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  „Wo Mohnblumen blüh'n....” von Emma   (Emailadresse siehe Autorenseite),   Herbst 2000
Alle hier vorkommenden Personen gehören den jeweiligen Eigentümern. Mission Erde/Earth: Final Conflict gehört Tribune Entertainment Co., Lost Script Prod. Inc., Atlantis Films und VOX. Das zitierte Lied ist „Es ist an der Zeit” von Hannes Wader. Bitte veröffentlichen Sie diese Geschichte nicht ohne vorheriges Einverständnis der Autorin.
 
Handlung:  Ein junges Mädchen besucht ein Freiwilligenrekrutierungszentrum
Zeitpunkt:  Ende der zweiten Staffel
Charaktere:  kein bekannter Charakter aus der Serie (okay, einer, aber nur ein ganz kurzer Auftritt), ansonsten: Katja, Lisa, Kevin, Te'lar [Anna, Yvonne, Tilo, Mike]
 
Anmerkung:  Diese Geschichte gehört zu einem Board-Spiel, bei dem man in seiner Geschichte drei vorher ausgewählte Begriffe unterbringen mußte. Die vorgegebenen Begriffe waren...
 

 

WO MOHNBLUMEN BLÜH'N....

 

Teil 2
 

Der Sternenhimmel war gigantisch, so klar und voll, wie er nur in der Wüste sein konnte. Der Mond war noch nicht aufgegangen und daher gab es keine störende Lichtquelle, die seinen Glanz mindern konnte. Die oberste Sandschicht war schon abgekühlt, doch darunter hatte sich die Hitze des Tages noch gehalten. Katja hätte gerne einfach dagelegen und nach oben geschaut, doch der Junge neben ihr quasselte unentwegt. Er war ein gutes Jahr älter als sie, doch sie hatte das Gefühl reifer zu sein. Sie hatte viel gelernt in den letzten Monaten.

„Der Himmel sieht aus, wie in dem Eingangsraum des Freiwilligencenters, stimmt's? Haben sie das eigentlich auch in anderen Städten?”
Kevin war auch aus Hamburg und das war vermutlich mit ein Grund, warum man sie gebeten hatte, sich um ihn zu kümmern. Vielleicht war er deshalb auch in ihre Gruppe gesteckt worden, denn eine andere Erklärung fiel Katja nicht ein. Sie waren alle schon so viel länger dabei als er.
„Ja, das haben sie in vielen Informationscentren”, antwortete sie ein wenig gelangweilt. Die Fragen, die Kevin stellte, waren alles andere als originell. Es waren die, die alle stellten.
„Weißt du, wie sie es schaffen, diesen Effekt hervorzurufen? Es sah aus, als wäre da gar keine Wand.”
„Ja, weiß ich. Naja, so ungefähr halt, bin ja keine Wissenschaftlerin.”
„Wie denn?”, fragte Kevin wissbegierig.
„Es hat was mit Interdimensionstechnologie zu tun.”
„Damit kriegen die es hin, einen echt aussehenden Sternenhimmel zu simulieren? Cool!”
Katja nickte, obwohl es nicht ganz stimmte. Es war gleichzeitig Illusion und Wirklichkeit. Te'lar meinte, dass man am besten mit der Wahrheit täuscht und Katja hatte mittlerweile gelernt, dass bei den Taelons nie ein Entweder-oder sondern immer nur ein Sowohl-als-auch gab. Sie war weit davon entfernt, das zu verstehen, aber das war auch nicht ihr Job. Sie war bei der Sicherheit. Aufklärung, um genau zu sein. Sie war stolz darauf, nicht zu den reinen Kämpfer zu gehören, aber sie wusste, dass diese wiederum auf ihren Status stolz waren.
„Lisa - das war die Frau, der ich dort begegnet bin - hat gesagt, es wäre gut, dass ich mir die Sache erst mal angeschaut habe und überlegt habe. Sie meinte, das wäre sehr besonnen, erst mal nachzudenken, bevor man handelt.”
Katja murmelte etwas Zustimmendes. Lisa hatte die Philosophie des Sowohl-als-auch offensichtlich in ihren Grundzügen verstanden. Zum Glück interessierte sich der Neuankömmling bislang nur für sich selbst und ersparte ihr so die Überlegung, was sie ihm über ihr eigenes Verhalten im Sternenraum sagen sollte.

