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  „Nichts als Ärger!” von JolinarMV, KitharaJ und Bastet-X   (Emailadresse siehe Autorenseite)
Alle hier vorkommenden Personen gehören den jeweiligen Eigentümern. Mission Erde/Earth: Final Conflict gehört Tribune Entertainment Co., Lost Script Prod. Inc., Atlantis Films und VOX. Bitte veröffentlichen Sie diese Geschichte nicht ohne vorheriges Einverständnis der Autorinnen.
 
Handlung:  Da Zo'or Liam für das Gerät von Ma'el braucht, tauscht er Liam und Sandoval aus um ihn näher bei sich zu haben. Daraufhin beginnt ein Machtkampf zwischen Zo'or und Da'an, sowie zwischen Sandoval und Liam.
Zeitpunkt:  schließt direkt an den vorletzten Teil der dritten Staffel an
Charaktere:  Liam, Sandoval, [Zo'or, Da'an, Augur, Renee]
 

 

NICHTS ALS ÄRGER!

 

Teil 2
 

Ronald Sandoval lehnte sich zurück und sah sich in seinem neuen Büro um. Es war armselig wenn man es mit seinem Domizil auf dem Mutterschiff verglich aber wenigstens war es auf der Erde. Aber die Aussicht war zweitrangig entschied er. Er saß nun nicht mehr an der Quelle. Natürlich hatte er noch Helfer auf dem Mutterschiff, Freiwillige die ihm alles mögliche zugänglich machten. Aber es blieb ein Rest an Informationen an die er nicht herankam. Und dann war da natürlich noch Kincaid...
Trotz allem Ärger hatte er sich dazu gezwungen zumindest in dieser Sache Ruhe zu bewahren und genau darüber nachzudenken was er tun sollte. Er war kein Dummkopf. Sandoval konnte zwei und zwei zusammenzählen nur mit dem Ergebnis war er sich... nicht ganz sicher.
Er hatte Kincaid überprüft, mehr als einmal. Seine Geschichte schien absolut wasserdicht zu sein. Er war kurz nach Boones Tod das erste mal aufgekreuzt und dann dieses seltsame Verhältnis zu Agent Beckett, von dem er nicht genau wusste welcher Art es war. Er hatte schon immer geahnt, dass da etwas nicht stimmte, aber was er heute gesehen hatte, machte ihn noch immer sprachlos. Kincaids Fähigkeiten hatten große Ähnlichkeit mit denen des Außerirdischen Ha'gel. Aber wie konnte das sein? Er verwarf den Gedanken wieder. Er war einfach zu abwegig. Der Major war eindeutig ein Mensch, wenn auch ein besonderer. Da konnte er sicher sein. Aber auch das würde er noch herausbekommen.
Wie auch immer. Eigentlich war es ihm egal wer oder was er war, solange er ihm nicht in die Quere kam. Bei genauerer Betrachtung konnten sich die Umstände so wie sie jetzt waren doch noch als glücklich erweisen. Er hatte Kincaid in der Hand und das hieß dass er auch weiterhin alle Informationen direkt von der Brücke erhielt. Dazu verschaffte ihm sein Job bei Da'an auch noch ein ganz passables Alibi für alle Gelegenheiten. Das einzige was noch zu tun blieb, war Kincaid davon in Kenntnis zu setzen. Sandoval lächelte bei dem Gedanken an diese süße Rache. Eine kleine Erpressung ab und zu heiterte ihn doch erheblich auf. Er legte die Füße bequem auf dem Schreibtisch ab und griff nach seinem Global um ein langes Gespräch mit Major Liam Kincaid zu führen.

 
* * *
 

Da'an dagegen behandelte das Problem in der für einen Taelon typischen Weise. Er ignorierte es. Agent Sandoval hatte ihm weder die Beweggründe noch die Bedingungen seines Schweigens verkündet, aber wenigstens schwieg er. Warum auch immer. Er hielt den Agent nach wie vor für durchschaubar auch wenn dieser den Taelon mit seinem Verhalten überraschte.
Da'an beschloss, die Sache nicht anzusprechen wenn es nicht sein musste und im Zweifelsfall jegliches Wissen von diesem Vorfall zu leugnen. Natürlich würde er wenn möglich alles nötige tun um Liam zu decken. Auch wenn es zu einem Zerwürfnis zwischen ihnen gekommen war wünschte er nicht, dass er zu Schaden kam, doch das Wohl der Taelonsynode genoss absolute Priorität. In diesem Moment betrat Sandoval Da'ans Büro.
„Wir müssen über Major Kincaid reden.” Platzte er heraus.
So viel also zum Thema ignorieren. „Ich weiß nicht was Sie meinen.” Antwortete Da'an.
„Hören Sie auf. Ich weiß was ich gesehen habe.”
„Das bezweifle ich.” Der Taelon wandte sich ab um sein Gesicht, in dem es hektisch arbeitete, vor Sandoval zu verbergen. Was auch immer der Agent gesehen haben mochte. Er konnte es unmöglich in den richtigen Zusammenhang bringen.
„Nun, zweifeln Sie nicht zu lange. Es gibt möglicherweise andere Interessenten für diese... Informationen.”
Da'an drehte sich wieder um. „Was fordern Sie?” Er frage gerade heraus. Wenn Sandoval etwas hätte verraten wollen, dann wäre das inzwischen längst geschehen. Sicher wollte er Geld, wie es von seiner Spezies nicht anders zu erwarten war.
„Ich möchte nur eine Kleinigkeit von ihnen.” Er setzte ein teuflisches Grinsen auf. „Sie werden mir ab und zu einen kleinen Gefallen tun.”
„Und welcher Natur wird dieser... Gefallen sein?”
„Das werden Sie erfahren wenn es so weit ist.” Sandoval stellte dies fest. Er erwartete auch keine Antwort von Da'an. Er ging einfach.
Der amerikanische Companion nahm diese Aussage stumm hin. Eigentlich hatte er Sandoval für treu ergeben gehalten. Das galt zwar speziell für Zo'or, aber im Grunde auch für alle anderen Taelons. Darum hatte er ihm auch die Aktion gegen den Widerstand anvertraut die von ihm ausgegangen war. Doch dieser Mensch spielte auf eigene Rechnung. Das erkannte er nun. Er würde eine Weile mitspielen, bis er wusste, was genau seine Ziele waren. Sollte er ruhig weiterhin glauben, dass er einen Taelon für seine Zwecke einspannen konnte.
Die Festnahme der Widerständler, die auf seine Initiative hin erfolgt war, hatte sein Ansehen in der Synode erheblich gefestigt. Alles lief nach Plan. Sein Stern stieg wieder und ein Mann wie Sandoval würde ihn nicht aufhalten.

 
* * *
 

„Oh Liam, du schon wieder.”
„Was soll das heißen?” sagte Liam etwas genervt.
„Schon gut, beruhige dich wieder war nur ein Scherz. Also was kann ich für dich tun?”
„Mir ist eine Idee gekommen, wie wir die Gefangen hier raus bringen können.” Er machte eine Pause und wartete das Augur was sagte, aber das tat er nicht. Also sprach er weiter. „Solange sie auf den Mutterschiff sind bekommen wir sie hier nicht weg. Wir müssen dafür sorgen das sie verlegt werden und dann können wir sie befreien. Wir haben nur ein Problem und zwar diese aufmüpfige kleine Widerstandsgruppe.” Augur verkniff sich ein Grinsen, denn Liam würde es wahrscheinlich wieder falsch verstehen. Statt dessen fragte er nur „Wie willst du das alles anstellen?”
„Also die Verlegung können wir so hin bekommen indem du versuchst in das System hier ein zu dringen und eine sichtbare Spur hinterlässt die darauf schließen lässt, dass eine Widerstandsgruppe versucht die anderen zu befreien. Ich weiß es wird nicht leicht werden, aber du wirst es schon hin bekommen.”
„Was meinst du? Ich soll das nicht hin bekommen? Ich bin ein Genie! Merke dir das endlich!” Schrie Augur fast. Er hasste es wenn jemand seine Fähigkeiten in Frage stellte.
„Ich meinte damit das es für dich schwer werden wird eine Spur zu hinterlassen, da du ja sonst darauf bedacht bist es nicht zu tun.”
„Ach so meinst du das, dann nehme ich alles zurück” Liam konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen.
„Schon ok, jetzt müssen wir uns nur noch um die Leute in Pasadena kümmern. Ich dachte mir wir sollten sie festsetzten und dafür sorgen das sie nichts anstellen können. Sie sind ja kaum militärisch ausgebildet. Es sollte nicht allzu schwer werden. Kontaktiere bitte eine andere Widerstandszelle und kläre sie darüber auf und sage ihnen das sie sie nur betäuben sollen und eine Weile einsperren bis das alles über die Bühne gegangen ist, dann werde ich mich persönlich um sie kümmern und ihnen die Leviten lesen.”
„Mach ich und wann soll ich das mit den Mutterschiff in Angriff nehmen?”
„Am besten so schnell wie möglich. Zo'or will endlich Ergebnisse sehen und ich kann keine liefern.”
„Ich werde mich beeilen.” Damit beendete Augur das Gespräch und machte sich an die Arbeit.
Liam merkte schon wieder dieses Kribbeln in seine Händen. Nicht schon wieder. Bitte nicht jetzt. Er musste endlich seine Energie entladen, aber wenn das hier so weiter ging, würde er noch lange nicht dazu kommen. Er musste dringend runter vom Schiff, aber das ging im Moment überhaupt nicht. Er machte sich zum zweiten Mal heute auf den Weg zu den Gefangenen um sie zu verhören. Er hoffte das Augur nicht allzu lange brauchte.

