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  „Alltagsprobleme” von Vj'an   (Emailadresse siehe Autorenseite),   Oktober 2010
Alle hier vorkommenden Personen gehören den jeweiligen Eigentümern. Mission Erde/Earth: Final Conflict gehören Tribune Entertainment Co., Lost Script Prod. Inc., Atlantis Films und VOX. Bitte veröffentlichen Sie diese Geschichte nicht ohne vorheriges Einverständnis der Autorin.
 
Thema:  Ein Dialog begleitet von zahlreichen „Hm's” unterschiedlicher Nuancen über scheinbare Selbstverständlichkeiten.
Zeitpunkt:  dritte oder vierte Staffel
Charaktere:  Liam, Ha'gel
 
Anmerkung:  Diese Geschichte wurde als Teil des Adventskalenders 2006 geschrieben.
 

 

ALLTAGSPROBLEME

 


„Hm”, brummte er.
Und noch einmal: „Hm.”
Dann stellte er die Verpackung wieder zurück und griff nach der nächsten.
Und wieder war ein schlichtes „Hm”, dem nichts folgte, zu vernehmen.

Die Hilfestellung, die man ihm hatte geben wollen, hatte er nach kurzem dankend abgelehnt. Sie hatte ihn sich nur noch hilfloser fühlen lassen.
Nein, er wollte es noch einmal mit der nächsten Flasche versuchen. Sekunden verstrichen während er den Text studierte.

„Hm.”

Das genügte. Er würde sich nun an den einzigen wenden müssen, der sein Problem verstehen würde, ohne dass er hinterher wieder verschwinden müsste. Bei diesem wäre seine Sicherheit gewiss gegeben.
Doch wie ihm vorstellen? Er zögerte. Alles war einfach so anders geworden!
Es brachte nichts. Er könnte noch tausendmal über seine Entscheidung nachdenken, seinen gefassten Entschluss würde er dennoch nicht aufgeben. Es war das Beste so.

„Hm”, brummte er erneut und verließ damit schließlich das Kaufhaus und entschwand bald darauf jedweder Aufmerksamkeit.


Die nächste Aufmerksamkeit, die ihm zuteil wurde, offenbarte sich in Form einer Waffe! So konnte das noch was werden!
Nun gut, er hätte vielleicht draußen warten sollen und sich nicht ungefragt auf dem Sofa häuslich einrichten, aber rechtfertigte das gleich einen auf ihn gerichteten Waffenlauf?
„Hm”, meinte er auf die Aufforderung sich zu erklären, erhob sich dann langsam, „Ich brauche deine Hilfe, Liam.” Er unterbrach sich selbst mit einem verschmitzten Grinsen, „Aber bitte, nimm erst dieses Ding runter, das brauchst du nicht.”
Sein Grinsen wuchs weiter an. Die Reaktion des Mannes vor ihm ließen sich wirklich nur mit „typisch Liam” umschreiben.
Dies hatte er ihm auch gleich gesagt und sich so noch mehr Grund zur eigenen Erheiterung geschaffen bevor er versuchte ernster zu wirken um sein Anliegen entsprechend zu formulieren.
Ihm war klar, dass er Liam noch immer eine - strenggenommen zwar durchaus auch mehrere - Antwort schuldig war. Doch wenn darauf von dessen Seite aus nicht bestanden wurde, so wollte er dies ihm lieber schuldig bleiben.
„Ich weiß wer du bist, Liam”, ließ er daher stattdessen ruhig sprechend den anderen wissen, bevor er etwas auf ihn zu trat und wartete wie sein Gegenüber diese Information aufnahm.

Noch immer die Waffe in der Hand haltend beschloss Liam diese nun wegzustecken, gleichwohl die Bedeutung der ruhig gesprochenen Worte keineswegs so beruhigend war, wie ihr Klang es weismachen wollte.
„Das ist keine Kunst. Mein Name und mein Bild tauchen oft genug in den Medien auf”, stellte Liam schließlich recht kühl seine Handlung vorerst abschließend fest. Er war skeptisch, was seinen Besucher anging.

