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  „Licht” von Veria,   Juni 2018
Mission Erde/Earth: Final Conflict gehören Tribune Entertainment Co., Lost Script Prod. Inc., Atlantis Films und VOX. Bitte veröffentlichen Sie diese Geschichte nicht ohne vorheriges Einverständnis der Autorin.
 
Thema:  Dimensionsreisende und Widerstand gehen gegen Nahema vor.
Zeitpunkt:  direkt anschließend
Charaktere: Liam, Harmony, Boone, Ha'gel, Lili, Corinna, Emily, Terry, Licau, Gren, (Augur, Street, Street, Doors, [Louise, Dominic, Polizisten, Nahemas Atavus, Da'an, Zo'or, Implantanten])
 
 

 

LICHT

Kapitel 7: Energie I

 

Dominic saß auf einem Bett in einem Dreibettzimmer im Hauptquartier, links von ihm Louise, Corinna und Street. Auf dem zweiten Bett, in der Mitte, lag Licaus Kokon, und auf dem dritten Bett saßen Liam und Ha'gel. Vier leere Pizzakartons stapelten sich schon neben der Tür, während zwei weitere Pizzen an zwei Betten verspeist wurden. Die beiden Kimera stellten ihre Pizzaachtel mit beachtlichem Appetit weg, tatsächlich waren die vier leeren Pizzakartons ausschließlich ihnen zuzuschreiben.
Sämtliche Köpfe wandten sich der Tür zu, als selbige von außen geöffnet wurde. William Boone trat ein, Nahema auf den Armen, und legte die blonde Atavus neben Licaus Kokon ab. Nahema war fast so grau, wie Dominic es von Zoriel kannte - und bei Nahema war diese Hautfarbe definitiv ungesund.
Liam stand auf und legte seine Hand auf Nahemas Brust, das Grau zog sich sogleich langsam zurück.
Doors trat ein und blieb in der Tür stehen. „Sie ist gefährlich!”
„Das ist sie”, bestätigte Liam, „aber mit ihr komme ich schon klar. Die andere macht mir eher Sorgen.” Er zog seine Hand zurück und straffte sich. „Wir haben ihre Bedingung jetzt ja erfüllt, also können wir weiterverhandeln.”
„Können wir nicht. Sie hat ihren Teil der Abmachung nicht eingehalten.”
Der Kimera zog die Brauen zusammen. „Wie viele Opfer?”
Doors verschränkte die Arme. „Der Punkt ist, dass ein Opfer vor wenigen Minuten starb.”
Liam wandte sich zu Ha'gel um. „Mach ihnen Kopfschmerzen”, sagte er grimmig - der Kimera in Licaus Gestalt nickte knapp.

Die blonde Atavus krümmte sich und fiel vom Bett.

„Geschieht ihr recht”, murmelte Dominic und biss in sein Pizzaachtel.
Corinna seufzte. „Aber was machen wir jetzt? Das ist doch auf Dauer keine Lösung!”
„Ganz zu schweigen davon, dass sich die Leute in unserem Universum sicher schon Sorgen machen ...”, ergänzte Louise.
„Das ist halb so wild”, sagte Liam, „Ich kann mir vorstellen, wie Lil lang und breit erklärt, dass wir nicht in Gefahr sind, und alle nur nicken, weil ihnen die Physik zu hoch ist.”
„Kannst du nicht”, warf Street ein, „Dir ist die Physik nämlich auch zu hoch. Außerdem ist Lil gar nicht da.”
Ein Global piepste - es war Williams. Der Implantant ließ es aufschnappen. „Lili, ist ...” Er runzelte die Stirn. „Harmony? Wo ist Lili? Ist alles in Ordnung?”
„Wir haben noch einen Atavus aufgegabelt, bei der Gelegenheit wurde Lili verletzt”, erklang die Stimme der Hybridin aus dem kleinen Gerät, „Er ist uns jetzt vor Kopfschmerzen fast vom Stuhl gefallen. Nahema?”
„Hält sich nicht an die Abmachung.”
„Das habe ich befürchtet. Wir sind gleich da.”
William schob sein Global zu und hakte es an den Gürtel. „Ich sage Dr. Park Bescheid”, sagte er und verließ an Doors vorbei den Raum.

