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  „Tris Fazhan Pazh” von Veria   (Emailadresse siehe Autorenseite),   2003
Mission Erde/Earth: Final Conflict gehören Tribune Entertainment Co., Lost Script Prod. Inc., Atlantis Films und VOX. Bitte veröffentlichen Sie diese Geschichte nicht ohne vorheriges Einverständnis der Autorin.
 
Handlung:  Mehan flüchtet aus der Militärbasis der Menschen.
Zeitpunkt:  nach „Message in a Bottle/Kosmische Flaschenpost”, aber noch zweite Staffel
Charaktere:  Mehan, Colonel Kincaid, Verfolger
 

 

TRIS FAZHAN PAZH

Kapitel 2

 

Mehan wurde von einem leisen Ruf geweckt. Sie kam nicht mehr dazu, aufzuspringen und sich umzusehen, so schnell war sie zu Boden gedrückt und gefesselt worden. Mehan hätte sich selbst ohrfeigen können. Sie waren jetzt den Taelons viel zu nahe, um sich auch nur den kleinsten Fehler erlauben zu können. Und schon so kurz nach der Ankunft hatten sie den grösstmöglichen Fehler gemacht, sich fangen zu lassen.
Die vier Menschen, die sie überwältigt hatten, waren maskiert und gut ausgerüstet. Varik knurrte leise. Die Menschen brachten die beiden gefesselten Jaridian zu einem Fahrzeug und setzten sie in den hinteren Bereich. Drei der Menschen setzten sich dazu, der vierte steuerte das Fahrzeug über einen holprigen Weg.
Der Bereich, in dem die Jaridian und ihre Bewacher sassen, war komplett verschlossen, es gab kein Fenster, auch nicht nach vorne zum Fahrer. Mehan glaubte nicht, dass sie den Weg zurück finden würde. Schliesslich hielt das Fahrzeug an und die Menschen öffneten die Türen.
Sie befanden sich jetzt in einer Garage, ebenfalls ohne Fenster. Die Menschen scheuchten Mehan und Varik aus dem Fahrzeug und durch eine Türe. Dann wurden sie getrennt, Varik musste nach links gehen, Mehan nach rechts. Schliesslich öffnete einer der beiden Menschen, die bei ihr geblieben waren, eine Türe und schob Mehan in den Raum dahinter.
Bedrückend klickte das Schloss und Mehan sah sich um. Der Raum war kahl und fensterlos. In der Mitte standen ein Metalltisch und zwei Stühle. Das Licht aus den Leuchtstoffröhren an der Decke erhellte den ganzen Raum. Enttäuscht darüber, gleich zu Anfang versagt zu haben, liess Mehan sich auf einen der beiden Stühle fallen.