Kevin würde wie sie nach und nach kapieren, dass er einer Masche auf den Leim gegangen war. Die zufällige Begegnung mit Lisa oder einem ihrer Kollegen war ebenso eine Täuschung, wie die Unauffälligkeit des Eingangs. Tatsächlich war der ganze Raum im Erdgeschoss so angelegt, dass man schließlich vor der Treppe stand. Auch die Gefühle waren manipuliert. Von der angstlosen Spannung bis zum Hunger und der Müdigkeit, alles wurde mit Hilfe von Substanzen, kaum hörbaren Tönen und Farben gesteuert. Und - Katja hatte da so eine Vermutung - auch noch auf andere Weise. Und selbst die Geschichten von Lisa oder ihren Kollegen waren je nach Situation andere. Zuerst würde Kevin über diese Entdeckungen wütend werden, aber nach und nach würde er begreifen, dass das es überhaupt keine Rolle spielte, wie er zu den Freiwilligen gekommen war.
Katja musterte den schlacksigen Jungen neben sich. Naja, er würde sehr lange brauchen, bis er dahinter kommen würde. Er redete und redete und redete. Und alles ohne zu denken. Gleichzeitig war schüchtern und zurückhaltend, wenn er sich unsicher fühlte. Die Ausbilder würden viel „Spaß” mit ihm haben. Und die Gruppe auch!

„Wie machen die das bloß, dass man überhaupt nichts sieht? Ich mein, da ist ein riesiges Freiwilligenausbildungslager, aber von hier draußen sieht es aus, als wäre da nichts. Und von innen sieht man die Sterne.
„Virtuelles Glas”, erklärte Katja. „Man sieht von innen nach außen aber nicht umgekehrt.”
„Cool. Bei Tag auch?”
„Klar, sonst wüssten ja alle Regierungen der Welt, was sich auf dem Gelände befindet. - Und wir hätten alle einen Sonnenband.”
Kevin kicherte und begann dann wieder von den Wundern, die er heute gesehen hatte zu schwärmen. Katja war es zu Beginn nicht anders gegangen. Allein die Ausmaße des Geländes waren gigantisch. Kein Wunder, denn hier wurden Freiwillige aus Mitteleuropa und Afrika, so wie dem Nahen Osten ausgebildet. Die Taelons hatten das Gebiet im Gegenzug für ihre Hilfe bei der Fruchtbarmachung großer Teile der Sahara erhalten. Es befand sich inmitten der noch bestehenden Wüste. Weit ab von allen Siedlungen und Handelsstraßen und so gut getarnt, dass die menschlichen Satelliten, auch wenn sie nicht manipuliert würden, seine genaue Lage und Größe nicht hätten ausmachen können. Tatsächlich war es eine ganze Stadt, fast ausschließlich aus Taelongebäuden errichtet, die den Vorteil hatten, dass man sie leicht auf-, um- und wieder abbauen konnte. Naja, „bauen” war vielleicht nicht ganz der richtige Ausdruck. Dass es Lebewesen waren, die wuchsen wusste hier jeder und sie hatten alle gelernt, das zu berücksichtigen.

Katja gähnte und stand dann auf. Es war auch ohne einen aufgeregten Neuzugang ein anstrengender Tag gewesen.
„Komm, gehen wir zurück.”
Kevin sprang hoch.
„Klar. Machen wir noch was, es gibt doch sicher so was wie einen Treffpunkt, wo..”
Katja sah ihn streng an, woraufhin Kevin rot wurde.
„Na, ich mein' einen Ort, an dem man sich treffen und quatschen kann. Nein, nein, keine Sorge, mit Drogen hab ich's nicht mehr.”
Katja war etwas überrascht von diesem Gedankengang und nahm sich insgeheim vor, ihrer Ausbilderin davon zu berichten. Laut meinte sie nur lapidar:
„Da hättest Du hier auch schlechte Karten. Aber ich meinte eigentlich, dass es schon spät ist. Wenn sich Dein Adrenalinspiegel erst mal etwas gesenkt hat, dann wirst du merken, dass es recht anstrengend ist, ein Freiwilliger zu sein.”
Der Junge zuckte nur enttäuscht mit den Schultern, folgte ihr aber artig.