 
* * *
 

Sandoval dachte immer noch darüber nach was Kincaid eigentlich war. Er wusste das er kein Mensch war und Da'an war noch keine wirkliche Hilfe. Er hatte ihn zwar in der Hand, aber er war sich auch bewusst das dieser Zustand nicht ewig andauern würde, denn Da'an würde das nicht lange dulden. Er konnte ihn nicht richtig einschätzen. Er war so undurchsichtig. Bei Zo'or wusste er woran er war. Aber er würde es so lange wie es ging ausnutzen. Er trat zwar immer sicher auf, aber innerlich war er es überhaupt nicht. Aber den unsicheren Sandoval würde nie jemanden zu Gesicht bekommen. Das konnte er sich einfach nicht leisten. Alles hing davon ab, was die Leute in seiner Umgebung von ihm dachten. Er hatte jetzt keine Zeit mehr länger hier rum zu sitzen und nach zu denken, er musste weiter für seine Ziele arbeiten und als erstes musste er sich Kincaid vornehmen und ihm zeigen das er das Sagen hatte und er zu spuren hat. Er gab den Ton an und sonst niemand. Er machte sich auf den Weg zum Mutterschiff.
Liams Global piepste schon wieder. Er war gerade dabei einen der Widerständler zu verhören. Jedenfalls tat er so. Was ist denn jetzt schon wieder. Dachte Liam, als er ran ging.
„Oh Zo'or? Was kann ich für Sie tun?”
„Ich habe gerade ein unbefugtes Eindringen in die Systeme des Mutterschiffes registriert.” Augur! Liam tat überrascht.
„Was? Wie konnte das passieren? Was wollte der Eindringling?”
„Er wollte an die Informationen von den Widerständlern ran. Er weiß jetzt wo sie sind.”
„Ich würde vorschlagen das wir sie verlegen.”
„Wieso denn das? Sie kommen doch nie ins Mutterschiff.”
„Das mag schon sein, aber sie können versuchen es zu sabotieren. Sie wissen doch was Lillie damals versucht hat. Wir sollten es nicht drauf ankommen lassen.” Zo'or überlegte einen Moment und teilte Liam dann das Ergebnis seiner Überlegung mit.
„Ok, verlegen Sie die Gefangenen. Es ging ein geheimes Gefängnis, dort werden Sie sie hinbringen. Sandoval wird ihnen sagen wo es sich befindet.” Damit beendete Zo'or die Verbindung. So weit so gut. Ausgerechnet Sandoval! Er hatte gedacht ihm vorerst noch aus dem Weg gehen zu können. Darum hatte er auch sein Global für alle seine Anrufe sperren lassen. Aber das wird dann ja wohl nichts werden. Er schob sein Global zusammen und wies die Freiwilligen an den Gefangenen zurück in die Zelle zu bringen. Was diese auch sofort taten. Liam machte sich auf den Weg zum Portal. Er wollte zuerst noch irgendwo hin, wo er seine Energie entladen konnte, bevor er zur nordamerikanischen Botschaft ging um dort mit Sandoval zu reden. Er war gerade am Portal angekommen, als dieses eine Ankunft meldete.
Liam musste die Ankunft abwarten bis er das Portal benutzen konnte Es dauerte auch nicht lange wie immer. Liam war überrascht als er sah wer da gerade ankam. Es passte ihm gar nicht das Sandoval aufs Mutterschiff gekommen war, denn jetzt konnte er wieder nicht sein Chakarava entladen. Er merkte wie das Kribbeln wieder stärker wurde und er den Drang verspürte es einfach geschehen zu lassen und es würde ja auch keinen Unschuldigen treffen. Er musste sich sehr zusammen reißen. „Ah Major Kincaid. Zu ihnen wollte ich gerade.”
„Das trifft sich gut, denn ich wollte sie auch gerade aufsuchen.” Log Liam.
„Was wollten Sie denn von mir?”
„Zo'or hat mir aufgetragen die Gefangenen zu verlegen in ein geheimes Gefängnis und Sie sollten mir sagen wo es sich befindet.”
„Wieso denn das? Hier sind sie doch an sichersten. Wie haben Sie Zo'or dazu gebracht?”
„Ich habe ihn zu gar nichts gebracht. Es war seine Entscheidung.”
„Sicher. Und ich bin der Kaiser von China. Ich weiß zwar nicht was Sie vor haben, aber Sie werden nicht damit durch kommen.” Liam sah ihn entgeistert an. So kannte er Sandoval nicht. Aber er wusste das er ihn bei Da'an gesehen hatte und jetzt bekam er die Quittung. Das Kribbeln in seinen Händen wurde immer stärker. Sandoval redete indessen immer weiter. Er bekam nicht alles mit, weil er sich auf sein Chakarava konzentrierte um es unter Kontrolle zu halten.. „Haben Sie mir zugehört?” „Nein!” Sandoval gefiel die Antwort überhaupt nicht. „An Ihrer Stelle würde ich das nicht alles auf die leichte Schulter nehmen. Ich kann Sie zu einer Versuchrate machen. Wenn Sie nicht das tun was ich will.”
„Und wieso glauben Sie werde ich das tun?”
„Weil ich weiß was Sie sind.”
„Und was bin ich denn?”
„Ich denke das Sie ein Kimerahybrid sind. Ich kann es zwar nicht mit hundertprozentiger Gewissheit sagen, aber durch das was ich in der Botschaft gesehen habe und wenn ich über die ganzen seltsamen Ereignisse nachdenke, habe ich Recht. Aber das kann man ja in einen von Zo'ors Laboren feststellen. Wenn Sie nicht wollen, das ich Sie verrate, sollten Sie tun was ich will.” Schoß Sandoval ins Blaue um zu sehen wie Kincaid reagierte.
„Hmm... Ich könnte Sie einfach töten.”
„Das würden Sie nie tun. Sie sind nicht so wie ich.”
„Ich wollte Da'an töten. Er steht mir näher als Sie, was glauben Sie, sollte mich abhalten Sie zu töten?” Und um seine Aussage zu bekräftigen öffnete Liam seine Hände und sie begannen augenblicklich zu leuchten. Sandoval ging automatisch einen Schritt zurück. Obwohl er wusste das ihm das im Ernstfall nicht helfen würde. Liam schloss die Hände wieder und das Leuchten verschwand. „Also noch mal warum sollte ich Sie nicht töten?” Sandoval schwieg. Ihm fiel nichts ein. Er hatte mit so einer Reaktion nicht gerechnet. Unterdessen sprach Liam weiter. „Ich würde sagen es steht unentschieden. Ich schlage Ihnen was vor. Sie lassen mich in Ruhe das tun was ich will und Sie tun das was Sie wollen, was immer das auch ist. Wir wissen beide, dass jeder von uns eigene Ziele verfolgt. Also was halten Sie davon.?” Sandoval schien immer noch zu überlegen. Diese Entwicklung passte ihm gar nicht. Alles schien schief zu laufen, aber wirklich alles. Es blieb ihm nichts anders übrig, als vorerst auf den Vorschlag des Majors ein zu gehen.
„Einverstanden, vorerst. Ich lasse Sie in Ruhe und Sie mich.” Er drehte sich um und verschwand wieder durch das Portal. Liam konnte noch gar nicht so recht fassen, was eben passiert war. Das war nicht er. Es musste seine Kimera Seite sein. Sie musste es einfach. Denn anders konnte er sich sein Verhalten nicht erklären. Zum ersten Mal in seinem Leben hatte er jemandem gedroht ihn zu töten und er meinte es ernst damit. Dieses verdammte Gerät von Ma'el, es hatte ungewöhnlich Nebenwirkungen. Nebenwirkungen konnte man nicht direkt sagen. Denn Ma'el konnte nicht wissen das ein halber Kimera sein Gerät benutzen würde. Und er hatte auch nicht mehr viel Zeit, denn Zo'or würde es bestimmt auch bald merken, dass das Gerät ihn abstieß. Noch dachte er das es ihn nur zu sehr anstrengt, aber wie wird es beim nächsten mal sein? Könnte er sich da noch unter Kontrolle halten? Er wusste es nicht. Auch im Moment hatte er Schwierigkeiten den Drang des Chakaravas unter Kontrolle zu halten. Er musste es unbedingt entladen und zwar schnell. Er ging ins Portal und ließ sich an einen Ort transportieren, an dem um diese Zeit nicht viel los war. Als er ankam sah er sich erst mal um. Es war kaum jemand zu sehen. Er ging in eine Gasse und sah sich abermals um. Dieses Mal war niemand zu sehen oder zu hören. Er öffnete seine Hände und sie begannen wieder zu leuchten. Er richtete sie gegen die Wand am Ende der Gasse. Sein Chakarava entlud sich sofort. Es war ein unbeschreibliches Gefühl der Erleichterung. Erst jetzt wo der Druck fort war wusste er wie anstrengend es war, es zu unterdrücken und das es nicht natürlich war dies zutun. Er durfte es nie wieder so lange ignorieren. Als es los ging fühlte er sich gut dabei. Es war ein schönes Gefühl es zu benutzen. Er würde es vielleicht auch endlich im Kampf einsetzten. Es war eine wirkungsvolle Waffe. Vielleicht sollte er zu seiner Herkunft stehen. NEIN! WAS ZUR HÖLLE DENKST DU DA? Jetzt wo der Druck fort war konnte er langsam wieder klar denken. Seine Kimeraseite trat wieder in den Hintergrund. Aber für wie lange? Ab jetzt habe ich noch einen Gegner, gegen den ich kämpfen muss und der wird am schwersten zu bekämpfen sein. Ich darf nicht mehr zulassen das meine Kimeraseite mich so kontrolliert. Ich muss in Zukunft besser aufpassen. Liam drehte sich um und ging zum Portal zurück. Er musste noch in die nordamerikanische Botschaft um Sandoval auf zu suchen. Der arme Agent hatte ihn ganz überstürzt verlassen ohne ihm zusagen wo sich das geheime Gefängnis befand. Er brauchte diese Information dringend, denn die Gefangenen mussten so schnell wie möglich befreit werden.

