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  „Kind der Erde” von Alraune   (Emailadresse siehe Autorenseite)
Mission Erde/Earth: Final Conflict gehören Tribune Entertainment Co., Lost Script Prod. Inc., Atlantis Films und VOX. Bitte veröffentlichen Sie diese Geschichte nicht ohne vorheriges Einverständnis der Autorin.
 
Thema:  Was wäre wenn... Da'an wächst auf der Erde auf und hat gänzlich anders gelagerte Prioritäten
Charaktere:  Da'an, Ma'el, Boone, Zo'or, Liam, T'than, Quo'on, Renee, Doors, Sandoval
 

 

KIND DER ERDE

 

Teil 2
 


Mutterschiff, Brücke

T'than tigerte auf und ab, seit einer Stunde schon. Seine Wut wollte und wollte nicht nachlassen. Da'an war einfach so verschwunden, hatte sich davongeschlichen und war unauffindbar. Das Portal welches er benutzt hatte, war auch keine Hilfe. Da'an hatte ein nicht unbeträchtliches Talent im Umgang mit seiner Programmierung bewiesen, sämtliche Daten des letzten Tages waren gelöscht. Es war völlig unmöglich herauszufinden, wohin er gereist war, geschweige denn ihm zu folgen. Die Empörung des Kriegsministers kannte keine Grenzen. Wie hatte Da'an ihn nur derart hintergehen können? Immer noch vor Wut schäumend wandte er sich Agent Sandoval zu.
„Haben Sie endlich etwas erreichen können?” Sein ganzes Gebaren brachte deutlich seine Verachtung für die Menschen zum Ausdruck. Er gab sich keine Mühe es zu verbergen. Wozu auch? Sie waren minderwertig, einer wie der andere. Der Implantant bestätigte seine Meinung in diesem Moment noch.
„Nein T'than, die Techniker konnten leider nichts erreichen. Es ist völlig unmöglich Da'ans Reiseroute in der Interdimension zu rekonstruieren.”
Der Zorn, der die ganze Zeit in dem Taelon gebrannt hatte entlud sich nun über seinem Beschützer.
„Ich muss mich wirklich wundern Agent Sandoval. Sie wollen mir also erzählen, dass sie nicht in der Lage sind etwas so einfaches wie eine Zielortlokalisation durchzuführen? Die Inkompetenz der Menschen ist wirklich erstaunlich. Wie gedenken Sie nun dieses Problem zu lösen?” Seine letzen Worte klangen, als ob er sich in Gedanken bereits genüsslich eine Bestrafung für den Agent ausdachte, seine Augen waren schmale Schlitze.

Wie eine Katze die sich an ihre Beute anschleicht, schoss es dem Agent schaudernd durch den Sinn. Er wünschte sich in diesem Augenblick weit weg, vorzugsweise mit dem Planeten zwischen sich und diesem ‚Companion’. Eine Bezeichnung, die für ihn wirklich unpassend war. Er bemühte sich krampfhaft geradeaus zu sehen während T'than ihn umkreiste und auf das kleinste Anzeichen von Schwäche lauerte.

Als keine Antwort erfolgte wandte T'than sich schließlich ab. „Nun gut, ich gebe Ihnen noch eine Chance sich zu beweisen. Finden Sie Da'an, egal wie, und schaffen Sie ihn her. Ich hoffe für Sie, dass Sie nicht wieder versagen, Agent Sandoval.” Damit entließ er seinen über alle Maßen erleichterten Beschützer. Dieses Gespräch hatte ihm erlaubt wenigstens einen Teil seiner Fassung zurückzugewinnen und jetzt wurde er auch der anderen Taelons gewärtig, die mit Erstaunen und Interesse seine Raserei vermerkt hatten. Verärgert schottete er sich gegen sie ab, er wollte sich jetzt nicht mit ihnen auseinandersetzen oder sich erklären müssen. Ihre Neugier störte ihn erheblich.
Von einem Moment zum anderen verschwand der Ärger und wurde durch ein vages Gefühl von Traurigkeit ersetzt. Er vermisste Da'an. So lange hatte er sich geweigert an ihn zu denken und jetzt konnte er den Gedanken an ihn nicht mehr aus seinem Kopf vertreiben.


Auf seinem Weg zur Brücke wurde Zo'or beinahe von Agent Sandoval umgerannt, der es sehr eilig zu haben schien. T'than war offenbar wieder einmal in schlechter Stimmung. Aber warum dieses mal? Zo'or hatte eigentlich erwartet, dass sein Elter mit Da'an beschäftigt wäre und daher keine Zeit hätte seinen Beschützer zu triezen. Dem schien nicht so zu sein. Auf der Brücke angekommen fiel ihm sofort die angespannte Haltung T'thans auf. Das Rückgrat des Älteren hatte sich völlig versteift, seine ganze Gestik drückte tiefste Verärgerung aus. Was war da nur passiert? Er äußerte diese Frage laut.
„Da'an ist verschwunden!” Der Kriegsminister schrie fast.
Zo'or wusste nicht genau, wie er darauf reagieren sollte. Er konnte sich schon denken, warum Da'an es vorgezogen hatte zu verschwinden. Er war sich, ebenso wie dieser sicher auch, der Tatsache bewusst, dass die Synode alles tun würde um an die Informationen zu kommen, die Da'an besaß. Sie würden nicht einmal vor Folter zurückschrecken um ihr Ziel zu erreichen. Zo'or kannte jene Methoden gut, hatte sie selber schon angewandt um unliebsame Gegner zu beseitigen. Er hoffte nur, dass Da'an einen sicheren Platz hatte, an dem er sich verbergen konnte. Vielleicht sollte er einfach Commander Boone fragen. Er wusste schon länger, dass dieser ein Mitglied des Widerstandes war. Ein Fakt der den jungen Taelon ohne Ende amüsierte. Der große Synodenführer Quo'on, der den ganzen Planeten nach Widerständlern absuchen ließ, hatte tagtäglich einen vor sich, wurde von diesem observiert. Zo'or hatte, nachdem er von Boones zweiter Identität erfuhr, darauf geachtet seine Passwörter regelmäßig zu ändern. Auch war er stets genau über Boones Aufenthaltsort informiert und darüber, was dieser gerade tat. Er wollte diesem Menschen nicht schaden, er respektierte ihn zu sehr für seinen Mut, aber er wollte auch nicht, dass der Beschützer sich in seinen eigenen Projekten zu genau umsah oder seine Pläne sabotierte. Doch ihn zu fragen mochte eine gute Idee sein, wenn er es richtig anstellte.


