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  „Die Letzten ihrer Art” von Obi-Wahn   (Emailadresse siehe Autorenseite)
Alle hier vorkommenden Personen außer Gordon, Kathrin und Sarah Fereman, Ha'jel, Bo'on, Ru'sha, Ta'ki und He'ran gehören den Eigentümern von Mission Erde/Earth: Final Conflict. Bitte veröffentlichen Sie diese Geschichte nicht ohne vorheriges Einverständnis des Autors.
 
Handlung:  Kimera greifen die Erde an und Liam erkennt seine wahre Bestimmung
Zeitpunkt:  gegen Ende der 3. Staffel
Charaktere:  Liam, Da'an, Gordon, Kathrin und Sarah Fereman, Ha'jel, Bo'on, Ru'sha, Ta'ki und He'ran
 

 

DIE LETZTEN IHRER ART

Kapitel 1

 

Teil 1
 

Liam erwachte mit einem Schrei. Er lag auf dem Bauch. Seine Hände waren in das Kopfkissen verkrallt. Als er versuchte, sie zu lösen, musste er sich beherrschen, nicht aufzustöhnen. Er schaute seine Hände an und bemerkte, dass sie einen Abdruck auf dem Kopfkissen hinterlassen hatten.„Das kann nur mein Shaqarava gewesen sein”, dachte er. Und als wäre das der Auslöser gewesen, erinnerte er sich auch wieder an seinen Traum: Er war auf einem der Erde ähnlichem Planeten, lief durch einen wunderschönen Garten und es winkten ihm taelonähnliche Wesen zu. Doch dann tauchten plötzlich Shuttles aus dem Interdimensionsraum auf und fingen ohne Warnung an zu schiessen. Die Person, aus deren Augen er das sah, rannte weg, aber sie wurde eingeholt und dann ... klingelte sein Global. Liam fluchte und griff nach dem Ding, es war Sandoval. „Ah, Major Kincaid ... Sind Sie auch schon wach? Ich darf Sie darauf hinweisen, dass Sie heute um 09.00 mit Da'an in einem Kinderwaisenhaus sein sollten! Es ist jetzt 10.42. Machen Sie sich sofort auf den Weg zu Da'an.”

Liam war etwas bestürzt - Da'an hatte sich sehr auf die Einweihung gefreut: „Ja, natürlich. Darf ich fragen, ob Da'an trotzdem zu dem Termin gegangen ist?”

„Ja, ich habe ihn begleitet, aber nun beeilen Sie sich ein bisschen.”


Liam war noch immer leicht verwirrt, aber er mußte sich anstrengen, wenn er nicht wollte, dass Sandoval ihm den Kopf abriss. Er war schon fast im Badezimmer, als das Global schon wieder klingelte. Er verfluchte dieses Ding. Dieses Mal war es Renée:

„Hallo, hat Sandoval schon angerufen?”

„Ja, er hat, warum?”

„Er hat mich aus dem Bett geschmissen und nach Ihnen gefragt!”

„Ach, Sie hat er auch geweckt? Schläft der eigentlich nie?”

„Jedenfalls nicht viel. Ich habe aber eigentlich wegen etwas anderem angerufen - können Sie nachher mal bei Augur vorbeikommen?”

„Ja, natürlich.”

Liam zog sich schnell an und beschloß, heute mal nichts zum Frühstück zu essen, da sonst Sandoval dies mit ihm machen würde.

Als er vor seine Wohnung trat, rempelte ihn jemand an. Als er aufblickte, guckte er in ein sehr hübsches Gesicht einer ungefähr fünfunddreißigjährigen Frau.

„Oh, entschuldigen Sie,” murmelte diese. ”Sind Sie nicht Liam Kincaid? Da'ans Beschützer?”

„Ja, ich bin Liam Kincaid, warum?"

„Ich bin Kathrin Fereman, die Beschützerin und Assistentin von Ha'jel, einem Genetik-Forscher der Taelons. Ich habe gehört, Sie haben kein CVI?”

„Nein, Da'an hielt es nicht für nötig. Warum ist Ha'jel denn hier? Ich habe davon nichts erfahren ...”

„Da'an hat Ha'jel kurzfristig hierher bestellt. Er soll an einem seiner Projekte mitarbeiten.”

Liam grinste: ”Auch ich erfahre nicht alles. Sie haben aber ein CVI?”

Kathrin machte eine Grimasse: ”Ja, ein CVI, das von Ha'jel entwickelt wurde. Ich habe nicht mehr den Motivationsimperativ wie zum Beispiel Agent Sandoval.”

Liam grinste noch mehr: ”Ich muss mich jetzt auch beeilen, sonst reisst mir Sandoval mit seinem Motivationsimperativ noch den Kopf ab.”

Kathrin schüttelte ihm die Hand: ”Ich hoffe, dass wir uns bald wieder sehen, Major Kincaid.”
Gerade als dieser gehen wollte, kam ein Mann aus der Wohnung, vor der sie standen.
Kathrin drehte sich um und sagte zu ihm: ”Oh, entschuldige, Gordon. Das hier ist Liam Kincaid, Da'ans Beschützer.”

„Freut mich, Sie kennen zu lernen”, sagte Fereman und schüttelte ihm die Hand.

Liam erwiderte den Händedruck und fragte: „Darf ich erfahren, was für einen Job Sie haben?”

„Ich arbeite auch mit Ha'jel zusammen, allerdings in der Abteilung Anormale Materialien”, erwiderte Fereman.

„Ich muss jetzt aber wirklich gehen”, unterbrach Kincaid ihn, „wir sehen uns ja jetzt öfter.”

