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  „Hinter den Masken” von Emma   (Emailadresse siehe Autorenseite),   Herbst 2001
Alle hier vorkommenden Personen gehören den jeweiligen Eigentümern. Mission Erde/Earth: Final Conflict gehört Tribune Entertainment Co., Lost Script Prod. Inc., Atlantis Films und VOX. Bitte veröffentlichen Sie diese Geschichte nicht ohne vorheriges Einverständnis der Autorin.
 
Handlung:  In einen von allerlei Konflikten geprägten Arbeitstag platzt die Nachricht vom Unfall in einem Atomkraftwerk nahe der Ortschaft Silent Falls.
Zeitpunkt:  einige Monate nach der Ankunft der Taelons auf der Erde auf der Erde
Charaktere:  Lili Marquette, Da'an, Stella Morel (Sa'el, Frank Stratton, Aszid, Ronald Sandoval, Elaine Lorber, Innenminister Bannen)
 
Anmerkung:  überarbeitete Fassung!
 

 

HINTER DEN MASKEN

Kapitel 1

 

Lili landete das Shuttle und ließ mit einem bedauernden Seufzer die Kontroll- und Steuerungsfläche verschwinden. Das Fliegen war das Einzige, das ihr bei ihrem neuen Job wirklich Spaß machte. Sehr viel Spaß, so viel, dass es ihr immer leid tat, aus dem Shuttle zu steigen.
Sie machte sich auf den Weg in den Audienzraum des Companions, um ihm über den Aufbau der Pilotenschule Bericht zu erstatten. Gerne hätte sie die Schule selbst geleitet und anderen Menschen gezeigt, wie man diese taelonischen Wunderwerke flog. Dabei hätte sie die Verbesserung der von ihr entwickelten Steuerungskontrolle intensiver vorantreiben können, als ihr das jetzt möglich war. Sie war stolz auf ihr Werk und da es auch objektiv gute Arbeit war, hatte man ihr die Leitung der neugegründeten Schule angeboten. Aber Jonathan Doors hatte sie davon überzeugt, dass sie viel mehr erfahren würde, wenn sie Chefpilotin beim nordamerikanischen Companion würde. Da sie Doors Skepsis über die Motive der Taelons teilte und diese Argumentation nicht von der Hand zu weisen war, hatte sie schweren Herzens zugestimmt.
Sie gab sich innerlich einen Ruck und betrat den Raum ihres außerirdischen Chefs. Zu ihrem Erstaunen war dort ein zweiter Taelon anwesend.

„Captain Marquette, es freut mich, dass Sie so bald zurück sind”, begrüßte sie Da'an - ihrer Meinung nach - übertrieben freundlich. „Darf ich Ihnen Sa'el vorstellen.”
„Es freut mich, Sie kennen zu lernen, Sa'el”, erwiderte Lili artig.
Während sie den Taelongruß des Fremden erwiderte, erinnerte sie sich: Sa'el war der Name des Taelons, der das medizinische Labor in New York leitete. Eine neue Taelon-Mensch-Kooperation, über die mehr herauszufinden sie von Doors beauftragt worden war. Entsprechend interessiert musterte sie den Alien, wobei sie sich bemühte ihre Neugierde nicht in ihren Blick treten zu lassen. Viel ergab ihre Untersuchung nicht. Taelons sahen, wie sie fand, alle gleich aus. Sie waren groß, dünn, blass und glatzköpfig. Dieser hier war ein wenig kleiner als Da'an und vielleicht lag es daran, dass er noch zierlicher wirkte. Seine Züge waren ausdruckslos und in dem Blick mit dem er sie betrachtete lag - obwohl seine Augen in dem gleichen Blau wie die von Da'an strahlten - nicht die Intensität des Nordamerikanischen Companions, was Lili jedoch eher angenehm war.
„Ich bitte Sie, Sa'el nach New York zu fliegen”, unterbrach Da'an ihre Beobachtung.
Höflich wartete Lili, bis sich die beiden Taelons verabschiedet hatten, während sie sich insgeheim darüber ärgerte, dass der Companion scheinbar jede Anweisung wie eine Bitte formulieren musste.

Während des Fluges nach New York herrschte tiefes Schweigen im Shuttle. Taelons redeten nie mit ihr, wenn es nicht unbedingt sein musste. Schon gar nicht, wenn sie flog. Vermutlich dachten sie, ein Mensch brauche seine ganze Aufmerksamkeit für die Kontrolle des Shuttles.
So war sie froh, als sie ihren außerirdischen Passagier auf dem Dach des Gebäudes, in dem das Labor untergebracht war, aussteigen sah.

Nachdem sich der Taelon mit der üblichen Grußgeste, die zu erwidern Lili immer wieder Überwindung kostete, verabschiedet hatte, kam ein Mann im Arztkittel auf ihn zu, um ihn zu begrüßen.
„Willkommen in New York, Sa'el.” Es klang nicht besonders freundlich. „Wo haben Sie denn gesteckt?”
Lili hatte noch nie einen Menschen derart respektlos mit einem Taelon reden hören und beschloss, dass sie vor dem Start dringend noch einen Routine-Check des Kontrollsystems durchführen musste. Während sie ihn initiierte, lauschte sie auf die Antwort des Taelons.
„Ist alles in Ordnung mit dem neuen Experiment?” Sa'els Stimme klang irritiert. „Für die gewünschte Veränderung der Genstruktur ist es unbedingt notwendig, dass das Verfahren genau eingehalten wird. Man muss...”
„Wir haben genau getan, was Sie uns gesagt haben,” wurde er brüsk unterbrochen „Verdammt noch mal, verraten Sie mir doch endlich, was es mit diesem neuen Experiment auf sich hat!”
Lili hoffte, er würde eine umfassende Antwort erhielt, doch diese war erwartungsgemäß dürftig.
„Es wird den Menschen helfen, sich in Zukunft besser gegen Krankheiten schützen zu können.”
„Was soll diese Geheimniskrämerei?” Der Mann begann wild gestikulierend auf und ab zu gehen. „Ich bin der menschliche Leiter des Labors, haben Sie das vergessen? Ich habe ein Recht, es zu wissen!”
„Dr. Stratton, Ihr Status ist mir wohl bewusst und er beinhaltet nicht das Recht, über alle Einzelheiten meiner Experimente informiert zu sein”, gab der Taelon abwehrend zurück. Dies war zu erwarten gewesen, doch was Lili verwunderte war, dass er dies in völlig neutralem, unpersönlichen Ton sagte. Sie erkannte darin keine Spur von verletztem Stolz über den Angriff auf seine Autorität. Und auch als Sa'el fort fuhr, klang es mehr wie eine sachliche Information, denn wie eine Zurechtweisung. „Sie sollten nicht vergessen, dass Sie zwar der menschliche Leiter, damit aber immer noch mir unterstellt sind!”
Mit einem der Situation unangemessen freundlichen Nicken wandte Sa'el sich ab und begab sich auf den Weg ins Innere des Gebäudes, während der Mann in einer theatralischen Geste die Arme in die Luft warf, als würde er die himmlischen Mächte um Geduld bitten. Lili nahm jedoch an, dass sie weniger seiner inneren Erregung entsprang, als der Wiederherstellung seines Ansehens vor ihr als Zeugin, der für ihn wenig erfolgreichen Unterhaltung. Lili beachtete ihn nicht weiter, sondern startete das Shuttle.
*Es geht ja nichts über klare hierarchische Strukturen*, dachte sie bei sich, als sie noch einmal auf das Gebäude hinunterblickte, ehe sie in die Interdimension sprang, *aber es ist schon interessant, was sich Taelons unter einer Mensch-Taelon-Kooperation vorstellen.*

