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(Vor dem Verlassen des Gegenuniversums:) „Ja, selbst Mur'ru, die Schwarzkopfs und Sy'la, die unbedingt hatten aufbleiben wollen. Nur Marclay, Haggis und du sind noch wach. Auch für dich wird es Zeit, Da'an. Wir müssen jetzt die Dämpfungsfelder abschalten und uns wieder voll den Gegebenheiten dieses Universums ausliefern. Und du weißt, wie unangenehm das ist.” „Dann will ich die Zeituhr für die Bomben aktivieren.” Da'an tippte einige Kombinationen unter Mithilfe der zwei wachgebliebenen Menschen in die Konsole ein, die sich aus dem Boden geschoben hatte. Haggis und Marclay hatten dafür die Kommandozentrale verlassen müssen. In den letzten Wochen waren sie vollauf beschäftigt gewesen, die Steuerung des Schiffs zu überwachen und dazu zu lernen. Wenn sie wieder durch die Pforte zurück in ihr Heimatuniversum wollten, waren sie die einzigen, die den Weg finden konnten. Das Schiff war im 7-dimensionalem Tunnelwerk faktisch blind. Sie waren auch die einzigen an Bord, die die ganzen Wochen über am meisten den Begebenheiten des Fremduniversums ausgesetzt gewesen waren; denn um sich im Weltall zurechtzufinden, hatte das Schiff die Zentrale NICHT mit einem Dämpfungsschirm schützen können. Dementsprechend übermüdet und fertig sahen die zwei auch aus. Obwohl Dr. Myinga versucht hatte, die gröberen Erbgutschädigungen mit den Mitteln des Schiffes zu beheben. Die Bomben sollten per Fernzündung auf allen 781 Planeten und etwa 100 Weltraumstationen die Anlagen für die künstliche VOKS vernichten und damit selbstverständlich auch die Dimensionspforten. Man konnte nur hoffen, dass fast keine Schiffe der Tzeks im eigenen Universums geblieben waren, sonst würden sie sich eben dort wieder ausbreiten. Aber, so die Theorie, die Tzeks müssten ohne Abschirmung genauso früher oder später in einem Fremduniversum sterben, als die Menschen. Die physikalischen Bedingungen zur Aufrechterhaltung jeglicher lebenden Organismen waren in beiden Universen einfach zu verschieden. „Etwa 24 Stunden. Unsere letzte Reise durch den Tunnel hatte in etwa 10 Stunden gedauert”, meinte Da'an. „24 Stunden müssten reichen, um die Pforte zu durchqueren.” Er legte sich auf eine Couch, wie es schon andere vor ihm im großen Kommunikationsraum getan hatten, lief blau an und versetzte sich in Tiefschlaf. Roleta checkte nochmals gründlich das Schiff, was etwa ein tausendstel Sekunde benötigte, und materialisierte in der Zentrale, wo bereits Marclay und Haggis vorausgegangen waren. „Die Schirme sind aus”, teilte sie mit. „So, bringt uns alle nach Hause!” (Im Dimensionstunnelsystem:) „Mon dieu!” stöhnte Jean-Antoin. „Ich werde alt. Das ist nichts für mich. Zuviel Strapaze.” Er versuchte verzweifelt, auf seine hellseherische Intuition zu lauschen. Sie beide versuchten schon seit Stunden, einen ähnlich aussehenden Ausgang wie beim Einflug zu finden. „Nur noch 3 Stunden 12 Minuten 16 Sekunden”, zählte Roleta. „Sofern wir überhaupt noch so etwas wie eine korrekte Zeit besitzen! Wenn ihr nicht die passende Pforte findet, benützt eben irgendeine! Besser das, als im kollabierenden Tunnelsystem zu vergehen.” „Blödes Schiff!” fauchte Haggis. „Ich will nach Hause, nicht irgendwo im großen Universum stranden.” „Mon dieu!” seufzte der Hellseher und wischte sich mit dem Ärmel den Schweiß von der Stirn. „Wenn wir hier sterben, wohin geht unsere Seele dann? So mitten zwischen den Universen... Besser irgendwo stranden als im absolutem Nichts!” „Wozu hatte es dieser blöde Da'an so eilig!” fluchte Haggis weiter. „Die Tzeks waren schon alle tot. Toter als tot.” „Es gab noch Überlebende. Mit Robotsonden hätten sie sehr wohl die Bomben finden und aufspüren können. Das einzige, was sie abhielt war ihre totale Panik vor einer Infektion. Aber irgendwann klingt sogar die ab”, meinte Roleta dazu. Die meisten ihrer Systeme funktionierten mehr schlecht als recht, und wie die zwei Menschen mit ihr navigieren konnten, war ihr