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  „Licht” von Alraune   (Emailadresse siehe Autorenseite)
Mission Erde/Earth: Final Conflict gehören Tribune Entertainment Co., Lost Script Prod. Inc., Atlantis Films und VOX. Bitte veröffentlichen Sie diese Geschichte nicht ohne vorheriges Einverständnis der Autorin.
 
Thema:  Die Geburt eines Kindes kann Völker beeinflussen
Zeitpunkt:  Sequel zu „Eine Chance”
Charaktere:  Da'an, Ti'e, T'than, Liam, Zo'or, [Sandoval, Je'rak]
 

 

LICHT

 

Leben bedeutet Hoffnung.
Selten war die Bedeutung dieser Worte für Da'an so klar gewesen wie jetzt. Er spürte es. Ein winziges neues Leben, noch längst nicht bereit geboren zu werden, aber da. Unmissverständlich. Voller Neugier auf eine Welt die es nur durch die Sinne seines Elternteils wahrnahm. Da'an genoss die Gegenwart dieses jungen Geistes in seinem eigenen. Bisher war er der Einzige der davon wusste, leider würde er es den anderen Taelons nicht ewig verheimlichen können. Das Kind würde bald eine Verbindung zum Gemeinwesen aufbauen und dann würden sie es bemerken. Da'an spürte Furcht vor diesem Moment in sich. Er wusste nicht ob er seine Tochter vor ihnen schützen konnte. Das Kind spürte die Unruhe Da'ans, instinktiv reagierte es darauf, suchte geistig Geborgenheit und Trost. Sanft beruhigte der Taelon das Ungeborene und verbannte dann die düsteren Gedanken aus seinem Geist.


Einige Tage später

Vor einigen Stunden war das eingetreten was Da'an so gefürchtet hatte, Ti'e hatte eine Verbindung zum Gemeinwesen hergestellt. Die erste Reaktion der anderen war fassungsloses Staunen gewesen, die nächste hatte aus einer Menge unangenehmer Fragen bestanden. Die Taelons wussten dass keiner der ihren an der Entstehung dieses Kindes teilgehabt hatte, denn das hätten sie bemerkt. So war die Empörung groß. Da'an wurde zum Mutterschiff beordert um sich vor der Synode zu erklären.

Liam flog das Shuttle. Wie ständig in letzter Zeit herrschte auch dieses Mal Schweigen zwischen ihnen. Leichtes Bedauern regte sich in Da'an, sie würden einander wohl nicht wiedersehen, denn selbst wenn die Synode gnädig mit ihm verfuhr, die Erde würde er auf jeden Fall verlassen müssen. Die Synode würde nicht zulassen, dass er seinen Posten behielt. Sie gingen davon aus, dass er sich auf eine Vereinigung mit einem Menschen eingelassen hatte, ein Verhalten das in ihren Augen absolut verabscheuungswürdig war. Aber die Wahrheit konnte er ihnen kaum sagen. Die Menschen wurden von den Taelons nur als minderwertig betrachtetet, die Sy'el'lem'jain hingegen wurden von ihnen gefürchtet. Wenn die Synode erfuhr, was es wirklich mit seiner Tochter auf sich hatte, würde man sie beide töten. Daher würde er sich der Schande beugen.