Natürlich gab es jede Menge Orte, an denen sich die Freiwilligen in ihrer Freizeit trafen. Kevin hatte als Neuzugang bislang jedoch noch sehr eingeschränkte Bewegungsfreiheiten, so dass er sie noch nicht kannte. Katja hatte am Anfang gedacht die Einschränkungen beständen deshalb, weil man den Neuen noch nicht vertraue und gewisse Dinge vor ihnen geheim halten wollte. Mittlerweile wusste sie, dass das mit dem Nicht-Vertrauen zwar stimmte, aber nicht auf diese Weise. Tatsächlich vertraute man den Neuen nicht, was den Umgang mit Freiwilligen aus den anderen Kulturen anging. So wurde der Kontakt zunächst auf kleine homogene Gruppen beschränkt und erst nach und nach kam man mit den anderen in Berührung. Parallel dazu lernte man die Sprachen. Englisch, Französisch und Arabisch. Mit dem Implantat war das viel leichter als in der Schule, vor allem da man ständig Übung hatte. Katja hätte nie gedacht, dass sie so schnell und mit so viel Spaß so komplizierte Dinge lernen konnte und dabei hatte sie nach noch nicht mal ein richtiges, ins Gehirn eingepflanztes Cyber Virus Implantat, sondern nur die normale, hinter dem Ohr angebrachte Ausführung für einfache Freiwillige.

Nachdem Katja Kevin in seinem Zimmer abgeliefert hatte, wollte sie nur noch ins Bett. Anna war schon da und sah von ihrem Buch auf, als sie Katja eintreten sah.
„Na, wie war's mit dem Neuen?”
Katja ließ sich dramatisch auf ihr Bett fallen und seufzte.
„Schrecklich! Ich hoffe, das war der Letzte, den ich betreuen muss. Ich hasse das!”
„Am Anfang fandest du es toll”, meinte Anna und rappelte sich in eine sitzende Position auf.
„Klar, da war es noch ein gutes Gefühl, denen was voraus zu haben. Aber jetzt ist es nur noch langweilig. - Ich frage mich, was Kevin in unserer Gruppe soll. Ich hatte eigentlich gehofft, dass wir bald mal woanders hin kommen, aber der Frischling muss doch wirklich noch alles lernen.”
„Komisch ist das vor allem deshalb, weil wir morgen alle in die medizinische Abteilung bestellt wurden. Sogar Kevin. Der ist allerdings als letzter dran. Wir anderen kommen vorher. Es macht dir doch nichts aus, dass wir dich an die Spitze der Liste gesetzt haben?” Anna grinste und fing das Kissen, das Katja nach ihr warf.
„Ihr seit fies. Erst drückt ihr mir Kevin aufs Auge und dann muss ich mal wieder zuerst ins Feuer. Immer ich!”

Doch Katja war nicht wirklich sauer. Sie war es gewohnt, von den anderen bei solchen Sachen voran geschickt zu werden. Sie waren ohne Kevin zu fünft in der Gruppe und jeder hatte seine besondere Art. Anna war die Wortführerin, wenn es darum ging die Gruppe nach außen zu vertreten. Katja hatte die gleiche Position, wenn es darum ging zu handeln. Mike war nicht weniger spontan, aber eher draufgängerisch als neugierig. Tilo und Yvonne waren die Ruhigen in der Gruppe, wenn auch auf ganz unterschiedliche Art. Tilo war nachdenklich und verträumt, wo Yvonne war kühl und überlegt war.
Auch von der Zeit, die sie bereits im Ausbildungszentrum verbracht hatten, unterschieden sie sich sehr. Mit eineinhalb Jahren war Tilo am längsten hier, gefolgt von Yvonne mit 13 Monaten. Anna war nur einen Monat länger als Katja da, die gerade ihren achten Monat Ausbildung hinter sich gebracht hatte.
Tilo und Yvonne waren zuvor gar nicht in der Aufklärung gewesen, sondern hatten das besucht, was man hier die Uni nannte. Das war eine sehr unzutreffende Beschreibung, doch sie deutete an, dass sie eine theoretische Ausbildung erfahren hatten, die den anderen fehlte. Vor allem Mike, der als letzter vor erst fünf Monaten ihrer Gruppe zugeteilt worden war.

