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(Auf dem Schiff:) Das Schiff war seit zwei Erdtagen unterwegs. Mit am Bord: die alte Mannschaft, die mit diesem Schiff zur Erde gelangt war, und ein paar neue Spezialisten. Für die war ebenfalls alles neu, nicht mal im Weltraum waren sie vorher gewesen. Nein, in den Mannschaftsräumen war die Kleine ebenfalls nicht. Ahnungslos war die kleine Alexa inzwischen in eines der Lagerräume gelangt. Dort wurden hauptsächlich gefrorene Lebensmittel, Wasser und dringende Medikamente gelagert. Sie sah sich mit auf Nachtsicht umgestellten Augen verwundert um. Sie konnte sich nicht erinnern, je in solch einem Raum gewesen zu sein. Eiskalt, finster, aber prima Versteck beim nächsten Versteckspiel! Plötzlich aufklingende Schritte, die ihre scharfen Sinne erfassten, ließen sie aufschrecken. Schnell versteckte sich das kleine Mädchen hinter einer großen Transportkiste und hockte sich hin. Ihre Mutter hatte sie schon das letzte Mal erwischt und verwarnt, dieses Mal würde sie das bestimmt nicht mehr mit Humor auffassen. Alexa versuchte, ihren keuchenden Atem ein wenig zu kontrollieren, und atmete bewusst ruhig und leise ein und aus. Der Atem bildete kleine graue Wölkchen. Als Halb-Jaridia fand sie aber die Kälte nicht so schlimm. Die Türe des Lagerraumes öffnete sich zischend. Alexa drehte ihre Augen nach rechts. Ein junger Taelon, und er hatte menschliche Kleidungsstücke an. Ein Hauch der Verwunderung kam ihr auf: hätten die nicht auf der Erde bleiben sollen? Dieser suchte scheinbar nach etwas. Die kleine Hybridin versuchte mucksmäuschenstill zu sein, sie klammerte sich an ihre Knie und machte keine Bewegung. Es klappte, der Taelon ging uninteressiert an ihr vorbei, er hatte es auf einem mittleren Container abgesehen, der ganz in der Nähe lagerte. „Seit ihr alle O.K.?” hörte Alexa ihn fragen. „Es geht schon, lass uns nur etwas Zeit,” sagte eine andere Stimme im Container, diese klang erschöpft und irgendwie ausgepowert. Das Mädchen konnte es einfach nicht lassen, sie musste wissen, wer das war. Sie kroch hinter ihrem Versteck hervor, kam leise näher und steckte ihren Kopf neugierig in den Container, den Körper hinter der Containerwand versteckend. Alexa lief so schnell sie konnte den Flur entlang und versuchte sich nicht umzudrehen. Sie hatte sich so sehr erschrocken, dass sie nicht mehr wusste, in welchem Teil des Schiffes sie sich gerade befand. Dann fiel es ihr wieder ein und nach ein paar Minuten war sie schon bei ihrer Mama. „Wo warst du nur? Ich hab dich schon überall gesucht, Alexa!” Sy'la sah ihre Tochter schief und strafend an und legte verärgert ihre Hände auf deren Schultern. „Weißt du, was so alles auf einem Schiff passieren könnte? - Sicher nicht! Du darfst nicht immer fortlaufen!” Alexa blickte unschuldig, mit ihren großen Augen, ihrer Mutti entgegen, - konnte man solch einem Blick widerstehen? Nein, natürlich nicht. Sy'la nahm ohne weitere Worte ihren Nachwuchs an die Hand und führte sie wieder zurück zur Kinderstube. (Irgendwo auf der Erde:) „Waffen weg! I P! An die Wand! Und das plötzlich!” Die Angehörigen der International Police stürmten die Hotelsuite. Einer der Drogendealer unterschätzte deren Entschlossenheit und griff doch zur Waffe. Eine Sekunde später sackte er erschossen über die breite pinkfarbene Couch. Dem nächsten brach einer der Cops den Arm. Die anderen drei Männer und zwei Frauen wichen zur Wand zurück. Einige der Polizisten drückten sie hart gegen die Breks-Vertäfelung und durchsuchten sie grob. Zwei weitere scannten sie nach Mini-Tools, die sie vielleicht in ihrem Körper mitführten. Offenbar war das bei einer der Frauen der Fall. Der Polizist griff sich brutal ihre lila Haare und zog ihren Kopf nach unten. Ein anderer richtete ein Spezialgerät auf ihren gekrümmten Rücken und mit einem exakt abgestimmten Laserstrahl wurde das verbotene Tool in ihrem Körper verschmort. Das ganze dauerte nicht einmal 40 Sekunden. Gleichzeitig mit ihrem Schmerzensschrei ließ der Polizist ihren Haarschopf los. Einer der Männer führte so ein Mini-Tool unter seiner rechten Fußsohle mit sich. Es wurde genauso entdeckt wie das Tool, welches als Perle im Ohrring eines weiteren Drogendealers getarnt war. „Fertig entlaust”, berichtete einer der Männer schließlich. „Abführen!” befahl der kommandierende Offizier. Überall in den Städten wurden in diesen Tagen allein auf Verdacht Razzien und Hausdurchsuchungen durchgeführt. Eigentlich war das irgendwie illegal, doch die Regierungen der Erde beriefen sich