Der Major half seinem Companion aus dem Shuttle. Da'an wirkte besorgt, schien seinen Kummer jedoch nicht mit ihm teilen zu wollen. Sie beide hatten in der letzten Zeit viele Probleme gehabt, daher erschien ihm dieses Verhalten nicht allzu verwunderlich. Doch was dann geschah erschreckte ihn. Der Taelon wandte sich ihm zu, ein Lächeln auf dem Gesicht. Es war ein sanftes, ehrliches Lächeln, voller Zuneigung und Traurigkeit. „Leben Sie wohl Liam, es war mir eine Ehre mit Ihnen zusammen zu arbeiten.” Dann ging er. Liam blieb erstarrt stehen, war zu keiner noch so kleinen Bewegung fähig. Da'an hatte sich von ihm verabschiedet. Sie würden einander nicht wiedersehen. Aber wieso? Was war passiert? Es konnte nichts mit ihm zu tun haben sonst wäre er bereits auf dem Weg in eine Arrestzelle, es musste etwas sein, das Da'an getan hatte. Nur was konnte so schrecklich sein, dass der Taelon sicher war nicht zurück zukehren?
Liam wollte Da'an folgen, wurde jedoch durch Agent Sandoval aufgehalten, der in diesem Moment auf ihn zukam.
„Es tut mir leid Major, aber auf diesem Synodentreffen sind Menschen nicht zugelassen.” Seine Stimme klang ausdruckslos, seine Augen jedoch sagten deutlich, dass ihm das Ganze nicht behagte.
„Haben Sie eine Ahnung worum es geht?”
„Nein.”
Aber Sie würden es gern wissen. Genau wie ich, fuhr es Liam durch den Kopf. Leider konnte er im Moment nichts ausrichten und beschloss daher vorerst auf die Erde zurückzukehren und dort den weiteren Verlauf der Ereignisse abzuwarten.


Einen Tag später

Die Synode hatte reagiert wie er es erwartet hatte. Sie hatten ihm eine Menge Fragen gestellt. Den meisten hatte er ausweichen können. Er hatte behauptet sein Kind sei einem Selbstversuch entsprungen. Glücklicherweise hatte man ihm geglaubt, so würde sein Zustand wenigstens keine unangenehmen Folgen für andere haben. Doch sie hatten ihn fortgeschickt, auf einen Planeten am Rande des Taelonssektors, weit weg vom Territorium der Jaridians. Auch wenn sein Kind ein halber Mensch war, wollte man seinen Verlust nicht riskieren. Zu kostbar war dieses unerwartete neue Leben. Man hatte Da'an nicht einmal seinen Status als Mitglied der Synode aberkannt. Eine Tatsache die diesen sehr überraschte. Noch überraschender war für ihn gewesen, dass er ausgerechnet in T'than einen Fürsprecher gefunden hatte. Die Meinung dieses Taelons über jedweden Taelon-Hybriden war noch weitaus extremer als Zo'ors. Der Synodenführer schien zu schockiert gewesen zu sein, um mehr zu tun als der Verbannung zuzustimmen.

Im Moment befand er sich auf dem Weg in sein Exil. Er hatte jener Welt früher einmal einen kurzen Besuch abgestattet. Es war eine kleine Kolonie, bewohnt von Wissenschaftlern und Künstlern. Sie würden ihm wohl mit weniger Vorurteilen begegnen als die Mitglieder seiner eigenen Kaste.
Nachdenklich blickte Da'an hinaus zu den Sternen. Erneut hatte sich sein Leben sehr verändert, aber dieses Mal hieß er die Veränderung willkommen, bot sie ihm doch die Möglichkeit sich auszuruhen. Er hatte so lange gekämpft, sein Wille dazu hatte nachgelassen, er wünschte sich nur noch Ruhe und Frieden, in der Kolonie würde er vielleicht beides finden.