„Hast du irgendeine Ahnung, was die mit uns vorhaben”, fragte Katja, nachdem sie eine Weile vergeblich über dieser Frage gebrütet hatte.
„Nicht wirklich, aber die Untersuchung ist wohl nicht nur ein Routine-Check. Der Ausbildungsplan für nächste Woche ist bei uns allen leer. Außer bei Kevin.”
„Dann kommen wir doch hier weg!” Katja sprang aufgeregt hoch und aktivierte den Monitor, um den Plan selbst in Augenschein zu nehmen. Tatsächlich, sie waren für nichts eingeteilt worden.
„Ja, sieht ganz so aus, als würden wir demnächst Widerständler jagen”, meinte Anna zufrieden. „Ich hoffe nur, dass wir auf dem Mutterschiff stationiert werden.”
„Ja, das wäre schön...” Katja dimmte das Licht, so dass die Wände nur noch sanft strahlten und legte sich ins Bett. Kein Laut drang von außen herein und es war leicht sich vorzustellen, sie wäre nicht mehr auf der Erde.

Das Taelongebäude in dem die medizinische Abteilung untergebracht war, überragte mit seiner abstrakten Form seine umstehenden Artgenossen bei weitem. Hätte es nicht diese unzähligen filigranen Formen gehabt, hätte es in seiner Größe monströs gewirkt, tatsächlich hatte es etwas Verspieltes an sich. So als wäre die Struktur nur deshalb immer weiter gewachsen, weil ihr ständig etwas Neues eingefallen war.
Katja mochte das Gebäude, das von innen nicht weniger originell war als von außen. Dennoch war sie alles andere als erfreut, dorthin zu müssen. Brian arbeitet dort und mit ihm hatte Katja einige nicht sehr angenehme Zusammenstöße gehabt. Vermutlich hatte sie der Kerl bloß anmachen wollen, aber sie konnte ihn nicht leiden und hatte schärfer zurückgeschossen, als es der Situation angemessen gewesen war. So war eins zum anderen gekommen und nun waren sie erklärte Feinde.
Wie sie angenommen hatte, wurde sie von ihm mit einem fiesen Lächeln begrüßt. Er hatte sich sogar die Mühe gemacht, sie am Eingang zu erwarten.
„So was, die kleine Kitty! Wir sind aber früh auf den Beinen.”
„Was soll das blöde Geschwätz? Bring mich dorthin, wo ich hin soll und halt gefälligst die Klappe!”
„Welch reizender Empfang. Aber bist du sicher, dass du es so eilig hast?” Brian grinste ebenso böse wie vielsagend, ging aber ohne weitere Verzögerung voran. Offensichtlich hatte er Order nicht zu bummeln, denn sonst hätte er sie sicher hingehalten. Katja hätte ja gerne zurückgegeben, dass sein Versuch sie zu ängstigen vergebens war, doch leider war der Kerl recht gut darin, Gefühle zu erraten und so schwieg sie lieber, anstatt zu lügen. Er merkte es trotzdem.
„Ich bringe dich an einen Ort, an dem Du bislang noch nicht warst. Spannend, nicht? Du wirst doch wohl keine Angst haben. Das wäre gar nicht passend für jemanden von der Aufklärung!”
„Ich frage mich, warum sie so einen Idioten wie dich in die Medizin gesteckt haben. Noch nie was von Einfühlungsvermögen den Patienten gegenüber gehört?”
Eine wichtige Taktik, die Katja von Anna gelernt hatte, besagte, dass man manchmal stärker ist, wenn man Schwäche zugibt. In diesem Fall wirkte sie. Bei seinem Stolz über seinen professionelles Können gepackt, ließ diese Bemerkung Brian erst mal verstummen und er tat so, als bräuchte er seine Konzentration um ihren Zielort in eines der Interdimensions-Portale einzugeben, die in vielen Taelongebäuden hier im Ausbildungszentrum die Aufzüge oder sonstigen Fortbewegungsmittel ersetzten.
Der typische Blitz erstrahlte und schon fanden sie sich an einem anderen Ort wieder. Kein sehr viel anderer Ort, so wie es aussah, denn die Gänge, die sie nun entlang gingen waren genauso verspielt, wie der Rest des Gebäudes. kurz darauf standen sie in einem großen, hellen Raum mit einer Unzahl an medizinischen Geräte, die Katja noch nie gesehen hatte. Dennoch schenkte sie ihnen nicht die geringste Aufmerksamkeit. Mit erschrockenem Blick starrte sie auf einen großen zylinderförmigen Behälter in der Mitte des Raumes, der sich wie eine Säule vom Boden bis zu Decke erstreckte. Er hatte einen Durchmesser von schätzungsweise drei Metern und war beinahe genauso hoch. Etliche Schläuche hingen von hoben herab und trieben in der bläulichen Flüssigkeit.
Katja entging wie Brian sie schadenfroh musterte.
„Was ...” Ihre Stimme brach und sie musste sich räuspern. „Was ist das?”
„Nur Wasser!”, meinte Brian mit einem gehässigen Lachen. „Nichts als Wasser!”