 
* * *
 

Als die Limousine um den Häuserblock bog, blickte Stella von ihren Unterlagen auf. Ohne dass sie es gemerkt hatte, war es ihr zur Gewohnheit geworden, das Botschaftsgebäude zu bewundern, sobald es in Sicht kam. Es zu betrachten, ließ ihren Bauch vor Aufregung kribbeln und erfüllte sie mit einer Mischung aus Stolz und Schadenfreude.
Noch immer brauchte sie diese sichtbaren Beweise, um zu glauben, dass es kein Traum war. Dass Wesen aus dem Weltraum tatsächlich auf die Erde gekommen waren und dass sie, die kleine unbedeutende Stella, durch einige höchst unwahrscheinliche Zufälle mit ihnen im direkten Kontakt stand.
Ihre neue Position bot ihr eine Machtfülle, die ihr unter anderen Umständen niemals zugefallen wäre und sie genoss es diebisch, dass Männer wie Thompson und Urick sie plötzlich mit einem Respekt behandeln mussten, der nicht nur höflich war. Dennoch war es nicht diese Macht, sondern der Kontakt zu den Aliens, der sie dazu brachte, ihren aufreibenden Job zu lieben. Gleich würde sie aus diesem Auto steigen, den Fahrer freundlich grüßen und nach einem kurzen Besuch in ihrem eigenen Büro, einem Außerirdischen gegenüberstehen. Und vielleicht würde sie heute wieder ein weiteres kleines Bruchstückchen für das große Mosaik finden, dass irgendwann einmal zeigte, was und wie diese Taelons waren.

Kurze Zeit später warf sie ihre Tasche neben ihren Schreibtisch und ließ sich auf den Schreibtischstuhl fallen. Bevor sie auch nur den Monitor einschalten konnte, stand Aszid im Raum. Er stellte eine gefüllte Teetasse auf ihren Tisch.
„Bitte sehr!”, sagte er in seinem freundlichsten Ton und ging erwartungsgemäß nicht zurück zur Türe, sondern lehnte sich lässig gegen den Schreibtisch. „Und, wie war's?”
„Was?”, fragte Stella boshaft und stellte sich unwissend. Doch sie nahm die Bestechungsgabe an sich, legte die Füße auf den Tisch und nippte vorsichtig an dem zuckersüßen Tee. Aszid war ein Zuckerjunkie. Stella teilte dieses Laster nicht - im Gegenteil! Doch in Aszids tiefschwarzem Tee bildeten die Bitterkeit, der Zucker und die Sahne eine erstaunlich interessante und genießbare Mischung.
„Das Gespräch im Ministerium. Über den Einsatz von Freiwilligen”, half ihr der junge Mann auf die Sprünge.
Stella ließ sich Zeit mit der Antwort und widmete ihre Aufmerksamkeit scheinbar ganz dem Tee. Es war in den letzten Wochen zu einer Art Spiel geworden. Aszid quetschte sie aus und sie gab sich verschlossen. So hatte er das Gefühl, dass das was sie ihm erzählte, wichtig war und es sich um exklusive Informationen handelte und - was ihr wichtiger war - er lernte bei seinen Befragungen etwas raffinierter vorzugehen, als einfach drauflos zu plappern. Dafür erzählte er ihr seinerseits alles, was er so sah und hörte. Und das war für einen einfachen Handlanger eine Menge! Aszid hatte Talent für Diplomatie, denn nicht nur redete er mit allem und jedem - was ihn an sich ja noch nicht ausgezeichnet hatte - sondern er hörte den Leuten auch zu und, noch wichtiger: er plauderte nichts Falsches aus. Und so hatte sie zugelassen, dass Aszid sich mit bewundernswerter Hartnäckigkeit vom Wach- und Bereitschaftsdienst in ihren engeren Mitarbeiterkreis mogelte.
„Sag du mir, wie es gelaufen ist und dann sag ich dir, wo Sandoval ist.”
Das war nicht ganz die Art von Raffinesse auf die Stella aus war, dennoch genügte ihr es momentan als Motivation, um sich zu einer Antwort zu bequemen.
„Es sieht gut aus. Die Regierung hat keine Probleme, wenn die Freiwilligen offiziell für den Katastrophenschutz ausgebildet werden.” Stella unterschlug dabei, dass es bei der Frage der Befehlshierarchie noch einige Probleme gab.
„Ja!” Der leicht rundliche Zwanzigjährige, der äußerlich seine pakistanisch-arabische Abstammung nicht verbergen konnte, klatschte begeistert mit der Faust in die Handfläche. „Prima!”
Er hatte sich wie Tausende andere, vorwiegend junge Leute bald nach der Ankunft der Taelons zur deren Unterstützung gemeldet. Freiwillige wurden sie deswegen genannt, weil sie mit viel persönlichem Engagement und weitgehend ohne Bezahlung arbeiteten. Wenn man sie fragte, so antworteten sie meistens, sie wollten etwas dazu beitragen, dass die Beziehungen zwischen den Taelons und den Menschen so gut wie möglich würden. Doch Stella ließ sich davon nicht blenden. Thompson hatte diese Parole ausgegeben und allein damit - erfolgreich - seinen Wahlkampf bestritten. Es war kein Wunder, dass nach mehreren Monaten der Bombardierung mit diesem Slogan, ihn nun alle nachpapperten.
Stella hatte jedoch mit genügend von diesen Freiwilligen geredet, um zu wissen, dass ihre Motive vornehmlich wo anders lagen. Zum einen war es das Abenteuer, das sie lockte. Und zwar ein Abenteuer, das bequem zu haben war und weder eine Reise in fremde, staubige Länder erforderte, noch mit Gefahren verbunden war. Aliens waren gelandet und in der Euphorie, die das auslöste, wollten alle an dem Ereignis irgendwie teilhaben. Dazu kam, dass die allermeisten schlicht nicht wussten, was sie sonst machen sollten. Die Rezession, die schon seit Jahren andauerte und Thompson ohne die Ankunft der Taelons die Wiederwahl gekostet hätte, hatte mittlerweile fast alle Teile der Bevölkerung erfasst und die Leute wurden bei der anhaltenden Arbeitslosigkeit einfach nirgends sonst gebraucht. Außer vielleicht an Einkaufskassen zum Tütenpacken oder in Fast-food-Restaurants zum Salate drapieren. Das war zumindest den Intelligenteren von ihnen zu wenig. Und so kam es, das gerade diese, so bald sich die Möglichkeit herumgesprochen hatten, in Massen in die Registrierungsstellen der Freiwilligen strömten.
Sie alle brannten darauf, etwas Sinnvolles zu tun, weswegen ein möglicher Einsatz bei Hilfsoperationen so wichtig war. Stella wusste, dass Azsid die Information streuen würde und dass würde die meisten hoffentlich so lange bei der Stange halten, bis sie nach einer Einigung mit den Behörden mit der Nachricht an die Öffentlichkeit gehen konnte.
„Gibt es denn schon konkrete Pläne, wo man uns einsetzen will?”, bohrte Azsid weiter.
Stella schüttelte den Kopf. „Hier in den USA vorerst nicht. Wer es nicht abwarten kann, wird also wie gehabt vorerst nach Afrika oder so müssen.”
„Wie blöd...” Azsid spielte verdrossen mit seiner Schuhspitze mit dem Riemen von Stellas Tasche. Stella verkniff es sich, etwas zu sagen, „Weißt du, Stella, die meisten wollen halt lieber hier was tun. Schließlich gibt es hier auch genügend Probleme.”
Stella nickte, obwohl sie der Ansicht war, dass viele hier gar keine Ahnung hatten, was wirkliche Probleme waren.
„Was ist nun mit Sandoval?”
Aszid grinste. „Er ist schon bald eine Stunde bei Da'an. Keine Ahnung, was die zu besprechen haben. Dieser Typ ist aber auch so was von zu geknöpft...”
Sie vermied es tunlichst, dies zu kommentieren. Das Arbeitsklima zwischen ihr und ihrem Kollegen war auch so schon schlecht genug. Die Arroganz dieses Kerls machte sie wahnsinnig und reizte sie dazu ihm Kontra zugeben, wo sie nur konnte. Das eigentliche Problem bestand allerdings darin, dass das Wort Kooperation nicht zu Sandovals Wortschatz zu gehören schien. Es war offensichtlich, dass er sie als Konkurrenz betrachtete und loswerden wollte. Und nach allem, was sie getan hatte, um diesen Job zu bekommen, war sie nicht bereit sich seine Verdrängungsversuche gefallen zu lassen. Ihr momentanes Schlachtfeld waren die Freiwilligenverbände. Sie fielen eindeutig in Stellas Bereich, doch seit kurzem drängte sich Sandoval mit aller Macht dort hinein. Sie hoffte inständig, dass dies nicht das Thema der Besprechung war. Sie sah nicht gerne zu, wie ihre Felle davon schwammen.