auf Notstandsabkommen und Beistandsbündnisse. Leider waren die Dealer raffiniert: sie tauchten spurlos unter. Was auf kriminelle Informanten hinwies, die sich bis in höchste Ämter ausgebreitet hatten. Gefunden wurden bei den Aktionen jede Menge verbotenes Hardcore, politische Propaganda, Waffen und Abwehrschirme aller Art und Größen, illegale Geldpressen, Raubkopien und versteckte Buchungsdisks zur Steuerhinterziehung ... der übliche Kram... aber nicht das, was die I P sich erhoffte: Blue Whitewater konnte nur darum beten, dass dieser Fang etwas brachte. „Jede Menge Crack, Psychodron, Merrymist, Kokain - und Blue. Treffer!” Der Polizist da in seinem dunkelblauen Kombi freute sich tatsächlich. „Damit sind sie dran! Und hier - Mini-Disks mit jede Menge Daten und Bankkonten, darauf wette ich.” Whitewater trat interessiert näher und besah sich die altmodischen Koffer. Koffer! - da alle offiziellen Interdimensionsportale, die die Menschen mittlerweile errichtet hatten, sofort automatisch alle Drogen gemeldet hätten, wäre nur ein Hauch von Blue gescannt worden. Jedenfalls theoretisch. Die Drogendealer mussten schon ganz altmodisch oder illegal reisen, mit simplen Koffern. ‚Solche altmodischen Dinger’, dachte sich der Inspektor. ‚Sehen wie Plastikschachteln mit Griffen aus.’ „Wieviel Blue?” fragte er knapp. „An die hundert Kristalle. Jeweils ein halbes Karat”, antwortete der untersuchende Polizist. „Reicht für 100 neue Süchtige oder Eso-Spinner.” Er fing an, den Stoff einzupacken. Eigentlich kam man mit der Vernichtung all diese Drogen gar nicht nach. Und beschlagnahmte Ware tauchte immer wieder erneut auf dem Markt auf. Korruption bis in höchste Polizeikreise. Viele gehörten bereits heimlich der „Eso-Szene” - genauer gesagt den „Taelon-Imitatoren” - an, die in diversen abgelegenen Parks ihre bläulichen Iglus aufgestellt hatten und auf einem „Gemeinwesen ist alles, Individualität ist nichts” - Trip zur angeblichen Bewusstseinserweiterung waren. Dass die meisten Menschen nach dem Konsum von Blue als Süchtige dahinsiechten, bis sie elendiglich krepierten, war ihnen offensichtlich egal. Razzien dort brachten auch nichts. ‚Nur einmal einen der Großverteiler schnappen können! Teufel auch - warum war das unmöglich???’ Der Inspektor grunzte unzufrieden. Er wimmelte den Hotelmanager ab, der sich über die Schäden an der Suite beschweren kam. Whitewaters Global läutete. Er tippte verdrossen an seinem Armband, in das das Global eingebaut war. Das Gesicht von Ministerin Kerric leuchtete im kleinen Hologramm auf. „Oh, Inspektor”, flötete sie und strahlte ihn mit ihren orangen Augenlinsen an. „Ich wende mich an dich mit einer Riesenbitte!” - Was soviel bedeutete, dass jetzt ein Befehl zu erwarten war. „Einer der von dir verhafteten Männer ist ein guter Freund eines guten Freundes, der bestimmt durch widrige Umstände in diese Lage geschlittert ist. Ein ganz und gar aufrechter Bürger. Wie sonst hätte er immer soviel von seinem Privatvermögen an die I P gespendet? Eine Unterbringung in einem der jetzt überfüllten Gefängnisse ist für ihn daher sicher nicht angebracht, sein Anwalt ist ohnehin bereits auf dem Weg. Ich denke, es entspricht dem Gesetz zur Genüge, wenn er einstweilen wegen dieser Bagatelle unter bewachtem Hausarrest gestellt wird.” Whitewater grunzte nochmals lauter. Diese eingebildete Pute, mit ihrem weiß-beigen Rüschenköstümchen! Diese „Zweitfrau” des australischen Premiers! Das würde ihr so passen. „Tut mir leid, verehrte Ministerin Kerric, aber der Bericht an den Chef der internationalen Inneren Sicherheit und Abwehr, General Rebelliand, ist bereits unterwegs. Und die Presse weiß auch bereits davon. Aber wenn sie sich vielleicht an den General höchstpersönlich um eine Ausnahme wenden möchten...” „Ahhh” - hauchte die Ministerin etwas konsterniert. „Nein, mit dem General - das wird wohl nicht nötig sein.” Sie sah sehr unzufrieden und etwas ungehalten aus, bevor sie wieder ihre „Schmachtlächeln und Strahleblick”-Fassade aufsetzte. „War dieser Bericht nicht etwas - voreilig? - Ja, ich wollte nur helfen. Schade, aber dann wird der liebe Gute diese bittere Pille schlucken müssen.” - Was sie jetzt wohl machen würde? - „Du bist nicht zu beneiden, immer in dieser Lebensgefahr...” - Schlange! - „Lebe wohl und zufrieden, Inspektor!” verabschiedete sie sich flötend. Was soll's? Whitewater eilte sogleich zur nächsten Polizeiaktion weiter. Roleta ließ die „Übeltäter” von ihren kleinen Robotern in die Zentrale geleiten. Sobald die jungen Taelons ihre Körperfunktionen