Der Multimilliardär musterte die am Boden zusammengerollte Nahema und winkte einige Bewaffnete in den Raum. „Ich traue den Kopfschmerzen nicht”, sagte er, „Schießen Sie lieber zu früh als zu spät.” Dann ging auch er.

„Dann rühr ich mich besser nicht zu viel”, beschloss Dominic, „Ich bleib einfach hier sitzen und ess Pizza.”
„Ja, viel gesünder”, stimmte Louise zu.
Ein halbes Pizzaachtel später ging die Türe wieder auf, Harmony trat ein und an ihrer Schulter hing matt Gren.
„Hi”, sagte Dominic und grinste breit, „Das ging aber wirklich schnell.”
Die Kimera zwinkerte. „Bin direkt in der Garage aus der Interdimension gekommen”, sagte sie, „Spart viel Zeit.”
Direkt in der Garage? „Wow ...”
„Den Signalgeber hat sich gleich Augur geschnappt”, fuhr Harmony fort, während sie Gren neben Licaus Kokon absetzte, „und ich habe gesehen, dass er Unterstützung von einem 19-jährigen Rotschopf hat.”
Street sprang begeistert auf. „Echt? Klasse! Noch eine Street!”
„Weniger klasse ist, dass das Rückkehrportal nicht mehr dort liegt, wo ich es zuletzt gesehen habe”, sagte die Kimera, setzte sich zwischen Corinna und Louise und griff sich ein Pizzaachtel. „Wer hat denn die Pizza spendiert? Doors doch wohl nicht, oder?”
„Pizza alla Boone”, sagte Dominic, „Du ... hast Hunger.” Er runzelte die Stirn und starrte Harmonys leere Hände an.
„Mein Energielevel ist nicht mehr, was es letztens war.” Die Kimera nahm sich ein weiteres Achtel und einen großen Bissen.
„Also hast du uns echt ... zusammengesetzt und eingepackt, ja?”
Sie sah ihn an und schmunzelte. „Ja.”
Wow!” Er schaffte es nicht, seinen Blick von ihr abzuwenden. Er konnte sie doch aber nicht die ganze Zeit anstarren!
Andererseits, sie war Kimera und es wusste doch jeder, wie sehr er ... ach, er war ein Kimera-Freak, ja, aber in diese Kimera war er ernsthaft verliebt. Sie lächelte immer so schön, und keine andere Frau konnte so schnell essen wie sie.
Da war das nächste Achtel weg.

„Verhandeln ist ja jetzt nicht”, murmelte Harmony, „aber was unternehmen wir denn nun gegen Nahemas Truppe?”
„Nahema spürt ihr anderes Ich”, sagte Street, die inzwischen wieder saß, „und sie weiß sicher, dass zwei gleiche in einem Universum nicht auf Dauer leben können.”
Liam nickte. „Solange wir eine Nahema haben, läuft die andere Gefahr, an den Anfällen zu sterben.”
„Sie wird sich sicher nicht stellen. Wir müssen sie erwischen, bevor sie sich in ein anderes Universum verzieht.”
„Im Moment ist sie mal ziemlich durch den Wind”, sagte Harmony, „So wie die beiden da.” Sie wies auf Nahema und Gren. „Aber wir brauchen eine richtige Lösung, und von hier aus geht das nicht.”
„Stimmt”, sagte Liam, „vor allem nicht mit so vielen Wachen.”
Sie grinste schief. „Ja, stimmt.”
Zugleich schnellten beide Kimera auf die Tür zu, und nach kurzem grellen Aufflackern von Shaqarava sackten sämtliche Bewaffneten zusammen.
„Gut gemacht, Flöckchen.”
„Danke, Dad.”
„Okay, Ha'gel, pass auf Nahema und Gren auf”, bestimmte Liam, „Der Rest kommt mit mir!” Er legte kurz seine Hand auf das Türschloss und trat dann die Tür auf.
Dominic stand auf und begleitete seine Kameraden in den Hauptraum.