ohnehin rätselhaft. „Um Gotteswillen!” Der ältere Schweizer traute seinen Augen nicht. Mitten im Tunnel stand plötzlich eine Einheit zurückkehrender Tzek-Schiffe und versperrte den Weg. „Wo ist unsere Tarnung abgeblieben?” Jetzt begannen die Tzeks auch noch zu feuern. „Roleta, tu doch etwas!” Das Schiff wurde durchgeschüttelt. „Wir wurden getroffen, der Schaden wird eben behoben. Rückzug! „ rief Roleta. „Flieht in einen Tunnel! Das sind hunderte Schiffe. Und alle zu stark bewaffnet, selbst für mich!” Haggis lenkte umgehend das Zefirschiff auf einen anderen Kurs und ließ es Haken schlagen. Die Flotte der Tzeks teilte sich - offenbar war der kommandierende Clanchef der Meinung, ein paar Schiffe reichten für die Verfolgung aus. - Etwa 50 Schiffe waren auch noch genug! „Warum zum Teufel funktioniert die Tarnung nicht?” schimpfte die Frau. „Entschuldige”, beruhigte Roleta. „Ich hatte einen technischen Aussetzer und wir konnten ihnen nicht mehr ausweichen. Sie kamen für die Tarnung einfach zu nahe und zu überraschend. Jetzt funktioniert sie wieder.” „Ja, und diese Kreaturen sind nicht dumm! Sie haben Meßgeräte! Sie wissen nun wie wir aussehen und werden ahnen, dass wir für die Seuche verantwortlich sind. Und das ist IHR Spielplatz! Sie werden uns durch das Tunnelsystem jagen, Tarnung hin oder her”, meinte Haggis bitter. „Und wir haben nicht mal mehr drei Stunden!” - Und so war es auch. „Dreh um”, meinte Marclay endlich. „Entweder wir drehen um und schleichen uns dort raus, wo die Tzek-Schiffe herkamen - und ich hoffe, sie kamen von der Erde! - oder wir müssen sofort den Tunnel durch eine andere Pforte verlassen, wo sie auch hinführt. Nur hier drinnen dürfen wir auf keinen Fall länger bleiben, ich spüre das!” Roleta wendete. Wie eine einzelne Maus namens Jerry schlich sich das Schiff an den vielen lauernden Katzen Tom’, sprich Tzek-Schiffe, vorbei. „Zwei Minuten 27 Sekunden!” rief Roleta. „Beeilt euch!” „Bitte, bitte, lieber Gott, lass sie uns bloß nicht entdecken”, murmelte Jean-Antoin immer wieder, beschwörend, wie ein Mantra. „Ich verspreche, ich stifte dir eine Kapelle. Oh, heilige Jungfrau!” „Hör endlich auf!” unterbrach Haggis genervt. „Konzentriere dich doch auf die Steuerung!” „Noch 32 Sekunden!” rief Roleta dazwischen. „Sieh doch, da ist die Pforte!” rief Marclay. „Ja, und hinter uns - sieh hin - bricht gerade der Tunnel zusammen!” Haggis schaltete wie wild. Der Tunnel löste sich in Farben und Formen auf; gigantische Mengen von Energie in allen Dosierungen wurde frei, die Tzek-Schiffe mit sich nehmend, während das Zefirschiff aus der wabernden Dimensionsschleuse katapultiert wurde wie ein Sektkorken unter Hochdruck. Das Schiff wurde herumgewirbelt und trieb einen Moment orientierungslos und ohne Gravitation im freien Weltall. Dann war Roleta wieder Herr der Lage. Das künstliche Bordgehirn stabilisierte das Schiff und machte sich gleich daran, die Schäden zu beheben. Die Passagiere - vor allem die, die nicht angeschnallt waren, wie etwa die im Kommunikationsraum, waren von den Liegen gefallen. Niemand war verletzt, bis auf ein paar Beulen und argen Kreislaufproblemen. Auch die schlafenden Kinder waren soweit in Ordnung. „Ich übernehme wieder. Keine unmittelbare Bedrohung. Danke euch, Haggis und Jean-Antoin! Begebt euch zur medizinischen Untersuchung in die Krankenstation. Robots warten dort auf euch. - Ich reanimiere nun die Schläfer.” Die Dimensionsschleuse war verschwunden, nur Strahlung war von ihr noch messbar, aber abnehmend. Um das Schiff erstreckte sich ein hunderte Lichtjahre umfassender leergefegter schwarzer öder Raum. Die Spur der VOKS, die gewütet hatte. Sternsysteme, die für immer verloren waren. „Das Solsystem existiert noch”, meldete das Schiff den zwei Menschen, die eben die Zentrale verlassen wollten. „Ganz weit voraus. Es war offenbar sehr knapp, aber die VOKS hat die Erde nicht erreicht. Ich orte jedoch noch einige Tzek-Schiffe da und dort. Das wird unsere nächste