewusstlosigkeit nicht in der Lage, sich mitzuteilen.”
„Erinnerst du dich noch an den Geist-Taelon, Augur?”, unterbrach Liam sie.
„Ja, natürlich!” Augurs Neugier war geweckt.
„Auf dieser Ebene hielt sich auch Boones Geist auf, nur dass dieser sich gewissermaßen in der „menschlichen Abteilung” der selben befand. Da'an hat ihn zurück geholt, aber aus Angst davor, dass Zo'or ihn findet, es „Kincaid” überlassen, ihn zu pflegen.”
Augur sah nur teilweise befriedigt aus. Aber bevor er antworten konnte, meldete sich Liams Global. Es war erneut Kathrin.
„Liam, Sie müssen sofort zu mir kommen - Sie können sich ja gar nicht vorstellen, was passiert ist - Gordon ist zurück!” Kathrin weinte vor Glück.
Liam sah Augur anerkennend an, der guckte leicht stolz zurück.
„Das ist ja wunderbar - wir kommen sofort! Ist sonst noch irgend etwas Auffälliges gewesen?”
„Auffälliges? Ja, Gordon ist nicht alleine gekommen, sondern in Begleitung von zwei anderen Männern.”
Liam war plötzlich zuversichtlich, dass alles etwas schneller voran ging, als er gehofft hatte.
„Wir kommen sofort!”
Es war eine friedliche Szene, wie Gordon und Kathrin sich umarmend auf der Couch saßen, Boone und „Kincaid” still daneben, die sich bei einer Flasche Bier entspannten.
Liam, Sarah und auch Augur, der es sich nicht hatte nehmen lassen, mit zu kommen, weil er Boone unbedingt wiedersehen wollte, fühlten sich wie Eindringlinge in eine heile Welt.
„Kincaid” blickte auf, als sie herein kamen, erhob sich und ging auf Liam zu, Boone folgte ihm.
„Endlich! Ich dachte schon, Sie kommen gar nicht mehr ... wer ist das?!” „Kincaid” deutete auf Augur.
„Das ist Augur, ein guter Freund von mir ... der mir schon oft geholfen hat.” antwortete Liam.
„Der Augur? Sie sind in der ganzen Welt berühmt dafür, dass Sie die Dateien des Mutterschiffs geknackt haben!” „Kincaid” war sichtlich erfreut.
Augur fühlte sich geschmeichelt. „Das ist nicht nur mein Verdienst, ... ähm ... Liam und Boone haben mir ihrerseits auch häufig geholfen.” Bei dieser Gelegenheit drehte er sich zu Boone um und dieser sah aus, als könnte er es kaum noch erwarten, ihn zu begrüßen.
„Augur, es kommt mir zwar wie gestern vor, dass wir uns das letzte Mal gesehen haben, aber ich glaube, es ist fast ein Jahr her, oder?” Boone kämpfte sichtlich mit der Fassung.
Augur sagte überhaupt nichts mehr und trat vorsichtig, aber entschlossen heran und umarmte seinen Freund still.
Boone ließ es zu und erwiderte die Zuneigung.
„Mann, Will, ich hab' dich vermisst!” In Augurs Augen glitzerte es.
„Ich dich auch, Augur, Du alter Kindskopf.” Sie standen ein paar Augenblicke da und waren sichtlich froh, einander wiederzuhaben. Boone wandte sich zu Liam um.
„Sie sind also Ha'gels Sohn?! Es tut mir im nachhinein leid, dass ich ihn getötet habe ...”
Liam machte eine wegwischende Bewegung. „Sein Leben wäre so oder so bald beendet gewesen - so ist er wenigstens von der Hand eines ehrenhaften Mannes gestorben und nicht von den Taelons gefoltert und missbraucht!”

Liam wunderte sich - war das wirklich er? Es kam ihm so vor, als hätte dies nicht er gesagt, sondern eine Stimme, die schon immer tief in seinem Bewusstsein gewesen war und jetzt immer mehr Macht über ihn gewann.