Augur saß an einem Computer, neben ihm eindeutig Street, auch wenn sie so unglaublich jung war und glatt noch jünger aussah. Hinter den beiden drängten sich William Boone und Jonathan Doors. Lili war ebenfalls in der Nähe, sie lag auf einem Sofa und bei ihr war Dr. Park.
„Sie entschuldigen, Mr. Doors”, sagte Liam, „Uns wurde da drin langweilig.”
Der Milliardär sah die Gruppe giftig an. „Was wollen Sie?”
„Wie sieht es aus, Augur? Schon was ausgelesen?”, fragte die ältere Street. Der Hacker schüttelte ärgerlich den Kopf. „Kannst du Hilfe von jemandem brauchen, der sich mit Atavus-Technologie auskennt?”
„Klar!”, rief die jüngere Street aufgeregt, „Los, komm rüber. Mit dir kriegen wir das schon gebacken.”
„Ich darf dich nicht berühren, sonst merkt das Universum, dass wir zwei gleiche sind. Aber mit Augur zwischen uns geht das schon.”
„Klingt gut, Schwester.”
Boone machte der älteren Street Platz, Doors fügte sich missmutig. Sie zeigte auf den Bildschirm. „Hier, seht ihr die Messspitze?”
„Nein ...”
„Ich auch nicht. Aber das ist die Datenfrequenz. Ich hatte drüben die gespeicherte Messung nochmal danach durchsucht - aber die Messung war nicht genau genug, um mehr zu sehen, als dass da was ist, und unser Kristall war da schon zerstört.”
„Ich starte einen Schmalbandscan”, sagte die jüngere Street eifrig tastaturklappernd, „Wenn da Daten sind, finden wir sie.”