Aufgabe. Aber ihr zwei - geht jetzt. Ich wünsche euch gute Besserung!” Die Schläfer waren ohne Probleme und ausnahmslos wieder aus dem Tiefschlaf geweckt worden. Roleta hatte versucht, alle bei der Tiefschlafsphase zu überwachen. Sy'la hatte in dieser Zeit weitere Abnormalitäten gezeigt, die auf Alpträume zurückzuführen waren. Deswegen hatte sie sich so sehr dagegen geweigert, in die Schlafkammer zu gehen. Um so näher sie der Erde näher kamen, um so stärker wurden diese Alpträume. Es ging sogar soweit, dass sie im Wachzustand Visionen bekam. Und diese drehten sich immer wieder um den selben Taelon. Um Zo'or, den früheren Synodenführer. Dieser Taelon hatte irgend etwas mit ihrem früheren Verschwinden auf dem Mutterschiff zu tun. Weswegen hatte man sie wohl in eine andere Galaxie, in eine ferne Taelonstation untergebracht? - Ein Traum blieb ihr besonders in Erinnerung: Sie lag da, konnte sich nicht bewegen, sie hatte das Gefühl beobachtet zu werden, von allen Seiten, als würden Tausende von Augen nur auf sie blicken. Ein eiskaltes und schmerzhaftes Gefühl breitete sich von ihrer Brust aus weg. Vom Kopf bis zur kleinsten Zehe, ihr ganzer Körper war wie gelähmt. Dann dieses wahnsinnige Grinsen eines Taelons, der über sie gebeugt stand mit seiner Hand auf ihrem Brustkasten.. Als er seine Hand wieder wegzog, erblaute er in violettblauen Farben. Dann murmelte er ihr etwas vor und verschwand aus dem Zimmer. Sie erinnerte sich: sie fühlte sich matt und erschöpft und irgendwie ausgesaugt. Schnell schüttelte sie diese widerlichen Gedanken aus ihrem Kopf. Doch so einfach war es nicht. Diese Visionen kamen und gingen, wann sie wollten. Je'dir hatte wieder gemerkt, dass mit seiner Freundin etwas nicht stimmte. Er legte einen Arm sanft um sie, nahm ihre Hand und gab ihr ein wenig von seiner Energie ab. „Wann werden wir die Erde erreichen?” fragte Andre die Schiffselfe Roleta. „Das hängt von dem ab, wie viele restliche Schiffe der Tzeks wir auf dem Weg dorthin vernichten müssen. Zuerst müssen wir diesen sternenleeren Raum überqueren. Wenn keine Zwischenfälle dazwischen kommen, werden wir in 2 Tagen dort sein.” „Ich hoffe für die Erde ist nicht alles zu spät,” sagte Da'an. Der alte Taelon hatte in seinem langen Leben schon viel durchgemacht. Seine Sorge galt nun vor allem der Erde, der neuen Heimat. Dank Haggis und Jean-Antoin war die Besatzung wohlbehalten wieder in ihr Universum zurückgekehrt. Diese müssten sich nach der Reise in die Krankenstation begeben und nun schliefen sie, was ihnen auch gegönnt war. Es war nur zu hoffen, dass keine Folgeschäden von der Reise blieben. Andre, der in der Ecke saß, schien mit sich selbst beschäftigt zu sein. Er sinnierte vor sich hin und konzentrierte seinen Blick ab und zu auf einem Punkt an der Decke des Schiffes. Er fragte sich innerlich, ob er noch irgend welche Nachrichten über den Verbleib seiner inzwischen längst verstorbenen Eltern und Lena ermitteln würde können. Was war aus seinem kleinen Sohn geworden? Aus seinen Ur-Ur-Ur- Enkeln? Ein Opfer der Tzeks? Als er die Erde verlassen hatte, war er im Widerstand gegen die Taelons gewesen; jetzt kehrte er mit den Aliens nach Hause zurück. - Seine Augen verschwammen, und er verließ die Brücke. (Zur selben Zeit auf der Erde:) Augur rückte seine Brille gerade und sah sich das tote Wesen an. „Oh Mann, ich weiß nicht wie jetzt mein neues Hemd aussehen würde, hätten wir dieses Baby nicht dabei.” Während er sprach, strich er kurz über den silbernen Revolver. „Wir können diese Sache nicht so einfach überstehen, es sind einfach zu viele von diesen Typen dort draußen, doch vielleicht schaffen wir es, wenn wir in meine Zentrale der ‚Widerstandsbewegung’ gelangen.” „In den uralten realen Schinken von spinnen- und fledermausbewohnten Bunker aus dem Jahre 2000? Oder meinst du deinen privaten Hauskeller? - Du bist schon ein Freak, Augur.” „Yau, in meinen Keller, natürlich! „Wir entweihen doch keine denkmalgeschützten musealen