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  „Aveenas Lied” von AlienVibe   (Emailadresse siehe Autorenseite),   Oktober 2002
Alle hier vorkommenden Personen gehören den jeweiligen Eigentümern. Bitte veröffentlichen Sie diese Geschichte nicht ohne vorheriges Einverständnis der Autorin.
 
Thema:  Heilung für Trevak / Fliegen / Die Kraft der zweiten Verwandlung
Zeitpunkt:  weit vor Beginn der ersten Staffel
Charaktere:  Trevak, die Zweite, die Erdvolk-Gesangshüterin, Aveena, der Hüter der Wasser-Gesänge, der auf dem Weg, der Heiler, der Anführer, der Sprecher (zwei andere Jaridians)
 

 

AVEENAS LIED

Kapitel 33

 

Teil 1

Der Gefährte der Zweiten saß vor dem eingeschalteten Holo-Bildschirm, der zwei verschiedene Szenen zeigte: auf der rechten Seite eine leere Explosivtest-Kammer, in der die verschlungene Form aus dem neuen Material, das die Erdvolk-Gesangshüterin hatte entstehen lassen, auf dem Boden lag - unbedeckt und von einzelnen Lichtfunken umtanzt, die rasch in den Öffnungen verschwanden; auf der linken Seite die Gesangshüterin des Volkes im Dunklen, in einem weiteren Testraum mit einer Gußkristall-Kopie des Vermächtnissteins in den Klauenhänden und offenbar singend - Trevak hatte die akustische Übertragung ausgeschaltet. Im Inneren der Kopie schimmerte es grünlich und rot. An der Wand neben der Tür hing in beiden Testräumen irgend ein kleines rundes Gerät.
Trevak selbst war mit dem Stück Bekleidungsmaterial beschäftigt, in das wir die Form eingehüllt hatten. Er hatte Stücke davon abgetrennt, die er offenbar verschiedenen Tests unterzog, und wirkte so konzentriert, daß ich nicht wagte, ihn zu stören, und erst einmal im Eingang stehen blieb. Nach einer Weile blickte der Gefährte der Zweiten zu dem Bildschirm hoch, auf dem rechts die verschlungene Form weiß zu leuchten begonnen hatte, stand auf und betätigte Tasten daran. Leiser Gesang wurde hörbar, ähnlich dem, den die Splitter von sich gegeben hatten. Trevak drückte einen weiteren Knopf, und das kleine runde Gerät an der Wand war plötzlich in groß zu sehen. „Strahlung entspricht dem kosmischen Hintergrund„, sagte er leise zu sich selbst, ließ das Gerät wieder klein werden, wandte sich der linken Bildschirmhälfte zu und schaltete die Kommunikationseinrichtung daran wieder ein. Die aus dem Dunklen hatte die Kopie, mit der sie gearbeitet hatte, inzwischen auf die Arbeitsfläche gelegt - das war kein Gußkristall mehr, das war der gleiche Werkstoff, aus dem die verschlungene Form in dem anderen Testraum bestand ... Die Erdvolk-Gesangshüterin strahlte. „Es funktioniert ... ich habe nicht einmal gewußt, ob so etwas geht, und mit einem Mal funktioniert es einfach ...” „Wir werden sehen, wie Dein neues Material reagiert - komm jetzt wieder hierher zurück, sobald ...” Er vergrößerte auch hier das Gerät an der Wand, so, daß er es ablesen konnte. „Keine erhöhten Werte für harte Strahlung - diese Kopie zeigt allerdings auch keine Aktivität ...” Die aus dem Dunklen stand auf und verließ den Raum, Trevak schaltete die linke Bildschirmhälfte jedoch nicht ab.