„Was Nahemas Atavus angeht”, ergriff Liam wieder das Wort, „Wir werden sie suchen und finden. Wo wurden die Opfer entdeckt?”
„Ich bin noch immer nicht sicher, dass ich Ihnen trauen kann, Liam”, sagte Doors kühl, „Allerdings spricht Street für Sie - und auch Boone und Marquette trauen Ihnen mittlerweile.” Seine Miene wurde einen Hauch freundlicher. „Sogar Dr. Park.”
„Das freut mich.”
„Das war zu erwarten. Eine Sache ist da aber noch, Liam.” Doors trat am Computertisch vorbei und baute sich vor dem Kimera auf. „Sie sind ein Hybrid, also ist Ihre Mutter ein Mensch.”
„Ja. Und mein zweiter Vater auch.”
„Wer sind also Ihre menschlichen Eltern?”
„Siobhán Beckett und Ronald Sandoval.”
Der Milliardär sah Liam durchdringend an. „Beckett und Sandoval! Und dann soll ich Ihnen trauen?”
„Ein Sohn von John Smith und Mary Jones wäre vertrauenswürdiger?”, fragte der Kimera, „Wenn ich das gewusst hätte, hätte ich vielleicht gelogen. Aber dann wäre ich natürlich auch wieder nicht vertrauenswürdig.”
„Sehr witzig ...” Doors straffte sich und streckte ihm die Hand hin. „Also gut, Liam.” Der Kimera ergriff die gebotene Hand und drückte sie kräftig. „Boone, zeigen Sie Liam die Karte, wo die Opfer gefunden wurden.”
„Danke.”
Doors kehrte zu Augur und den beiden Streets zurück.
Boone winkte Liam und den anderen, ihm zu folgen. „Oh, Jonathan”, der Implantant wandte sich kurz um, „Costello und Fitzpatrick? Sie wissen beide schon sehr viel.” Der Milliardär seufzte kurz und nickte dann. Boone bog rechts ab und öffnete die Tür zu einem weiteren Nebenraum.
Liam trat ein und grüßte: „Hallo, Emily, Terry. Wie geht es Ihnen?”
„Gut, danke”, sagte Officer Costello, der im Zimmer auf einem Bett saß, „und Sie sind Liam. Sie haben sich sehr verändert.”
Die Frau, die auf einem der anderen Betten saß, runzelte die Stirn. „Wo ist Ha'gel? Ist alles in Ordnung?”
Liam nickte. „Ja, mit ihm ist alles in Ordnung - aber wir haben mit einer Gruppe anderer Aliens zu tun.” Er setzte sich neben sie, Dominic nahm auf der anderen Seite neben ihr Platz - gegenüber, neben Terry, setzten sich Lou und Corinna.
William Boone entfaltete mit Harmonys Hilfe einen Stadtplan auf dem mittleren Bett und zückte einen Filzstift. „Acht Opfer wurden gefunden”, sagte er, „alle in derselben Gegend.” Er machte acht Kreuze zwischen dem Krankenhaus und dem Potomac River.
„Das ist nicht in der Nähe von Nahemas Portal”, stellte Harmony fest, „aber es ist in der Nähe der Ultraviolet ...”
„Ultraviolet Dance Bar”, sagte Liam, „Da drunter ist eine Atavus-Kammer.”
„Ich weiß nur von der”, sagte sie, „weil Zoriel dort undercover war. Aber dir hat Mitch die ganze Liste gegeben.”
Der Kimera stand auf, nahm Boone den Filzstift aus den Händen und malte fünf Kreise auf die Karte - drei der Kreise waren im selben Bereich wie die acht Kreuze. „An die kann ich mich halbwegs genau erinnern”, sagte er, „aber es sind mehr - die Liste war 27 Einträge lang.”
Boone nahm den wieder Filzstift entgegen und fragte: „Zoriel? Mitch?”
„Zoriel MacDougal, Agentin”, sagte Liam, „General Mitchell Hendrik, stellvertretender Leiter der planetaren Verteidigung.” Er wies auf einen der Kreise. „Die Ultraviolet Dance Bar halte ich für den vielversprechendsten Ort. Die Kammer hat 16 Kapseln, und in einer Disco finden Atavus sehr leicht Opfer.”
„Und Nahema hat keine Ahnung, dass wir von der Kammer wissen”, ergänzte Harmony.
Dominic räusperte sich. „Ähm ... vielleicht sind gar nicht so viele echte Atavus wach”, ergriff er das Wort, „mit 16 Kapseln unter einer Disco lassen sich schnell viele Menschen hybridisieren.”
Harmony nickte. „Er hat recht. So schnell, wie Licau gespürt hat, dass die Atavus mehr werden, kann Nahema wohl kaum die ganzen anderen Kammern ausgegraben haben. Die meisten sind also Hybriden!”
„Das macht es schwieriger, sie zu erkennen”, seufzte Liam.
„Aber, sobald die Signalgeber kaputt sind, kriegen die wieder ein Gewissen - bei den Atavus selber ist es nicht ganz so einfach.”
„Also warten wir drauf, dass Augur und die Streets die Daten ausgelesen haben?”, fragte Lou, „Bis die Hybriden ihr Gewissen zurück kriegen, dauert es dann auch noch fünf Stunden!”
„Äh ... die haben doch aber jetzt alle Kopfschmerzen, oder?”, warf Dominic ein, „Da sind sie ja nicht so kampfstark und sparen sich vielleicht auch das Aufspießen.”
Boone wandte sich um, zückte sein Global und verließ den Raum. „Bin gleich wieder da.”

Wen wollte er denn so dringend anrufen?

„Harmony, würdest du bitte ein bisschen Energie an Terry abgeben?”, fragte Liam.
Sie seufzte. „Überaus viel habe ich davon derzeit nicht übrig.”
„Nicht die volle Dröhnung, nur den Schutz vor Atavus-Energiekontakt - und du kriegst es gleich zurück.”
„Na dann, okay.” Sie wandte sich dem Polizisten zu. „Wenn Sie einverstanden sind, Officer.”
Er hob den Blick und musterte sie einige Momente, dann schüttelte er langsam den Kopf. „Ich ... verzichte, danke.”
Harmony nickte knapp - Dominic blinzelte irritiert. Er an Terrys Stelle hätte ein solches Angebot niemals auch nur im Traum abgelehnt.