 
* * *
 

Nachdem Liam sich die entsprechenden Informationen von Sandoval geholt hatte, kontaktierte er Augur und teilte ihm mit wo sich das Gefängnis befand. Augur konnte Liam auch gute Neuigkeiten erzählen. Die Widerstandsgruppe in Pasadena wurde vorrübergehend festgesetzt. Bevor sie wussten was ihnen geschah, waren sie überwältigt gewesen. Jetzt saßen sie in einem Bunker fest und mussten warten auf das was da kommen würde. Sie würden so lange da drin bleiben bis die Sache mit der Befreiung vorüber war. Die anderen hatten versucht es ihnen zu erklären, aber sie wollten nicht zuhören. Man wollte es später noch mal versuchen, wenn sie sich etwas abgekühlt hatten. Liam war erfreut dies zu hören. Endlich lief was nach Plan. Wenn die Befreiungsaktion auch so reibungslos laufen würde, wäre er der glücklichste Mensch auf Erden. Dann würde er sogar Zo'ors Wutausbruch, der gewiss kommen würde, über sich ergehen lassen. Was könnte er schon tun, er brauchte Liam und so lange er das mit der Abstoßung nicht mitbekam, war er sicher. Er sprach sich mit Augur ab. Sie legten den Ort des Überfalls fest und wenn der Transport los ging wollte Liam Augur ein Signal schicken, damit sich die anderen fertig machen konnten. Sie sollten schon in Position gehen und in Bereitschaft sein. Sie mussten wenn nötig innerhalb weniger Minuten zum Angriff fertig sein. Nach dem Gespräch begab sich Liam wieder aufs Mutterschiff um alles einzuleiten. Das Gefängnis hatte zum Glück kein eigenes Portal, so mussten die Gefangenen mit Shuttles dort hingebracht werden. Sie würden vom Mutterschiff aus starten. Die Taelons hatten für diese Zwecke größere gebaut. Die Gefangenen wurden im hinteren Teil des Schiffes untergebracht. Die Räume waren durch Kraftfelder gesichert. Sie waren ausbruchsicher, daran bestand nicht der geringste Zweifel. Liam wollte in einen anderen Shuttle hinterher fliegen, als Begleitschutz. Es waren genug Freiwillige an Bord des Gefangenentransporters.
Es verlief alles nach Plan. Die gefangenen Widerständler wurden aufs Schiff gebracht. Bevor sie los flogen sendete Liam das vereinbarte Signal. Augur leitete es sofort weiter an die anderen, die sich sofort fertig zum Angriff machten. Da man die Schiffe im Interdimensionsflug nicht angreifen konnte, hatte sie Liam sabotiert, so das sie den Interdimensionsraum verlassen mussten. Wenn sie das an der vereinbarten Stelle taten, würden die anderen sie angreifen und vom Himmel holen.
Zu Beginn lief alles noch so wie sie es sich ausgedacht hatten. Das Shuttle mit den Gefangenen fiel sekundengenau aus der Interdimension und Liam folge ihm. Er konnte nur hoffen dass seine Berechnungen genau genug waren. Eine Sekunde zu lange im Interdimensionsflug und sie würden meilenweit entfernt am Himmel auftauchen - unerreichbar für seine Leute.
Doch Liam hatte nicht viel Zeit sich darüber Gedanken zu machen. Nur einen Moment später zuckten bereits die Entladungen von Energiewaffen über die Bäume hinweg. Zur Tarnung feuerte auch er ein paar Schüsse ab, gab sich aber keine besondere Mühe etwas zu treffen. Von nun an musste er sich auf die anderen Widerständler verlassen. Es lag nicht mehr in seiner Hand.
Doch dann ging alles ganz schnell. Beide Shuttles wurden getroffen wie sie es ausgemacht hatten. Der Angriff musste schon glaubwürdig aussehen und das war er nur, wenn die Angreifer sich auch den Geleitschutz vornahmen und das war nun mal er. Er ging ein hohes Risiko bei dieser Sache ein und das wusste er auch.
Aber wer auch immer da auf ihn geschossen hatte, traf ihn besser als es ihm lieb war. Dem Schützen gelang ein geradezu unglaublicher Glückstreffer. Liam war mit seinem Shuttle weit herunter gekommen und versucht gerade eine Kurve zu fliegen als ihn die Salve in einem präzisen 90° Winkel knapp oberhalb des Hecks traf. Das Geschoss durchschlug die eigentlich recht stabile Panzerung an ihrer einzigen Schwachstelle, einer Stelle die nicht größer war als ein Vierteldollarstück und traf den Antrieb des kleinen Schiffes genau im richtigen Winkel. Die Wahrscheinlichkeit dass ein solcher Fall jemals eintrat war derart gering, dass nichteinmal Augur darauf gekommen wäre. Das Shuttle begann unkontrolliert Schub zu geben und abzubremsen und fiel schließlich wie ein Stein vom Himmel. Bevor Liam auf der Erde aufschlug, aktivierte er den Taelonairbag.
Sein Shuttle wurde letzten Endes stärker beschädigt, als der Gefangenentransporter. Das war nicht geplant dachte er noch im letzten Augenblick, dass das Shuttle Totalschaden haben würde. Es sollte wie das andere nur so getroffen werden, dass es notlanden müsste. Denn die Gefangen hatten keinen Airbag.
Die Widerständler behielten deshalb zunächst nur das Shuttle mit den Gefangenen im Auge, aber Gott sei Dank, klappte es bei ihnen problemlos. Die Freiwilligen, gingen sofort nach der Landung zur Verteidigung über, aber sie hatten keine Chance. Sie wurden alle überwältigt und ausnahmslos getötet. Bei dieser Sache gab es keine Zeit für halbherzige Entscheidungen. Sobald das Shuttle vermisst wurde, würde man es vom Mutterschiff aus suchen und bei der Kürze eines Interdimensionsfluges war es nur eine Frage von Minuten bis sie hier waren.
Die Widerständler zogen sich schnell zurück, denn die Verstärkung war garantiert schon unterwegs. Sie waren der Überzeugung dass ihr Anführer auf sich selbst aufpassen konnte. Außerdem wäre er unglaubwürdig geworden wenn er sich von der Absturzstelle weg bewegt hätte.
Doch Liam war weit davon entfernt sich über derartige Dinge Gedanken zu machen. Er lag in seinem Airbag und war bewusstlos. Noch kurz vor den Aufprall hatte er geistesgegenwärtig einen vorbereiteten Notruf abgesetzt, damit er nicht in den Verdacht geriet an dieser Sache beteiligt zu sein. Das andere Shuttle hatte das natürlich auch getan, so dass seine Leute gerade noch entkommen konnten, als die Verstärkung eintraf.
Die Freiwilligen suchten alles ab und fanden Liam schließlich. Trotz des Airbags hatte er sich eine Reihe schwerer Verletzungen zugezogen. Der Antrieb hatte kurz vor dem Aufschlag noch ein letztes mal gezündet und dem Shuttle zusätzlichen Schub in Richtung Erde verliehen. Es hatte sich durch die Wucht des Aufpralls derartig verformt, dass selbst die hochentwickelte Taelontechnologie ihn nicht mehr hatte schützen können.
Sie deaktivierten den Airbag und untersuchten ihn kurz. Es war schwer zu sagen wie viel er wirklich abbekommen hatte, denn das viele Blut nahm den Freiwilligen die Sicht auf die offenen Wunden. Aber so viel war klar. Es ging ihm nicht gut. Es war nur ein schwacher Plus zu spüren. Seine Atmung war ganz flach, kaum wahr zu nehmen. Sie vermuteten das er innere Verletzungen hatte. Sie brachten ihn so schnell wie möglich ins Krankenhaus.

