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  „Die Sammler” von Foxfeather und Kelara/Anastasia   (Emailadresse siehe Autorenseite)
Autorin dieses Teils:  Foxfeather
Bitte veröffentlichen Sie diese Geschichte nicht ohne vorheriges Einverständnis der Autorinnen.
 
Anmerkung der Autorin:  Lennier, Delenn, John (Sheridan) und Michael (Garibaldi) gehören J. Michael Straczinsky (sp) und wem auch immer Babylon 5 sonst noch gehört. Der Songtext ist aus dem Song „Stronger than Gravity” von Bill Mumy (dem Schauspieler von Lennier) entnommen (Der Song ist untertitelt „Lennier to Delenn") und stammt von dem Album „In the current".
 

 

DIE SAMMLER

Kapitel 2

 

Er saß gegen die Wand gelehnt da, in Gedanken versunken.
Im angrenzenden Raum konnte er zwei Leute streiten hören. Er konnte nicht verstehen, um was es ging, die Sprache, die sie benutzten, war ihm nicht bekannt. Vielleicht ging es um Wasser. Etwas, das es an diesem Ort nicht zu geben schien.
Er lehnte sich zurück, schloss die Augen und erinnerte sich.

Ihr Gesicht. Es ließ ihn nicht los. Engelsgleich. Und wie das so war mit Engeln, außer Reichweite.
„Mein Platz ist an deiner Seite”, hatte er gesagt und es auch so gemeint. Und trotzdem hatte er sie verraten. Er hatte versucht, ihren Ehemann umzubringen. In einem Raum eingeschlossen, der sich mit tödlichem Gas füllte, hatte er die Chance gehabt, ihn und einen anderen zu retten, einfach indem er die Tür von außen öffnete, aber er war einfach weggerannt. Ein paar Gänge weiter hatte er es sich überlegt und war umgedreht, um doch noch zu helfen, aber als er dort ankam, hatte John sich bereits selbst befreien können.
Er hatte sie verraten. Er war geflohen. Die Schuld hatte ihn in ihren dunklen Schlund hinuntergezogen.
Erst Stunden später konnte er sich dazu zwingen, sie zu kontaktieren und sich zu entschuldigen. Er hatte geschworen, dass er nicht eher wieder zurückkehren würde, bis er es wieder wert war.
Er war nie zurückgekommen.
Die erste Zeit hatte er sich versteckt, aus Angst, sie würde nach ihm suchen. Er konnte ihr nicht gegenübertreten, nicht mit dieser Schuld.
Es hatte Zeiten gegeben, in denen er sich wünschte, tot zu sein. Aber selbst der Tod würde seine Schuld nicht tilgen.
Nahezu zwei Jahre lang hatte er sich von Ort zu Ort geschleppt, hatte sich mit Jobs als Übersetzer oder Pilot über Wasser gehalten. Aber er hatte niemals einen Platz gefunden, an dem er länger als ein paar Wochen geblieben war.
Hier und da hatte er Berichte über sie gehört und jedes Mal hatte es sein Herz zerrissen, dass er nicht an ihrer Seite gewesen war, als sie ein schweres Problem lösen musste oder einen Erfolg verbuchen konnte.
Sie hatte ihn gebraucht, als Attaché, als Agent und als Freund. Wer hatte nun diese Position inne? Wer auch immer es war, sollte er es wagen, sie zu enttäuschen, würde er...
Was? Ihn töten? *Er* hatte sie enttäuscht. Welche Strafe war hart genug für *ihn*?
Er wünschte sich, alles ungeschehen machen zu können, aber das war unmöglich.
Dann wurde ihm bewusst, was sie über ihn denken würde, würde sie ihn so sehen. Und er entschied sich, sich selbst aus diesem Sumpf zu ziehen.
Nach dieser Entscheidung waren die Dinge besser für ihn gelaufen. In diesen ersten zwei Jahren und aus den Gesprächen mit seinem Freund Michael hatte er eine Menge darüber gelernt, wie man Informationen aus Unterweltkreisen beschaffte, und bald hatte er es geschafft, für die Geheimdienste unentbehrlich zu werden. Langsam kletterte er die Erfolgsleiter nach oben. Bald vertrauten ihm auch die großen Firmenbosse. Er wusste, dass er sich in Gefahr brachte, wenn er ihnen half. Seine Aktionen schadeten den einen genauso, wie sie den anderen halfen, obwohl er darauf achtete, immer auf der legalen Seite des Gesetzes zu bleiben.
Seine kämpferischen Fähigkeiten wurden ebenfalls respektiert. Und in den Kreisen der Unterwelt bekam er bald den Ruf einer Person, mit der man rechnen musste. Ein Feind, aber ein geschätzter Feind. Viele wussten über seine Vergangenheit als ein hohes Mitglied der Regierung Bescheid. Gerüchte über den Grund seiner Kündigung kursierten, aber er tat nichts, um auch nur eines davon zu bekräftigen. Das Geheimnis machte ihn nur noch mysteriöser.
Pilot, Helfer, Kämpfer und Dolmetscher.
„Morin Cha” nannten sie ihn, „Helfende Hand”. Und seine Reputation machte ihm den Weg frei.
Was würde sie denken, wenn sie über ihn in den Nachrichten hörte? Würde sie stolz auf ihn sein? Würde es sie kümmern?