„Brian, geh!”
Die Freiwilligen zuckten bei dem Klang der Stimme zusammen. Te'lar hatte von beiden unbemerkt den Raum betreten und sah den jungen Mann mit einem Ausdruck an, der diesen ängstlich zu Boden blicken ließ.
„Ich - es tut...”, stammelte er, wurde jedoch sofort wieder unterbrochen.
„Geh!”
Offensichtlich eingeschüchtert befolgte der junge Mann ohne weitere Versuche der Entschuldigung den Befehl.

Katja merkte wie Te'lar, sie ansah und zwang sich seinen Blick zu erwidern. Sie war verwirrt und verängstigt und wusste, dass der Ausdruck in ihren Augen das verriet. Der Taelon musterte sie eindringlich, doch sein Blick war freundlich.
„Es ist verständlich, dass du dich fürchtest. Menschen fürchten sich vor dem Unbekannten. Obwohl es nicht notwendig ist, Angst zu haben, ist dein Verhalten völlig normal.”
„Was passiert mir mir? - Mit uns?”, fragte sie und blickte verunsichert zum Tank in der Mitte des Raumes hinüber. Sie wusste, dass Taelons sie dazu verwendeten, um größere körperliche Veränderungen vorzunehmen oder um schwere Verletzungen zu heilen. Nun, sie war nicht verletzt...
„Du und die anderen Freiwilligen in Deiner Gruppe benötigt zur Erfüllung Eurer Aufgabe einige physische Anpassungen. Leider sind sie notwendig, da Menschen nur auf das Leben auf der Erde angepasst sind.”
„Wir werden die Erde verlassen? Werden wir in den Krieg geschickt?”
„Ja. Nein”, antwortete Te'lar knapp. Er trat an einen Untersuchungstisch und begann mit den Vorbereitungen. „Wir haben leider nicht sehr viel Zeit. Würdest Du Dich bitte ausziehen und hinlegen?”
„Hab ich eine Wahl?”
Katjas Ton war sarkastisch, als ihr ungewollt diese Bemerkung herausrutschte und sie bereute es sofort. Doch der Taelon ignorierte die rhetorische Bedeutung und antwortete ernsthaft.
„Nein. Niemand von uns hat eine Wahl. Wir sind alle Teil eines Ganzen und haben vorrangig dem Wohl dieses Ganzen zu dienen. Taelons wie Menschen. Jeder nach seinen Möglichkeiten. Du und Deine Freunde seit aufgrund verschiedener Faktoren für eine bestimmte Aufgabe ausgewählt worden und ihr werde diese ausführen, so wie ich meine Aufgabe ausführe.”
„Ich verstehe...”
„Nein, das tust Du nicht und das ist auch nicht notwendig. Jetzt leg Dich hin, damit ich die Prozedur einleiten kann.”
Katja gehorchte zögernd, aber sie konnte nicht verhindern, dass sie leicht zitterte, als Te'lar ein kleines Gerät an ihre Schläfe setze. Beruhigend legte er seine Hand auf ihre Stirn und fing ihren verstörten Blick ein.
„Hab keine Angst. Du gehörst zu uns und wir werden uns immer um Dich kümmern.”
Die blauen Augen des Taelon waren das letzte was Katja sah, bevor sie das Bewusstsein verlor.