Mehan prägte sich jeden Riss in der Wand genau ein und trommelte mit den Fingern auf den Tisch, um die Zeit schneller vergehen zu lassen. Ihre Fesseln waren fest, sie konnte sie nicht lockern. Ebenso war auch die Türe massiv. Ein einziger Tritt hatte sie davon überzeugt.
Doch jetzt hörte sie jemanden kommen. Die Türe öffnete sich und ein Mensch Mitte vierzig trat ein. Mehan sah ihn schweigend an.
„Sie befanden sich auf für Zivilisten gesperrtem Militärgebiet!” erklärte der Mensch. Mehan kannte sich mit militärischen Begriffen aus, auch jene der Menschen konnte sie verstehen.
„Ich wusste nicht!” sagte sie.
„Wie heissen Sie?” fragte der Mensch. Wie hiess sie? Er war Angehöriger des Militärs, das war klar. Ebenso klar war, dass die Militärorganisationen der Menschen mit den Taelons kooperierten. Diesem Menschen konnte sie ihren Namen nicht sagen. Aber wie sollte sie sich nennen? Sie wusste doch nicht, wie menschliche weibliche Namen hiessen.
Mehan sah den Menschen schweigend an. Der Mensch erwiderte ihren Blick und schien nachzudenken. Jedenfalls wirkte sie auf ihn nicht gefährlich. Aber er war beim Militär und musste also wissen, dass auch scheinbar harmlose Personen sehr gefährlich sein konnten.
Er setzte sich ihr gegenüber an den Metalltisch.
„Ich muss Sie befragen, was Sie dort gewollt haben!” sagte er: „Haben Sie sich verlaufen?” Diese Frage hatte mehr als einen Haken. In ein Militärgebiet konnte man sich nicht verlaufen, es war beschildert, bestimmt auch auf der Erde. Ausserdem versuchte der Mensch sie zu täuschen. Er wollte vortäuschen, dass er ihr glauben würde, hätte sie sich angeblich verlaufen.
Mehan musterte den Menschen. Er war kräftig, ein schwerer Gegner, sollte sie mit ihm kämpfen müssen. Er hatte auch schon zweifellos viele Kämpfe überstanden, eine lange Narbe an der rechten Wange zeigte das deutlich. Ausserdem trug er auch eine Waffe. Vielleicht konnte Mehan ihm die Waffe abnehmen.
„Ich verstehe nicht!” sagte sie. Auf der Erde gab es unzählige verschiedene Sprachen. Es war besser, wenn er glaubte, sie würde ihn nicht gut verstehen. Genaugenommen war das zwar auch so, dass sie die Sprache nicht gut verstand, allerdings hatte sie ja so etwas wie den siebten Sinn für die Bedeutung eines Satzes.
„Eres mexicana?” fragte der Mensch dann: „Hablas castellano?” Jetzt verstand Mehan gar nichts mehr. Der Mensch erkundigte sich wohl in einer anderen Sprache. Mehan zuckte stumm mit den Schultern.
Aber wenn es so viele verschiedene Sprachen auf der Erde gab, dann konnte dieser Mensch ja auch bestimmt nicht sagen, dass ihr Name nicht menschlich war.
„Ich heisse Mehan!” sagte sie und deutete auf sich. Der Mensch nickte ihr zu und stellte sich jetzt ebenfalls vor.
„Ich bin Colonel Liam Kincaid!” sagte er. Dann stand er auf und ging einmal um den Tisch und Mehan herum. Wenn er weiter im Raum herumging, bekam Mehan sicher die Gelegenheit, ihm die Waffe abzunehmen.
„Woher kommen Sie?” fragte er. Innerlich seufzte Mehan, allerdings zeigte sie keine Gesichtsregung. Sie wusste nicht, wie die Länder auf der Erde hiessen. Und erst recht konnte sie dem Menschen nicht sagen, dass sie von Jaridia kam.
Aber jetzt hatte Mehan die Gelegenheit, auf die sie gewartet hatte. Der Colonel ging gerade zu seiner Seite des Tisches zurück und wies Mehan den Rücken zu.
Mehan zog ihre Knie an und stellte sich auf den Stuhl. Sie machte zwei Schritte über den Tisch und warf sich dann auf den Menschen. Er hatte zwar bemerkt, was sie tat, konnte aber nicht schnell genug reagieren. Innerhalb weniger Sekunden hatte sie ihre Hände um seinen Hals gelegt und drückte zu. Instinktiv glühte sofort auch ihr Shaqarava auf, aber sie zügelte es. Der Mensch durfte es nicht bemerken.
Sie wollte ihn ja nicht töten, aber solange er sich wehren konnte, war er für sie gefährlich. Er musste bewusstlos werden.
Wieder liess Mehan ihren Blick durch den Raum schweifen. Irgendwo war bestimmt ein Aufzeichnungsgerät. Dort in der Ecke, ja, das war es. Mehan drückte dem Menschen ihr Knie zwischen die Schulterblätter und liess seinen Hals los. Sie hielt kurz ihre Hand vor Mund und Nase des Menschen, um sich zu versichern, dass er atmete, dann nahm sie seine Waffe an sich und schoss auf die Kamera. Einen weiteren Schuss später waren ihre Fesseln durchtrennt.
Mehan zog den Menschen hoch und trug ihn zur Türe.
Seltsamerweise war die Türe nicht verschlossen. Mehan hob sich den Menschen auf die Schulter und lief den Gang entlang nach rechts. Überall standen nutzlose und zum grössten Teil beschädigte Dinge herum. Mehan glaubte nicht, dass dies eine normale Militärbasis war, eher ein Provisorium.
So schnell sie konnte, rannte sie an am Gerümpel vorbei bis zu einem schmutzigen Fenster. Nun hörte sie auch näherkommende Schritte, sie wurde verfolgt. Aber auf eine Konfrontation konnte sie sich nicht einlassen. Sie sah aus dem Fenster.
Mehan befand sich im ersten Stock und unter dem Fenster war Gras. Nicht weit entfernt war auch eine Hausecke, die sie vor Schüssen der Verfolger schützen würde. Entschlossen schlug Mehan das Fenster ein, sie hatte nicht die Geduld, nach einem Öffnungsmechanismus zu suchen. Dann setzte sie sich auf den Fenstersims und schwang die Beine ins Freie. Und sie sprang.
Der Aufprall war weniger hart als erwartet, sie brauchte sogar nicht einmal ihre Hände, um sich abzufangen, also konnte sie auch den Menschen vor schmerzhaften Prellungen schützen. Immer noch hatte Mehan sich nicht an die niedrigere Schwerkraft auf der Erde gewöhnt.
Ohne erst Luft zu holen, lief Mehan weiter und machte erst eine Verschnaufpause, als sie hinter der Ecke in relativer Sicherheit war.
Die Verfolger hatten insgesamt nur drei Schüsse abgegeben, wohl um ihren Kameraden nicht zu gefährden. Aber Mehan war sich sicher, dass die Verfolgung noch weitergehen würde.
Schon nach kurzer Zeit hievte sie sich den Menschen wieder auf den Rücken und lief weiter, auf die Bäume zu. Hinter ihr liefen die Verfolger, aber sie konnten nicht schiessen, da Mehan den Bewusstlosen als Schutzschild benutzte, auch für ihre Beine. Sie machte grosse Schritte und sprang über Büsche, über die ein Mensch mit dieser Last gestolpert wäre. Bald schon war sie zwischen den Bäumen und liess ihren Blick schweifen.
Verstecken würde sich Mehan nicht können, sie musste weiterlaufen. Aber wohin? Sie kannte sich ja nicht aus. Trotz ihren nicht gerade optimistischen Überlegungen lief sie weiter im Zickzack zwischen den Bäumen herum. Sollte sie den Menschen hierlassen und sich selbst in einer Baumkrone etwas weiter entfernt verstecken? Sie selbst konnte auf einen Baum klettern, ohne Spuren zu hinterlassen. Sie entschied sich dagegen und lief weiter.
Die meisten der Verfolger blieben immer weiter zurück, aber zwei konnte sie nicht abschütteln. Gegen zwei Menschen könnte sie gewinnen, aber würde sie stehenbleiben, kämen die anderen Verfolger nach. Oder hatten die anderen die Spur verloren? Zumindest würde das bald geschehen.
Mehan lief noch eine Weile weiter, dann blieb sie an einem günstigen Ort stehen und kontrollierte kurz den Zustand ihres Gefangenen. Er war wach, aber noch sehr benommen und konnte sich nicht bewegen. Mehan nahm ihn in den Schwitzkasten und entsicherte seine Waffe.
Es dauerte nicht lange, bis die beiden hartnäckigen Verfolger sie erreichten und erstaunt stehenblieben. Einer der beiden griff nach seiner Waffe.
„Das nicht!” schrie Mehan und drückte ihrem Gefangenen die Waffe an den Kopf. Die Verfolger hoben ihre Hände über den Kopf. Mehan zielte auf die beiden.
„Schritte nach links!” schrie sie: „Schnell!” Die beiden gehorchten. Nach einigen Schritten begann der Boden unter ihnen zu wackeln. Treibsand gab es viel auf Jaridia, Mehan erkannte ihn sofort. Die Menschen würden sich erst mit Hilfe ihrer Kameraden befreien können, aber sie waren auch nicht in Lebensgefahr. So schnell sank man in Treibsand nicht ein.
Als die beiden bis zu den Knöcheln eingesunken waren, ging Mehan langsam rückwärts davon und als sie ausser Waffenreichweite war, sicherte sie die Waffe wieder.
„Was wollen Sie?” keuchte der Mensch und versuchte, sich aus dem Schwitzkasten zu befreien. Mehan antwortete nicht, sondern drückte nur noch etwas fester zu. Der Mensch war wach, also gefährlich. Nach kurzer Zeit hievte sich Mehan den mittlerweile wieder bewusstlosen Menschen auf die Schultern und lief weiter.
Nicht jeder auf Jaridia hatte eine so herausragende Kondition, aber Mehan war ja eine Zeit lang Militärtrainerin gewesen. Sie konnte schon auf Jaridia schnell und weit laufen, aber hier auf der Erde mit ihrer geringeren Schwerkraft war es noch leichter.
Kurz bevor die Sonne unterging, erreichte Mehan eine Strasse und folgte ihr, allerdings von den Bäumen verborgen etwas von der Strasse entfernt. Eine Frau mit Handfesseln und einem bewusstlosen Militärangehörigen auf der Schulter würde Misstrauen erregen. Als es schliesslich ganz dunkel war, legte Mehan ihren Gefangenen auf den Waldboden und setzte sich mit entsicherter Waffe neben ihn. Diesmal litt er nicht an den Nachwirkungen einer, wenn auch schwachen, Entladung ihres Shaqarava. Er sah sie an.
„Was wollen Sie?” fragte er wieder. Mehan sah ihn mit ausdruckslosem Gesicht an und antwortete nicht. Was sie wollte? Sie wollte den Widerstand finden und dabei den Taelons nicht in die Hände fallen. Mehan rückte einige Schritte von dem Menschen weg und durchtrennte ihre Fesseln mit zwei weiteren Schüssen ganz.

