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  „Streit um Liam” von Emma   (Emailadresse siehe Autorenseite),   Frühjahr 2001
Alle hier vorkommenden Personen gehören den jeweiligen Eigentümern. Mission Erde/Earth: Final Conflict gehört Tribune Entertainment Co., Lost Script Prod. Inc., Atlantis Films und VOX. Bitte veröffentlichen Sie diese Geschichte nicht ohne vorheriges Einverständnis der Autorin.
 
Handlung:  Es gibt Streit um Liams Erziehung
Zeitpunkt:  dritte Staffel
Charaktere:  Liam (Siobhan Beckett, Ha'gel, Sandoval, Da'an, Lili, Augur, Zo'or, Liam Kincaid)
 
Vorbemerkung der Autorin:  „Diese Geschichte ist Anneliese gewidmet, zu deren Geburtstag ich sie geschrieben habe. :-)”
 

 

STREIT UM LIAM

 

Liam warf aufgebracht die Wohnungstür hinter sich zu. Wieder einmal hatte er mit Da'an ein unnützes Gespräch über die vielfältigen Einmischungen der Taelons in die Angelegenheiten der Menschheit geführt. Wie immer war der Taelon uneinsichtig gewesen und wie immer war er selbst schließlich wutentbrannt davon gerannt. Es war schon nach Mitternacht und er musste morgen um 6 Uhr wieder raus. Er fühlte sich gleichzeitig völlig erschöpft und aufgekratzt. Keine Mischung, mit der man auf einen erholsamen Schlaf hoffen durfte. Dennoch schlüpfte er, nach einem kurzen Aufenthalt im Bad, unter seine Bettdecke und löschte das Licht.

Nach einer Stunde Hin-und-her-Wälzens gab er auf und zückte seine derzeitige Bettlektüre. „Die Geschichte und Kultur Irlands” mochte zwar ein interessantes Thema sein, doch dieser Autor hatte es dennoch geschafft, daraus ein tödlich langweiliges Buch zu machen.
„Seit Urzeiten gelten die Iren als ein sehr religiöses Volk. Aus der Religion - heute vordringlichst der römisch-katholischen Lehre - schöpfen die Iren einen Großteil ihrer Kraft für den Kampf ums Überleben, der auf dieser Insel niemals einfach war.”

