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  „Der Handel seines Lebens” von Zi'ra, August 2012
Alle hier vorkommenden Charaktere gehören den jeweiligen Eigentümern. Earth: Final Conflict gehört Tribune Entertainment Co., Lost Script Prod. Inc., Atlantis Films und VOX. Bitte veröffentlichen Sie diese Geschichte nicht ohne vorheriges Einverständnis der Autorin.
 
Thema:  Tote steigen aus ihren Gräbern und ein Überraschungsgast erscheint.
Zeitpunkt:  dritte Staffel
Charaktere:  Zo'or, Da'an, Ronald Sandoval, Liam Kincaid, T'than, Überraschungsgast
 
Anmerkung:  Diese Geschichte wurde als Teil des Adventskalenders 2011 geschrieben.
 

 

DER HANDEL SEINES LEBENS

 

„... und gerade bekommen wir die nächste Meldung herein. Ein Mann will in der Ortschaft Norrington seine verstorbenen Schwiegereltern dabei beobachtet haben, wie sie seinen Garten umgraben. Das ist inzwischen der achtundsiebzigste Fall dieser Art der uns gemeldet wurde- und das nur innerhalb der letzten halben Stunde...”

Und während die Moderatorin des Lokalsenders das sagte, gingen im ganzen Land unter Garantie hunderte, vielleicht sogar tausende Anrufe bei den Notrufen ein. Ronald Sandoval starrte ratlos auf den Bildschirm. Das waren jetzt die Sechs Uhr Nachrichten und die liefen schon seit zwei Stunden. Insgesamt waren bereits weit über 6000 Fälle im Land bekannt und es hörte nicht auf mit diesen Meldungen. Das schlimmste war - man konnte nicht mehr sagen, da wäre nichts dran! Eindeutiges Bildmaterial gab es auch schon.

Da'an kam gerade auf die Brücke und warf ebenfalls einen Blick auf die Nachrichten. „Wie werden Sie weiter vorgehen?”, fragte er den Agenten.
Sandoval dachte wirklich nach, aber dabei brachte er nicht mehr viel zustande. „Wir haben alle Männer die uns zur Verfügung stehen ausgesandt. Wenn wir doppelt so viele hätten, wäre es genauso sinnlos.” Er drehte sich zu dem Taelon. „Diese Leute sind tot. Tot, Da'an.”
Es veränderte Ronalds Weltbild komplett. Da stand kein Projekt der Taelons dahinter, nichts, man konnte es nicht zuordnen. Es gab keinen Auslöser. Doch, bestimmt gab es einen, aber keinen den er kannte.
Der Botschafter vollführte ein paar nicht zu deutende Gesten und sagte: „Sie haben nicht auf meine Frage geantwortet.”
„Weil ich es nicht weiß!”, kam es wie aus der Pistole geschossen, „Man kann niemanden töten, der schon tot ist und die Leute zu überreden, wieder in ihre Gräber zurückzusteigen funktioniert auch nicht.” Er regte sich auf und marschierte auf und ab. „Es gab bereits einigen Ärger für ein paar Soldaten da draußen. Das Militär hat hier auf der ganzen Linie versagt! Wenn man auf die schießt, verteilen sich deren Körper zwar, aber die setzen sich wieder zusammen!” Fast hätte sich Ronald ein Büschel Haare ausgerissen.

„Nach allem was wir bisher wissen, wurden noch keine Menschen von Wiederauferstandenen verletzt... In sämtlichen betroffenen Ländern wurde der Notstand ausgerufen und der Bevölkerung wurde geraten, ihre Häuser nicht zu verlassen...”