Er lächelte. Da mochte Liam wohl recht haben. „Gewiss”, bestätigte er daher dessen Worte zum Teil, „Doch du bist mehr als das, Liam.”
Es folgte eine kurze Pause, dann beendete er das Thema mit einer knappen Geste seiner Hand sowie den Worten: „Lassen wir das. - Hättest du vielleicht eine Stunde für einen Fremden Zeit?”, konnte bei seiner eigenen Bezeichnung seiner selbst jedoch nicht anders als wiederum leicht zu grinsen, wartete aber andererseits auch nicht eine Antwort ab, sondern versuchte sein Anliegen nun endlich direkt in Worte zu fassen: „Ich... also... ”, brach dann wieder ab und sah sein Gegenüber über Sekunden still an.
„Hm.”
„Hm?”, fragte Liam daraufhin recht konfus zurück.
„Hm”, sein Blick wanderte kurz auf das Sofa zurück auf welchem er gewartet hatte, bevor er Liam wieder anblickend seine Äußerung erklärte: „Es ist wirklich nicht leicht das zu fragen, zumal... nun ja... zumal es für dich, wie für alle Menschen, wohl recht banal ist... . Obwohl selbst das zugegebenermassen irgendwie absurd ist”, kurze Pause, „Immerhin gibt es dermassen viele Produkte für eine einzige alltägliche Tätigkeit. Ich bin... etwas überfordert.”


Liam schien anders als er plötzlich wortkarg zu werden und entweder hängen geblieben zu sein, oder war zu verwirrt um einen anderen Laut als den zuletzt geäußerten von sich zu geben und so bekam er auf seine Worte hin nur ein fragendes „Hm?” das weiterhin die Gesprächsführung bei ihm ließ. Leise seufzend schielte er auf eine Tür, die seitlich von Liam einen Spalt breit offen stand, dann schüttelte er leicht den Kopf. Nein, direkt danach fragen, dies brachte er nicht zustande.
„Komm.... ich zeige dir mein Problem... ”, wobei er auf die Tür nickte und bereits zwei Schritte darauf zuging, aber zugleich auch eine Erlaubnis dazu wartete, die er verbal erfragte, „Wenn es dir recht ist?”

Etwas misstrauisch wirkend bekam er nach kurzem Zögern schließlich ein vorläufig akzeptierendes Nicken. Daraufhin öffnete er die Tür des Badezimmers und versicherte sich, dass er auch eintreten konnte, respektive es ihm gestattet war. Ohne nachzusehen hatte er den Schalter gefunden und sah sich nun nach einer der Flaschen um, von denen er am Morgen unzählige im Regal eines Einkaufhauses studiert hatte.

Deutlich war in Liams Gesicht zu lesen, dass er gar zu gern endlich gewusst hätte was er hier vor hatte. Es war witzig anzusehen, wie es dem jüngeren leicht mulmig zumute schien. Und dies obwohl nichts hier drin verraten würde, wer Liam wirklich war.
Lächelnd stand er da und merkte wie sein Ausdruck sich zu einem Grinsen formte. „Ein Königreich für deine Gedanken... Liam. Du gibst ein herrliches Bild ab. - Ich dachte du kennst mehr Vertrauen...”, wobei er gegen Ende zu doch leichte Enttäuschung vorspielte, die aber doch auch teilweise echt war. Was traute Da'ans Beschützer ihm in diesem Augenblick hinter dieser gerunzelten Stirn nur alles zu? Liam verlangte ja fast schon von ihm, dass er es auf die Spitze trieb.
Eine solche Verleitung nach so langer Zeit... Keine Chance, dem konnte er nicht widerstehen!
Und so vergaß er wieder den hier Einquartierten direkt zu fragen, sondern war schnell dabei sich auszumalen, wie Liam gleich reagieren würde, während seine Finger ganz wie selbstverständlich anfingen sein Hemd aufzuknöpfen. „Einen Moment, am Besten ist, ich zeig dir was ich meine. Wenn du es dann siehst, wirst du mir sicher genauer helfen können. - Ich darf doch?”, auf eine Reaktion oder Antwort wartete er schon längst nicht mehr um sich davon bremsen zu lassen, was er plante, die Frage stellte er lediglich noch zu seinem eigenen Vergnügen. Viel zu sehr trieb ihn Liams Blick und dessen Wandel dazu an weiter zu gehen.
Schon war auch das Hemd beiseite gelegt und ihm das Unterhemd gefolgt, da schlüpfte er aus seinen Lederschuhen und öffnete den Ledergurt seiner schwarzen, neu wirkenden Jeans.
Erst wie er sich auch dieses Stoffes entledigen wollte kam doch ein vorsichtig bestimmter Ton aus dem Mund des anderen: „Moment. Das geht nun doch zu weit! Wo liegt... Worin besteh... was ist das Problem, das gerade meiner Hilfe bedarf?”

