Startseite Aktuelles Update Geschichten Kategorien Bilder Forum - Der Baum Links Hilfe Kontakt
  „Phönix” von Veria   (Emailadresse siehe Autorenseite),   August 2016
Mission Erde/Earth: Final Conflict gehören Tribune Entertainment Co., Lost Script Prod. Inc., Atlantis Films und VOX. Bitte veröffentlichen Sie diese Geschichte nicht ohne vorheriges Einverständnis der Autorin.
 
Thema: Harmony gerät mit ihren Passagieren in Maiyas Welt.
Zeitpunkt: zwei Jahre später
Charaktere: Harmony, Ron, Mitchell Hendrik, Tonio Arias, Da'an, Trace, Tyssa, (Estelle, T'than, Mit'gai, Narik, Yasik, Sheryl, Avon)
 

 

PHÖNIX

Kapitel 2: Phönix II

 

Harmony war mit der Situation sehr zufrieden. Sie wusste niemanden mehr, dem sie dringend sagen wollte, wer sie war. Mit Corinna und Louise war ihr nächster Freundeskreis vollständig - Alan gegenüber war sie nicht so offen wie sie es vor fast zehn Jahren mitunter gern gewesen wäre, diese Zeit war vorbei.
Auch Dad war nicht sehr mitteilsam - er erwog einzig, Tonio zu informieren, aber bisher hatte er sich dagegen entschieden. Und was Farrell anging ... bevor der Zwerg es nicht selbst wusste, konnte er es auch niemandem sagen. Allerdings sammelte er mit seiner Einschulung nun etliche Freunde zusammen, von denen es ein paar vielleicht in etlichen Jahren erfahren würden.
Harmony wurde Pilotin, ihre ersten eigenverantwortlichen Flüge führten allerdings nicht aus dem Sonnensystem hinaus - Drell erklärte ihr, dass es wohl eher daran lag, dass sie, Neuling als Captain, mit Andrei Chekov einen Neuling als Copilot hatte. Aber Andrei flog ausgezeichnet, sie konnte die Sorge nicht nachvollziehen.
Die technische Abteilung konnte das offensichtlich auch nicht: Harmony und Andrei bekamen die Testflüge unter technisch unklaren Bedingungen aufs Auge gedrückt - sie brachten die kostbaren Prototypen und die generalüberholten älteren Shuttles immer in einem Stück zurück.
Gut zwei Jahre nach dem Kneipenbesuch in Dagichak war Kajiral noch immer nicht zu Besuch gekommen und Harmony verwarf den noch gelegentlich (vor allem, wenn sie gerade als Copilotin in Dagichak auf den Rückflug wartete) in ihren Kopf schleichenden Gedanken, er würde doch noch auftauchen, endgültig. Sie hatte ihn sympathisch gefunden - jetzt war sie enttäuscht, aber sie verdrängte es.
Dafür meldete sich das Militär bei ihr: Piloten waren Mangelware, weil die Shuttlelines besser zahlten. Aber für sie würde man noch ein paar Extra-Dollars drauflegen. Sie ließ sich einige Flugzusagen abknöpfen, Dad zuliebe. Wenn sie verfügbar war und ein sehr dringender Flug anstand, dann durfte sie also angefordert werden. Vor allem äußerte sich das dann darin, dass statt General Kincaid Captain Kincaid flog.

Das passierte oft. Liam war zum Taxifahrer für die drei kleinen Schulkinder Farrell, Donovan und Henry geworden. Kleine Kinder wuchsen zwar ohnehin unheimlich schnell, aber dem Atavus-Taelon-Mensch-Hybriden Henry konnte man dabei wirklich zusehen, denn wie bei allen Kindern mit genetischem Gedächtnis wurde seine Alterung auf das vierfache des Menschenüblichen beschleunigt - und das war das Schnellste, was Taelontechnologie ohne Gefahren zustande brachte.

Noch im Landeanflug während eines Testfluges begann Harmonys Global Lärm zu machen. Dad stand nicht zur Verfügung, weil er Farrells Klasse erklärte, was er so beruflich machte, also blieb der Hybridin nichts anderes übrig, als es Andrei zu überlassen, den Ingenieuren für den sehr holprigen Flug den Kopf zu waschen, und selbst ein Taxi zur Botschaft zu nehmen, wo sie von zwei Generälen in Uniform und einem FBI-Agenten in hellgrünem Kurzärmelhemd und Jeans erwartet wurde.
„Hallo, Harmony”, grüßte Ronny freundlich, „Ich habe ja angeboten, selbst zu fliegen, immerhin hat mir Ga'hil nicht nur einmal gezeigt, wie es geht, aber ohne Schein ist man ja nichts.”
„Auch mit Schein”, fügte Mitch hinzu, „aber das Shuttlefliegen lasse ich lieber denen, die das wirklich können. Hallo, Harmony. Wo ist denn Liam?”
„In der Schule.”
„Da wird Da'an sich nicht sehr freuen”, ergriff Tonio das Wort und nickte Harmony kurz zu, „Es ist offenbar etwas sehr Wichtiges und er will die obere Etage der Taelonsicherheit fast komplett auf dem Mars haben, General Hoshide ist schon dort.”
„Na toll ...” Harmony rollte mit den Augen. „Also steigt ein.” Sie sprang in das bereitstehende Shuttle und initialisierte es. „Warum benutzt ihr eigentlich kein Portal?”
Tonio sah sie verdutzt an. „Du hast es nicht gehört? Die Taelons haben ihre Portale dichtgemacht, aus Sicherheitsgründen. Ich sagte doch: Es ist offenbar sehr wichtig.” Er schnallte sich an, ebenso Mitch und Ronny. „Angeblich hat Da'an auch versucht, Ga'hil zu erreichen”, fügte er hinzu, „aber das weiß Agent Martínez bestimmt besser als ich.”
„Ich weiß von nichts”, schüttelte Ron den Kopf, „aber ich habe heute auch noch nicht mit ihm geredet. Wenn es wirklich so wichtig ist, wird er schon nachkommen.”
Harmony streckte ihre Hände in die Steuerung und hob ab. Entsprechend der Eile, die bei etwas derart Wichtigem (auch wenn man nicht wusste, worum es genau ging) angebracht war, sprang sie sogleich in die Interdimension und richtete den Kurs östlich aus, näher kam sie noch nicht an den exakten Kurs Richtung Mars heran, ohne durch die Erde zu fliegen, was sie üblicherweise doch eher vermied.

Diesmal lohnte sich die Vorsicht - sie rettete vier Leben.