Drei Monate später
Rha'hsti - Kolonie

Man hatte ihn nur sehr zurückhaltend willkommen geheißen und meist wurde er gemieden. Da er bei der Synode in Ungnade gefallen war, wunderte den ehemaligen Companion dieses Verhalten nicht weiter. Auch wenn Wissenschaftler und auch Künstler meist einen offeneren Geist für Neues hatten, so wollte doch keiner in Konflikt mit den Führungskräften kommen. Selbst das Gemeinwesen hatte sich von ihm distanziert.
Daher waren die vergangenen Monate ereignislos verlaufen. Da'ans Tage waren geprägt von Stille und Einsamkeit. Es störte ihn nicht. Er hatte auf diese Art viel Zeit mit seiner Tochter zu kommunizieren, ihr rasch wachsender Geist formte ständig neue Konzepte, forderte Antworten. Oft träumte sie auch nur und Da'an ließ sich von diesen Träumen einhüllen, spürte wie die Welt darin versank. Zeit spielte für ihn keine Rolle, er bemerkte kaum wie sie verging, jedes Gefühl dafür ging ihm verloren. Es gab keine Pflichten, niemanden dem er verantwortlich war, außer sich selbst. Seine geschundene Seele begann sich zu erholen, die Wunden heilten. Er fand sein inneres Gleichgewicht wieder, fand neue Stärke in sich.
Da'an unternahm lange Wanderungen, erkundete die nähere und fernere Umgebung, ließ Ti'e an seinen Eindrücken teilhaben und genoss die Begeisterung mit der sie all das Neue aufnahm. Sie war mehr als begierig darauf dies alles selbst zu erfahren, es mit ihren eigenen Sinnen zu erkunden. Der Taelon selbst, sah schwere Zeiten auf sich zukommen, doch er freute sich darauf.


T'than verbrachte schon den halben Tag damit Da'an zu folgen. Sein Mit-Taelon hatte es sich nach Aussage der Kolonie-Bewohner zur Angewohnheit gemacht in der Gegend umherzustreifen und dabei manchmal tagelang zu verschwinden.
Was ging nur in ihm vor?
Der Kriegsminister wusste es nicht. Da'an hatte schon immer seltsame Anwandlungen gehabt, nicht zuletzt die Sache mit seinem Mischlingskind, aber nun, da er aus dem Griff des Gemeinwesen fast völlig entlassen war, schien sein Hang zu Individualität extreme Ausmaße anzunehmen.
T'than wusste nicht genau warum er Da'an damals vor der Synode verteidigt hatte, genauso wenig wie er wusste warum er jetzt hier durch diese Wildnis lief um einen bestimmten sturköpfigen Taelon zu suchen. Er hatte plötzlich einfach den Wunsch verspürt Da'an zu sehen, sich davon zu überzeugen, dass es ihm gut ging. Dieser Wunsch wurde im Moment allerdings von wachsendem Ärger überschattet. Da'an war erstaunlich weit gewandert und die Sonne begann bereits unter zu gehen.
T'than erreichte eine kleine Schlucht auf deren Grund ein schmaler Bach floss und dort fand er auch den Gesuchten. Da'an saß am Ufer des Baches, auf einem Stück Treibholz, welches die Frühjahrsflut zurückgelassen haben mochte. Minutenlang sah T'than einfach nur auf seinen ehemaligen Freund hinunter. Das war nicht der Da'an der die Erde verlassen hatte, noch war es der den er früher gekannt hatte. Dieser Da'an strahlte völlige Zufriedenheit aus, ruhte in sich selbst, als sei alles was er suchte, alles was er brauchte bereits bei ihm, als vermisse er nichts. Dieses Bild berührte T'than, er fühlte sich von einer sonderbaren Scheu ergriffen, wollte den Frieden des anderen auf einmal nicht mehr stören.
In diesem Moment schien Da'an ihn bemerkt zu haben, er blickte auf und lächelte ein sanftes, amüsiertes Lächeln und winkte den Kriegsminister heran.
T'than kletterte die steile Wand des Canyons hinunter und fragte sich wie Da'an dies trotz seines Zustandes geschafft hatte. Endlich unten angekommen, durchquerte er recht widerwillig den Bach und ließ sich neben Da'an nieder.
„Warum hast du nicht den Pfad genommen? Das wäre einfacher gewesen.”
Der jüngere Taelon zuckte sichtlich zusammen, als er in die Richtung blickte in die Da'an während seiner Worte gedeutet hatte. Den hatte er übersehen. Der Ärger der bei Da'ans Anblick verschwunden war, flackerte nun wieder auf.
„Das ist ohne Belang. Was machst du hier?” fragte er scharf.
Der ehemalige Diplomat schien sich daran nicht zu stören.
„Ich genieße die Stille dieses Ortes und meditiere.”
Der Kriegsminister konnte sich des Gefühls nicht erwehren, dass Da'an ihn gerade zurechtgewiesen hatte.
„Ich habe dich gesucht”, meinte er schließlich etwas sanfter.
„Du hast mich gefunden. Wie kann ich dir behilflich sein?”
Immerhin war Da'an so freundlich ihm nicht gänzlich auszuweichen, was für den geübten Redner sicher ein leichtes gewesen wäre.
„Ich wollte mich nur überzeugen, dass es dir gut geht. Mir wurde gesagt du seiest viel unterwegs?”
„Ja.”
Zu diesem Thema wollte er offensichtlich nichts Näheres sagen.
„Da'an ich bin nicht dein Feind. Du kannst mir vertrauen.”

