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  „Feste feiern?” von AlienVibe   (Emailadresse siehe Autorenseite),   Februar 2005
Alle hier vorkommenden Personen gehören den jeweiligen Eigentümern. Earth: Final Conflict gehört Tribune Entertainment Co., Lost Script Prod. Inc., Atlantis Films und VOX. Bitte veröffentlichen Sie diese Geschichte nicht ohne vorheriges Einverständnis der Autorin.
 
Thema:  Lili wünscht sich etwas Großes (Prequel zu ‚Heiligabend’)
Zeitpunkt:  vierte Staffel, nach ‚Forge of Creation’
Charaktere:  Lili Marquette, Vorjak
 
Anmerkung:  Dieser Text wurde als Teil des Adventskalenders 2004 geschrieben.
 

 

FESTE FEIERN?

 

Es war einer dieser seltenen Abende ...

Vorjak und Lili hatten einige Einheiten ungestört miteinander verbringen können.
Sie hatten ihre ekstatische Begeisterung füreinander geteilt und lagen jetzt umschlungen da.
Jaridias Anführer griff hinter sich, wo er etwas zum Zudecken vermutete, fand es und breitete es über seine Gefährtin.
Diese drückte sich fest an ihn.
„Vorjak?”
„Was gibt es, meine Wichtigste und Nächste?”
„Ich- ich habe eine Bitte an Dich.”
„Was immer Du wünschst.”
„So einfach dürfte das nicht werden ...”
„Du hast noch nie etwas von mir gewollt, dass ich nicht hätte tun oder beschaffen können.”
„Oh doch - und zwar nur allzu oft.”
„Bitte?”
„Dich.” Jetzt klang Lili sehr traurig. „Du bist der Erste des Imperiums - alle haben mehr Recht auf Dich als ich, und das habe ich akzeptiert. Und deshalb ist es eine große Bitte, die ich da vorbringe, denn ich wünsche mir - Dich, ab Beginn einer ganz bestimmten Dunkelphase, die bald bevorsteht, bis zum Anbruch der Helle.”
Vorjak schaute sie etwas verwirrt an.

„Ich möchte den Heiligabend mit Dir verbringen - mit Ariel und Dir.”

„Den - den was?”
Der Jaridian löste sich behutsam aus der Umarmung, um den Kommunikator aus seinem achtlos auf den Boden fallen gelassenen Kampfanzug hervor zu wühlen. Dieser enthielt ein Übersetzungsmodul.
Er legte ihn zwischen seine Gefährtin und sich selbst, nachdem er sich wieder zu ihr begeben hatte, und aktivierte ihn.

Lili musste lächeln.
Auch sie benötigte noch oft Unterstützung dabei, Jaridian zu verstehen - und häufig konnte auch der Translator nicht helfen, weil es in ihrer Sprache keinen Begriff für das gab, worum es gerade ging.
Vorjaks Volk kannte zum Beispiel allein zwölf verschiedene Worte für ‚Ehre’ - wobei es vor allem darum ging, auf welche Weise diese in welchem Ausmaß erworben wurde ...

„Ich möchte den Heiligabend mit Dir und Ariel verbringen”, wiederholte sie, bewusst deutlich artikulierend.

Auf dem kleinen Holo-Bildschirm, über den der übersetzte Text in jaridianischen Schriftzeichen lief, erschien das ‚Unbekannt’-Symbol anstelle der Zeichen, die das vierte Wort hätten darstellen müssen.
„Was ist ‚Heiligabend’?” fragte Vorjak.

Lili stutzte, dann verstand sie.
„Heiligabend ist der vierundzwanzigste Dezember, ein besonderes Datum auf der Erde. An diesem Abend beginnt das Weihnachtsfest, das zwei weitere Tage dauert. Es ist ein christliches Fest, an dem man zusammenkommt, zusammen isst, einander Geschenke macht, Lieder singt und es gut miteinander hat. Es hat eine lange Tradition und ist praktisch das wichtigste Fest auf der Erde - wenn es soweit ist, werden sogar Kriege dafür unterbrochen.”
Zeichen huschten über den Monitor, den der Erste Jaridias aufmerksam betrachtete.
‚Fest’ und ‚feiern’ wurde übersetzt - mit ‚Sonderfreischicht gewährt bekommen/Gefährtenschafts-Erklärung’.
‚Christlich’ bekam das ‚Unbekannt’-Symbol.
Auch Lili war dem wandernden Text gefolgt.
„'Sonderfreischicht bekommen’ trifft es ziemlich gut”, meinte sie. „Ein Fest wie Weihnachten ist eine weltweit anerkannte Auszeit, in der kaum jemand arbeiten muß, und gekämpft wird auch nicht. Und um möglichst viel aus diesem Extra-Frei heraus zu holen, bemühen sich die Menschen, diese Zeit ganz besonders zu gestalten - so, wie ich das tue, wenn Du einmal mehrere Stunden hintereinander bei mir bist.”