Boone drehte sich zu Sarah um. „Und das ist ...?”
„Oh, das können Sie nicht wissen ... Gordon, Kathrin?”
Die beiden Angesprochenen merkten erst mit einiger Verzögerung, dass sie gemeint waren. „Ja? Oh, Liam - ich danke Ihnen, dass Sie meine Frau beschützt haben.”
Gordon stand auf und schüttelte Liam, mit wirklicher Dankbarkeit in den Augen, die Hand.
„Ich weiss nicht, ob Sie mir wirklich so danken sollten”, antwortete dieser. „Sie wissen ja, Kimera haben die Eigenschaft, die DNS von jedem einigermaßen intelligenten Wesen anzunehmen - und sie übernehmen auch dessen Eigenschaften und dessen Möglichkeiten, sich fortzupflanzen.” Er stockte.
„Und was heißt das jetzt?” fragte Kathrin, die ebenfalls aufgestanden war.
„Das heißt, das die Kimera unfruchtbar waren - nicht, weil sie zu sehr vergeistigt, sondern weil sie zu wenige waren. Sie sind untereinander auf einer spirituellen Ebene verbunden und sie können sich nur in ihrer natürlichen Form fortpflanzen, wenn sie zahlreich sind. Es gibt allerdings noch eine zweite Möglichkeit, nämlich durch die Übernahme fremder DNS. Kathrin, Sie kannten doch Ta'ki und He'ran - die beiden waren ... verheiratet. Sie konnten aber eben auch keine Kinder mehr bekommen - aber da sie die DNS von Ihnen angenommen hatten und ... und ...” Liam konnte nicht mehr weiter reden.
„Soll das heißen, dass sie, als sie unsere DNS übernommen hatten, ein Kind gezeugt haben?!”
„Ja...” Liam hatte immer noch Hemmungen - weil ihr „Kind” ja direkt vor ihnen stand - Sarah. „Ich habe Ihnen Sarah ja noch gar nicht vorgestellt - Sarah Fereman.”
„Sie ...????” Gordon und Kathrin starrten die junge Frau an - zuerst mit einigem Ekel, dann aber mit warmem Mitgefühl und schließlich mit so etwas wie elterlichen Empfindungen.
Sarah traute sich einen Schritt vor und sagte schüchtern. ”Ja, Sie sind meine genetischen Eltern. Ich ...”
Kathrin sprang vor, umarmte sie und begann, sie zu streicheln. „Es ist uns egal, daß du nicht ganz unser Kind bist - oder, Gordon? Wir haben uns immer ein Kind gewünscht, es aber nie bekommen ...” Der Rest ging in leisem Weinen unter. Gordon trat etwas zurückhaltender vor, umarmte schließlich aber beide.
Liam, Boone, Augur, „Kincaid” und vor allem Sarah selbst waren ziemlich überrascht über diese Reaktion.
„Woher wusstest du, dass wir immer ein Mädchen haben wollten und dann auch noch, dass es Sarah heißen sollte?!” schluchzte Kathrin.
„Ich ... habe die genetischen Erinnerungen von Ihnen beiden und die meiner anderen Eltern - denen ich auch das hier zu verdanken habe.”
Sarah löste sich vorsichtig aus der Umarmung und ließ das Shaquarava kurz aufleuchten.
„Shaquarava!” ,flüsterte Boone leise und ehrfurchtsvoll.
Unwillkürlich ließ auch Liam seines aufleuchten.
„Sie, haben es auch ... aber klar ... dank Ha'gel.” Boone betrachtete auch ihn, zunächst erstaunt, aber dann verstehend.
Gordon und Kathrin schauten Sarah mit immer größer werdenden Augen an, sichtlich froh, die ganze Geschichte heil überstanden und sogar noch eine Tochter gefunden zu haben.
Boone räusperte sich. „Wie wollen Sie eigentlich der Öffentlichkeit erklären, dass ich wieder lebe?”
Augur hatte offenbar auf dieses Stichwort gewartet.
„Das wird ganz einfach. Ich manipuliere deine Krankenakte. Darin wird dann stehen, dass Dein Körper klinisch tot war und du deshalb für tot erklärt wurdest. Bei dieser Gelegenheit können wir den Taelons auch noch einmal eins auswischen, denn wir behaupten einfach, mit dir wären dann medizinische Experimente durchgeführt worden. Die Taelons werden sich bemühen, sich bei dir zu entschuldigen und werden erklären, dass sie ja davon gar nichts gewusst hätten und so weiter. Sie können sich nämlich im Moment keine Schlappe leisten und vor allem Zo'or will eine reine Weste in der Öffentlichkeit haben. Ein Vorteil wäre, dass sie sich daher vielleicht gezwungen sehen, dich wieder als Beschützer einstellen.”
Augur war stolz auf seinen Plan, und alle nickten zustimmend.
„Dann müssen wir ja nur noch zu Da'an.” ,seufzte Liam. „Sagen Sie, Boone ... hat Ihnen die Drohne nicht etwas für mich und Sarah gegeben?”
„Woher ...? Warten Sie - ich hole es.”
Boone kam mit einer kleinen Kugel zurück und überreichte sie Liam.
„Was ist das?” fragte er neugierig.