Das Shuttle bockte, die Passagestreben zeigten Energiespitzen und kurze Unterbrechungen. Harmony hatte Mühe, auf die jeweiligen dimensionalen Resonanzen richtig zu reagieren, sie kamen einfach zu schnell. Das vertraute Blau der Interdimension verschob sich zu einem spiralförmigen Muster, während der Antriebskern eine mehr als unheilvolle Geräuschkulisse lieferte.
„Ronny! Ich brauche jetzt eine Kernrekonfiguration!”, rief Harmony, „Bitte sag mir, dass du das kannst!”
„Arias, gehen Sie mir zur Hand!”
Die beiden Implantanten eilten an die technische Kontrolle, aber die Hybridin konnte nicht verfolgen, was sie dort taten, sie konnte jetzt wirklich kein bisschen ihrer Aufmerksamkeit von den Resonanzen abzweigen. Es wurde immer schlimmer, immer häufiger fielen die Streben jetzt schon gleichzeitig aus, teilweise reichte die Resonanz nur mehr sehr knapp, um nicht in den Normalraum geschleudert zu werden.
„Fertig!”, rief Ron und sie versuchte den kontrollierten Austritt, was gelang, aber definitiv den Kern endgültig grillte.
„Okay, wir leben noch”, stellte sie dann fest und bremste das noch reichlich schnelle Shuttle ab, um schließlich am Fuß eines Berges zu landen.
„Harmony ...”, klang Ronny besorgt, „Kann es eventuell sein, dass wir nicht ganz dort sind, wo wir sein sollten? Aber gut gelandet ...”
Sie wandte sich zu ihm um. „Was meinst du? Ja, über den Teich gehüpft sind wir nur, nicht bis zum Mars gekommen. Irgendwo da vorne ist Madrid.”
„Wäre”, korrigierte er, „Die Stadt, die wir vorhin gesehen haben ... das ist Lanthally, das zentrale Gebäude ist unverwechselbar.”
„Eine Stadt?”, fragte Tonio, „Das waren drei Häuser.”
„Naja, Handelssiedlung, Stadt ist es eigentlich keine. Und das meiste davon ist unterirdisch”, erklärte Ron, „Wir sind in einem anderen Universum. Dem, aus dem eine Hälfte von Mabel stammt, um genau zu sein.”
„Und eine Hälfte von Ihnen.”
„In gewisser Weise, ja. Harmony, kannst du etwas über die aktuelle Situation in diesem Universum sagen?”
Die Kimera runzelte die Stirn. „Wie denn? Das Shuttle hilft mir da gar nicht.”
„Dann sollten wir uns besser erst einmal ein Versteck suchen und dort weiter überlegen”, bestimmte General Hendrik und schnallte sich von seinem Platz los. General Arias folgte ihm gleich, dann (nachdem sie das Shuttle gesperrt hatte) Harmony, schließlich Ronny. Etwas höher am Berg fanden sie eine Gebüschsammlung mit praktischer Lichtung, auf der sie sich ins Gras setzten.

Ein paar einfache Soldaten hätten bestimmt schnell etwas beschlossen, aber bei Generälen dauerte es etwas länger - sie kannten zu viele Wenn und Aber, als dass sie einfach etwas tun konnten.
Schlussendlich blieb es dann bei der ersten genannten Idee: Sich ein bisschen umsehen, Harmony mit Tonio, Ron mit Mitch. Also jeweils einer mit Skrill und einer ohne (oder auch: einer mit Erinnerungen an diese Welt und einer ohne).
Kimera und Latino fanden schnell einen Hinweis auf die aktuelle Situation, nämlich einen auf sie gerichteten glühenden Skrill und fünf Freiwillige (die in diesem Universum bestimmt nicht so genannt wurden). Tonio erklärte sich schnell: „Gut, dass Sie schon hier sind. Das Shuttle ist leider zu sehr beschädigt.”
„Ich kenne Sie nicht!”, sagte der andere Skrillträger, „Aber ich kenne alle. Abführen!”
Soviel dazu, dass ein Skrill irgendeine besänftigende Wirkung hätte. Harmony wechselte einen kurzen Blick mit Tonio, der leise seufzte, sich aber ebenso widerstandslos wie sie in ein Shuttle in der Nähe führen ließ.
Anstatt, dass irgendjemand sich näher für die beiden Gefangenen interessierte, ließ man sie warten - natürlich ohne ihre (glücklicherweise gesperrten) Globals. „Das habe ich auch immer so gemacht”, erklärte Tonio, „Erst schmoren, dann braten.”
Harmony verzog das Gesicht - ihnen blühte also Folter. „Ich möchte lieber nicht gebraten werden”, bemerkte sie, „also möchte ich gerne hier raus.”
„Wenn du einen Weg weißt, gerne”, zuckte er mit den Schultern, „Ich habe meine Schützlinge nie rausgelassen.”
„Du hattest nie mich als Schützling”, sagte sie und stand auf. Zwar wusste sie nicht, wie Augur damals aus seiner Zelle entkommen war, aber ihm hatten sie bestimmt auch sein Global und alles abgenommen. Es musste also ohne große technische Hilfe gehen.

Nun, es ging nicht.

Jedenfalls nicht, ohne die Türkontrolle per Shaqarava zu grillen - und das wollte Harmony nicht demonstrieren. Sie warteten also weiter, gut drei Stunden, bis Corinna (mit Skrill, Gelfrisur und einem Gesicht wie aus Stein) sich vor der Zelle aufbaute.
„Guten Tag, mein Name ist Estelle und ich hätte gerne die Kennwörter für Ihre piepsenden Geräte.”
„Sonst?”, gab Harmony zurück.
„Sonst muss ich Sie leider, wie Ihr Begleiter bereits andeutete, braten.” Estelle setzte eine lächelnde Maske auf. „Da Sie das ja nicht möchten, werden Sie mir das Kennwort bestimmt sagen.” Jetzt wandte sie sich Tonio zu: „Was ist mit Ihnen?”
„Tut mir leid, nein”, er schüttelte den Kopf, „Ich habe noch nicht die nötigen Informationen, um die Folgen in diesem Universum abzuschätzen, demzufolge verbietet mir mein Imperativ, etwas zu sagen.” Sein Imperativ - netter Witz.
„Fragen Sie”, forderte Estelle ihn auf.
„Existiert eine Möglichkeit, Grundenergie zu erzeugen?”
„Begrenzt, aber vorhanden.”
„Wer ist Synodenführer?”
„Zo'or.”
„Wie läuft der Krieg gegen die Jaridians?”
„Ungünstig. Sie treiben uns in die Enge, haben vermutlich bereits Kämpfer auf die Erde geschickt, um die Rebellen zu unterstützen.”
Tonio runzelte die Stirn. „Auch in meiner Welt haben sich Jaridians auf die Erde begeben”, erklärte er, „Wir konnten sie jedoch ... für uns gewinnen.” Und in gewisser Weise war das noch nicht einmal gelogen ...

Estelle war damit zufrieden, sie verlangte noch, dass Tonio für Harmonys Taelontreue bürgte, und ließ die beiden dann frei. - Jedenfalls relativ frei, sie brachte sie zu T'than.

Dieser war nicht zufrieden. Tonios CVI gefiel ihm zwar, doch dass Harmony keines hatte war ihm deutlich zuwider - auch deren Erklärung, dass sich in ihrem Universum Zo'or dagegen ausgesprochen hatte (Zoriel verteidigte ja die Freiwilligkeit), genügte nicht. T'than ordnete also ihre Implantation an. Harmony könnte darüber eigentlich recht entspannt sein, denn in ihrem Kimerakopf konnte der Imperativ seine Arbeit ohnehin nicht tun, aber sie war es nicht - und auch Tonio hatte etwas gegen die schmerzhafte Prozedur.
Er schoss auf Estelle und richtete den Skrill dann auf den Taelon: „Ich bin vorrangig den Taelons aus meinem Universum verpflichtet. Wenn Ihre Wünsche deren widersprechen, muss ich mich auflehnen, so ungern ich es auch tue.”
Kriegsminister T'than war allerdings keiner, der einfach nachgab und sich zurückzog. Während er auf den Implantanten eindrosch und diesen innerhalb kürzester Zeit wenig sanft auf den Boden verfrachtete, klappte Harmony ihren Mund immer weiter auf.
Das hatte sie bei einem Taelon nun noch nie gesehen. - Aber natürlich war T'than Kriegsminister und somit ein erfahrenes Mitglied der Kriegerkaste, da war eine gewisse Kampffertigkeit doch zu erwarten gewesen.
Tonios Augen waren vor immenser Überraschung geweitet, der Latino saß starr auf dem Boden und rührte sich nicht.