„Wir haben etwas”, erklang Boones Stimme durch die Tür, dann kam der Implantant selbst herein. „Das Drogendezernat hat eine Meldung über die Ultraviolet Dance Bar bekommen. Eine plötzliche Kopfschmerzepidemie.”
„Dann sehen wir uns das an”, schlug Liam vor, „Soll Ha'gel auch mit? Kampfstark ist er definitiv, das kann ich Ihnen versichern.”
„Daran zweifle ich nicht. Wo ist er gerade?”
„Passt auf Nahema und Gren auf - die beiden brauchen aber eigentlich keine so ernste Bewachung, sie sind ziemlich fertig.”
„Und Gren ist außerdem nicht so übel”, warf Harmony ein.
Boone runzelte die Stirn. „Sie kennen Ihre Leute, Liam, und Sie kennen auch Ha'gel. Planen Sie es.”
„Also gut. Corinna, Louise, was traut ihr euch zu?”
„Ich hab mal Howlyn auf die Nase gegeben und hab mal per Shaqarava Dosen geschossen”, vermeldete Corinna, „Im Moment hab ich zwar keins, aber da kannst du mir ja aushelfen.”
Lou kratzte sich am Haaransatz. „Ich ... äh ... ich hab mal Zalyc eine Nadel in den Arm gestochen? Nein, Liam, ich bin Ärztin, ich bleib lieber in Deckung.”
Dominic streckte sich. „Ich hab ...”
„Keine Chance”, unterbrach Liam, „Ich werde sicher nicht einen 16-jährigen ohne Ausbildung in den Kampf schicken.”
„Aber ich hab mit Farrell Pa'dar trainiert!”, protestierte Dominic.
Der Kimera seufzte ausgiebig. „Und auch Farrell hab ich vom Kampf tunlichst ferngehalten, und das, obwohl er als Kimera kaum totzukriegen ist - im Gegensatz zu dir!”
„Ich sehe das übrigens ganz genauso”, ergänzte Boone energisch, „und ich bin davon überzeugt, dass das mein anderes Ich in deinem Universum auch tut!”
Dominic senkte verlegen den Kopf. „Na gut, Dad.”

* * *

Harmony spähte über den Müllcontainer auf den Eingang der Disco unter dem auch tagsüber (es war Winter, also dunkel genug) psychedelisch blinkenden Reklameschild. Es gab keinen Türsteher, auch sonst war niemand zu sehen, außer den beiden Polizisten, die neben ihrem Wagen auf die Kollegen und den Arzt warteten, die gerade in der Disco waren.
„Nochmal: Alle, die durch meine Energie geschützt sind, sind nur vor Energiekontakt mit Atavus geschützt”, sagte Harmony, „Ein Hybrid kann euch trotzdem aufspießen.” Sie sah zu Corinna. „Bist du sicher, dass du Shaqarava beherrschst?”
In Corinnas Händen flackerte es kurz blassgrün auf. „Ja.”
Lili (wieder vollständig gesund), Terry und Emily prüften ihre Waffen - Emilys war ein Gewehr, mit Faustfeuerwaffen konnte sie nicht umgehen.
„Ha'gel?”, fragte Liam.
Der Kimera in Atavusgestalt fuhr die Krallen aus. „Ich kann auf Licaus Erfahrung bauen.”

Nicht dass das im Vergleich zu den Atavus in der Disco viel war - Licau war immerhin erst 17.