Wirkungsstätten des Widerstands im ausgehenden Erdölzeitalter.” „Na, mit deiner Begeisterung für die Zeiten von damals... du kleidest dich sogar wie dieser Widerstandsheini von einst. Wenn das nicht irre ist.” „Dieser Augur war nicht nur eine Vorfahr’, sondern ein Genie. Lies mal seine Biographie. - So, und nun hätte ich gerne einen konkreten Vorschlag von dir. Wie um Gottes Willen sollen wir Mary mitnehmen? So ohne weiteres können wir nicht mit ihr auf die Straße, man würde uns sofort finden. Du weißt, dass diese grässlichen Kreaturen Verletzte riechen können.” Greg hob wortlos das junge blonde Mädchen hoch, um sie zu tragen. Augur grinste vor sich hin. „Macht nichts, du hast ja mich. Durch die Versorgungsgänge der Stadt können wir bis hinter meinem Wohnblock gelangen.” (Im Weltraum, beim Anflug auf die Erde:) Sy'la saß mit Je'dir und Mur'ru an einem Tisch. Sie vergnügten sich bei einer Runde Fu'fla'scha. Mur'ru versuchte der Hybridin und dem Jaridian das Spiel bei zu bringen. Es war immer so gewesen, der Stärkere besiegte nur durch Kampf den Schwächeren, nie durch andere Talente, so war es nun mal bei seiner Spezies. Es fing mit dem uralten Krieg gegen die Taelons an, von da an spezialisierten sich die Jaridians auf den Kampf, auf Stärke und auf Macht. Und vieles hatten sie dadurch erreicht; nur den ultimativen Krieg, den konnten sie so nicht gewinnen. Das wurmte. Sie hatten sich beinahe selbst ausgelöscht. Roleta meldete sich kurz durch eine Ansage. Die meisten Schiffe der Tzeks im weiten Umkreis waren auf der Flucht vor Roleta oder waren eliminiert worden. Die Schiffswracks lagen weit verstreut in einigen Sonnensystemen . Es gab keine Hoffnung mehr für die Tzeks. (Im fernen London, irgendwann und - wo im Exil:) „My goodness, Lord Blair”, setzte die Queen ohne jede Regung an und verquirlte mit zierlichen Bewegungen etwas Milch in ihrer Teetasse, „ was müssen wir nicht alles in diesen Zeiten erdulden, nicht wahr? „ Sie sah etwas hilfesuchend auf ein altes Bild ihrer Ur-Ur-Ur-Urahnen, King Charles und Queen Camilla, aus dem Beginn des 21. Jahrhunderts, welches in ihrem Salon hing. „Und wie geht es dem Volk? Ist es wohlauf? Hat es zu essen? Oder will es meutern?” „Dem Volk draußen vor den Toren des Buckingham Palace geht es soweit gut, als es vor den widerlichen schwarzen Aliens gerettet wurde. Aber es murrt, Madam, befindet es sich doch auf diesem wilden urtümlichen Planeten. Obgleich wir die Stromversorgung wieder herstellen konnten und einige Jäger Echsenfleisch von außerhalb Londons organisiert haben. - Welches, wie ich anmerken muss, ganz vorzüglich nach Hühnchen schmeckt. - Unsere Wissenschaftler sind bereits dabei, die Umweltbedingungen hier zu erforschen. Wir scheinen es doch einigermaßen gut getroffen zu haben, Gott sei gedankt, der Planet ähnelt der guten alten Erde. Wo immer sie sich in diesem Universum auch befindet.” Premierminister Blair legte der Queen Dokumente zur Unterschrift vor. Wie seit Generationen üblich, unterschrieb das Staatsoberhaupt widerspruchslos und ohne sie zu lesen. Ihre Hofdame tätschelte einstweilen die Corgies der Queen. Die nach Apfelshampoo duftenden kleinen Biester saßen wie immer unterm Tisch und fiepten. Princess Anne steckte den kleinen geifernden Hunden abwechselnd ein Stück Schinken in ihre Mäuler, damit sie still waren. „Gewiss werden die Menschen doch ihre Angehörigen vermissen, nicht wahr?” fragte die andere Hofdame, Lady Sinclair. „Oh ja, Mylady, gewiss”, erwiderte der Premierminister. „Bei manchen Personen ist es eine tatsächliche Tragödie, zumal niemand weiß, wie die Sache der Erde steht. Nicht alle sind dankbar, dass gerade sie durch offenbar göttlichen Willensentscheid gerettet worden sind. Wie das zuging, darüber weiß nur dieser Taelon, Ho'shin, etwas. Die fremde Schlangenspezies hat ja mit uns selbst keinen Kontakt aufgenommen, und ist sofort weggeflogen. Alles was der Taelon sonst noch weiß, ist, dass es noch andere überlebende Taelons geben