„Das hat man mir schon oft gesagt. Selten entsprach es der Wahrheit.” Da'an legte den Kopf schief. „Deine Führsprache vor der Synode hat mich überrascht. Verrätst du mir welchen Grund du dafür hattest?” T'thans Antwort interessierte den Älteren, die Motive des Kriegsministers waren selten uneigennützig. Doch welchen Wert mochte ein in Ungnade gefallenes Synodenmitglied für ihn haben?

Überrascht durch den plötzlichen Themenwechsel schwieg T'than einen Moment. Ihm war klar, dass er hier nur die nackte Wahrheit sagen konnte. Da'an würde jeden Versuch einer Lüge durchschauen.
„Ich weiß es nicht”, gestand er seufzend ein. „Ich hatte einfach das Bedürfnis dir zu helfen. Du weißt, dass du mir nie gleichgültig warst.”

„Man hat es nicht immer gemerkt, aber ich war mir dessen stets bewusst”, stimmte Da'an sanft zu.

Schweigen legte sich nach diesen Worten über die beiden Taelons. Keiner von beiden verspürte den Wunsch das Gespräch in dieser Richtung fortzusetzen.

Schließlich ging T'than die Geduld aus. „Lass uns zurückgehen Da'an. Ich mag diesen Ort nicht besonders.” Das brachte ihm ein nachsichtig/amüsiertes Lächeln ein.
„Wenn du es wünschst T'than. Es wird ohnehin bald anfangen zu regnen.” Damit erhob sich der Ältere und bewegte sich auf den schmalen, aus der Schlucht herausführenden, Weg zu. Der Kriegsminister folgte ihm, fühlte sich dabei sonderbarerweise wie das dritte Rad am Wagen. Für einen kurzen Moment spürte er die Präsenz von Da'ans Kind. Fragend, neugierig, ein wenig scheu. Es schien sich willentlich vom Gemeinwesen lösen und sich ihm wieder anschließen zu können. Eine bemerkenswerte Fähigkeit für ein Ungeborenes. Erste Zweifel kamen in ihm auf. Was hatte Da'an ihnen über den Vater seines Nachkommen verschwiegen?

Sie legten den Rückweg schweigend zurück. Nicht auf T'thans Wunsch hin, sondern weil Da'an wortlos zu verstehen gegeben hatte, dass er kein Gespräch wünschte. Er wirkte ein wenig verträumt, blickte auf den Weg vor sich ohne ihn wirklich wahrzunehmen. Es war ein Wunder, dass er nicht stolperte. Stattdessen fand Da'an seinen Weg mit einer Sicherheit die erahnen ließ, dass er ihn schon oft gegangen war. Verschwand er etwa ständig hierher? Was fand er nur an diesem sonderbaren Ort? Eine von vielen Fragen auf die er wohl keine Antwort erhalten würde, wenn Da'an nicht bald ein wenig mitteilsamer wurde.