„Einen Moment, bin gleich soweit”, erklärte er sachlich ruhig und übte an seiner Hose rum, „Himmel, gar nicht so leicht wenn man nervös ist”, fügte er verschmitzt grinsend an. „Aber ich kriege das schon hin. Ganz bestimmt. Beim ersten Mal, vorgestern, da wollte dieses Reißverschlussding auch schon nicht so recht. Ich hätte vielleicht eine andere aussuchen sollen. - Hm.”
Doch bevor er weiterreden konnte, sprach Liam wieder dazwischen: „Stopp!”, meinte er scharf. „Ich habe nun lange genug Geduld gezeigt. Entweder ich erfahre nun was Sache ist, oder aber Sie finden sich umgehend vor meiner Wohnungstür ein und sehen zu, dass Sie verschwinden!”

Gespielt verwirrt und innerlich vor Grinsen fast nicht mehr könnend schüttelte er andeutungsweise den Kopf: „Aber Liam... natürlich entschädige ich dich dafür.. ”.

Schließlich aber konnte er nicht mehr. Sein Grinsen hatte ihn verraten. Liam war einfach zu niedlich, wie er ihn so fassungslos angeblickt hatte. „Hilfe, Liam! Ich weiß ja nicht was du denkst... ist es denn derart schlimm, wenn ich zu dir komme nur um dich um Rat zu fragen?”, nun musste er gar leis Auflachen, bevor er sich doch endlich erbarmte und sich bemühte wenigstens etwas sein Bedürfnis nach Spaß zu dämpfen. „Nein wirklich, Liam.. es ist nicht so wie du denkst!”, versuchte er dann die Gedankenkette des jungen Beschützers zu unterbrechen.
„Aha. Was denke ich denn?”, fragte Liam, schwieg dann kurz und fasste sich offenbar wohl wieder mehr, „Und was sollte ich denn eigentlich 'korrekterweise' denken? Falls es Ihnen nicht ganz klar ist:
1. Ich kenne Sie nicht.
2. Stehen Sie halb entkleidet in meinem Badezimmer
3. Trägt Ihr ... Verhalten nicht gerade sonderlich viel zur Klärung ihres 'Problemes' bei... ”

Er konnte Liam eigentlich nur leicht nickend beipflichten. Es stimmte. Liam kannte ihn in der Tat nicht und dies schien auf diesem Kontinent manchmal doch einiges mehr zu bedeuten, als er wusste. Das war ihm zwar zuvor auch schon aufgefallen, doch nun hatte es etwas neues: Es betraf ihn unmittelbar.
„Hm.”
Er blickte kurz an sich herab um sich zu erinnern, wo er stehen geblieben war und was er eigentlich wollte, bevor es ihn derart gereizt hatte sich mit dem Mann einen kleinen Scherz zu erlauben. „Hm. Ah, ja”, er grinste wieder leicht und sah sein Gegenüber kurz an.
„Duschen.”

Keine drei Fragezeichen hätten nun auch nur annähernd noch den Ausdruck Liam Kincaids nachbilden können. „Duschen?”, fragte er entsprechend recht gereizt. Ihm war nicht klar was damit gemeint war. War es eine Erklärung? Eine Auffordreung? Eine Bitte? - Ein Hinweis?