T'than wandte sich Harmony zu. Verdammt!

Sie war nicht gut in Pa'dar ... wirklich nicht gut. Aber sie heizte schon einmal ihre Energiebahnen etwas an und bereitete sich darauf vor, trotzdem verdroschen zu werden. Das wurde sie auch, und das recht gnadenlos, dass sie sich ächzend auf dem Boden wiederfand - der Teil des Bodens unter ihr hob sich und folgte T'than in den nächsten Raum, in dem schon alles für die Implantation vorbereitet war.
Harmony wollte nicht implantiert werden! Es tat weh und funktionierte bei ihr sowieso nicht!
Die energische Weigerung unter Zuhilfenahme sämtlicher Extremitäten war vergeblich, der Transportbehelf lebte und hielt die Kimera fest, bis er sie auf seinen feststehenden Kollegen verfrachtet hatte, doch dann ... Die Fesselfäden, die Harmony umschlingen wollten, zerbarsten unter der Energie eines Skrills, T'than taumelte von einem weiteren Skrillschuss getroffen gegen die Wand.
„Harmony, komm!”, rief Tonio und hielt den Taelon in Schach.
„Die Globals!”, bremste sie ihn ein.
„Asservatenkammer ... oder in einem Labor?” Er verließ den Raum rückwärts, während Harmony schon voraneilte. Bestimmt in Ne'mals Technologielabor - auch wenn dort vermutlich nicht Ne'mal arbeitete.
Harmony lief um die Ecke und rannte den nächsten Freiwilligen einfach mit voller Wucht um. Dafür musste sie in Pa'dar nicht gut sein.
Tonio schaltete die anderen drei aus und eilte ins Technologielabor - mit den Globals kam er kaum einen Augenblick später zurück. „Wir sollten schnell einen Weg finden”, bemerkte er etwas nervös, „Die Skrillenergie wurde mit Sicherheit schon vorhin bei T'than bemerkt.”
„Zweifellos”, nickte Harmony, „Portal? Shuttle?”
„Zum Hangar ist es weit, aber ob es auf der Erde unbewachte Portale gibt? Aber ich vermute, Portale auf der Erde sind weniger gesichert als das Mutterschiff als ganzes.”
„Shuttle”, beschloss sie, „Es kann ja sein, dass es da unten überhaupt keine Portale gibt.” Sie lief los, Tonio auch - sie konnte zwar schneller laufen als er, aber klug wäre das nicht.
„Harmony, es tut mir leid, dass ich dich bei T'than so lange habe warten lassen.”
„Schon okay”, schnaufte sie im vollen Lauf.
„Ich war etwas ... abgelenkt”, erklärte er, „Ein Déjà-vu ...” Er unterbrach sich und wandte sich um, um auf einen Verfolger zu schießen.
„Déjà-vu? Wirst du so oft von Taelons verdroschen?”
„So ähnlich. Kimera.” Er schaltete einen weiteren Skrillträger aus und schob Harmony energisch in eine Nische in Sicherheit. „Da'an bat mich damals, Zo'or vom Mutterschiff zu bringen, und der Kimera nahm Kontakt auf und gab uns”, er schoss zweimal kurz, „eine Portaladresse. Ich konnte mich nicht erinnern, was dort passiert ist - jetzt kann ich es.”

Die Hybridin drückte sich unsicher gegen die Wand. Was er ansprach, war nur bruchstückhaft durch Sharing in ihrem Gedächtnis - was wusste er? Wusste er, wer der Kimera war?

Tonio streckte seinen Skrill wieder aus der Nische und schoss ein paar Mal, aber die Gegner kamen aus zwei Richtungen. Die Flucht endete hier, als T'than, offensichtlich persönlich angepisst, vor ihnen stand und eine filigran geformte, blassblaue Energiewaffe auf sie richtete.
Der Latino sparte es sich, auf ihn und die unzähligen Implantanten zu schießen, es hätte ohnehin keinen Sinn.
„Tonio, was ist damals passiert?”, fragte Harmony. Er sah sie darauf nur entgeistert an und ließ sich widerstandslos eine tiefblaue Manschette, die sich dann sogleich zusammenzog, über den Skrillarm streifen.
„Estelle, veranlassen Sie die korrekte Implantation dieser ... Individuen.” T'than zog seine Oberlippe hoch.
„Sofort, T'than”, sagte die Implantantin und griff nach Harmonys linkem Arm.
Es würde sowieso nicht funktionieren ... die Hybridin ließ sich mitziehen. Tonio blickte ihr bedauernd hinterher, konnte aber natürlich nichts tun, denn ein anderer Implantant zog ihn in die andere Richtung.
Natürlich ließ Harmony das nicht ungestraft mit sich machen! Sie war nicht gut in Pa'dar - aber ihr Shaqarava beherrschte sie ausgezeichnet. Kaum im Implantationslabor angekommen, sackte Estelle auch schon bewusstlos zusammen. Jetzt, wo die Kimera alleine unterwegs war, nutzte sie ihre Fähigkeiten voll aus: Sie huschte in eine Nische, legte ihre Hand auf die Wand und öffnete einen Weg in den nicht von Taelons bewohnten Bereich.

Sie musste sich beeilen!

Tonio würde ja nicht implantiert, sondern zunächst explantiert - und das war viel gefährlicher, besonders in diesem Universum, wo die Taelons nicht für einen Kunstfehler vor den Kadi gezerrt werden konnten.
Flott huschte die Hybridin durch die schmalen Passagen, duckte sich mal hier, stieg mal dort über einen Auswuchs hinweg. Kein Taelon würde sie so tief in den versorgenden Organen des Mutterschiffes vermuten. Nur gut, dass Mutter nicht Alarm schlug - warum auch immer, aber sie tat es nicht, das Energielevel der Nervenknoten des Schiffes blieb für die Kimera deutlich wahrnehmbar unverändert.
Woher sollte Harmony wissen, wohin Tonio genau gebracht wurde? Es gab so viele mögliche Orte, fast überall auf dem Mutterschiff ließen sich Implantationen durchführen.
Sie hielt sich möglichst nahe an semitransparenten Membranen, um sich einen Überblick zu verschaffen, aber die Zeit drängte - und schließlich kam sie zu spät.

