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  „Weihnachtswunder” von Cat   (Emailadresse siehe Autorenseite),   Dezember 2002
Earth: Final Conflict gehört Tribune Entertainment Co., Lost Script Prod. Inc., Atlantis Films und VOX. Bitte veröffentlichen Sie diese Geschichte nicht ohne vorheriges Einverständnis der Autorin.
 
Handlung:  Boone erhält nach seinem Tod eine zweite Chance.
Zeitpunkt:  zweite Staffel
Charaktere:  William Boone, Da'an, Mike, Samantha Donald
 
Anmerkung:  Diese Geschichte wurde als Teil des Adventskalenders 2002 geschrieben.
 

 

WEIHNACHTSWUNDER

 

Teil 2
Rückkehr ins Leben


William Boone öffnete langsam die Augen, Ha'gel schien ihn erwischt zu haben, anders konnte es nicht sein, dass - er bewusstlos gewesen war?
Das erste, was er sah, war der Sternenhimmel. Nein - eine Decke, die so bemalt war ... Dann bemerkte er, dass er auf etwas Weichem lag. Als er sich genauer umgeschaut hatte, stand fest, dass er sich in einem Schlafzimmer befand, allerdings nicht in seinem!
Langsam stand er auf, er fühlte sich irgendwie seltsam - aber beschreiben konnte er es nicht. Er öffnete einige Türen, bis er das Bad gefunden hatte. Entschlossen betrat er es - und blieb wie vom Schlag getroffen stehen, entgeistert sein dem Eingang gegenüber erscheinendes Spiegelbild anstarrend. Das konnte doch nicht wahr sein ...
Das Gesicht, das zurück starrte, war nicht seines ...
Er musterte das fremde Antlitz genauer.
Es schien einer jungen, vielleicht zwanzig- bis fünfundzwanzigjährigen Frau mit langen, glatten schwarzen Haaren, dunkelblauen Augen und ebenmäßigen Gesichtszügen zu gehören.
Will schluckte schwer - und wagte es, an sich herab zu sehen.
Auch der Rest war definitiv weiblich! War das ein Albtraum oder erlaubte sich hier jemand einen schlechten Scherz mit ihm? Langsam, aber sicher breitete sich Panik in ihm aus, die sich noch steigerte, als er feststellte, dass sein CVI verschwunden war.
Augur! Er musste mit Augur sprechen, der würde ihm sicher helfen können ...
Auf zittrigen Beinen machte er sich auf den Weg, die Wohnung genauer zu erkunden - irgendwo musste es ja schließlich ein Global geben.
Je länger er sich allerdings umsah, desto vertrauter kam ihm die Wohnung vor. Vor einem Bild, das drei Personen darstellte, blieb er stehen. Das Bild zeigte offenbar ihn, einen jungen Mann und eine andere Frau. Plötzlich wusste er, wer die anderen beiden waren. Der Mann hieß Tobias und die Frau Tara, und beide waren Schulfreunde von ihm. Und er hieß - ja wie eigentlich?
Sam ... er hieß - Sam ...
Samantha Donald, gerufen ‚Sam’.
Er wurde immer verwirrter. Was ging hier vor? Woher wusste er das alles auf einmal?
Langsam ließ er sich auf das Sofa neben sich fallen - und je länger er grübelte, desto mehr Einzelheiten fielen ihm ein.
Er - oder sie - war vierundzwanzig Jahre alt und würde am vierundzwanzigsten Dezember fünfundzwanzig. Er/sie war seit drei Jahren bei der Polizei.
Boone fühlte sich hilflos. Was geschah da mit ihm? Immer mehr Begebenheiten aus Samantha Donalds Leben stürmten auf ihn ein und vermischten sich mit seinen eigenen Erinnerungen. Immer schneller begannen sich die Bilder in seinem Kopf zu drehen, bis er das Bewusstsein verlor.