muss, und daher muss es auch überlebende Menschen geben. Aber über das Schicksal unserer Landsleute wissen wir nichts. Es ist nicht einmal klug, zu versuchen eine Art Hyperfunksignal zur Erde zu strahlen. Denn womöglich würden wir dadurch den Feind auf uns aufmerksam machen.” „So sind wir denn offenbar hier gestrandet”, meinte die Queen, weiterhin scheinbar ohne Regung, wie man es ihr anerzogen hatte. „Aber als gute Briten werden wir das beste daraus machen, nicht wahr, Mylord Blair?” „Sie sagen es, Madam, sie sagen es.” Und er sah etwas betrübt auf die Dokumente in seinen Händen mit den Notstandsverordnungen. (Rückblick Erde, vor mehreren Wochen:) Seit Wochen war das Schlachten im vollen Gang, trotz beispielloser Tapferkeit und übermäßigem Einsatz wussten die Menschen noch nicht mal, wie die Fremden AUSSAHEN. Aller Mut, alle Verteidung konnte nur die endgültige Niederlage hinausschieben, nicht verhindern. Selbst die aus den Zeiten der Taelons weiterentwickelten Geräte, die die Menschheit nach dem Abzug der Taelons und Atavus beibehalten hatten, reichten nicht aus, den Gegner abzuwehren. Man konnte nur hoffen, dass wenigstens die Schiffe mit Da'an und Ho'shin durchgekommen waren, von denen man ebensowenig wieder gehört hatte. Die Luft auf Terra war stickig und heiß, immer wieder erschienen schwarze tödliche Raumschiffkontigente, die auf alles Leben feuerten. Die Felder brannten dahin, die Erde war mittlerweile von Wolken voller Asche und Rauch verhangen, die die Oberfläche verdüsterten. Selbst wenn man siegen würde! - gegen jede Erwartung - würde es Jahre dauern, bis sich die Natur wieder erholen würde; wenn überhaupt. Und, als wäre es nicht genug, drohte diese mysteriöse VOKS, die allesverschlingende Naturerscheinung, das Sonnensystem zu inhalieren. Luftaufklärer sagten, es gäbe bereits sichtbare Anzeichen der Annäherung. Wenn also die Fremden die Todgeweihten nicht töteten, würde die VOKS es tun. Zahlreiche Menschen beteten voller Verzweiflung in den Tempeln, Kirchen oder Moscheen, viele lagen apathisch herum und warteten auf das kommende Ende der Welt; andere wieder begingen Selbstmord. „Das ist die Strafe Gottes”, hieß es von den Geißlern, die herumzogen und wie im Mittelalter sich durch Selbstbestrafung vom Untergang retten wollten. Die Frage war somit, wofür sich überhaupt noch verteidigen? Warum nicht einfach auf das Ende warten? Wofür sich noch überhaupt anstrengen? Flucht war unmöglich.
Nun, aus irgendeinem Grund war Zo'or immer ganz bestrebt gewesen, die Taelons zu beschützen - und die „primitiven” Menschen aufzurüsten; zu ihrem angeblichen Wohl um vorbereitet zu sein für einen Krieg angeblich gegen die Jaridians. Man munkelt noch dreihundert Jahre später, dass er sogar genetische Experimente zugelassen hatte. Eine Taelonwaffe war damals unter der Aufsicht Da'ans konstruiert worden, deren Energie direkt aus dem Erdkern bezogen worden war. Die Energie sollte über ein gigantisches Interdimensions-Portal direkt auf feindliche Schiffe geschleudert werden. Da für die Waffe keine Core-Energie aus dem Gemeinwesen geopfert werden konnte, hatte man ohne viel Skrupel die Erdenergie angezapft, den Erfolg nicht abwarten können, und die verfrühten Versuche auf Befehl Zo'or hätten fast die Erde gesprengt. Darum war die Versuchsanlage vom Widerstand zerstört worden. Nun hatten alle gedacht, Zo'or hätte auf Druck der Synode mit der Forschung auf diesem Gebiet aufgehört - aber die Synode hätte es wissen müssen: Zo'or ließ sich nicht auf Dauer kontrollieren und befehlen. Entzog sich Da'an der alles kontrollierenden Synode auf seine Weise, tat es Zo'or es ihm nach und handelte ebenfalls mitunter wie er es für richtig ansah. Der Arbeit der damaligen Mathematikerin J.B. Street und des Computerspezialisten und Physikers„Augur” sowie anderer in den Jahrhunderten nachfolgenden Wissenschaftlern war es zu verdanken, dass sowohl die Waffentechnologie, die Interdimensionstechnologie als auch die Art der