Boone richtete sich auf, als eine Polizistin aus der Disco kam.
„Rick, Ben, alles klar, keiner in Lebensgefahr und der Dealer ist auch gar nicht da. Könnt ihr uns bei der Personalienaufnahme helfen?”
„Das riecht nach einer Falle”, murmelte er.
Aber warum war die Polizistin nicht von Kopfschmerzen geplagt?
Da stimmte etwas nicht. Halfen Schmerzmittel gegen die Auswirkung des Signals? Oder war bei einer so frischen Hybridin der Empfang noch nicht so gut?
Oder war sie doch keine Hybridin?
„Ha'gel?”, fragte Liam leise - er hatte sich offensichtlich dieselben Fragen gestellt wie Harmony.
„Ich kann es nicht erkennen, mein eigenes Signal überdeckt alles”, antwortete der Kimera.

„Dann eben auf bloßen Verdacht ...”

Liam stand auf und ging etwas eilig über die Straße. „Entschuldigen Sie, Officers, ich brauche Hilfe”, rief er - die Polizistin sah genervt aus, Rick und Ben wandten sich um.
„Wie können wir Ihnen helfen?”, fragte einer der Polizisten, da sackten schon beide bewusstlos nieder.
Die Polizistin fuhr leuchtende Krallen aus - Liam schoss auch sie nieder, damit war die Hybridin keine Gefahr mehr. Er winkte die anderen herbei und begann dann, einen der Polizisten hinten ins Polizeiauto zu tragen.
Terry stemmte die Fäuste in die Hüften. „So, das ist also nicht Ihre Lieblingsbeschäftigung, ja?”
Liam grinste breit. „Sie haben schon Recht, ich mache das viel zu oft.”
Harmony hockte neben der Hybridin nieder und tastete sie ab - mehr als das, was an einer normalen Polizistin zu erwarten war, fand sie aber nicht. „Das gefällt mir nicht”, sagte sie, „Eigentlich hätte sie komplett durch den Wind sein müssen.” Sie sah zu Ha'gel.
„Ich verstehe es nicht”, sagte dieser, „Licau weiß, dass es in eurem Universum auch auf Hybriden gewirkt hat - aber diese Frau ist frisch hybridisiert, vielleicht ist es das.”

„Ich gehe voran”, beschloss Liam, „Commander Boone, Harmony, erste Reihe. Terry, Lili, Ha'gel, zweite Reihe. Emily, Corinna, bleibt im Hintergrund, zielt genau und ruft sofort nach Hilfe, wenn ihr angegriffen werdet.”

Harmony wechselte einen kurzen Blick mit William, dann huschten sie Liam nach in die Disko. Schnell ersichtlich schien Ha'gels Signal hier durchaus zu wirken - Harmony schätzte dreißig Personen, die da am Rand der Tanzfläche lagen oder an der Bar hingen. Einige Trennwände, deren oberer Teil als Gitter ausgeführt war, teilten Nischen mit kleinen Sitzecken ab - dort waren allerdings nur gelegentlich ein Paar Beine oder ein herunterhängender Arm zu sehen. Vereinzelt zuckten oder stöhnten die Hybriden, die meisten regten sich allerdings überhaupt nicht, waren vermutlich bewusstlos. Die vier Diskokugeln und die unzähligen kleinen Scheinwerfer an der Decke waren ausgeschaltet, entsprechend blinkten nur die kleinen grünen Lämpchen an den Überwachungskameras.
Wo waren der Arzt und der letzte Polizist? Die beiden waren zweifellos auch hybridisiert worden.
William machte einige Schritte von der Gruppe weg und spähte hinter die Bar, dann nickte er knapp. Liams energetische Ausstrahlung war höchste Aufmerksamkeit, während er vorsichtig über die Tanzfläche trat. Harmony begann, die Nischen zu überprüfen - tatsächlich lag schon in der ersten ein waschechter Atavus.
Liam erreichte inzwischen die beiden Türen mit aufgemalten Strichmännchen respektive -weibchen und drückte die mit dem Weibchen auf (Dad, das ist nur in einer Razzia erlaubt, ja?). Harmony fand eine deutlich unscheinbarere Tür und trat sie auf. Dahinter erkannte sie eine beachtliche Couchlandschaft, auf der auch wieder leblos Hybriden lagen - und Nahrung, Menschen mit aufgerissenem Brustkorb.
Ein einzelner kurzer schriller Ton erfüllte die Disko und sämtliche Hybriden sprangen auf. Hatten die etwa Waffen in den Fäusten versteckt? Harmony schoss die beiden am nächsten bei der Tür nieder, sprang zurück zur Tanzfläche und knallte dabei die Tür zu.
Die Hybriden hier schossen bereits, alle auf dasselbe Ziel - Ha'gel!
Nein!
Harmony löste ihre Gestalt auf, ihre Energie schlug nach den Hybriden in ihrer Nähe. Flüchtig nahm sie Skrillschüsse wahr, deutlicher war der grün-weiße Energiewirbel, der ihr Vater nun war.
Ha'gels Fassade zerriss, die Körperenergie flog in bunten Energiefetzen davon, Liams grün-weißer Energiewirbel umfasste schützend die nun blanken Hauptenergiebahnen. Zwei Hybriden gingen durch einen Kopfschuss von Lili zu Boden, ein weiterer war anderweitig durchlöchert und derzeit ebenfalls außer Gefecht.
Harmony wirbelte weiter, vergiftete den Atavus aus der Nische, betäubte zwei Hybridinnen und brannte einem Hybriden den rechten Arm weg.
Ein Skrillschuss flitzte an ihr vorbei und traf eine Hybridin, Terry leerte sein Magazin auf einen recht unbeeindruckten Atavus, dem Emily dann den Kopf mit Schrot füllte. Corinnas blassgrüne Shaqarava-Entladungen gingen zwar meist fehl - aber wenn sie traf, war ein Hybrid erledigt.
Noch immer schossen Hybriden auf Ha'gel (und den diesen umfassenden Liam) und nun strömten weitere Hybriden herbei, die sich nicht nur auf Ha'gel konzentrierten, sondern Krallen voran die Menschen ansprangen.