reanimierten, hatte sie von ihrer Anwesenheit Notiz genommen. Und außerdem trugen sie jetzt alle brav wie jeder an Bord ihre reaktivierten Chips in ihrer linken Schulter - um mit dem Schiff interagieren zu können. Und Qui'sa sowie Alexa wurden gleich mit eskortiert. Wie die Lämmlein standen sie da, gesenkten Haupts, als könnten sie kein Wässerchen trüben, umrundet von den ältern Taelons, Sy'la, Ariel, Combe und Agent Stoller. Sy'la nahm sogleich ihr Töchterchen in Schutz - was konnte sie dafür, dass diese Halbstarken sich als blinde Passagiere eingeschmuggelt hatten? „Unverantwortlich leichtsinnig”, nannte Da'an das. Als Lebensmittelcontainer - Passagiere hätte ihnen ‚weiß das Schicksal was’ passieren können. Waren sie doch die letzten ihrer Art! Und natürlich wieder mit dabei: Qui'sa! - Ka'sar zählte den Jugendlichen gleich auf, was einem körperlichen Wesen, wie sie nun einmal waren, alles im Weltraum zustoßen konnte. Trotz ihren Begabungen. Eingefroren oder nicht. Dar'den fand es ganz und gar ungehörig , sich als Taelon nicht in die Entscheidung der kleinen Gemeinschaft der Taelons fügen zu wollen. „Schlechten menschlichen Einfluss” wurde das von Ken'tau bezeichnet. Nicht erwähnt kann das Gezetter werden, welches zusätzlich telepathisch über die neun niederprasselte. Für Agent Stoller, der selbst noch nie mit Taelons zu tun gehabt hatte, war die Szenerie irgendwie seltsam und doch erheiternd und vertraut. Er orderte sich einen Kaffee, setzte sich seitlich auf eine der weichen farbigen Couchs innerhalb der Zentrale - die eher einem Clubraum glich - und beobachtete still. Schließlich war es selbst der künstlichen Intelligenz zuviel. Roleta schwebte in ihrem wallenden roten Kleid vor die Jugendlichen hin und neigte sich vor. „Eigentlich war es bei den Menschen, auf die ihr euch ständig beruft, der Brauch, blinde Passagiere über Bord zu werfen. Aber ICH als Bordkommandant werde stattdessen dafür sorgen, dass ihr Dinge erleben werdet, wie ihr sie noch nie erlebt habt. Fangen wir gleich damit an.” Einige kleine Roboter wieselten heran. „Du - und du - und du, und auch du! Ihr werdet für die nächsten vier Wochen in eurer lernfreien Zeit alle öffentlichen Waschräume und Toiletten blitzblank putzen. Meine Mitarbeiter hier werden euch anweisen und kontrollieren. Und ich rate euch gut, ihnen Folge zu leisten. - Und ihr drei” - sie deutete mit ihren schmalen weißen Fingern auf weitere drei Opfer - ihr werdet die Ladehallen kehren und wischen, die Roboter ölen und abstauben. Wir sind fast ein Kilometer lang, wie ihr wisst!” Die Jugendlichen zischten empört. „Was glaubst du denn...” begann Blo'or mit seinem Protest, aber Roleta fuhr auf taelonisch ihm in die Rede: „SEI STILL!! - Für mich seid ihr nur Ballast. Euren Wert müsst ihr erst erarbeiten. Falls ihr überhaupt wisst, was Arbeit ist! Ich glaube, ihr seid durchwegs ganz verwöhnte (Bengel und Gören)!” Das Zischen und Fauchen wurde immer lauter. Qui'sa und Pa'lol waren noch ohne Strafarbeit. „Sind wir hier Strafgefangene oder was?” beschwerte sich Pa'lol. „Wir sind Taelons! Mit solchen Arbeiten geben sich Taelons nicht ab!” „Na ja, irgendwie...” versuchte Mur'ru den Jugendlichen recht zu geben. Aber - was soll man sagen? Roleta war die Chefin an Bord des Zefir-Schiffes. Und so wurde die lange Fahrt für alle lehrreich. (Irgendwo im Kosmos:) Nur eine Millisekunde brauchte sie zu einer anderen Energieform an einem anderen Ort dieser Welt. Wieder war ihre Kontaktaufnahme sanft und vorsichtig und auf unterschiedliche Weise. Doch auch hier blieb sie ohne Antwort. Die Suche erwies sich als schwieriger, als sie angenommen hatte. Hatte auch dieses Volk seine Fähigkeiten vergessen? Wieder näherte sie sich einer anderen dieser Lebensformen, wieder ohne Erfolg. Doch dann, ohne dass sie diesmal damit gerechnet hätte, reagierte einer dieser Menschen: ‚Wer oder was bist du? Was suchst du? Bist du wirklich?’ So furchtlos, so selbstverständlich. Ihre Erleichterung kannte keine Grenzen. ‚Ich bin eine von vielen eines großen Ganzen. Ich suche eine Möglichkeit mit einem von euch Menschen eine Kooperation einzugehen. Denn allein als Energiekörper kann ich die Vorgänge auf eurer Welt nicht wirklich erfassen.’ ‚Was meinst du mit: Kooperation?’ ‚Das Teilen einer Hülle mit dem Wesen, das in ihr lebt.’ Sie spürte die Verblüffung ihres Gegenübers. ‚Und was wird dann aus - mir? Bin ich dann weg?’ ‚Nein. Du bist selbstverständlich immer noch du und auch in allen Teilen dein eigen. Ich bin nur Gast in deinem Körper und in Verbindung mit dir. Alles, was ich brauche wäre nur eine Zusammenarbeit.’ ‚Na ja, ich kann's mir nicht vorstellen - aber - aber wozu das Ganze eigentlich?’ ‚Es gibt bei euch ein Suchtmittel, dessen Auswirkung auf euch tödlich zu sein scheint. Ich möchte herausfinden, warum das so ist.’ Das Lachen ihres Gesprächspartners löste in ihr Verwirrung aus: ‚He, da hast du dir wohl jemanden falsches ausgesucht.’ ‚So? Erkläre es mir bitte. ‚ Da ist nicht viel zu erklären. Ich habe keinerlei Ahnung von Drogen und was sonst noch so auf der Welt passiert. Ich habe mich schon vor vielen Jahrzehnten aus dieser Gesellschaft ausgeschlossen und lebe seitdem hier als Einsiedler. Du siehst, ich kann dir auf keinerlei Weise helfen.’ Eine ganze Weile herrschte nachdenkliches Schweigen zwischen ihnen. ‚Bist du noch da?’, tasteten die Gedankenwellen des Menschen behutsam nach ihr. ‚Ja.’ ‚Was wirst du nun tun?’ ‚Ich möchte dich bitten, deine Isolation aufzugeben, nur für die Dauer meiner Suche. Danach bist du wieder frei zu tun und zu lassen was immer du möchtest. Doch ich brauche dich. Was du und ich noch nicht wissen, werden wir herausfinden, gemeinsam. Bitte.’ Sie spürte die Ablehnung des Menschen ihre Energien durchfluten. ‚Glaubst du nicht, dass es Zeit ist, dass du deine Bestimmung annimmst, anstatt ihr auf diese bequeme Weise der freiwilligen Isolation aus dem Weg zu gehen?’, mischte sie sich in diese Gedankengänge ein. ‚Was?’ Der Ärger des Menschen schoss wie eine rote Flamme auf: ‚Wie kommst du darauf, dass es meine Bestimmung wäre? Suche dir jemanden anderes!’ ‚Nein. Es ist aus diesem einzigen Grund nicht möglich: wir beide können uns verständigen. Ich will nur mit einem von euch eine Beziehung eingehen, wenn ich mich mit ihm auch austauschen kann. Oder wünschst du wirklich, dass ich von jemandem Besitz ergreife, ohne dessen Einverständnis?’ Die Verärgerung wich der Verunsicherung: ‚Du könntest das? Du könntest mich auch einfach - übernehmen?’ ‚Ja. Doch mir ist eine Zusammenarbeit lieber. Ich spüre in dir noch großes Potential, dass zur Zeit noch brachliegt. Als Gegenleistung biete ich dir an, dieses Potential dir zu eröffnen.’ ‚Bestechung? ‚Energie muss fließen. Wo du Energie gibst, kommt Energie zurück. Das ist das Gesetz.’ Sie spürte die Nachdenklichkeit ihres Gegenübers und ließ ihn dieses Mal darin ungestört. ‚Hast du denn überhaupt Platz in meinem Körper? Ich meine, ich sehe dich nicht, fühle aber eine sehr große Präsenz - wie soll das gehen, ohne dass du mich sprengst?’ Dessen Sorge löste in ihr zärtliche Fürsorge aus: ‚Ich kann meine Energie soweit verdichten, dass ich für dich kaum mehr wahrnehmbar bin. Ich werde alles tun, um dich zu schützen und zu erhalten, weil du für mich das Wertvollste bist, was ich auf dieser Welt finden kann.’ Sie spürte den inneren Kampf des Menschen und wartete geduldig ab. Nach langer Zeit der Zwiespältigkeit spürte sie die zunehmende Bereitschaft aufblühen. ‚Gut, du kannst es ja mal versuchen - doch versprich mir: wenn es irgendwelche Schwierigkeiten gibt, hörst du sofort auf und gehst, ja?’ ‚Ja, ich verspreche es dir.’ (Auf dem Schiff:) Der junge Taelon Har'on war zur Strafe zum Säubern und Betreuen der Anlagen verdonnert worden, eine - wie Mur'ru fand - etwas zu arge Strafe für einen Taelon! Man konnte doch unmöglich einer Spezies, die viele Galaxien beherrscht hatte, so eine primitive Arbeit zumuten, dazu wochenlang, als wäre sie... Har'on war von seinen Anlagen her optimal geeignet, später einmal ein Kriegsspezialist zu werden. Er besaß bereits ein vorzügliches taktisches und strategisches Denken, war mutig aber besonnen und neigte nicht zum Philosophieren. Er sollte sich daher neben genügend technischem Wissen und Flugerfahrung auch die militärische Erfahrung in einer Art „Lehre” bei einem Mentor - wie bei den Taelons üblich - erwerben. Nachdem er seinen Wunsch geäußert hatte, führte ihn ein nur für ihn sichtbares kleines Hologramm auf direktem Wege zu seinem Schützling. Mur'ru betrat eine Empore und sah hinunter in die Halle. Har'on hatte die kleinen Robot-Spinnen mit ihren Wischflächen an den Beinen hervorragend programmiert. Sie flitzten normalerweise überall im Schiff umher und wischten und bohnerten, wo es nötig war. Dabei verwendeten sie ein Mimikry-Programm, welches ihre äußere Farbe automatisch dem Hintergrund anpasste, so dass sie fast unsichtbar blieben. 