Nun erging es auch dem Fremden Gast leicht so, wie es Liam schon recht lange erging. Etwas ratlos griff er daher ins nahe Regal und damit nach dem dort stehenden Shampoo. „Hast du dir vielleicht einmal überlegt, wie das Ganze abläuft? Ich mein, so wirklich bewusst... ”, sein nachdenklicher Blick wanderte von der Verpackung ab hinüber zu Liam, welcher schwieg, „... Hm. Wie's aussieht, wohl nicht”, stellte er daher stellvertretend für diesen fest. „Nun ja, wie's scheint, habe ich dich wirklich etwas zu sehr verwirrt.” Dann schwieg auch er.
Wenigstens für ein paar Sekunden, währenddessen tat er als würde er sich mit der Inhaltsangabe der Verpackung auseinandersetzen wollen. 'Kein Wunder, dass die Menschen lieber nicht wissen wollen, was die Taelons wirklich tun..., mir geht es ja schon hierbei so... ', musste er sich dabei mit einem scherzenden Auge denken. Auch wenn er die Stoffe alle einzeln 'kannte', so stimmte es ihn doch etwas bedenklich, wie diese Mixtur an Parfümstoffen ihm bei seinem Problem behilflich sein sollte.

„Du hast wirklich keine Idee wer ich bin, Liam?”, fragte er schließlich - entgegen seiner früheren Entscheidung Da'ans Beschützer dahingehend im Dunkeln zu lassen - und zwinkerte leicht: „Ein Tipp: Meine Haarfarbe.”

„Was soll silbergrau damit zu tun haben, wer Sie sind?”, erwiderte er prompt und reichlich ungeduldig.

„Eine ganze Menge, Liam. Eine ganze Menge.” Und dabei fing sein Grinsen regelrecht zu strahlen an. Ja sein ganzes Wesen schien von einem Strahlen erfasst zu sein.
Nicht allein im bildlichen Sinne, sondern auch im wörtlichen. Das Strahlen war zwar nicht übermässig stark, doch genug um ein Zeichen gesetzt zu haben, das Liam verstanden hatte. Dies verriet ihm nebst dessen sich klärendem Blick auch die erkennende Nennung eines Namens. Seines Namens.
„Ja”, dies war das einzige, dass ihm darauf zur Antwort einfallen wollte. Alles weitere wäre zuviel gewesen.

„Aber wie... ?”, wurde er von seinem Sohn weiter gefragt.
„Manche Dinge sind wie sie sind”, gab er ihm lächelnd zurück, sich letztlich nicht sicher seiend, ob er auf seinen „Tod” angesprochen werden sollte, oder aber auf sein neues „Outfit”. Denn es war in der Tat einmal etwas anderes. Nicht das übliche schlichte imitieren eines anderen Wesens aus purer Notwendigkeit. Nein, etwas wirklich neues und eigenes.
Einziges Problem bei der ganzen Sache war, dass sein Gedächtnis nachließ. Nicht dass er die Dinge vergessen hätte, von denen er sich dieses wünschen würde, nein. Diese konnte er wohl einfach nur verdrängen und hoffen.
Was er vergessen hatte war vom Wesen her so subtil, dass es ihm erst aufgefallen war, als es kein zurück mehr gab. Zumindest hoffte er, dass es daran lag und nicht an der langen Zeit der Verwirrung, die ihn in seiner Reizüberflutung erneut gepackt hatte und deren Folgen ihn einerseits noch jetzt erschrecken konnten, andererseits aber auch seinem Glauben und seinem Hoffen eine feste Grundlage gegeben hatten.
Ein Lächeln überkam ihn ob diesem Gedanken, das schnell zum Grinsen wurde, als er sich wieder erinnerte, wessen Liam ihn verdächtigt hatte. Kopfschüttelnd und grinsend meinte er darum: „Konnte dir in deinem Alter nichts naheliegenderes Einfallen, Liam?”, wobei er es eigentlich nur darauf anlegte zu sehen, wie sich der Beschützer bei seiner Antwort wand, „Oder liegt es an mir... ? Sehe ich denn so danach aus als hätte ich es nötig auf diese Weise zu meinen Spaß zu kommen?”, er stoppte in seiner Frage und grinste noch breiter. „Na ok... lassen wir das”, winkte er schließlich amüsiert ab. Dann hielt er das noch in seiner einen Hand liegende Schampoo mehr zwischen sich und sein Gegenüber. „Deswegen bin ich hier... ”