Ich raschelte mit den Flügeln, um mich bemerkbar zu machen, und trat ein paar Schritte in den Raum, halb darauf gefaßt, wieder fortgeschickt zu werden, aber der Gefährte der Zweiten wandte sich zu mir um, schaute freundlich und hielt mir die Hände hin. „Kann ich etwas für Dich tun?”
Ich nahm sie. „Nein, vielen Dank ... ich wollte Dir eigentlich anbieten, etwas für Dich zu tun ...” „Für mich? Danke - aber hier kannst Du im Moment ... oh, das meinst Du ...” Ich hatte ihm einen Eindruck seiner selbst zwischen meinen Flügeln zufließen lassen, eingehüllt in den Gesang, der in seinem Innersten blaue Bruchstückchen zu Staub werden ließ.
Und er begann bei der Vorstellung zu strahlen.
„Meine Gefährtin hat mir erzählt, daß Ihr bereit wäret, mich so werden zu lassen, wie sie ist ...” In seinem Geist war ein Bild von ihr, umgeben von leuchtend weißer Energie, und in den Armen hielt sie ein Junges, das genau so aussah. „Das wünsche ich mir so sehr ...”
Tiefrot war mit im Kontakt. „Auch ich würde gern daran mitweben ...” ließ die aus dem Dunklen in die Berührung fließen, und das fühlte sich sehr angenehm an - zu zweit oder mehreren war diese Heilarbeit nur Freude ... Trevak wurde etwas unsicher, als wir ihn zwischen uns nahmen und Flügel und Arme um ihn legten. „Sie hat mir gar nicht erzählt, was ich dabei zu tun habe - was ist, wenn ich etwas falsch mache? Es soll doch niemand Schaden leiden, weil ...” „Es gibt nichts zu tun für Dich ... Du brauchst nur geschehen zu lassen, was geschieht ... aber bist Du Dir sicher, daß es das ist, was Du willst? Du weißt, daß es unumkehrbar ist - und daß sich Deine Fähigkeiten danach nicht mehr von allein steigern und erweitern?” Die aus dem Dunklen schaute ihm in die Augen.
In den Gedanken des Jaridian war ein neues Bild - er, geheilt wie seine Gefährtin, jetzt umgeben von mehreren Jungen unterschiedlichen Alters, alle erfüllt von leuchtend weißer Energie. „Meine physischen Fähigkeiten brauche ich nicht weiter zu steigern - aus meinem jetzigen Dienst hier werde ich nicht mehr entlassen, bis mein Leben beendet ist, und physische Kraft wird hier kaum benötigt. Was gebraucht wird, ist eine Zukunft für die Meinen - gesunder Nachwuchs ...” „Wenn Du geheilt bist, wirst Du dennoch nicht sein wie die Zweite„, gab ich ihm zu bedenken. „Wir können Dir nur Ramaz' Krankheit nehmen - die Ordnung wiedergeben können wir Dir nicht ...” „Ich weiß ... Mir ist auch klar, daß es bedeutet, daß ich wohl vor ihr Abschied nehmen werde, wie Ihr es nennt - aber ich will es trotzdem ...” Flammendrot war in ihm, als sich sein innerer Blick erneut auf seine Gefährtin, umgeben von ihrem gemeinsamen Nachwuchs, richtete. „Bitte, singt für mich ... ich will es unbedingt ...”