Hauptquartier des Widerstandes

Boone brachte Da'an und Liam, die noch immer verlegen schienen, zurück in das unterirdische Versteck. Dort angekommen, hatten die Beiden sich umgehend aus dem Staub gemacht. Mit leichtem Erstaunen sah er ihnen nach. Offenbar hatten sie vor, das Thema welches sie eben noch ‚diskutiert’ hatten, ausführlicher zu besprechen. Nun gut, musste er sich eben in Geduld fassen. Auch wurde es Zeit, dass er sich wieder auf dem Mutterschiff meldete. Quo'on mochte es gar nicht, wenn sein Beschützer ständig, auf Stunden hinaus, verschwand. Er würde einiges zu erklären haben.
Auf dem Mutterschiff angekommen begegnete er jedoch zuerst Zo'or, der ihn aufforderte ihn zu begleiten.
„Verzeihen Sie Zo'or, aber ich muss mich bei Quo'on melden,” versuchte er abzuwehren. Ohne Erfolg.
„Ich habe dies bereits mit Quo'on besprochen. Er hat Sie mir für die nächsten Stunden zur Verfügung gestellt.”
Boone fühlte sich nicht besonders wohl bei diesen Worten. Er kannte diesen Taelon schon länger und wusste, dass er nicht ungefährlich war. Mehrere Personen, die ihm im Weg gewesen waren, verschwanden oder verstarben kurz darauf, meist ohne irgendeinen Hinweis auf die Ursache. Auch war bekannt, dass einigen seiner Taelon-Feinde seltsame ‚Missgeschicke’ zugestoßen waren. Nein er hatte wirklich nicht die geringste Lust ihn zu begleiten, aber was blieb ihm anderes übrig? Er war ein Beschützer, ein Implantant obendrein. Er durfte es nicht wagen die Anweisung eines Taelons in Frage zu stellen. So folgte er ihm widerstrebend. Kurz darauf kamen die beiden in der Washingtoner Botschaft an. Zo'or gab seinem Beschützer zu verstehen, er solle verschwinden und ließ sich dann auf seinem Stuhl nieder. Der Companion Nordamerikas sah Boone kalt an.
„Ich möchte Sie fragen, ob Sie irgendetwas über den Verbleib Da'ans wissen und ich dulde keine Ausflüchte.”
„Es tut mir Leid Zo'or, aber ich weiß leider nicht, wo er ist. Laut meinen Informationen sollte er sich noch immer auf dem Mutterschiff aufhalten.”
Zo'or gefiel diese Antwort nicht. Seine Augen verschmälerten sich und bekamen einen harten Ausdruck.
„Commander Boone, Ihre Mitgliedschaft im Widerstand ist mir bekannt, ebenso die Tatsache, dass Sie schon mehr als einmal Personen vor den Intentionen der Taelons gerettet haben. Etwas das Sie sicher auf für Da'an getan haben. Ich frage Sie also noch einmal: Wo ist er?”
Boone hatte das Gefühl, der Boden würde unter ihm schwanken. Wie konnte das sein?
„Commander, wenn Sie mir schon diese Antwort schuldig bleiben,” sagte Zo'or in einem sanften Tonfall, „dann sagen Sie mir wenigstens, ob er in Sicherheit ist.”
Das war noch überraschender.
„Sie machen sich Sorgen um ihn?” William war zu verblüfft und zu geschockt um sich zurückzuhalten.
„Ja.”
„Oh.” Zu einer intelligenteren Antwort fühlte er sich im Moment nicht befähigt. Schließlich fing er sich einigermaßen. „Ähm, es geht Da'an soweit gut. Er befindet sich in der Obhut eines guten Freundes.”
„Gut. Teilen Sie mir mit, wenn Sie meine Hilfe benötigen sollten.” Damit entließ er den zutiefst verunsicherten und verwirrten Beschützer.


Mutterschiff, Brücke

Mit äußerlich unbewegter Miene hatte Quo'on sich den Bericht über Da'ans Verschwinden angehört. Innerlich war er zufrieden. Er hatte das vorausgesehen und in einem unbemerkten Moment, durch einen Freiwilligen, einen Peilsender an Da'ans Kleidung anbringen lassen. Der Synodenführer wusste, es war unmöglich den jüngeren Taelon über das Gemeinwesen ausfindig zu machen, Da'an war ein starker Telepath und konnte sich mühelos vor ihren Augen verbergen.
Quo'on hatte bereits Anordnungen erteilt. Eine Freiwilligeneinheit war unterwegs um ihn zurückzubringen, notfalls mit Gewalt. Quo'on zweifelte keinen Moment daran, dass Da'an beim Widerstand Zuflucht gefunden hatte und mit etwas Glück brachten die Freiwilligen auch ein paar Mitglieder dieser suspekten Vereinigung mit. Mit einem leichten Lächeln auf den Lippen lehnte der Taelon sich zurück. Bald würde er im Besitz von Ma'els Aufzeichnungen sein. Es war bloß eine Frage der Zeit.


