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  „Blick übers Wasser” von Veria  (Emailadresse siehe Autorenseite),   Juli 2016
Mission Erde/Earth: Final Conflict gehören Tribune Entertainment Co., Lost Script Prod. Inc., Atlantis Films und VOX. Bitte veröffentlichen Sie diese Geschichte nicht ohne vorheriges Einverständnis der Autorin.
 
Thema:  Liam, Ron und Ava besuchen Irland in der Vergangenheit. Nachdem sie mit einer Begleiterin in die Gegenwart zurückkehren, beauftragt T'than den Mord an Zo'or.
Zeitpunkt: vor 27 Jahren sowie in der Jetztzeit / nach „Blick ins Tal”
Charaktere:  Liam, Ron, Ava
 
Anmerkung:  Diese Geschichte wurde als Teil des Adventskalenders 2015 geschrieben.
 

 

BLICK ÜBERS WASSER

Kapitel 17

 

Ron schaltete den Fernseher ab und atmete tief durch. T'than war von der irdischen Justiz angeklagt und somit aus dem Weg. Ähnliches war auf dem Mutterschiff geschehen, denn Ava hatte Justizminister Sa'mar gewarnt und dieser hatte Arias und Lindsay zu seinem Schutz angefordert. J'dan war bei einem Mordversuch ertappt und festgesetzt worden.
Von T'thans Verbündeten blieb somit Ma'or - Mit'gai hingegen hatte bereits erwartungsgemäß die Seiten gewechselt und bei der Gelegenheit auch die Idee aufgegeben, Liam implantieren zu wollen. Die Frage nach dem nächsten Synodenführer stellte sich kaum, aller Wahrscheinlichkeit nach würde es R'am.
„Sieht gut aus”, sagte Ava, „Meinst du, dass T'than das Angebot annehmen wird?”
„Der ist noch nicht mürbe”, sagte Ron, „das braucht noch Zeit.”
„Viel Zeit hat er nicht. Melody hat, als sie in der Schleife mal festgeschnallt war, festgestellt, dass T'than noch ein Jahr zu leben hat, vielleicht zwei.”
„Das ist bei allen Taelons recht ähnlich. Da'an hat wohl noch die höchste Lebenserwartung von allen.”
Sie runzelte die Stirn. „Wegen der getöteten Menschen, als er damals Atavus war. Unfeine Sache.”
„Zu der Zeit war er rein instinktgetrieben.”
„Aber nicht nur das Gemeinwesen bietet die Überwindung des Instinkts”, stellte Ava fest, „In menschlicher Form haben die Taelons auch kein Gemeinwesen und weder Melody noch Zo'or haben solche mörderische Anwandlungen.”
„Sie sind aber auch nicht, nun ja, am verhungern.”
„Das ist wohl wahr.” Sie rückte sich auf dem Sofa zurecht und lehnte sich zurück. „Es gibt ja auch Geschichten von Kannibalismus bei Schiffbrüchigen und so”, überlegte sie, „Vielleicht ist das vergleichbar.”
„Vielleicht.” Ron griff nach seinem Glas Limonade und nippte daran. „Ich bin froh, dass das jetzt auf den ersten Versuch geklappt hat”, sagte er dann, „Zeitschleifen sind zwar eine sehr sichere Variante, aber auf Dauer wird es eintönig - gerade auch, wenn die Schleife vier Wochen umspannt und man dieselbe Arbeit wieder und wieder machen darf.”
„Hat Liam sie schon gestoppt?”
„Hat er, ja. Nur ein Durchgang diesmal.” Er schmunzelte. „T'thans Blick war herrlich ...”
„Allerdings.” Sie griff nach ihrem Glas Limonade, hielt es dann aber nur einige Momente lang in den Händen, bevor sie es wieder hinstellte. „Was hast du heute Abend vor?”
„Nichts weiter. Ich feiere Weihnachten seit Jahren nicht mehr.”
„Kein Familienfest?”