Die Gesangshüterin derer im Dunklen zog ihn fest an sich, und ich legte die Flügel um beide, und wir begannen zu singen, ich die Gegenfrequenz zu dem Bruchstück und den beiden obersten Klangbändern des Stranges, der dafür sang, sie die der vier unteren Strangfrequenzen, beide sämtliche Tiefensinne weit offen.
Wie bei seinem Urvorfahren war auch bei ihm die Krankheit erst spät aktiv geworden. Bei nicht einmal dem dritten Teil seiner Zellen war die Ordnung außer Kraft gesetzt, obwohl in fast allen eine kreisförmige blaue Struktur ruhte ... Bruchstück um Bruchstück, Strang um Strang wurde unter unserem Gesang zu Staub. Trevak war von dem, was er über den Kontakt in sich wahrnahm, so fasziniert, daß ich sein Körperselbst mehrmals erinnern mußte, ihn atmen zu lassen und seinen Herzschlag nicht ins Uferlose zu beschleunigen ...
Und schließlich war die Arbeit getan - in seinem Innersten gab es nirgends auch nur noch eine Spur von Blau. „Dir wird noch viel Zeit mit der Zweiten bleiben„, ließ ihn die Erdvolk-Gesangshüterin wissen. „So, wie es aussieht, hast Du noch fünfzig oder sechzig Umlaufzyklen zur Verfügung ...”
Ein heftiges, berstendes Geräusch und weißes Aufflammen ließ uns alle zusammenfahren. Hätten wir den strahlenden, aber sehr zittrigen Jaridian nicht noch im Halt gehabt, wäre er zu Boden gegangen - der Bildschirm über der Arbeitsfläche zeigte auf der rechten Hälfte nur noch hochfrequentes Flimmern. Trevak versuchte, sich aus dem Kontakt zu winden, aber wir hielten ihn fest. „Warte ... Du brauchst jetzt erst einmal Ruhe ... Dein Körper hat eine Anstrengung hinter sich gebracht, Du kannst Dich jetzt um nichts kümmern außer um Dich selbst ...” „Danke ... ich danke Euch wirklich sehr ... aber da ist doch etwas passiert, ich muß doch ...”
Die aus dem Dunklen ließ ihn los. Er sackte in sich zusammen und gegen mich, und ich fing ihn auf, während sie sich aus der Berührung löste und sich zu der in jedem Raum obligatorischen Kommunikationseinheit in der Wand neben dem Eingang verfügte (ich hatte noch nie die Gelegenheit gehabt, zu fragen, warum es sie überall gab, wo doch jeder Jaridian ein solches Gerät bei sich zu tragen schien ...). Sie aktivierte es und sang hinein, während ich den Gefährten der Zweiten auf den Boden bettete, mich zu ihm hockte und ihn wieder in den Halt nahm. Kurze Zeit später waren zwei Jaridians da, denen die Erdvolk-Gesangshüterin laut und über den Kontakt erklärte, was hier geschehen war, woraufhin beide uns wieder verließen. Sie begab sich wieder zu uns in die Berührung, sehr zufrieden. „Sie werden den Testraum überprüfen, in dem die Form am Werk war, was immer sie bewirkt haben mag - da kein lebendes Wesen dabei war, ist niemand in Gefahr geraten - und Du ruhst Dich aus„, ließ sie Trevak wissen.