„Ja, genau”, verabschiedete sich Kathrin. „Wahrscheinlich werden wir uns auch noch gleich in der Botschaft begegnen.”

 
* * *
 

Als Liam in der Botschaft ankam, kam ihm aus seinem Büro Sandoval entgegen. Man sah ihm an, wie schlecht gelaunt er war. „Major Kincaid. Ich bin erfreut, Sie endlich hier zu sehen ...”

Liam stellte seine Ohren auf Durchzug, diese Strafpredigt kannte er schon. Sandoval fiel auch beim sechzehnten Mal nichts Neues ein.

Gegen Ende der langen Rede unterbrach Liam ihn. Sandoval war sichtlich erbost über diese Störung seines doch ach so schönen Sermons.

„Entschuldigen Sie, Agent Sandoval, aber ich meine, Da'an hätte noch ein Termin heute früh. Wenn ich mich beeile, kann ich es noch schaffen, ihn dorthin zu begleiten.”

„Na gut ... Sie kommen mir noch mal davon, aber so etwas darf nicht öfter passieren. Ist das klar, Major?”

„Ja, Sir.”

Als er in Da'ans Büro eintrat, stand der Taelon am Fenster und schaute über die Stadt. Er hörte Liams Schritte, drehte sich um und sah seinen Beschützer mit einem unergründlichen Blick an.

„Liam, ich dachte schon, Sie lassen mich mit Sandoval allein!”

Kincaid stutzte kurz über diese Wortwahl, sagte dann aber grinsend: „Eine Frau hat mich aufgehalten.”

„Ach, Sie meinen bestimmt Kathrin Fereman. Ja, ich gebe zu, dass ich ihr und ihrem Mann das Apartment gegeben habe, das neben dem Ihren liegt.”

„An was für einem Projekt arbeitet Ha'jel, wenn ich fragen darf?”

Da'an schwieg einige Sekunden und betrachtete Liam weiter mit seinem unergründlichem Blick, dann antwortete er: „Er arbeitet unter anderem an der Weiterentwicklung der CVIs und dann noch an der Benutzung von für die Menschen anormalen Materialien, z.B. Lebender Materie.”

„Kathrin Fereman deutete schon so etwas an. Und das soll mit einem Ihrer Projekte zusammenhängen?”

Da'an sah leicht genervt aus, aber antwortete, allerdings mit einer unüberhörbaren Ungeduld in der Stimme: ”Das wäre jetzt zu kompliziert, um es in der Kürze der Zeit zu erklären, oder wollen Sie, dass auch ich noch zu spät komme?”

„Nein, natürlich nicht. Wenn Sie mir dann folgen wollen ...”

 
* * *
 

Nach einem fürchterlich langweiligen Vortrag über die Zusammenarbeit von Taelons und Menschen im Bereich Botanik, brachte Liam Da'an zurück in die Botschaft und fing an, Unmengen von Papierkram zu bearbeiten. Allerdings kam es ihm vor, als hätte er so eine Situation schon mindestens sechzehnmal erlebt; und Da'an guckte ihn obendrein auch noch leicht grinsend an, als bereite es ihm Freude, ihn beim Beantworten von Pudelzüchterbriefen zuzuschauen. Doch dann kam die Erlösung: Jemand rief an ihn auf seinem Global an. Erfreut über die Ablenkung kramte Liam unter den Bergen von Papier nach dem sch ... önen Ding.

Augur blickte ihm etwas beleidigt entgegen: ”Liam, ich dachte, Du wolltest noch bei mir vorbeikommen? Ich warte jetzt schon seit zwei Stunden auf Dich. Renée hat Dich doch heute morgen angerufen, oder?”

Liam druckste etwas herum: „Ich weiss, aber ich habe hier noch viel Schreibkram zu machen. Was ist es denn, was nicht warten kann?”

„Ich habe etwas sehr Interessantes mit den Sensoren des Mutterschiffs gefunden. Reicht das?”

Der Beschützer schaute unwillkürlich zu Da'an, der ein Nickerchen zu halten schien: „O.K., ich komme in fünfzehn Minuten, dann bin ich hier so weit fertig. Bis gleich.”

Kincaid suchte sich nur noch das Wichtigste heraus und war aufbruchsbereit. Als er aufstehen und das Büro verlassen wollte, kam eine Stimme vom Thron Da'ans:

„Sind Sie mit den Papieren fertig, Major?”

Liam zuckte zusammen und drehte sich langsam um: „Ja, ich habe das Wichtigste abgearbeitet.”

„Halten Sie sich bitte abrufbereit. Ich denke, ich werde Sie heute noch brauchen!” sagte Da'an und drehte sich dem Datenstrom zu, wo gerade eine Meldung vom Mutterschiff eintraf.

 

Auf dem Weg nach draußen traf er dann tatsächlich Kathrin Fereman und Ha'jel:

„Ah, Mrs. Fereman, ich wunderte mich schon,dass ich Sie hier noch nicht gesehen hatte. Und Sie sind bestimmt Ha'jel?” Er wandte sich zu dem Taelon um und deutete eine leichte Verbeugung an. Er hatte inzwischen gelernt, unbekannten Taelons erst einmal mit Vorsicht gegenüber zu treten.

„Ja, ich bin Ha'jel. Und Sie sind Liam Kincaid, der Beschützer Da'ans, nicht wahr?”

Liam wunderte sich. Dieser Taelon war völlig anders als Zo'or oder T'than, schon eher wie Da'an, aber ohne dieses Gefühl, man würde nur die halbe Wahrheit erfahren ...