Nun war es an Liam erst zu protestieren um dann trotz seiner Empörung zu grinsen. Es war einfach zu absurd. Selbst für ihn, der schon einiges gewohnt war: „Du willst dir das hier ausleihen? Und dafür dieses Theater?! Gib den Menschen einfach wieder frei und die Sache ist erledigt”, seine Lippe zuckte kurz, „Nicht dass sich seine Familie noch über die ungewohnte Ungeschicktheit zu wundern beginnt und sonst etwas befürchtet”, wobei er auch im Tonfall andeutete dass er erfahren wollte und es wohl auch sollte, weswegen der Kimera sich aufs Neue vermutlich auch wieder ungefragt eines Menschen bediente, ohne ein Problem damit zu haben, es mit seinen Prinzipien zu vereinen.

„Das geht nicht, Liam”, antwortete daraufhin der Kimera leise, sagte dann einen Moment lang nichts um den anderen zu sehen, wie er anfangen wollte ohne alle Umstände zu kennen etwas zu verteidigen, dass in diesem Falle gar nicht existierte. Aufs neue Grinsen müssend wehrte er den kommenden Angriff mit einer abweisenden Geste seiner Hand ab. „Du solltest lernen erst die Fakten zu kennen, bevor du jemanden angreifst. Du bist immer noch viel zu impulsiv.” In den letzten Worten allerdings schwang sein Schuldgefühl hörbar mit. Selbst wenn er versuchte sich damit zu beruhigen, dass Liam stattdessen quasi unter Da'ans Obhut aufgewachsen war, so zeigte dessen manchmal gar zu unkontrolliertes Verhalten doch, dass dies kein Ersatz gewesen war. Da'an mochte den jungen Geist vor schlimmeren Irrungen bewahrt haben. Doch ihn wirklich angeleitet, nein, das hatte er wohl nur in Einzelfällen getan.
Auf seine Weise war Liam gewissermassen ein Wolfskind. Nicht dass dies schlecht war. Nein, doch es hielt ihn in seiner Situation nicht davon ab, sich dafür schuldig zu fühlen.Da konnte sein Verstand ihm hunderttausend Mal sagen, dass manche Dinge waren wie sie nun einmal sind. Es brachte nichts, nicht bei seinem jüngsten Kind. So stabil war er selbst noch nicht wieder und es war gut möglich, dass dies noch dauern würde.

„Das geht nicht, weil dies 'mein' Körper ist”, er lächelte aufrichtig, „Was ich seinerzeit getan hatte, tat ich gewissermassen im Sinnesrausch. Ich war nicht bei Verstand. - Und ich weiß, dass dies nichts entschuldigt. Also bitte, lass dieses Thema ruhen.... ”, wobei er nur hoffen konnte, dass sein Sohn vernünftig genug war um zumindest soweit ein Einsehen zu haben, als dass ihm klar sein würde, dass jedes Wort nichts mehr würde ändern können.
Doch wie sollte er es ihm übel nehmen, dass es anders kam.

Natürlich hatte Liam recht. Was er getan hatte war unverzeihlich gewesen. Die Folgen davon nicht ungeschehen zu machen. Schweigend nahm er die Vorwürfe aus Liams Mund hin. Vielleicht würde dieser irgendwann ja verstehen. Doch weder konnte noch wollte er es ihm jetzt erklären. Sein Sohn war wütend auf ihn und hatte allen Grund dazu.
'Ich hätte mich doch besser an den Friseur gewandt.', munterte er sich in Gedanken etwas auf. „Liam? Bist du nun fertig?”, fragte er nicht halb so amüsiert seiend, wie er versuchte zu wirken. „Falls ja, erklärst du mir nun, worauf man dabei achten muss und wie man diese... 'Anleitung' hier umsetzen soll?”
Autsch. Das hatte gesessen. Nun fing sein Sohn wohl erst richtig an. Und jeder von Liams Vorwürfen traf gleich doppelt. Nicht nur in der von Liam erdachten oder auch weniger erdachten Weise, sondern auch durch die darin innewohnende Erkenntnis, welch Fehler es gewesen war sich kaum, dass sein Verstand anfing zu begreifen was geschehen war zu fliehen.
Angeknackst, doch davon möglichst wenig verraten wollend sah er Liam an, dem schließlich einfach die Worte ausgegangen sein mussten.
Ein „Also?” traute er sich dann allerings nicht mehr zu fragen. Er wusste, dass Liam mehr als die meisten mit den Emotionen zu kämpfen hatte, aus denen heraus das Shakarava erst auflebte, bis man die bewusste Kontrolle darüber auszuüben imstande war. Schließlich trug er auch dafür die Verantwortung.