„Einer Feier mit meiner Mutter und meinen Tanten und Onkeln würde ich sogar Haft auf dem Mutterschiff vorziehen.”
Ava verzog das Gesicht. „Ja ... das kenne ich. Und dieses Jahr zwingt mich keiner mehr, so zu feiern.” Sie griff nach ihrem Glas, nahm einen Schluck und schlug vor: „Wir könnten zu dem einen Italiener gehen und nett essen.”
Ron sah zu ihr und lächelte. „Könnten wir - wenn er nicht schon ausgebucht wäre.”
„Tja.” Ava leerte ihre Limonade. „Spätentschlossene wie wir, Ron, werden wohl selber kochen müssen. Ist ja nicht so, als könnten wir das nicht ... allerdings ist meine Küche noch nicht geliefert.”
„Dann hier”, beschloss Ron kurzerhand, stellte sein Glas Limonade ab und machte mit der nun freien Hand eine ausladende Bewegung Richtung Vorzimmer und Küche.
„Was ist mit Liam?”, fragte Ava.
„Das ist morgen. Er hat eine Gans besorgt und will sie braten. Du bist doch auch eingeladen.”
„Das meinte ich nicht. Es ist üblich, Verwandten etwas zu schenken.”
Ron seufzte ausgiebig. „Nur was? Vorerst ist er ein Fall für eine Flasche Wein, wenn auch keine ganz gewöhnliche, außer, es fällt mir noch etwas Besseres ein, was sich in der kurzen Zeit auch noch besorgen lässt.” Er nahm einen Schluck Limonade. „Altersgerecht wäre ein Dreirad ...”
Ava lachte leise. „Ob es die in seiner Größe gibt?”
„Zweifelhaft.” Er starrte auf den Schrank links neben dem Fernseher, in dem alle Geschenke waren, und runzelte die Stirn. Er hoffte, dass Ava ihr Geschenk gefallen würde - und er wusste, dass sie eines für ihn hatte, es hatten goldenes Verpackungsband und ein Namensschild aus ihrer Handtasche herausgeblitzt. Er war beachtlich gespannt, was es war. So hatte er sich schon lange nicht mehr gefühlt.
„Und was kochen wir?”, fragte Ava schließlich.
„Ich weiß nicht”, sagte er, „Was können wir mit einem heute morgen eiligst mit allen möglichen Dingen gefülltem Kühlschrank denn so machen?”
„Sehen wir mal nach”, schlug sie vor und stand auf, Ron ebenfalls und er ging voran in die Küche, wo er den überquellenden Kühlschrank öffnete.
„Hm”, machte Ava, „Wir könnten einfach all das Gemüse kleinschneiden und in eine Pfanne werfen. Und das dann in Teig wickeln und backen.”
Teig? Ron riss den deutlich weniger vollen Vorratsschrank auf und griff nach einem zwei Jahre alten Paket Mehl. Sollte aber noch gut sein, Ungeziefer hatte er in seiner Wohnung bestimmt nicht.
„Gut”, sagte Ava, straffte sich und begann, Dinge aus dem Kühlschrank auf die Arbeitsfläche zu stellen. „Du schneidest klein, ich mache den Teig. Schüssel? Knethaken?”
Ron holte eine Teigschüssel aus einem Hängeschrank und den Mixer aus einem anderen und legte sich außerdem Schneidbrett und Messer bereit und stellte eine Pfanne auf. Während er dann mit erfreulicher Präzision, die er seinem CVI verdankte, Gemüse kleinschnitt, rührte Ava ohne Waage oder Messbecher offenbar rein nach Gefühl einen festen Teig aus Mehl, Ei, Wasser und Salz zusammen.
Wie schnell das ging ...
„So, jetzt brauche ich ein Teigbrett und ein Nudelholz.”