Dieser war von dem gleichen Leuchten umgeben, wie es seine Gefährtin und die des Verwalters nach ihrer Heilung gewesen waren. „Danke ... Ihr wißt gar nicht, wieviel das, was Ihr könnt, für Jaridia bedeutet ...” In seinen Gedanken war die Zweite, und das Rot flammte wieder auf. Die aus dem Dunklen lächelte, löste sich erneut aus dem Kontakt und begab sich einmal mehr an das Komm-Gerät.
Wenig später war die Zweite da, schloß uns alle wortlos in die Arme, half Trevak vom Boden auf, nahm ihn in einen stützenden Griff und führte ihn weg. Wir beide blieben allein zurück in seinem Arbeitsbereich.
Nach einer Weile tauchten die beiden Jaridians wieder auf. „In Eurem Testraum ist etwas explodiert„, erklärte der eine. „Überall sind Splitter, und es sieht aus, als habe es gebrannt. Ansonsten ist der Raum intakt, sogar die Tür war ordnungsgemäß verschlossen, nicht etwa aufgedrückt oder sonstwie beschädigt. Es gibt erhöhte Strahlungswerte, das müßte noch näher untersucht werden, die Werte liegen aber noch unter der Schwellendosis für zu meldende Kontamination. Wir haben alles aufgezeichnet - sobald Trevak Zeit hat, steht es ihm zur Verfügung ...” Er zog ein Gerät hervor, dem er einen Kristall entnahm, den er auf die Arbeitsfläche legte. Der zweite Jaridian tat es ihm gleich und schaute uns dabei von oben bis unten an. „Was tut Ihr eigentlich hier? Solltet Ihr Euch nicht in der Höhle aufhalten?” „Laut Weisung des Anführers dürfen wir uns innerhalb des Gebäudes frei bewegen„, antwortete die Gesangshüterin des Erdvolkes. „Trevak hatte uns um Unterstützung gebeten, deshalb sind wir hier ...” „In Ordnung ... braucht Trevak uns noch?” „Nein, danke, vorerst nicht ...” Die beiden Jaridians musterten uns noch einmal, der eine immer noch skeptisch, dann wandten sie sich ab und hatten den Arbeitsbereich verlassen.
Auf der linken Bildschirmhälfte tanzten ein paar einzelne weiße Fünkchen um die Kopie des Vermächtnissteins, um dann in deren Öffnung zu verschwinden.
Die aus dem Dunklen und ich beschlossen, es den Jaridians gleich zu tun - hier konnten wir vorerst nichts mehr bewirken ...
Als wir die Höhle betraten, gab es Bewegung in der Quelle - der aus den Tiefen war wieder da, völlig erschöpft, aber mit strahlendem Gesichtsausdruck und von blaugrünem Funkeln umgeben ... er zog sich gerade mühsam über den Beckenrand, und wir waren bei ihm, halfen ihm aus dem Wasser, sofort eingehüllt in pure Freude ... ich reichte ihm den Sauerstoff-Konzentrator, und schließlich lagen wir in tiefem Kontakt zusammen auf dem Mitte-Lager ... überflutet von Erschöpfung und einem ekstatischen Wust von Eindrücken teilten wir schließlich unsere Träume anstatt klare Berichte über Gewesenes und Erlebtes, und das war in Ordnung ... Wie es sich anfühlte, waren alle in der Zeit, die hinter uns lag, auf dem Weg für das Ganze etliche Schritte weiter gekommen ...