Liam drehte die Kugel unsicher in der Hand und konzentrierte sich dann darauf. Er ließ sein Shaquarava leicht aufleuchten und schon teilte sich die Kugel in zwei Hälften, zwischen denen ein leuchtender Energie-Streifen zurück blieb.
„Hmm ... wofür benutzt man das nun? Ich kann fühlen, dass es nicht vollständig ist - und es kommt mir auch irgendwie bekannt vor. Sarah, weißt du, was das bedeutet?” Liam war etwas verwirrt und ärgerlich darüber, dass es ihm nicht einfallen wollte.
„Ich weiss es auch nicht - ich habe so etwas noch nie gesehen.”
„Kincaid” regte sich. „Ma'els Relikt - sieht das nicht genauso aus?”
„Nicht ganz - aber warten Sie - bei dem Relikt kam es mir immer so vor, als fehlte da etwas ... das hier!!!” Liam war begeistert.
Boone meldete sich zu Wort. Ihm war anzusehen, dass er kein Wort verstand. „Ma'els Relikt? Was ist das? Ich hab' das Gefühl, dass viel passiert ist, nachdem ich weg war ...”
Augur sprang ein und erzählte knapp die Geschichte von dem Relikt und Ma'els Raumschiff.
„Und wo ist das Relikt jetzt?” Boone war in seinem Element.
„Auf dem Mutterschiff, in den Händen Zo'ors.” Gordon hörte sich resigniert an. „Dort kommen wir nie daran.”
„Wozu bin ich Da'ans Beschützer? Und außerdem können nur ich und Zo'or das Relikt benutzen. Er hat mir Vollmacht gegeben, es zu berühren, wann ich will - also, warum mach' ich das dann nicht auch?”
„O.K., ich wünsche Ihnen viel Glück, denn jetzt ist das Abenteuer für mich beendet.” „Kincaid” klang etwas enttäuscht, aber auch entschlossen. „Ich war schon viel zu lange in der Öffentlichkeit und ich kann es mir nicht auch noch erlauben, aufs Mutterschiff mitzukommen.”
Boone guckte ihn traurig an. „Schade ... Liam, es hat mich gefreut, Dich wieder zu sehen, nach so einer langen Zeit. Wir müssen uns unbedingt erneut treffen, aber ich kann deine Gründe verstehen.”
„Auch wir kommen nicht mit. Wir sind jetzt schon drei Tage nicht zum Dienst erschienen - Ha'jel wird bestimmt schon misstrauisch geworden sein.” Gordon und Kathrin schüttelten die Köpfe. „Wir sind froh, Sie alle kennen gelernt zu haben, denn wir haben noch nie Menschen mit einem solchen Lebensmut und Freiheitswillen gesehen.”
Augur räusperte sich. „Ich will auch nicht noch ein mal aufs Mutterschiff, aber ich will über jeden Fortschritt informiert werden, und wenn Ihr mich braucht, dann helfe ich euch gerne.”
„Das gilt auch für mich.”, sagte „Kincaid”. Die Feremans nickten zustimmend.
„Kommen Sie mit, Boone? Sie sind gerade zum zweiten Mal geboren worden - keiner würde es Ihnen übel nehmen, wenn Sie es nicht tun - in dem Zustand, in dem Sie sind. Es ist nicht mehr Ihr Kampf”
„Nein, ich will mitkommen - allein schon, weil ich jetzt nicht hier herum sitzen und Däumchen drehen kann! Und es ist sehr wohl noch mein Kampf - ich lasse nicht zu, dass die Taelons die Erde zerstören!”
Er trat an Liam heran an und klopfte ihm auf die Schulter.
„Und ich komme selbstverständlich auch mit, auch wenn du es nicht willst!” Sarah klang etwas trotzig und baute sich vor Da'ans Beschützer auf.
Dieser lächelte. „Ich hatte nie vor, dich alleine zu lassen, Sarah.”
Alle gingen vor die Haustür, draußen ging schon die Sonne unter.
„Ich denke aber, wir können es uns leisten, heute erst einmal auszuschlafen.” Boone gähnte. „Ich muss mal wieder richtig ausschlafen!”
„Dann kommen Sie doch einfach zu mir - es ist die Wohnung nebenan. Du kommst doch auch mit, oder, Sarah?” Liam guckte sie fragend an.
„Aber klar. Wo soll ich denn sonst hin?” Auch Sarah gähnte.
„Ich geh' dann jetzt. Meldet euch bei mir, ja?” Augur winkte kurz und wankte dann sichtlich müde in Richtung ID-Portal. „Kincaid” folgte ihm.
Boone, Sarah und Liam verabschiedeten sich von den beiden Feremans und gingen dann in des Beschützers Wohnung.
„Nehmen Sie das Gästezimmer, Sarah, ich nehm' mit dem Sofa vorlieb.” ,murmelte Boone.
„Nein, ich nehme das Sofa - Sie legen sich in ein richtiges Bett, sonst stehen Sie nie mehr auf.” Liam ging zur Abstellkammer und holte sich die Decken.
„O.K. Gute Nacht.” Boone verschwand immer lauter gähnend im Schlafzimmer.
„Gute Nacht, Liam.” Sarah gab ihm einen kleinen Kuss auf die Wange und verschwand dann blitzschnell im Gästezimmer.
Liam schaute ihr vollkommen verwirrt hinterher, legte sich dann ächzend auf die Couch und schlief mit einem Lächeln auf den Lippen ein.

 

 

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