„Hm”, tönte es unerwartet in die Stille des hellen Bades.
„Hm?”, fragte es leiser zurück.
„Hm”, wobei es diesmal so klang als meinte Liam halb überrascht halb verärgert etwas wie „Du bist noch da.”
„Hm.” Es war ein Laut der Antwort, wie er in seiner Kürze präziser kaum hätte ausfallen können, der dann schließlich auch Liam klar machte, dass sein Gast nicht einfach gehen würde oder meinte gehen zu können.
Fast als würde er sich dem ergeben, brummte er. „Dir ist also nicht klar, wie man damit ”, er deutete auf das Haarwaschmittel in der Hand Ha'gels, „umgeht?”, ein sarkastisches Grinsen schlich sich auf sein Gesicht. „Das hättest du seinerzeit vielleicht den Taelon sagen sollen. Am Besten mit genau diesem Gesichtsausdruck. Dann wär wohl alles ganz anders gelaufen, weil sie sich schlichtweg totgelacht hätten. Wirklich. Wobei... vielleicht auch nicht, sie hätten die Komik die darin liegt wohl nicht verstanden... . Aber nun gut, wenn dir kein anderer Grund für ein 'Vater-Sohn-Gespräch' eingefallen ist... ”, er packte ein großes Handtuch und schob es oben auf das Eck der Duschkabine und wartete irgendwie immer noch darauf, dass der Kimera seine unangebrachten Scherze noch nicht beendet hatte und jeden Moment wieder sein natürliches Aussehen annehmen würde.
„Bittesehr. Fang du schonmal an und ich hol mir derweil einen Kaffee. Und dann sehen wir einmal, wie weit du allein klargekommen bist”, wobei er sich auf das sich einschleichende Grinsen des anderen sofort genervt korrigierte, „Dass das nicht so gemeint war, ist klar, oder?”, daraufhin sah er zu, dass er das Bad schleungist verließ, bevor ihn noch irgendetwas erwartete, um erst zurückzukehren, wenn er die Dusche hören würde.

Was immer der Anlass war, dass Ha'gel derart witzig sein wollte, es verwirrte Liam. Dies musste er feststellen als der bittere Geschmack des ersten Kaffeeschluckes nach unten wanderte. Gewiss, soweit er dies selber wusste, waren die Kimera ein eher lockeres Volk, doch dieses locker sein hatte mit Humor wenig zu tun. Nein vielmehr war es doch ihre Ruhe und ihr Wissen sowie ihr Verständnis der Dinge, die ihnen dieses locker sein gestatteten, während die Taelon versucht waren alles zu kontrollieren um die Kontrolle über ihre größten Ängste zu gewinnen statt sie einfach zuzulassen. Er blickte in die schwarze Brühe und schüttelte den Kopf. Irgendetwas stimmte mit dem Kimera nicht. Es ergab keinen Sinn, dass dieser versuchte wie ein Mensch zu leben. Noch weniger seit die Synode sich sicher war, dass Ha'gel diesmal wirklich vernichtet worden war. Der Kimera wäre also nahezu im ganzen übrigen Universum besser aufgehoben, als auf dem Planeten, auf dem die Taelon mehr und mehr die verbliebenen Ressourcen konzentrierten. Andererseits erinnerte er sich vage, dass die Kimera die Taelon nicht aufgeben und verlassen wollten. Möglich, dass es Ha'gel deswegen hier hielt. Nur wozu dann als Mensch verstecken, wenn man im wahrsten Wortsinn auch ganz unsichtbar werden konnte? Vielleicht konnte er es ja erfahren. Irgendeinen Grund musste seine Geduld ja gehabt haben. Wieso nicht also den auf eine bessere Zukunft für Menschen und Taelon? Vielleicht konnte ihm der Kimera mehr verraten als Da'an es getan hatte.
Liam blickte zur Badtüre hin. Das Wasser lief schon seit einigen Minuten mal lauter mal leiser.
Zeit dass er sich nach dem Fortschritt erkundigen würde.