St. Michaels Church, Washington

Nachdem sie Boones Aufmerksamkeit entronnen waren, hatten sich die beiden so verschiedenen und einander doch so ähnlichen Freunde in die nächtliche Kirche begeben. Sie sprachen nicht viel, genossen still die Gegenwart des anderen. Beide waren sie Außenseiter ihrer Spezies, der eine aufgrund seiner Gene, der andere weil er fern von seinem Volk aufgewachsen war. Ineinander fanden sie einen Ausgleich für diese fremdartige Seite in sich. Frieden umfing die Szene. Liam griff sanft und vorsichtig nach der Hand des Taelons, spürte überrascht den festen Griff. Er hatte nicht erwartet, dass Da'an das zulassen würde, hatte stattdessen mit Abwehr gerechnet. Ein kaum wahrnehmbares Schmunzeln wölbte Da'ans Mundwinkel nach oben. Er genoss den Kontakt. In stillem Einverständnis schritten sie schweigend weiter. Es gab keinen Grund etwas zu überstürzen. Sie beide betraten nun unerforschtes Terrain, von völlig verschiedenen Seiten, Fehler konnten sie sich nicht erlauben.


außerhalb der Kirche

Das große altertümliche Gebäude war umstellt. Das Peilsignal wies deutlich darauf hin, dass sich der Gesuchte dort aufhielt. Lautlos schlichen die Freiwilligen näher, prüften sorgfältig die Lage. Nichts wies darauf hin, dass dieser Ort bewacht wurde. Der Gruppenführer gab das Zeichen zum Aktionsbeginn.


In diesem Moment in der Kirche

Liams Global machte durch heftiges Piepsen auf sich aufmerksam. Mit einem unterdrückten Fluch begann der aus seiner Zufriedenheit aufgeschreckte es aus seiner Tasche zu kramen und begrüßte den Anrufer sehr verärgert. Der kümmerte sich jedoch in keiner Weise darum.
„Liam, ihr müsst sofort weg da. Die Kirche ist von Freiwilligen umstellt. Sie werden gleich angreifen.”
„%/§@!!!!” Liam packte Da'ans Arm und begann ihn über den Mittelgang hinter sich herzuziehen, er hatte anscheinend keine Probleme zu folgen. Sie erreichten die kleine Treppe, die zum Eingang des unterirdischen Versteckes führte, in diesem Moment krachte es heftig hinter ihnen. Die Eingangstür der Kirche flog auf. Liam fuhr herum und sah die Freiwilligen hereinstürmen. Er hob die freie Hand, das Sha'ka'ra'va glühte bedrohlich, hatte sich im Augenblick der Gefahr aktiviert. Noch hatte man sie nicht bemerkt und behutsam drängte der Mann den Taelon weiter nach unten. Innerlich betend, dass man sie nicht finden möge, aktivierte er den Fahrstuhl und schob Da'an dankbar hinein, als sich die Türen öffneten. Erst nachdem die Türen wieder geschlossen waren, wandte er seine Aufmerksamkeit wieder seinem Begleiter zu. Da'an hatte die Situation erstaunlich ruhig hinter sich gebracht, schien nicht einmal wirklich Angst gehabt zu haben. Nun stellte sich nur noch eine Frage, wie hatte man sie gefunden?


Als sie in den Räumen des Widerstandes ankamen, war die Evakuierung bereits im vollen Gange. Kaum jemand schenkte den beiden Beachtung. Inmitten des Gedränges sahen sie Augur, der ihnen hektisch zuwinkte. Gemeinsam bahnten sie sich einen Weg durch die Widerständler, die sich in diesem Moment bemühten wertvolle Daten und Geräte fortzuschaffen, damit nichts davon in die Hände der Freiwilligen fiel. Die Konsequenzen wären nicht abzusehen.
„Ich schätze, ich weiß, warum die hier aufgetaucht sind,” begrüßte er Da'an und Liam.
Damit führte er die beiden in einen kleineren, leeren Raum. Er schnappte sich eines der dort liegenden Geräte und begann es an Da'ans Körper auf und ab zu führen. „Ich vermute, man hat Ihnen auf dem Schiff ... Aha!” Der Scanner hatte begonnen heftig zu fiepen. „Dachte ich es mir doch, ein Sender.” Mit diesen Worten griff er sich den Saum von Da'ans Hemd und entfernte einen gerade stecknadelgroßen Gegenstand, den er dem Taelon in die ausgestreckte Hand legte. Der zierliche Alien blickte einen Moment lang völlig regungslos darauf hinab, dann ballte er die Hand zur Faust und hob sie vor sein Gesicht. Liam sah es deutlich aufglühen, als sich die Finger wieder öffneten fielen ein paar Aschekrümel herunter. Da'an verzog wütend die Lippen und murmelte ein paar wirklich hässliche gälische Flüche. Seine ganze Haltung drückte absoluten Zorn aus, es sah aus, als sei er in diesem Moment durchaus bereit den Schuldigen zu töten.
„Kommt schon Leute, wir müssen hier weg, die haben den Fahrstuhl gefunden. Es ist nur eine Frage der Zeit bis sie hier unten sind,” rief Augur vom Eingang her ehe er verschwand.
„Da'an ist alles in Ordnung?” fragte Liam zögernd, der Zorn des Taelons ängstigte ihn ein wenig. Wer wußte schon, was er jetzt tun würde. Nichts dummes hoffte der junge Mann.
„Es geht mir gut Liam. Wir sollten tun was Augur uns geraten hat und diesen Ort verlassen.” Damit ging er, noch immer diese erschreckende Wut ausstrahlend.
Liam blieb nichts anderes übrig als zu folgen. Damit verließen sie das nun aufgegebene Hauptquartier.