Zo'or kam herein. Er nahm auf seinem Thron Platz und würdigte den Fernsehbildschirm keines Blickes. Der Synodenführer wischte mit der Hand durch die Luft und plötzlich hörte man die Stimme des Präsidenten. Ronald drehte sich rasch um. Tatsächlich. Präsident Thompson, dem jegliche Farbe aus dem Gesicht gewichen war.
Die beiden unterhielten sich über die anstehende Rede an das Volk. Zo'or gab dem Präsidenten gerade sein Wort darauf, dass die Taelons die Menschen in dieser plötzlichen Schreckensstunde mit allen Mitteln unterstützen würden - auch bot er ihm an, sich auf das Mutterschiff in Sicherheit zu flüchten, doch das lehnte Thompson strikt ab.
„Es wurde noch niemand verletzt...” Der Präsident wirkte zwar äußerst verwirrt, klang aber dennoch so, als wäre er sich sehr sicher.
Ron konnte nicht umhin. Er machte ein paar Schritte vorwärts und stand nun im Bild. „Sir, geht es Ihnen gut?”, fragte er ein wenig besorgt.
Thompson starrte den Agenten an. Er schluckte. „Jaja... Entschuldigen Sie mich jetzt. Ich habe gleich zu meinem Volk zu sprechen und dann eine Verabredung mit Ex-Präsident Franklin D. Roosevelt.” Dann war die Verbindung weg. Es war wirklich alles sehr irritierend.

Niemand sagte etwas. Nervosität lag in der Luft und Sandoval war sicher, selbst dafür verantwortlich zu sein. Roosevelt... Er schüttelte den Kopf.
Zo'or drehte seinen Thron und schwieg den Agenten nun direkt an. Aber nur kurz. Er erwartete eine Lösung. „Welche Regionen sind betroffen?”, fragte er schließlich.
Nach kurzem Zögern antwortete der Agent. „Alle in denen Menschen leben.”
„...und sterben”, fügte Zo'or an.
„Jedenfalls sollte es so sein”, nickte Ronald.
„Dann sorgen Sie gefälligst dafür, dass sie dahin zurückgehen, wo sie hergekommen sind”, fauchte der Taelon.
Also quasi an der Hand nehmen und ins Grab begleiten. Tolle Idee. Der Agent nickte dennoch ernst.
Da'an hielt sich damit zurück, Zo'or verständlich zu machen, dass die Situation prekärer war, als er es sich vorstellen konnte. Es gäbe nur böses Blut, wie die Menschen sagen würden.
In diesem Moment kam auch noch Kincaid. Der Blick des Majors sagte, dass er keine guten Nachrichten mitgebracht hatte. Das hätte Ronald auch schwer gewundert.
„Wo ist Captain Marquette?”
„Mit dem Shuttle überfliegt sie immer noch das Gebiet um Washington. Die Taelonbotschaft ist nach wie vor unberührt...”, erwähnte Kincaid sofort, „... Die Soldaten haben Schutzlinien eingerichtet und wehren diese Kreaturen ab, indem sie jedes Mal auf sie schießen, sobald sie wieder aufstehen.”

Der Synodenführer erhob sich plötzlich energisch von seinem Thron. Es war nicht zu fassen. Diese unfähigen Menschen! Man musste ihnen aber auch wirklich alles sagen! „Sprengen Sie sie in die Luft!”, befahl er den Companion-Beschützern.
In Ronald verabschiedete sich gerade ein weiterer Nerv. Ungewöhnlich gereizt reagierte er: „Haben wir bereits getan. Sie lösen sich nur leider nicht in dieser Luft auf!” Zo'or war sich der Problematik ganz offensichtlich nicht bewusst.
Plötzlich spürte der Agent eine leichte Vibration unter seinen Füßen. Er sah sich um. Kincaid sah ihn fragend an und Zo'or sah aus, als würde er auf den Alarm warten.
Die Vibration wurde stärker, was den Synodenführer dazu veranlasste sich an seinem Thron festzuhalten. Da'an wurde rasch von seinem Beschützer gestützt, nur Ronald stand alleine da und hatte keinen Plan.
„Finden Sie sofort die Ursache!”, fauchte Zo'or. Doch dann wurde es dunkel und das Mutterschiff erzitterte weiter. Ein dunkelroter Nebel umfing langsam das gesamte Schiff, Sandoval beobachtete dieses Schauspiel durch das Taelonglasfenster genau. Was war das nur?
Im Mutterschiff blieb es finster. Man hörte Zo'or irgendetwas auf Eunoia fluchen und dann ein anhaltendes tiefes Brummen, welches aus einem der Gänge in die Brücke strömte und sich seinen Weg durch die nächsten bahnte. Hoffentlich kein Anzeichen dafür, dass das Schiff gleich auseinanderbrechen würde!
Es wurde immer lauter und veränderte sich langsam zu einem dumpfen Donnern. Der dunkelrote Nebel drang nun auch in das Schiff ein und sorgte auf irgendeine Weise dafür, dass man die Umgebung wieder erkennen konnte. Sandoval schwitzte und musste sich die Ohren zuhalten. Aber auch Liam standen massenhaft Schweißperlen auf der Stirn und zu laut war es ihm ebenso. Außerdem roch dieser Nebelschwaden stark nach Verbranntem.