Mit einem Schwung nahm sie die Füße vom Tisch und stand auf. Die Post konnte warten, wichtiger war es, Da'an von den Fortschritten in den Gesprächen mit dem Innenministerium zu unterrichten.
„Zeig's ihm, Baby!”, feuerte Azsid sie gespielt an, wobei er wusste, wie sehr sie eine solche Ansprache hasste.
„Und du schwing deinen Arsch aus meinem Büro”, gab sie etwas gereizter, als es ihr lieb war, zurück. „Und nimm dieses grauenhafte Gebäu mit.” Sie drückte ihm die fast leere Tasse in die Hand und machte sich auf den Weg.

 
* * *
 

Als sie aus den Gang ins Büro trat, stand wie erwartet Sandoval vor Da'ans Stuhl. Sein Blick wurde missmutig als er sie sah, doch Da'an lud sie mit einer Handbewegung ein, näher zu treten.
„Dr. Morel, Sie kommen zur rechten Zeit. Wir besprachen gerade das Problem des zukünftigen Einsatzes der Freiwilligen.”
Sie hatte es geahnt! Stella war nicht sicher, ob man ihr ansehen konnte, dass sie über diese Information nicht begeistert war. So gut wie möglich versuchte sie, ihre Mimik freundlich zu halten. Scheinbar war es nicht gut genug.
„Gibt es damit ein Problem, Dr. Morel?”, fragte Sandoval sachlich, doch Stella war sich sicher, dass er mit der Frage unterschwellig nicht auf ein inhaltliches Problem abzielte. Dennoch antwortete sie an Da'an gerichtet entsprechend.
„Ein Problem nicht direkt. Im Gegenteil, das Innenministerium ist bereit, die Freiwilligen offiziell zu den Hilfsdiensten im Katastrophenfall zu erklären. Differenzen gibt es jedoch noch darüber, wie die Befehlshierarchie gestaltet werden soll.”
Der Außerirdische nickte mit leicht zur Seite geneigtem Kopf und Stella bewunderte auf ein Neues, wie er es schaffte diese Bewegung, die bei ihr nur affektiert gewirkt hätte, grazil aussehen zu lassen.
„Dies scheint mir etwas zu sein, was die Menschen einen ‚Etappensieg’ nennen”, sagte er anerkennend, was Stella mit einem erfreuteren Lächeln zur Kenntnis nahm, als sie es eigentlich wollte. Es tat einem professionellen Gehabe nicht gut, wenn man sich wie ein Kind über ein Lob freute, doch Stella schaffte es nicht, Da'an gegenüber kühl zu bleiben. Die absolute Kontrolle, die sie normalerweise über sich hatte, entglitt ihr ihm gegenüber viel zu oft und Stella weigerte sich standhaft, darüber nachzudenken, was das zu bedeuten hatte.
„Der Weg dahin, die Freiwilligen zu einer Organisation zu machen, die quasi-hoheitliche Vollmachten hat, ist noch weit”, mischte sich Sandoval ein und machte damit ihren Erfolg wieder zunichte.
„Ich wüsste auch nicht, wozu das gut sein sollte.”
In Stellas Stimme schlich sich eine gewisse Schärfe. Sie hörte die Nachtigall schon seit geraumer Zeit trapsen. Sandoval wollte die Freiwilligen offensichtlich zu etwas machen, dass sie ganz und gar nicht gut heißen konnte. Schon jetzt gab es die so genannte Sicherheitstechnische Ausbildung, ein Stellas Meinung nach, schlecht getarnter Name für einen militärischen Lehrgang. Er lief ganz unter Sandovals Leitung und Stella hatte über diese Freiwillige, trotz der offiziellen Aufsicht über die gesamte Organisation keinerlei Zugriff und Information.
Die Freiwilligen wurden so langsam aber sicher zu einem Politikum. Dabei hatte zumindest in den ersten Wochen noch niemand recht gewusst, was man mit ihnen anfangen sollte und die Koordinierung der vielen Hilfswilligen, machte mehr Arbeit als diese leisteten. Und auch jetzt, nach einigen Monaten gab es viele unausgebildete Freiwillige und kaum jemanden, der sie ausbilden konnte. Stella hatte einen Großteil ihrer Zeit damit verbracht, sich um ihre Betreuung zu kümmern, doch bald hatte auch Sandoval erkannt, was für ein Potential in diesen jungen Menschen steckte und seine Versuche, auf diese Zugriff zu nehmen, waren ebenso so raffiniert wie hartnäckig.
„Es wird auch für Sie auf der Hand liegen, wozu eine Freiwilligenorganisation mit weitreichenden Vollmachten gut sein könnte”, antwortete Sandoval kühl. „Zumindest sollte es das als loyale Mitarbeiterin der Taelons.”
Raffiniert, dachte Stella, er verknüpft meine Ablehnung mit Loyalität. Na, warte... Diesen Schaukampf vor Da'an konnte auch sie führen.
„Und Ihnen, Agent Sandoval sollte klar sein, dass wie sehr derartige Forderungen dem Ansehen der Taelons schaden könnte.”
„Das Ansehen der Taelons ist exzellent, ihre Sicherheit auf der ist es dafür weniger.”
Bedächtig schüttelte Stella den Kopf und ging einige Schritte, ganz so als müsste sie erst die richtigen Worte für einen wichtigen Sachverhalt finden. Es wirkte, denn als sie sich wieder zu Da'an und Sandoval umdrehte, hatte sie deren volle Aufmerksamkeit.
„Ich halte es für meine Pflicht darauf hinzuweisen, dass im Hinblick auf das Ansehen der Taelons der Schein trügen könnte”, meinte sie in ernstem Ton. „Nach außen hin sieht es tatsächlich so aus, als wären die Menschen nur begeistert von der Ankunft der Taelons. Doch man darf nicht vergessen, dass das was wir sehen vor allem die Darstellung der Medien ist. Deren Aufgabe ist es möglichst spektakuläre Meldungen zu verbreiten und die Taelons haben für solche in den letzten Monaten mehr als reichlich gesorgt. Kein Wunder also, dass von dieser Seite bislang nur Positives bemerkt worden ist. Doch man sollte sich nicht vormachen, dass dies eine allgemeine und andauernde Stimmung beschreibt. Die Menschen sind in ihrer Weltsicht verunsichert und die Mächtigen fürchten um ihren Einfluss. Früher oder später werden wir das zu spüren bekommen.”
Da'an hatte ihrer Rede aufmerksam zugehört und schien darüber nachzudenken, doch wie erwartet dachte Sandoval nicht daran eine sachliche Diskussion zu führen. Er nahm den Köder, den sie ihm hingehalten hatte, dankbar auf.
„Umso wichtiger wird es sein, zum Zeitpunkt an dem die Stimmung umschwenkt, eine durchsetzungsfähige Organisation von Freiwilligen zu haben.”
Wieder ließ sich Stella etwas Zeit mit der Antwort und tat als würde sie diesen Einwand nachdenklich abwägen. Sie wusste mittlerweile, dass Da'an eine sachliche Auseinandersetzung schätzte, während er dem rhetorischen Sieg in einer Debatte kaum Bedeutung beimaß. Dies war etwas, das Sandoval in seiner Egozentrik und Gewohnheit an menschliche Machtzirkel noch nicht erkannt hatte und weswegen sie ihn immer wieder ausstechen konnte.
„Nein, ich denke, dies wäre ein Kurzschluss”, meinte sie schließlich. „Eine derartige Organisation wird nur die Angst und Ablehnung schüren und die Stimmung zwischen Menschen und Taelons verschlechtern, während sie gleichzeitig nicht helfen wird, die Probleme zu beseitigen. Das Einzige, was man erreichen wird, wird der Aufbau einer Gegenorganisation sein, wodurch sich die Probleme noch weiter verschärfen werden. Wenn die Taelons in Frieden kommen, sollten sie beim Einsatz friedlicher Mittel bleiben. Mit ihren umfangreichen Ressourcen wird sie dies letztlich schneller ans Ziel führen, auch wenn die Sicherheit ihrer Einrichtungen dabei hin und wieder nicht gewährleistet sein wird.”
„Eine lobenswerte, aber naive Position, Dr. Morel!”, entgegnete Sandoval mit gekonnt kaltem Lächeln. „Egal wie die allgemeine Stimmung auch sein wird, einige Menschen werden immer zu kriminellen Mitteln greifen. Wollen Sie zulassen, dass Einrichtungen zerstört und Menschen und Taelons getötet werden? Und das allein in der Hoffnung, dass Extremisten früher oder später aussterben? Die Geschichte zeigt...”
„Ich danke Ihnen beiden für Ihre Ausführungen”, unterbrach Da'an ihren Disput und sowohl Sandoval wie auch Stella wandten sich umgehend demjenigen zu, der nur scheinbar in dieser Auseinandersetzung außen vor geblieben war. „Über dieses Thema werden noch tiefgründige Überlegungen notwendig sein. Zunächst jedoch sollten wir einer anderen Sache unsere Aufmerksamkeit schenken.”
Mit einer Armbewegung holte Da'an einen Datenstrom aus der Luft und mitten im Raum erschien das Bild einer Nachrichtensprecherin.