Mehrere Tage waren seit T'thans Eintreffen vergangen, ohne dass dieser wesentliche Fortschritte erzielt hätte. Da'an hatte sich in sein privates Universum zurückgezogen und es war kein Platz darin für den Jüngeren. Je beharrlicher er versuchte seinen Freund zu erreichen, desto weiter entfernte dieser sich. Da'an hatte auch nicht aufgehört umherzustreifen. Mehrere Male schon hatte T'than ihn verfolgen müssen um überhaupt mit ihm sprechen zu können. Es wurde ständig schwieriger den ehemaligen Botschafter aufzuspüren, aber noch gelang es dem Kriegsminister Schritt zu halten.
Auch dieses Mal bildete keine Ausnahme.
Mit einem zornigen Knurren wand T'than sich durch das dichte, dornige Gestrüpp. Es blieb hartnäckig an seinem Overall hängen, verfing sich bei jeder Bewegung nur noch mehr und erschwerte ihm das Vorankommen. Wie konnte jemand der halbwegs bei klarem Verstand war diesen Weg nehmen? Doch die Spuren sprachen deutlicher als Worte, Da'an war genau diesen Weg gegangen.
Mit einem energischen Ruck befreite sich der Taelon aus dem hartnäckigen Griff der Pflanzen und nahm erneut die Verfolgung auf.
Es war schon sehr spät, die Sonne neigte sich bereits dem Horizont entgegen, als er den Älteren endlich fand.
Da'an saß unter den tiefhängenden Ästen eines Baumes, den Rücken gegen den Stamm gelehnt. Die Blätter zeichneten zarte Muster auf seine bleiche Haut, die im leichten Luftzug tanzten.
Er war angespannt, seine Fassade war halb verschwunden und die Energie lief unregelmäßig, stoßweise darunter.
T'than hatte keine Probleme zu erraten was vor sich ging, das Kind würde in Kürze geboren werden.
Was noch schlimmer war, sie würden es sicher nicht rechtzeitig schaffen zurückzukommen, das hieß es würde hier geschehen mitten in der Wildnis und nur mit ihm als Helfer. Fast wünschte T'than sich zu Zo'or aufs Mutterschiff, irgendwie hatte er das Gefühl, dass er sich dort jetzt wohler fühlen würde.