Den Synodenführer beschlich derweilen das Gefühl, dass das Mutterschiff in Flammen stand. Aber wieso hatte es keinen Alarm gegeben? Oder, nein, wie konnte es dazu kommen? Diese dunkelroten Nebelschwaden... Nein! Er würde sterben! Er, Zo'or, würde diesen Tag, diese Nacht, nicht mehr überleben.

Das Mutterschiff bebte jetzt noch stärker und Sandoval ging auf die Knie, um wenigstens einen unglücklichen Sturz zu vermeiden. Liam nahm sich daran ein Beispiel und brachte erst Da'an in eine sturzsichere Position und kroch dann auf allen Vieren zu Zo'or, um ihn ebenfalls auf den Boden zu bringen.
Es war ein Albtraum! Sie brachten sich hier in sichere Positionen, obwohl für sie wohl ohnehin schon das letzte Stündchen geschlagen hatte. Wie bizarr!

Plötzlich knackte es.
„Ein Riss!”, schrie Sandoval alarmierend. Oh nein, jetzt gleich wäre es so weit. Er wollte noch nicht sterben. Hoffentlich würde er wenigstens noch schnell an dem Rauch ersticken. Kincaid hustete bereits.
Es knackte unangenehm weiter und der Riss hatte sich schnell im Zick-Zack durch die Brücke gezogen. Das Beben hatte sich plötzlich spürbar vermindert. Der Riss öffnete sich und zog den Rauch langsam in sich hinein. Der Boden wurde ruhig. Aber da bewegte sich doch etwas!

Sowohl Liam und Ronald, als auch die beiden Taelons starrten auf etwas, das offenbar aus dem entstanden Spalt langsam versuchte heraus zu kriechen, während der stickige dunkelrote Schwaden stattdessen weiter darin verschwand.
Eine Hand krallte sich mit den Nägeln tief in den Boden der Brücke. Eine sehr seltsame Hand, wie alle rasch festgestellt hatten. So dunkel wie der Rauch, groß, sehnig und mit kräftigen pechschwarzen Krallen. Dann erschien die Gestalt recht schnell, nachdem sich zwei riesige, leicht gebogene, spitze Hörner hervor getan hatten und direkt vor den Augen der Erschrockenen breiteten sich zwei überdimensionale, federlose Flügel aus.
Sandoval bekam die Kinnlade nicht wieder hoch. Was zum...? Ja, genau: Teufel. Genauso sah es nämlich aus. Er glaubte doch gar nicht an sowas!
Nachdem das letzte bisschen Rauch verschwunden war, schloss sich unter lautem Knarren der Riss im Boden und zurück blieb gedämpftes Licht und dieses Monstrum. Mit seinen Hörnern bestimmt drei Meter groß. Das Ende seines langen spitzen Schwanzes streifte Sandoval, der daraufhin zusammenzuckte und einen Meter mehr Abstand suchte.