„Bei Silent Falls kam zu einem Unfall in einem Kernkraftwerk. Ob Radioaktivität austrat, ist zur Stunde noch nicht bekannt. Die Behörden versichern jedoch, dass bei den hohen Sicherheitsvorkehrungen der Anlage lediglich eine unbedenkliche Strahlung die Umwelt kontaminieren konnte. Die Bevölkerung wird zur Ruhe aufgerufen. Wir halten Sie auf dem Laufenden.”

Stella sog scharf die Luft ein. Sandoval warf ihr einen Blick zu, den sie ebenso erwiderte. In seltener Einmütigkeit glaubte sie beide nicht, dass die Versicherung der Behörden etwas zu bedeuten hatte. Währendessen aktivierte Da'an ein weiteres Hologramm, auf dem fremdartige Zeichen erschienen.
„Ich fürchte,” meinte er bald darauf, nachdem er beide Bilder wieder hatte verschwinden lassen, „dass die menschlichen Medien über das Ausmaß des Unglücks falsch unterrichtet sind. Nach unseren Messungen ist das gesamte Gebiet im Umkreis von 50 Meilen verseucht, einschließlich der Ortschaft Silent Falls. Die Menschen werden unsere Hilfe benötigen.”
Stella brauchte einen Moment bis sie die Information verarbeitete. 50 Meilen waren eine Menge, doch was bedeutete Verstrahlung für die Taelons? Sie hatten seit ihrer Ankunft auf die Gefahren der Radioaktivität hingewiesen und angeboten den Menschen anderweitige Energiequellen zu erschließen - freilich ohne bisher auf viel Gehör zu stoßen. Stella hatte schon ausgiebig darüber gerätselt, warum ihnen das so wichtig war. Wollten sie wirklich nur helfen? Konnte ihnen die Technik selbst gefährlich werden? Oder wollten Sie die Menschen von ihren Energiequellen abhängig machen? Wie dem auch sein, in den Auseinandersetzungen war deutlich geworden, dass die Taelons eine viel geringer Dosis an Strahlung für problematisch ansahen, als die Menschen. Vielleicht also hatte Da'ans Ausage nicht zu bedeuten, dass der nach den offiziellen Grenzwerten wirklich dramatisch war...
Sandoval schienen derartige Fragen nicht so lange aufzuhalten. Ohne Umwege kam er auf den praktischen Teil von Da'ans Statement zu sprechen.
„Was genau können die Taelons gegen die Verstrahlung tun?”
Nun wurde auch Stella hellhörig. Tatsächlich lagen - strategisch gedacht - hier Möglichkeiten, die momentan sehr nützlich sein konnten...
„Wir besitzen Verfahren, mit denen die negativen Auswirkungen von Radioaktivität verhindert werden können”, antwortete Da'an knapp und so als wäre es keine große Sache. „Dr. Morel, vereinbaren Sie einen Termin mit dem Innenminister und lassen Sie ihn wissen, dass wir helfen können.”
Dieses Mal war Stella schneller als Sandoval.
„Damit sollten wir noch etwas warten”, platzte sie mehr oder weniger heraus, während Sandoval vermutlich noch nach einer diplomatischen Formulierung für die gleiche Aussage suchte. Tatsächlich sah Da'an etwas düpiert aus.
Stella ignorierte es. „Da'an, ich nehme an, dass diese Hilfsaktion vorbereitet werden muss.”
„Das ist korrekt. Es wird gut eine Woche dauern, bis wir eingreifen können”, antwortete Da'an zögernd.
„Dann schlage ich vor, noch zu warten, bis wir den Präsidenten und die Öffentlichkeit informieren. Die Reaktion auf Ihre Hilfe wird umso dankbarer sein, je stärker der Öffentlichkeit das Ausmaß der Schäden und die Hilflosigkeit der Behörden und Politiker bewusst wird.”
Immer noch sah Da'an sie etwas irritiert an. „Aber wird es uns nicht negativ ausgelegt werden, wenn wir nicht sofort bekannt geben, dass wir helfen können?”, gab er zu bedenken.
Stella schüttelte schon den Kopf, doch diesmal kam Sandoval mit einer Antwort zuvor.
„Die Behauptung, das zunächst geprüft werden musste, ob die Verfahren auch wirklich effektiv sind, wird genügen. Vermutlich werden wir auch ohne eigenes Zutun Anfragen bekommen und da können wir dann schon vorsichtig etwas durchsickern lassen.”
Da'an schien immer noch etwas skeptisch zu sein. Stella nützte die entstandene Pause.
„Unabhängig davon, sollten wir aber die Hilfe der Freiwilligen anbieten. Die Behörden werden über jede Person, die sie nicht selbst in den Einsatz schicken müssen froh sein.”
„Und die noch bestehenden Differenzen bezüglich der Hierarchien sollten in diesem Fall schnell zu unseren Gunsten entschieden werden können”, pflichtete Sandoval ihr vordergründig bei, während er insgeheim lediglich versuchte auch bei diesem Thema noch einen Punkt zu seinen Gunsten zu machen.
„Gut,” stimmte Da'an schließlich zögernd zu, „dann verlasse ich mich in dieser Sache auf Ihr Urteil. Agent Sandoval, bitte stellen Sie alle verfügbaren Informationen zusammen, die sie über das Unglück erhalten können.”
Mit einer Handbewegung zeigte er an, dass die Besprechung beendet war. Doch als auch Stella sich zum Gehen wandte, hielt er sie zurück. „Dr. Morel, ich hab noch eine andere Sache mit Ihnen zu besprechen.”