Sie erreichten das Interdimensionsportal als letzte, alle anderen waren bereits fort, außer dem Widerständler, der es bediente, er würde nach ihnen gehen und vorher die Selbstzerstörung des Portals initialisieren. Der Mann wirkte äußerst nervös und schien sich gar nicht wohl zu fühlen. Deutlich lag Furcht in seinen Augen, seine Finger flogen förmlich über die Bedienung. Augenblicke später begannen sich weiße Energiebögen zu bilden, die sie beide in die Interdimension rissen.

Sie fanden sich auf dem Mutterschiff wieder umgeben von bewaffneten Freiwilligen. Man hatte sie scheinbar erwartet. Da'an murmelte leise etwas, das sich auf das Schicksal des Verräters bezog, sollte er diesen zu fassen bekommen.

Den beiden blieb keine Zeit mehr über ihre weitere Zukunft nachzudenken. Unsanft wurden sie abgeführt.


Da'an seufzte leise. Man hatte ihn in diese Zelle gebracht und dann allein gelassen. Was mit Liam war, wusste er nicht. Da nicht er das primäre Ziel gewesen war, ging es dem jungen Kimera wohl relativ gut. Jedenfalls solange man ihn keiner genaueren Untersuchung unterzog. Da'an schauderte bei dem Gedanken, was man mit ihm machen würde, sollten die Taelons von Liams Verwandtschaft mit Ha'gel erfahren. Allerdings würde er sich wohl erst einmal um sich selbst sorgen müssen. Er hörte sich nähernde Schritte. Es war Quo'on, flankiert von zwei Freiwilligen. Der ältere Taelon musterte ihn. von oben bis unten, schien zu erwägen wie er mit ihm verfahren sollte.
„Da bist du also wieder”, meinte er schließlich sanft. Sein Miene hatte einen freundlichen Ausdruck. Da'an wusste, dass dies täuschte, Quo'ons Gesicht war eine Maske, die seine wahren Absichten verbarg. Dieses Mal würde es für ihn keine Möglichkeit zur Flucht geben, selbst der Weg über das Gemeinwesen war ihm versperrt. Quo'on hatte Helfer, die Da'an wirksam von den anderen abschirmten. Der Synodenführer wollte Ma'els Wissen und er würde es sich holen.


William Boone war noch dabei das Gespräch mit Zo'or zu verdauen, als ihn der nächste Schlag traf. Augur rief ihn an und berichtete von den Ereignissen in der Kirche. Er berichtete ebenfalls, dass Liam und Da'an seitdem verschwunden waren, niemand wusste, was mit ihnen passiert war. Bereits vertrautes Entsetzen machte sich in ihm breit. In den letzten Tagen folgte wirklich Überraschung auf Überraschung, nur wenige davon waren angenehm gewesen. Aber das ...
Als erstes musste er herausfinden, wo die beiden steckten. Er konnte in diesem Punkt nur Vermutungen anstellen, aber diese waren höchst beunruhigend. Da'an und Liam waren sicher nicht freiwillig verschwunden, sondern höchstwahrscheinlich entführt worden. Das wiederum legte den Schluss nahe, dass Quo'on etwas damit zu tun hatte. Was bedeutete, dass beide in großen Schwierigkeiten steckten. Deutlich erinnerte er sich an den entschlossenen Ausdruck in Quo'ons Augen, der Synodenführer würde nichts unversucht lassen um zum Ziel zu kommen. Was schreckliches für Da'an verhieß. Was Liam anging, ihn würde man vermutlich einfach töten oder vielleicht als Druckmittel gegen Da'an einsetzen. Die beiden standen sich inzwischen recht nahe, so dass diese Möglichkeit nicht zu weit hergeholt war. Wie um alles in dieser Welt sollte er sie da wieder herausholen? Die Antwort kam ebenso schnell wie deutlich. Zo'or! Der nordamerikanische Companion hatte seine Hilfe bereits angeboten, jetzt würde Boone sie in Anspruch nehmen müssen. Mit einem tiefen Seufzer machte er sich auf den Weg zurück zur Botschaft.


Zo'or saß ruhig auf seinem Stuhl und war in Gedanken versunken, als Quo'ons Beschützer zurückkehrte. Der Mann wirkte extrem erregt. Sein Gesichtsaudruck sagte deutlich, dass ihm etwas große Sorgen bereitete.
„Zo'or, ich fürchte ich brauche Ihre Hilfe.” Er klang nicht sehr glücklich bei diesen Worten.
„Inwiefern?” er hielt seine Stimme ausdruckslos, bedeutete dem Mann mit einer anmutigen Geste zu antworten.
„Da'an und sein Begleiter sind verschwunden, ich vermute Quo'on hat etwas damit zu tun.”
„WAS???!!!” Zo'or sah umgehend rot. Eben noch hatte diese Mensch ihm versichert, dass Da'an in Sicherheit währe und nun sagte er ihm, sein Elter befände sich in den Händen des Synodenführers. Wusste er denn nicht, was dieser mit ihm machen würde?
Mühsam rief Zo'or sich zur Ordnung. Natürlich wusste Boone das, sonst wäre er wohl kaum hier. Es galt umgehend Maßnahmen zu treffen. Wenn Da'an nicht schnell Hilfe bekam, würde sie wohl nicht mehr viel finden, das sie retten konnten. Quo'on war sehr versiert im ‚Verhören’ von Personen, seine Methoden waren gründlich und oft tödlich.
Er öffnete einen Datenstrom, rief eine ganz bestimmte Person.
„T'than? Ich brauche deine Hilfe.”