„Was hat das zu bedeuten?”, fauchte Zo'or auf einmal und erhob sich vom Boden, „Wer sind Sie?” Er setzte sein überheblichstes Gesicht auf, während das Wesen gemächlich seine Flügel anlegte und sich umdrehte. Nun starrten zwei glühend weiße Augen den Synodenführer förmlich auf den Boden zurück.
Zo'or hatte wohl wirklich nicht die geringste Ahnung, aber Sandoval hütete sich davor, jetzt irgendjemandem etwas zu erklären. Er wollte einfach nur weg. Oder aufwachen.
Ein verärgertes Knurren hallte durch den Raum. „Das fragt er mich.” Die Stimme war tief und rau, bei jedem Atemzug hörte man ein leises Knurren. „Er weiß es schon”, bemerkte das Wesen mit einem Blick auf Liam, der, wie Da'an und der Agent, noch auf dem Boden kniete. Es fletschte seine scharfen Zähne.
„Teufel...”, hauchte Liam und wollte sich dabei nicht ganz sicher sein. Das nun breitere Zähnefletschen sollte aber vermutlich andeuten, dass Liam doch sehr richtig lag. „Luzifer”, ergänzte der Teufel.
Ronald fasste seinen ganzen Mut zusammen, erhob sich vom Boden und stellte sich an Zo'ors Seite. „Was wollen Sie?”, fragte er den Teufel.
Jetzt standen auch Liam und Da'an langsam wieder auf.
Luzifer knurrte und beäugte dabei einen nach dem anderen sehr genau. „Wir werden es sehen”, setzte er ein hämisches Grinsen in sein knochiges Gesicht. Wieder breitete er seine Flügel aus und streckte seinen kräftigen Körper, wobei er nur mit den Zehen auf dem Boden aufstand - wie bei einem Tier - dort war er ebenso im Besitz von sehr scharf aussehenden schwarzen Krallen. Das einzige Kleidungsstück an seinem Körper war ein dunkler Lendenschurz. Wenigstens etwas.
Er beugte sich und sah Zo'or in die Augen. „Er...”, fauchte Luzifer den Taelon an, „Er ist angeklagt.”

Verblüfft starrte Sandoval dem Teufel in seine glühend weißen Augen. Er wollte immer noch nicht daran glauben.
„Von wem?”, ergriff Da'an plötzlich erschüttert das Wort.
Luzifer lachte spöttisch, so als müsste der Taelon die Antwort eigentlich kennen. „Von allen...” Er wurde je in seinem Satz unterbrochen, als ein weiterer Taelon die Brücke betrat. Rasch legte er die Flügel an und wandte sich um. Sein langer Schwanz schwang aufgeregt durch die Luft, dann brüllte er, was dem Brüllen eines Löwen nahe kam.
„NICHT!”, stieß Ronald sofort aus, „Sir... Luzifer... ” Er wusste nicht weiter. Bereits jetzt hatte er das Gefühl, dass er besser gar nichts gesagt hätte. Schon starrten ihn die Augen des Teufels nieder. „Wie nennt er uns? Sir?” Er knurrte unzufrieden und wandte sich nun voll und ganz dem Asiaten zu, der vielleicht gerade einmal halb so groß war wie er.
Der Taelon, der Luzifer unerlaubterweise unterbrochen hatte, war kein geringerer als der Kriegsminister, T'than. Er war selbst erschrocken über den Anblick der sich ihm bot und wollte am liebsten wieder abziehen, doch der Teufel war schneller gewesen. Mit einer schwungvollen Handbewegung hatte er die Ausgänge mit Feuerwänden blockiert. „Es kommt zu uns, was zu uns gehört”, fügte er dem hinzu.