Neugierig kam Stella wieder zurück, während Sandoval - sicher ebenso neugierig und daher vermutlich noch missmutiger als bei ihrem Eintreten - den Raum verließ.
Da'an stand auf und kam zu ihr herunter, was anzeigte, dass das Gespräch jetzt etwas persönlicherer ablaufen würde. Dies war oft der Fall, wenn sie nur zu zweit waren und sie freute sich immer darüber, bot es ihr doch die Möglichkeit, Dinge zu fragen, die anzusprechen sie sonst keine Gelegenheit hatte. Stella wusste nicht, ob dieser etwas vertrautere Umgang etwas damit zu tun hatte, dass sie dem Außerirdischen angeboten hatte, sie beim Vornamen anzureden. Zumindest hatte sie dieses Angebot damals gemacht, um Da'an zu versichern, dass er ihr vertrauen konnte und sie loyal sein würde. Vielleicht hatte sie es aber auch nur aus Gewohnheit getan. Sie empfand es als sonderbar, Leute mit denen sie zusammenarbeitete mit Titel und Nachnamen anzusprechen. Schließlich war sie weder beim Militär, noch in der politischen Tophierarchie zuhause. Möglicherweise half es ihr einfach, sich nicht ganz so fremd in dieser Umgebung zufühlen. Bei einem menschlichen Vorgesetzten hätte sie es niemals von sich aus angeboten, weil es ihrer fachlichen Autorität hätte schaden können, doch dieser Fall lag anders. Sie wollte weniger Da'ans Anerkennung, als sein Vertrauen. Nur wenn er ihr vertraute, würde er ihr auch etwas erzählen, ja überhaupt mit ihr über Dinge reden, die sie interessierten.
Die Taelons schienen jedoch derartige unterschiedliche Anreden für formale und persönliche Kontakte nicht zu kennen. Zumindest hatte sie dafür bisher keine Anzeichen gesehen. Deuten konnte sie diesen Sachverhalt nicht. Es konnte sowohl bedeuten, dass sich die Taelons alle gleich nahe standen oder alle gleich distanziert miteinander umgingen. Die wenigen Beobachtungen, die sie diesbezüglich hatte anstellen können, deuteten bisher weder auf das eine noch auf das andere hin.
Solcherart in Gedanken ließ sich Stella von Da'an zum Fenster führen, von dem man einen erstaunlichen Blick über die Stadt hatte. Dort nahm Da'an das Gespräch wieder auf.
„Sa'el war heute in der Botschaft. Er lässt Ihnen seine Grüße ausrichten.”
Stella beantwortete dies mit einem Lächeln. Sie mochte Sa'el. Er war freundlich und hatte ein etwas impulsiveres, weniger kontrolliertes Verhalten als die anderen Taelons, die sie bislang kennen gelernt hatte.
„Vielen Dank. Wie geht es ihm und seiner Arbeit in New York?”
„Es geht ihm gut und die Arbeit macht Fortschritte. Doch leider gibt es ein Problem, zu dessen Lösung Sie vielleicht betragen können.”
„Ein Problem?”
„Es scheint Schwierigkeiten mit dem menschlichen Leiter des Labors, Dr. Stratton, zu geben.”
Also war es tatsächlich so weit gekommen. Dieser Idiot... Sie hatte Frank gewarnt, dass er mit seiner arroganten Haltung einem Taelon gegenüber nicht viele Punkte machen würde.
„Ich verstehe. Ich werde mich darum kümmern”, versprach sie vor Ärger etwas zu plötzlich.
Ein kurzes Zögern verriet, dass der nordamerikanische Companion von dieser prompten Antwort überrascht war. „Sie wissen, worin das Problem liegt und wie Sie es beheben können?”
Sie nickte etwas zurückhaltender. In der Tat glaubte sie das zu wissen, doch sie musste ihre Meinung geschickt darlegen. Zu leicht konnte deutlich werden, dass sie Frank Stratton besser kannte, als offiziell bekannt war.
„Ich kann es mir vorstellen. So wie ich Dr. Stratton erlebt habe, ist er sehr von sich eingenommen.”
„Eben wegen seiner fachlichen Leistungen haben wir ihn gebeten, mit uns zusammen zu arbeiten”, wand Da'an ein, woraufhin Stella unwillkürlich lächeln musste. Es schien dem Alien schwer verständlich zu sein, dass viele Menschen unabhängig von der Anerkennung ihrer Fähigkeiten ein Ego hatten, dass gepflegt werden wollte. Bei den einen weniger, bei anderen mehr. Bedauerlicherweise hatten sie fast nur mit letzten zu tun.
„Ja, es ist sicher richtig, dass Dr. Stratton ein hervorragender Mediziner ist”, erklärte sie also ein weiteres Mal denselben Sachverhalt. „Allerdings sind viele Menschen gerade deswegen im Umgang schwierige Persönlichkeiten. Sie können sich schlecht in Teams einordnen.”
„Ja, Stella, mit diesem Phänomen haben Sie mich bereits bekannt gemacht. Und ich habe Sa'el das Problem geschildert, so dass er sich bemüht mit Dr. Stratton vorsichtig umzugehen. So wie er mir versicherte, hat er sich an diesen Rat gehalten.”
„Nun, vielleicht hat er des Guten zuviel getan?”
„Ich fürchte, das verstehe ich nicht.”
„Ich meine, dass Dr. Stratton nun vielleicht Sa'els Autorität nicht mehr anerkennt.”
Stella wusste genau, dass Frank niemanden über sich ertragen konnte. Er konnte, wenn er wollte, teuflisch charmant, liebenswürdig und ein ausgezeichneter Unterhalter sein, aber wer versuchte im Beruf seine Position anzukratzen, den würde er mit allen ihm zur Verfügung stehenden Mittel bekämpfen - auch wenn er dabei jedes Maß für Anständigkeit verlor. Er war es zu sehr gewohnt, sich jedes Verhalten ohne Konsequenzen leisten zu können.
„Das wäre möglich”, bestätigte Da'an nach einigem Nachdenken. „Sa'el ist Wissenschaftler. Es ist nicht seine Sache, das Verhalten von Menschen genau zu beobachten und zu bewerten. Als ich ihm riet, freundlich zu Dr. Stratton zu sein, machte er sicher genau das, ohne darauf zu achten, welche Reaktion er dabei hervorrief. - Wie wollen Sie das Problem nun lösen?”
„Ich werde mit Dr. Stratton reden.”
Vielleicht sagte sie das ein wenig zu bestimmt, denn Da'an warf ihr einen besorgten Blick zu.
„Stella, bitte bedenken Sie, dass wir ihn auf keinen Fall als Mitarbeiter verlieren wollen. Menschen mit seinen Qualifikationen gibt es nur wenige!”
Das ist gut zu wissen, dachte Stella, die schon begonnen hatte, sich deswegen Sorgen zu machen. So wenig sie Frank mochte, in dieser Position war er ihr zu nützlich, als dass sie ihm wie sonst üblich jeden beruflichen Misserfolg gewünscht hätte.
„Ich verspreche, mich ihm gegenüber diplomatisch zu verhalten”, versicherte sie Da'an, während sie tatsächlich nicht im Traum daran dachte, dies zu tun. Mit einem zurückhaltenden Verhalten würde bei Frank nichts ausrichten. Doch warum das so war, wollte sie Da'an nicht offenbaren und so nutzte sie die Gelegenheit, das Thema zu wechseln und vielleicht doch noch etwas Neues über die Taelons herauszufinden.
„Da'an, darf ich Ihnen eine Frage stellen?”, begann sie vorsichtig und erhielt erwartungsgemäß eine von einem Lächeln begleitete, zum Reden auffordernde Geste.
„Warum waren Sie so zurückhaltend gegenüber Sandovals und meinem Vorschlag, die Möglichkeit zu helfen noch eine Weile geheim zu halten?”
„Im Gegensatz zu Ihnen sah ich darin zunächst keinen Vorteil. Es erschien mir nur grausam, die betroffenen Menschen nicht wissen zu lassen, dass ihnen geholfen werden kann.” Da'an sah sie aufmerksam an, doch Stella senkte betroffen den Blick.
Sie hatte nicht daran gedacht! Erschrocken und ohne etwas zu sehen, ließ sie ihren Blick über die Monumente der Hauptstadt schweifen. Wie hatte es ihr passieren können, dass sie hinter dem Unfall nicht die Opfer, sondern nur die politischen, strategischen Möglichkeiten gesehen hatte? Sie hatte sich immer empört über die Selbstgerechtigkeit und Gefühllosigkeit, mit der die Mächtigen andere Menschen ihren Interessen opferten und nun hatte sie es selbst getan - und sich dabei noch nicht einmal selbst ertappt. Nein, sie war sich noch moralisch anständig vorgekommen, weil sie dachte, im Gegensatz zu Sandoval, darauf geachtet zu haben, dass eine solche Verzögerung nur dann erfolgen sollte, wenn nicht sofort mit der Rettungsaktion begonnen werden konnte.
„Stella?”
Irritiert wendete Stella den Blick und bemerkte, dass sie völlig vergessen hatte, wo sie war. Da'an sah sie besorgt an und wieder konnte sie seinen Blick nicht erwidern, obwohl es ihr doch sonst so schwer fiel, sich von dem elektrischen, seltsam lebendigen Blau seiner Augen loszureißen. Energisch rief Stella sich zur Ordnung.
„Entschuldigen Sie, Da'an”, bat sie und sah dieses Mal bewusst nachdenklich aus dem Fenster. „Sie haben Recht mit Ihrem Einwand. Bedauerlicherweise ist die menschliche Politik nicht sehr mitfühlend und es ist traurig zu sehen, wenn man selbst beginnt sich diesen Gegebenheiten anzupassen. - Es wird wohl das Beste sein, wenn ich mich jetzt an die Arbeit mache und zumindest die Hilfe der Freiwilligen anbiete.”
Da'an entließ sie mit einer Handbewegung und einem Blick, den sie nicht recht deuten konnten. Sie hielt sich auch nicht mit einer eingehenden Analyse auf, sondern verließ so schnell wie möglich den Raum.
Sie hatte versucht, etwas über die Taelons herauszufinden und hatte etwas über sich selbst erfahren. Und dieser Blick auf sich selbst war alles andere als eine erfreuliche Erfahrung gewesen!