Mike hatte alles beobachtet. Er hätte Boone wohl vorwarnen sollen, dass er den Körper einer Frau bekommen würde. Es war nicht anders gegangen. Boone hatte zu jemand werden müssen, der problemlos Kontakt zu Da'an aufnehmen konnte, und dieser Jemand musste sterben, damit Boones Seele dessen Körper übernehmen konnte.
Da war Samantha Donald die perfekte Wahl gewesen. Sie hatte sich um den Posten als Da'ans zweite Beschützerin beworben und war in dieser Nacht an Herzversagen gestorben, so dass der Commander problemlos ihren Körper übernehmen konnte.
Mike seufzte. Ein so junges Leben, so plötzlich beendet ... Sie hatte einen Herzfehler gehabt, der seit ihrer Kindheit unentdeckt geblieben war. Jetzt hatte der Engel allerdings eingegriffen und ihn geheilt. Aber er musste noch etwas mit William Boone unternehmen. Vielleicht war ein Frauenkörper, so ganz ohne Vorwarnungen, doch nicht unbedingt die beste Idee gewesen - obwohl er ihm ja Samanthas Erinnerungen gelassen hatte ...
Mike hob eine Augenbraue, als ihm plötzlich eine Idee kam.
Ja, das dürfte klappen, damit müssten die Probleme beseitigt sein! Wieso war ihm das nicht früher eingefallen?
Um den Ärger, den er dafür noch bekommen würde, machte er sich lieber keine Gedanken, dann wäre es ohne hin zu spät, um es rückgängig zu machen. Er schloss die Augen und konzentrierte sich. Langsam verschmolz er die Seelen von Commander William Boone und Officer Samantha Donald zu einer einzigen.
Damit war aus zwei Personen eine geworden, allerdings würden Boones Gefühle für einen bestimmten Taelon überwiegen - was eine Kleinigkeit gewesen war, da Samantha Da'an äußerst faszinierend gefunden hatte.
Mike taumelte. Das hier hatte ihn viel Kraft gekostet ...
„So, Commander, jetzt sind Sie auf sich allein gestellt!”
Mike fasste sich kurz an die Stirn. Wenn er schon dabei war, Regeln zu brechen, konnte er es auch gleich noch ein zweites Mal tun. Er sammelte noch einmal seine Kraft und drehte die Zeit auf der Erde bis zu dem Augenblick, in dem Boone erwacht war, zurück.
Jetzt würde der Ärger, den er bekommen würde, sich wenigstens lohnen. Seine Devise war schließlich schon immer gewesen: „Wenn du etwas machst, dann auch richtig!”

Sam wachte langsam auf. Irgend etwas war anders! Da war es schon wieder ... und plötzlich wusste sie auch was es war. Da waren Erinnerungen, die nicht ihr gehörten, aber es fühlte sich richtig an!
Sie drehte den Kopf, um auf ihren Wecker zu schauen.
Sechs Uhr, Zeit zum Aufstehen ...
Als sie sich aufgesetzt hatte, waren da wieder diese Bilder in ihrem Kopf. Sie sah sich - mit Da'an sprechen ...
Da'an? Sie hatte ihn doch noch nie persönlich getroffen ... Da waren auch noch Gefühle, die sie verwirrten - sie fühlte eine starke Verbundenheit mit dem Taelon und hatte das dringende Bedürfnis, ihn vor allem Unheil zu beschützen.
Oh Mann ... sie sollte nicht so heftig feiern!
Wieder so eine - Erinnerung? - diesmal konnte sie sogar verstehen, was gesagt wurde ...
„Commander Boone, ich freue mich, dass Sie mein Angebot nun doch angenommen haben.”
„Es ist mir eine Ehre, Da'an.”
Sam ließ sich wieder in die Kissen sinken. Was sollte das? Commander William Boone war doch vor etwa 6 Monaten gestorben. Sie hatte die Berichte darüber im Fernsehen verfolgt.
Seltsamerweise hatte sie das Gefühl, dass alles genau so sein sollte, wie es war, und dass sie keine Angst zu haben brauchte. Aber verwirrend war es schon.
Ob sie mit Bob Morovsky sprechen sollte? Er war immerhin ein sehr guter Freund von Commander Boone gewesen und ihr Vorgesetzter. Oder sollte sie Augur fragen? Schließlich arbeitete er für den Widerstand, wie sie es tat und Boone es getan hatte. Dieser war es auch gewesen, der sie vor ein paar Wochen darauf angesprochen hatte, ob sie nicht um den Posten als Da'ans zweiter Beschützer bewerben wolle. Sie würde genau wie Boone ein modifiziertes CVI ohne MI erhalten. Sie hatte sofort zugesagt, Da'an hatte sie, seit sie ihn das erste Mal gesehen hatte, magisch angezogen - allerdings nicht so stark wie es seit eben der Fall war. Augur hatte ihr auch gesagt, dass Major Liam Kincaid ebenfalls dem Widerstand angehörte, und meinte, zwei Beschützer auf Seiten derer, die die Interessen der Menschheit gegen die Taelons verteidigten, wären von unschätzbarem Wert.
Nach diesen Überlegungen waren weitere ihr fremde Erinnerungen da, und sie wusste, dass Liam Kincaid, der jetzige Protektor Da'ans, nicht der gleiche Mann war wie der, mit dem gemeinsam sie einst gekämpft hatte.
Was war das denn jetzt für ein Gedanke?
Allerdings spürte sie auch, dass von diesem Liam Kincaid keine Gefahr ausging, er war zwar nicht der, der er zu sein vorgab, aber ein Freund.
Woher wusste sie das alles von Boone?
Aber je länger sie wach war, desto selbstverständlicher wurde es, das Leben von William Boone als ihr eigenes zu betrachten. Irgendwie, so hatte sie das Gefühl, war sie ER, auch wenn sie nicht verstehen konnte, wie. Nachdem sie das soweit akzeptiert hatte, blickte sie erneut auf ihren Wecker. Halb acht, oh nein - sie hatte sich völlig vertrödelt. Mit CVI wäre ihr das nie passiert ... Seit Boone es gehabt hatte, war er nie wieder zu spät gekommen!
Wie von der Tarantel gestochen sprang sie aus dem Bett und machte sich eiligst fertig. Sie musste doch in die Botschaft, heute würde sie Da'an treffen und er würde entscheiden, ob sie als seine Beschützerin geeignet wäre. Die anderen Tests hatte sie problemlos bestanden, aber heute würde sie das erste Mal auf den nordamerikanischen Companion persönlich treffen. Oder - nein, sie würde ihn wieder sehen! Bei diesem Gedanken machte ihr Herz einen Sprung vor Freude.