„Die Imperativkomponente war gegenüber einer Modifikation in unserem Sinne geschützt, T'than”, erklärte Mit'gai, „daher habe ich die Zerstörung der Grundsubstanz ausgelöst - ich werde dich informieren, sobald der Mensch neu implantiert werden kann.”
„Ich erwarte deine Meldung”, sagte T'than und rauschte aus dem Raum.
Mit'gai blickte auf seinen Patienten, der bewusstlos, aber dennoch durch ein Fesselfeld gehalten, auf einer Liege lag - einige dünne, violette Fäden umspannten Tonios Kopf. Harmony beobachtete den Heiler einige Augenblicke lang dabei, den Latino mit einem vage S-förmigen, weißen Gerät zu untersuchen, dann öffnete sie die Membrane und stand vor ihm.
„Tritt zurück, Taelon, ich will dich nicht verletzen müssen!” Sie richtete ihre glühende linke Hand auf ihn.
„Jaridian ...”, murmelte er entgeistert und verlor seine Fassade. Fast völlig starr vor Angst wich er nur bis ganz an die Wand zurück. Harmony unterdessen schaltete das Fesselfeld aus, zerriss die violetten Fäden und hievte sich Tonio auf die Schulter.
Er war ganz schön schwer, sie musste ihre Energiebahnen kräftig anheizen und dabei gut aufpassen, dass sie nicht durch die Haut drangen.
„Geh voran, Taelon!”, sie winkte Richtung Türöffnung, der Heiler folgte gehorsam - natürlich ließ sie ihn nicht die üblichen Wege benutzen, sondern öffnete in der ersten Nische ein weiteres Mal die Wand und schob den Taelon hindurch.

Mit'gai ging nun seiner Fassade völlig verlustig und kämpfte deutlich damit, nicht auch seine Strukturkontrolle zu verlieren.

„Ich sehe dir an, dass du genau weißt, dass ein Jaridian das nicht kann”, bemerkte die Kimera trocken, „Ich werde dich daran hindern müssen, das jemandem mitzuteilen.” Sie streckte ihre Hand aus und richtete die Handfläche senkrecht aus: „Ich rate dir von einer Weigerung ab.”
Er weigerte sich nicht. Ein kurzes Sharing später hatte sie ihn aus dem Gemeinwesen gelöst und mit ihr selbst verbunden.
„Geh voran!”, verlangte sie dann und wies nach links - dort hatte sie vorhin schon ein Portal gesehen.
„Ich bin nicht zur Portalnutzung berechtigt!”, zeigte sich Mit'gai plötzlich panisch, als Harmony mit ihm die verborgenen Wege verließ.

Sie starrte grimmig das vor kaum zehn Minuten zuletzt benutzte Portal an: „Kein Problem ...”

Harmony griff nach dem schwachen Nachhall des Nexus und verstärkte ihn, legte den Vektor fest und überprüfte ihn mehrmals (immerhin flog das Mutterschiff nicht geostationär und da konnte man sonst wo landen, wenn man den Vektor nicht gewissenhaft mit dem planetaren Gravitationsgradienten abglich) und dann packte sie Mit'gai am Arm und zog ihn und Tonio auf ihrer Schulter mit durch die Interdimension.
Mit'gai starrte verdutzt auf den freien Fleck Erde, auf dem sie standen - Portal war weit und breit keines zu sehen.
Harmony grinste ihn breit an. „Unterschätze mich nicht, Taelon. Lauf jetzt, aber lass dich nicht von den Rebellen fangen, sie werden kaum so gnädig sein wie ich.”

So schnell hatte sie einen Taelon noch nie rennen gesehen.

Als er außer Sichtweite war, griff sie nach ihrem Global und ließ es aufschnappen. Umständlich tippte sie einhändig ihr Kennwort ein, dann wählte sie Ronald Martínez aus der Adressliste und wartete.

Und wartete.

Das Global an sich war erreichbar, aber Ronny ging nicht ran. Sie wählte Mitchell Hendrik, aber auch er meldete sich nicht - dafür jemand anderes.
„Wer sind Sie?”, fragte Harmony überrascht - kannte sie ihn? Aus ihrem Universum? Aus Dads Erinnerung?
„Trace - Sie sind Harmony?”
Sie nickte knapp und fragte: „Wo ist Mitch?”
„Hier!”, erklang von außerhalb des Bildes.
„Ronny?”
„Unbekannt”, antwortete Mitch eilig, gefolgt von einem Klatschen, einem lautstarken „Aua!” und einem hörbaren Plumpsen. Danach war der Bildschirm sogleich schwarz und weitere Anrufe wurden nicht beantwortet.
Vermutlich konnten die Rebellen nun nach dem Anruf Harmonys Global anpeilen, jedenfalls wurde sie äußerst schnell gefunden. Drei Kämpfer richteten ihre Waffen auf die Hybridin, die gehorsam ihre freie Hand weit in die Höhe streckte - die andere brauchte sie, um Tonio festzuhalten.
„Was ist mit ihm?”, fragte der Anführer nach einigen Augenblicken.
„Sein Implantat bricht zusammen”, erklärte Harmony, „auf dem Mutterschiff konnte ich ihn nicht lassen, die hätten ihm ein Neues mit Imperativ eingesetzt.”
Die drei Rebellen widmeten sich kurze Zeit nachdenklichem Schweigen, dann wechselten sie einige Blicke und der Anführer griff nach seinem Funkgerät: „Trace, sie hat einen mit Hirnmatsch dabei, wir bringen die beiden direkt zu Tyssa. Vielleicht kriegt Tyssa ihn wach, dass er etwas erzählen kann.”
„Genehmigt.”

Tyssa war Ärztin, soviel sah Harmony nach einer waffensuchenden Körperabtastung und einem strammen Fußmarsch sofort - weißer Kittel, weißes Haarnetz, Mundschutz, Latexhandschuhe und ein steriler Raum, in den die Hybridin nur durch ein kleines, milchiges Glasfenster hineinsehen konnte.
Es war einer Implantation nicht unähnlich, was sie tat, aber soweit Harmony es erkannte, wurde der Implantationskanal nur gereinigt. Avon, der Anführer der drei Rebellen, die Harmony und Tonio gefunden hatten, erklärte widerwillig, dass die Hirngematschten so drei oder vier Tage überleben konnten, während sie ohne diese Behandlung nach einem Tag spätestens starben - allerdings tat Tonios deutlich fortgeschrittenes Alter seiner Prognose offensichtlich gar nicht gut, was wiederum überhaupt nicht gegen Harmonys Sorgen half.

Er musste neu implantiert werden - und dafür mussten sie in ihr angestammtes Universum zurückkehren.

Harmony wusste nicht, was Tonio erzählte - er war zwar wach und Tyssa redete offenbar mit ihm, aber die Kimera wurde nicht hineingelassen, sondern musste stattdessen eine ID-Tomographie über sich ergehen lassen: sie war nicht implantiert - es hätte sie auch gewundert.
Sie konnte aber nicht einfach auf einer Kiste sitzen und Avon beobachten. Es ging nicht nur um Tonios Leben! Sie wusste ja auch nicht, wie tief in der Patsche Ronny und Mitch saßen!
„He, entschuldigen Sie bitte die Störung, aber ich würde gerne mit Trace reden!”
„Abgelehnt! Trace redet nicht mit jedem.”
„Und verpasst gerne wichtige Dinge? Wenn er meint ...” Harmony zog ein Bein an und lehnte sich an die Wand. „Wie habt ihr überhaupt rausgefunden, dass die Implantate irgendwann nicht mehr funktionieren? Es kann ja schließlich nicht so gewesen sein, dass Trace einmal einem Ex-Implantanten zugehört hätte ... nein, natürlich nicht.”
Avon war nicht sehr angetan: „Schnauze halten!”
Sie grinste ihn freundlich an: „Und wenn nicht?” Er rollte mit den Augen und griff nach einer Rolle breitem Klebeband. „Oh, das ist aber nicht sehr höflich ...”, seufzte Harmony und stand auf, „Ich verlange, mit Trace zu reden!” Sie ließ ihm einen Moment der Freiwilligkeit, dann heizte sie ihre Energiebahnen an und rannte ihn einfach über den Haufen - dann kniete sie auf seiner Brust und fragte: „Also?”
Nur war er ein erfahrener Kämpfer (wenn auch kurzzeitig überrascht) - die Hybridin fand sich unsanft auf dem Rücken liegend wieder und blickte in die Mündung einer feuerbereiten Waffe.