„Ja - ich muss mich jetzt allerdings entschuldigen, ich habe noch einen wichtigen Termin. Sie wissen ja, wo Da'an ist, oder?”

Zo'or hätte ihn für diese Infragestellung seines Wissens in Staub verwandelt, aber Ha'jel lächelte nur und antwortete: „Ja, ich weiss, wo Da'an sich aufhält. Ich bin sicher, wir werden noch gut zusammen arbeiten.”
Liam verabschiedete sich von Kathrin und Ha'jel und machte sich auf den Weg zu Augur.

 
* * *
 

Als Liam in der Wohnung Augurs eintraf, winkte dieser ihn aufgeregt zu sich:

„Ah, da bist du ja endlich, Liam - ich dachte, Du kämest nie ...”

Er deutete auf den Monitor und hackte sofort wieder auf die Tastatur ein.

„Sorry, Augur - Da'an wollte unbedingt, dass ich diesen Papierkram machte.”

Er kam langsam näher und betrachtete den Bildschirm und dann... war er wieder auf dem Planeten, nur dieses Mal saß er gefesselt auf einem Stuhl und ein Taelon ging um ihn herum. Er erschrak - das war doch Da'an! Da'an verließ ihn, und nach einiger Zeit bäumte sich die Person, aus deren Augen er sah, auf, befreite sich und lief durch Gänge. Seine Flucht wurde bemerkt und es wurde auf ihn geschossen. Er erreichte aber ein Shuttle und entkam ... Liam taumelte, Augur sprang ihm zur Seite und stützte ihn: „Was ist denn los, Liam? Du bist auf einmal so weggetreten und hast wie hypnotisiert auf den Bildschirm gestarrt ...”

Kincaid schüttelte den Kopf: „Ich weiss nicht - schon heute morgen hatte ich so einen Traum ...”
„Erzähl mal”, sagte Augur, holte sich einen Kaffee und setzte sich in einen Sessel. Liam setzte sich auf die Couch und fing an zu berichten: „Also, es war so ...”

Er erzählte die ganze Geschichte, auch die Begegnung mit Kathrin und ihrem Mann Gordon Fereman. Und natürlich ließ er auch den seltsamen Kontakt mit Ha'jel nicht aus.

„Aber was ist das denn nun für ein Signal, das du gefunden hast?” fragte er schließlich neugierig.

Augur zeigte auf den Bildschirm: „Hier - das habe ich heute morgen beim täglichen Hacken in die Taelondatenbanken gefunden.” Er zeigte auf ein Abfolge von Symbolen, die wie Taelon aussahen, aber ...

„Das ist nicht Taelon, sondern Kimera,” wunderte sich Liam.

„Das habe ich inzwischen auch herausgefunden”, sagte Augur, leicht beleidigt.

„Hier steht, dass sich ein Kimeraschiff nähert und alle Kimera und Hybriden sich bereit halten sollen - und gleichzeitig eine Warnung an die Taelons, falls sie diese Nachricht abfangen”, las Kincaid vor.

„Und was ist das für eine Warnung?” fragte Augur.

Liam überlegte: „Äh, ich weiss nicht so recht, ich glaube, hier steht, sie würden vernichtet, wenn sie ...”

Augur setzte an, etwas zu äußern, als Kincaids heissgeliebtes Global klingelte: „ Major Kincaid, Da'an will Sie auf der Stelle in der Botschaft sehen!”, sagte ein Freiwilliger und war sofort wieder weg.

„Das war aber kurz und deutlich”, wunderte sich Liam, „Ich gehe dann wohl besser. Informiere mich, wenn Du etwas Neues weisst, ja?”

„Natürlich, Liam, ich bin ja Deine Sekretärin.”

Das Hologramm, das Augur zur Personifizierung seiner ausgeklügelten Computeranlage geschaffen hatte, schaltete sich ein und fragte: „Ja, Meister? Was wünscht Ihr? Soll ich Euch verwöhnen?”

Augur war das vor Liam sichtlich peinlich: „Äh, nein. Schalte Dich sofort ab.”

„Wie du wünschst, mein kleines Wildschwein ...”

Augur wurde rot und Liam drehte sich noch einmal um: „Ach, deswegen schaltest Du deine ‚Sekretärin’ immer ab, wenn ich oder Renée da sind. Na ja, bis gleich.”