Ersteres hatte Ron nicht, er benutzte immer direkt die Arbeitsfläche dafür, aber ein Nudelholz hatte er. Während in der Pfanne bereits das Gemüse brutzelte und der Ofen vorheizte, rollte Ava den Teig so schnell und so formsicher flach, dass Ron an seiner Zeitwahrnehmung zweifelte. Danach schnitt sie den Teig in Dreiecke.
In der Pfanne sah es bereits sehr gut aus, es fehlten nur noch Gewürze. Ron öffnete das Gewürzregal und sah hinein. Ava griff kurzerhand nach der Curry-Dose und kippte den halben Inhalt in die Pfanne, danach salzte sie nur noch, bevor sie schon begann, kleine Gemüsehäufchen auf die Teigdreiecke zu setzen.
Es war mit einem Mal sehr offensichtlich, dass Ron im Vergleich zu ihr nicht kochen konnte. Er kannte tausende Rezepte und konnte sie detailgetreu durchführen, aber selbst er war dafür auf Waage oder Messbecher angewiesen.
Einen Moment lang fragte er sich, was Ava denn nicht so gut konnte - dann fiel es ihm ein: Rechtsverkehr in der Großstadt. Ohne Zeitschleife weigerte sie sich, zu fahren.
Ron holte ein Backblech aus einer Schublade und Ava drückte die Teigdreiecke oben zu und setzte sie um, eines nach dem anderen, und schließlich schob Ron das Blech in den Ofen. „Wie lange?”, fragte er dann.
Ava runzelte die Stirn und zuckte dann mit den Schultern. „Bis es braun ist ...”
„Dann bis es braun ist”, sagte Ron, „Gut.” Er räumte alles verwendete Geschirr in die Spülmaschine, setzte den kleinen Putzroboter auf die Arbeitsfläche und ließ diesen putzen.
„Das ist ja witzig”, kommentierte Ava schmunzelnd, „Funktioniert er gut?”
„Meistens. Manche Sachen kriegt er nicht weg.”
„Zum Beispiel?”
„Eingetrockneter Tomatensaft, da bleibt die rote Farbe. Mit Käsesauce hat er auch Probleme.”
„Ah. Teuer?”
Er sah in ihr leicht spöttisch lächelndes Gesicht und bestätigte: „Allerdings.”
„Es freut mich, dass du Sauberkeit wertschätzt.”
„Natürlich.”
„Gut.” Sie spähte kurz in den Ofen, wo der Teig so blass war wie zuvor.
Ron folgte ihrem Blick. „Ich bin gespannt, wie das schmeckt”, sagte er, „Ich wusste nicht, dass du so gut kochen kannst.”
Sie sah ihn verdutzt an. „Gut? Die werden der Reihe nach aufplatzen!”
„Und? Das passiert Marty doch auch.”
„Auch wieder wahr.” Sie lachte leise auf. „Ich wurde in meiner Familie so oft zum Kochen eingespannt, da konnte ich nicht anders, als mir das zu merken”, erklärte sie, „aber was dort nicht gekocht wurde, kann ich natürlich nicht. Ich steige immer noch nicht durch, wie Melody es geschafft hat, dass ihr der Eintopf nicht fürchterlich anbrennt.”
„Ich auch nicht. Aber das war ein traditionelles irisches Rezept.”
„Ja, gut, dort war sie ja lang genug, um das zu lernen.”
Ron nickte und lehnte sich an den Kühlschrank, Ava lehnte sich an Ron und legte den Kopf auf seine Schulter. Langsam drang der Curry-Duft aus dem Ofen. „Ava?”
„Hm?”
„Nehme ich korrekt an, dass du die Nacht hierbleiben möchtest?”
„Ja.”
Ron legte einen Arm um sie und drückte sie an sich, sie hob den Kopf und sah ihn an. „Soll ich also das Sofa überziehen?”, fragte er.
„Wenn du das so fragst ... dann nein.”
Er hob seine freie Hand und griff sanft nach Avas Kinn, dann berührten seine Lippen ihre.

 

Ende von Kapitel 17

 

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