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  „Tris Fazhan Pazh” von Veria   (Emailadresse siehe Autorenseite),   2003
Mission Erde/Earth: Final Conflict gehören Tribune Entertainment Co., Lost Script Prod. Inc., Atlantis Films und VOX. Bitte veröffentlichen Sie diese Geschichte nicht ohne vorheriges Einverständnis der Autorin.
 
Handlung:  Die Jaridian empfangen ein Signal von der Erde.
Zeitpunkt:  nach „Message in a Bottle/Kosmische Flaschenpost”, aber noch zweite Staffel
Charaktere:  Mehan, Limak, Varik
 

 

TRIS FAZHAN PAZH

Kapitel 1

 

Eilig lief die junge Sprachwissenschaftlerin Mehan Ilria durch den unterirdischen Gang, der die Forschungsstation mit der Militärstation verband. Die Menschen hatten geantwortet. Es schien zwar nur ein Testsignal zu sein, aber der Ursprung war eindeutig auf der Welt der Menschen.
Mehan stiess die Türe auf und betrat das riesige Computerlabor.
„Mehan Ilria ist eingetroffen!” meldete ein junger Assistent sämtlichen anwesenden Wissenschaftlern und Militärs. Mehan trat zu den höchstrangigen und blickte ihnen über die Schulter.
„Das Signal hat eine andere Modulation als erwartet!” erklärte der Kommunikationsexperte Kelvak: „Ich vermute, dass die Menschen nicht die gesamte Bauanleitung erhalten haben und sich einen Teil selbst erarbeiten mussten!”
„Versuchen Sie es, Mehan Ilria!” bat der Sektionskommandant Limak. Mehan beugte sich über die Anzeige und legte ihre Hände auf die Tasten. Sie analysierte das Signal auf Wiederholungen und hatte bald die Schleife gefunden. Wenig später hatte sie auch einige Kandidaten für das Stopp-Signal am Ende der Übertragung entdeckt und machte sich jetzt an die Primzahlzerlegung.
661 mal 661, ein quadratisches Bild. Mehan versuchte die Anzeige mit allen potentiellen Stopp- Signalen erst spaltenweise, was bei keinem Versuch dem entsprach, was sie von der Schrift der Menschen kannte, zeilenweise fand sie dann die korrekte Darstellung.
„Kannst du es lesen, Mehan?” fragte Kelvak. Mehan kaute auf ihren Lippen herum und betrachtete das Schwarzweissbild.
„Ich brauche Zeit, ich gehe in mein Zimmer!” sagte sie dann. Kelvak und Limak traten zur Seite, dass sie in den Zentralcomputerraum dieser Sektion gelangen konnte, den sie als ihr Zimmer bezeichnete.

Mehan starrte schon seit Stunden auf den Bildschirm. Die Fetzen, die ihr über die Sprache der Menschen bekannt waren, setzten sich nach und nach mit den vermuteten Bedeutungen der anderen Wörter zusammen. Bis jetzt wusste sie, dass es sich um einen Gruss und einen Dank für die Bauanleitung handelte, allerdings waren da noch zwei weitere Sätze, die sie noch nicht ganz verstand. Es schien sich nicht um wichtige Daten zu handeln. Nun ja, natürlich nicht, die Taelons konnten diese Transmissionen ja wahrscheinlich mithören.
Mehan streckte sich und vertrat sich die Beine einmal um den Stuhl herum, dann starrte sie wieder auf den Bildschirm. Nach einer Weile hatte sie auch zu den letzten beiden Sätzen die Bedeutung gefunden. Erstaunlich, dass aussagekräftige Sätze so viel leichter zu verstehen waren, als Floskeln.
Mehan sprang auf und lief zurück in den Zentralraum, wo inzwischen nur mehr Assistenten die Computer beaufsichtigten.
„Meldet, dass ich die Nachricht übersetzt habe!” rief sie. Vier Assistenten rannten gleichzeitig zur Kommunikationsvorrichtung und kamen sich beim Ziel eintippen in die Quere. Ein kurzes energisches Gespräch später gab einer der Assistenten die Meldung an den Sektionskommandanten und den Leiter der Sprachwissenschaftsabteilung durch.
Kelvak und Limak waren wohl sehr schnell gerannt, Mehan hatte sich kaum eine Stärkung aus dem Automaten geholt, standen die beiden schon neben ihr und sahen sie erwartungsvoll an.
„Bitte, Mehan Ilria!” sagte Limak: „Was steht in der Botschaft?” Mehan ging zu einem Terminal und rief das Schwarzweissbild auf. Sie fuhr mit dem Finger die Zeilen entlang, während sie übersetzte.
„Wir senden Jaridia schöne Grüsse vom menschlichen Widerstand gegen die Taelons und danken für den Bauplan des Transmitters. Wir erwarten unsere Zusammenarbeit freudig. Ihr seid uns willkommen.” sagte sie.