Hungrig und sehr steif wurde ich irgendwann wieder wach. Die anderen träumten noch, und ich löste mich vorsichtig aus der Berührung, verließ das Mitte-Lager, nahm von der Medizin und von den Vorräten, tauchte mich anschließend ins Wasser, bis ich das Gefühl hatte, mich wieder bewegen zu können und führte meine Übungen durch. Die Mißbilligung des Heilers bezüglich meines Zustandes teilte ich nicht - ich konnte inzwischen meinen Körper nicht nur mit beiden, sondern auch mit jeweils einer Flügelhand von der Höhlenwand weg drücken, und das sogar mehrmals hintereinander - auch wenn es wohl noch nicht so deutlich sichtbar war, hatte ich an Kraft und Flugmuskelmasse deutlich gewonnen ... Die Erinnerung an meinen ersten - und bisher einzigen - Flug über Jaridia stieg in mir auf, und der plötzliche heftige Wunsch, diese Erfahrung zu wiederholen, jetzt sofort, schmerzte ... War der Wind auf dieser Welt immer und überall so stark? Woher wußte ich, dem nicht gewachsen zu sein, würde ich es nicht irgendwann versuchen?
In Begleitung mindestens eines Jaridian war uns der Aufenthalt im Freien gestattet, mir eigentlich sogar lediglich nach Abmeldung bei einem von ihnen ... Am Boden, zwischen den hohen Gebäuden, dürfte wohl kaum Wind wehen, so, wie in einem Ph'taalwald vom Sturm bis hinauf zum Zwischenholz so gut wie nichts zu spüren war ... Ich war schon am Höhlenausgang und hatte die Flügelhände auf den runden Stein gelegt, um ihn aufzusingen, wie es die aus dem Dunklen getan hatte, als mir einfiel, daß wohl die Beratung bald beginnen würde - da würde ich jetzt kaum einfach fortfliegen dürfen ...
Ein anderes Mal ... bald ... ich würde ein anderes Mal meine Kräfte mit dem Wind Jaridias messen ... ich drehte mich um - zwei ausgreifende Schritte, zwei Sprünge, während des letzten schon die Flügel ausbreitend - und schwebte über der Quelle, getragen von der warmen Luft darüber. Ich stieg bis unter die Höhlendecke auf, merkte, daß ich mich mühelos halten konnte und beschloß, das Risiko einzugehen und mich ein oder zwei Flügelschläge über den Beckenrand hinaus zu wagen, wo der Dampf mich nicht mehr tragen würde. Stürzen würde ich wohl nicht mehr, gäben meine Muskeln nach - ich war durchaus wieder in der Lage, Kurven oder Spiralen zu fliegen, und würde schlimmstenfalls ziemlich unelegant im Wasser landen ...
Ich verließ mit zwei Flügelschlägen den Bereich der tragenden Thermik - und es gelang mir nicht nur, mich oben zu halten, sondern sogar, wirklich durch die weite, hoch gewölbte Höhle zu fliegen ... in Kreisen, in Bahnen, die sich immer wieder über der Quelle kreuzten, über der Quelle selbst, wo sich das Sich-Abfangen aus dem Flattern, Trudeln oder gar Fallen heraus so gut üben ließ ...
Jetzt hatte ich die anderen doch geweckt - ich hatte aus purer Lust einfach laut losgesungen ... Aber was diese mir antworteten, war einfach nur Freude ... Freude darüber, mich in meinem Element und in neuer Kraft zu sehen, Freude darüber, was sie selbst geschafft hatten in den vergangenen Zeiteinheiten, Freude darüber, daß es uns jetzt gerade gut ging auf unserem Weg für das Ganze ...
Ich landete erst, als mir die vorderen Flugmuskeln über den Rippen zu schmerzen begannen, und wurde von der aus dem Dunklen und dem aus den Tiefen sofort in den Kontakt gezogen, um das soeben Erlebte zu teilen, was ich mit Begeisterung tat.
„Ich weiß genau, was Fliegen bedeutet für Dich ...” Der aus den Tiefen gab ein Gefühl von ekstatischer Leichtigkeit in die Berührung. „Es ist wie Weben mit den Dindaei ...” Ein Eindruck seiner selbst, in tiefem Kontakt mit zweien von ihnen, umringt von einer unüberschaubaren Zahl in allen Farben, vor allem in Gelb, leuchtenden Körpern und Augenpaaren; er selbst hatte längst aufgehört, die Kontakte zu zählen, war nur noch strömende, glitzernde blaugrüne Energie, umschlungen von Begeisterung ... und es fühlte sich wirklich ähnlich an wie das Tanzen in den Wolken inmitten eines Schwarmes Unsriger ... Abtauchen in Spiralen, mit angelegten Flügeln, so schnell, daß einem die Luft wegblieb ...die Flügel weit ausspannen, um den Fall zu bremsen, und dann gegen den Abwind, in den man sich gewagt hatte, wieder aufsteigen, die volle Kraft einsetzen, bis man die nächste Aufwärts-Thermik erreicht hatte, erneut die Flügel ausbreiten und schweben ... keine Gedanken mehr ... die anderen mit einem tanzen fühlen und sehen, zusammen singend ...

