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  „Aveenas Lied” von AlienVibe   (Emailadresse siehe Autorenseite),   Oktober 2002
Alle hier vorkommenden Personen gehören den jeweiligen Eigentümern. Bitte veröffentlichen Sie diese Geschichte nicht ohne vorheriges Einverständnis der Autorin.
 
Thema:  Kampf ohne Waffen? / Von Hunger und Mangel
Zeitpunkt:  weit vor Beginn der ersten Staffel
Charaktere:  Der Heiler, der Anführer, Trevak, die Zweite, der Verwalter, der Sprecher, der auf dem Weg, die Gesangshütenden des Erd- und des Wasservolkes, Aveena, drei Sechsgliedrige (zwei wachhabende Jaridians)
 

 

AVEENAS LIED

Kapitel 36

 

Teil 2

Wir öffneten den Kreis und nahmen ihn und die anderen hinein. Der Heiler wirkte genau so zittrig und strahlend zugleich wie Trevak vor ihm, und dieser und die Zweite leuchteten einen Augenblick vor Freude über einen weiteren Geheilten unter den Ihren, aber dann schoben sich Anspannung und Sorge in den Vordergrund, vor allem vom Ersten ausgehend, der sich jetzt an den auf dem Weg wandte. „Du hattest Recht mit allem, was Du hier eingebracht hast„, begann er ohne Umschweife. „Und das Gleiche gilt für Dich.” Er schaute den Gesangshüter des Wasservolkes an. „Trevak und die, die mit ihm arbeiten, sind die Aufzeichnungen durchgegangen, so weit zurück, wie sie gekommen sind. Bewiesen und belegt ist sowohl Jaridias Alter und der - längst begonnene - Destabilisierungsprozeß dieses Planeten als auch die Existenz der Dindaei, denen gegenüber ich uns tatsächlich in der Pflicht sehe, was den Erhalt ihrer Rasse angeht - wir haben sämtliche technische Möglichkeiten, uns zu retten, bevor Jaridia implodieren wird, und sie haben, nach Eurer Beschreibung, nichts dergleichen - es wäre gegen jede Ehre, diesbezüglich nichts zu unternehmen. Das große Problem, das sich sofort gezeigt hat, ist im Zusammenhang mit all dem einmal mehr die Existenz der Taelons - die Flotten, die wir zur Verfügung haben müßte, um die Unsrigen und die Dindaei von hier weg zu bringen, sind an der Front sowie durch die erforderlichen ständigen Transport- und Patrouillenflüge gebunden - und die, die neue Flotten bauen könnten in dem Ausmaß, in dem wir sie benötigen, sind im Kampfeinsatz ...”
Es war spürbar, mit welch ungeheurer Disziplin sich der Anführer überhaupt aufrecht hielt. In ihm rangen die gewohnte Art, viele Dinge gleichzeitig im Blick zu haben und innerlich an Lösungen zu arbeiten, mit einer tiefen Verzweiflung - er sah die Seinen bereits ausgelöscht wie in dem furchtbaren Eindruck von der Welt der Verletzlichen ... die Taelon würden nicht zu kämpfen aufhören, schon erst recht nicht, erführen sie vom Zustand des wichtigsten Planeten ihrer Feinde ... Unser aller Energie strömte ihm zu, aber er wies das zurück. „Das mag ja gut gemeint sein, aber es nützt doch nichts ...” Im Kontakt war wieder die aktuelle Situation an der Front - das massive Aufgebot an Taelon-Streitkraft dort, wo zwei für diese vollkommen wertlose Planeten ihre Bahnen um ihre große rötliche Sonne zogen ... „Es gibt inzwischen eine ähnliche Massierung ihrer Flotten an einer zweiten, ebenso absurden Stelle ... ich werde das Gefühl nicht los, beides sind nur Ablenkungsmanöver ... wir sollen unsere Kräfte jeweils dort konzentrieren ... T'than ist klar, daß, würden wir unsere Kampfverbände in einem Ausmaß dorthin lenken, in dem wir seinem Aufgebot realistisch gewachsen wären, unsere Seite der Front geradezu gefährlich ausgedünnt hätten, und ich vermute, daß er genau darauf setzt ... Ich frage mich die ganze Zeit, wo er die Flotten verborgen hält, die dann, wenn wir ihm in die Falle gegangen sind, an irgendeiner ungeschützten Stelle durchbrechen werden - die Langstreckensensoren melden nichts, und das bereitet mir größere Sorge, als wenn ich wüßte, sie hätten ein gigantisches Aufgebot in einem Hinterhalt - mit letzterem könnte ich wenigstens planen ...”
Allein die Taelon-Flotten, die sich in der Nähe der zwei Planeten zusammengefunden hatten, ließen Kälte und Angst in mir aufsteigen - und den unsinnigen Wunsch, sie einfach so verscheuchen zu können, wie die Jaridians die Sechsgliedrigen verscheuchten - indem ich irgendeine laute, mißtönende Schwebung produzierte, mit den Füßen aufstampfte und heftig mit den Flügeln schlug ...