Limaks Gedanken kreisten immer noch um die Botschaft von der Erde, als er das Revier der Astrophysiker betrat. Die guten Nachrichten schienen sich zu häufen. Der Astrophysiker Nivar, ein uralter Greis, humpelte auf Limak zu.
„Wir haben einen Interdimensionstunnel gefunden!” schrie er.
„Zeigen Sie ihn mir, Nivar!” schrie Limak zurück, er wusste, dass Nivar fast taub war. Der Astrophysiker zog Limak zu einem der Bildschirme und winkte einen Assistenten zu sich.
„Der Eingang befindet sich zwar im Taelon-Territorium, aber so nah an der Grenze, dass wir unbemerkt eindringen können, wenn wir etwas Glück haben. Es ist nicht in der Nähe der Frontlinien, vielmehr eine neutrale Zone, die überhaupt keine strategisch wichtigen Punkte enthält!” erklärte der Assistent.
„Bis auf den Eingang zum Tunnel!” bemerkte Limak.
„Exakt!” bestätigte der Assistent: „Aber der Eingang strahlt nur in unsere Richtung, die Taelons können ihn nicht bemerkt haben!”
„Wohin führt er?” fragte Limak. Der Assistent tippte einige Daten ein und zeigte die Frequenz an.
„Wir haben anhand der Frequenzverschiebung und überhaupt der Frequenzverteilung den Zielpunkt berechnet!” erklärte der Assistent und zeigte dann auch die Sternenkarte an. Limak beugte sich etwas weiter nach vorne, um seinen Augen trauen zu können.
„Dieser Tunnel würde eine Reise zur Welt der Menschen um fast ein ganzes Jahr verkürzen!” murmelte er.
„Wir können durch gezielten Beschuss des Eingangs den Ausgang noch um etwa ein halbes Lichtjahr verschieben!” sagte der Assistent: „Eine Reise zur Erde würde nur mehr ein Vierteljahr dauern!”

