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Die folgenden Nachrichten flimmerten über jeden Rundfunk- und TV-Kanal in Nordamerika und sogar in einigen anderen Ländern der Welt sowie auf einem der Hauptmonitore im WHQ, wo unter anderem Doors, Dr. Park, Augur, Lili Marquette und einige andere gespannt den aktuell stattfindenden Live-Bericht verfolgten. Das übertragene Bild zeigte eine blonde junge Frau in einem adrettem Anzug, welche vor einem riesigen steinernen Kreis stand. Im Hintergrund waren Feuerwehr- und Polizeisirenen zu hören. „Hier ein aktueller Bericht der CNN-Reporterin Renoa Wydon”, begann sie zu sprechen. „Vor genau zehn Minuten New Yorker Zeit explodierte eine Bombe in einer der größten Mensch-Taelon-Einrichtungen, welche sich mit der Erforschung des Interdimensionsraumfluges beschäftigen. Unter anderem wurden hier die ersten ID-Portale in Zusammenarbeit mit den Taelonwissenschaftlern der menschlichen Technologie angepasst.” Plötzlich vollführte die Kamera einen Ruck nach oben und gab den Blick auf den blauen, rauchdurchzogenen Himmel frei, und eine wütend klingende Männerstimme war zu hören. „Verschwinden Sie von hier! Sehen Sie nicht, dass die Frau verletzt ist und ärztliche Hilfe benötigt? Sie behindern die Rettungsmaßnahmen ...” Ehe der nun entbrennende Streit von den völlig gebannt vor den Bildschirmen stehenden, sitzenden und zuschauenden Menschen verfolgt werden konnte, wechselte das Bild, und das Studio von CNN war wieder sichtbar. Ein grauhaariger, älterer Mann mit einem bemüht ernsten Gesichtsausdruck sprach nun in die feststehende Kamera. „Wie Sie selbst hörten, meine Damen und Herren, sind über zweihundert der Arbeiter bei diesem frevelhaften Bombenanschlag ums Leben gekommen. Noch wissen wir nicht genau, wer im Einzelnen zu den Opfern gehört, doch eine Namensliste wird baldestmöglich bekannt gegeben. Sie können diese dann unter folgender Nummer”, - eine kostenpflichtige Globalnummer wurde eingeblendet - „erfahren. Wir wünschen sowohl den Überlebenden als auch den Hinterbliebenen alles Gute.” Das leise Gemurmel, die Diskussionen und empörten Zwischenrufe, die während des Berichtes von Renoa Wydon begonnen hatten, welcher auf einem der großen Hauptmonitore der Widerstandsbewegung von allen gesehen worden war, erstarben allmählich, als sich Jonathan Doors von seinem Platz direkt vor dem Bildschirm zu den Anderen umdrehte. Diejenigen, die ihm am nächsten standen, verstummten augenblicklich, als sie den Zorn in seinen Augen und seinen grimmigen Gesichtsausdruck sahen. „Ich will wissen, wer dafür verantwortlich ist!” Mit einer ruckartigen Handbewegung deutete er hinter sich auf den nun auf stumm geschalteten Monitor. „Diese Tat bringt jeden von uns in größte Gefahr und bringt die Öffentlichkeit gegen unsere Bewegung auf. Wir müssen unbedingt die wahren Schuldigen finden und der Welt zeigen, dass wir zwar bereit sind, gegen die Taelons zu kämpfen, dabei aber nicht gegen die Menschen vorgehen werden, so, wie es die Synode nur allzu gern darstellt.” „Aber was ist, wenn es doch einer von uns war?”, rief einer der Wissenschaftler aus der Widerstandsbewegung. Doors trat ein, zwei Schritte weiter in die Mitte des Raumes hinein. „Keiner unserer Leute würde jemals zu so einer ...” Der angesprochene Mann lächelte leicht, was man allerdings nur an seinen kaum verzogenen Lippen erkennen konnte, die Augen in dem Gesicht blieben so kalt und dunkel wie schwarzer Obsidian. Fast schon gelangweilt löste er sich von dem Deckenpfeiler, an welchem er bisher lässig gelehnt hatte. „Was wäre, wenn ich dafür verantwortlich bin - bekomme ich dann einen Orden?” Seine Stimme klang genau so, wie seine Augen aussahen, kalt und mit einer kaum wahrnehmbaren Spur von Verachtung für seine Umwelt und die Menschen, die sich darin befanden. Ein entsetztes Keuchen ging durch den Raum, als alle begriffen, dass es doch einer der Ihren gewesen war, der für diesen Anschlag verantwortlich zu sein schien. „Einen Orden? Das, was Sie da taten, war nichts anderes als die Handlung eines gemeinen Terroristen!” Bleich vor Zorn schritt Jonathan Doors auf den ihn weiterhin ungerührt musternden