Intensive Aufmerksamkeit ruhte auf mir, warm und sehr hell - die dessen aus den Feuern. „Bitte wiederhole das ...” „Was? Ich habe doch gar nichts ...” „Dieses Bild - mit dem Sechsgliedrigen ... bitte zeige es mir noch einmal deutlich ...” Ich öffnete ihm meine Gedanken und formte den merkwürdigen Eindruck richtig aus - zwei einander überlagernde Szenen: das Bild meiner selbst, umringt von einer Schar Sechsgliedriger, auf dem Weg in die Unterkunft des Hauptkommandos, in die ich sie ja keinesfalls mit hinein nehmen durfte, über dem Bild der Taelonflotten, die unbeweglich und drohend im All hingen, bereit, über die zwei Welten zu kommen, auf die sie es offenbar abgesehen hatten ... und ich wölbte den Bauch und stieß einen schrillen, in den Ohren schmerzenden Gesang aus, spreizte die Flügel und flatterte heftig damit, gleichzeitig im Rhythmus des Platzschaffens mit den Füßen stampfend - und sowohl die Sechsgliedrigen als auch die Taelonschiffe stoben erschrocken davon ...
Den Anführer durchlief eine grün-goldene Welle von Belustigung, und er hatte sich um eine Winzigkeit entspannt, was dem gesamten Kreis gut tat. Der aus den Feuern starrte in meinen Geist, und ich spürte, wie er darum rang, für das, was in ihm zu entstehen schien, Worte und Bilder zu finden. Auch der Erste bemerkte das über den Kontakt und konzentrierte sich auf ihn, und schließlich war die Aufmerksamkeit aller auf ihn gerichtet. „Etwas an diesem Bild ist sehr stimmig ... Keiner von Euch würde jemals in so einen Pulk dieser Wesen schießen oder sein Shaqarava gegen sie einsetzen ... Ihr ... Ihr tut nur so als ob ... Wenn Ihr sie verscheucht, tut Ihr doch nichts anderes, als eine Art Angriff auf sie zu simulieren ...„In dem Gedankeneindruck wirkte ich mit dem weit aufgerissenen Schnabel und den ausgespannten Flügeln, als würde ich mich jeden Moment auf diese Geschöpfe stürzen, um ...
Verzweiflung hatte jetzt in dem Ersten keinen Platz mehr. „Schlägst Du gerade vor, wir sollten einen Angriff auf diese Übermacht - simulieren? Um sie zur Flucht zu veranlassen? Das macht doch gar keinen Sinn - entweder schlagen wir sie vernichtend oder sie uns - so oder so, wir verfügen nicht über die erforderlichen Streitkräfte für eine derartige Aktion ...”
Ich starrte auf den Eindruck, den ich produziert hatte - sehr ungewohnt und seltsam war das ... Ich sah geradezu furchterregend aus, ganz anders, als ich normalerweise auf andere Wesen wirken wollte ... Ich wollte nicht, daß ein anderes Geschöpf Angst vor mir hatte, ich wollte aber, daß mir diese Sechsgliedrigen nicht in das Gebäude folgten, also mußte ich etwas finden, das sie nicht mochten, das ihnen unangenehm war ... also tat ich etwas, um unangenehm zu erscheinen, ohne es wirklich zu sein ... ich war ja nicht einmal zornig auf sie ... Seltsamerweise tauchte jetzt die Gestalt eines Zhawi in meinem Geist auf, so nackt, dünn und erbärmlich wie ein Sechsgliedriges, in dem diese Krankheit wütete ...
„Das ist es.” Der auf dem Weg hatte zu strahlen begonnen. Er griff meinen Eindruck des Zhawi auf - dieser stand jedoch nicht mehr allein und hilflos da, sondern wurde von einem deutlich kräftiger wirkenden Stammesangehörigen im Kampfanzug gestützt, der ihm einen Becher mit einer trüben orangefarbenen Flüssigkeit reichte.
Und als der, dem er da half, das Gefäß entgegennahm, griff er in seine Kleidung und tat irgend etwas - und ein Jaridian stand da und hielt das dürre Geschöpf ...
„Könntet Ihr nicht, statt einen Angriff vorzutäuschen, simulieren, Ihr hättet zusätzliche Flottenverbände?”
Sämtliche Jaridians starrten den auf dem Weg an, fassungslos.
„Wären die Taelons imstande, sofort herauszufinden, ob die Übermacht, die auf sie zusteuert, vielleicht bereits aus sämtlichen Waffen feuernd, aus anderer Materie als aus Photonen besteht? Gäbe es Möglichkeiten, ihre Sensoren so zu verwirren, daß sie keinen Unterschied feststellen können? Wäret Ihr in der Lage, mit Eurer Hologramm-Technologie derartiges zu bewirken?” fragte der aus den Feuern, eindringlich, den Blick auf den Ersten gerichtet.