Sein Elter blickte ihn überrascht an. Zo'or hatte ihn schon lange um nichts mehr gebeten und jetzt auf einmal... Es musste wirklich wichtig sein, wenn er seinen Stolz dafür überwand.
„Worum geht es?”
„So wie es aussieht befindet sich Da'an in Quo'ons Gefangenschaft.”
„Ich bin sofort bei dir.” T'than kappte die Verbindung und machte sich auf den Weg. Wut und Sorge überfluteten seinen Geist, bildeten ein unentwirrbares Gemisch. Er fühlte sich abgelenkt, fast hilflos, dadurch. Er wusste nicht, wie er mit solchen Gefühlen umgehen sollte. Um so besser wusste er dafür, was er tun musste, um sie zu beseitigen. Er musste sich mit Zo'or beraten, gemeinsam würde ihnen hoffentlich etwas einfallen, um Da'an zu befreien. Er verstand durchaus, dass sein Kind sich an ihn gewandt hatte, gemeinsam hatten sie die nötige Macht um selbst Quo'ons Willen zu umgehen. Auch wenn sie in der Vergangenheit oft gegeneinander gearbeitet hatten, in diesem Punkt schienen sie sich einig.

In der Botschaft angekommen begab T'than sich auf geradem Weg zu Zo'ors Büro. Er fand seinen Nachkommen im Gespräch mit Quo'ons Beschützer vor. Es war gewiss kein erfreuliches Thema, welches sie diskutierten. Beide wirkten zutiefst beunruhigt, was seine eigenen Gefühle widerspiegelte.
Nur was machte der Mensch eigentlich hier? Sollte er nicht bei Quo'on sein und seiner Pflicht nachgehen?
„T'than es ist gut, dass du so schnell herkommen konntest. Commander Boone kennst du ja bereits, er war es, der mich über Da'ans missliche Lage informierte.”
T'than beschloss spontan, nicht mehr wissen zu wollen. Der Mann hatte seinen Companion aus irgendeinem Grunde hintergangen, ganz davon abgesehen, dass er eigentlich gar nichts von diesen Ereignissen wissen konnte, da er in den letzten Stunden in Zo'ors Dienst gewesen war. Das wiederum legte den Schluss nahe, dass er mit dem ersten Verschwinden Da'ans zu tun gehabt hatte und somit vielleicht Mitglied des Widerstandes war. Wenn dem so war, wollte T'than es nicht wissen, er wollte mit dieser Organisation nicht in Verbindung gebracht werden und Unwissenheit mochte seinem Seelenfrieden weitaus bekömmlicher sein.
„Sag bitte nichts weiter zu diesem Thema. Wir sollten uns statt dessen bemühen Da'ans Aufenthaltsort ausfindig zu machen. Wo könnte Quo'on ihn deiner Meinung nach festhalten?”


Quo'on war inzwischen halb verzweifelt. Da'an schwieg hartnäckig, trotz aller Bemühungen ihn zum Sprechen zu bringen. Der Synodenführer war inzwischen sicher, es völlig falsch angefangen zu haben. Er hätte Da'an von seinen guten Absichten überzeugen müssen, statt ihn zu foltern. Aber was hätte er denn machen sollen? Bittere Notwendigkeit hatte ihn zu diesem Schritt bewogen. Die Informationen waren überlebenswichtig für sein Volk. Tiefe Trauer machte sich in ihm breit. Trauer um diesen jungen Taelon, der so verzweifelt versuchte jenes Volk vor ihnen zu beschützen und letztendlich doch scheitern würde. Quo'on konnte nicht zulassen, dass Ma'els Aufzeichnungen verloren gingen, welcher Preis auch immer dafür zu zahlen war.
Er straffte sich und ging zurück in den Verhörraum.


Da'ans ganzes Universum bestand nur noch aus Schmerz. Seit Ewigkeiten nichts als Schmerz. Ihm schien, als hätte es nie eine Zeit ohne dieses Leid gegeben. Noch wankten seine Barrieren nicht, noch würde niemand in seinen Geist eindringen können. Aber wie lange noch? Wie lange konnte er der Qual noch standhalten? Innerlich flehte er alle Mächte, ob gut oder schlecht, an ihn zu erlösen, doch diese Gnade wurde ihm nicht gewährt, niemand erhörte seine wortlosen Bitten.


Zwei dunkle Gestalten schlichen lautlos durch die Gänge des Mutterschiffes. Die drei waren übereingekommen, niemanden sonst an der Befreiungsaktion zu beteiligen, das Risiko wäre zu groß gewesen. Zo'or würde Quo'on weglocken und beschäftigt halten, während T'than und Boone die beiden Gefangenen befreiten.
Es hatte nur ein paar Minuten intensiver Nachforschung durch die beiden Taelons bedurft, um herauszufinden, wo Da'an sich befand und vor allem wie er dorthin gekommen war. Die Aktion in der Kirche war nur ein Ablenkungsmanöver gewesen, die eigentliche Falle war das Interdimensionsportal gesteuert von einem Mitglied des Widerstandes. Jener Mann hatte jedoch schon vor Wochen die Seiten gewechselt, in der Hoffnung dadurch in der Gnade der Taelons zu stehen, wenn diese den Widerstand vernichteten. Boone war entschlossen den Mann mit eigenen Händen zu erwürgen und hatte dies auch laut kund getan. T'than und Zo'or hatten jedoch eigene Interessen an diesem Mann geäußert. Boone hatte widerwillig eingesehen, dass die beiden dem Verräter die Hölle sicher besser heiß machen konnten als er. Im Austausch für ihre Hilfe würden sie nun den Kollaborateur bekommen, der sich sicher wünschen würde nie geboren zu sein.