Wir spürten mehr, daß der Höhleneingang sich öffnete, als daß wir es hörten - der auf dem Weg betrat die Höhle, gefolgt von den Führenden Jaridias, Trevak, dem Sprecher und dem Heiler, wie angekündigt.
Wir öffneten den Kontaktkreis, als sie auf uns zu kamen, und schafften ihnen Platz. Der aus den Feuern trug in der rechten Hand mehrere flache Kristalle unterschiedlicher Form und unter dem linken Arm einen Gegenstand, der aussah wie ein größeres Exemplar des allgegenwärtigen Gerätes mit aufklappbarem Bildschirm. Der Heiler hielt einen Scanner in der Hand - einen rein medizinischen, wie ich erleichtert feststellte - und hatte schon begonnen, den aus den Tiefen zu untersuchen.
Er scannte auch die Erdvolk-Gesangshüterin und mich, und meine Werte überraschten ihn, seinem Gesichtsausdruck nach zu schließen. Ich berührte ihn an der Schulter und nahm wahr, wie er versuchte, das, was er sah, überein zu bringen mit dem, was ihm sein Gerät über mich vermittelte. „Es geht mir so viel besser„, ließ ich ihn wissen. „Das habe ich Dir zu verdanken - und Deiner Medizin ...” „Die Mischung scheint zu funktionieren„, meinte er, und es war spürbar, daß er sich darüber freute. „Aber ich muß den Anteil an Wachstums-Botenstoff erhöhen darin ...” Ich verstand nicht. „Du mußt die Muskelmasse wiedergewinnen, die Du verloren hast ... Du baust Deine Muskeln auf, indem Du übst, aber das reicht nicht, und es geht nicht schnell genug ... vor allem, wenn ein junges Wesen noch wächst, schüttet dessen System reichlich Botenstoffe aus, die zur Massebildung beitragen ...” Ich hatte ganz kurz den Geschmack der Medizin auf der Zunge. „Tote Ph'taalkäfer ...” Ich zeigte ihm ein Bild eines Neugeschlüpften vor der zweiten Verwandlung, das gerade verzweifelt versuchte, sich mit Hilfe seines oberen Gliedmaßenpaares gleich zwei davon auf einmal in den weit aufgesperrten, noch ganz flach ausgeprägten Schnabel zu stopfen. „Woher kommen hier auf Jaridia tote Ph'taalkäfer? Habt Ihr davon gesammelt, damals auf unserer Welt, oder hast Du sie - wie sagt Ihr? - synthetisiert?”
Der Heiler hatte bei dem Anblick, den ich ihn hatte sehen lassen, das Gesicht verzogen. „Wie kann man etwas essen, das schon mindestens eine Hell- und Dunkelphase tot ist, bevor es überhaupt bei einem ankommt? Gerade in einer Warmphase dürfte doch der Zersetzungsprozeß längst begonnen haben ...” Und er verstand im selben Moment wie ich.
Das, was er synthetisiert hatte, waren natürlich nicht die toten Käfer gewesen - es war der Botenstoff, der sich durch den Zersetzungsvorgang nach ihrem Abschied in ihnen bildete und den winzigen Bewohnern der Zwischenhölzer zu so viel Masse verhalf, daß sie in der Lage waren, die zweite Verwandlung durchzustehen ... Hatte ein Junges nicht genug davon bekommen, blieb es im Neugeschlüpften-Stadium, bis es den Mangel aufgeholt hatte, oder es verabschiedete sich während der zweiten Verwandlung ... „Ich habe Proben Deiner Muskulatur entnommen, erinnerst Du Dich? Und diese habe ich verschiedenen molekularen Scans unterzogen, und damit war sehr schnell klar, was Du brauchst ...” Er nannte einen komplizierten Begriff, der klang und schmeckte wie ein toter Ph'taalkäfer. „Dazu noch Süße und Mineralien und Wertstoffe, die den Botenstoff schneller wirken lassen ... Ich werde Dir die Dosis verdoppeln ...”
Eine neue Berührung war im Kontakt - der Erste. „Danke, daß Du die, die uns Verbündete geworden sind, so gut versorgst„, sagte er, an den Heiler gewandt. „Aber wir sollten jetzt mit der Beratung beginnen - es gibt so viel, das besprochen werden muß ...” Der Heiler steckte den Scanner weg, und auf Anweisung des Ersten nahmen wir die gewohnte Sitzordnung wieder ein, mit dem Unterschied, daß jetzt zusätzlich Trevak zwischen seiner Gefährtin und mir und der Heiler zwischen dem Sprecher und der Erdvolk-Gesangshüterin saßen.
Wir gingen in Kontakt, und der Anführer schaute uns alle der Reihe nach an. „Laßt uns anfangen ...”

 

 

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