Mit diesen unglücklichen Gedanken näherte er sich Da'an. Der andere Taelon hatte den Kriegsminister offenbar noch gar nicht bemerkt oder beschlossen ihn nicht zur Kenntnis zu nehmen. Er war völlig in die vor ihm liegende Aufgabe vertieft. Leichte Schauer begannen über seinen Körper zu laufen, der Energiefluss erhöhte sich, dann, so plötzlich wie er begonnen hatte endete der Anfall. T'than wusste es blieb nicht mehr viel Zeit, behutsam ließ er sich neben dem anderen nieder, berührte ihn sanft an der Schulter. Ein müder Blick wandte sich ihm zu, es lag keinerlei Überraschung darin sondern vielmehr Erleichterung und eine gewisse Freude. War Da'an tatsächlich froh ihn zu sehen? Nach den seinem Verhalten in den letzten Tagen hätte T'than eher angenommen, dass der Ältere ihn fortschicken würde, aber nichts dergleichen. Alles was ihn erwartete war ein sanftes wortloses Willkommen und eine Hand die sich ihm entgegenreckte.
Der jüngere Taelon ergriff sie, zog Da'an an sich.
„Da'an! Wusstest du, dass das passieren würde?” Obgleich er sanft gesprochen hatte, konnte T'than eine gewisse Schärfe nicht aus seiner Stimme verbannen.
Die Antwort wurde von einem leicht amüsiertes Lächeln begleitet. „Ich wusste es, deshalb bin ich ja gegangen. Ich wollte dies in Ruhe hinter mich bringen, nicht wie bei den anderen.”
T'than musste nicht fragen wer die anderen waren. Da'ans Kinder, die nicht genug Energie gehabt hatten um zu überleben. Die Geburt dieser Kinder war in einer angespannten, angstvollen und schrecklich stillen Atmosphäre erfolgt, es hatte dort keine Hoffnung gegeben, nur ein kurzes Lebewohl an das zarte Wesen und dann Trauer.
Hier und Jetzt war es anders, dieses Kind würde leben, das war T'than ebenso klar wie der Fakt, dass er bereit war dafür zu sorgen, wenn nötig. Er war entschlossen Da'ans Freundschaft zurück zu gewinnen und dieser gab ihm die Gelegenheit dazu. Gestattete ihm hier zusein und zu helfen, gestattete ihm für ihn da zu sein. Etwas das schon lange keiner mehr wirklich hatte tun können. Da'an war so kalt geworden im Verlauf des Krieges; jetzt war er es nicht mehr. Das Kind war für diese Veränderungen verantwortlich und das schon vor seiner Geburt. T'than war bereit alles zu tun, damit es blieb und vielleicht auch ihm zu diesem Frieden zurückverhalf.
Da'ans Hand verkrampfte sich in T'thans. Es blieb keine Zeit mehr für diese Gedanken. Beruhigend Murmelnd schob er Da'an in eine bequemere Position, so dass dieser nun mit dem Rücken gegen seine Brust lehnte. Es war sonderbar ihn so zu halten, zu spüren wie er unter der Geburt litt und doch keinen Laut von sich gab. Da'ans Körper hatte sich versteift während er sich völlig auf seine Aufgabe konzentrierte.
Energie begann sich im zusammenzuziehen, konzentrierte sich auf Da'ans Abdomen. Eine winzige Gestalt begann sich zu formen, kam schließlich auf dem Bauch seines Elternteils zu liegen.
Die Anspannung wich aus dessen Körper, er ließ ich erschöpft gegen seinen Helfer sinken.
T'than hatte nur völlig fasziniert und von Ehrfurcht erfüllt zugesehen. Wie lange war es her, dass ein Taelon ein gesundes lebendes Kind geboren hatte? Zu lange, er hatte fast schon vergessen welche Freude mit einem solchen Ereignis einherging. Da'ans freie Hand strich leicht über den Rücken seines Kindes, ein deutlich sichtbares glückliches und erschöpftes Lächeln lag auf seinem Gesicht. Die andere Hand hielt noch immer T'thans fest, machte keinerlei Anstalten loszulassen. T'than wurde von Da'ans Freude eingehüllt, fügte dem seine eigene hinzu. Der jüngere Taelon wusste nicht genau wie viel Zeit vergangen war seit er Da'an gefunden hatte, die Sonne war schon ein ganzes Stück weitergewandert und die Schatten lang. Er beschloss sich das Kind genauer anzusehen ehe es ganz dunkel wurde. Behutsam verschob er Da'ans Körper so, dass er an das Baby herankam ohne einen von beiden zu stören.
Es war größer als ein Neugeborenes des Taelons, doch mochte es wohl kleiner sein als ein menschlicher Säugling. Die Haut war weiß, nur ein zarter Hauch rosa zeigte sich darauf, als einziger Hinweis darauf, dass Blut in seinen Adern floss und nicht Energie. Ein dichter Schopf schwarzen Haars bedeckten das Köpfchen, intensiv blaue Augen erwiderten seinen forschenden Blick mit vager Neugier. Offenbar teilte das Kind nicht die Erschöpfung Da'ans. Eine genauere Examination ergab, dass es weiblich war. Um dieses winzigen Geschöpfes willen, hatte Da'an das Exil auf sich genommen und irgendwie begann T'than zu glauben, dass sie diesen Preis wert war.
„Wie ... wie willst du sie nennen?” es waren die ersten Worte die T'than seit dem Beginn des ganzen gesprochen hatte. Seine Stimme klang rau.
„Ti'e, sie heißt Ti'e.” Die Antwort war ein kaum noch hörbares Flüstern gewesen. Die Erschöpfung hatte schließlich ihr Recht gefordert und Da'an begann einzuschlafen, eine Hand noch immer auf dem Rücken seiner Tochter.
T'than schlang einfach nur beide Arme um ihn und das Kind und bewachte den Schlaf seines Freundes.