Sandoval schluckte. Solche Angst hatte er schon lange nicht mehr. Er zögerte eine Antwort hinaus, aber je länger er wartete, desto größer wurde seine Angst. Dann fiel ihm ein, dass die umherirrenden Toten jetzt doch einen Sinn machten. Zo'or war angeklagt. Von allen, denen für deren Tod der Synodenführer verantwortlich war - und die spazierten jetzt auf der Erde herum.
Der Teufel knurrte ihn laut an und riss ihn aus seinen Gedanken. Ronald fasste sich. „Wie soll ich Sie denn nennen?”, fragte er schließlich vorsichtig.
Daraufhin grinste Luzifer wieder. „Er hat drei Möglichkeiten es heraus zu finden.” Da erschienen drei kleine Flammen vor Ronalds Gesicht.
„Das ist nicht fair!”, rief Liam dazwischen, der ahnte, was mit dem Agenten passieren würde, wenn er es nicht erriet.
„Nein?” Luzifer sah den blonden jungen Mann erhaben an. „Seine Zeit wäre ohnehin schon längst um, aber wer rechnete denn mit denen.” Damit schwenkte er seinen Arm durch den Raum und deutete auf die Außerirdischen, die offenbar dafür verantwortlich waren, dass Luzifer einen Termin nicht hatte einhalten können. „Und jetzt soll er raten!”
Der Agent war mehr als verstört und Liam nicht zufrieden. „Darf er sich wenigstens helfen lassen?”, fragte er energisch.
„Wenn er sich eine Chance von einem anderen nehmen lassen möchte, gerne”, brummte Luzifer.
„Keine Hilfe!”, erhob Sandoval rasch eine Hand. Der Teufel wurde allmählich ungeduldig und peitschte mit seinem Schwanz hart auf den Boden, woraufhin die Anwesenden erschrocken zusammenzuckten. „Dann rate er jetzt!”
Welche Anrede würde auf den Teufel denn passen? Sandoval ging in Gedanken alle Namen durch die er für ihn kannte. Es half ihm nicht weiter. Mit irgendetwas musste er jetzt beginnen, also riet er einfach: „Meister?”
Luzifer lachte höhnisch und eine Flamme erlosch. „Zwei Möglichkeiten hat er noch.”
Sandoval war schwer verunsichert. Er konnte förmlich fühlen wie die Schlinge um seinen Hals enger wurde, dennoch versuchte er den dicken Angstkloß hinunterzuschlucken und riet erneut. Dieses Mal noch vorsichtiger. „Vielleicht... Herr?”
Eine weitere Flamme erlosch - so schnell, als hätte der Teufel keine Zeit zu verlieren - und Luzifer trat dicht an den Menschen heran. „Wenn er es jetzt errät, bekommt er später einen Ehrenplatz.” Was wohl ein verlockendes Angebot des Teufels sein sollte, aber derzeit nicht im Geringsten beruhigend klang.

Nur noch einmal. Der Agent schluckte noch schwerer als zuvor. Jetzt war es gleich vorbei mit ihm. Er ging mithilfe seines CVIs ein weiteres Mal sämtliche Namen des Teufels durch und überlegte. Er war ein Herrscher, ein Fürst. Oh, er würde gleich sterben. Es blieb Ronald nichts anderes übrig, als noch einmal zu antworten, dabei stellte er sich auf seinen letzten Atemzug ein. „Hoheit?”
Luzifers Lachen klang wie das Zischen einer Schlange. „Da ist uns der Herr noch lieber.” Und die letzte Flamme erlosch.
Jetzt war es soweit. Sandoval krallte sich mit einer Hand an sein Hemd und atmete ein letztes Mal tief durch. Dachte er. Nichts geschah. Er blickte dem breitgrinsenden Luzifer verwirrt in die glühenden Augen. Dieser schlang seinen langen Schwanz um den Körper des Agenten und zog ihn zu sich. Jetzt. Jetzt war es eindeutig soweit. Sandoval war wie versteinert.
„Jetzt fragt er sich”, sagte Luzifer und ließ ein paar Sekunden voller Ungewissheit vergehen bevor er fortfuhr, „und wir sagen ihm, er kommt ohnehin noch früh genug zu uns.” Daraufhin ließ er den Agenten los und wandte sich an Zo'or.
„Und welche Anrede ist es dann?”, wollte Liam nun aber noch wissen.
Luzifer fühlte sich gestört und fauchte ihn böse an. „Das erfährt er dann, wenn es soweit ist!” Liam schreckte zurück und befand, dass er besser eine Weile wartete, bevor er das nächste Mal den Mund aufmachte.

Mit den Augen auf dem Weg zu Zo'or, streifte Luzifer nun kurz T'than mit seinem Blick und knurrte ihn an, dann bewegte er seinen Körper gemächlich auf den Synodenführer zu. Seine schwarzen Zehenkrallen kratzten dabei hörbar über den Boden des Mutterschiffes.

Sandoval schwitzte - nicht nur im Gesicht. So unauffällig wie möglich ließ er sein schwarzes Sakko über seine Schultern und dann abwärts rutschen und beobachtete mit größter Vorsicht Luzifer aus dem Augenwinkel. Gut, der schien jetzt keine Notiz von ihm zu nehmen. Beinahe geräuschlos sank das Sakko zu Boden, doch Ronald war es immer noch zu heiß.