*Religion? Na fein!*, dachte Liam, *Lauter gläubige Schafe, die sich brav zur Schlachtbank führen ließen, anstatt...
„Nein, Liam, du darfst deine Vorfahren niemals verachten. Sie sind deine Wurzeln und aus der Besinnung auf ihre Geschichte, kannst auch du Kraft und Sinn für deinen Kampf für die Menschheit schöpfen.”
Vor ihm erschien die schlanke Gestalt seiner Mutter. Siobhan Beckett lächelte ihn liebevoll an.
„Ich verstehe nicht, wieso die Rückbesinnung auf die irische Geschichte mir gegen die Taelons und für die Freiheit helfen sollte.”
„Liam, es geht nicht vordringlich um Freiheit, es geht um unsere spirituelle Existenz. Ohne diese wären die Menschen nichts als Barbaren. Du musst die Menschheit retten, um...”
„Die Menschheit ist völlig irrelevant! Du musst eine Umgebung schaffen, in der du und deine Nachkommen sicher leben und sich entwickeln können.”
Liam und Beckett drehten sich simultan zu dem um, der sie da so rüde unterbrach.
„Ha'gel, halt dich gefälligst aus diesem Mutter-Sohn-Gespräch heraus! Dir geht es doch sowieso nur um deine ach so wertvollen kimerianischen Gene!”
Liam sah erschrocken zu, wie seine Mutter, die Hände in die Hüften gestemmt, seinen außerirdischen Vater anfuhr. Doch der machte nur eine wegwerfende Bewegung mit einem seiner weißleuchtenden Arme.
„Was verstehst du schon davon? In seinen Kimera-Genen steckt das Wissen einer uralten weisen Spezies und dieses...”
„Pah, hör mir auf mit diesem Wissen! Viel kann das ja nicht wert sein, wenn ihr euch habt ausrotten lassen!”
„Das war...”, setzte der Kimerianer an, doch Siobhan hatte sich schon wieder Liam zugewandt.
„Liam, mein Kind, Wissen ist nicht mehr als ein Mittel zum Zweck, was wirklich zählt, ist das spirituelle...”
„Wissen, Spiritualität... Vergiss diesen Unsinn, Liam!”
Sandoval warf Siobhan und Ha'gel einen ebenso kalten wie abschätzigen Blick zu.
„Das Einzige, was zählt, ist Macht!”
„Macht sollte niemals nur Selbstzweck sein”, antwortet Beckett kühl, ohne sich auch nur im Mindesten einschüchtern zu lassen.
„Also, da muss ich ihr ausnahmsweise mal zustimmen”, nickte Ha'gel.
„Das zeigt nur, wie realitätsfern ihr seid. Liam, um in dieser Welt zu überleben und etwas zu verändern, muss du so viel Macht für deine Person anhäufen, wie möglich, und dann...”
„Persönliches Machtstreben ist der Anfang allen Übels, Agent Sandoval.” Da'ans sanfte Stimme erklang, sicherte ihm sofort alle Aufmerksamkeit. Mit einer anmutigen Handbewegung richtete sich der Taelon an Liam. „Du darfst niemals versuchen, nur für dein eigenes Wohl oder das deiner Nachkommen zu handeln. Das Gemeinwohl muss für dich stets an erster Stelle stehen!”
„Soso”, Ha'gel beugte sich mit verschränkten Armen zu dem Taelon herab, „das Gemeinwesen der Taelons, meinst du wohl...”
„Da hat er recht, andere Rassen stehen für dich doch nur an zweiter Stelle”, pflichtete Sandoval ihm bei und auch Siobhan sah Da'an finster an. „Und überhaupt, was mischt du dich hier ein? Dies ist eine Familienangelegenheit.”
Da'an mustere die drei mit seinem undurchdringenden blauen Blick und machte keine Anstalten sich zurückzuziehen. „Darf ich euch daran erinnern, dass ich, im Gegensatz zu euch, tatsächlich Verantwortung für Liams Erziehung übernommen habe.”
„Dass ich das nicht kann, ist ja wohl kaum meine Schuld!”, empörte sich Sandoval. „Ich weiß ja noch nicht mal, dass Liam mein Sohn ist!”
„Ich auch nicht”, rechtfertigte sich nun auch Siobhan, „und als ich es dann endlich wusste, bin ich gestorben!”
Alle Augen wandten sich zu Ha'gel.
„Schaut mich nicht so an. Ich bin ein Kimera, da weiß man nie so genau, ob man nun tot ist oder nicht. Und außerdem bin ich jetzt ja da, oder?”
„Bedauerlicherweise, ja”, konstatierte Da'an kühl und wand sich wieder an Liam. „Du bist einzigartig und du musst dir deiner Verantwortung für alle beteiligten Rassen...”
„Papperlapapp! Verantwortung für alle, ha!” Lilis Arm fuhr aufgebracht durch die Luft. „Das Einzige, was zählt, ist, dass man sich selbst treu bleibt!”
„Dann war der Versuch, das Mutterschiff zu zerstören, also ein Treuebeweis sich selbst gegenüber?”, zischte Da'an überraschend giftig.
„Im Gegensatz zu dir hab ich wenigstens ein Recht an Liam herumzuerziehen. Mich hat Beckett beauftragt, auf ihn aufzupassen!” Lili sah Da'an herausfordernd an und drehte sich dann, nach Vergewisserung suchend, zu Siobhan um.
„In der Tat, das habe ich!”, antwortete die, jedoch alles andere als freundlich. „Und was tust du? Machst ein ungeplantes, völlig schwachsinniges Attentat, so dass Liam dich auch noch verliert.”
„Also, erstens hab ich das getan, um Liam zu schützen, und zweitens war mein Verschwinden danach wohl kaum meine Schuld.” Mit einem wütenden Blick fixierte Lili Sandoval, der sich der aufmerksamen Betrachtung seiner Nägel widmete.

