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Schweigend stand Da'an am Aussichtsfenster und blickte auf den Garten der Botschaft hinab. Wieder einmal war Zo'or mit seinen hinterhältigen Machenschaften ungeschoren davon gekommen. Wieder einmal hatte der junge Hybride, der nun ruhig an seinem Arbeitsplatz saß und ihn beharrlich ignorierte, deswegen mit ihm einen heftigen Streit begonnen. Da'an legte resignierend eine Hand an das virtuelle Glas und seufzte leise. Er war der Streitereien und zahllosen Anschuldigungen überdrüssig. Zu gerne würde er sich zurückziehen und diese Welt und die Menschen auf ihr zurücklassen. All die Freunde, die er unter ihnen einst gehabt hatte, hatten sich von ihm abgewandt und schienen ihn für seine Schwäche zu verachten. Es war ihm ein Rätsel, warum Liam noch immer als sein Beschützer arbeitete und nicht längst um eine Versetzung gebeten hatte. Erneut seufzend erinnerte er sich daran, dass er sich auf den Weg machen musste, wenn er nicht zu spät kommen wollte, um den neuen Flügel des Museums einzuweihen, in dem die verschiedenen Artefakte um Ma'el und andere taelonische Stücke ausgestellt wurden. Nachdenklich schritt Da'an durch das nun leere Museum, vorbei an den verschiedenen Artefakten und fragte sich, was sein alter Mentor wohl sagen würde, wenn er je erführe, was er an Schrecklichem getan hatte und was nun dadurch aus ihm geworden war. Fast war er dankbar, dass Ma'el zur Erde geschickt worden war, so dass er all das nicht hatte miterleben müssen. Ohne auf seine Umgebung zu achten, durchschritt er die Hallen und war so leicht überrascht, als er plötzlich vor dem Zeittor stand, das seit geraumer Zeit gut gesichert in einer abgelegenen Ecke des Museums stand. Nachdem Liam es ungewollt durchschritten hatte, hatte Da'an dafür gesorgt, dass der geringe Strom an Energie, der dieses mehr als komplexe technische Gebilde durchfloss, blockiert wurde, so dass ein solcher Zwischenfall dieser Art sich nicht noch einmal wiederholen konnte. Bald musste er zum Shuttle zurückkehren. In der Botschaft wartete noch eine Menge Arbeit auf ihn. Schwermütig drehte er sich um, als er aus den Augenwinkeln sah, dass ein sachter bläulicher Glanz über das Gerät zu schimmern schien. Nun neugierig drehte er sich um und sah, dass seine Augen ihn nicht getäuscht hatten. Das Tor schimmerte sacht, pulsierte und schien mit jeder Sekunde mehr Energie aus einer nicht sichtbaren Quelle zu beziehen. Entgegen aller Vernunft überquerte er die Absperrung, die all zu interessierte Besucher von den Ausstellungsstücken fernhielt und trat an das Tor heran. Vorsichtig hob er seine Hand dem Tor entgegen ohne es jedoch zu berühren. Fast glaubte er zu spüren wie ein stetes energetisches Prickeln vom Tor auf ihn überfloss, sich wellenförmig intensivierend. Nervös spürte er wie seine Energie immer rascher durch seinen Körper floss und schon bald hatte er das Gefühl als würde, was auch immer das Portal hier auflud, auf ihn übergehen, durch ihn strömen und sich in ihm stauen. Durch einen unsichtbaren Impuls beflügelt hob er nun auch die andere Hand und spürte wie die sich in ihm stauende Energie zurück zum Tor floss. Fast war es so als würde seine Energie gereinigt und gestärkt. Heftig begann seine Fassade zu flackern und löste sich schließlich ganz auf. Fast exstatisch vom Strom berührt, ging er nun mit kleinen Schritten näher ans Tor bis sich seine Hände darauf legten. Fast zeitgleich fühlte er sich fortgesogen, glaubte durch einen endlosen schwarzen Tunnel zu stürzen und stand doch still. Nach wenigen Augenblicken schwanden ihm die Sinne. Während das Tor im Museum in sich zusammenfiel und gleichzeitig zu explodieren schien. Dabei geriet alles Umliegende in Brand.