Mehan wog den kleinen, grünen Stern in der Hand. Wie alles andere auch, würde sie ihn zurücklassen müssen. Mehans Mutter Lennis Ilria nahm ihr den Stern aus der Hand.
„Ich werde gut auf ihn achten!” versprach sie. Wozu?
Mehan machte sich kaum Hoffnungen. Wenn sie die Reise zur Erde überstand, ohne von den Taelons erwischt zu werden, wie konnte sie wieder zurück nach Jaridia kommen? Aber was sie von der Erde wusste, war es dort auch schön. Sie würde dort leben, bis sie schliesslich als alte Frau starb. Lennis legte den grünen Stern in die oberste Schublade, in der Mehan alle ihre Schätze aufbewahrte.
„Du solltest nicht zu lange bleiben, der Start ist schon bald!” sagte sie dann: „Ich koche ein schönes Abschiedsessen!” Mehan nickte stumm und sah ihrer Mutter nach, wie sie das Zimmer verliess.
Mehan hatte keine Probleme damit, fortzugehen. Ohnehin hätte sie bald ihren Platz auf einem Kreuzer fern der Heimat gefunden. Die Probleme hatte sie nur damit, alles zurückzulassen, was Jaridian war. Auf einem Kreuzer hätte sie mit anderen Jaridian gesprochen, hätte auch ihren Stern dabeihaben können.
Entschlossen griff Mehan in die Schublade und holte den Stern heraus. Schnell legte sie sich die dünne, schwarze Kette, an der der Stern befestigt war, um den Hals. Dann holte sie eine flache Kunststoffdose aus der zweiten Schublade und verbarg den Stern darin. In einem Kampf könnten die achzehn Spitzen des Sterns tödlich sein.
Mehan schrieb eine Notiz für ihre Mutter, dass sie jetzt schon zum Startplatz ging. Sie mochte sich nicht verabschieden, sie konnte ihre Mutter nicht weinen sehen. Schnell schlich sie sich an der Küche vorbei aus der Wohnung im zweiundachzigsten Stock. Aber so schnell musste sie doch noch nicht am Startplatz sein, also ging sie die unzähligen Stufen das erste Mal in ihrem Leben zu Fuss hinunter.
Am Startplatz traf sie jene beiden Kämpfer, die mit ihr zur Erde fliegen würden. Einen der beiden, er hiess Kedrak, hatte sie einmal trainiert, als sie Militärtrainerin gewesen war, den anderen hatte man ihr als Varik, Kedraks zuverlässigsten Partner, vorgestellt. Kedrak musterte Mehan abschätzend, er hielt immer noch nicht viel von ihr. Sie war nur eine Verrückte, nur seltsamerweise eine Verrückte, die für die Jaridian nützlich war.
Mehan war sich bewusst, dass früher andere mit derselben Fähigkeit, Sprachen zu verstehen, in Krankenhäuser gesteckt worden waren, als man herausfand, dass sie mit etwas Zeit auch Eunoia verstehen konnten. Vor einigen Jahrzehnten schliesslich hatte man aber auch herausgefunden, dass diese sprachbegabten Jaridian und ihre Verwandten älter wurden, als die meisten anderen Jaridian.
Mehan selbst hatte nach Schätzungen der Wissenschaftler fast die dreifache Lebenserwartung eines durchschnittlichen Jaridian. Damit würde sie etwa halb so alt werden, wie die Jaridian geworden waren, bevor diese seltsamen Fieberepidemien begonnen hatten.
Mehan und die beiden Kämpfer stiegen in das kleine Raumschiff und schnallten sich fest. Kedrak führte den Start durch und aktivierte dann den Autopilot, der dem berechneten Kurs folgte, der die Gravitation zwischen den anderen Planeten des Jaridian-System ausnutzte und das kleine Schiff durch die Katapulteffekte weiter beschleunigen würde. Die Reise zum Eingang des Interdimensionstunnels würde viele Wochen dauern.
Sinnlose Zeitverschwendung für eine Spezies, die im Leben nicht genug Zeit hatte. Die beiden Kämpfer begaben sich in Stasis, während Mehan dazu verdonnert worden war, einen Teil ihrer Zeit zu opfern, nur weil sie mehr Zeit hatte. Oft hatte Mehan sich gewünscht, ihre besondere Begabung wäre nie entdeckt worden, aber das wäre unmöglich gewesen. Unter ihren Verwandten waren zu viele so wie sie, als dass es irgendjemand hätte übersehen können.
