„Sinaui Euhura”, sagte der Taelon. Liam schob eilig Niki hinter sich, blinzelte kurz zu den Steinzeitmenschen, die sich an den Boden schmiegten und kaum zu atmen wagten. „Wer seid ihr?”, fragte der Taelon, auf Eunoia selbstverständlich, aber Liam verstand das ja auch. „Liam Kincaid”, sagte der Kimera, dann wies er auf Niki, „Niki Harriman”, und auf Ron, „Ronald Sandoval”. „Es hat den Anschein, du könntest mich verstehen”, stellte Ma'el fest, schmunzelte kurz und deutete dann ein Kopfschütteln an, „aber natürlich versuchst du nur, eine Kommunikation auf primitiver Basis zu beginnen.” Er musterte Liam nachdenklich. „Ich werde dich und Niki Harriman und Ronald Sandoval ebenfalls mitnehmen ... und ich sollte aufhören, mit mir selbst zu sprechen.” Er legte den Kopf schief und fuhr fort: „Meine Stimme klingt freundlich für dich, nicht wahr? Folge mir also.” Er wies hinter sich, wo außerhalb der Siedlung eine Art schwebende blassviolett schimmernde Schale parkte. „Liam?”, murmelte Niki unsicher. „Schon okay, er glaubt, ich würde ihn nicht verstehen.” „Ist es nicht gefährlich?” „Wo er uns jetzt hinbringt, Niki, dort ist Ava”, erklärte Liam, „Also los.” Er nahm das Kind an die linke Hand und ging links an Ma'el vorbei zur schwebenden Schale. Beide nahmen darin Platz, Ma'el brachte Ronald und legte ihn ab, dann aktivierte der Taelon das holographische Interface und steuerte die Schale von der Siedlung weg ins Dunkel der Nacht. „Wohin bringt er uns denn?”, fragte Niki. „Frag mich das, wenn wir angekommen sind.” „Ich frage mich, woher du meinen Namen kennst”, sagte Ma'el, ohne seinen Blick zu Liam zu wenden, „Die Menschen hier kennen ihn nicht, also musst du aus dem Westen kommen. Ich dachte allerdings, der Naraquia-Stamm wäre ausgelöscht ...” „Naraquia?”, wiederholte Liam, als hätte er nur dieses eine Wort verstanden. Der Taelon sah zu ihm und lächelte zufrieden. „Ah, also gibt es Überlebende. Nun, dann kann ich ja sogleich überprüfen, wie gut meine Modifikationen zwei weitere Generationen später noch funktionieren.” Kurz blickte er zu Niki. „Ich hoffe, die Mutter entstammt auch diesem Stamm ... anderes wäre sehr unvorteilhaft.” Vor ihnen schob sich ein Fels zur Seite und das Transportmittel schwebte in eine bläulich ausgeleuchtete Höhle, wo es hielt. Ma'el stieg aus, Liam und Niki taten es ihm gleich. „Ava?”, rief der Kimera. „Hier!”, erklang tief aus der Höhle. Ma'el, der gerade angesetzt hatte, Sandoval aus der Schale zu heben, wandte sich zu Liam um und musterte ihn ausgiebig, dann betrachtete er wieder Sandoval, dessen Ärmel über dem Skrill hochgerutscht war. „Das ist ungewöhnlich”, stellte der Taelon fest, „Die Synode muss ihn hergesandt haben. Aber ich wurde nicht informiert.” „Du solltest aufhören, mit dir selbst zu sprechen”, sagte Liam auf Eunoia, „es ist ein Zeichen des mentalen Verfalls.” „Qo'on sandte euch”, schloss Ma'el, „Wenn du eine Nachricht für mich hast, dann sprich sie aus, bevor dein verbesserter Intellekt ausbrennt.” Liam straffte sich und verschränkte seine Arme. „Sollst du wieder zurückkehren?”, fragte der Taelon, „Welches Transportmittel hast du benutzt?” Er musterte sein Gegenüber, das weiterhin schwieg. „Qo'on sandte mir also Spott und Ärger, nun, das war von ihm ja zu erwarten”, fuhr Ma'el fort, „Folge mir.” Er hob mühelos Sandoval aus der Transportschale und ging voraus. „Welche Erfolge hast du vorzuweisen?”, fragte Liam und folgte ihm mit Niki an der Hand. „Ah, darum geht es also.” Beinahe machte der Taelon einen belustigten Eindruck. „Du darfst Qo'on ausrichten, dass die höchstentwickelte indigene Spezies dieses Planeten zwar, wie er offensichtlich bereits weiß, beachtlich verbessert werden kann, allerdings wohl kaum einen Kriegsnutzen aufweist. Diese Wesen sind auch in optimiertem Zustand einem Jaridian körperlich und intellektuell nicht gewachsen.” „Das sind keine Erfolge.” „Wissen zu erlangen ist sehr wohl ein Erfolg, Liam Kincaid.” Der Kimera grinste breit. „Ich persönlich stimme dir zu, die meisten deiner Artgenossen allerdings wohl kaum.” Er spähte in eine Stasiskammer, in der ein deformierter menschlicher Säugling lag. „Darf ich dir eine Frage stellen?” Ma'el neigte knapp den Kopf. „Ich bitte darum, zu erfahren, welches Wissen du erlangen möchtest.” „Es ist immer dieselbe Frage, Ma'el”, sagte Liam, „Warum?” „Warum ist dieses junge Exemplar abnorm? Wenn das deine Frage ist, die Antwort lautet, dass es so geboren wurde.” „Warum?”, wiederholte er. „Ein Experiment an der Mutter.” „Warum?” „Unterlasse diese primitiv-kindliche Art der Frage”, verlangte Ma'el energisch, „Stelle die Frage, die du stellen möchtest, und stelle sie präzise.” Liam schmunzelte etwas und verschränkte wieder seine Arme. „Warum führen Taelons und Jaridians Krieg?”
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