Zo'or verbrachte viele Wochen damit seinen Beschützer zornig durch die Gegend zu scheuchen, Freiwillige anzubrüllen und sämtlichen menschlichen Behörden Inkompetenz zu unterstellen, da diese keinerlei Fortschritte machten. Den Großteil seiner Aufmerksamkeit widmete er jedoch zur größten Freude aller dem Beschützer des fraglichen, verschwundenen Taelons. Dieser hatte seinen Schützling am Tage des Verschwindens nicht begleitet und den Schutz des nordamerikanischen Companions einem nicht für solche Situationen ausgebildeten Piloten überlassen. Oft verbrachte er mehrere Stunden am Tag damit diesem Mann schwerste Vorwürfe zu machen und ihm Fragen zu stellen wie: „Haben Sie etwa vergessen, dass es Ihre einzige Aufgabe ist, für Da'ans Wohl zu sorgen?” Nun, der letzte Kommunikationsbeitrag führte zu einer spektakulären und überstürzten Flucht des Beschützers vom Mutterschiff. Monatelang war er daraufhin wie vom Erdboden verschluckt. Ein hingebungsvolles Stöhnen begleitete das Erwachen Da'ans. Benommen schlug er die Augen auf und sah, dass er im Frachtraum eines Taelonschiffes lag. Im ersten Augenblick glaubte er auf dem Mutterschiff zu sein. Doch ein kurzer Blick auf seine Umgebung sagte ihm, dass es auf dem Mutterschiff keinen solchen Frachtraum gab. Sofort sah er, dass diesem System sämtliche Anpassungen an die menschlichen Nutzer fehlten. Diese Konsole war ausschließlich für Taelons bestimmt. Konzentriert huschten seine Finger über die Konsole und schon bald wurde aus der ersten leisen Vermutung eine unwiderrufliche Tatsache. Er befand sich auf Ma'el Schiff und alle Anzeigen hier deuteten darauf hin, dass es erst vor Kurzem auf der Erde abgestürzt war. Aufgeregt begannen seine Gedanken zu rasen. Wo war Ma'el, ging es ihm gut und wie würde dieser auf seine Anwesenheit reagieren? Durfte er überhaut offenbaren, dass er hier war? Würde durch ihre Begegnung nicht das gesamte Raum-Zeit-Gefüge durcheinanderkommen? Unruhig sah er sich erneut um und hielt nach dem Zeittor Ausschau. Es war nirgends zu entdecken. Was bedeutete das denn nur? Es konnte doch nicht sein, dass... Eiligen Schrittes hastete Da'an durch die Gänge des Schiffes und erreichte schon bald die Brücke. Nervös sah er sich um und hielt Ausschau nach Ma'el. Er entdeckte ihn schließlich am Boden liegend hinter der Steuerkonsole. Beunruhigt sah Da'an, dass der Taelon ohne Bewusstsein war und aus zahlreichen Wunden Energie strömte. Mit wenigen Schritten war er bei Ma'el und ging neben ihm in die Hocke. Rasch legte er seine Hand auf Ma'els Brustkasten. Sofort spürte er, dass der Zustand seines alten Mentors kritisch war. Hektisch sah sich Da'an nach irgendetwas um, das er benutzen konnte, um die Wunden zu verbinden. Suchend durchsuchte er die ganze Brücke und den anliegenden Korridor. Er fand jedoch nur genügend Geeignetes, um die kleineren Wunden zu versorgen. Rasch kehrte er zum Verwundeten zurück, versorgte die kleineren Wunden und stütze dann den Kopf Ma'els auf seine Knie ab. Dann ergriff er die Hand seines alten Mentors und begann damit einen Teil seiner Energie auf ihn zu übertragen. Gestärkt durch den sachten Energiestrom öffnete Ma'el schließlich langsam wie in Zeitlupe seine Augen. Schwach blickte er zu dem ihm so vertrauten Gesicht hinauf und schien kein bisschen überrascht. „Ich habe versagt. Ich habe es zu spät bemerkt!” Nach, für Da'ans Empfinden viel zu langer Zeit, kehrte er mit ausreichend