Dieser war innerlich weit geworden - und bereits dabei, einen holographisch existierenden Flottenverband zu entwerfen. Trevaks Gedanken gingen in eine ähnliche Richtung. Die Zweite war erleichtert - erleichtert darüber, daß eine solche Streitmacht keinen Taelon töten würde ... die Taelons wurden gebraucht für den Weg der Vereinigung ... Im Geist des Verwalters erschienen Reihen von merkwürdig gefomten Geräten, die offenbar in der Lage waren, komplexe Hologramme zu erstellen. Der Sprecher fragte sich, wie derartige „Flotten” befehligt oder viel mehr gesteuert werden müßten, und der Heiler saß an den aus den Tiefen gelehnt, immer noch dessen Flosse um sich und spürbar zu erschöpft, um sich zu beteiligen ... Die aus dem Dunklen ließ ihre warme, tiefrote Energie in den Kreis strömen, zu ihm, zu dem Ersten und zu dem auf dem Weg.
„Was Du ausführst, ist machbar„, gab der Anführer schließlich, an den auf dem Weg gerichtet, in die Berührung. „Es ist gewagt, aber es gibt reelle Chancen, daß genau das gelingt - wir lassen die Taelons glauben, ihre Flottenansammlung würde von einem drei- bis viermal so starken gegnerischen Kampfverband angegriffen - und zwar an beiden Stellen, wo T'than sie positioniert hat ... Ihre Sensortechnik ist der unseren weit unterlegen - eine Anzahl modifizierter Signaturenverzerrer reicht aus, um sie in die Irre zu führen ... Es bräuchte pro ‚Angriffspunkt’ nur ein einziges reales Kampfschiff, das die Holo-Emitter koordiniert und, falls nötig, eine Angriffssimulation durchführt ...Trevak, Du arbeitest die technischen Einzelheiten aus ...” Der Gefährte der Zweiten hatte in Gedanken bereits damit begonnen. „Dazu brauche ich Deine Hilfe„, wandte er sich an den Verwalter. „Wie viele ...”
Der Erste unterbrach beide mit einer Handbewegung und richtete sich dann an uns alle. „Diese Beratung ist erneut ausgesetzt„, sagte er. „Ihr habt uns einmal mehr auf eine sehr unerwartete Weise geholfen, und ich habe wirklich Respekt vor Euren strategischen Fähigkeiten - so oft Ihr deren Vorhandensein auch abstreitet ... Diese ‚Flottenverbände’ müssen so rasch wie möglich starten ... Das wird mindestens acht Zeiteinheiten in Anspruch nehmen, eher mehr ... Ihr werdet benachrichtigt, wann wir fortfahren.”
Er löste sich aus dem Kreis, und die Seinen folgten ihm, bis auf die Zweite, die, bevor sie sich vom Mitte-Lager erhob, sich vor den aus den Feuern hockte und ihn fest in die Arme schloß, dann überraschenderweise zu mir kam und mit mir das Gleiche tat, mich in ihre Energie und wortlosen Dank hüllend. Der einzige Jaridian, der bei uns blieb, war der Heiler, den der aus den Tiefen jetzt vorsichtig in die Flocken bettete, ihm dabei Ruhe, Loslassen und Geborgenheit singend.
Die Taelons ‚verscheuchen’ ... mit einem übermächtigen Flottenverband, der in Wahrheit nur aus einem einzigen kampftauglichen Schiff bestand ... Und dieser Plan hatte alle Aussicht, zu funktionieren ...
Mit einem Mal wollte ich nichts dringender als wieder auf den Platz draußen - nicht für einen erneuten Flugversuch, das würde mein Rücken noch nicht wieder mitmachen - sondern um das Sechsgliedrige wieder zu treffen, das diesen Plan überhaupt erst möglich gemacht hatte. Es war so wichtig, diese Wesen zu verstehen, schon um der Dindaei willen, denen sie offenbar viel bedeuteten ... Ich berührte die anderen, um sie das wissen zu lassen, und bekam intensive Zustimmung. Der auf dem Weg ließ mich ein deutliches „Nein” spüren, als ich in Gedanken bereits Nahrungsriegel und getrocknete Ph'taalfrüchte in ein aus dem vorhandenen Bekleidungsmaterial improvisiertes Bündel zu geben begann. „Es ist noch nicht an der Zeit ... noch nicht ...”
Also verließ ich die Meinen unbepackt, und eine Weile später stieg ich die steinernen Absätze hinunter in Richtung der großen freien Fläche, über mir den schwarzen gestirnten Himmel der Mitte einer hiesigen Dunkelphase - und dann vor mir eine schmale schwarze Gestalt mit riesigen gelben Augen ... und unzählige solcher Augenpaare leuchteten zwischen den schattenhaft aufragenden Gebäuden ...
Ich hockte mich vor das Sechsgliedrige auf den Stein.
Es schaute mich an, und ich schaute zurück.