 
* * *
 

Liam Kincaid schlief tief, tiefer denn je. Er fand sich selbst wieder auf den grünen Hügeln Irlands. Hier hatte er sich immer wohl gefühlt, und zu Hause, doch nun verspürte er eine Unruhe in sich, die er sonst hier nicht fühlte, und sie war stärker als je zuvor, er hatte das Gefühl etwas finden zu müssen. So machte er sich auf den Weg...
Liam ging lange umher. Er ging nach Norden, als er nun auf einer Anhöhe stand, und ins Tal blickte, wo eine große Eiche stand, sah er plötzlich einen anderen Menschen der unter der Eiche stand und zu ihm hinaufblickte.
Langsam ging Liam auf die Person zu, doch sein Schritt wurde immer schneller, als er die Person genauer sah, erkannte er seine Mutter, Sioban Beckett, kurz vor ihr machte er halt, es war ihm nicht mehr möglich sich zu bewegen. Sioban lächelte, und ging langsam noch zwei Schritte näher.
„Du hast dich verändert Liam.”
Er wollte etwas sagen, doch Sioban legte einen Finger auf seine Lippen, und sprach dann weiter.
„Warum tust du das mein Sohn? Warum hast du solche Angst? Warum?”
Liam verstand nicht. „Was meinst du Mutter?”
„ Mein Sohn, akzeptiere deine Wurzeln, erkenne deine Ahnen, denn sie sind es die dir Kraft geben.” Sioban machte eine kurze Pause, in der sie ganz nah zu ihm herantrat, dessen Körper plötzlich zu flackern begann, und zum Körper eines kleinen 5 jährigen Jungen wurde, der in den Armen seiner Mutter Geborgenheit fand.
„Habe keine Angst davor, mein Liebling. Ich bin immer bei dir. Vergiss dass nie. Ich bin ein Teil von dir. Ich werde nicht zulassen, dass dir etwas geschieht... ich liebe dich mein kleiner Sohn. Ich liebe dich!”
Sioban Beckett küsste zärtlich die Stirn ihres kleinen Jungen, ihres Kindes, ihrer Hoffnung.
Danach stellte sie den Kleinen auf die Füße, und entfernte sich zwei Schritte von ihm.
Der Junge sah sie mit großen Augen an, Augen die den ihren so sehr glichen.
Siobans Körper fing ganz sachte an zu glühen, und dieses Glühen wurde stärker, bis sie in hellem Licht erstrahlte. Den Blick auf Liam gerichtet, verschwand ihr Körper in dem Licht, aus diesem Licht wurde ein strahlender Stern, der zum Himmel fuhr der inzwischen schwarz geworden war, und dort leuchtete.

Liam spürte wie er fiel....er fiel tief........Stille......

Die Landschaft um ihm hatte sich verändert, und auch er war wieder erwachsen geworden.
Er war auf dem Mutterschiff, das aber nicht wie sonst voller Menschen und Taelons war sondern einsam und verlassen. Dies machte Liam sehr nervös, und als er hinter sich Schritte hörte war er sofort angriffsbereit. Er drehte sich schnell um, und was er sah verschlug ihm den Atem. Es war Sandoval in Zivilkleidung ohne den gewohnten Anzug, nur in Jeans und Hemd.
Und er lächelte. Als seine Stimme erklang war sie nicht kalt und schneidend wie sonst, nein sie war weich und ruhig, und warm.....
„Habe keine Angst.”
Liam widersprach dem Mann vor ihm, dies war für ihn eine ganz normale Reaktion geworden.
„Ich habe keine Angst. Was wollen Sie, Sandoval?”
Sandoval neigte den Kopf ein wenig und lächelte noch mehr.
„Liam”
Liam, warum nennt er mich so, er hat noch nie...
„Hab keine Angst ....”
Liam war von Sandovals Stimme gefesselt, als er ihn auf sich zugehen sah, wich Liam nicht zurück. Langsam streckte Sandoval seine Hand nach ihm aus.
„Es tut mir so leid, mein Junge.” Sagte er mit klarer Stimme. „Ich hätte für dich da sein sollen, dir helfen müssen, es wäre meine Pflicht gewesen.” Liam war verwirrt wie schon zuvor.
„Warum das denn Sandoval?” Die beiden Männer sahen sich direkt in die Augen
„Ich hätte dich beschützen sollen mein Sohn.”
Liam war über diese Worte schockiert, und dies sah man deutlich in seinem Gesicht.
Sandovals Hand berührte sacht seine Wange.
„Ich habe viel versäumt, und ich habe dich oft enttäuscht, ich weiß. Ich kann einfach nicht sehen wer du bist, denn du siehst es ja nicht einmal selbst....Habe keine Angst, ich werde da sein wenn du mich am meisten brauchst.”
In Liams Augen standen Tränen, er konnte es nicht fassen, danach hatte er sich so lange gesehnt. Sandoval umarmte seinen Sohn, und er wehrte sich nicht dagegen, doch in dem Moment wo er ihn ansehen wollte, sah Liam, dass dies nicht mehr Sandoval war, nein vor ihm stand Ha'gel.....
Mit dieser wohlklingenden Stimme sprach sein ausserirdischer Vater zu ihm
„Sieh wer du bist! Sieh was du bist...und vergesse es nie wieder!”

Und dann war da nur noch ein grelles Licht.

Tief unter der Erde in einem geheimen Labor, wachte Liam langsam auf. Eine der Krankenschwestern stürmte sofort aufs Telefon zu, das in dem weißen Raum an einer Wand hing.
Das einzige Wort das Liam verstehen konnte war ein Name.....Sandoval.