Liam und Harmony würden dieses Gemetzel überleben - aber der Rest nicht!

Die Elfdimensionale schuf einen Nexus, bereitete eine sechsdimensionale Transportblase vor und riss dann ihre Kameraden mit sich in die Interdimension.
Und zwei Hybriden - aber zwei überraschte Hybriden waren keine Herausforderung und wenige Sekunden später von William respektive Corinna niedergeschossen.

Nach einigen Momenten erst fand Harmony zu einer klaren Körperform zurück und baute ihre Fassade auf - matt auf dem weiß schimmernden Boden der Blase kniend. Neben ihr formte auch Liam seine Gestalt, Ha'gel allerdings blieb diffuses Schimmern durchzogen von schwachen, dunklen Energiebahnen.

„Was ... was ist gerade passiert?”, wisperte Emily.
„Eine Flucht”, sagte Harmony, „Die hätten uns aufgerieben.”

Boone trat näher, sah auf Ha'gel und Liam und dann zu Harmony. „Wir wurden erwartet. Sie haben gezielt Ha'gel ausgeschaltet und dann ohne Kopfschmerzen weitergekämpft.” Er runzelte die Stirn. „Wie geht es ihm?”
Liam sah auf. „Fast tot. Es wird dauern, bis er wieder auf den Beinen ist.”
„Was ist im Hauptquartier?”
Der Kimera zögerte einen Moment. „Gren ist bei vollem Bewusstsein und Licau ist aus dem Kokon”, sagte er dann.
„Und Nahema ist gefährlich”, stellte William fest.
„Ja. Aber eine Atavus gegen zwei.”

Harmony straffte sich. „Ich ändere den Vektor”, beschloss sie und konzentrierte sich eben darauf, „Ankunft im Hauptquartier in fünf ... vier ...”
Lili und Terry prüften ihre Waffen und schoben frische Magazine ein.
„... drei ...”
Corinna ging leicht in die Knie und ließ Shaqarava aufglühen, Emily spendierte ihrem Gewehr etwas Munition.
„ ... zwei ...”
Boones Skrill zischte, Harmony stand auf. Liam löste seine Fassade und Form auf und umfasste schützend Ha'gel.
„... eins ...”
Es blitzte weiß, dann standen sechs kampfbereite Personen mitten im Hauptraum unter der Kirche. Aus dem Augenwinkel sah Harmony leuchtende Krallen und wandte sich schnell um - Entwarnung, es waren Licaus Krallen in Nahemas Brustkorb.