 
* * *
 

Da'an sah Stella nachdenklich hinterher. Für einen kurzen Moment hatte sie anders gewirkt als gewöhnlich. Zugänglicher, weniger kontrolliert. Obwohl er viel Kontakt mit ihr hatte und sich mit ihr öfter als mit anderen Menschen über Themen, die nicht direkt ihrer Arbeit betrafen unterhielt, so hatte er doch immer den Eindruck, als würde eine unüberbrückbare Distanz zwischen ihnen stehen. Stella erklärte ihm viele Verhaltensweisen der Menschen und er lernte viel durch ihre Gespräche, doch eines schien nicht zum Thema ihrer Gespräche werden können: Die sonderbare Distanz der Menschen zu anderen. Aufgrund seiner Kenntnis von menschlichen Filmen und Büchern ging er davon aus, dass Menschen sich außerhalb professioneller Zusammenhänge anders verhielten, doch beobachten konnte er das nicht. Es erschien ihm fremd und sonderbar, so mit anderen Wesen umzugehen, vor allem wenn man ihnen Tag für Tag begegnete. Wohl war ihm dieser Aspekt des Umgangs mit den Menschen in der Theorie bereits vor der Ankunft auf der Erde bekannt gewesen, doch es war etwas anderes dies tatsächlich zu erleben. Nicht, dass er als Diplomat es nicht gewohnt war, seine Emotionen zu verbergen, wenn sie seiner Aufgabe schaden würden, doch sie auch zu verbergen, wenn dies nicht der Fall war, befremdete ihn.
Traurig und verwirrt, so hatte Stella auf ihn gewirkt und er hätte gerne etwas getan, um sie zu trösten. Doch er hatte gezögert, weil er wusste, dass dies der Rolle, die er in ihren Augen zu spielen hatte, widersprochen hätte. Ganz davon abgesehen, hätte er, wie er sich eingestehen musste, auch gar nicht gewusst, was er hätte tun müssen, um sie trösten zu können. Einem Taelon gegenüber hätte er einfach Energie in der entsprechenden Form zu fließen lassen und die Geste wäre unmissverständlich und direkt wirksam gewesen.
Etwas resigniert kehrte Da'an zurück zu seinem Platz. Die Menschen waren sonderbare Geschöpfe, kompliziert und voller Widersprüche. Sie unter diesen Bedingungen kennen und verstehen zu lernen war mühsam und unangenehm. Während er den Datenstrom öffnete, um weiterzuarbeiten, wünschte er sich ein weiteres Mal, dass die Missionsprotokolle mit denen sie zur Erde gekommen waren, andere wären.