Energiegewinnung in den letzten 300 Jahren perfektioniert werden konnte. Und dann fand man diese von Zo'or hinterlassene Waffe! Gut versteckt in stillgelegten Anlagen, in geheimen Tunneln unterhalb der Alpen. Zo'or hatte, wie gesagt, die Forschung dennoch weiter betrieben, jedoch das Energieproblem damals nicht lösen können. Doch nun, im Jahre 2325, vermochte man es! Es war geradezu nicht zu glauben, wenn man bedenkt, wie geringschätzig die Geschichtsschreibung mit dem Taelonführer umgesprungen war, doch Zo'or hatte sogar eine mysteriöse zweideutige Botschaft für die Zukunft hinterlassen. Unter Aufbietung aller übriggebliebenen Kräfte und Ressourcen hatte man inzwischen 25 Stück produzieren können und auf Kampfjets installiert, die auch im Weltraum flugfähig waren - allerdings war ihre Reichweite nur auf das Solarsystem beschränkt und sie waren sehr langsam; für die Erde selbst aber ausreichend. Die neue Waffe ließ die Hoffnung unter den überlebenden Menschen neu aufkeimen. Tatsächlich!!! Die neue Waffe war in der Lage, die Schutzschirme der Aliens aufzubrechen, Bomben taten den Rest. Und nun wusste man mittlerweile, wie der Feind aussah: man zog die breiigen Leichen aus den Resten der abgestürzten schwarzen Maschinen. Die Gemeinheit, wie alle fanden, war, dass diese Wesen nicht einmal aus diesem Universum kamen und somit überhaupt nichts in diesem Kontinuum zu suchen hatten! Die großen Mutterschiffe, auf die die Zeckenschiffe aufgesteckt waren, waren jedoch weiterhin eine gefährliche Übermacht. Tag und Nacht lief die Produktion der neuen Waffe; sogar Kinder arbeiteten, um die Ressourcen und Bauteile in den Verstecken und Minen herstellen zu können. Und plötzlich, vor etwa einer Woche, begannen die Mutterschiffe der fremden Spezies abzudrehen und zu verschwinden. Man hätte jubeln können - wäre da die VOKS nicht gewesen. Wahrscheinlich war es wohl sie, weshalb die Fremden sich aus dem Staub gemacht hatten - oder doch nicht? Oder wer kam ihnen zu Hilfe? Und warum ging eine Tachyonenwelle über das Erdsystem hinweg, eine kosmische Erschütterung? - Und plötzlich war die VOKS weg. Keiner der Wissenschaftler konnte sie mehr messen. Kam es nun schlimmer? Oder war es Gott, der sie verschont hatte? Endlich konnte man auf der Erde die Leichen zählen: es waren 3 Milliarden. Roleta hatte endlich die Reise zur Erde geschafft. Zu Ihrer Überraschung trieb sich das Schiff der Zazas vor der Welt der Menschen herum. Sie hatten so etwas nicht erwartet. Schnell wurde eine Verbindung geöffnet und um Erklärung gebeten. Diesmal wurde ihre Nachricht empfangen und nicht einfach ignoriert wie bei den letzten Malen. Die Zazas waren offenbar zu Gesprächen bereit und baten die Mannschaft von Roleta, auf ihr Schiff zu kommen. „Warum seit ihr hier?” Wir dachten ihr wolltet uns nicht helfen?” fragte Haggis sarkastisch und verschränkte dabei ihre Arme als Zeichen ihrer Ungeduld. ‚Menschen’, dachte sich nur das Weiße Schaf und ringelte sich an einer schrägen Decke entlang. „Wir haben es uns eben anders überlegt. Hätten wir nicht eingegriffen, wäre jetzt dieses Planet nicht mehr da wo er jetzt steht. Ihr solltet nicht nach den Sinn unserer Verhaltensweisen fragen, sondern solltet froh über unsere Hilfe sein.” Haggis verzog ihr Gesicht und setzte eine überlegen-trotzige Miene auf. Das Weiße Schaf wurde durch ein Signal abgelenkt. Rasch schlängelte sie die Wand herunter und stellt sich vor einem Holoschirm kerzengerade auf. Per Gedankenübertragung erschien ein schwarzer junger Mann als 3-D Figur. Das Bild war nicht klar zu sehen, er ruckelte und ab und zu setzte es ganz aus, auch der Ton war nicht mehr ganz klar: „Grrzzzzz.... Wer ist dort draußen? ...wir können euch nicht identifizieren... Satelliten nicht mehr in Takt.....” „Tarnvorrichtung hochfahren!” sagte das Weiße Schaf. „Warum das auf einmal?” hakte Haggis schon wieder nach. „Wir werden euch die nötigen Vorrichtungen und genug Energie hinterlassen, um eure Welt wieder