Endlich erreichten sie den Gefangenenbereich des Mutterschiffes und tatsächlich war, abgesehen von ein paar Freiwilligen, niemand zu sehen. Kein Taelon war anwesend. Boone hatte vorgesorgt und ein paar simple Schlafgasgranaten mitgebracht. Die Wächter würden einschlafen ohne zu wissen, wie ihnen geschah. Eine Gasmaske hatte er selbstverständlich ebenfalls mitgebracht und streifte sie jetzt über. Er holte leicht aus und warf die kleine ovale Form direkt vor die Füße eines Wachpostens, der fast umgehend zu Boden sank. Die anderen taten es ihm unfreiwillig gleich. Noch immer voller Vorsicht, schlichen die beiden Retter weiter. Sie fanden Liam zuerst. Er war in seiner Zelle vor dem Gas geschützt gewesen, das Energiefeld, welches ihn an der Fluch hinderte, verhinderte auch ein Eindringen des Gases. Er war offensichtlich froh die beiden zu sehen, auch wenn er T'than mit sichtlicher Verblüffung anstarrte. Der Kriegsminister starrte verdrießlich zurück, er mochte es nicht besonders derart gemustert zu werden. Der Kimera-Mischling war nicht zu Schaden gekommen, man hatte es bisher nicht als notwendig erachtet, ihn zu verhören, die andere Beute war wertvoller.

Sie fanden Da'an in einem an den Zellentrakt angrenzenden Raum. Er lag ohnmächtig auf einem Tisch. Neben ihm eine jener Sphären, die, wie sie alle wussten, grauenvolle Schmerzen erzeugen konnten, ohne den Gefolterten wirklich zu verletzen. Da'an schien bisher nichts verraten zu haben, denn es sah aus, als sei das Verhör lediglich unterbrochen worden. Mit einem entsetzen Gesichtsausdruck beugte Liam sich über den Taelon, nahm ihn sanft in seine Arme und hob ihn von der Bahre. Er war so leicht, fast schwerelos, als habe er während der Folter an Substanz verloren. Tränen traten in die Augen des Mischlings, Da'an musste schrecklich gelitten haben.


Der Rückweg gestaltete sich etwas schwieriger, da Liam Da'an tragen musste, der die ganze Zeit über bewusstlos blieb. Auch mussten sie ständig acht geben, nicht Quo'on über den Weg zu laufen, der inzwischen sicher schon auf dem Rückweg war. Beim Interdimensionsportal trennte T'than sich von der kleinen Gruppe, er würde auf dem Mutterschiff bleiben und Zo'or vom Erfolg der Mission in Kenntnis setzen. Die beiden Männer kamen Augenblicke später in Südamerika im dortigen Unterschlupf des Widerstandes an.


Einige Tage später

Da'an hatte sich langsam aber stetig vom Verhör erholt und war wieder zu Kräften gekommen. Zo'or hatte ihm mehrere Besuche abgestattet. Er hatte Boone schreckliches angedroht, sollte dieser ihn daran hindern wollen. Die beiden verbrachten den Großteil ihrer Zeit damit, einander kennen- und schätzen zu lernen. Da'an hatte einen guten Einfluss auf den jüngeren Taelon, er besänftigte dessen Zorn, brachte ihn dazu seine Ansichten zu überdenken und seine Prioritäten, wenigstens teilweise, neu zu setzen.
Wenn er gerade nicht mit Zo'or zusammen war, leistete Liam Da'an Gesellschaft. Das überraschte niemanden sehr, hatte es sich doch von Anfang an deutlich abgezeichnet, dass die beiden mehr als nur Freunde sein würden. Das Band zwischen den beiden festigte sich zusehends, was jedoch nicht ohne Probleme ablief. Zwar nicht zwischen den beiden, aber von anderer Seite. So war Zo'or sehr überrascht, die beiden eines Tages Hand in Hand vorzufinden, es dauerte einen Moment, ehe er es verarbeitet hatte und sich auf die neue Situation einstellte. Bis dahin hatten die Anwesenden und es waren nicht nur Da'an und Liam sondern auch Boone, Augur und Doktor Bellman, die Da'an behandelt hatte, erhebliche Mühe ernst zu bleiben. Zo'ors Gesichtsausdruck spiegelte eine sehenswerte Mischung aus Verblüffung, Unglauben und purer Verwirrung wieder. Nachdem er sich von der Überraschung erholt hatte, beschloss Zo'or T'than gegenüber nichts davon zu erwähnen, wer wusste schon, wie er reagieren würde. Sicher nicht sehr erfreut.


Unterdessen hatte, Quo'on mehr oder weniger unauffällig, den Planeten nach Da'an und seinen Helfern absuchen lassen. Ohne Erfolg, da T'than und Zo'or alle Spuren verwischt hatten, die sich noch an Bord des Mutterschiffes befanden. Ebenso gründliche Arbeit hatten Boone und Sandoval geleistet. Der Kriegsminister hatte seinen Beschützer angewiesen, den Befehlen Boones Folge zu leisten, aber er hätte sich wohl auch freiwillig beteiligt, zu sehr genoss er es offensichtlich dem Synodenführer einen Strich durch die Rechnung zu machen.