„Avon, lass sie! Sie ist okay!”
Grandma Siobhán ...
Starr blickte Harmony die unimplantierte, lebende dimensionale Doppelgängerin ihrer Großmutter an. Sie verstand, wie schwer es damals Dad gefallen war, nicht Jason ebenso anzustarren - sie musste sich zusammenreißen.
Tyssa, nun ohne Mundschutz und Haarnetz, stützte den hirngematschten Latino, Avon steckte seine Waffe weg und überwand sich mühsam sogar dazu, Harmony aufzuhelfen. „Sie ist okay?”, fragte er dann aber nach.
„Sie hat ihn vom Mutterschiff geholt!”, sagte Tyssa energisch, „Trace ist schon unterwegs und in ein paar Minuten da - er hat auch einen Gefangenen mit.”
Harmony hob überrascht ihren Blick: „Einen? Es müssten doch zwei ... sein ...” Eine Überraschung war offensichtlich nicht genug, um die Ecke kam Ariel.
Ariel, rothaarig und mit grauen Augen - nicht Zoriel, leicht grauhäutig, dunkelhaarig und mit tiefblau strahlenden Augen.
„Mutter, Yasik verlangt nach dir”, sagte sie. Tyssa überließ es der Hybridin, Tonio zu stützen, und eilte davon.
„Sheryl, warum zeigst du dich?”, zeigte Avon Unverständnis.
„Sie ist okay, oder?” Sheryl zuckte knapp mit den Schultern.
„Ahhhhh!”, griff sich Harmony an die Stirn, „Jetzt weiß ich, wie ihr erfahren habt, dass die Implantate kaputt gehen!” Beide Männer sahen sie sichtlich unwissend an, während Sheryl verunsichert schien. „Kayla, oder?”
Die Halbjaridian kniff ihre Augen zusammen: „Woher wissen Sie das?”
„Wir stammen aus einem anderen Universum”, erklärte Harmony, „Ich kenne Sie dort - und ich weiß, was mein Vater hier in diesem Universum erlebt hat.”
„Aha ...” Sheryls Miene wurde ausdruckslos und kaum später knallte sie eine Zellentüre von außen zu.

Harmony wollte sich am liebsten die Haare raufen! Dies war nicht ihre Welt und ihr Wissen war trotz geerbter Erinnerung recht mager. Die Hybridin suchte sich eine möglichst bequeme Position und seufzte laut auf.
„Tja, tolle Leistung”, brummte Tonio auf seiner Seite der Pritsche, „wirklich tolle Leistung.”
„Oh, wir glauben Ihnen schon”, erklang Avons Stimme durch die Türe, „Es ist nur so, dass der letzte Kontakt zu einem anderen Universum eine Katastrophe war. Es war ein Fehler, ihm und seinem kahlen, zappelnden Freund zu vertrauen. Oh, Trace ist da - Sie müssen nicht mehr sehr viel Geduld haben.”
Harmony und Tonio wechselten einen knappen Blick - wenigstens tat sich etwas.

Und es tat sich schnell etwas: Sie wurden von Sheryl und Avon aus der Zelle gezerrt und aus diesem Gebäude in das deutlich ältere daneben bugsiert. Mitch (mit einem bunten Gesicht wie Kubismus und erdfarbener Tarnkruste auf seiner schönen dunkelgrünen Uniform) war da, Trace stand mit geladener Waffe neben ihm und sagte: „Ich mache nicht denselben Fehler wie Jason und Callahan.” Er wies auf eine dicke Metalltüre.
Harmony kam nicht dazu, in ihrem genetischen Gedächtnis nach Callahan zu graben, Avon stieß sie vorwärts, die Türe wurde vor ihr geöffnet und die Kimera purzelte vier Stufen einer Treppe hinunter, nur um schließlich auf einem Boden aus virtuellem Glas zu landen - Mitch und Tonio purzelten hinter ihr her, dann verschwand das virtuelle Glas kurz, dass die drei sich auf dem harten Stein zwei Meter darunter wiederfanden.
„Es wird schnell gehen!”, rief Trace ihnen noch zu, „Sie sind ja nicht bewaffnet.” Dann verriegelte er die Türe.
„Was meint er damit?”, murmelte Harmony verunsichert.
„Er sagte zuvor etwas von einem Opfer”, sagte Mitch und sah sich um, „Hinaufzukommen dürfte sich schwierig gestalten, ein Ausweg ist offensichtlich nicht geplant.” Er wies auf die großteils in kleine Teile zerstörte Treppe.
„Als Dad hier war, war die noch ganz. Damals war auch nicht vom Opfern die Rede ...” Sie wich zurück, als sich am Ende der ehemaligen Treppe die Wand öffnete. „Was zum ...”
Langsam, einen Schritt nach dem anderen, trat sie auf die Öffnung zu, Mitch stets direkt neben ihr, Tonio hielt sich im Hintergrund. Die Kimera hatte ein mulmiges Gefühl im Bauch, während der Soldat auf sie so wirkte, als wäre er auf alles vorbereitet. So wie Dad auch immer - lag vielleicht am Namen Liam Kincaid, den Mitch ja auch einmal gehabt hatte.
Schattenhaft huschte etwas durch ihr Blickfeld, Harmony hob abwehrend ihre Hände, allerdings ohne Shaqarava. In ihrem Gedächtnis regte sich etwas ... „Atavus!”

Sie prüfte die Verbindung zu Mit'gai - intakt. Er war es nicht.

Im nächsten Augenblick prallte sie auf den Rücken und ächzte leise, kaum später ließ der Atavus auch schon wieder von ihr ab - gezwungenermaßen, denn Tonio und Mitch kugelten nun mit ihm über den Boden ... in den Händen des Atavus glühte es bedrohlich, er war zweifellos sehr hungrig.
Es ging um Tonios und Mitchs Leben! Harmony riss den Atavus energisch zurück - er fixierte die Hybridin mit seinem Blick, hob seine Arme und griff an.
Er traf auf das strahlende Leuchten in den Händen der Kimera und hielt inne. Sie hatte Gedanken für ihn, nicht nur Energie. Sie gab ihm ein Gemeinwesen.
Von dichten Energiefäden mit dem Atavus verbunden trat Liam Kincaid über die glatten Steinfliesen des Seitenschiffs der Kirche, Da'an blickte langsam auf und hauchte: „Was habe ich getan?”
Harmony schloss ihre Hände um Da'ans, der so verzweifelt auf dem groben Steinboden kniete. Es war nicht seine Schuld. Er war Atavus gewesen, hatte nichts als Hunger und Leere gespürt. Wie damals der andere Da'an.

Die Seinen hatten ihn ausgestoßen, nicht mehr als würdig angesehen - weil er die Menschen verteidigt hatte.