aufbauen zu können, doch mein Volk muss von hier verschwinden. Keiner darf je erfahren, wer wir sind und sein werden. Ich vertraue auf euch.” Alle schauten sich leicht verwundert an. „Ja wieso denn nicht?” fragte Peter Combe. „Wir werden unsere Mission als Erforscher des Weltraums wieder aufnehmen. Wie ihr wisst ist es unsere Erfüllung, unser Lebenszweck. Wir sind Einzelgänger, und sind es gerne.” „Wenn es so ist und ihr einfach geht, dann werden die Erdlinge nie erfahren wer sie von der VOKS gerettet hat,” sagte Da'an und unterstrich seine Worte mit einer graziösen Handbewegung. Die Schlange trat Da'an sehr nahe, richtete sich auf und schaute ihm mit ihren türkisfarbenen großen Augen groß an. Da'an erblaute, als er die Gedanken der Schlange in sich aufnahm. Die Tzeks waren besessen vom Tod und von der Vorstellung gewesen, alles was lebte zu vernichten. Dies hatten die Zazas lange genug angesehen. Die Tzeks hatten in die physischen Gesetze der Natur eingegriffen, und wären sie nicht aufgehalten worden, hätten sie auch dieses Universum ausgeplündert. Das hätte infolgedessen auch Nachteile für die Zazas gehabt. Kein Leben mehr auf Planeten, und die Erfüllung des Wissens wäre für die Zazas nicht erreichbar gewesen. Da'an gab unbewusst die Gedanken der Zaza an den anderen Taelons weiter. „Danke,” sagte Sy'la und verbeugte sich leicht vor der hohen Zaza. „Die Menschen werden fragen, wer die VOKS und die Zeckenschiffe vertrieben hat. Betrachtet euch als ihre Retter. Sie werden euch ehren, auch wenn ihr unbekannt bleibt.” Das Weiße Schaf lächelte zufrieden. „Übrigens, falls ihr das noch nicht ahnt, das Zefir - Schiff wird sich nach Vollendung der Mission selbst zerstören. Sofern es nicht wieder dringend benötigt wird. Wir wollen nicht, dass es in falsche Hände kommt. Doch bis die Lebensbedingungen auf der Erde wiederhergestellt sind, steht es euch noch zur Verfügung.” „Und Ho'shin? Die Taelon-Kinder? Die Stadt der Menschen namens London?” fragte Da'an. „Ihr werdet in ein paar Jahren auf sie treffen, habt Geduld. Die Stadt kann leider nicht mehr zurückgebracht werden; es soll daher die erste menschliche Kolonie sein. Es geht allen gut. Nur das ist wichtig.” Als die Mitglieder des Zefirschiffes wieder an Bord waren, verschwanden die Zazas per Teleportation ins Nirgendwo. Als wären sie nie da gewesen. Sy'la betrachtete die leere Stelle im Weltraum noch für einen Moment. Die Zazas waren bei aller Fremdartigkeit jeden richtig ans Herz gewachsen, und keiner konnte es verneinen. Endlich wusste Sy'la auch, warum sie diese wirren Träume über Zo'or hatte. Weißes Schaf hatte es ihr erklärt. Sie hatte in ihr Inneres gesehen, ihren „Wissensspeicher” umgegraben und ihre Erinnerungen wieder ans Tageslicht gebracht. Es war Jahrhunderte her, seit der Synodenführer gelebt hatte. Sie war eine der ersten echten „Hybriden” zwischen Taelons und Menschen gewesen, jedenfalls eine der ersten, die überlebt hatten. Die anderen Kinder am Bord hatten weit mehr taelonisches Erbgut in sich. Deren irdischen „Mütter” waren im strengen Sinne vor allem Leihmütter gewesen, die die Embryos und Föten trugen, bis „Mutter”, das Schiff, sie versorgen konnte. Man hatte die paar echten Mischlinge von den Menschen weggebracht und versteckt an Bord aufgezogen. Zo'or hatte damals irgendwann Angst, aus Energiemangel zu verhungern. Er hatte sie deswegen ihrer Energie bestohlen. Er hatte sie regelrecht ausgesaugt. Eine schlimme Sache; allerdings wusste Zo'or auch, dass sie - im Gegensatz zu einem Taelon - durch Essen die fehlende Energie wieder ersetzen konnten. Dann, aus irgendeinem Grund, wurde sie in eine andere Station weit weg von der Erde gebracht, zusammen mit anderen Hybriden und anderen fähigen Persönlichkeiten. Dort wurden sie für Jahrhunderte in einer Art Koma- und Tiefkühlschlaf gehalten. Doch warum waren Haggis, der Doc, Andre und viele andere dort überhaupt eingesperrt gewesen? Die Station musste früher ständig überwacht gewesen