 
* * *
 

Jetzt wusste er es genau! Endlich! Es hatte lange gedauert bis Sandoval die Puzzleteilchen zusammengefügt hatte aber schließlich hatte er es geschafft. Liam war ein Kimera und er hatte den Beweis dafür.
Er hob die Disk noch einmal vor seine Augen und betrachtete nachdenklich die bunten Reflexe, die sich auf der Oberfläche bildeten. Diese Information war ziemlich explosiv. Er musste gut darüber nachdenken wie er sie einsetzte. Oder besser gesagt er musste gut darüber nachdenken, wie er Liam richtig einsetzte, denn wenn der Major wieder hergestellt war, würde er für Sandoval arbeiten. Endgültig. So viel stand fest.
Wahrscheinlich würde er am Anfang etwas aufsässig sein, aber das würde er ihm schnell abgewöhnen. Dieses Mal hatte er ihn wirklich in der Hand, sowohl körperlich als auch mit dem was er über ihn wusste und er hatte keine Möglichkeit zu entkommen. Es gab keinen Ort auf dieser Welt an dem er sich verstecken konnte, ohne dass sie ihn früher oder später fanden.
Es war wichtig, es Liam so früh wie möglich beizubringen. Jetzt, wo er noch beeinflußbar und orientierungslos durch den Unfall war. Vor allem war er im Moment nicht in der Lage sich zu verteidigen.
Egal was es war, was er da mit seinen Handflächen anstellte, Sandoval hatte ihm angesehen wie es ihn anstrengte. Er war sich sicher, dass er es in seinem jetzigen Zustand nicht einsetzen konnte. Er hatte einfach nicht die Kraft dafür.
Eine Zeit lang hatte Agent Sandoval echte Zweifel daran gehabt, ob Kincaid es überhaupt schaffen würde. Seine Freiwilligen hatten ihn aus einem Wrack gezogen, das kaum noch als Taelonshuttle zu erkennen war. Es war ein Wunder, dass er da lebend heraus gekommen war. Er hatte schlimme Verletzungen davon getragen.
Schwere Prellungen hatten seine Beine und die linke Hüfte mit großen dunkelblauen Flecken übersäht und würden ihn noch lange am Laufen hindern. Drei Rippen und des Brustbein waren trotz des Airbags gebrochen und hatten die Lunge verletzt. Zwei Operationen waren nötig, um diese Verletzungen zu versorgen. Die stark blutenden Schnittwunden an Kopf und Armen die die zerstörten Armaturen hinterlassen hatten waren dabei nur das kleinere Übel gewesen. Kincaid hatte wirklich verdammtes Glück gehabt.
Leider war es ihm nicht gelungen ihn einfach verschwinden zu lassen, wie er es damals mit Lillie gemacht hatte. Zo'or schenkte ihm einfach zu viel Aufmerksamkeit. Es hatte sich nicht ergeben, aber das bekam er schon hin. Wenigstens hatte er erreicht, dass man ihn in seiner Obhut ließ und dass er vorrübergehend wieder als Zo'ors Beschützer eingesetzt wurde.
Das Global piepste und riss Sandoval aus seinen Gedanken.
„Ja?.... Gut! Ich komme!”
Er klappte das Gerät wieder zusammen. Endlich! Kincaid war aufgewacht. Es war Zeit seinen Vorteil auszunutzen und diesem Kimera seine Grenzen zu zeigen.

 
* * *
 

Das erste was Kincaid hörte war der Name Sandoval. Es war nicht unangenehm ihn zu hören. Es kam ihm zwar irgendwie nicht richtig vor, dass er so empfand aber es war dennoch angenehm. Was hatte es noch gleich damit auf sich? Er konnte sich nicht erinnern.
Er versuchte die Augen zu öffnen aber es war schwierig. Es kostete ihn unendliche Kraft und Überwindung aus dem Meer seiner Träume wieder an die Oberfläche zu tauchen. Er wusste weder wer er war noch wo er war. Er war sogar zu verwirrt dafür sich diese Fragen überhaupt zu stellen.
Dann klärte sich sein Blick aber obwohl er nun halbwegs sehen konnte, war sein Verstand nicht in der Lage zu begreifen was er sah.
Ein Mann in einem weißen Kittel trat an sein Bett, leuchtete ihm in die Augen und redete mit ihm. „Major Kincaid? Können Sie mich hören?”
Aber Liam hörte ihm nicht zu. Reflexartig versuchte er die Hand zu heben um sich gegen das lästige Licht zu wehren das ihn blendete. Er kam nicht weit. Ein stechender Schmerz fuhr ihm in die Brust. Er gab ein leises Stöhnen von sich.
Sofort war der Mann an seiner Seite. „Vorsicht Major. Lassen Sie sich Zeit. Hören Sie mich?”
Mit seiner Hilfe schaffte es Liam die Hand an sein Gesicht zu führen. Er konnte Verbände und Infusionskanülen sehen, die seinen Arm bedeckten. Was war nur passiert?
„Hören Sie mich?” Wieder diese Stimme. Doch dieses Mal fand sie ihren Weg in Liams Gehirn und machte ihm klar, dass man eine Antwort von ihm erwartete.
„Ja.” Flüsterte er. Eigentlich hatte er laut sprechen wollen, doch es gelang ihm nicht.
„Wissen Sie noch was passiert ist?”
Liam versuchte sich zu erinnern. An irgendetwas, aber es wollte ihm nichts einfallen.
„Wie ist Ihr Name?” machte es ihm der Arzt leichter.
„Liam Kincaid.” Das wusste er und nachdem er diese eine Information gefunden hatte, begannen auch andere damit wieder verfügbar zu werden, so als wären sie von dieser einen Frage angeschoben worden.
„Welchen Monat haben wir?”
„Oktober”
„Wissen Sie wo Sie sind?”
Er zögerte „In einem Krankenhaus?” Er hatte keine Ahnung wo er war.
Der Arzt lächelte, steckte seine Lampe ein, warf noch einen Blick auf die Infusionen und ging dann hinaus. Am Eingang nickte er einem dunkelhaarigen Mann zu, der die ganze Szene beobachtet hatte. „Machen Sie es kurz, Agent. Er wird wieder gesund aber er braucht im Moment noch seine Ruhe.”
Sandoval nickte kurz wortlos und wartete bis der Arzt ging. Dann trat er zu Liam. Es mochte wohl sein, dass er außer Lebensgefahr war aber er sah noch immer ziemlich mitgenommen aus. Die vielen Schürfwunden und blauen Flecken im Gesicht sorgten dafür dass er nicht wieder zu erkennen war.
Kincaid brauchte einige Sekunden, um zu begreifen wer da vor ihm stand. Langsam begann sein Verstand wieder zu arbeiten, doch der Traum den er hatte war noch nicht verblaßt. Er war hin- und hergerissen zwischen seiner Abneigung gegen Sandoval und dem wirklich guten Gefühl, das er ihm im Traum entgegen gebracht hatte. Obwohl er wusste, dass er wach war, fiel es ihm schwer beides voneinander zu trennen.
„Sandoval...”, sagte er, nur um irgendwas zu sagen.
„Major Kincaid. Erinnern Sie sich noch an den Absturz?”
Ja, langsam kam die Erinnerung wieder, aber nicht an einen Absturz. Alles mögliche fiel ihm ein: Ha'gel, Augur, Ma'els Erbe, Zo'or und auch dass Sandoval versucht hatte ihn zu erpressen aber ein Absturz...? Ha'gel. Immer wieder kehrten seine Gedanken zu ihm und seiner Mutter Sioban zurück.
„Nein.” Sagte er.
„Sie haben einen Gefangenentransport begleitet und wurden angegriffen.”
„Nein ich erinnere mich nicht.”
Sandoval sah ihn aufmerksam an. Sagte er die Wahrheit?
„Was wollen Sie Sandoval?” Es war ihm inzwischen klar geworden dass dies kein Krankenbesuch war, denn der Agent hatte nicht einmal danach gefragt, wie es ihm ging.
Sandoval nahm sich einen Stuhl. Er hatte nicht die Absicht es aufzuschieben. Es bestand kein Grund dafür, also kam er ohne Umschweife zur Sache.
„Ich weiß was Sie sind, Major.” Sagte er. Er sah Liam erwartungsvoll an und versuchte seine Reaktion zu deuten, aber Liam versuchte nicht irgendetwas abzustreiten, wie er es erwartet hatte. Vielmehr schien er darauf zu warten, dass Sandoval zur Sache kam.
„Und was wollen Sie nun von mir?” Liam war müde. Er wollte sich nicht mehr verstecken und war im Moment auch nicht in der Lage, es auf eine Kraftprobe mit Sandoval ankommen zu lassen.
Dieser stand wieder auf und stützte sich auf Liams Bett. „Sie werden für mich arbeiten, Major oder was immer Sie sonst sind! Sie werden mir über jeden Schritt den Sie tun berichten und Sie werden tun was immer ich Ihnen sage, ohne nach dem Grund zu fragen! Haben Sie das verstanden?”
„Sie kennen meine Antwort Sandoval. Es ist nicht das erste Mal, dass Sie das versuchen. Wie kommen Sie darauf, dass Sie dieses Mal erfolgreich sein werden?” Er versuchte cool zu bleiben, aber der angeschlossene Monitor strafte ihn lügen, denn dort begann die Pulsfrequenz langsam aber sicher zu steigen.
„Weil ich dieses Mal Beweise dafür habe und glauben Sie mir ich werde sie benutzen. Und falls Sie jetzt denken dass Sie mich einfach irgendwie aus dem Weg schaffen können, dann haben Sie sich geirrt. Ich habe eine zweite Disc sicher deponiert und sollte mir irgendetwas passieren wird sie automatisch an Zo'or weitergeleitet. Ich bin sicher, dass er sich sehr dafür interessieren wird.”
Liam erkannte, dass er in diesem Moment nichts mehr tun konnte. Er war diesem Mann ausgeliefert und wenn er sich nicht wenigstens für den Moment versuchte seinem Willen unterzuordnen, dann würde er dieses Krankenhaus wahrscheinlich nie mehr lebend verlassen. Es nützte niemandem wenn er tot war... außer vielleicht den Taelons, aber den Gefallen würde er ihnen nicht tun. Er wünschte nur mit Augur Kontakt aufnehmen zu können aber das war nicht möglich so lange er hier war. Sicher wurde er Tag und Nacht beobachtet.
Sandoval sah aus dem Augenwinkel dass sich Kincaids Puls langsam der kritischen Marke näherte. Jeden Moment würde der Monitor einen Alarm auslösen und das Zimmer würde voller Leute sein, aber das machte nichts. Zum ersten Mal hatte er ihn sprachlos gesehen und das war es wert gewesen. Dieser Kincaid war genauso lästig wie es Boone gewesen war. Immer wenn man dachte, man habe ihn, konnte er aus dem Stehgreif eine absolut plausible Erklärung für alles liefern. Nur dieses Mal widersprach er nicht und das besserte Sandovals Stimmung deutlich. Er drehte sich um und ging.