Zo'or sagte nichts, als Luzifers Nüstern ihm heiße Luft ins Gesicht schnaubten, auch nicht, als er ihm seine blanken scharfen Zähne zeigte und ihn anknurrte. Der Taelon war sich sicher, dass gleich jemand diesen Störenfried zur Strecke bringen würde.
Da nun niemand klüger geworden war und demnach auch Da'an nicht wusste, wie er den Teufel ansprechen sollte, ließ er die Anrede einfach weg. Hoffentlich würde er ihm das nicht allzu übel nehmen. „Zo'or ist also angeklagt”, wiederholte Da'an eine Tatsache, „Von den Toten?”
Knurrend wandte Luzifer seinen Kopf dem Taelon zu der gesprochen hatte. „Mindestens”, fauchte er seine knappe Antwort.
Da'an sparte sich die Frage nach dem Warum. Zo'or hatte wohl mehr Menschen auf dem Gewissen als jeder andere. Als einziger schien Da?an im Moment keine Angst zu haben und damit war er auch als einziger fähig, sich mit dem Teufel zu unterhalten. „Und Sie sind der Richter”, stellte Da'an fest.
„So kann er es nennen”, bestätigte ihn Luzifer und sprach mit ruhiger rauchiger Stimme. „Er muss bezahlen, oder gehen.”
Fragend sah der Botschafter ihn an. „Wohin gehen?”
Luzifer lachte. „Natürlich zu uns.” Bei diesen Worten wurde sein böses Grinsen immer breiter.
T'than hatte aufgehorcht. Zo'or war also schon so gut wie weg. Vom Teufel geholt. Er konnte einen zufriedenen Gesichtsausdruck nicht unterdrücken.
Langsam wachte der Synodenführer aus seinem Schock-ähnlichen Zustand auf. „Womit bezahlen?”, fragte er irritiert.
Luzifer peitschte mit seinem Schwanz auf den Boden und fuhr den unwissenden Taelon harsch an. „Gold!”
Hätte ein Taelon Farbe im Gesicht, wäre diese nun aus selbigem von Zo'or gewichen. Jemand wollte ihm nehmen, was so unglaublich viel an Geldwert besaß, womit er doch so viele Menschen bestechen konnte. Nein, ihnen helfen. Die Wirtschaft steuern, um noch mehr Profit für sich selbst... nein, nur um den Menschen zu helfen. Vielleicht den ein oder anderen Staat kauf... nein... Menschen helfen. Zo'ors eigene Gedanken begannen ihn mehr und mehr zu verwirren und er wurde das ungute Gefühl nicht los, dass der Teufel ganz genau wusste, was er dachte und vielleicht sogar versuchte ihn zu steuern.
Zo'or sah dem dunkelroten Wesen in die glühend weißen Augen, die direkt in ihn hinein zu starren schienen.

Mit einem bedrohlichen Brüllen brachte Luzifer den Taelon wieder ins Hier und Jetzt. Der schien nun wirklich und endgültig begriffen zu haben und reagierte beinahe trotzig. „Woher wissen Sie überhaupt davon?”
Der Teufel knurrte. „Man hat es mir gesagt.” Er schnippte mit den Fingern und eine menschengroße Flamme erschien in der sich ein Körper zu formen begann.
Da'an erschrak. „Ku'don?”
„RUHE!”, brüllte Luzifer.
Entgeistert starrten die Anwesenden den Taelon in der Flamme an, bis es Luzifer schon wieder zu lange dauerte. „Nun, was ist? Bezahlt er jetzt?”, fauchte er.
Zo'or war verwirrt, doch nicht genug, um seine Verlustängste zu überwinden. „Können Sie nicht etwas anderes nehmen?”
Er brachte den Teufel zum seufzen, doch dieser war auch durchaus bereit zu verhandeln. „Was kann er mir besseres anbieten als Gold?”
„Da'an hat doch genauso Schuld an allem! Warum soll nur ich bestraft werden?”, kam es wie aus der Pistole geschossen.
Sein Elter wollte seinen Ohren nicht trauen. Zo'or verkaufte ihn! Natürlich, so war Zo'or, aber trotzdem! Er verschenkte einfach jemanden an den Teufel, als wäre es nichts!
„Ein falscher Hund ist er”, fauchte Luzifer den Synodenführer an und wischte wütend Ku'dons Flamme fort, „und ein feiger noch dazu!”
Zo'or leuchtete beleidigt auf. Eine unerhörte Frechheit, wie man hier mit ihm sprach.