Vormittag
Da'ans Krankenzimmer

Commander Boone öffnete ein wenig zögernd die Tür, nachdem er angeklopft hatte. Er war sich nicht ganz sicher, ob er stören durfte. Eine Frage, die sich Sekunden später erledigt hatte.
„Das wird langsam zur schlechten Angewohnheit,” murmelte er verärgert, als er feststellte, dass Da'an, wieder einmal, verschwunden war. Mit einem frustrierten Seufzer zog er die Tür zu und machte sich auf die Suche, allzu weit konnte der Taelon nicht sein. Man hätte es ihm mitgeteilt, wenn Da'an versucht hätte, die Basis zu verlassen, obwohl Ms. Palmer in letzter Zeit ziemlich schlecht auf ihn zu sprechen war. Erst die Rettungsaktion und dann Zo'or, der ständig hier herumschlich, das nagte sichtbar an ihren Nerven. Durchaus möglich, dass sie Da'an absichtlich hatte entwischen lassen. Verflucht sei das Verantwortungsbewusstsein dieses Taelons, der nicht zulassen wollte, dass der Widerstand seinetwegen in Gefahr geriet. Es war ihm zuzutrauen, dass er gegangen war, ohne jemandem Bescheid zu geben. Von seinen eigenen Gedanken beunruhigt verfiel der Mann in Laufschritt, was dazu führte, dass er beinahe in Zo'or hineinrannte. Der Taelon schien darüber nicht sonderlich erzürnt zu sein, erkundigte sich lediglich nach dem Grund für seine Eile. Die Antwort schien ihn eher zu erheitern.
„Da'an ist auf Ma'els Schiff, es ist inzwischen abflugbereit.”
„Abflugbereit?”
„Das soll Da'an ihnen lieber selbst erklären. Im übrigen wollte ich sie fragen, ob sie eventuell in meinen Dienst wechseln möchten, ich habe inzwischen den Eindruck gewonnen, dass ein Teil von Quo'ons Verdacht auch auf sie fällt. Da ich über ihre ‚Freizeitaktivitäten’ bereits informiert bin und auch nichts dagegen habe, sollte dies wohl kein Problem darstellen.”
Boone war etwas außer der Reihe und starrte den Companion nur sprachlos an. Ein solches Angebot hatte er noch nie gehört. Zo'or wollte wissentlich einen Widerständler in seine Dienste nehmen.
„Warum schließen Sie sich nicht auch noch dem Widerstand an?” fragte er schließlich aus seinem Anfall geistiger Verwirrung heraus.
„Das wäre dann meine nächste Frage gewesen,” meinte Zo'or nur lächelnd. Er genoss sichtlich den schockierten Ausdruck auf dem Gesicht des Mannes.
„Bedenken Sie die Vorteile, die es für Ihre Organisation hätte, wenn ein Taelon für sie arbeitet.” Fügte er noch hinzu.
„Darüber muss ich gründlich nachdenken.” Murmelte der Beschützer schließlich verzweifelt, das war einfach zu viel auf einmal für ihn. Den Rest des Weges legten sie schweigend zurück, jeder in seiner eigenen Welt versunken. Beide dachten über das nach, was diesem Tag folgen mochte.