Da'an glitt langsam aus dem Abgrund des Schlafes empor. Er war noch immer sehr erschöpft, doch der schlicht überwältigende Drang zu ruhen war verschwunden. Eine lange Zeit lang begnügte er sich damit einfach dazuliegen und nichts zu tun.
Er fühlte Geborgenheit.
Wie lange war es her, dass er sich so sicher und so zufrieden gefühlt hatte? Da'an konnte sich an keine Zeit erinnern in der es so gewesen war. Er war stets voller Angst gewesen, oder voll Zorn. Später dann nur noch von Trauer erfüllt, als er erkannte, dass es für sein Volk keine Rettung mehr gab. Der Schmerz um dieses Wissen würde ihn für den Rest seines Lebens begleiten, doch wurde er weit übertroffen von der Freude über sein Kind. Dieses kleines kostbare Geschöpf, das auch dann noch fortbestehen würde, wenn seine Existenz ausgelöscht war. Er kannte die Spanne Zeit die ihm noch verblieb, es war nicht viel, die Krysssucht hatte sie noch verkürzt, doch es war genug. Gerade genug um seine Tochter aufwachsen zu sehen, zu sehen wie sie ihren Platz im Leben und, hoffentlich, ihr Glück fand.
Mit einem leichten Lächeln auf den Lippen schlug Da'an die Augen auf. Er war noch immer auf der Lichtung, die Sonne ging gerade auf. Er hatte tatsächlich die ganze Nacht durchgeschlafen. Breite Lichtbänder brachen durch das Laub, hüllten die Lichtung in ihren Zauber ein. Erst jetzt fühlte er die Arme, die sich um ihn geschlungen hatten. T'than. Er war da geblieben. Es war ein sonderbares Gefühl zu wissen, dass jemand von dem Da'an geglaubt hatte verabscheut zu werden, so etwas für ihn tat. Und es fühlte sich gut an. T'thans Hände lagen gleich Da'ans auf dem Rücken des Kindes. Behutsam schob der Ältere sie beiseite um seine Tochter in Augenschein zu nehmen. Sie sah nicht aus wie ein Taelon-Kind. Doch auch nicht unbedingt wie ein menschliches. Sie war zu klein, zu zart, die Haut war heller als die jedes menschlichen Kindes und Da'ans Augen konnten deutlich das feingesponnene schimmernde Netz von Energielinien darunter wahrnehmen. Obgleich ein Mensch es nicht sehen würde. Er strich behutsam durch das weiche Haar auf ihrem Kopf, es glitt sanft durch seine Finger. Definitive nicht Taelon, aber seines. Die Verbindung zu seiner Tochter war stark, er spürte, er wusste es: Dies war sein Kind. Er würde es beschützen und wenn nötig auch verteidigen.
Vielleicht hatte er sogar Hilfe. T'than war gewiss nicht grundlos geblieben. Vielleicht gaben die Geschehnisse des letzten Tages auch ihnen die Chance neu zu beginnen. Ihre Freundschaft zu erneuern. Da'an begrüßte diese Vorstellung, der Verlust ihrer Vertrautheit hatte ihn geschmerzt.
Leichte Bewegungen in seinem Rücken und ein Straffen der Arme kündeten ihm das Erwachen des Kriegsministers an.
Der ehemalige Companion drehte sich leicht zu ihm. Nicht sehr weit, doch genug um das Lächeln auf dem Gesicht des anderen zu sehen. T'than zog ihn näher an sich, ließ sein Kinn auf dem Kopf Da'ans ruhen. Vertrauensvoll fügte Da'an sich ihn diese liebevolle Geste.
Ja, möglicherweise hatte sich sein Schicksal, dieses Mal, zum besseren gewandt und würde ihm kein neues Leid bescheren.

 

 

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