Mann zu. „Aber genau das sind wir doch, Doors”, gab dieser mit nun für alle offen hörbarer Verachtung zur Antwort. „Wir kämpfen dafür, die Taelons von unserer Welt zu vertreiben und sie endgültig zu vernichten.” „Die einzige Möglichkeit, die Taelons zu treffen, sie zu verletzen und sie dazu zu bringen, die Erde zu verlassen, ist, ihnen ihre Grundlage zu entziehen - das Vertrauen, das die Menschen in sie setzen - und nicht die Menschheit noch enger an sie zu binden, indem sie sich gegen uns richtet, um weitere Anschläge zu verhindern!”, gab der Anführer der Widerstandsbewegung mit lauter werdender Stimme zur Antwort. Er war so wütend, dass er am liebsten den Mann vor sich mit bloßen Händen erwürgt hätte. „Um ein Ziel zu erreichen, sind absolut alle Möglichkeiten auszuschöpfen, jede Handlung, die dem Feind auch nur im Entferntesten schadet, ist damit legitim und rechtens”, erwiderte dieser, immer noch vollkommen gelassen wirkend. Sein bisher nur angedeutetes Lächeln verschwand vollends aus seinem Gesicht und es wirkte kalt und starr, bar jeder emotionalen Regung. „Ich hätte Ihnen niemals vertrauen dürfen!”, zischte Doors mit zusammengekniffenen Augen und sich kaum noch beherrschen könnend. „Sie gefährden alles, was ich hier aufgebaut habe. Sie riskieren mit dieser Tat die Zerschlagung der Widerstandsbewegung und ...” „Im Gegensatz zu Ihnen, Doors, kämpfe ich für die Freiheit der Menschen. Ich werde absolut ALLES dafür tun, um die Taelons zu vernichten und ebenso jeden, der mit ihnen freiwillig zusammenarbeitet. Ich würde mein Leben für dieses Ziel geben!” Einige in seiner unmittelbaren Nähe Stehenden wichen vor diesem unerwarteten Gefühlsausbruch und der unausgesprochenen Bedrohung instinktiv zurück. „Selbst wenn der eine oder andere Unbeteiligte zu Schaden kommt, so ist das ein mehr als akzeptables Opfer, wenn dafür die Taelons, und sei es nur ein Einziger der Ihren, leiden müssen.” Mit einer Hand deutete Doors auf den Hauptmonitor, über dem gerade eine Wiederholung des vorigen Berichtes zu sehen war, mit zwischendurch eingeblendeten Analysen sogenannter Spezialisten. „Das dort sind über zweihundert Unschuldige, die Sie ermordet haben!” Die letzten Worte schrie Jonathan Doors dem mutmaßlichen Täter entgegen. Ungerührt erwiderte dieser den Blick des Multimillionärs. „Es gibt keine Unschuldigen mehr auf dieser Welt”, war das einzige, was er darauf zur Antwort gab, und ehe der entsetzt nach Luft schnappende Doors etwas dazu sagen konnte, fuhr er auch schon fort, dabei jeden einzelnen der Anwesenden mit seinen kalten, schwarzen Augen durchdringend musternd: „Ja, weil diese Menschen jetzt alle tot sind!”, schrie Doors zurück und den sie beide umstehenden und wie gebannt an den Lippen des sich nun offen bekennenden Täters hängenden Männer und Frauen entgegen. „Falsch, Doors - sie sind jetzt frei”, kam die jetzt wieder gefasst und emotionslos klingende Antwort, und in der darauf folgenden Stille hätte man eine Stecknadel fallen hören können. Jonathan Doors atmete ein einige Male tief durch, ehe er sich soweit gefasst hatte, dass er eine Antwort geben konnte, ohne gleich den Befehl zu geben, den vor ihm Stehenden auf der Stelle zu töten. Er war nur selten so wütend, dass er übers Ziel hinaus schoss und etwas tat, das er später bereute, und dieses Mal zweifelte er daran, dass er es bedauern würde, wenn es ihm mißlänge, sich zu beherrschen. Schon lange, bevor dieser so selbstgefällig und arrogant wirkende Mann da vor ihm zu ihnen gestoßen war und seine Hilfe angeboten hatte, hätte er ihn am liebsten getötet, und jetzt ... besäße er nicht dieses einmalige Wissen über die Taelons, deren Eigenschaften und vor allem deren Schwächen, ein Wissen, das sie unbedingt benötigten, so hätte er ihn schon damals, als er zu ihm Kontakt aufgenommen hatte, erschießen lassen. „Was wissen ausgerechnet Sie schon, was wir aus dem Widerstand nicht alles unternommen haben. Sie sind gerade erst zwei Monate bei uns und haben nicht die leiseste Ahnung von dem, was ich bereits getan habe.” „Falsch, Doors.” Doors schüttelte schon fast bedauernd den Kopf, während er gleichzeitig einige Schritte vor dem Mann