Er sah auf, als der Kampf im Nebenraum mit einem lauten Schrei endete. Dann war Stille. Vielleicht hatte der Verlierer in diesem Fall sogar Glück. Es interessierte ihn nicht.

Wenn er an *sie* dachte, fiel ihm ein alter Song von der Erde ein, den Michael ihm einmal auf einem antiken Gerät vorgespielt hatte, dass sie zusammen repariert hatten.

„Stronger than gravity, deeper than any sea
More than eternity you are to me.
Truer than any prayer, softer than heaven's air
Fine as the word can be you are to me.

But I can't tell you how I feel
That my love is here and real
I'll never hold you in my arms
And feel your heart beat.

Touched by the light of Grace, a smile on an angel's face
More than the soul can see you are to me.
Reason to carry on, hope for a brighter dawn
Infinite fantasy you are to me”

Aber seit einiger Zeit hatte er das Gefühl, dass das Gefühl, das er Liebe genannt hatte, weniger geworden war. Er wusste, dass er nie zu ihr und in ihre Welt zurückkehren würde. Das Pflichtgefühl war so stark wie immer, aber die Verehrung, die er für Liebe gehalten hatte, verschwand langsam. Er hatte endlich seine Naivität verloren. Er war dieses Lebens müde geworden. Das Ziel, sie endlich wiederzusehen, war mit der Zeit geschmolzen.

Und jetzt saß er hier in dieser Zelle, langsam verhungernd und verdurstend und seine verlorene Naivität, seine Emotionen taten nichts, um ihm hier raus zu helfen.

Sie waren um Hilfe gebeten worden, auf dem Weg zu einem Treffen, ein paar Sternensysteme entfernt. Es sah aus, als habe eine Art Bandenkrieg stattgefunden. Sie waren näher herangeflogen, um die Trümmer zu untersuchen, um Überlebende zu retten. Und um in eine Falle zu tappen.
Eins der Wracks war noch voll funktionstüchtig gewesen und hatte sie angegriffen.
Die beiden Streithähne von nebenan waren wohl Mitglieder von einer der Banden. Niemand war aufgetaucht, um nach ihnen zu sehen. Aus welchem Grund der Feind sie gefangen hatte, war ihm auch nicht bekannt. Wer fing Leute ein, nur um sie dann verdursten zu lassen?
Aber er verlor schnell das Interesse an diesem Gedanken.
Hier war nichts, gegen dass er kämpfen konnte. Er hatte anfangs versucht, zu entkommen, aber er hatte es nicht geschafft. Und selbst wenn, was sollte er dann tun?
Delenn war außer Reichweite und sonst wartete niemand auf ihn. Lennier schloss wieder die Augen und überließ sich seinem Schicksal.

 

 

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