Startseite Aktuelles Update Geschichten Kategorien Bilder Forum - Der Baum Links Hilfe Kontakt
  „Kaltes Glas” von Ma'ri   (Emailadresse siehe Autorenseite)
Alle hier vorkommenden Personen gehören den Eigentümern von Mission Erde/Earth: Final Conflict. Bitte veröffentlichen Sie diese Geschichte nicht ohne vorheriges Einverständnis der Autorin.
 
Handlung:  Renee denkt über ihr Leben nach
Zeitpunkt:  dritte Staffel, nach „Déjà vu”
Charaktere:  Renee
 
Anmerkung der Autorin:  Dieser Charakter wurde in der Serie bisher schmerzlich vernachlässigt und irgendwie habe ich seit einiger Zeit das Gefühl, ich täte ihr Unrecht, wenn ich sie anhand dessen bewerte, was man bisher über sie weiß. Nämlich fast gar nichts. Irgendeinen Grund muss es ja dafür geben, dass sie so kalt wirkt. Dies ist also mein Versuch einer Begründung.
 

 

KALTES GLAS

 

Sie ließ ihre Finger sanft über die glatte Oberfläche gleiten. Das Glas war kalt, ebenso wie die Person, die sich in ihr spiegelte. Was war nur aus ihr geworden? Ihr Blick glitt über die Reflektion des perfekten Körpers, den sie bewohnte. Sie. Wer war sie überhaupt? Nur eines wusste sie: Sie war nicht die, für die man sie hielt. Doch sie wagte nicht, ihr wahres Selbst zu zeigen, wollte nicht, dass jemand erfuhr, wie verletzbar sie in Wirklichkeit war.
Kälte. Das war ihr Schutzschild. Keiner außer ihren Eltern wusste, wie es in ihrem Inneren aussah, und auch ihnen war sie fremd geworden. Sie hatte sich verändert. Vielleicht war es Verbitterung darüber, dass man sie nicht so akzeptiert hatte, wie sie war. Eigentlich hätte sie dankbar sein sollen, dass ihr Vater viel Geld dafür bezahlt hatte, ihren Geist aus dem durch den Autounfall, den sie als Kind gehabt hatte, entstellten Körper in dieses Biosurrogat transferieren zu lassen. Doch die Einsamkeit, die sie dank dieser Entstellung erfahren hatte, hatte Narben hinterlassen. Sie hatte sich tief in ihre Seele gefressen, sich festgesetzt wie ein Geschwür und war ihr in diesen Körper gefolgt. Natürlich war sie froh darüber, wieder in einem intakten Körper und vor allem ohne Schmerzen leben zu können. Doch etwas hatte ihr gefehlt und fehlte ihr auch weiterhin: Verstanden, akzeptiert und geliebt zu werden, so wie sie war, mit all ihren Schwächen. Die Ahnung, dass ihr Vater sie hatte transferieren lassen, weil er sich insgeheim für sein verkrüppeltes Kind schämte, hatte sie nie verlassen.
Man erwartete inzwischen von ihr, kalt und berechnend zu sein. Diese Eigenschaften hatten sie dorthin gebracht, wo sie heute war, hatten Doors dazu gebracht, sie einzustellen. Auch als sie noch Mitglied des „Schwarzen Mittwoch” gewesen war, hatte man sie dafür bewundert. Ja, man hatte sie gefürchtet. Bisher hatte sie sich gut hinter ihrem Schild aus Kälte verbergen können. Er schützte sie, ließ sie äußerlich stark erscheinen.
Wieder strich sie mit den Fingerspitzen fast zärtlich über das kalte Glas. Kalt. Das war sie äußerlich, doch innerlich war sie zerbrechlich wie Glas. Einige Sprünge wies sie bereits auf. Und sie würden bleiben. Manche Wunden heilte nicht einmal die Zeit.

 

ENDE

 

Zurück / Back

 

Zum Seitenanfang