 
* * *
 

Als Liam zehn Minuten später in der Botschaft ankam, war dort die Hölle los. Er schlug sich zu Da'an durch und fragte ihn: „Kann ich erfahren, was hier los ist? Es sieht ja aus, als würde Krieg ausbrechen.”
„Das ist er vielleicht schon, Liam! Es kommt ein Kimera-Raumschiff auf die Erde zu und es fordert uns auf, es nicht anzugreifen, anderenfalls würde es uns sofort attackieren.” Er bedeutete seinem Beschützer, näher zu kommen. „Wissen Sie mehr davon? Wenn ja, sagen Sie es, sonst bin ich gezwungen, im Sinne meiner Rasse zu handeln und Ihre wahre DNS Zo'or zu offenbaren!”
Kincaid schluckte: „Nein, ich weiss auch nicht mehr, aber ...”
In diesem Moment kam Ha'jel und Kathrin Fereman in den Raum gestürzt (Ha'gel überraschte Liam immer wieder - das letzte Mal, als er einen Taelon so schnell hatte laufen sehen, war, als er und Da'an auf der Flucht vor dem Replikanten waren.)
Da'an sprang ebenfalls für seine Verhältnisse sehr schnell von seinem Thron auf: „Ha'jel! Weisst Du mehr über dieses Raumschiff?”
Ha'jel bewegte aufgeregt seine Hände. Schon wieder fiel Kincaid auf, dass dieser Taelon eher weiblich wirkte, doch trotzdem sehr ausdrucksstark sein konnte. „Sha'bra, nein ... wenn es ich's wüsste, würde ich's Dir sagen.” Es folgte eine Unterhaltung, wohl absichtlich in so schnell gesprochenem Taelonisch, dass Liam es kaum verstand, also wandte er sich an Kathrin:
„Wo ist eigentlich Ihr Mann?”
„Er ist auf einer Reise zu einer Forschungsanstalt; ich glaub', sie heisst Measblack oder so. Aber jetzt seien Sie doch mal ruhig - ich versuche dort mit zu hören!” Sie deutete auf die immer noch sehr erregt debattierenden Taelons.
Liam machte große Augen: „Das verstehen Sie noch? Ich kann zwar auch ein bisschen Taelonisch, aber das ist etwas zu schnell.”
„Ein Teil meines CVIs ist darauf ausgelegt, so viele Informationen wie möglich zu verarbeiten; und ein Teil des Testes des Implantates war es, Taelon zu lernen und zwar mit allem Drum und Dran.”
„Ich bin echt beeindruckt! Über was reden die gerade? Ich versteh' nur, dass sie sich über verschiedene Abwehrstrategien unterhalten.”
„Das ist auch fast schon alles ...”
Kathrin wurde unterbrochen von Zo'or, der auf einmal auf dem Datenstrom erschien. Er löste die Washingtoner Nachrichten ab, wo über einen vermeintlichen Meteor spekuliert wurde: „An alle Taelonbotschaften auf der Erde! Es kommt ein vermutlich kimerisches Raumschiff auf uns zu! Die Botschaften müssen sofort in den Abwehrstatus übergehen! Das Mutterschiff wird in Verteidigungsstellung gehen. Weitere Instruktionen werden folgen.”
Da'an machte sofort eine Handbewegung - und die ganze Botschaft fing an, sich in eine waffenstarrende Festung zu verwandeln. Menschen ausserhalb des Gebäudes blickten erstaunt empor.
Liam nahm Kontakt mit Renée auf und erfuhr, dass sie sich im Doors-Bürokomplex befand, der ebenfalls in Alarm versetzt worden war. Augur hatte es sich in seiner Festung ein paar hundert Meter unter der Erde bequem gemacht und trank peruanischen Kaffee. Da er nun wusste, dass den Beiden gut ging, wandte er sich wieder seinen Aufgaben als Beschützer zu. Er und Kathrin hatten die Waffensysteme der Botschaft zu bedienen. Er war gerade dabei, sie zu checken, als eine Ansprache Zo'ors an die gesamte Menschheit übertragen wurde. Endlich konnte sich Zo'or als Retter der Menschheit präsentieren:
„Liebe (Uähh) Menschen in der ganzen Welt! Es kommt ein fremdes Raumschiff auf uns zu. Es ist wahrscheinlich feindlich gesonnen. Bitte bewahren Sie Ruhe. Ihre jeweiligen Regierungschefs sind verständigt und haben bereits mit Abwehrmaßnamen begonnen, für den Fall, dass das Raumschiff am Mutterschiff vorbei kommen sollte - was aber nicht passieren wird, denn zusammen werden wir es vernichten.”
Liam musste sich beherrschen, nicht los zu lachen. Zo'or musste es Mühe bereitet haben, so über die Menschen zu sprechen. Er guckte Kathrin an und auch sie grinste. Zum Glück hatte sie keinen Motivationsimperativ - Sandoval hätte ihn für dieses Grinsen umgebracht: „Muss schwer für ihn gewesen sein, so zu reden, oder nicht?”, raunte er ihr zu.
„Ich gebe zu, Zo'or ist nicht mein Lieblingstaelon und seine arrogante Art mögen weder ich noch Gordon noch Ha'jel, aber er ist nun mal der Führer der Synode.”
Sie blickte wieder auf ihren Bildschirm und arbeitete konzentriert weiter. Auf Da'ans Datenstrom sah man das sich nähernde Raumschiff, es sah so ähnlich aus wie die der Taelons, nur etwas kantiger und wesentlich kleiner. Es feuerte einen Schuss auf das Mutterschiff ab, aber die Schutzschilde fingen ihn ab. Sofort wurde das Feuer erwidert und die Energieladung musste sehr gut getroffen haben, denn das Schiff wich plötzlich von seinem Kurs ab und ... flackerte auf und ... war fort. Liam guckte verwundert auf seinen Bildschirm. Von einem Moment auf den anderen war das Schiff völlig verschwunden. Das Mutterschiff feuerte noch in paar Schüsse ins Blaue hinein, traf aber nichts.
Auch Da'an sah erstaunt aus: „Seit wann verschwinden Raumschiffe einfach so?” fragte er, an Ha'jel gewandt.
Dieser überlegte nur kurz: „Das könnte Bo'on uns vielleicht beantworten, er arbeitet doch an Tarnvorrichtungen, oder nicht?”
„Natürlich, das weiss ich ebenso gut wie alle anderen.”
Er sah zu Liam herüber: „ Begeleiten Sie mich sofort nach Measblack, dort arbeitet Bo'on. Wir nehmen das Interdimensionsportal.” An Ha'jel gewandt sagte er: „Du übernimmst die Leitung der Botschaft während meiner Abwesenheit, hier sind die Abschusscodes für die *******.”
Kathrin flüsterte Liam zu: „Was meint er?”
Dieser flüsterte ebenso leise zurück: „Ich weiss es auch nicht; vielleicht meint er damit die Waffenabschusscodes. Na ja, viel Glück hier!”
„Danke, gleichfalls! Bringen Sie Da'an heil zurück.”
Liam drehte sich um und ging hinüber zum Portal der Botschaft. Er, Da'an und zwei Freiwillige verschwanden im Interdimensionsraum.