Und ich versank in seinem Blick ... Immer noch Hunger, unterschwellig... und unbestimmte, diffuse Erwartung ... Sehr, sehr vorsichtig hob ich die rechte Flügelhand und streckte sie ihm hin.
Es bewegte sich nicht.
Ich berührte es behutsam mit einer Krallenspitze.
Die Farbe seiner Augen schien sich zu intensivieren ... schwimmen in einem Meer von leuchtendem Gelb ... hätte ich, egal was, bei mir gehabt, ich hätte es diesem Wesen längst zu Füßen gelegt ... es brauchte doch so sehr ...
Ganz sanft strich ich ihm über die Haut, und meine Tiefensinne öffneten sich. Das Sechsgliedrige empfand den Kontakt als angenehm - aber das war nicht das, was es so dringend benötigte ... Das, was sich anfühlte wie körperlicher Hunger, konnte eigentlich gar keiner mehr sein - es hatte seinen merkwürdigen, offenbar aus mehreren Segmenten bestehenden Magen bis zum Bersten gefüllt, hauptsächlich mit irgendwelchen Pflanzenteilen und mit - Steinen ... Sehr überrascht spürte ich tiefer in sein Innerstes hinein - es war tatsächlich in der Lage, Nahrung aus Stein zu ziehen, es machte Nahrung aus wirklich allem - wirklich allem, was es fand, und es war, als brenne im letzten Teil seines Magens, bevor dieser in ein anderes Organ überging, für das ich keinen Vergleich wußte, eine Art stetiges, intensives Feuer ... es machte Nahrung aus allem, und dennoch fehlte ihm etwas, brauchte es etwas ... von mir, es wollte das von mir ... Ich hatte es angeschaut und ihm damit offenbar signalisiert, ich sei für es da und würde für es sorgen, würde dafür sorgen, daß es ... leuchtendes warmes Gelb, das mich einhüllte, umspülte, versinken ließ ... „Ich weiß doch nicht, was Dir fehlt ... ich kenne Dich doch gar nicht ... ich würde Dir so gern geben, was Du brauchst, wenn ich wüßte, was es ist ...”
Das Geschöpf ließ wieder das unscharfe Bild eines Jaridian auftauchen. „Ja, ich bin etwas Ähnliches ...” Ich schaute auf den Eindruck und tastete sehr behutsam nach anderem, was damit zusammenhing und vielleicht Aufschluß geben konnte über ... Das Sechsgliedrige empfand auch das als angenehm, und ich entdeckte eine Erinnerung in seinem rätselhaften Geist an einen seines Volkes, das von einem Jaridian, der wesentlich kleiner erschien als der, den ich zuerst gesehen hatte, etwas vor die Füße gelegt bekam. Es griff blitzschnell mit dem mittleren Gliedmaßenpaar zu, nahm, was es bekommen hatte, von dort aus in das obere und ließ es in sich verschwinden - und die Erinnerung und das Bild, das ich dazu in seinen Geist gab - ich brachte ihm ein Stück getrockneter Ph'taalfrucht - änderte nichts an seinem Bedürfnis nach ... Es umfloß mich mit diesem warmen Gelb, was mir mindestens genau so angenehm war wie ihm das Berührtwerden, und ich war bereit, ihm zu geben, was immer es wollte ... keines der Seinen sollte mehr Mangel leiden ... Meine Reflexe hatten längst reagiert, und auf den einsetzenden Energiefluß hatte es mit zunehmender Entspannung geantwortet und erlebte auch dies als wohltuend - aber das Bedürfnis nach ... blieb.
Dieses Bedürfnis, das offenbar nicht nur in diesem einen Wesen unbefriedigt war ... Wie konnte es sein, daß auf einer Welt eine ganze Rasse fundamentalen Mangel litt? Den Dindaei ging es gut, und sie gediehen - was fehlte denen, die das Land gewählt hatten? Was war damit überhaupt gemeint?