Katja fühlte sich, als würde sie vom dunklen Grund eines Sees aufsteigen und plötzlich die Oberfläche durchbrechen. Sie hustete und griff in der Angst wieder unterzugehen blind um sich. Ein paar Hände packten ihre Arme und zogen sie hoch. Als sie die Augen aufschlug und nach einigen Augenblicke wieder klar sah, merkte sie, dass sie auf dem Untersuchungstisch saß und es Te'lar war, der sie festhielt.
„Es ist alles in Ordnung. Atme gleichmäßig, um dich zu beruhigen.”
Leicht schwindelig kam sie der Aufforderung nach, wobei sie sich an die Arme des Taelon klammerte. Schließlich entspannte sie sich und konnte sich alleine aufrecht halten.
„Bleib sitzen. Dein Kreislauf braucht noch eine Weile, bis er wieder ausreichend funktioniert. - Dr. Salifa, geben Sie den anderen bitte ein Beruhigungsmittel, bevor Sie sie aufwecken.”

Erst jetzt bemerkte Katja den schwarzafrikanischen Arzt, der sich an einem anderen Untersuchungstisch um Anna kümmerte. Während Te'lar mit einem Gerät ihre Körperfunktionen scannte, strich Katja sich die noch feuchten Haare aus dem Gesicht und sah sich um. So weit sie es erkennen konnte, waren die anderen noch in dem Tank. Katja musste an die in Formaldehyd eingelegten Embryonen denken, die sie einmal bei einer Schulführung durch ein Museum gesehen hatte. Die Vorstellung, dass sie selbst noch vor kurzem da drin gewesen war, gruselte sie leicht. Auf der anderen Seite sah Tilo, den sie von ihrer Position aus sehen konnte, trotz der Schläuche, die an seinem Körper befestigt waren, sehr friedlich aus. Auch das schimmernde Blau, in dem der ganze Tank leuchtete, hatte eine gewisse beruhigende Wirkung. Katja kicherte, als sie unwillkürlich an das Aquarium denken musste, das in der Pizzeria stand, über der sie mit ihrer Mutter gewohnt hatte. Der irritierte Blick, den sie sowohl von Salifa als auch von Te'lar dafür erntete, entging ihr, denn etwas anderes hatte ihre Aufmerksamkeit erregt. Das Licht brach sich sonderbar in der Flüssigkeit und sie stellte fest, dass der Tank in Kammern untergliedert war.
„Da sind Trennwände drin.”
„Ja, sicher. Jeder Mensch hat eine leicht unterschiedliche Körperchemie. Eine Vermischung könnte den Adaptionsvorgang gefährden.”
„Aber hier vorne, wo Anna und ich drin waren, ist keine Untergliederung. Ist es virtuelles Glas?”
Te'lar nickte. „Der ganze Tank ist aus virtuellem Glas. Alles andere wäre sehr unpraktisch.” erklärte er geduldig.
„Ach so, deshalb sieht der Tank irgendwie anders aus als vorher.”
„Nein, nicht das virtuelle Glas sieht anders aus, deine Sehfähigkeit hat sich verändert. Du siehst nun Energiespektren, die für Deinen Augen zuvor unsichtbar waren.”
Verwirrt blickt Katja sich um.
„Aber sonst sieht alles gleich aus.”
„Das Implantat, das du trägst,” Te'lar berührte leicht das sichtbare Teil an ihrem Hals „filtert die neuen Eindrücke noch heraus und wird sie erst nach und nach in Dein Gehirn vordringen lassen. So langsam, dass du dich daran gewöhnen kannst, ohne eine Schock zu erleiden.”
Katja nickte geistesabwesend und sah zu wie Dr. Salifa an einem Apparat etwas eingab. Er sah kurz zu Te'lar hinüber, welcher zustimmend nickte. Der Arzt tippte einen Befehl ein, woraufhin sich die Schläuche, an denen Tilo hing, trennten. Ein weiterer Befehl und Tilo verschwand mit einem Lichtschein aus dem Tank und tauchte auf einem der Untersuchungstische wieder auf.

„Du kannst jetzt aufstehen, Katja. Es ist alles in Ordnung. Im Nebenraum sind Duschen und eure Sachen. Deine Freunde werden bald nachkommen.”
„Okay...”, murmelte Katja. Vorsichtig glitt sie vom Tisch und ging noch etwas unsicher in den Nebenraum.

 

 

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