Verbandsmaterial und etwas medizinischem Gerät auf die Brücke zurück. Ma'els Zustand schien sich entgegen all seiner Hoffnungen weiter verschlechtert zu haben. Doch es konnte nicht möglich sein, dass er jetzt zu dieser Zeit auf die nächste Ebene wechselte. Die Geschichte seines Volkes und die der Menschen sprachen dagegen. Eilig kehrte er an Ma'els Seite zurück und machte sich sofort daran auch die restlichen Wunden zu versorgen. Ma'els Fassade flackerte stark und löste sich auf, gerade als Da'an den letzten Verband anlegte. Rasch zog Da'an eine Kapsel mit Grundenergie hervor und injizierte diese Ma'el, doch dessen Fassade baute sich nicht wieder auf. Vielmehr begann sein Körper durchscheinend zu werden und Da'an wusste nur zu gut, was das bedeutete. Der Wechsel Ma'els auf die nächste Ebene musste kurz bevorstehen. Verzweifelt griff er mit beiden Händen nach Ma'el und hob ihn in seine Arme. Still kauerte Da'an da, hielt Ma'el und versuchte verzweifelt ihn auf dieser Ebene zu halten. Kurz blickte er in die tiefblauen Augen des Taelons und sah die leise Gewissheit in ihnen, dass er nichts zu tun vermochte. Sah die damit verbundene Trauer, den Schmerz und auch zahlreiche weitere Fragen. Kurz schwieg er und wartete bis Da'an erfassen konnte, was sich hier anbahnte und fuhr dann fort. „Ma'el starb, er wird sterben an den Folgen des Absturzes. Jemand muss seinen Platz einnehmen. Jemand, der die Menschen versteht, der etwas für sie empfindet. Jemand muss sie auf die Ankunft der Taelons vorbereiten, damit die Menschen ihnen ebenwürdig gegenübertreten können. Da'an, ich weiß, das ist der denkbar schlechteste Zeitpunkt, aber du bist unter allen Taelons, die ich kenne, der Einzige, der dies bewerkstelligen kann. Du musst den Menschen helfen sich gegen die deinen zu verteidigen, denn nur dann wird es ihnen möglich sein, ihnen zu helfen. Wenn sie ihren freien Geist, welchen du so an ihnen zu schätzen gelernt hast, ohne Unterdrückung und Beeinflussung entfalten können.” Wieder sah Ha'gel zu Da'an, er wusste nur zu gut, was das, was er gesagt hatte, in dem Taelon auslösen musste. Und nur zu gerne hätte er Da'an die Zeit gegeben, die er brauchte, um all das voll zu erfassen und zu begreifen. Zeit, die sie nicht hatten. Wenn sie all zu lange warteten, würde das Gemeinwesen misstrauisch werden und dann war es fast unmöglich zu tun, was getan werden musste, was er bereits getan hatte. Fast geschockt kauerte Da'an am Boden und versuchte einen klaren Gedanken zu fassen. Er sollte an Ma'els Stelle treten. Er sollte derjenige sein, der die menschliche Entwicklung derart beeinflusst hatte, sie beeinflussen sollte. Schwerfällig schob sich die Erkenntnis, welche die Worte des Kimera in sich bargen, in seinem Selbst zurecht. Still hielt er noch immer den Körper Ma'els und merkte kaum, dass der stetige Strom an Energie, der von ihm zu Ma'el floss, immer schwächer wurde. „Was für Pflichten? Hast du vergessen, in was für einer Situation du dich befunden hast? Jeder Taelon im Gemeinwesen spürte deine Not. Doch anstatt dir zu helfen, haben sie dich nur noch tiefer hineingetrieben. Selbst dein eigenes Kind scheute sich nicht davor deine Situation zu seinem Vorteil auszunutzen!” Wehmütig sah Da'an auf Ma'el hinab. Und wusste, dass der Kimera recht hatte. Auch er spürte nun, dass sein alter Mentor kurz davor stand auf die nächste Ebene zu wechseln. Nur zu gut konnte er sich vorstellen, was