 
* * *
 

Stella hatte sich, nachdem sie aus Da'ans Büro gekommen war, umgehend in ihr eigenes zurückgezogen. Azsid, der sie, neugierig wie immer, über das Treffen hatte ausfragen wollen, hatte sie nach einem strengen Blick und einem „Ich hab jetzt keine Zeit!” ohne Widerspruch in Ruhe gelassen. Man musste ihm bei aller Geschwätzigkeit zugute halten, dass er auch wusste, wann man sich lieber verzog.

Sie hielt sich nicht mit Wundenlecken auf. Zwar hatte sie große Lust, einfach nach Hause zu fahren und sich in ihrem Bett zu vergraben, doch was würde das bringen? Lieber noch ärgerte sie sich darüber, dass sie sich nicht völlig unter Kontrolle gehabt hatte. Sie war sich sicher, dass ihr das jemand anderem als Da'an gegenüber nicht passiert wäre. Irgendetwas an ihm veranlasste sie, ihm gegenüber weniger auf der Hut zu sein.
Energisch schob sie die Gedanken, an das Vorgefallene beiseite und stürzte sich in die Arbeit. Um etwas Abstand zu bekommen, ging sie zunächst ihre Post durch und beantwortete einige Anfragen selbst und schrieb wegen anderer Anweisungen für ihre Mitarbeiter. Erst danach überwand sie sich, sich die aktuellen Nachrichten anzusehen und Sandovals Dossier über den Unfall durchzulesen.
Es war immer wieder erstaunlich, wie viel mehr Informationen er in kürzester Zeit in Erfahrung bringen konnte als sie - und dabei war sie sich so gut wie sicher, dass sie nur einen Bruchteil von dem, was er herausgefunden hatte zu sehen bekam. Nicht, dass sie nicht schon mehr als genug Material durchzusehen hatte, aber immer wieder war es genau dieses Informationsdefizit, dass dazu führte, dass er sie ausbooten konnte.
Mit den technischen Daten, die der Bericht enthielt, konnte sie nicht viel anfangen, doch die Aktivität, die die Behörden, ohne Wissen der Öffentlichkeit, entfaltet hatten, sprach für sich: Die Lage war weit ernster, als man sie glauben lassen wollte!

So überraschte es Stella wenig, als sie ohne größere Verzögerung zu Innenminister Bannen durchgestellt wurde. Sie wurde noch freundlicher als sonst von ihm begrüßt.
„Dr. Morel, wie schön, das sie sich melden. Ich nehme an, sie haben die Nachrichten gehört...”
„Ja, das habe ich. Ein schrecklicher Vorfall! Ich hoffe, es ist den Meldungen gemäß tatsächlich nicht so schlimm.”
„Nun, zur Stunde wissen wir noch nichts genaues”, antwortete Bannen ausweichend. „Dennoch sind wir natürlich über jede Hilfe dankbar. Sagen Sie, die Taelons haben doch umfangreiche Kenntnisse über Radioaktivität. Wissen Sie, ob sie etwas tun können für den Fall, dass die Verstrahlung doch gravierender sein sollte, als es derzeit den Anschein hat? Ich habe gehört, dass die Taelons den Ukrainern das Gebiet um Tschernobyl betreffend, Hilfe angeboten haben...”
Interessant, wie schnell so ein Politiker seine Geheimdienstberichte kannte, wenn das Thema für ihn interessant wurde. Stella hätte hierüber nichts Genaueres gewusst, wenn nicht Sandoval, gründlich wie immer, Informationen darüber seinem Dossier beigefügt hatte. Nun wusste sie, dass in der Ukraine eine Entseuchungsaktion beabsichtigt, diese jedoch, weil die Taelons als Gegenleistung eine Außerbetriebsetzung und Verschrottung aller ukrainischen Kernkraftwerke forderten, noch nicht aus dem Planungsstadium herausgekommen war.
„Bedauerlicherweise weiß ich nicht genaues über ein derartiges Vorhaben, außer dass die technischen Möglichkeiten noch geprüft werden. Was wir jedoch sofort anbieten können, ist die Hilfe unserer Freiwilligen-Verbände.”
„Ich verstehe...” Bannen war nicht ganz glücklich mit ihrer Aussage. Wie bei Politikern üblich hatte er sich mehr erhofft, doch er besann sich schnell, um zumindest das, was er kriegen konnte, zu ergattern. „Für die Unterstützung durch die Freiwilligen wären wir natürlich mehr als dankbar. Die vorhandenen Rettungskräfte reichen nicht ganz aus...”
Eine Lüge, da war sich Stella sicher. Bannen wollte sie nur nicht einsetzen. Schadensersatzforderungen von nach einem Rettungseinsatz todkranken Helfern waren nicht nur kostspielig, sondern vor allem extrem imageschädlich, was vor gut zehn Jahren bei dem Anschlag auf das World Trade Center beinahe dazu geführt hatte, dass man die Rettungskräfte nach einiger Zeit vom Einsatz gegen ihren Willen ausschließen wollte.
„Das kann ich mir vorstellen. Die Freiwilligen können sofort mobilisiert und mit Shuttles zum Unfallort gebracht werden. Es gibt nur noch das Problem, dass wir keine offizielle Zulassung zum Katastrophenschutz haben...”
„Nicht? Ich dachte, deswegen hätten Sie heute Morgen mit meinen Abteilungsleitern gesprochen.”
„Richtig, es gab aber noch einige strittige Punkte, weswegen sie den Vertrag noch nicht unterzeichnet haben.”
Ein ärgerlicher, genervter Zug erschien auf Bannens Gesicht. Gleichzeitig schien jemand zu ihm ins Büro zu kommen, den plötzliches Stimmengewirr deutete auf hektisches Treiben in seinem Vorzimmer. Bannen scheuchte den Störenfried mit gehetztem Gesichtsausdruck davon und es wurde wieder leise.
„Ich lasse den Vertrag sofort kommen und unterschreibe ihn persönlich. Sie erhalten ihn und die Informationen, wo und zu was wir ihre Leute brauchen, umgehend. Vielen Dank für Ihre Hilfe.”
„Keine Ursache. Auf Wiedersehen, Mr. Bannen.”
„Auf Wiedersehen, Dr. Morel. - Ach, und ich wäre Ihnen sehr verbunden, wenn Sie den Nordamerikanischen Companion noch einmal fragen könnten, was genau die Taelons gegen Radioaktivität tun können.”
„Selbstverständlich, Mr. Bannen.”

