Das Schälchen mit den blauen Kristallen stand in schwarze Folie gepackt und mit violetter Schleife verziert auch endlich bereit (Da hatte sich jemand bei der Besorgung nämlich ganz schön viel Zeit gelassen) und an der größten freien Stelle der Wand hing ein riesiges blaues Plakat mit silbern-glänzender Schrift darauf: Happy Birthday!
Der Tisch mit den anderen Geschenken war mit einer schlichten samtweißen Tischdecke gedeckt worden, die bunten Päckchen sorgten für ausreichend Farbe. Um das virtuelle Glas und das Plakat hingen Luftballons in verschiedenen blau und violett Tönen, ebenfalls mit silbernen Schriftzügen.
„Das ist vielleicht das letzte was Sie tun werden!”, bemerkte T'than mit einem schiefen Blick auf seine einstige Beschützerin, wie sie gerade an dem Tisch für das menschliche leibliche Wohl Tellerrücken spielte.
„Wieso? Er hat vor gut einem halben Jahr sogar Weihnachten mitgefeiert”, entgegnete Cleo. Sie wandte sich kurz um, hob eine Braue und sah T'than schräg von der Seite an. „Sogar Sie! Außerdem könnte es auch Ihre letzte Tat sein, immerhin haben Sie mir das Datum ausgerechnet.”
„Aber es ist nicht dasselbe wie Weihnachten”, blockte der Kriegsminister rasch ab. Über das Thema mit dem Datum wollte er jetzt nicht reden, Crystal hatte ihn deswegen über einen sehr langen Zeitraum zugequatscht und er dachte, er würde sie einfach ruhigstellen können, wenn er ihr gab, was sie wollte, aber nichts da. Jetzt sollte doch tatsächlich auch noch gefeiert werden!
Cleo schmunzelte. Klar, das war was ganz anderes. Für ihn vielleicht, weil er zur Weihnachtsfeier damals ein bisschen genötigt wurde. Der Keksteller wanderte in die Mitte. „Wie alt wird er eigentlich?”, wollte sie dann wissen. Sowas sollte man unbedingt wissen, wenn man jemandes Geburtstag feiert, dachte sie.
„Fragen Sie das im Ernst?”, klang T'than wenig angetan. Er schnappte sich eins der blauen Dekobänder mit silbernen Perlen und musterte es argwöhnisch.
Eine ordentliche Antwort war scheinbar zu viel verlangt. Dann eben nicht! Cleo platzierte die Käseplatte am linken vorderen Eck und das Brotkörbchen gleich dahinter. Sie seufzte laut in den kurzen Schweigemoment hinein. „Würden Sie denn nicht feiern wollen?” Sie meinte das ernst!
Der Kriegsminister verzog schon beinahe angewidert das Gesicht. „Wozu?”
„Weil, ... weiß ich nicht. Einfach so! Wieso denn nicht?”, runzelte Cleo die Stirn und zupfte an den Dekobändern. Es war ihr einfach nicht begreiflich, warum es für einen Taelon nicht denkbar sein sollte, seinen Geburtstag feiern zu wollen.
„Denken Sie mal scharf nach!” Und die unlösbare Aufgabe war gestellt. T'than grinste zufrieden in sich hinein und war mehr als gespannt, ob Crystal innerhalb der nächsten fünf Minuten einen Piep von sich geben würde.
Während T'than sich das blaue Bändchen entspannt durch die Finger zog, vertieften sich die Falten auf Cleos Stirn immens. Sie dachte nach. Sie dachte sogar gewaltig angestrengt nach. Nach einer Minute schüttelte sie den Kopf und warf dem Taelon einen fragenden schiefen Blick zu.
„Nein, ich sage Ihnen nicht, wie alt ich bin!”, warf er das Dekoband energisch zurück auf den Tisch.
„Schade”, zuckte Cleo kurz enttäuscht mit den Schultern.
„Das da ist übrigens nicht sehr mittig”, zeigte er mit dem Finger akribisch auf den Keksteller, woraufhin Cleo diesen nun exakt nach T'thans Fingerwedelei mittig ausrichtete.
Ihr Gesichtsausdruck wurde sehr schnell wieder fröhlich, als sie sich wieder voll und ganz auf die bevorstehende Feier konzentrierte. Es war ja auch die erste für dieses Geburtstagskind - wie aufregend! „Es wird ihm bestimmt gefallen”, grinste sie dann vor sich hin, als sie einen Schritt zurücktrat, um den Tisch als Ganzes nochmal zu begutachten. Ja, es sah gut aus!
„Ich weiß jedenfalls schon wer am meisten Spaß haben wird!”, klang T'than schelmisch. Er sah schon den entgeisterten Gesichtsausdruck des Synodenführers vor sich.
Cleo hob eine verräterische linke Braue. „Wer?”
„Ich”, grinste er frech.
„Oh!”, fiel Cleo etwas Wichtiges ein, wenn nicht eins der allerwichtigsten Dinge überhaupt, „Sie müssen Ihr Papphütchen noch aufsetzen, die anderen werden bald da sein!” Sie griff nach besagtem Kopfschmuck und machte schon Anstalten dem Kriegsminister das Bändchen um das Gesicht zu legen, als dieser sich rasch mit beiden Armen zu wehren begann und Cleo entrüstet ansah. „Im Leben nicht!”, entfuhr es ihm hysterisch, „Sie sind doch nicht mehr ganz dicht!”
„Aber das gehört dazu!”, konterte Cleo und wollte partout nicht aufgeben.
„Nein!”, fuchtelte T'than wild mit den Händen, bis er ihr das Papphütchen erfolgreich aus der Hand geschlagen hatte.
Cleo brummte, aber gab sich geschlagen (im wahrsten Sinne des Wortes). „Dann nicht - und ich hatte extra noch nach einer passenden Farbe für Sie gesucht”, gab sie eingeschnappt zurück, nahm das pink-violette Hütchen und warf es hinter den Tisch, mit den Geschenken. So ein loses Hütchen wollte Cleo nicht sichtbar für alle herumliegen haben. „Sie könnten aber wenigstens die Musik einschalten”, klang sie sehr auffordernd und mit einem leisen Murren öffnete der Kriegsminister dann tatsächlich die Musik-Datenbank des Mutterschiffs.
Jetzt war alles vorbereitet und das Geburtstagskind, in Begleitung der restlichen Gäste, durfte kommen!