den Menschen bevorstand, wenn niemand sie vorbereitete, wenn niemand regelmäßig Berichte sandte und die seinen eindringlich warnte herzukommen. Wenn all dies nicht geschah, würden die Taelons sehr viel früher eintreffen und dann würden die Menschen wahrscheinlich in der Zeit, aus der er kam, schon nicht mehr existieren. Verheizt im Krieg. Verheizt um einer Illusion nachzujagen. Denn eines wusste Da'an. Selbst wenn es ihnen gelänge den Krieg zu gewinnen, so konnte dieser Sieg doch nicht verhindern, dass seine Rasse eine sterbende Rasse war. Jemand musste etwas tun. Verhindern, dass den Menschen das selbe Schicksal zuteil wurde, wie schon so vielen anderen vor ihnen. Anderen, die auf sein Geheiß hin vernichtet, oder wie er es damals noch gesehen hatte, geopfert wurden. Geopfert zum Wohle der Taelons. Da'an sah Ha'gel in die Augen und öffnete den Mund, um etwas zu sagen. Dann jedoch rückte eine Bemerkung des Kimera in den Vordergrund seiner Aufmerksamkeit. „Du hast sicher gemerkt, dass deine Energie durch den Kontakt mit dem Energiefluss des Tores von den Spuren der Sucht gereinigt und zugleich gestärkt wurde. Durch deinen derzeitigen Kontakt zu Ma'el spürt das Gemeinwesen nicht wie ernst seine Situation ist. Dies wird nicht mehr lange der Fall sein. Wir müssen einen Kreis bilden. So kann ich durch dich, über euren Kontakt die Manipulationen vornehmen ohne bemerkt zu werden und ohne eigene Energie aufwenden zu müssen.” Der Kreis schloss sich und augenblicklich spürte Ha'gel Ma'el dahinscheiden, Da'ans Kummer darüber, seine Zweifel, doch auch die Hoffnung und die Kraft, die er aus dem Wissen schöpfte nun endlich etwas bewegen zu können, um seinem Volk zu helfen und zur gleichen Zeit zu verhindern, dass die seinen noch mehr Schaden anrichteten. Sacht ließ Ha'gel Trost, Bestätigung und Ruhe zu Da'an fließen. Er ließ ihn jedoch auch wissen, dass er seinen Geist nun ruhig halten musste, um keinen Verdacht zu erregen. Anschließend ließ er einen Teil seines Geistes zu Ma'el fließen, tastete sacht nach dessen Verbindung zum Gemeinwesen und betrachtete diese genau. Jede Einzelheit, jedes auch noch so kleine Detail war von immenser Bedeutung, wenn die Täuschung perfekt sein sollte. Zufrieden spürte er wie Da'ans Geist in einen Zustand vollkommener Ruhe und Ausgeglichenheit hinüberglitt. Ruhig wandte er sich nun Da'an zu. Vorsorglich hatte er dessen Verbindung zum Gemeinwesen noch vor ihrem Eintreffen hier behutsam getrennt. Zum Ausgleich hatte er dessen Geist behutsam mit dem seinen verbunden. Es zeigte wie verwirrt, angespannt und irritiert der Taelon sein musste, wenn ihm dies nicht auffiel. Ruhig begann er Ma'els geistige Verbindung mit Da'ans Selbst zu überlagern. Behutsam glich er nun die Energiesignaturen der beiden aneinander an, um die Illusion so einzuleiten und zu vervollkommnen. Dann begann er damit nach und nach eine Verbindung nach der anderen zu trennen. Dies geschah fast wie in Zeitlupe, da Ha'gel jedes Mal warten musste, bis Da'an die gekappte Verbindung nicht nur überlagerte, sondern auch gefestigt hatte. Schließlich nach einigen Stunden war es vollbracht. Sacht löste Ha'gel sich aus dem Kreis und öffnete gerade noch rechtzeitig die Augen, um zu sehen, wie Ma'els Seele davon glitt und sein Körper sich aufzulösen begann. Da'an kauerte noch immer am Boden und wirkte sehr erschöpft.
ENDE???
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