Auf der Brücke von Ma'els Schiff fanden sie Da'an, der gerade den Status des Schiffes prüfte und Liam, der ihn beobachtete. Beide schienen eine Abmachung getroffen zu haben. Zo'or, der offensichtlich ebenfalls Bescheid wusste, gesellte sich zu Liam. Da'an wandte sich Boone zu. Dem Mann fiel erst jetzt auf, dass der Taelon seine Kleidung wieder trug. Während er krank gewesen war, hatte man sie gereinigt und gründlich untersucht. Mehr als ein Wissenschaftler war unter den Widerständlern und die hatten nun die Gunst der Stunde genutzt. Schließlich ergriff Da'an das Wort.
„Sie haben sich sicher schon gefragt, warum ich hier bin und vor allem, warum ich die Schiffssysteme aktiviert habe.”
Boone nickte. Er war an der Erklärung sehr interessiert.
„Ma'el hatte damals einen Plan entworfen, für den Fall, dass unsere Bemühungen nichts fruchten würden und die Erde zerstört würde. Er hatte gehofft, dass es nie dazu kommen würde und ich hoffe es ebenfalls. Aber für den Fall dass doch, hat er dieses Schiff mit einer sehr speziellen Fracht versehen.” Da'an hob an dieser Stelle die Hand, um Boone an seiner Frage zu hindern. „Diese Fracht besteht aus genetischen Proben fast aller Lebewesen, die damals auf der Erde existierten, auch von Menschen. Wohlgemerkt, wir haben vermutlich sehr viel übersehen, doch was wir haben reicht, um ein stabiles Ökosystem zu erschaffen, in dem ein Überleben problemlos möglich ist.”
Hier gelang es Boone endlich etwas zu sagen.
„Wollen Sie mir sagen, dieses Schiff ist so eine Art Arche Noah?”
„Ja, im wesentlichen ist das korrekt, obwohl wir nicht nur ein Paar von jeder Art haben, sondern erheblich mehr. Ich war in Sorge, ob etwas beschädigt worden sein könnte, glücklicherweise war dem nicht so.” Da'an wirkte sehr zufrieden. Berechtigterweise. Ein solches Projekt zu verwirklichen, das war in der Tat eine Lebensaufgabe und nun auch noch auszuführen, was er eben beschrieben hatte ...
„Wie lange würde es dauern, das umzusetzen?”
Da'an lächelte leicht bei dieser Frage.
„Erst müssen wir einen Planeten finden, der geeignet ist, das heißt eine gelbe Sonne hat, im richtigen Abstand und Winkel um diese kreist und über Wasser verfügt. Außerdem sollte er sich nicht gerade im Gebiet der Taelons oder Jaridians befinden. Dann muss er vorbereitet werden, eine Atmosphäre muss geschaffen werden, Grundlagen für Leben müssen entstehen und schließlich die Ansiedlung des Lebens selbst. Mit ein paar tausend Jahren dürften wir schon rechnen.”
„Wir?”
„Liam wird mich begleiten. Er bestand sehr nachdrücklich darauf.” Da'an schien diesen Punkt recht vergnüglich zu finden.
„Wie wollen Sie eigentlich von der Erde wegkommen? Man wird vom Mutterschiff aus auf sicher aus Sie schießen.”
„Das lassen Sie mein Problem sein. Ich wollte Ihnen eigentlich nur erklären, was wir vorhaben und mich verabschieden. Wir werden heute noch abreisen.”
„Was ist mit Doors und Ms. Palmer? Haben die nichts dagegen?”
„Ich hatte nicht vor, sie zu fragen.”
„Dann wünsche ich Ihnen viel Glück. Wann genau soll es losgehen?”
„Sobald sie und Zo'or das Schiff verlassen haben. Es ist bereits alles vorbereitet.”
„Ihr habt euch die Sache wohl gut überlegt.” Inzwischen hatte Boone seinen Humor wiedergefunden und lächelte leicht.
„Wir hatten viel Zeit.” Das Lächeln wurde fröhlich erwidert. Dann, sehr zu Boones Überraschung, umarmte Da'an ihn.
„Danke. Für alles,” murmelte der Taelon in das Ohr des Mannes, der seine Umarmung erwiderte und ihn kräftig an sich drückte.
„Keine Ursache.”
„Trotzdem habe ich ein Geschenk für Sie.” Da'an streifte seinen Armreif ab und gab ihn dem Mann.
„Sie sollten ihn sich genau ansehen. Ihr Handeln bestimmt die Zukunft Boone.” Dieses neuerliche Rätsel war typisch für den Taelon, zu dieser Auffassung war Boone inzwischen gelangt. Dass er allerdings das Gedicht zitierte, musste etwas zu bedeuten haben. Gemeinsam mit Zo'or verließ er kurz darauf das Schiff. Er hatte sich noch von Liam verabschiedet, der seine Wahl überhaupt nicht zu bedauern schien. Zo'or hatte Da'an Lebewohl gesagt, ein endgültiges wie es schien, die Chancen für ein Wiedersehen standen mehr als schlecht.
Beide begaben sich in die Washingtoner Botschaft und warteten dort den Start des Schiffes ab. Etwa eine Stunde später meldete sich eine sehr aufgeregte René Palmer und teilte ihm das Verschwinden des Schiffes sowie Da'ans und Liams mit. Sie verlangte zu wissen, ob er etwas damit zu tun hätte, was er jedoch glaubhaft verneinen konnte.
Er würde ihr später von Zo'ors Angebot berichten, allerdings hatte er das an ihn gerichtete angenommen, es war vermutlich besser, wenn er Quo'on vorerst nicht mehr unter die Augen kam.


Boone fand erst einige Tage später die Muße Da'ans Geschenk genau zu begutachten. Inzwischen war er offiziell Zo'ors Beschützer und kam auch gut mit diesem zurecht. Der Companion war auch dieses Mal anwesend.
Unschlüssig drehte der Mann den Reif in den Händen hin und her. Es war ein wundervolles Stück Handwerkskunst. Kunstvoll verwobene Silberfäden bildeten ein verschlungenes kaum nachzuvollziehendes Muster. Doch er konnte daran einfach nichts feststellen. Ein seltsames Glänzen auf der Innenseite zog seine Aufmerksamkeit auf sich. Im Inneren des Reifes waren, nur in einem bestimmten Winkel erkennbar, mehrere kleine Metallstücke eingelassen, die gewiss nicht aus Silber bestanden. Was war das?
Ratlos wandte Boone sich an Zo'or und stellte diesem seine Frage. Der nahm den Reif und betrachtete sich die Einlegearbeiten genau, dann erschien ein ungläubiges Lächeln auf seinem Gesicht. Er murmelte etwas auf Eunoia. Es klang bewundernd. Dann strich er sanft in einer bestimmten Reihenfolge über die einzelnen Punkte mit bemerkenswertem Erfolg. Etwas im Inneren des Reifs aktivierte sich. Winzige miteinander verbundene Energielinien bildeten einen glühenden Punkt in der Mitte, dieser Punkt weitete sich zu einer geraden Linie und schließlich zu einer dreidimensionalen Darstellung aus, die vor Zo'or in der Luft schwebte. Eine Landkarte, deutlich konnte Boone verschiedene Markierungen erkennen.
„Dieses Schlitzohr. Er hatte das die ganze Zeit über bei sich und Quo'on hat es nicht gefunden.” Ein Grinsen breitete sich über die Züge des Mannes aus. Er sah, dass es dem Taelon ähnlich erging. Sie hielten die Lösung in den Händen und wahrhaftig das Schicksal der Menschheit. Es lag an ihnen beiden, was daraus wurde. Da'an hatte ihnen ein immenses Vertrauen erwiesen und eine schwere Last auf ihre Schultern gelegt. Sie würden auch diese meistern. Die Verbündeten lächelten einander an.

 

ENDE

 

 

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