„Bin zurück!”, kündigte er sich über das Rauschen des Wassers an, als er sich auf dem Rand der Badewanne hinsetzte.

„Liam! Gut dass du kommst! Sag, ist es üblich, dass das Warmwasser hier so lange braucht?”, er hatte sich zwar schnell damit abfinden können, war jedoch im allerersten Moment relativ stark zusammengezuckt und hatte anschließend etwas gebraucht, ehe die Kälte wieder vorrüber war.

'Oh mein Gott!', schoß es Liam durch den Kopf, 'Hoffentlich meint er das nicht halb so ernst, wie es klang.', antwortete jedoch nur wiederum laut sprechend, „Ja, daran gewöhnt man sich.”

„Hm”, klang es unter dem Wasser zurück, dann sah Liam, wie sich die Silouette in der Dusche einige Zeit ziemlich verrenkte. Er beobachtete ihn, obwohl es sich irgendwie falsch anfühlte dem Kimera - dem Mann, dabei zuzugucken, gleichwohl er durch das milchige Glas wirklich nichts erkennen konnte. Dann endete plötzlich das eifrige Geplätscher des Wassers und nur die letzten Bäche stürzten noch auf den Duschboden. „Und wie geht das nun mit diesem Schampoo genau?”.

Liam stellte den Kaffee neben sich auf das Eck der Wanne. Irgendwie hatte er das Gefühl, dass er sonst eine ungeplante Bekanntschaft mit dem Tasseninhalt machen könnte.
„Ähh... nimm einen Tupfen in einen Handteller und verteil ihn nachher auf beide Handteller zu gleichen Teilen. Damit knetest du deine Haare bis der Schaum fest wird.”

Unter dem „Klack”-Geräusch des Flaschendeckels antwortete der ältere Mann ungläubig und das bei der Zusammensetzung nicht vorstellen könnend: „Fest? Also so richtig fest?”. Liam konnte sehen, wie die Gestalt seine Anweisungen auch tatsächlich ausführte und hörte das leise schäumen des Pflegeproduktes.

„Nein, fest halt... . Wie... Hm. - Der Schaum soll seine Form etwas behalten wenn er runtertropft”, danach war es wieder still, nur ab und an platschte etwas leise in der Kabine. Liam wagte es schnell einen Schluck seines Kaffees zu trinken.
„Und dann?” - „Ausspüln.”
Das Wasser fing wieder an zu prasseln und Ha'gel schien alle Anstalten zu machen den Schaum wieder vom Kopf zu bekommen. „Ahhh verflixt!”, hörte Liam ihn dann leise schimpfen, woraufhin er sich doch etwas besorgt erkundigte, was denn schiefgelaufen sei, zumal er nicht mit irgendeiner Schwierigkeit gerechnet hatte. „Nichts... ”, meinte darauf die Stimme aus der Dusche nur, fuchtelte aber nicht weiter am Kopf rum sondern schien sich auf eine Stelle zu konzentriern. Liam konnte nicht anders als plötzlich verstehend zu Grinsen. „Nicht genug, dass du nicht weißt, wie man seine Haare wäscht - wenn du unbedingt welche haben willst, hättest du vielleicht als Kind ”einsteigen„ sollen. Dann wäre ich möglicherweise auf die verschrobbene Idee gekommen dir ein Kinderschampoo auszusuchen... das Zeug brennt angeblich nicht so.”

„Sehr lustig Liam. Ich leide hier... ”, grinste es aus der Dusche zurück, während er das Ausspülen des schaumigen Mixes wieder aufnahm, dann aber erneut urplötzlich innehielt, „Und woher weiß ich als Mensch, wann das raus ist?”