 
* * *
 

Während der nächsten drei Wochen behielt Sandoval Kincaid gut im Auge. Er konnte inzwischen wieder laufen, wenn auch nur langsam und unter Schmerzen. Dennoch hatten ihm die Ärzte versichert, dass er sich überraschend schnell erholte. Sie hatten damit gerechnet, dass er mindestens noch drei weitere Wochen hier bleiben musste aber nun war er für die Entlassung bereit.
Er war still geworden in dieser Zeit und das machte Sandoval Sorgen. Eigentlich hatte er damit gerechnet, dass er irgendetwas versuchen würde sobald er wieder körperlich dazu in der Lage war. Seines Wissens hatte er nicht einmal versucht ein Telefonat oder etwas ähnliches zu führen und das wunderte Sandoval sehr. Es schien als habe er sich angepasst aber das kaufte er ihm noch nicht ganz ab.
Und trotzdem. Er hatte diesen absolut toten Blick in den Augen wenn er mit ihm sprach, einen Blick der nur Resignation und absolute Gleichgültigkeit bedeuten konnte. Er hätte sonstwas dafür gegeben um für einen Moment sehen zu können was in seinem Verstand vorging.
Da er noch nicht gut laufen konnte, wurde der oft im Rollstuhl herum gefahren. Manchmal saß er dann stundenlang im Garten oder an einem Fenster und redete nur wenn man ihn ansprach. Er sah einfach nur hinaus in die Ferne und Sandoval konnte nur ahnen was er dachte. Im Grunde interessierte es ihn auch nicht wirklich. Es reichte völlig aus, wenn er in seinem Sinne funktionierte.
Zo'or hatte sich beinahe täglich gemeldet und nachgefragt, wie es Liam ging und wann er seinen Dienst wieder aufnehmen konnte. Das hatte Sandoval gelinde gesagt etwas überrascht, aber Zo'or schien inzwischen tatsächlich an Kincaid zu hängen. Er machte sich ehrliche Sorgen um ihn.
Interessanterweise hatte selbst Da'an ihn ein paar mal kontaktiert und nach Liam gefragt. Er hatte Sandoval jedoch ausdrücklich ermahnt, ihm nichts davon zu sagen.

 
* * *
 

Er hatte viel Zeit um über alles nachzudenken. Dieser Traum ging ihm nicht mehr aus dem Kopf. Er verschwand nicht mit der Zeit wie es andere Träume tun, die kaum einen Abdruck im Gedächtnis hinterlassen. Er konnte sich noch genau an alles erinnern.
Er hatte mit Sioban und Ha'gel gesprochen, seinen Eltern. Er war sich sicher, dass Sandoval hierbei keine Rolle spielte auch wenn er einen Teil zu seinem genetischen Pool beigesteuert hatte. Ha'gel hatte nur zeitweilig seine Form angenommen. Oder nicht?
Es war mehr gewesen als nur ein Traum. Es war eine Art Vision, die ihm die Augen zu öffnen begann. Er wusste nicht wohin ihn diese Reise führen würde aber alles andere verlor daneben an Bedeutung.
Die Bedrohung durch Sandoval war zu einem Zeitpunkt geschehen, da er sich nicht dagegen wehren konnte und er hatte diese ganze Situation trotz anfänglicher Schwierigkeiten inzwischen tatsächlich hingenommen. Seine Begegnung mit Ha'gel während dieses Komatraumes hatte einen Teil seines genetischen Kimeragedächtnisses geweckt, was ihn viel stärker beschäftigte.
Seine Wahrnehmung hatte sich verändert. Die Probleme die ihn vorher unter Druck gesetzt hatten und die Personen die ihn bedrohten empfand er nicht länger als gefährlich sondern nur noch als lästig und er tat sein bestes um sie zu ignorieren.
Er war so dicht dran. So nah. Er hatte keine Ahnung was Ha'gel ihm hatte sagen wollen, aber es war wichtig und er musste dahinter kommen.