 
* * *
 

Als sie ankamen, wurden sie von zwei weiteren Freiwilligen und Gordon Fereman erwartet:
„Ah, Da'an, Major Kincaid. Ha'jel hat uns gerade über Ihre Ankunft informiert. Darf ich Sie zu Bo'on geleiten? Er erwartet Sie schon.” Er deutete auf einen Zug, der gerade ankam. Sie stiegen ein und der Zug fuhr los. Es ging durch eine sehr eindrucksvolle Forschungsanstalt, wo auch jetzt noch gearbeitet wurde. Gordon spielte den Reiseführer: „Wie ich sehe, sind Sie überrascht, das hier zu sehen, Major Kincaid?”
„Ich gebe zu, ich bin über die Größe der Anlage überrascht. Aber warum haben Sie nicht einfach noch ein Portal tiefer in der Anlage installiert?”
„Diese Anlage reicht ein paar Kilometer in die Tiefe, und es wäre wohl wirklich praktisch gewesen, so etwas zu machen, aber aus Sicherheitsgründen wurde darauf verzichtet. Der Transit hat eine Höchstgeschwindigkeit von über einhundert Stundenkilometern und kann damit die Anlage in zehn Minuten durchqueren. Das ist schnell genug bei einer Strecke von sechzehn Kilometern, oder?”
Liam schaute zu Da'an hinüber, der etwas desinteressiert und abwesend wirkte.
„Ja, echt beeindruckend. Was war das denn hier früher?”
Gordon grinste: „Das wollen die meisten vergessen. Eine geheime Forschungseinrichtung der Regierung - hier wurde viel Verbotenes ausprobiert und ...” Er senkte die Stimme. „Ich glaube, das ist heute noch immer so ...”
„Woher wissen Sie das denn alles?” wunderte sich Liam.
„ Ich bin hier so etwas wie ein Dauergast. Ha'jel schickt mich immer wieder hier hin, um Proben oder spezielle Versuche durchzuführen. Ich gehöre schon fast zu dem Laden dazu”, grinste er noch breiter. „Ah, wir sind da. Bo'on erwartet Sie in seinem Labor fast ganz unten.”
Die Türen gingen zischend auf und sie traten aus dem Zug heraus. Es roch nach verschiedenen Chemikalien. Gordon verteilte kleine Plastikkärtchen und sagte: „ Die müssen Sie unbedingt behalten, sonst werden Sie sofort von diesen hübschen Energiekanonen pulverisiert - und das gilt sogar für Taelons.”
Er deutete auf wirklich große Kanonen, die an der Decke klebten und danach auf Da'an der sich sichtlich erniedrigt fühlte. Nach einer kurzen Aufzugfahrt erreichten sie ein typisches Labor, groß und sehr unaufgeräumt. Bo'on war ein hochgewachsener Taelon, der vollkommen unantastbar wirkte. Er kam auf sie zu und begrüßte trotzdem Da'an schon fast unterwürfig: „Ich bin erfreut, Dich hier zu sehen. Ich denke, Du bist wegen des Verschwindens des Kimera-Schiffes hier?”
Da'an nickte und fragte: „Du arbeitest an einem ähnlichem Gerät?”
„Ja, die Kimera hatten schon früher Tarnvorrichtungen, aber sie haben kaum etwas überliefert.”
Liam mischte sich vorsichtig in die Unterhaltung ein: ”Aber ich denke, die Kimera waren ein Volk von Wissenschaftlern - und Tarnvorrichtungen braucht man doch eigentlich im Krieg, oder nicht?”
Bo'on war sichtlich überrascht, dass Kincaid es wagte, ihn anzusprechen. Seine Untergebenen mussten den Taelon wie ein Gott behandeln. „Ja, aber es gab eine Gruppe von Kimera, die aggressiver war als die anderen und sie hatten die Aufgabe, die anderen Kimera zu beschützen und ...”
„... und sie sind genauso tot wie alle übrigen Kimera, nicht wahr, Bo'on?”, unterbrach Da'an seinen Artgenossen.
„Äh, ja ... das stimmt ...”, sagte Bo'on langsam.
„Kann man irgendwie dieses Schiff wieder orten?” fragte Da'an ungeduldig.
Bo'on kam nicht mehr dazu, zu antworten, denn plötzlich ging das Licht aus. Bo'on sah sich erschrocken um, hastete zu einer Konsole und versuchte ein paar Befehle einzugeben: „Sha'bra, jemand versucht die Anlage anzugreifen ...”