10 von ihnen wurden jeweils von einem Chef kommandiert, und 10 Chefs von einem Zenturio. In regulären zeitlichen Abständen wurden sie alle von automatischen Wartungseinheiten gewartet. Alles, was Har'on zu tun hatte, war nach der täglichen Programmierung der Zenturien eine Kontrolle durchzuführen, ob die Reinigung auch gelungen war - oder ob die Spinnen nachzujustieren waren. Und natürlich hatte er die Wartung der technischen Geräte zu beaufsichtigen. Dazu musste er allerdings eine Menge laufen. Inzwischen hatte er solcherart eine Menge der technischen Geräte kennen gelernt, die das Schiff der ausgestorbenen Zefir so lagern hatte. Offenbar war die meiste Arbeit schon getan. Der junge Taelon hockte jetzt am Boden und lauschte Musik. Und hatte die Spinnen mit ihren Vließchen an den Beinen so programmiert, dass sie perfekt dazu tanzten. Und das noch, wie sich Mur'ru von oben überzeugen konnte, in künstlerischen Mustern und blinkenden Farben. Sie wieselten über den Boden der Halle, hoben im Takt zwei ihrer acht Beine, und wiegten sich abwechselnd im Rhythmus von Rock und Roll, Dreivierteltakt und dem neuen irdische Modetanz Che-che. Mur'ru bewunderte Har'on unter ihr ob seiner Programmierungskunst. Sie stand nur erheitert da und machte sich nicht bemerkbar. Har'on war offensichtlich zu abgelenkt, um den Taelon an der Aura wahrzunehmen. Nach einigen Minuten hörten die Spinnen abrupt auf. Nun kam offenbar eine neue Sequenz dran: Karate, Judo, Pa'dar... Einige fochten gegenseitig mit kleinen Pinselchen, andere stellten gerade die Schlacht am Schrchti-Fall nach. Wusste Roleta nicht, was der Junge da für einen Unfug anstellte? ‚Natürlich weiß sie das!’ antwortete Ko'lan gedanklich. ‚Das ist Teil der Strategie des Bordgehirns. Ich besichtige gerade die Waschräume. Ich dachte schon, ich müsse mich für meinen Schüler einsetzen. Aber die Tatsache ist: Mein Schüler lernt gerade eine Menge über Chemie, Bakterien und Hygiene und Abfallwirtschaft kennen. Er sollte später Arzt, Chemiker und Biologe werden. Und er spielt genauso mit seinen Putzer-Bots wie deiner.’ ‚Jeder unserer Kinder ist dabei, seine Talente durch diese sogenannte Strafaktion zu verbessern’, ergänzte auch Dar'den. ‚Meiner wartet gerade die diversen Beiboote und lernt so nebenbei eine Menge Physik und Maschinenbau kennen. Ich kann diese Erfahrung hervorragend in mein Lehrprogramm einbauen.’ Alle Taelons drückten eine Art zustimmendes Gefühl telepathisch aus. Mur'ru zog sich leise von der Empore aus wieder zurück. (Irgendwo im Kosmos:) „Wir Alten Völker können nicht die selbe Situation in dieser Region dulden. Zuviel wurde zerstört.” „Es wurden bereits Maßnahmen eingeleitet, die Hilfsvölker mit ihren Aktionen zu stoppen. Wir müssen davon ausgehen, dass ein neues Spiel eröffnet wurde.” „Es wird so enden wie das letzte!” „Das ist nicht gesagt. Beide Seiten sind gleich stark. Der Pendelschlag nach rechts führt zum Pendelschlag nach links. Das ist ewiges Gesetz. Die Bewegung muss erfüllt werden.” „Wir werden unsere Züge genau überlegen müssen. Das Kimera-Kollektiv sollte Obacht geben. Es ist leicht, das Falsche zu tun. Es ist schwer, das Richtige zu tun.” (Während der Sitzung der Crew in der Zentrale Roletas:) „Er wurde nicht ganz zerstört”, berichtigte Ka'sar. „Einige unserer ehemaligen illegalen Handelspartner durften dort landen. Die wenigen Überlebenden, so wurde berichtet, sind von den Jaridians versklavt worden. Der Planet existiert nur noch, um als großangelegte Falle zu dienen. Das gesamte Gebiet wimmelt von diesen bösartige Fallen der Jaridians! Keinem Taelon war es seitdem möglich, das Gebiet zu passieren. Wir könnten weiträumig um den Sektor ausweichen, das würde allerdings selbst diesem Schiff viele Wochen an Zeit kosten. Wir benötigen aber dringend Informationen.” „Ich kann dazu nicht viel sagen”, meinte der Jaridian Rj'lev dazu. „Es war Krieg. Mir ist dieser Sektor nicht bekannt, zudem war ich nur ein mittlerer Offizier, kein General. Ich kenne einige unserer gängigen Tricks, aber Einzelheiten über Wanaban kann ich nicht bieten.” „Könntest du irgendeinen deiner ehemaligen ‚Geschäftspartner’ reaktivieren?” fragte Agent Stoller, Generalin Mur'ru anblickend. „Irgend jemand muss doch wissen, was auf Wanaban so abläuft.” Mur'ru war ihre Vergangenheit sichtlich peinlich. Dennoch ließ die Generalin sich von der Notwendigkeit überzeugen. Ein geheimer Hyperdimensions-Funkspruch wurde abgeschickt. Dann musste man warten. Nach einem Tag tauchte plötzlich ein grünschimmernder großer Diskus auf, eingehüllt in einem Kraftfeld. Aus dem Lautsprecher quakte es. „Bremzen Asse ist da,” sagte die Taelon kurz und bündig. ”Hinterhältig, verschlagen und