 
* * *
 

„Willkommen auf dem Mutterschiff, Major”, begrüßte ihn Zo'or. „Ich hoffe es geht Ihnen besser.”
„Danke.” Liam war erschöpft. Der Flug hierher war kurz gewesen aber der Fußmarsch auf die Brücke hatte schier ewig gedauert und ihn eine Menge Kraft gekostet.
„Agent Sandoval hat mir mitgeteilt dass Sie begierig darauf sind, Ihre Aufgaben wieder zu übernehmen. Ist das richtig?”
„Natürlich Zo'or.”
Er sah Liam prüfend an. Er war blaß und stützte sich schwer auf einen Stock. Das Stehen bereitete ihm offenbar Probleme. Dennoch wollte er ihn in seiner Nähe haben. Ma'els Gerät war schon seit Tagen bereit, einen neuen Teil an Informationen heraus zu geben. Ob Liam dem gewachsen war? Er würde es bald wissen.
„Wir haben Ihnen ein Quartier auf dem Mutterschiff zugeteilt. So können Sie sich in aller Bequemlichkeit mit Ihrer Arbeit befassen und sich jederzeit zurückziehen wenn es nötig ist.”
Außerdem hatte er ihn damit noch besser unter Kontrolle, aber da war er nicht der einzige. Auch Sandoval wusste nun jederzeit, wo sich Liam befand. Auch wenn es für einen Außenstehenden nicht so aussehen mochte: er war ein Gefangener.
Liam bedankte sich kurz angebunden, wie es schon seit Wochen seine Art war und wartete darauf dass er sich entfernen durfte aber Zo'or dachte gar nicht daran ihn zu entlassen. Ganz offensichtlich war die Frage nach seinem Befinden rein rhetorisch gewesen, denn sein Verhalten ließ darauf schließen, dass es ihm eigentlich egal war.
„Bitte kommen Sie in mein Büro, Major.”
Der Ton des Taelon war höflich aber bestimmt. Er ging vor Liam her und schien keinen Grund zu sehen auf den Major zu warten, der langsam hinter ihm her hinkte.
Als Liam eintraf versiegelte Zo'or das Büro mit undurchsichtigem virtuellem Glas. Sie wussten beide was nun folgen würde. Wegen des Gemeinwesens waren die anderen Mitglieder der Taelonsynode über fast alles informiert was ihr Anführer tat. Darum bestand nur sehr selten Bedarf daran, sich derartig abzuschirmen. Liam hatte das ebenso wie alle anderen nur sehr selten erlebt, eigentlich nur im Zusammenhang mit Ma'els Gerät.
„Das Gerät ist nun für ein weiteres Kapitel von Ma'els Forschung bereit.” Stellte er fest.
Liam registrierte dass Zo'or ihm keinen Sitzplatz anbot, obwohl er wusste wie sehr ihm das Stehen zu schaffen machte. Wortlos trat er einen Schritt näher und legte seine Hand an die kühle Oberfläche. Herausfordernd sah er Zo'or in die Augen. Wäre Sandoval mit im Raum gewesen hätte er vielleicht erkannt, dass hier das erste Mal seit Wochen etwas Liam aus seiner Lethargie riß. Dann trat Zo'or an das Gerät und berührte es ebenfalls.
Liam schloss die Augen und konzentrierte sich auf das, was die Vorrichtung auswarf. Der Datenstrom kam dieses Mal nur stockend in Gang. Während es bei den ersten Aktivierungen immer eine solche Menge an Wissen ausgespuckt hatte, dass er es kaum bewältigen konnte, schien es sich dieses Mal Zeit zu lassen.
Stück für Stück fügte er die Datenfragmente mit Hilfe seines erwachenden Kimerabewußtseins in das Puzzle ein, das das Geheimnis um des Fortbestand von Menschen und Taelons lüften sollte. Langsam begriff er, aber er wollte mehr. Das Gerät war zu langsam. Je mehr er versuchte auf die Daten zuzugreifen, desto mehr Widerstand setzte es ihm entgegen. Aber Liam gab nicht auf. Er war es leid nicht zu verstehen und nur die Hälfte zu wissen. Intuitiv begriff er, dass sich das Gerät mit der Ausgabe der Daten an die jeweiligen Personen anpaßte. Er versuchte schneller an Ma'els Forschungsergebnisse heran zu kommen. Immer mehr und mehr riss er an sich und stellte fest, dass er es bewältigen konnte. Doch nachdem der Datenfluß eine kurze Zeit lang ungehindert in seine Richtung geströmt war, stockte er nun erneut. Liam erkannte, dass verschiedene Sperren von dem Programm aufgerufen wurden, das Ma'els Wissen verwaltete. Es widersetzte sich seinem Zugriff und unterbrach die Verbindung schnell und heftig.
Liam rechnete nicht mit einer solch heftigen Reaktion und war nicht mehr in der Lage das Gerät rechtzeitig loszulassen. Der leichte Rückstoß, den er beim letzten Mal verspürt und für unbedenklich gehalten hatte, war nichts anderes als eine Sicherung gewesen und steigerte sich nun um ein vielfaches. Er wurde fort geschleudert und prallte heftig gegen das virtuelle Glas. Diese Sicherung war dazu konstruiert worden, den Zugriff nur Menschen und Taelons zu gestatten. Ma'el hatte nicht ahnen können, dass zweitausend Jahre später ein Kimerahybride versuchen würde dieses Wissen zu erhalten.
Liam verstand das jetzt. Das Gerät hatte auf ihn ebenso heftig reagiert wie er auf das Gerät. Es hatte die Eigenschaften die ihm Ha'gel vererbt hatte, gefördert und herausgestellt um zu prüfen ob er ein Mensch war dessen Genom nur zufällig eine kimeraähnliche Konstellation aufwies oder ob er kein Mensch war. Nun, der Apparat hatte sich entschieden. Er würde nie wieder Zugriff auf seinen Inhalt erhalten und auch kein anderes lebendes Wesen einschließlich der Taelons.
Auch Zo'or hatte nun endgültig bemerkt, dass hier etwas nicht stimmte. Er wurde nicht derart heftig zurückgestoßen aber auch bei ihm hatte das Gerät die Verbindung plötzlich und endgültig beendet. Er war nicht glücklich darüber, denn was er erfahren hatte war unzureichend und eine solche Gelegenheit würde sich nie wieder ergeben.
Er sah zu dem Menschen hinüber, der zusammengesunken an der Wand lehnte und sich vergeblich bemühte wieder auf die Füße zu kommen. Sicher war es seine Schuld. Der Kontakt war dieses Mal kurz und heftig gewesen, und ganz sicher war es die Unzulänglichkeit der Menschen mit diesen Dingen umzugehen, die alles zunichte gemacht hatte. Zo'or kochte vor Wut. Was hatte sich Ma'el nur dabei gedacht?
Kincaid griff nach seinem Stock ohne den er sich nicht wieder in die Höhe stemmen konnte. Sein Verstand ordnete noch immer die neuen Informationen und stellte Verknüpfungen zum genetischen Gedächtnis der Kimera her. Er konnte die Veränderung fühlen, die das Gerät in ihm ausgelöst hatte, körperlich und auch geistig. Er dachte an das Chakarava und plötzlich begannen seine Handflächen zu kribbeln und zu leuchten.
Es geschah aus Reflex aber er war ruhig und hatte es zum ersten Mal in seinem Leben vollkommen unter Kontrolle. Er ließ die Hände sinken und sah zu Zo'or hinüber der ihn ungläubig und angewidert anstarrte. Vielleicht wusste er nicht wer oder was Liam war, aber er ahnte es und auch Liam wusste, dass er sich jetzt entscheiden musste. Dies war ein Punkt ohne Wiederkehr. Was immer er jetzt tat, würde sich nie mehr rückgängig machen lassen und den Rest seines Lebens entscheidend beeinflussen. Aber die Tatsache dass seine Eltern ihm in dieser Sache beistanden tröstete ihn.
Zo'or löste sich aus seiner Starre und deaktivierte das virtuelle Glas, um die Freiwilligen zu rufen. Er hatte nur ein Ziel: sich von diesem Monster zu entfernen, dass sich als Liam Kincaid getarnt hatte.
Aber Liam war schneller. Er hob die Hand und gab eine schwache Energieladung aus seinem Chakarava ab, die Zo'or für einen Moment lähmte. Diese Zeit reichte aus, damit er sich ihm nähern konnte, während das virtuelle Glas zunächst transparent wurde und sich schließlich auflöste.
Er umfaßte Zo'or von hinten und hielt seine rechte Hand im Abstand von ein paar Zentimetern an seinen Kopf. Er würde sich seinen Weg hier heraus erzwingen und er war bereit alles nötige dafür zu tun.
Worte waren in dieser Situation überflüssig. Doch er musste sich beeilen. Es dauerte nur Minuten bis die ganze Mannschaft des Mutterschiffes in Bereitschaft war und wusste was er vor hatte. Langsam und vorsichtig machte er sich auf den Weg zum Shuttledeck. Er dachte mit keiner Silbe mehr an den langen anstrengenden Weg von dort hierher, der ihn noch vor weniger als einer Stunde komplett seiner Kräfte beraubt hatte.
Die Energie die ihn jetzt durchströmte hatte wesentlich mehr Wirkung auf sein Verhalten und seinen Körper als er für möglich gehalten hätte. Das Chakarava war nur eine Manifestation. Als sich die Energie das letzte Mal derartig angesammelt hatte war er bereit gewesen, Da'an ernsthaft zu schaden und Sandoval zu bedrohen. Seine menschliche Seite hatte das verhindert und die Kimeraenergie und jeden Gedanken daran zurück gedrängt. Aber nun war sein Erbe vollständig erwacht und hatte ihn für immer verändert.
Niemand wagte es Zo'or zu gefährden und so gelangte Liam beinahe unbehelligt bis zu den Shuttles. Doch im Hangar erwartete ihn Sandoval mit einem Heer von Freiwilligen.
„Geben Sie auf Kincaid. Hier kommen Sie nicht raus!”
„Gehen Sie mir aus dem Weg Sandoval! Sie wissen nicht worauf Sie sich einlassen.”
Sandoval grinste. „Glauben Sie mir. Ich weiß es.”
„Sie haben keine Ahnung wer ich bin. Sie kennen mich nicht. Gehen Sie mir aus dem Weg oder Zo'or ist Geschichte.” Demonstrativ ließ er sein Chakarava aufleuchten, damit es auch der letzte im Raum sah und nicht auf dumme Gedanken kam.
„Und was werden Sie dann tun? Sie kommen hier nicht lebend raus.”
„Das komme ich auch nicht, wenn ich jetzt aufgebe.” Er wusste was mit seinem Vater geschehen war und dass die Taelons mit ihm ähnliches anstellen würden. Er hielt Zo'or wie einen Schild vor sich und befahl den Freiwilligen, sich alle auf eine Seite des Hangars zu begeben, damit er keinen von ihnen im Rücken hatte, wenn er zu einem der Shuttles ging. Doch sie rührten sich nicht.
Er machte einen Schritt auf Sandoval zu. „Gehen Sie mir aus dem Weg.”
Der Agent sah wie Zo'or kochte. Er hasste es berührt zu werden, besonders von Menschen und dieser Mensch war noch etwas viel schlimmeres. Er war ein Kimera. Es machte ihn rasend dass er von diesem alten Feind als Geisel gehalten wurde und er würde sich dafür rächen.
Kincaid nahm die Hand von Zo'ors Kopf und zielte auf Sandoval. „Gehen Sie mir aus dem Weg.” Sagte er noch einmal, leise und gefährlich.
Eine der ersten Regeln in der Terrorbekämpfung ist die, dass man einem Geiselnehmer nur in Ausnahmefällen ein Fluchtfahrzeug gibt. Sandoval sah Kincaid fest in die Augen. Er konnte vieles dort sehen, all das was er in den letzten Wochen an ihm vermisst hatte: Wut, Schmerz, Hass, Sehnsucht, Enttäuschung.... aber eines vermißte er: Angst. Liam hatte keine Angst, nicht vor ihm, nicht vor den Taelons, nicht davor hier nicht mehr heraus zu kommen. Und Leute die keine Angst haben sind unberechenbar und zu allem fähig.
Es war einer dieser Ausnahmefälle und so gab er Liam den Weg wiederwillig frei. Er blickte zu Boden und trat einen Schritt zur Seite. Auch die Freiwilligen folgten nun seinen Befehlen und entfernten sich von den Shuttles.
Doch davon einmal abgesehen war es für Sandoval auch eine sehr gute Gelegenheit Zo'or los zu werden.
„Wo wollen Sie denn hin?” rief er Liam nach. „Sie können sich nicht ewig verstecken. Das wissen Sie genau! Wie werden Sie finden!”
Doch Liam hörte ihn nicht mehr. Er stieg mit Zo'or in das Shuttle und aktivierte den Antrieb. Von dem Taelon drohte ihm keine Gefahr. So bösartig und verschlagen er auch sein mochte, so wenig war er in der Lage selbst Gewalt gegen andere auszuüben.
Er verließ mit dem Shuttle das Mutterschiff und sprang in den Interdimensionsraum. Er verlor keine Zeit, zum ersten Mal seit langem wusste er genau was zu tun war.