Auf einmal ging ein Ruck durch den ganzen Raum und das ganze Gebäude fing an zu wackeln wie bei einem Erdbeben. Alles stürzte übereinander und wurde durch den Raum gewirbelt. Liam stürzte, ein rechteckiger Gegenstand fiel aus einem Regal und traf ihn ...er riß automatisch die Hände vors Gesicht, aktivierte sein Shaqarava und gab einen kurzen Energiestoß ab, gerade so viel, dass der Gegenstand pulverisiert wurde ...
Gordon stolperte zu ihm hinüber und bemerkte Kincaids immer noch glühende Hände. Schnell ballte Liam diese zu Fäusten. Aber es war zu spät - Gordon hatte alles gesehen und stellte eine entsprechende Frage: „Major, was war das?”
Liam spielte den Ahnungslosen: ”Was meinen Sie?”
Gordon wollte gerade ansetzten, etwas zu sagen, als Da'an aus einer anderen Ecke des Raumes mehr geflogen kam als gegangen. Er fiel und riss sich seinen Overall an einer zersplitterten Vitrine auf. Kincaid und Fereman waren sofort bei ihm und halfen ihm, sich aufzurichten. „Liam, bringen Sie mich und Bo'on sofort an die Oberfläche!” brachte der Taelon mühsam hervor und kippte wieder zurück, wurde aber nicht ohnmächtig.
Liam nickte und er und Gordon unterstützten Da'an beim Aufstehen. Fereman erhob sich und ging zu Bo'on hinüber, der über einem eklig aussehenden, sich bewegenden Ding zusammengesunken war.
„Bo'on, wir müssen hier weg. Die Decke kann jeden Moment einstürzen und Da'an ist verletzt.”
Bo'on sah ihn an, als wäre er der Herr der Lage: „Sehen Sie den Schrank dort drüben?” Gordon nickte. ”Da ist Verbandszeug für einen Taelon drin.”
Gordon holte aus dem Schrank lila Verbandszeug und eine kleine Phiole.
„Was ist das?” fragte Liam.
„Ich glaube, das ist Kryss”, sagte Gordon mit einem Schulterzucken.
Liam versuchte sich daran, einen Verband zu machen, der nicht sofort wieder abfiel, und nach vier Versuchen bekam er es hin. Da'an riss Gordon die Phiole beinahe aus der Hand und seufzte erleichtert auf, als er das Kryss aufnahm. Fereman und Bo'on führten sie durch Gänge, wobei der Taelon darauf bedacht war, dass immer er voraus ging.
Sie trafen noch auf andere Wissenschaftler, die sie begleiteten. Besonders fiel der persönliche Assistent von Bo'on, Dr.Jefers, auf. Er war sozusagen der Beschützer dieses Taelons und hatte damit auch einen Skrill. Damit räumte er oft kleinere Hindernisse aus dem Weg, die sie sonst nie überwunden hätten. Sie waren schon ein paar Treppen und Leitern hinauf gestiegen, als es plötzlich über ihren Schultern polterte und die Decke vor ihnen herunter krachte. Da Liam und Gordon ausnahmsweise etwas vorgegangen waren, fiel die Decke genau zwischen sie und Da'an, Bo'on und den anderen. Sofort meckerte Bo'on über den Schutthaufen hinweg: „Das haben Sie nun davon, dass Sie voraus gehen wollten.” Ein beschwichtigendes Murmeln war ebenfalls zu hören, es klang nach Da'an. Kincaid versuchte, Trümmer beiseite zu räumen: „Ich glaube, hier brauchen wir schweres Gerät, um durch zu kommen. Hören Sie mich, Dr.Jefers?”
„Ja, ich höre Sie klar und deutlich, Major.”
„Bringen Sie Da'an und Bo'on sicher zur Oberfläche! Wir versuchen, irgendwie anders hier heraus zu kommen.”
„Ja, Major. Sobald wir können, schicken wir Ihnen Hilfe.”
Und noch mal kam eine leise Stimme herüber: „Passen Sie auf sich auf, Liam.”
„Ja, das werde ich, Da'an.”
Man hörte, dass auf der anderen Seite kehrtgemacht wurde, und auch Gordon und Liam machten sich wieder auf.