Mehan empfand diese Zeit nicht als Verschwendung. Sie lernte das, was sie über die Sprache der Menschen wusste, immer wieder von vorne bis hinten durch, ebenso auch das, was über die Gesellschaft der Menschen bekannt war. Schliesslich aktivierte sie auch zum ersten Mal ihre holographische Tarnung, die sie als einen Menschen erscheinen liess. Ihre Haut war glatt und einfärbig und auch etwas dunkler als ihre Jaridian-Haut. Sie hatte jetzt auch dichte braune Haare, nicht helle Strähnen ihrem Muster entlang, wie als Jaridian. Mehan zog auch die Kleidung an, die die Spezialisten nach den Daten, die eine der früheren Sonden übermittelt hatte, hergestellt hatten.
Schliesslich wachten die beiden Kämpfer wieder auf und setzten sich an die Steuerung. Bis zum Eingang des Interdimensionstunnels dauerte die Reise noch vier Tage, die das Schiff im Taelon-Raum verbrachte. Wie erhofft kamen sie, ohne einem feindlichen Schiff zu begegnen, beim Eingang an. Genau wie von Nivar berechnet, beschossen sie den Eingang einen halben Tag lang, dann flogen sie in den Interdimensionstunnel. Auch die Reise in der Interdimension würde wieder eine Woche dauern, eine ereignislose Woche, es kam zu keinen wie auch immer gearteten Zwischenfällen.
Dann endlich spuckte der Interdimension die Eindringlinge wieder aus, nicht weit vom fünften Planeten des Sonnensystems der Erde entfernt. Sofort schaltete Kedrak das Tarnsystem des Schiffes auf volle Leistung und setzte Kurs auf die Erde. Mehan betrachtete mit einem mulmigen Gefühl im Magen die vorbeifliegenden Taelon-Shuttles. Aber keines schien sie zu entdecken. Drei Tage lang würde das Jaridian-Schiff noch zur Erde brauchen.
Aber als die Jaridian der Erde schon ganz nahe waren, waren sie auch dem Mutterschiff nahe, dessen Sensoren besser waren als die der Shuttles.
Der Energiestrahl des Mutterschiffs liess das Schiff erbeben. Die künstliche Schwerkraft setzte aus, ebenso die Steuerdüsen, deren Kontrollsysteme direkt getroffen worden waren. Einer der Treibstofftanks hatte ein Leck und der Treibstoff explodierte. Mehan und Varik konfigurierten die Energieverteilung auf dem Schiff immer wieder neu, um zu verhindern, dass die Tarnung oder die Schutzschilde ausfielen. Kedrak hing verdreht in seinem Sessel, Gesicht und Oberkörper verbrannt von der Explosion seiner Konsole. Mehan und Varik wussten beide, dass er tot war, aber sie konnten jetzt nicht darüber nachdenken.
Das Mutterschiff gab keinen weiteren Schuss ab. Das Jaridian-Schiff war wohl schon zu tief in der Atmosphäre und somit zu weit vom Mutterschiff entfernt, um für dessen Sensoren noch sichtbar zu sein. Die Taelons nahmen wohl auch an, dass das ganze Schiff mit dem Treibstoff explodiert war. Varik gab einen neuen Kurs für eine möglichst sanfte Landung möglichst nahe beim vermuteten Ursprung des Signals der Menschen ein. Mehan und Varik schlossen die Augen und hofften, dass sie lebend unten ankamen.
Ein heftiger Ruck schreckte die beiden wieder auf. Mehan blickte auf die Anzeigen, die das zeigten, was ausserhalb des Schiffes geschah. Sie waren in einem See oder Fluss gelandet und sanken nun auf den Grund ab.
„Raus hier!” zischte Mehan und schnallte sich ab. Schnell lief sie in den hinteren Bereich des Schiffes, wo sich die Ausstiegsluke befand. Sie öffnete sie und klammerte sich an einem Griff fest, um nicht vom hereinströmenden Wasser mitgerissen zu werden. Varik war ihr gefolgt und hielt sich nun an einem anderen Griff neben ihr fest. Als der Innenraum des Schiffes vollgelaufen war, schwammen die beiden Jaridian los.
An die Oberfläche zu gelangen war anstrengend, da das sinkende Schiff sie wieder nach unten zu ziehen drohte, aber sie schafften es und schwammen ans Ufer. Sie versicherten sich nur noch schnell, dass ihre holographischen Tarnungen arbeiteten, dann schliefen sie unter einem Baum ein. Sie bemerkten nicht einmal, ob eigentlich Tag oder Nacht war.

 

Ende von Kapitel 1

 

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