 
* * *
 

Augur war nicht wohl bei der Sache. Er hatte keine Ahnung woher die Nachricht gekommen war. Es hieß nur, wenn er etwas über den Verbleib Liam Kincaids erfahren wollte, dann sollte er um zwei Uhr morgens in der Delawarestreet erscheinen.
Nach einem Blick auf den Stadtplan hatte er die Nachricht zu den Akten gelegt, denn die Delawarestreet befand ich in der übelsten Gegend Washingtons. Noch dazu handelte es sich um eine kleine Seitengasse. Er war nicht verrückt.
Den ganzen Tag hatte er sich den Kopf darüber zerbrochen, hatte den Gedanken daran doch zu dem Treffen zu gehen verworfen und dann trotzdem immer wieder aufgegriffen. Schließlich hatte die Neugier über die Vernunft gesiegt. Liam war sein Freund. Er hatte seit fast einem Monat nichts mehr von ihm gehört und auch nichts über ihn in Erfahrung bringen können, nichtmal über die Datenbank des Mutterschiffes. Es war als hätte es ihn nie gegeben.
Mit einem lauten Knall tauchte direkt über ihm ein Shuttle aus dem Interdimensionsraum auf. Augur hechtete hinter einen Müllcontainer und sah, seine eigene Unvorsichtigkeit verfluchend, zu wie das Shuttle landete. Die Delawarestreet war eine Sackgasse. Der Rückweg war ihm versperrt. Er sah wie in der Dunkelheit zwei Personen das Shuttle verließen aber er konnte nicht erkennen wer es war. Ein paar Minuten lang tat sich nichts. Er blickte auf die Uhr. Es war kurz nach zwei. Er sollte endlich verschwinden. Es war eine Falle und er hätte es besser wissen sollen!
Vorsichtig spähte Augur um den Container herum und suchte nach einem Ausweg als er bemerkte wie sich eine dunkle Gestalt aus dem rückwärtigen Teil der Straße auf ihn zu bewegte. Dort herrschte absolute Dunkelheit und er hatte nicht gesehen, dass sich dort jemand versteckt hielt.
Die Gestalt kam mit schnellen Schritten auf ihn zu und Augur versuchte panisch zu fliehen. Schließlich packte ihn jemand an der Schulter.
„Augur! Augur...” sagte Liam „Ich bins!”
„Liam? Liam! Wo zum Teufel bist du gewesen?” Er umarmte seinen Freund. „Ich habe dich überall gesucht!”
„Es tut mir leid Augur. Wir haben nicht viel Zeit.” Er sah an ihm vorbei zu dem Shuttle „Er ist also schon da. Gut!”
„Wer? Wen meinst du? Was soll diese ganze Geheimnistuerei?”
Aber Liam war bereits an ihm vorbei gegangen und hielt nun auf das Shuttle zu. Augur blieb dicht hinter ihm. Auf der anderen Seite erreichte das Licht einer fernen Straßenlampe die Wartenden. Augur staunte nicht schlecht als er Da'an und Renè erkannte.
„Liam! Wo sind Sie gewesen? Wir...”
Kincaid hob die Hand und winkte ab. „Ich bin nur hier, um mich zu verabschieden.”
„Verabschieden?” rief Augur jetzt.
„Ja Augur.”
„Aber warum...? Was...? Ich meine...”
„Weil er nicht auf diesem Planeten bleiben kann.” Antwortete jetzt Da'an für ihn.
„Warum denn nicht? Liam, wir haben das immer hinbekommen. Wir machen das schon!”
„Das geht nicht Augur. Sie werden mich finden, egal wo ich mich verstecke.”
„Aber warum...?” fragt er erneut
„Weil er ein Kimera ist.” Sagte Da'an
„Ja, das wissen wir schon. Aber welchen Unterschied macht das?”
„Er ist ein echter Kimera geworden und Zo'or weiß es. Er ist im Moment der größte Feind der Taelonsynode und sie werden alles daran setzten ihn festzunehmen. Außerdem fürchte ich, dass Zo'or einen persönlichen Groll gegen Major Kincaid hegt.”
Da'an war sich nicht sicher, warum Liam ihn hierher bestellt hatte. Seit ihrem letzten Streit hatten sie kein Wort mehr miteinander gewechselt. Aber das schien jetzt sowieso keine Bedeutung mehr zu haben. Der Major hatte sich irgendwie verändert.
Liam lachte. „Das kann man so sagen. Ma'els Gerät hat sehr sensibel auf mich reagiert. Leider wird Zo'or nie erfahren was sich darin befindet.”
Da'an war bestürzt. „Aber das ist ein nicht zu verschmerzender Verlust. Dieses Wissen hätte die Rettung für unsere beiden Völker bedeuten können.”
„Noch nicht Da'an. In Zo'ors Händen wäre dieses Wissen nutzlos gewesen, doch bei mir ist es gut aufgehoben. Aber jetzt ist es noch nicht an der Zeit es preis zu geben.”
„Sie wissen was Ma'el uns mitteilen wollte? Warum hat Zo'or diese Informationen nicht erhalten? Hieß es nicht, dass sie zu gleichen Teilen freigegeben werden?”
„Ich weiß nicht alles, aber wenn ich es mit dem was ich von Ha'gel weiß kombiniere, dann ist es auf alle Fälle genug, um zu begreifen was er meinte. Das ist noch ein Grund weshalb ich von hier fort muß. Ich muss die anderen finden”
„Ach, du willst dich also einfach verdrücken? Und was wird aus uns? Aus dem Widerstand?”
„Ihr braucht mich nicht. Ich bin sicher, dass du das genauso gut tun kannst wie ich.”
„Oh nein! Das kommt gar nicht in die Tüte! So was ist nichts für mich.”
„Augur, ich werde nicht mir dir streiten. Meine Entscheidung steht fest. Der Widerstand besteht zu einem großen Teil aus einem Haufen unberechenbarer Fanatiker, die sich keinen Deut darum scheren was ich ihnen sage. Glaubst du im Ernst, dass sie mir auch nur eine Sekunde zuhören werden, wenn sie erst wissen was ich bin?”
„Wir wissen auch was du bist.”
„Ihr seid etwas anderes. Ich bin Kimera. Daran kann ich nichts ändern. Wir wurden Jahrhunderte lang verfolgt, gejagt und getötet. Ich bin nicht bereit, hier auf der Erde zu bleiben, um das selbe noch einmal zu erleben. Das Wohl der Menschen liegt mir wirklich am Herzen aber ich werde zu meinem eigenen Volk zurückgehen.”
„Ich denke, es gibt keine Kimera mehr”
Liam lächelte. „Das ist Definitionssache.”
Nun wurde auch Da'an wieder aufmerksam. „Was meinen sie damit, Major?”
„Ganz einfach. Das Gerät von Ma'el hat mein genetisches Gedächtnis vollständig aktiviert. Darum weiß ich von Ha'gel wie sich unser Volk vor der völligen Vernichtung schützen wollte. Es war ihnen klar, dass man sie und ihre Nachkommen jagen würde bis auch der letzte von ihnen tot wäre. Also zeugten sie einfach keine reinrassigen Kimera mehr sondern nur noch Hybriden, die unerkannt unter den Angehörigen eines anderen Volkes leben konnten. So konnten sie einen Teil ihres Erbes am Leben erhalten. Es muss also noch andere wie mich geben, auf anderen Planeten und es zieht uns alle mit der Zeit wieder zu unseren Wurzeln zurück.”
Augur wusste nicht was er sagen sollte und auch Da'an war still. Liam hatte Zo'or schon vor Stunden frei gelassen und das Shuttle in einem Lagerhaus versteckt. Es wurde Zeit es zu holen und endlich aus dem Einflussbereich der Taelons zu verschwinden.
„Vielleicht komme ich eines Tages zurück, aber jetzt werde ich erst einmal gehen.” Damit drehte er sich um und verschwand wieder in der Dunkelheit.

 

ENDE

 

 

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