verlogen - glaubt ihm bloß kein Wort zuviel!” (Auf er Erde, mitten in Europa:) Bedächtig erhob sich Audre. Während sie dem Hund folgte, gingen ihr viele Erinnerungen durch den Kopf. Erinnerungen, die sie glaubte vergessen zu haben und an die sie sich nie mehr erinnern wollte. Doch nun war all das lange Vergangene und Vergessene wieder so lebendig, als ob es gerade erst passiert war. Sie seufzte tief. Sie wand sich entschlossen ab und ging mit großen Schritten zu einer kleinen holzwurmstichigen Truhe, die im hinteren Bereich neben dem schmalen Bett stand. Sie hatte nicht viel, was sie ihr eigen nennen konnte, und das war schnell in einen alten verschlissenen Rucksack gepackt. Es würde seine Zeit brauchen, bis sie wieder irgendwo in der sogenannten zivilisierten Gesellschaft ankommen würde. Vor allem auch, da sie im Alter von 50 Jahren aufgehört hatte, die Jahre zu zählen, die sie nun hier gelebt hatte. ‚Tja, du seltsamer Geist, da hast du dir eine Greisin ausgesucht, wo du wohl mit einem jungen agilen Menschen besser bedient gewesen wärst, hm?’ Audre glaubte nicht, dass sie eine Antwort erhalten würde. Sie war eher überzeugt, sie würde langsam aufgrund ihrer Einsamkeit senil werden. Um so fassungsloser lauschte sie der leisen Antwort in ihrem Kopf: ‚So wie es ist, ist es richtig. Du bist zu alt um noch zu zweifeln.’ Da stand sie also in ihrer Hütte, den gepackten Rucksack bereits über der Schulter, und hörte nach wie vor eine Stimme in ihrem Kopf. Wurde sie schizophren? ‚Nein, sorge dich nicht. Ich habe alle deine Körper- und Geistfunktionen überprüft, du bist bei bester Gesundheit.’ ‚Pffff, na wunderschön, danke!’ Nur um irgendeinen realen Halt zu bekommen, griff sie nach dem Hund, der abwartend auf der Schwelle saß. Doch dieser erhob sich sofort, drückte seinen Kopf kurz an ihre Hüfte, lief wedelnd und hin- und her, so seine Vorfreude auf eine Wanderung ausdrückend, und in Richtung Wald. „Das wird eine sehr lange Wanderung, Hund! Mach mal nicht so schnell!” rief sie dem Tier hinterher, obwohl sie wusste, dass er darauf nicht hören würde. Sie ergriff ihren Wurzelstab, der immer an der Tür lehnte und ihre einzige Waffe gegen mögliche, aber nie in Erscheinung getretene Angreifer war, und folgte dem Hund. ‚Und wohin soll ich gehen?’ ‚Du weißt es.’ Ja, Audre wusste es, auch wenn sie es eigentlich nicht mehr wissen wollte. Und so machte sie sich innerlich leise fluchend auf den schweren Weg zurück in eine wieder auflebende Vergangenheit. Audre und ihr Hund waren bereits eine ganze Weile auf dem Weg und fern von ihrem Zuhause, der kleinen Bauernhütte, in die sie sich die letzten Jahre nach den globalen Zerstörungen durch die Tzeks geflüchtet hatte. Die Zerstörungen vor acht Jahren hatten ihren Preis gefordert: überall waren Landstriche noch immer verödet, menschenleer und unkontrolliert zurückgeblieben. Wo die Natur vernichtet worden war, hatten sich bereits Grasmatten und kleine Bäume gebildet. - Nachdem die Menschen wegen der Tzeks zuerst aus den Städten geflohen waren, hatte dann ein Gegentrend eingesetzt, - zurück in die sicheren Städte mit ihren staatlichen und wirtschaftlichen Versorgungseinrichtungen. Übrig blieb eine sich herausbildende Wildnis. Audre war sich bewusst, dass sie sich nicht ewig von den Menschen abkoppeln konnte. Allein um Medikamente zu kaufen, musste sie den weiten stundenlangen Fußmarsch zur nächsten Stadt auf sich nehmen. Wie lange würde sie dazu noch imstande sein? Außerdem benötigte sie dringend ein Pferd für ein Gespann oder ein paar Ochsen, um vielleicht durch den Verkauf von landwirtschaftlichen Produkten etwas Geld zu verdienen. Die Stimme in ihrem Kopf - ja, das war ein schöner Geist. Aber etwas Nützliches wie eine Schere, einen Pflug oder Salz konnte sie ihr nicht herbeizaubern. Sie war ganz in Gedanken versunken, als ihr Hund plötzlich heftig zu bellen begann, vermischt mit einem Winseln zwischendurch. Aufgeregt rannte er warnend zu der Frau, kehrte wieder um und knurrte die Felsen vor sich an. Audre schreckte auf. Das Wildtiergehege! Sie hatte nicht aufgepasst. Normalerweise hielt sie sich von diesem Gebiet fern und nahm lieber zwei Stunden mehr an Fußmarsch in Kauf. Das moderne Basel hatte ein Wildtiergehege besessen. Als die Stadt zerstört worden war, hatten sich die Wildtiere befreit und sich viele Kilometer weit im Umkreis verbreitet; insbesondere die Raubkatzen. Die Löwen, einst von den Römern ausgerottet, hatten sich in der verwilderten Landschaft stark vermehrt. Auch sie wollten leben und der Vernichtung