Inzwischen hatte sich Sandoval etwas beruhigt. Er war ja sozusagen außer Gefahr. Sicher, irgendwann würde er in die Hölle hinab fahren, aber heute nicht mehr. Auch wenn er das nicht schriftlich hatte.
Jetzt aber griff der Teufel seinen Companion an und erweckte damit wieder seinen programmierten Beschützerinstinkt. Der Agent fasste sich und streckte seinen rechten Arm aus. „Ziehen Sie sich auf der Stelle zurück!”, befahl er dem gut drei Meter großen Monstrum mit zwei spitzen Hörnern auf dem Kopf.
Luzifer schlug ruckartig seine riesigen Flügel auf und wehte den Asiaten damit fast um. Wütend blickte er ihn mit seinen weißen Augen an und brüllte.
Sandoval feuerte mit dem Skrill auf den kraftvollen Teufelskörper. Noch einmal. Und noch ein weiteres Mal. Dass sein Gegner nicht einmal knurrte, machte den Agenten dann doch stutzig. Er feuerte noch einmal, doch sämtliche Schüsse wandelten sich kurz vor Luzifer zu Feuerbällen, welche sein Körper einfach verschlang.
Als Sandoval den Angriff stoppte, hörte man einen Moment lang nur ein entnervtes Schnauben, dann knurrte Luzifer leise, baute seinen Körper auf und schlang seinen langen Schwanz kurzerhand fest um den Synodenführer. „Wer will nun für ihn bezahlen?”, blickte der Teufel provokant in die Runde.
Ein bedrückend ehrliches Schweigen trat augenblicklich ein. Zo'or war entsetzt! Nicht einmal Da'an, sein eigenes Elter, wollte sich offenbar melden. Er hätte vorhin wohl besser nachdenken sollen, bevor er den Mund aufgemacht und ihn dem Teufel angeboten hatte.
„Sieh an, niemand”, höhnte Luzifer.

Major Kincaid fasste sich ein Herz und trat vor den Teufel. Um ihn in seiner Macht zu bestätigen, verbeugte Liam sich sogar. „Darf ich etwas sagen?”
Luzifer blickte verwundert drein. Bisher waren die Anwesenden sehr zurückhaltend mit Respekt gewesen. „Er soll sprechen”, nickte er Liam zu und wartete neugierig.
„Sie können sich diesen Taelon selbstverständlich nehmen”, begann Liam, mit einem Blick auf das fassungslose Gesicht des Synodenführers, „aber er kommt nicht im Mindesten dem Wert des Goldes nahe.” Zo'or war jetzt nicht sicher, was ihn mehr traf.
„Wo er recht hat”, hörte man Sandoval beipflichten.
Einer war gerade nicht ganz so einverstanden mit der Entwicklung des Gesprächs: T'than. Es klang so, als würde sich sein Wunsch, vom aus dem Weg geräumten Zo'or, eventuell doch nicht erfüllen.
„Und wenn ich beides nehme?”, grinste Luzifer.
Dann hatte sich niemand überlegt, dass das auch ginge, dachte Liam sofort. Er seufzte. Doch schon kurz danach löste sich die feste Klammer um Zo'or und der Taelon flüchtete sich einige Schritte zurück. „Heute ist nicht sein Tag”, brummte Luzifer. Damit hatte er Zo'or förmlich das Wort aus dem Mund genommen. Dabei meinte der Teufel das natürlich ein bisschen anders als der Taelon dachte.
„Können wir uns nicht irgendwie anders einig werden?”, bemühte Zo'or sich um Fassung, „Ein Tausch, oder eben etwas anderes? Aber das Gold brauche ich.”
„Wir”, korrigierte Da'an. Zo'or blickte erschrocken zu ihm. „Ja. Wir.”
Der Synodenführer rang sichtlich nach Worten. Seine Handbewegungen waren aufgeregt. „Was könnte ich für Sie tun?”, meinte er an Luzifer gerichtet.
Dieser brummte leise. „Ein Dienst?”, war er überrascht.
Zo'or neigte den Kopf. „Ganz genau.” Idee hatte er dazu leider noch keine, doch der Teufel grinste bereits. „Und dazu überlässt er mir seine Seele.”
Die Augen des Taelons weiteten sich. So war das jetzt nicht geplant. „Aber...” Doch Luzifer unterbrach ihn je. „Nein, nur... hinterlegen. Macht er einen Fehler, kommt er auf der Stelle zu mir.”