sein. Immer neue Schläfer hatten sich dort für besondere Aufgaben eingefunden. Oder immer neue Testpersonen für die Taelons? Es würde wohl für immer ein Rätsel bleiben. Mur'ru öffnete einen Funkkanal und sprach zur Erde: Zwar hatten die Menschen nach dem Verschwinden der Taelons selbst einiges an Technologie der Außerirdischen beibehalten und weiterentwickelt, sogar Interdimensionsportale, doch an anderen grundlegenden Technologien fehlte es noch immer. Allein die Entwicklung einer für die Interdimensionsportale adäquaten Energiequelle hatte Jahrhunderte gedauert. Es existierte bis jetzt keine richtige fernflugtaugliche Weltraumflotte, und hätte es sie gegeben, wäre sie von den Tzeks augenblicklich eliminiert worden. Statt in Waffenprogramme hatten die Menschen die Gelder in Bildungs- und Sozialprogramme sowie in Forschungsprogramme investiert. Leider, wie es aussah. Wenige Minuten nach seinem Anruf stand der junge schwarze Mann vor einer gemischten Crew aus Menschen, Taelons, Jaridians und Hybriden. Er hätte es sich nicht vorstellen können, wie solch eine Gruppe, die teilweise aus ehemaligen Todfeinden bestand, so zueinander halten konnte. Er wurde sich dabei bewusst, dass in nächster Zukunft Jaridians, Taelons und Menschen zusammen auf einem Planeten leben würden, ob sie es wollten oder nicht. Und sie würden eine neue Spezies begründen. Irgendwoher kannte Da'an diesen Mann, er erinnerte ihn an einen lang verstorbenen Widerständler. Richtig, Anfang des 21. Jahrhundert lebte ein Mann, dessen Namen auch Augur gewesen war. Ein talentierter Hacker, der sein Geld in Bilder investierte, und am liebsten mit seiner Computeranlage spielte. Er war einmal in einem von Zo'ors geheimen Projekten verwickelt worden. Neugierig fragte der Taelon nach und erfuhr, dass Augur eigentlich Alex J. hieß, vom Kindesalter an aber nannten ihn seine Eltern Augur, weil er die gleichen Talente aufwies wie einst sein berühmter Vorfahre und ihm sogar ähnlich sah. Mittlerweile hatte das Zefirschiff viele dringend benötigte Hilfsgüter der Zazas an Bord und die Koordinaten von Weltraumstützpunkten, wo weitere solche beziehbar wären. Nach einem langen Gespräch wurde entschieden, erst die Großstädte zu versorgen, weil diese wohl die meisten Schäden zu beklagen hatten. Sofern irgendwelche geeigneten Leute zur vernünftigen Verteilung auftreibbar waren. „Nach und nach wird die Bevölkerung der Erde wieder anwachsen,” sagte Augur, bevor er das Schiff verließ und zur Erde zurückkehrte. „Wunden heilen. So war es immer.” Der Kampf ums Überleben war noch lange nicht vorbei, und es würde auch nie enden. An die drei Milliarden Menschen, die bei diesen Angriffen getötet worden waren, würde man sich aber so lange erinnern, bis der letzte Mensch, der letzte Jaridian, der letzte Taelon sein Leben verlor. Sy'la saß in ihrem Zimmer, ihre Beine gekreuzt, sie sah durch das Aussichtsglas auf die riesige blau schimmernde Kugel hinunter. Wie ein Juwel lag es in schwarzem Samt und ließ sich von der Sonne verwöhnen. Es war ihre Welt, ihre Heimat, die Erde. Je'dir kam leise in den Raum geschlichen und setze sich neben seine Partnerin, die immer noch auf das blaue Wunder starrte. Es ging ihr so vieles durch den Kopf. Allein dieser Planet hatte ihr in letzter Zeit soviel Kummer und Sorgen bereitet, aber er war es wert gewesen, gerettet zu werden. Obwohl sie die Erde nicht recht kannte. Doch kennen lernen würde sie die neue Heimat auf jeden Fall. Je'dir sah sie mit seinen neugierigen grünen Augen lange an. Die junge Frau sah so zufrieden aus, als ob sie den Sinn des Lebens gerade erst entdeckt hatte. Sie nahm zärtlich seine Hand und legte sie vorsichtig auf ihren Bauch. Seine Augen leuchteten wie zwei helle Sterne in der Nacht, er fühlte ein kleines winziges und unberührtes Leben in ihr, und von da ab wusste er, was die Zukunft Neues bringen würde: Der Zyklus des Lebens hatte wieder begonnen. |
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