 
* * *
 

Allerdings bebte nach ein paar Metern schon wieder die Erde und die Wand neben ihnen flog in einer Explosion weg. Liam und Gordon duckten sich schnell hinter einem Schrank, der wie gerufen in der Nähe stand. Als der Staub der Explosion sich verzogen hatte, kamen zwei Soldaten durch das entstandene Loch gesprungen und blickten sich sichernd um. Liam und Gordon entspannten sich und kamen aus ihrer Deckung hervor.
„Halt, stehen bleiben!” wurden sie sofort angeschrieen. „Geben Sie sich zu erkennen!”
Liam hob beruhigend die Arme: „Ich bin Liam Kincaid, Da'ans Beschützer!”
„Liam Kincaid?” kam es etwas verwundert zurück.
„Ja, was dagegen?” Liam bekam langsam sein altes Selbstbewusstsein zurück.
Der Soldat murmelte irgendetwas in seinen Helm, wahrscheinlich in ein Mikrophon. Überhaupt sahen die Soldaten sehr merkwürdig aus. Sie trugen ihm unbekannte Rangabzeichen und es waren auch nirgendwo Namensschilder zu erkennen.
Plötzlich kam ein unvermummter Kämpfer durch das Loch gekrochen und der Beschützer erkannte diesen Mann - das war der wirkliche Liam Kincaid! Sein „Namensgeber” sah genau so überrascht aus, wie er sich selbst fühlte.
„Was machen Sie denn noch hier?”, fragte „Kincaid” verwundert.
„Noch? Ich könnte Sie fragen, was Sie überhaupt hier machen!” fragte Liam zurück.
„Kincaid” machte eine Handbewegung und die beiden Soldaten senkten die Waffen.
„Glauben Sie, ich wüsste nicht, was in meiner Basis passiert?”
Jetzt war es an Liam, sich zu wundern: „Ihre Basis?” Mit einem Seitenblick auf Gordon fügte er hinzu: „Dann wissen Sie wahrscheinlich auch, wer das ist, oder?”
„Aber natürlich. Aber nun kommen Sie - hier ist es nicht sicher, der Feind könnte jederzeit auftauchen.”
„Der Feind? Bricht deswegen der ganze Komplex zusammen?”
„Ja, aber nun kommen Sie schon!” Seine Stimme hörte sich leicht panisch an.
Liam und Gordon beeilten sich, seiner Forderung nachzukommen, da die beiden Soldaten mit den Waffen winkten. Sie gingen wieder ein paar Minuten durch endlose Gänge - der Measblack-Komplex musste wahrhaft riesig sein. Auch Fereman schien sich zu wundern, wahrscheinlich kannte auch er nur einen Bruchteil der ganzen Anlage. Als Liam ihren Anführer darauf ansprach, fing der an zu erzählen: ”Ein paar Monate nach unserem erstem Zusammentreffen erreichte mich die Nachricht, dass Hubble, der Stabschef des Präsidenten der USA, wusste, dass Sie nicht der richtige Liam Kincaid waren und er ein Treffen mit mir wollte.
Ich ging hin. Er schlug mir vor, unter einem anderen Namen diese Stelle zu übernehmen und damit Bo'on und seine Machenschaften zu überwachen.”
Sie gingen um eine Ecke und auf einmal blieb „Kincaid” wie angewurzelt stehen.
„Halt! Gehen Sie keinen Schritt weiter - sehen Sie dieses Flimmern da vorn?”
Gordon und Liam nickten, und Fereman sagte: „Was ist denn daran so gefährlich?”
„Kincaid” lächelte eiskalt: „Nicht gefährlich, wie? Na, dann sehen Sie mal genau hin!”
Er holte eine Granate hervor und warf sie ganz vorsichtig in Richtung des Flimmerns, aber anstelle der erwarteten Explosion entwich nur roter Dampf dem Geschoß und legte sich wie eine zweite Haut um... plötzlich machte es in Liams Kopf ”klick” - und er sah genau, was für ein Gerät da vorne stand, er wusste genau wie die Drohne [Woher wusste er, dass es eine Drohne war??] funktionierte, er ... riss seine Hände hoch und diese glühten kurz auf ... irgendwie konnte er auf einmal wieder sein Shaqarava benutzen, aber immer noch seltsam unbewusst. Die Drohne drehte sich um und er erkannte plötzlich, was sie während ihrer gesamten bisherigen Lebenszeit [warum „Lebens”-Zeit?] gesehen und gemacht hatte. Er ... Schlagartig nahm er alles wieder mit normalen Sinnen wahr. Er bemerkte, dass alle ihn anstarrten und ihre Waffen auf ihn gerichtet hatten. Er schluckte: „Was habt Ihr?”
„Kincaid” deutete unsicher auf Liams Hände: „Sie ... sie glühen so komisch!” Er klang fast panisch.
Früher war „Kincaid” Liam irgendwie beherrschter vorgekommen. Da'ans Beschützer ballte unbewusst die Hände zu Fäusten: „Ich weiss nicht ... irgendwie überkommen mich Visionen ...” Er stockte, weil er merkte, dass ihm niemand mehr zuhörte. Er drehte sich um und sah, wie sich die Drohne enttarnte. Sie richtete sich auf und drehte sich zu ihnen hin, dann verharrte sie wieder.
„Hängt das vielleicht mit Ihrer komischen DNS zusammen?” „Kincaid” gewann sichtlich wieder seinen Mut zurück.
„Woher ...?”
„Ich habe doch damals Ihre DNS gescannt - und da ist mir aufgefallen, dass sie etwas anders ist als die der übrigen Menschheit”, antwortete „Kincaid”.
„Ja”, sagte Liam und wandte sich wieder der Drohne zu. Er wollte bewusst sein Shaqarava einsetzen und rechnete fest damit, das es versagen würde, aber die Drohne drehte sich wie !!!GEDACHT!!! um und gab den Weg frei. Der Beschützer fühlte sich, als hätte er das schon tausend Mal gemacht /gedacht. Er hörte plötzlich flüsternde Stimmen in seinem Kopf, aber als er versuchte, sie zu verstehen, entglitten sie ihm wieder. Er winkte Godon und „Kincaid” heran und deutete auf den Gang: „Ich denke, dort geht es weiter?”
„Kincaid” nickte nur stumm und winkte ebenfalls mit der Hand. Die anderen Soldaten drückten sich eindeutig ängstlich an ihm vorbei; sie guckten ihn an, als wäre er ein Alien - was er ja auch war.

 
* * *
 

Nun war es nicht mehr weit und sie kamen an eine große Stahltür. Die Drohne war ihnen nach gekommen. Liam probierte aus, ihr Befehle zu erteilen und, wie gewünscht, liess sie sich zurück fallen, folgte ihnen aber weiter. Gordon bemerkte sein zufriedenes Lächeln und fragte schüchtern und leise: „Was ist mit Ihnen los, Liam? Sind Sie wirklich ein Mensch, oder was ...?”
„Ich bin nur zum Teil Mensch. Ich bin zu dreißig Prozent Kimera - eine Rasse, die den Taelons erst geholfen hatte und dann von ihnen verraten und vernichtet wurde, jedenfalls größtenteils.” Er fühlte, wie sich in seinem Kopf etwas regte ... und dann war es, als wäre ein Staudamm zerstört und ein Flutwelle fremden Wissens stürzte auf ihn ein. Er schwankte. Er sah, wie die Kimera gelebt hatten und wie das Universum funktionierte, wie Millionen von Rassen aussahen, gelebt hatten und was über ihren Köpfen in seinem Schiff passierte, er sah, wie Sachen funktionierten, die er bis jetzt noch nicht gesehen hatte und ihm wurde bewusst wie mächtig die Kimera waren ... Er verfügte über das gesamte Wissen, das seine kimerischen und menschlichen Vorfahren gehabt hatten. Die flüsternden Stimmen riefen ihn nun laut und deutlich. Er rief zurück und sie kamen ... Liam, Gordon und „Kincaid” waren inzwischen in einer riesigen Schaltzentrale angekommen. Es waren mindestens vierhundert Menschen hier - und alle sahen ihn an. Da'ans Protektor hob seine Hände. Ein schwaches Licht ging von ihnen aus und ....