entgehen. Und da war sie, die Löwin. Sie zeigte sich, stand geduckt auf dem Felsen und fauchte drohend nach dem knurrenden Hund, der hin- und hergerissen war zwischen kreatürlicher Angst und Fluchtimpuls und der Treue zu seiner Herrin. Audre brauchte sich gar nicht umsehen: sie wusste, die Löwinnen jagten im Rudel. Eine war bestimmt links und eine rechts hinter ihr. Sie drehte ganz langsam und vorsichtig den Kopf und sah noch, wie ihr Hund einen fürchterlichen Hieb abbekam, der ihn wegschleuderte. Er heulte schmerzerfüllt auf, winselte und zog sich stark blutverschmiert zurück. Die Löwin auf dem Felsen öffnete ihr Maul und hechelte. Speichel topfte aus ihrem dunklen Maul, welches sie gierig und schnuppernd halb geöffnet hatte. Einen Moment noch, und sie würde ihre Beute schlagen. Die ältere Frau, ganz erstarrt vor Entsetzen, konnte ihren Atem riechen. Und sie fühlte instinktiv, wie die zwei hinter ihr heranpirschten, bereit zu springen, die Kehle aufzuschlitzen. Etwas in Audres Brust öffnete sich, breitete sich aus, bis es sie in einem sich immer mehr vergrößernden Kreis aus Energie umgab und die Tiere mit einschloss. ‚Friede.’ Obwohl so unendlich sanft, war doch auch eine unglaubliche Eindringlichkeit in diesem Ausdruck. Und plötzlich veränderte sich die vor Spannung knisternde Atmosphäre um Tier und Mensch. Schweiß lief Audre kalt unter den und in kleinen Bächen den Körper herunter. Immer noch war sie unfähig sich zu bewegen, ihre Beine zitterten, dass sie glaubte, jeden Augenblick einfach nur in sich zusammen zu fallen. Sie war zu keinem Gedanken und zu keiner Bewegung fähig. Das Zittern ihres Körpers, das Rasen ihres Herzens, das Aufeinanderschlagen ihrer Zähne war nicht mehr zu kontrollieren. Die Energie zog sich wieder in Audre zurück. Ein leises Winseln ließ Audre herumfahren. „Hund!” Sie ließ ihren Tränen jetzt freien Lauf, streichelte den Kopf, massierte die Ohren, wie sie es schon so viele Jahre gemacht hatte in dem Wissen, dass er es liebte. Strich ihm über die Augen, die langsam an bewusstem Sehen verloren. Der Schmerz über diesen Verlust zeriss ihr fast das Herz. Langsam richtete sich der Blick des Tieres nach innen. Noch ein tiefes Ausatmen und das Tier streckte sich völlig entspannt. Wie lange Audre den schweren Kopf noch im Schoss hielt und streichelte, wusste sie nicht. Ein letztes Mal strich sie ihrem Freund über sein Gesicht, schloss ihm die Augen und erhob sich schwerfällig. ‚Trauert ihr nicht um das, was ihr liebt?’ ‚Wir scheinen alles vergessen zu haben.’ ‚Wie armselig.’ Audre schüttelte verständnislos den Kopf. ‚Ich lerne, Audre. Dank dir.’ Ungerührt zuckte Audre die Schultern und konzentrierte sich wieder auf das Wesentliche. Sie musste irgendwann eine Möglichkeit finden, sich schneller fortzubewegen. Ihr Ziel war noch weit und die Veränderungen und Zerstörungen tiefgreifend. Ein Gesicht stieg aus ihrer Erinnerung auf, damals schon verwittert wie die Rinde eines Baumes, unnahbar, mit grauen kalten Augen, deren wachen Blicken nichts zu entgehen schien. Einen letzten, Abschied nehmenden, von Trauer erfüllten Blick auf ihren verstorbenen Kameraden werfend, warf sie sich ruckartig herum und stapfte weiter durch die endlos erscheinenden Wälder. (Zurück zum Schiff:) Es war etwa 2 Meter groß und humanoid - doch anstatt eines Gesichtes besaß es ein Büschel stacheliger langer dunkler Borsten, auf dem offenbar winzig kleine Sinnesknospen für die Wahrnehmung angebracht waren. Ein fauliger Geruch, der für Menschen nicht gerade angenehm war, strömte von ihm aus. Das kam offenbar von der Art und Weise der Ernährung - das Wesen ernährte sich von verwesten organischem Dingen. Es quakte laut und heftig atmend und Mur'ru und Ka'sar stimmten in das Quaken ein. Sy'la und Stoller verstanden für einige Minuten kein Wort, bis ihnen plötzlich Roletas Übersetzung per Mikrochipimplantat bewusst wurde. Sie würde noch etwas Zeit benötigen, doch immer besser werden. „Wir haben immer gute Geschäfte gepflegt”, sagte die Taelon gerade. „Du musst uns nicht mit Misstrauen beleidigen. Alles was wir wollen, sind Informationen und eine sichere Passage. Sicher haben wir etwas, was wir dafür eintauschen können.” „Wir Taelons tragen keine Schuld an der Ausrottung deines Volkes durch die Jaridians. Die Vrennen waren unsere Verbündete und haben von unserer Anwesenheit profitiert. Zudem sind wir, wie du weißt, Ausgestoßene gewesen, wie du”, ergänzte Ka'sar. „Lasst uns gute Geschäfte machen und zufrieden wieder gehen.” Es folgte wieder eine Passage gegenseitigen