Liam hielt möglichst still, er wollte seiner Entführerin keinen Grund liefern, ihn umzubringen. Aber er glaubte nicht, dass sie das wollte, vielmehr glaubte er, dass sie es unter allen Umständen vermeiden wollte. Wäre sie skrupellos, hätte sie die Verfolger einfach erschossen, anstatt sie nur in Treibsand zu schicken.
Sie verfügte über erstaunliche Fähigkeiten. Sie lief den ganzen Tag durch den Wald, ohne müde zu werden. Sie konnte kämpfen, das hatte er am eigenen Leib erfahren. Und sie kannte sich auch in der Natur aus, sonst hätte sie den Treibsand übersehen.
Sie wirkte irgendwie übermenschlich. Übermenschlich?
Liam schob diesen Gedanken schnell beiseite. In letzter Zeit, seit die Nachricht an die Jaridian geschickt worden war, vermutete er hinter jedem, der ihn auch nur ein kleines bisschen erstaunte, einen Jaridian. Aber Jaridia war weit weg, und die Jaridian hatten den Interdimensionsantrieb nicht. Es würde noch lange dauern, bis die Jaridian kommen würden.
Liam sah eine Bewegung rechts von sich, die Frau kam zurück. Sie rutschte auf den Knien über den Waldboden, in der rechten Hand hielt sie die immer noch entsicherte Waffe. Liam musterte sie. Sie wirkte nicht unsicher, sie wusste genau, was sie tat. Und Liam wusste es ebenfalls. Sie wollte sich ausruhen, ohne auf ihn achten zu müssen. Sie würde ihm wieder den Hals zudrücken, bis er bewusstlos wäre.
Liam schloss die Augen und wartete.
„Nicht flüchten versuchen?” fragte sie ihn mit einem verwunderten Unterton. Liam öffnete seine Augen wieder und sah sie an.
„Könnte ich?” fragte er zurück. Sie schüttelte den Kopf und griff nach seinem Hals. Liam spürte den Schmerz in seinem Hals und hinter seinen Augen. Aber bald war um ihn nur mehr schwarze Leere.