Nervös betrat Samantha Da'ans Empfangssaal. Liam hatte ihr, bevor sie eingetreten war, aufmunternd die Hand gedrückt. Nur ahnte er nicht, was der wahre Grund für ihre Aufregung war.
„Officer Samantha Donald, treten Sie doch bitte näher.”
Sam blickte in die Richtung, aus der die Stimme gekommen war, und sah dem Companion genau in die Augen. Er hatte sich nicht verändert - zumindest äußerlich. Aber sie konnte spüren, dass er einsam und sehr verletzlich war. Bloß nichts anmerken lassen!
„Da'an, ich freue mich, Sie endlich persönlich kennen zu lernen.”
Er wirkte nicht sonderlich überrascht, das zu hören. Aber das war wohl kein Wunder - schließlich war das der Standardspruch eines jeden Beschützer-Anwärters, der ihn das erste Mal traf.
„Nun, Officer, warum möchten Sie meine Beschützerin werden?”
„Weil ich Sie bewundere. Sie tun so viel für die Menschen und sind ganz anders als die anderen Taelons!” Sie hätte sich selbst auf die Zunge beißen können. Hoffentlich schätzte Da'an Offenheit noch genau so wie früher.
„Bin ich das?”
„Oh ja, Sie glauben an uns und versuchen, uns so gut es geht zu beschützen. Ich weiß natürlich, dass Sie Ihrem eigenem Volk treu sind. Aber dennoch wollen Sie die Eigenständigkeit der Menschen bewahren. Das unterscheidet Sie von allen anderen Taelons!”