Mitch rappelte sich auf und musterte Taelon und Kimera erstaunt - Tonio blieb liegen. „He, Arias!”, schlug er ihm gegen den Oberarm, „Alles okay?”
„Nein, es ist nicht alles okay”, sagte Harmony leise, „Sein CVI zersetzt sich - ich war nicht schnell genug bei ihm.” Mitch sah sie erschrocken an, dann blickte er wieder in Tonios regungslose Miene. „Ich kann das Implantat leider nicht stabilisieren”, fügte die Hybridin hinzu, „Kaputtmachen könnte ich es - aber kaputt ist es ja schon.” Apropos kaputtes CVI ... „Mitch, wo ist Ronny?”
„Frag mich etwas, was ich weiß ...” Er fühlte Tonios Puls und prüfte den Atem. „Wir haben uns verloren - bitte lach nicht: Ich bin in einen kleinen Erdrutsch geraten und unten von denen hier”, er wies auf die Türe, „aufgefangen worden. Verflixt, ich werde alt ... Generäle über sechzig gehören offensichtlich doch hinter Schreibtische.”
„Dann konnte Ronny also entkommen?”, fragte Harmony nach.
„Wahrscheinlich, aber ihm können wir gerade ohnehin nicht helfen”, stellte Mitch fest, „wir sollten uns lieber darum kümmern, hier raus zu kommen.” Tonio regte sich nun wieder und Mitch half ihm auf. „Irgendwelche Fluchtideen?”
„Die haben uns unsere Globals abgenommen”, überlegte Harmony, „du hast deines auch nicht mehr, oder?”
„Nein. Hast du vorhin Ron angerufen?”, fragte Mitch.
Die Hybridin zog eine Grimasse. „Er ging nicht ran.” Sie stellte sich auf ein Treppenbruchstück und reckte eine Hand fast bis ans virtuelle Glas. „Selbst wenn wir da irgendwie durchkämen, bleiben noch die kaputte Treppe und die dicke Türe.” Verdutzt stellte sie fest, dass selbige gerade geöffnet wurde - die kurzzeitige Hoffnung auf Freilassung verschwand aber sogleich wieder, als Ron hereinpurzelte und sich nach einem kurzen Flackern der Barriere ächzend auf dem harten Boden wiederfand.
„Soviel also dazu, dass Sie entkommen konnten”, stellte Mitch fest, „Wie geht es Ihnen?”
Ron schüttelte den Kopf. „Keine gröberen Blessuren. Harmony, geht es dir gut?” Sie nickte. „Wie lange seid ihr schon hier? Trace hat etwas vom Opfern gesagt, also ...” Jetzt wies sie auf Da'an und ihr Großvater schwieg betroffen, als er begriff.
„Ron, wissen Sie etwas über Trace?”, kam Mitchell auf die weitere Vorgehensweise zurück.
Ronny überlegte kurz und seufzte dann: „Ja, ich fürchte schon - sonderlich erfreulich ist nichts davon.” Er erhob sich und streckte sich etwas. „Trace war einer von Maiyas Leuten, bevor Jason sie überhaupt kannte”, erklärte er, „Er war dann von der Truppenfusion inklusive ... Anführerfusion nicht gerade angetan - er hatte ein paar Augen auf sie geworfen.”
„Entsprechend war er mit Sicherheit nicht gerade glücklich darüber, dass Maiya mit Dad mit ist”, vermutete Harmony.
„Bestimmt nicht. Bevor Liam hier war, war Trace jedenfalls ein Musterbeispiel für einen Aufrührer - eine persönliche Feindschaft verband ihn auch mit Callahan, meinem ... Jasons Stellvertreter, bevor dann Maiya das war.”
„Callahan ...”, runzelte Harmony die Stirn, aber sie kam schon wieder nicht dazu, in ihrem Gedächtnis zu graben, auch wenn sie nun das Gefühl hatte, förmlich danach greifen zu können.

Das virtuelle Glas flackerte und verschwand, ober der Treppe quietschte die Türe. Trace kam herein und mit ihm zwei Jaridians, die Harmony gerne als Vorjak und Kajiral begrüßt hätte - aber davon sah sie lieber ab, da beide ihre glühenden Hände drohend erhoben hatten. Ron stellte sich schützend vor Harmony, sein Skrill zischte leise.
„Wie ist das möglich?”, fuhr Trace die Gefangenen an, „Wie kann er wieder Taelon sein?”
Da'an erhob sich gemächlich und musterte den Menschen und die beiden Jaridians. „Ich hatte Hilfe!”, sagte er energisch, „Ich habe nun wieder ein Gemeinwesen und damit erhielt ich meine energetische Gestalt zurück.”
„Trace, ich verlange eine Erklärung!”, brachte sich Ron ein.
Trace trat eine intakte Treppenstufe hinunter und lachte kurz auf: „Nein, die Erklärung verlange ich! Wer hier ist in der Lage, ein Gemeinwesen zu geben? Vielleicht du, Jason?”
„Bitte, wie sollte ich das denn machen?”, gab Ron mit einem Augenrollen zurück.
„Offensichtlich warst du in der Lage, Jasons Erinnerungen irgendwie aufzunehmen”, sagte Trace eisig, „Das macht dich für mich unberechenbar - allerdings haben wir dich vorhin gerade erst hereingeworfen.” Er musterte Tonio, „Du nicht, dein Hirn ist ja Matsch”, und dann Mitchell und Harmony, „Bleibt ihr beide.”
Tonio machte große Augen und starrte zunächst Mitch an, aber dann blickte er zu Harmony und man konnte förmlich die Zahnräder einrasten hören. „Jae'yal!”
„Jae'yal?”, wiederholte Trace und griff nach seiner Waffe, „Ein Taelon? Erklärt mir das!”
Was sollte Harmony sonst tun? Sie legte ihrem Großvater eine Hand auf die Schulter und trat an ihm vorbei. „Ich bin Jae'yal - und ich verlange eine Erklärung für ... all das!” Sie blickte sich kurz im Gefängnis, oder auch der Opferkammer, um.
„Du verlangst?” Trace lachte.
Sie war Kimera, sie war die Tochter ihres Vaters! „Ich bin Jae'yal! Einer meiner Großväter ist der Kimera Ha'gel! Ich kann Dinge tun, die du dir nicht vorstellen kannst!” Sie hob ihre Hände und ließ ihr Shaqarava grell orangerot leuchten. Trace machte daraufhin einen passablen Satz rückwärts. „Wie gesagt: Ich verlange eine Erklärung!”
Trace, nun in Deckung hinter Vorjak holte tief Luft. „Callahans Wunsch ...”
„Dies war mit Sicherheit nicht Callahans Wunsch!”, unterbrach Da'an, „Ich kann nicht einmal zählen, was ich getan habe! Sie hätten mich töten sollen. Callahan konnte nicht wissen, was die Trennung vom Gemeinwesen bewirken würde - aber Sie wussten es nach seinem Tod ... den ich im Übrigen sehr bedaure.” Er begleitete seine Worte mit deutlich bedrückten Gesten und der dazu passenden fast verzweifelten Mimik.
„Callahan ...”, Harmony runzelte ihre Stirn und senkte etwas ihre Hände, „Ich ... erinnere mich jetzt. Er war mit Dad, Maiya, Jason und Augur auf dem Mutterschiff ... Dad hat ihm gesagt, dass er vertrauen muss.”
„Callahan hat vertraut”, sagte Trace abfällig, „und was hat es ihm gebracht? Da'an hat ihn getötet!”
„Ja.” Der Taelon senkte den Blick.
„Ich verlange eine Erklärung!”, wiederholte die Hybridin energisch und ließ weißgrüne Energielinien durch ihre Haut scheinen, „Du hast Da'an nicht getötet, als er Atavus war. Warum?”
„Callahan ...”
„Missbrauchen Sie nicht seinen Namen für Ihre Ausrede!”, unterbrach der Taelon den Menschen, „Sie haben mich als Waffe benutzt und mich mit Ihren Opfern am Leben gehalten!” Er sah entsetzt in seine Hände. „Wie viele habe ich getötet ... wie viele ...” Hinter der Trauer glomm in seinen Augen nun auch Wut.
„Trace, lass uns frei, sofort!” Harmony löste ihre Fassade nun ganz auf - ihr materieller Körper war zu wenig eindrucksvoll und gerade Eindruck war hier nötig.
„Ja ... klar.” Trace zeigte ihr den Vogel.
„Du kannst mich nicht aufhalten, Mensch!”
„Und die beiden?”, wies er auf die Jaridians.
Harmony verzog das Gesicht. „Willst du mich dazu zwingen, euch etwas anzutun?” Ein feuriger Schatten bewegte sich in ihren Augenwinkeln und im nächsten Moment zog Schmerz durch ihren Körper. Es tat so weh. Die Energie floss irgendwohin davon, Harmony bekam sie nicht recht zu fassen. Die Hybridin spürte nur am Rande, dass Ronny sie auffing.
„Harmony! Nein!”, rief er, „Harmony, bitte nicht ...”
Nein, bitte nicht ... sie musste sich konzentrieren. Sie war nicht tot, sie würde nicht sterben. Sie musste heilen ... sie musste ... es tat weh!
„Harmony! Bitte ... bitte!” Nicht nur Ronny sah sie besorgt an, auch Mitch und Da'an ... wo war Tonio? „Harmony ...” Ron schlug sachte auf ihre Wange, aber sie reagierte nicht, sie konnte sich nicht rühren.