„Das tust Du in der Tat”, strahlte Vorjak. „Vieles von dem, was Dir dann wichtig ist, habe ich zwar noch nicht verstanden, aber es - es fühlt sich gut an ... Zum Beispiel das, was Du dann hier mit dem Licht in unserem Schlafraum tust, und dass Du immer zwei Feuerschalen entzündest, mit diesem duftenden Holz darin ...”

„Das ist zum Beispiel etwas, das beim Weihnachtsfest eine große Rolle spielt - besonderes Licht. Wir Menschen haben dann einen Weihnachtsbaum mit Unmengen von Kerzen - ich mag echte am liebsten ...”
Lili war für einen Moment beinahe erschrocken, als sie bei den letzten Worten ihre eigene Stimme hörte.
Sie klang so - klein ...

Sie hatte vor ihrem inneren Auge gerade den Weihnachtsbaum von früher gesehen - den traditionellen Baum ihrer Familie, als sie noch ein Kind gewesen war.
Mit vollem Schmuck und duftenden Kerzen aus echtem Bienenwachs ...
Sie wunderte sich maßlos über sich selbst.
Seit wann war sie derart sentimental?
Auf der Erde hatte sie als Erwachsene praktisch gar nicht mehr gefeiert - weder Weihnachten noch sonst ein Fest, dafür war keine Zeit gewesen.
Für sie als Soldatin mit ihrem besonderen Aufgabenbereich hatte es nie eine Unterbrechung des Krieges gegeben, bevor die Taelon ihn ‚beendet’ hatten, und beim Widerstand erst recht nicht.

Was war der Grund dafür, dass ihr das plötzlich so wichtig war?
Oder war es, weil sie - jetzt Familie hatte?

Sie wusste mit einem Mal ganz genau, dass sie nicht eine einzige rationale Begründung dafür vorzuweisen hatte, dass sie mit ihrem Gefährten und ihrer Tochter Weihnachten feiern wollte.
Und dennoch wollte sie das unbedingt.
Als - als ...
Als ein Symbol des Zusammengehörens.
Des Zusammengehörens als Familie.
Als ein Symbol dessen, was sie - was sie in ihrer damaligen nur an Weihnachten hatte spüren können - an den Festen, an denen ihr Vater da sein konnte.
Da hatte es einen ganz besonderen Moment gegeben - wenn alle um den Tisch versammelt waren zum Essen, dann hatte er in die Runde geschaut, auf die Seinen, und es hatte etwas wie Stolz in seinem Blick gelegen.

Lili hatte sich immer gewünscht, dieser Moment würde ewig dauern.

Und sie stellte fest, dass sie sich genau das auch für Ariel wünschte.
Deren Vater sollte wenigstens zu Weihnachten da sein ...

„Lili? Wo ist Dein Geist unterwegs?” Vorjaks Stimme klang besorgt. Er strich seiner Gefährtin sanft mit den Fingerspitzen der rechten Hand über das Gesicht.
Sie schaute auf, direkt in seine Augen.
„In der Vergangenheit - und in der Zukunft”, antwortete sie leise.
„Bitte, Vorjak, auch, wenn Du es nicht verstehst, sei bei Ariel und mir an diesem besonderen Abend. Es - es ist mir sehr wichtig, auch für unsere Kleine.”

Der Erste des Imperiums betrachtete seine Gefährtin mit ganzer Aufmerksamkeit.
Über ihre linke Wange zog sich eine glänzende Spur Feuchtigkeit.
Er hatte gelernt, dass, wenn einem Menschen Nässe aus den Augen drang, dies signalisierte, dass der Betroffene etwas besonders intensiv empfand.

Nein, er verstand nicht, warum eine Sonderfreischicht zu dem Zeitpunkt, den Lili genannt hatte, anders und wichtiger war als zu jedem anderen.
Aber er fühlte, wie viel es für seine Gefährtin bedeutete, dass er zu diesem speziellen Zeitpunkt bei ihr und ihrem gemeinsamen, ganz besonderen Nachwuchs war.
Er schaltete den Kommunikator aus und nahm das Gesicht der ihm Wichtigsten und Nächsten behutsam in beide Hände.
„Ich verspreche Dir, ab dem Beginn der Dunkelphase, die Du ‚Heiligabend’ nennst, eine Sonderfreischicht mit Dir und Ariel zu verbringen.”

Als Erster hatten alle anderen mehr Recht auf ihn als seine Gefährtin - aber das galt nicht immer.
Als Erster hatte er das Recht, zu bestimmen und zu verfügen.
Und er würde verfügen, dass ihm eine Sonderfreischicht zustand.

Lili strahlte ihn an.

Wenig später teilten Menschenfrau und Jaridian einmal mehr ihre Begeisterung füreinander.

 

ENDE

 

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