... alle Monitore schalteten auf ein einziges Bild um: Ein Wesen, das aussah wie ein Taelon, doch irgendwie dennoch völlig anders. Es fing an zu sprechen und auf wundersame Weise verstand Liam es: „Sei gegrüßt, Liam, Sohn von Ha'gel, der von den Taelons einhundert Jahre unserer Zeitrechnung gefangen gehalten wurde. Ich bin Ru'sha. Wir sind gekommen, um den Taelons ihre gerechte Strafe zu erteilen. Willst Du, Me'Ha'gel, mit uns kommen und entscheiden, ob die Taelons, Menschen und Jaridians eine neue Chance bekommen sollen?”
Liam schaute zu Gordon und „Kincaid”, übersetzte und sie guckten ihn ungläubig an. Doch dann nickten sie und Fereman sagte: „Legen Sie für uns ein gutes Wort ein!”
Hinter ihnen ertönte plötzlich eine Explosion. Die Kimera-Drohne, die vorhin vor der Tür stehen geblieben war, kam ihnen jetzt nach. Sofort richteten alle ihre Waffen auf sie. Als die Drohne allerdings nichts machte, entspannten sie sich wieder.
Ru'sha setzte erneut zu sprechen an, wurde aber sofort wieder von einer Stimme außerhalb des Sichtfeldes unterbrochen, nickte kurz und sagte dann: „Ihr habt einen Menschen, der für uns wichtig ist - liefert ihn an uns aus!”
„Kincaid” lächelte nervös: „Darf ich erfahren, wen Ihr meint? Ich liefere keinen meiner Männer aus! Eher würde ich sterben!”
„Commander William Boone - er hat Ha'gel getötet! Auch er muss seine gerechte Strafe erhalten!”
„Kincaid” bemühte sich sichtlich, nicht erschrocken zu wirken: „Das kann ich nicht. Ich bin es ihm schuldig, ihn zu beschützen. Er würde das Selbe für mich tun.”
Ru'sha sagte eiskalt: „Dann werden wir ihn mit Gewalt holen!”
Die Drohne hob ihren Arm und ein Soldat brach, von einem Energiestoß getroffen, zusammen.
Liam sprang vor die Drohne: „Halt, Ru'sha! Diese Menschen haben damit nichts zu tun! Oder würdest du einen von uns ausliefern?”
Ru'sha war sichtlich verärgert: „Was mischst Du Dich ein, Me'Ha'gel? Boone hat Ha'gel getötet, obwohl dieser ihm vertraut hatte. Das weisst Du selbst!”
„Ja, ich gebe zu, dass er ihn umgebracht hat. Aber nur, weil mein Vater sonst einen Freund von ihm getötet hätte! Du hättest es genau so gemacht!”
„Du bist Deinem Vater sehr ähnlich. Er versuchte auch immer zu schlichten und zu vermitteln. Deswegen haben ihn die Taelons ja am Ende auch gefangen genommen!”
Liam grinste innerlich. Kannte er nicht auch einenTaelon, der so etwas versuchte? Und der hatte sich auch noch wegen Boone geändert!
„Hast Du selbst nicht immer Ha'gel als Dein Vorbild gesehen, Ru'sha?” Es war wirklich praktisch, über geerbte Erinnerungen zu verfügen.
Ru'sha machte eine wegwerfende Handbewegung: „Dann holt eben die Drohne Boone!” Das sagte er allerdings auf Kimera. Die Drohne setzte sich in Bewegung. Als Liam versuchte, sie aufzuhalten, ging sie unbeeindruckt weiter. Ru'sha musste wohl irgendwie seinen Versuch bemerkt haben, grinste kalt und sagte auf Kimera: „Noch hast Du Deine Fertigkeiten nicht voll aktiviert - und auch dann wirst du einem Befehl von einem richtigen Kimera nichts entgegen zu setzen haben!”
Liam, Gordon und „Kincaid” eilten der Drohne hinterher - und wie zuvor kümmerte sie sich nicht viel um Türen, sondern brach einfach durch die Wand. „Kincaid” schnappte sich ein Impulsgewehr, legte auf sie an und feuerte. Diese beeindruckte das allerdings nur so weit, dass sie kurz den Kopf zu ihnen drehte. „Kincaid” fluchte, warf die Waffe wieder weg und lief weiter hinter der Drohne her. Fereman und Liam verfolgten beide. Sie kamen an, als die Drohne damit beschäftigt war, einen blauen Tank zu zerstören. Als sie damit fertig war, nahm sie den darin schwebenden Boone vorsichtig heraus. Dann meldete sich eine synthetisch klingende Stimme in Liams Kopf: „Kommt näher an mich heran, Me'Ha'gel, sonst kann ich nicht teleportieren.”
Liam guckte sich verwundert um, als er bemerkte, dass das die Drohne gewesen sein musste. Ha'gels Wissen musste etwas veraltet sein, denn er konnte sich nicht daran „erinnern”, dass Drohnen so etwas konnten.
Als er sie fast berührte, fuhr sie plötzlich zwei zusätzliche Arme aus, zog ihn, „Kincaid” und Gordon an sich heran und ...

 

 

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