Dad war vom Dach gefallen und hatte überlebt! Warum heilte Harmony selbst nicht?

Es tat so weh, sie war müde. Bitte nicht ... sie strengte sich an, mit aller Kraft spürte sie nach ihren zerrissenen Energiebahnen. Je mehr sie sich darauf konzentrierte, desto mehr tat es weh, aber sie durfte nicht loslassen!
Harmony ließ nicht los, sie konzentrierte sich. Sie ließ ihre Energie hell aufglühen - sie fühlte, dass sie einen guten Teil verlor, aber lange nicht alles: Die Energie fügte die zerrissene Struktur wieder zusammen. Nur die Shuttlelines-Uniform war gründlich verbrannt.
Die Hybridin atmete tief durch und lächelte matt. Ronny zog sie hoch und umarmte sie fest - aber nicht lange, Harmony sträubte sich frei und sah sich um. Immerhin war es hier gefährlich.

Nun, das war es wohl doch nicht mehr: Sheryl lehnte käseweiß an der Wand, ihr Vater stand besorgt neben ihr und gab ihr Energie - und Da'an ebenfalls! Kajiral hatte die Hände in den Hosentaschen - Trace stand jetzt hinter ihm in Deckung, so gut er es konnte, denn er war deutlich größer als der Jaridian und musste zudem eine Stufe höher stehen.
Harmony sah recht ratlos ihren Großvater an, dann fiel ihr Blick auf Tonio und Mitch, der sich um diesen kümmerte. Der Latino sah gar nicht gut aus, ein handtellergroßer Bereich seiner Uniform war vorne mittig weggebrannt und darunter kam tiefschwarzes Fleisch zum Vorschein.
Daher also der Geruch ... nicht nur von der Uniform.
Und Mitch war auch verletzt! - Bei ihm allerdings war es nur der Arm.

Was war da nur gerade passiert?

„Ronny ...?”, murmelte Harmony unsicher.
„Hilf Arias, los”, sagte Ron und hob seinen Skrill etwas, ohne direkt auf jemanden zu zielen.
Die Hybridin rutschte auf den Knien zum verletzten Latino und riss an der Uniform, dass sie das ganze Ausmaß der Verbrennung erkennen konnte. Es sah nicht gut aus. - Und dazu hatte Mitch noch gut zu tun, das ganze Blut von den Ohren wegzuwischen.
„Ich kann ... ich kann doch nichts für sein Hirn tun!”, rief Harmony verzweifelt, „Ronny ... ich ...”
„Halt ihn nur am Leben! Harmony, wir kommen zurück in unsere Welt und dort werden die Ärzte ihn wieder hinkriegen! Halt ihn nur bis dahin am Leben! Ja?”

Es sollte wohl beruhigend klingen - nur verfehlte es diese Wirkung völlig. Recht planlos begann die Hybridin, Energie an den Verletzten zu übertragen. Und zwar verdammt viel Energie.
Die Heilung der Verbrennung beschleunigte sich sichtbar und der Herzschlag stabilisierte sich - nur war das Gehirn über diese unverhoffte Gabe nicht ganz so glücklich. Für den Moment lebte Tonio aber und Harmony zog sich einen halben Schritt zurück.

„Wie geht es ihm?”, fragte Mitch leise.
„Es ist nicht auf Dauer”, schüttelte sie den Kopf und stemmte sich hoch. Bei der Gelegenheit entledigte sie sich ihrer Shuttlelines-Uniform und festigte ihre Fassade zum üblichen kimerianisch glänzenden Weiß mit blassgrünen Linien - dass sie auch Taelon und Jaridian war, ließ sie lieber beiseite und zudem blieb ihr Körperbau menschlich. „Ronny?”, legte sie ihrem Großvater eine Hand auf die Schulter, „Mehr kann ich nicht tun, jetzt sag mir, was hier los ist.”
Er reichte ihr seine linke Hand, und sie legte ihre rechte dagegen. Aus dem Nichts waren sie gekommen, zwei hellgrüne Lichtpunkte, die nur einen winzigen Augenblick später alles überstrahlt hatten. Einer hatte Mitch zur Seite gestoßen, der andere Tonio getroffen - und dann beide gemeinsam Harmony.
Und dann war unter der Energie, die die Kimera verloren hatte, ... Sheryls Tarnung zusammengebrochen.

„Was sollte das gerade bitte?”, fauchte Harmony Trace und die Jaridians an, „Sollte Da'an denn wieder ein Atavus werden? Oder wolltet ihr nur so zum Spass eine Kimera sauer machen?” Sie stemmte ihre Hände in die Hüften und stapfte auf Sheryl und deren Vater zu, wobei sie Da'an links liegen ließ. „Also?”, durchbohrte der Blick aus blassgrünen Kimeraaugen die Halbjaridian.
„Es gibt keine Kimera mehr”, sagte Vorjak fest und stellte sich schützend vor seine Tochter.
„Oh, ja”, rollte Harmony mit den Augen, „und deshalb ist das in jedem anderen Universum auch so, klar.”
Da'an war es, der die Aggression auflöste. „Sie ist Kimera”, sagte er, „wie auch ihr Vater, der mich damals überzeugte, dass die Wege der Synode falsch sind.” Er schob sich einfach zwischen Harmony und Vorjak - wie hieß der Jaridian nur in diesem Universum? Diese Frage beantwortete sich nun. „Narik, deine Tochter verdankt Jae'yals Vater das Leben!”, erklärte Da'an energisch, „Nur seinetwegen war ich bereit, die Portale vom Mutterschiff zu entwenden und später Sheryl mit Grundenergie zu versorgen.”
Portale zu entwenden?
„Yasik”, sprach Narik seinen Artgenossen an, „hol die Leiter!”
Kajiral - also Yasik - wandte sich zur Türe, doch Trace stellte sich ihm in den Weg: „Halt! Wir machen keinesfalls denselben Fehler wieder!”
„Und wenn es gar kein Fehler ist?”, gab Yasik kühl zurück, schob den Menschen beiseite und öffnete die Türe, „Tyssa, die Leiter!”
Siobhán ...”, murmelte Ron, als die rothaarige Ärztin unter ihrem Arm die verlangte Kletterhilfe hereinbrachte. Sie erwiderte seinen verwunderten Blick irritiert, schüttelte dann den Gedanken aus ihrem Kopf und ließ die Leiter herunter. Mitch mühte sich ab, Tonio hinaufzubringen, Ron folgte ihm, dann Harmony und zuletzt Sheryl, Narik und Da'an.