Da'an blickte die junge Frau vor sich überrascht an. Zu Anfang hatte er noch geglaubt, sie wäre wie alle anderen. Aber sie sagte ihm, was sie dachte und machte sich keine Gedanken um die möglichen Folgen. Irgendwie erinnerte sie ihn an Boone. Wieder einmal wurde er von der altbekannten Traurigkeit überschwemmt.
‚Ach Boone, Sie fehlen mir so!’
Energisch lenkte er seine Gedanken wieder zu der Frau vor sich.
„Officer Donald, ich danke Ihnen für Ihr Kommen und werde Sie bald über meine Entscheidung informieren. Sie können gehen.” Da'an hatte sich innerlich längst entschieden ... Er würde keinen neuen, zusätzlichen Protektor auswählen. Liam reichte völlig. Boone konnte ohnehin von niemandem ersetzt werden - auch wenn der junge Officer hier ihn an seinen toten Beschützer erinnerte. Als er aufblickte, sah er, dass sie noch immer vor ihm stand.
„Officer, ich sagte, Sie können gehen!”
Sam wusste, dass, wenn sie jetzt gehen würde, sie keine Chance mehr bekäme, jemals wieder für Da'an zu arbeiten - und sie spürte, dass er sie mehr denn je brauchte.
„Ich ............................ Ach, was soll's! Da'an, seit wann kapseln Sie sich dermaßen von den Menschen um sich herum ab? So waren Sie doch sonst nicht!”
„Officer, dürfte ich erfahren, was das soll?”
„Himmel, Da'an, haben Sie nicht selbst gesagt, dass man nicht in der Vergangenheit leben soll und dass auch, wenn man jemanden, der einem teuer ist, verliert, da etwas immer zurück bleibt? Oder war das gelogen?”
Der Taelon hatte sich von seinem Platz erhoben. Woher wusste sie, was er einmal zu Boone gesagt hatte - war sie ihm früher einmal begegnet?
„Sie haben Commander Boone gekannt?”
„Nein, ich habe ihn nie getroffen.”
Sam schluckte. Sie war wohl etwas zu weit gegangen, aber das hatte gesagt werden müssen. Aber damit hatte sie sich wohl verraten.
„Woher wissen Sie dann davon?”
„Ich weiß es nicht. Aber seit heute Morgen weiß ich alles von Boone, und ich weiß auch viele Dinge über Sie. Ich verstehe es ja selbst nicht, aber in einem bin ich mir sicher. Sie dürfen nicht wieder so wie früher werden, sonst haben die Menschen keine Chance mehr, sonst ist Boones Vertrauen in Sie umsonst gewesen.”
In Gedanken fügte sie hinzu: ‚So sehr kann ich mich doch nicht getäuscht haben ...’
„Ich denke, Sie sollten jetzt wirklich gehen. Ich weiß zwar nicht, was Sie damit bezwecken, aber ich werde darüber hinweg sehen.”
„Verdammt noch mal, Da'an, hören Sie endlich auf, sich hinter Ihrem Panzer zu verstecken. So kenne ich Sie gar nicht! Als Zo'or für kurze Zeit Ihren Platz übernommen hatte und Sandoval zu ihm übergelaufen war, haben Sie doch auch gezeigt, wie verletzt Sie waren.”
Sam atmete tief durch, um sich zu beruhigen. Was musste sie noch tun, um den Companion aufzurütteln?
Da'ans Augen weiteten sich. Konnte es möglich sein ... durfte er - hoffen?
„Boone?” Sam schloss kurz die Augen. Zurück konnte sie jetzt nicht mehr.
„Ja! Irgendwie bin ich es. Ich habe zwar keine Ahnung, wie, aber ich bin es - zwar nicht ganz wie früher, aber immer noch ich!” Der Taelon war nach diesen Worten näher an die junge Frau herangetreten und erkannte in ihren Augen, dass sie die Wahrheit sagte.
„Auch wenn Sie es nicht erklären können und ich auch nicht, bin ich froh, Sie wiederzusehen”, meinte er.
„Ich auch!”
Da'an war erstaunt über die Gefühle, die in ihrer Stimme mitschwangen ... Konnte es sein?
„Habe ich den Job jetzt?”
„Natürlich, wie können Sie nur fragen!”
Sam schenkte Da'an ein strahlendes Lächeln und, einem Impuls folgend, legte sie eine Hand an seine Wange. Dieser verlor kurz die Fassade ob dieser unerwarteten Berührung, aber er genoss sie. Zögernd legte er beide Arme um Boone - oder eher Samantha - heute war ihm das Teuerste, das er je besessen hatte, zurück gegeben worden, und gemeinsam konnten sie die Welt verändern. Dessen war er sich sicher. Lächelnd dachte er an das, was Boone ihm einmal gesagt hatte - an Weihnachten würden Träume wahr und Wunder Wirklichkeit. Er hatte recht gehabt - zwei Wochen vor Heiligabend hatte er ein solches Weihnachtswunder erfahren!

Mike blickte zufrieden auf die beiden auf der Erde herab, sie würden ihren Weg schon finden!
Tja und er, war mal wieder zum einfachen Schutzengel degradiert worden, aber das war es wert gewesen!

 

ENDE

 

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