Als die Dindaei in meinen Gedanken aufschienen, veränderte sich die Haltung des Sechsgliedrigen plötzlich. Es war mit einem Mal sehr aufmerksam, und das warme Gelb in seinen Augen hatte langsam zu pulsieren begonnen, in einem sanften, seltsam zwingenden Rhythmus ... „Die aus dem Meer? Du möchtest die aus dem Meer?” Ich zeigte ihm ein klares Bild einer einzelnen Dindaei und spürte, wie es auch innerlich zu pulsieren begann. Es hatte in seinem Unterbauch ein ähnliches Organ wie die Unterwasser-Stimme der Meeresbewohner, einen luftgefüllten, von einer Art Haut umschlossenen Hohlraum, der in eine Flüssigkeitsansammlung gebettet schien und in dessen Mitte sich eine dünne, kräftige Membran spannte, die von rundum daran ansetzenden Muskeln bewegt werden konnte, die von den Bauchdecken und dem, was das Rückgrat dieses Wesens darstellte, ausgingen. Auch diese Membran pulsierte - und ich spürte eine sehr tiefe, leise, aber sich konstant fortsetzende Vibration unter meinen Füßen ... und ich hatte mit einem Mal das Gefühl, die leuchtenden Augenpaare, die ich überall gesehen hatte, seien viel näher um uns als zuvor ...
Das Volk im Meer ... die Sechsgliedrigen und die Dindaei entstammten der gleichen Urrasse ... und dieses Sechsgliedrige - wollte von mir die Dindaei?
Ich öffnete dem strömenden Gelb um mich herum meinen Geist - rückhaltlos.
Alles, was ich über die Dindaei wußte, ließ ich jetzt auch das grazile Wesen vor mir wissen, und es folgte dem Strom von Bildern mit äußerster Faszination ... Sogar die Wasserwelt ließ ich es sehen, die die Gefährtin des Heilers vor dem Zugríff der Taelons bewahrt hatte, diese Welt, die auf dem zentralen Holo-Schirm der Brücke des Kreuzers eher bräunlich ausgesehen hatte, obwohl drei Viertel ihrer Oberfläche Meer waren ...
Das Sechsgliedrige drückte sich mit einer einzigen fließenden Bewegung mit den unteren Gliedmaßen vom Boden hoch, sprang mich an und hielt sich an mir fest. Ich wurde überflutet von Brauchen ... von unbedingt Brauchen ... Es stieß einen merkwürdigen Schrei aus, mit diesem Membran-Organ und dem, was offenbar seine eigentliche, seine Land-Stimme war - Bewegung um uns, und dann spürte ich zwei weitere dieser Geschöpfe auf mir, eines drückte sich in meinen Nacken, das andere griff in das Fell meines unteren Rückens - Mangel, Brauchen, es fehlte ...
Drei lange, schmale Zungen prüften mich.
Drei einander überlagernde, undeutliche Bilder - zuerst von mir, dann von einem Jaridian.
Verwirrung.
Enttäuschung.
Ich hatte den Eindruck der Meereswelt noch präsent.
Ich wurde erneut geprüft - als ob ihre Zungen dieses Bild zu erreichen versuchten, aber ich war im Weg ... ich war im Weg, aber ich hatte es herbeigebracht ...
Große Verwirrung.
Entschluß.
Achtzehn schmale Krallenhände und -füße packten zu, mit aller Kraft, drei glatte Körper drückten sich fest an mich. Das riesige gelbe Augenpaar, in dem ich längst ertrunken war, schaute zu mir hoch, ein weiteres leuchtete auf meiner rechten Schulter, den Blick des dritten spürte ich unten im Rücken, durchflutet von Gelb ...
Ich legte die Flügel um das Sechsgliedrige, das mich zuerst angesprungen hatte, und verteilte den konstanten Strom meiner Energie gleichmäßig auf alle drei. „Angenehm” kam als Antwortgefühl darauf in die Berührung, verbunden mit Nicht-Nachlassen des Mangels, des Brauchens, das sich jetzt auf das Bild diesen fernen Planeten konzentrierte. Ich realisierte allmählich, daß diese drei mich nicht eher loslassen würden, als bis ich einen Weg gefunden hatte, ihren Wunsch nach dieser Welt zu erfüllen, die sie - essen wollten?

 

Ende von Kapitel 36

 

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