Startseite Aktuelles Update Geschichten Kategorien Bilder Forum - Der Baum Links Hilfe Kontakt
  „Die Sammler” von Foxfeather und Kelara/Anastasia   (Emailadresse siehe Autorenseite)
Autorin dieses Teils:  Foxfeather
Bitte veröffentlichen Sie diese Geschichte nicht ohne vorheriges Einverständnis der Autorinnen.
 
Anmerkung der Autorin:  Die „Eukalyptus” und die in diesem ersten Teil vorkommenden Personen gehören den Autoren Hans Joachim Albers und Ronald M. Hahn und werden ohne ihre Erlaubnis benutzt. Ich weiß nicht, ob irgendwer ihre Bücher kennt: „Raumschiff der Kinder” und Folgebände, geschrieben in den späten 70er Jahren.
 

 

DIE SAMMLER

Kapitel 1

 

Dunkelheit. Totale, undurchdringliche Dunkelheit.
Anca kämpfte sich in eine aufrechte Position hoch und versuchte, irgend etwas um sie herum zu erkennen.
Neben sich fühlte sie eine klamme Wand und einen schleimigen, kalten Metallfußboden unter sich.
Wo zum Kuckuck war sie?
Stöhnend hielt sie sich den Kopf. Sie... war nicht alleine gewesen. Etwas Aufregendes war passiert, etwas ganz Besonderes. Etwas, auf dass sie schon sehr lange gewartet hatte.
Ihr Kopf schmerzte nun stärker. Erinnern... Da war etwas, aber sie bekam es nicht zu fassen.
Bharos. Es hatte etwas mit Bharos zu tun.
Aber... was war Bharos?
Sie wusste es nicht. Bharos, war freundlich, ihr Freund? Ja, das musste es sein. Bharos war ihr Freund.
Suchend tastete sie in der Dunkelheit nach ihm. In ihrer näheren Umgebung konnte sie nichts finden. Sie versuchte aufzustehen, sank aber schnell wieder zurück, als sich alles um sie herum zu drehen begann. Ein übelkeitserregendes Erlebnis. Als sich ihr Magen wieder beruhigt hatte, begann sie zu lauschen.
Nichts. Absolut gar nichts.
Sie konnte die Ausmaße der Dunkelheit nicht ausmachen, ob sie in einem Raum oder auf einem Planeten oder in einem Raumschiff war. Halt. Stop. Da waren eine Wand und ein Fußboden. Also ein Raum. Eine Zelle? Ein Raumschiffdeck?
Raumschiff. Die „Eukalyptus”. Ihr Raumschiff. Das Raumschiff der Kinder.
Langsam kamen die Erinnerungen wieder. Die Erde - verbrannt, ausgebeutet, fast tot, aber überbevölkert. Sie und ihre Freunde waren Patienten auf einem riesigen Hospitalschiff gewesen. Irgend etwas war schiefgelaufen und das Schiff hatte sich aus seinem Orbit um die Erde losgerissen und war in einem unbekannten Teil der Galaxie wieder aufgetaucht. Alle Erwachsenen hatten das Schiff noch verlassen können und die Kinder einfach zurückgelassen.
Aber das war schon lange her. Damals war sie zwölf gewesen. In ein paar Wochen wurde sie 18.
Jetzt... war sie allein.
Sie dachte an ihren älteren Bruder. Gut, dass Harpo nicht hier war. Er hatte schreckliche Angst vor engen Räumen und vor dem Alleinsein. Wo war er jetzt? Und wo waren die anderen?
Je länger Anca bewegungslos in der Dunkelheit saß, desto deutlicher glaubte sie, ein leises Summen zu hören. Maschinen? Vielleicht war sie ja doch an Bord der Eukalyptus?
Das Schiff hatte viele riesige Decks, zum Teil voller seltsamer Pflanzen, einige künstlich und von den Erwachsenen installiert, andere echt und gesammelt auf den verschiedenen Welten, die die Kinder besucht hatten. Andere Decks waren Labors und Maschinenhallen, aber die meisten waren leer. Das Schiff war noch nicht fertiggestellt gewesen, als der Unfall geschah.
„Schwatzmaul?”
Wenn sie an Bord der Eukalyptus war, würde der schwatzhafte Bordcomputer sie hören und ihr entweder antworten oder seine Roboter, wegen ihres kindischen grünen Plüschüberzuges die „Grünen” genannt, zu ihr schicken.
Nichts passierte.
Langsam bekam sie Angst.
Wenn sie nicht auf der Eukalyptus war, wo dann?
Bharos fiel ihr wieder ein.
Er war kein Mensch, sondern ein zierliches, elfenhaftes Wesen vom Planeten Akkai. Vor Hunderten von Jahren war er mit einer Crew von Forschern in einem verlassenen Sektor der Galaxie gestrandet. Die anderen Akkai hatten ihr Schiff auseinandergenommen und sich in Clans aufgeteilt, um Nomaden-Händler zu werden, aber Bharos war anders. Mit dem Fluch eines Langlebigen und mit den Fähigkeiten der Telepathie und Teleportation, hatte er sich von den Nachfahren seiner ehemaligen Schiffskameraden distanziert. Er suchte nach einem Weg, seine Heimatwelt noch einmal zu sehen, bevor er starb. Die Kinder hatten sich bereit erklärt, ihn auf seiner Suche zu begleiten.
Jetzt erinnerte sich Anca wieder. Bharos hatte ihr beigebracht, wie man sein winziges Schiff steuerte. Und heute war der Tag gewesen, wo sie es wirklich hatte fliegen dürfen und nicht nur eine von Schwatzmauls Simulationen.
Sie hatte die Eukalyptus zusammen mit Bharos verlassen und war ihren Freunden vorausgeflogen. Zwei Sonnensysteme weiter, wo Schwatzmaul einen bewohnbaren Planeten ausgemacht hatte, wollten sie sich wieder treffen.
Dann war etwas passiert. Aber sie wusste nicht mehr, was.
„Bharos? Bist du da?”
Keine Antwort.
*Bharos?* fragte sie in ihrem Geist, langsam und deutlich. Wenn der Telepath in der Nähe war, dann würde er sie hören. Und er würde sich zu ihr teleportieren und sie hier rausholen. Nein. Das vielleicht nicht. Bharos konnte sich nur an Orte versetzen, die er sehen konnte, durch seine eigenen Augen oder durch die eines anderen, oder an Orte, an denen er schon einmal gewesen war. Sie war nicht sicher, ob er sie in dieser Dunkelheit erreichen konnte. Aber vielleicht würde er einen anderen Weg finden.
Sie wartete. Nichts tat sich.
Vielleicht war er bewusstlos?
Langsam und vorsichtig begann sie loszukriechen. Der Boden war unangenehm schleimig und staubig. Als ob schon seit einer Ewigkeit niemand mehr hier gewesen wäre.
Mit der linken Hand tastete sie nach der Wand, sie wollte in der Dunkelheit nicht die Orientierung verlieren.
Nach etwa zehn Metern berührte sie etwas Langes, Hartes.
Obwohl sie halb erwartet hatte, etwas zu finden, zuckte sie zusammen. Vorsichtig tastete sie nach ihrem Fund.
Da war es. Trocken und staubig, spröde.
Anca wurde unruhig. Das, was sie in der Hand hielt, waren eindeutig...
„Knochen!”

 

 

Zurück / Back

 

Zum Seitenanfang