In der Zwischenzeit hatte sich Ha'gel von den anderen unbemerkt Liam genähert.
„Mein Kind, ich muss dir jetzt noch mal ins Gewissen reden. Du darfst dein Kimera-Erbe nicht so verdrängen. Das Wissen, das in deinen...”
„Wissen ist klasse, Liam! Aber was bringt das schönste Wissen und die schönsten Ideale, ohne genügend Geld?” Augur gab Liam einen freundschaftlichen Klaps auf die Schulter und sah Ha'gel herausfordernd an.
„Da hat er nicht ganz Unrecht”, mischte sich Sandoval ein, der eine Gelegenheit erkannte, von sich abzulenken. „Allerdings ist Geld ohne Macht ziemlich unbefriedigend.”
„Diese Meinung sieht dir ähnlich!”, stauchte Siobhan ihn zusammen, bevor sie sich an Augur wandte. „Was tust du hier? Ich kann mich nicht erinnern, dich gebeten zu haben, auf Liam aufzupassen.”
Doch Augur zuckte nur mit der Schulter und grinste. „Aber im Gegensatz zu allen anderen hier helfe ich ihm wenigstens ab uns zu.”
Das hätte er nun vielleicht besser nicht sagen sollen, denn ein wahrer Proteststurm prasselte nun auf ihn ein. Binnen kürzester Zeit giftete jeder jeden an, wobei sich - bei ständig steigender Lautstärke - wechselnde Konstellationen bildeten.

Liam spürte, wie er immer kleiner und kleiner wurde und schließlich, da ihn sowieso niemand beachtete, konnte er zwischen ihren Beinen hindurchlaufen. Er setzte sich in einiger Entfernung auf den Boden und betrachtete hilflos das Gewühl.
„Streiten sie sich mal wieder?”
Liam drehte sich kurz zu dem anderen Kind um und nickte, bevor er wieder zu seinen aufgebrachten Eltern blickte. „Kennst du das auch, Zo'or?”
Der kicherte. „Ob ich das kenne? Klar doch! Ich bin der letztgeborene Taelon. An mir hat ein ganzes Gemeinwesen herumerzogen!”
Liam wandte sich nun ganz dem anderen zu. „Ein ganzes Gemeinwesen!? Wow, dass muß hart sein!”
„Allerdings, da kann nichts rechtes bei rauskommen.”

Liam wollte gerade etwas antworten, da schwollen die Stimmen noch stärker an, und als sich die beiden Kinder umwandten, sahen sie, dass gerade Major Liam Kincaid, der echte Major Liam Kincaid, die Szene betreten hatte.
„Was ich hier will? Hey, von mir hat er den Namen und die Identität, also da...” Doch seine weitere Begründung ging in den Widerreden der anderen unter, so dass er schließlich beschwichtigend die Hände hob. „Schon gut, schon gut, ich geh ja schon wieder...”
Erleichtert darüber, dass sich der Kreis seiner Erziehungsbefugten nicht weiter vergrößerte, sah Liam den Mann wieder verschwinden.

„Komm, Liam, sollen die doch allein weiterdiskutieren. Lass uns was spielen.” Zo'or stand auf und sah ihn erwartungsvoll an.
„Auja”, rief Liam, während er aufsprang. „Spielen wir Taelon und Widerständler!”
„Meinetwegen, aber ich bin der Anführer des Widerstands!”
„Nee, das bin ich!”
Zo'or zog eine Schnute. „Immer muss ich Synodenführer sein. Immer spielst du den Guten. Ich will auch mal!”
„Na gut”, gab Liam nach, „aber morgen tauschen wir wieder!”

 

ENDE

 

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