Nachdem Stella die Verbindung geschlossen hatte, lehnte sie sich erst einmal zurück und entspannte sich. Die Hektik, die Bannen ausgestrahlt hatte, war auf sie übergegriffen und sie musste sich erst wieder beruhigen. Erstaunlich, wie schnell Bedenken fallen gelassen wurden, wenn die Situation sich änderte. Stella war sich hundertprozentig sicher, dass Bannens Untergebene ihre Zustimmung heute Morgen nicht eigenmächtig verweigert hatte. Und genauso sicher wusste sie, dass Bannen wusste, dass sie das wusste. Was war Politik doch für ein nettes Spiel!

Stella fuhr sich mit den Händen über das Gesicht, so als könnte sie das wieder munterer machen. Sie musste die Leiter jener Freiwilligeneinheiten, die bereits einigermaßen ausgebildet waren, informieren. Wie erwartet, waren die mehr als begierig darauf endlich etwas zu tun zu bekommen, denn es war zunehmend schwierig, die jungen Leute ohne echte Aufgabe bei der Stange zu halten. Stella versprach ihnen, sie über ihr genaues Ziel und ihren konkreten Auftrag zu informieren, sobald Bannen die Unterlagen geschickt hatte und erkundigte sich extra zweimal, ob die Schutzanzüge, die die Taelons für die Freiwilligen entwickelt hatten, diese auch wirklich vor einer hohen Strahlungsdosis schützte. Eine moralisch verwerfliche Tat am Tag reichte ihr und wegen ihr sollte niemand wirklich zu Schaden kommen.

Etliche Telefonate, eine Presseerklärung und weiteren Berichten von Sandoval später, wurde es langsam ruhiger in der Botschaft und kurz nach zehn konnte Stella endlich nach Hause gehen.

Eigentlich wollte sie nur noch ins Bett, doch als sie angekommen war, wählte Stella Franks Global-Nummer. Er war zu Hause.
„Stella! Wir hatten doch vereinbart, dass du mich nicht...”
„Ich ruf dienstlich an, du Trottel!”
„Wie kommst du dazu mich... Dienstlich hast du gesagt?”
„In der Tat! Laut Da'an lässt dein Benehmen zu wünschen übrig! Sa'el hat sich beschwert.”
„Was?! Dieses...”
„Halt die Klappe, Frank! Und halt in Zukunft dein krankes männliches Ego im Zaum, denn Sa'el wird deine Respektlosigkeit nicht mehr länger dulden!”
„WER ist hier respektlos?!”
„Verdammt noch mal, Frank, du gefährdest unser Projekt! Und - für den Fall, dass dir das egal ist - du gefährdest deine Karriere. Sie haben bereits darüber gesprochen, dich ablösen zu lassen.”
„Scheiße!” Frank blickte düster vor sich hin. Schließlich zuckte er schicksalsergeben mit den Achseln.
„Also gut, ab sofort werde ich gegenüber Sa'el so freundlich und zuvorkommend wie nur irgend möglich sein.”
„Ach, weißt du Frank,” Stella ließ ihre Stimme zuckersüß klingen, „das einfachste wäre, wenn Du ganz aufhören würdest, Sa'el wie eine Frau zu behandeln. - Warum gehst du nicht besser mal wieder auf einen Kongress und lässt dich von ein paar jungen Kolleginnen etwas bauchpinseln? So was wirkt manchmal Wunder bei Typen wie dir.”
Bevor Frank etwas dazu sagen konnte, unterbrach sie den Kontakt.

Mit einem gehässigen Lächeln warf Stella das Global in ihre Tasche und zog endlich die drückenden Schuhe aus. Frank Stratton zur Schnecke zu machen, war ein passender Abschluss für diesen wenig erfreulichen Tag gewesen. Sie konnte beim besten Willen nicht verstehen, wieso Elaine nicht erkannte, wie entsetzlich diesr Kerl war. Stella schälte sich aus der engen Kostümjacke und beschloss doch noch etwas zu essen, bevor sie sich mit einem Buch ins Bett zurückzog.

 
* * *
 

Frank sah etwas verärgert aus, als Elaine mit zerzausten und noch leicht feuchten Haaren aus dem Bad kam. Morgen musste sie wieder in aller Frühe auf den Flugplatz und würde vorher sicher keine Zeit mehr haben, ihre Haare zu waschen. Frank knallte mit einem verächtlichen Schnauben sein Global auf den Nachtisch und ließ sich dann rücklings auf das Bett fallen.
„Wer war es?”
„Du wirst es nicht glauben: Es war deine liebste Freundin Stella”, antwortete Frank, während er beobachtete, wie sie am Bett vorbei zum Spiegel ging.
Obwohl Elaine überrascht war, dass Stella um diese Uhrzeit bei Frank anrief, musste sie zunächst einmal lachen. Jetzt war klar, warum Frank so einen miesepetrigen Gesichtsausdruck hatte.
„Was gibt's da zu lachen? Sie ist eine Hexe! Ich würde mich nicht wundern, wenn sie zum Nachtisch kleine Kinder verspeist.”
„Stella weiß gar nicht, was Kinder sind”, gab Elaine immer noch vergnügt zurück. Zum einen weil sie gut gelaunt war - Frank unter der Woche zu sehen, war schon etwas ganz besonderes und nur machbar, wenn sie geschäftlich in New York zu tun hatte - und außerdem stimmte es ja: Stella und Kinder waren zwei Paar Welten, die an den entgegen gesetzten Enden des Universums lagen und dass Stella selbst mal welche haben würden, war so wahrscheinlich, wie dass eine Katze Welpen warf!
„Du scheinbar leider auch nicht”, kam Franks nicht ganz überraschende Antwort. Schnell bog Elaine das Thema ab.
„Was wollte Stella?”
„Ach, nur was dienstliches. Aber auch das hat sie in der gewohnt freundlichen Art formuliert.”
„Stella ist normalerweise sehr freundlich”, meinte Elaine zur Ehrenrettung ihrer Freundin richtig stellen zu müssen.
„Stella ist ein Eisberg und Freundlichkeit setzt sie auf, wie andere eine Halloween-Maske. Sag mir, hat es jemals jemand, Mann oder Frau, länger als ein paar Wochen mit ihr ausgehalten?”
Elaine legte mit einem Seufzer die Bürste wieder auf die Kommode. Jetzt waren sie wieder bei diesem Thema. Es war schon sonderbar, sowohl Frank wie auch Stella konnten stundenlang über den jeweils anderen schimpfen und mittlerweile kannte sie wirklich alle Argumente auswendig. Sie fragte sich, warum sie sich nicht einfach ignorierten, wenn sie sich schon nicht leiden konnten. Das wäre für alle Beteiligten angenehmer gewesen. Doch in diesem Punkt waren sich Frank und Stella gleich: Es sich angenehm zu machen, war nicht ihre Sache. Frank verscherzte es sich systematisch mit allen seinen Kollegen und Stella mit allen ihren Liebschaften und dabei konnten sie beide absolut reizend sein, wenn sie nur wollten.
„Müssen wir jetzt über Stella reden?” Elaine krabbelte zu Frank aufs Bett und sah herausfordernd auf ihn herunter.
„Wer ist Stella?”

 

Ende von Kapitel 1

 

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