Die Rebellen im Zentralgebäude waren sichtlich nervös, so einige Waffen waren auf die ehemals gefangenen gerichtet, doch die beiden Jaridians und Tyssa hielten sie im Zaum. Trace stand vor Ärger förmlich kochend etwas abseits, aber er sagte nichts. Jedenfalls noch nicht, Harmony traute der Ruhe nicht.
Wie ging es weiter? Sollte sich die Kimera eine große Rede aus den Fingern saugen? Dad war der große Redner, nicht Harmony. Dad hatte ja auch seine private Medienberaterin!
Ronny und Da'an teilten sich diese Aufgabe, die Hybridin selbst musste nur zwei, drei mal einen Satz einwerfen und zur Bekräftigung hell aufleuchten. Das endgültige Wohlwollen der meisten Rebellen erhielt Harmony schließlich, als sie Sheryls Fieberschub durch eine großzügige Energiegabe beendete.
Da'an war sehr offensichtlich auf das Energielevel der Kimera neidisch, also gab sie ihm eben auch ein bisschen ab - sollte für fünfzig Jahre mindestens reichen.

* * *

Ronny und Mitch wurden von Yasik und einigen technisch versierten Menschen zum Shuttle begleitet - Harmony blieb in der Siedlung und hielt Tonios Hand. Ihr gegenüber saßen Tyssa, Narik, Da'an und Sheryl, letztere merklich bedrückt. „Es tut mir leid”, wiederholte die Halbjaridian immer wieder.
Die Kimera schwieg einige Zeit dazu, aber schließlich wurde es ihr zu bunt. „Schon gut! Ja? Ich lebe noch und an seinem Zustand sind Sie nur unwesentlich schuld!” Harmony war an seinem Zustand schuld, sie hätte ihn retten können.
Tyssa schlang nun breite Gurte um Tonio und die Trage und fixierte auch seinen Kopf - sie hatte zuvor auch noch einmal versucht, den Implantationskanal zu reinigen, aber der Erfolg war eher mäßig gewesen.
„Sie sind mit Ronald verwandt”, ergriff die Ärztin das Wort und setzte sich wieder.
„Seine Enkelin”, bestätigte Harmony.
„Mütterlicherseits.”
„Väterlicherseits. Kimera haben gewisse gestaltwandlerische Fähigkeiten, deshalb sehen sich die beiden nicht ähnlich. War nötig - Ronny war damals taelontreu mit Imperativ und durfte vom Vaterglück nichts wissen.”
„Aha ...” Tyssa lehnte sich zurück, kurz runzelte sie die Stirn, dann fragte sie: „Zeigen Sie gerade Ihre wahre Gestalt?”
Harmony seufzte leise. „Nein, nicht ganz.” Sie schloss kurz ihre Augen und konzentrierte sich darauf, die genetische Überlagerung nicht zu zeigen, nicht Harmony sondern Jae'yal zu sein.
„Jaridian!”, stellte Narik verdutzt fest, und als sie ihre Augen wieder öffnete fügte er erschrocken hinzu: „Und Taelon?” Mit einem Blick auf Da'an kämpfte er die Unruhe aber dann nieder. „Wenn Sie in Ihr Universum zurückkehren ...”, begann der Jaridian, „wird Da'an dann nicht wieder Atavus?”
Harmony grinste. „Nein, da draußen läuft irgendwo recht verloren Mit'gai herum - er ist im selben Mini-Gemeinwesen.” Sie legte ihren Kopf schief und versteckte ihre nichtmenschlichen Merkmale wieder.

Das Mini-Gemeinwesen alleine war nicht genug ...

„Tyssa, ich möchte Ihnen etwas zeigen”, murmelte Harmony und streckte der rothaarigen Frau eine Hand entgegen, „und Sie vielleicht um etwas bitten ...”

Tyssa stimmte zu - und Harmony tat, was sie noch nie getan hatte. Sie gab einen Teil ihres Gedächtnisses und einen Teil ihrer Energie ab, sie machte Tyssa zu etwas Besonderem. Trace stand unzufrieden in der Gegend herum, aber er schwieg weiterhin.
Es dauerte gut dreißig Stunden (plus Nachtruhe), aber schließlich war der Antriebskern repariert und Ronny brachte ein verschmortes, blaues Ding ins Krankenzimmer. „Sabotage”, sagte er, „Jemand wollte uns umbringen.”
„Nicht uns”, widersprach Harmony, „sondern euch und Dad. Dass ich den Flug mache, wusste ja kaum jemand.” Sie griff nach dem einen Ende der Trage und brachte mit Mitch Tonio ins Shuttle - für die Befestigung musste das Shuttle dann einige Auswüchse bilden, aber das war nicht zu schwierig zu veranlassen.
Die Kimera hatte die Achtung und den Respekt der Rebellen - Traces tatsächlich eingeschlossen, auch wenn er es nicht zugeben wollte. Tyssa kannte ihn zu gut (die beiden waren verheiratet!) und von ihr wusste es Harmony.
„Sie sieht gut aus”, bemerkte Ronny, als er und Mitch hinter Harmony im Shuttle saßen, „Ein paar Falten und graue Haare weniger ... und noch grünere Augen. Möchtest du mir etwas sagen?”
„So wie ich das sehe, muss ich dir nichts mehr sagen.” Sie hob ihre Hände und startete das Shuttle.
„So abweisend?”
Harmony seufzte, wandte sich um und sagte: „Ich gebe dieser Menschheit hier eine Chance! Wir hatten etwas, was die Taelons brauchten und nicht einfach nehmen konnten! Jetzt haben diese Rebellen hier es auch.”
„Warum hast du ihnen nicht einfach gesagt, wo sie Ha'gels Kapsel finden?”
„Das habe ich. Sie werden ihn finden.” Sie drehte sich nach vorne und winkte den versammelten Rebellen zu - und dann sprang sie in die Interdimension.
„Nicht dass ich dagegen wäre, bewahre, aber du hättest es vorher mit mir besprechen können”, sagte Ronny, „Folge dem exakt selben Kurs in die andere Richtung. Ich aktiviere das Gerät jetzt.”
Sie spürte es, es rumpelte heftig - aber kontrolliert. Als das Shuttle nach kaum fünf Minuten aus der Interdimension zurückkehrte, sah Harmony ... Washington. Sie setzte Kurs auf das Krankenhaus, genau gesagt auf die Einfahrt der Notaufnahme, um Tonio den Ärzten zu übergeben.

Die Notärztin hatte dann eine Hiobsbotschaft für Harmony: Eine Autobombe hatte Liam und Farrell erwischt.

 

Ende von Kapitel 2

 

Zurück / Back

 

Zum Seitenanfang