Gewissermaßen klang das fair, aber es war definitiv noch zu wenig Information. „Und welcher Dienst soll es nun sein?”, fragte Zo'or nach.
Luzifer brummte zufrieden. „Er behält sein Gold. Er bleibt hier. Aber er liefert mir nicht mehr die, deren Namen noch nicht auf der Liste stehen.”
Das war ein Deal! Zo'or entspannte sich langsam. Er könnte weitermachen wie immer, nur die Versuchsobjekte sollten ihm vorgegeben werden. Eine Flamme tauchte vor seinen Augen auf und verwandelte sich in ein Blatt gelblichen Pergaments auf dem in schwarzer schwungvoller Schrift geschrieben stand, wozu Zo'or sich verpflichtete. Direkt daneben erschien eine lange schwarze Schreibfeder.
Da'an fühlte sich mehr als unwohl. Mit einem flehenden Blick suchte er Augenkontakt zu seinem Kind, welches im Begriff war, etwas sehr bedenkliches zu tun.
T'than war erstarrt. Alle Hoffnungen auf die Position des Synodenführers waren ihm genommen worden, stattdessen drohte jetzt alles noch schlimmer zu werden.
Liam und Ronald hielten sich diskret zurück. Ein besseres Angebot würde wohl nicht mehr kommen.
„Einverstanden”, willigte Zo'or ein und setzte seinen Namen auf das Pergament, woraufhin es sich einrollte und von Luzifers schneller Hand gepackt wurde. „Es wird Ihnen genügen müssen. Jetzt ziehen wir uns zurück”, sagte er und lachte, „und er wird von uns hören.”

Der dunkelrote Nebel tauchte wieder auf. Er kam wie aus dem Nichts und hüllte die Körper der Anwesenden vollständig ein. Die Feuerwände, welche die Gänge versperrt hatten, lösten sich in schwarzen Rauch auf und Luzifer selbst, mit dem Vertrag in der Hand, verwandelte sich in einen heißen Wirbel aus reinem Feuer, der den Nebel und den Rauch in sich verschlang und damit wieder in einem Nichts verschwand.

„Guten Morgen, Washington”, grüßte ein gut gelaunter Moderator seine Zuschauer vor den Bildschirmen.
Wie Ihnen allen bestimmt schon aufgefallen ist, ist es draußen auf den Straßen wieder ruhig geworden. Leider haben unsere lieben Freunde aus der Gruft nicht nur einen einmaligen Eindruck hinterlassen, sondern auch erheblichen Sachschaden in Höhe von geschätzten...
Eine junge blonde Assistentin unterbrach plötzlich den Sprecher als sie mit einem Zettel ins Bild marschierte und diesen auf den Tisch klatschte.
„Oh... Pergament? Naja, egal. Wie ich gerade sehe, muss sich selbst das ärmste Dorf keine Gedanken um die Finanzierung der Reparaturen machen. Was für eine Überraschung... die Taelons haben sich bereit erklärt, sämtliche Kosten dieser Art zu übernehmen.
Da bleibt mir nur zu sagen: Danke, an die Blauen Engel - und nun zum Wetter, mit der bezaubernden Anne...”

Zo'or saß vor dem Bildschirm und wirkte mit einem Mal völlig entgeistert. Widererwarten war kein Ausdruck von Wut in seinem Gesicht, wie sein treuester menschlicher Begleiter, Sandoval, verwundert feststellte. Der Agent stand direkt daneben und schluckte schwer. „Soll ich ...”
„Ja!”, fauchte der Taelon leise, „Aber nur so viel umtauschen, wie wirklich nötig ist.” Was war er für ein blauäugiger Dummkopf gewesen, sich den Vertrag vorher nicht nochmal durchzulesen!

 

ENDE

 

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