Eine Frage wie diese musste einem erst einmal einfallen. Woran registrierte Liam dies? Normalerweise stand er unter der Dusche und war in Gedanken bereits mindestens zehn Schritte weiter. Das Ganze lief irgendwie längst automatisch ab, ohne dass er darauf geachtet hätte. „Wenn keine Seife mehr nachkommt vielleicht...?”, wobei sein erhobener Ton seine Unschlüssigkeit etwas zu verstecken vermochte.

„Sag mal Ha'gel... war das jetzt wirklich so ein Problem, wieviel du davon nehmen musst?”, fragte er ihn schließlich irgendwann mittendrin, „Oder wann die Geschichte wieder draußen ist, dass du deswegen hierher kommst? Das lässt sich doch bestimmt auch durch Probieren herausfinden.... ”

„Vielleicht... nur ist das ja auch nicht das Problem, Liam... oder naja jedenfalls nicht das 'Kern'problem”, antworte der Kimera leise, nachdem er das Wasser wieder abgedreht hatte.

„Wo liegt es dann?”, erkundigte sich Liam irritiert und auch etwas auf den Arm genommen fühlend.
Wieso machte Ha'gel denn nur so einen Aufstand um Nichts?
„Und willst du nun da drinnen bleiben?”

Einen Augenblick völlige Stille. Die Gestalt rührte sich nicht. Dann sah sie wohl ein, dass Liam recht hatte und packte von einem „Hmm.” begleitet das vorbereitete Handtuch, öffnete die Dusche und sah zu ihm. „Naja... das eigentliche Prob... ”, weiter kam er nicht, denn irgendwie verhielt sich Liam derart verwirrend, dass er vergessen hatte, was er sagen wollte. „Was ist?”

„Das Handtuch ist zum Drumwickeln gedacht. Ha'gel. Bitte”, wobei Liam immer noch nicht wagte wieder zum anderen hinzuschauen. Es war ihm einfach zu peinlich.

„Besser so?”, er sah den jüngeren etwas verwirrt an. Da hatte er wohl gleich noch etwas gelernt. Es war offenbar selbst dem eigenen Sohn zu peinlich. Nur was eigentlich genau? Er war sich sicher hierbei keinen Fehler gemacht zu haben.
Nein. Er schüttelte den Kopf. Darum konnte er sich später kümmern. „Also.. das eigentliche Problem ist eigentlich.. ach könntest du nicht einfach mitkommen?”, nein er konnte es schon wieder nicht lassen und musste Grinsen. Liams Stirn fand sich in ihren gewohnten Runzeln wieder. „Tschuldige, Liam. Ich kann nicht anders... es macht einfach immer noch soviel Spaß.”

Inzwischen war Liam aufgestanden und stand nun seinem Vater direkt gegenüber. „Das eigentliche Problem... Ha'gel?”, wollte er nun endlich wissen.

Der Kimera senkte seinen Blick. „Hm.... . Sicher, dass du nicht einfach mitkommen willst, dann.. hallllt schon gut, schon gut. Ich sags ja schon: Kannst du mir sagen, welches von den vielen Produkten ist denn dasjenige, was ich brauche? Ich meine, das für fettige Haare, für schnell nachfettendes, für schuppige, für strapazierte, für ... ”, er sah Liam fragend an. „War die Frage jetzt so schlimm oder warum hältst du dir den Kopf?”

Bis er darauf eine Antwort bekam, dauerte es ungläubige Sekunden. „Das ist... dein Ernst?”, eine Pause folgte, „Du platzt allen Ernstes wegen so einer wirklich schwachsinnigen Frage in meine Wohnung und druckst dann auch noch so herum? Ich glaub, dir ist nicht mehr zu helfen.... was weiß ich welchen ”Haartyp„ du hast. Das findest du sicher allein raus. Probier rum oder nimms wie's ist. Es gibt auch einfach Schampoo”, erneut eine kurze Pause, „Das nehm ich nämlich, weil ich weder Zeit noch Lust habe, durch das Angebot zu stöbern. Und bislang hat sich keiner beschwert, weils einfach keinen kümmert.”

 

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