Quakens, in der es offenbar um technische und wirtschaftliche Details ging, die nur unzulänglich übersetzt wurden. Bremsen Asse wollte sich offenbar die Lagerräume zeigen lassen. ‚Ich werde euch zeigen, was gehandelt werden darf und was nicht, und was gesehen werden darf und was nicht’ hauchte es durch das Bewusstsein der Crew. Roleta wollte sichergehen, dass die Taelons diesem fremden Wesen nicht zuviel preisgab. Das Bordgehirn war intelligenterweise überaus vorsichtig in diesen Dingen. Man wurde handelseinig. Roboter brachten einige kleine technische Gebrauchsartikel zu seiner Kapsel, dafür erhielten die Taelons Informationskristalle. Kaum war Bremsen Asse in seinen Diskus zurückgekehrt, fühlte Stoller ein alarmierendes Pochen an seiner linken Schulter. „Alarm! Fremde Nanobots an Bord!” Der Vrennen schoß mit voller Geschwindigkeit von dannen. Das Bordgehirn ging davon aus, das Bremzen Asse offenbar aus war, zu spionieren. Sie befahl, die Nanobots umgehend aufzuspüren und zu eliminieren. Das war in einem Schiff mit 1 Kilometer Größe allerdings ein wenig schwierig, zumal sich die Bots äußerst schnell und wendiger wie Kakerlaken verzogen. Der Vrennen musste sie gut getarnt auf seinem Körper getragen haben und das ihn umgebende Isolationsfeld des Zefirschiffs, mit dem feindliche Viren, Waffen, Chemikalien oder Explosionsstoffe unschädlich gemacht werden sollten, irgendwie ausgetrickst haben. „Achtung, Aufbau dreier Interdimensisonsportale!” Jetzt wurde das Bordgehirn des Zefirschiffes so richtig sauer. „Illegaler Transport!” Das Roleta-Hologramm begab sich gleichzeitig binnen des Millionstel einer Sekunde an alle drei geortete Plätze innerhalb des Zefirschiffes und schoss mit einer Stichflamme auf das Portal. Gleichzeitig sollte ein Abschirmfeld die Übertragung unterbinden. Dennoch war sie zu langsam, um den Vorgang noch zu stoppen. „Entführung aller vier kleinen Jaridian-Abkömmlinge vorn Bord”, meldete sie zornig. „Und die Nanobots, die offenbar die Portale gebildet hatten, sind mit den Portalen vernichtet. Wir verfolgen dem Vrennen augenblicklich!” Sy'la war geschockt, als sie endlich begriff. „Alexis! Nein, das kann nicht sein, wieso...?” Konrad nahm sie an der Hand und lief den zwei Taelons hinterher, die in die Zentrale eilten. Da'an, Ko'lan, Ariel und die sechs Jaridians trafen ebenfalls ein. „Typisch menschliche und taelonische Inkompetenz!” fauchte Rj'lev mit seiner dunklen Stimme zornig. „Fremde an Bord zu lassen, mitten im Feindesgebiet!” Je'dir nahm die weinende Sy'la in die Arme. Er wusste im Moment nicht, was er sagen sollte. Es war schwer, einen klaren Gedanken zu fassen. „Mein Kind!” klagte Palwyr. „ Wanjak hat mit Hakar gerade „Gladiator” gespielt, als diese Nanobots auftauchten. Ich hörte ihren Ruf aus dem Nebenraum, aber ich war zu langsam. Sie wurden direkt in das Portal gezwungen.” „Wer immer meinen Sohn Hakar entführt hat, ist des Todes!” sagte Kor'nt mit dunkler zorniger Stimme. „Wir betrachten das als Attentat auf uns Jaridians! - Habt ihr etwas damit zu tun?!” fragte er voller Hass, zu den Taelons gewendet. „Unser Mädchen, Bethany, ist ebenfalls weg”, sagte Ariel aufgebracht. „Entführt mitten aus der Schule. Wie kannst du das nur vermuten? Sie hat genauso Taelon-Gene in sich, nicht nur das Erbe Vorjaks. Glaubst du, wir würden unser eigenes Kind opfern?” „Alexis war in der Kantine, um sich Schokolade zu holen”, meinte Da'an mitfühlend zu Sy'la. „Qui'sa sah, wie sich das Portal aufbaute, aber es geschah viel zu schnell, um zu handeln. Das Kind wurde ebenfalls wie die anderen in das Portal gezogen. Mur'ru fühlte sich sehr unbehaglich und irgendwie schuldig. Sie hatte alles an Verschlagenheit von Seiten Bremzen Asses erwartet, aber keine Kindesentführung. Normalerweise ging es immer nur um Geld, nie um Leben. „Das kann der Vrennen sich nicht allein ausgedacht haben”, meinte sie. „Vrennen entführen keine Lebewesen. Und sie sind nicht rachsüchtig. Es geht ihnen nur um den Profit.” „Die verwandte Technik der Nanobots ist zum Teil Jaridian, zum Teil Taelon und dann ist noch unbekannte Technik im Spiel. Sie waren schnell, sehr schnell. Irgend jemand ist uns in diesem Sektor nicht sonderlich gewogen”, erläuterte Roleta. „Das Vrennenschiff ist explodiert. Doch ich habe einen größeren Interdimensionssprung geortet - in Richtung Wanaban. Wir müssen ganz einfach dahin, egal ob dort gefährliche technische Fallen existieren oder nicht. Lass uns sehen, ob wir sie umgehen können.” |
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