zurückwich. Er musste sich eingestehen, auch wenn es ihm weiß Gott nicht passte, dass dieser wohl oder übel Recht hatte. Die anwesenden Widerstandsmitglieder tauschten untereinander deutlich erschrockene Blicke, ehe einige sich so unauffällig wie möglich in Richtung des Hinterausganges begaben, wo sie durch die Kanalisation notfalls entkommen konnten. Andere wiederum blieben stehen und beobachteten einfach weiter, was noch geschehen würde. Zwei weitere griffen nach den Waffen, die sie trugen, jederzeit bereit, sie auch einzusetzen. Ihren Gesichtern war jedoch anzumerken, dass sie nicht wussten, ob gegen den mutmaßlichen Verräter, der schon früher ihr Feind gewesen war, oder gegen eine einfallende Truppe von Freiwilligen, die sie offenkundig jeden Moment zu erwarten schienen. Von all diesen Aktivitäten um ihn herum äußerlich unbeeindruckt blieb der in eine schwarze Jeanshose und ein ebensolches Baumwollhemd gekleidete Mann reglos stehen und musterte die ihn Umstehenden, insbesondere das Gesicht des nun langsam vor ihm zurückweichenden Multimillionärs. „Sie haben Angst”, stellte er mit ruhiger, sanfter Stimme fest, die fast noch unheimlicher wirkte als sein vorheriger Wutausbruch. Wieder war die Verachtung für die ihn umgebenden Menschen offen und unverhohlen in seiner Stimme zu vernehmen. Langsam wanderte sein Blick über die Anwesenden, und fast jeder, auf den sein Blick sich konzentrierte, wandte die Augen nach einer Weile ab. Doors schien die selben Gedanken wie die anderen Widerstandskämpfer zu hegen, denn mit einigen schnellen Schritten war er in Richtung des Portales zurückgewichen. „Sie haben uns verraten und ...” Mit zwei großen Schritten war er bei Doors und packte ihn am Kragen. „Sie wissen gar nichts. Die Taelons haben meine Familie ermordet, sie haben meine Heimat in Schutt und Asche gelegt, sie haben jeden, den ich liebte, vernichtet!” Offene Wut und Zorn und etwas, das der Anführer des Widerstandes nicht ganz einzuordnen in der Lage war, brannte in den Augen des Mannes, in dessen Gewalt er sich plötzlich befand. „Ich werde die Taelons für das, was sie mir antaten, bezahlen lassen. Ich werde sie - wenn nötig - einzeln persönlich in die nächste Ebene befördern. Also - zweifeln Sie niemals wieder an meiner Loyalität, Doors!” „Loyalität wem gegenüber?”, wollte dieser wissen, darum bemüht, sich nicht anmerken zu lassen, wie viel Angst er in dieser Situation wirklich empfand. „Glauben Sie wirklich, Sie könnten jetzt noch hier bleiben? Nach all dem, was Sie getan haben? Ich werde nicht zulassen, dass Sie den Widerstand noch tiefer in den Dreck ziehen.” Entschlossen erwiderte Jonathan Doors den eiskalten Blick des Mannes, der ihn in seiner Gewalt hatte. Langsam löste dieser seinen Griff um den Kragen des Multimillionärs, der sich tatsächlich einbildete, ein Widerstandskämpfer zu sein, nein, der sogar glaubte, dass er der Anführer dieser Bewegung war. Doch alles, was er in den letzten Jahren und insbesondere in den letzten beiden Monaten, in welchen er Mitglied dieser Gruppe gewesen war, in Erfahrung hatte bringen können, bestätigte ihn in seinem Glauben, dass er einen Fehler, einen sehr großen Fehler, begangen hatte, solchen Narren zu vertrauen und zu hoffen, dass sie wirklich etwas gegen die Taelons zu tun in der Lage wären. An die, welche noch nicht feige vor einer eventuell eintreffenden Freiwilligen-Einheit geflüchtet waren, die er gerufen haben könnte, um so das Hauptquartier des Widerstandes auszuräuchern. Sicher, früher hätte er das mit Sicherheit getan und er hätte sich kein besseres Geschenk für seine damaligen Herren wünschen können, doch das war Vergangenheit und jetzt, in der Gegenwart - wo er endlich in seinen Handlungen frei war - galt es, alles dafür zu tun, dass die Erde wieder den Menschen allein gehörte. Oder zumindest denen, die es verdienten. Er musterte jeden Einzelnen um sich herum. Von jedem von ihnen rief er sich nicht nur den Namen und dessen Pflichten innerhalb des sogenannten Widerstandes in Erinnerung, sondern auch alles andere, was er von dieser Person hatte in Erfahrung bringen können. |
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