Mehan zog ihre Hände zurück und betrachtete den bewusstlosen Menschen. Er ergab sich in sein Schicksal, solange er musste, aber sobald er die Möglichkeit hätte, zu flüchten, würde er es tun. Ebenso würde sie selbst es auch tun, ebenso hatte sie es getan. Sie hatte abgewartet, bis sich eine Gelegenheit bot. Dasselbe tat jetzt er. Mehan musste auf ihn achten. Sie durfte nicht denselben Fehler machen, wie er, als er ihr den Rücken zugewandt hatte.
Mehan stand auf und ging näher zur Strasse. Wohin führte diese Strasse? Noch immer fuhren unzählige Fahrzeuge mit grellen Lichtern die Strasse entlang. Und da am Strassenrand torkelten einige Betrunkene und hielten ihre Daumen in die Höhe. Sie wollten von jemandem mitgenommen werden, erkannte Mehan.
Plötzlich riss sie vor Verblüffung ihre Augen weit auf. Bei den Betrunkenen stand, oder vielmehr wankte, auch Varik, er hatte ebenfalls entkommen können.
Mehan hatte von Kedrak gewusst, dass die jungen Kämpfer nicht gerade selten Trinkgelage veranstalteten, und das schien die Jaridian mit den Menschen zu verbinden.
Sie lief aus dem Wald und wedelte mit ihren Armen herum, aber Varik sah sie nicht. Mit den anderen Betrunkenen stieg er in ein recht grosses Fahrzeug ein, das schliesslich weiterfuhr und Mehans Blick entschwand.
Besorgt und erleichtert zugleich ging Mehan zu ihrem Gefangenen zurück und setzte sich neben ihn. Sie legte kurz ihre Hand auf seine Brust und betäubte ihn mit einer schwachen Entladung ihres Shaqarava noch zusätzlich, dass er auf keinen Fall vor ihr aufwachen würde. Dann lehnte sie sich an einen Baumstamm und schloss die Augen. So erschöpft, wie sie war, dauerte es nicht lange, bis sie eingeschlafen war.

 

Ende von Kapitel 2

 

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