Gren lag daneben, spuckte Blut und drückte seine Hände gegen eine beachtliche Bauchwunde - aber ein Atavus, der nicht klar tot war, wuchs ja wieder zusammen.

Licau richtete sich auf, mühsam beherrschte Wut blitzte in ihren Augen. Die Atavus war, frisch aus dem Kokon, völlig nackt - glatte Haut am ganzen Körper, nichts zu sehen, was bei einem nackten Menschen zu finden wäre, stattdessen hatte sie nur eine V-förmige vertiefte Linie über Bauch und Brust.
Sie tastete Nahemas blassgrünen Riffelanzug ab, fand eine kleine Tasche und darin eine Phiole - durch einen Tropfen der blauen Flüssigkeit lockte sie dann ihren eigenen, schwarzen, Riffelanzug aus der Haut hervor.

Inzwischen wagte einige Menschen, ihre Köpfe hinter Sofas, Geräten und umgeworfenen Tischen hervorzustrecken - Doors, in den Händen eine Pistole, knirschte mit den Zähnen. „Erklären Sie!”, verlangte er, „Wo kommen Sie alle plötzlich her?”
Boone runzelte die Stirn und sah zu Harmony, jene musterte kurz besorgt Ha'gel und ihren Vater - die Energielevel glichen sich deutlich merkbar aneinander an, auch wenn da noch ein immenser Unterschied war. „Wir wurden erwartet”, sagte die Kimera, „Die Atavus haben Ha'gel so schwer verletzt, dass er Licaus Gestalt verloren hat. Damit war das Kopfschmerzsignal weg, wir wurden beinahe aufgerieben - Flucht war die einzige Möglichkeit, also ... habe ich teleportiert.”
Teleportiert.”
„Richtig. Ich kann das.” Sie ließ ihre rechte Hand durch die Luft gleiten und spürte nach dem Nachhall des Nexus. „Wir sollten den Atavushybriden ihre Abreibung zurückgeben. Ich bezweifle, dass sie uns nach unserer Flucht so schnell zurück erwarten - und zudem ist jetzt der Nexus noch da und die Teleportation entsprechend einfach.”
„Gren und ich kommen mit”, warf Licau ein, „Die Nahema da ... Exitus, kein Problem mehr.”
„Dafür bleibt Ha'gel da.” Harmony kniff die Augen zusammen und verstärkte den Nexus. „Dad? Packt er es schon ohne dich?”
Mitten im weißgrünen Flirren formte Liam seine Gestalt, beide Hände hell glühend auf die dunklen Energiebahnen seines Vaters gelegt. „Nein, noch nicht - gib mir zwei Minuten.”
Doors stapfte einen Schritt näher. „Sie haben das Risiko massiv unterschätzt!”, knurrte er, „Es steht nicht zur Debatte, dass Sie wieder ...”
„Das Risiko ist jetzt bekannt”, widersprach Harmony, obwohl sie ihm im ersten Punkt in Gedanken recht gab - Dad war einfach hineingestürmt und Ha'gel hatte den Preis bezahlt. Der Zustand der Polizistin hatte doch schon verraten, dass nicht alle Hybriden nur kopfschmerzgeplagt herumlagen - die unerwarteten Waffen kamen auch noch dazu.
„Was, wenn Ihr Teleporter beschädigt wird?”, fragte Doors.
Die Kimera blinzelte verdutzt. „Sie missverstehen. Es gibt kein Gerät. Ich kann teleportieren.”
Jetzt blinzelte auch er. „Sie? Wie?”
„Im Grunde mache ich das gleiche, was auch ein Shuttle macht, nur rein intuitiv.”
„Eine Kimera-Fähigkeit?”
Sie atmete tief durch. „Eine neu erworbene Fähigkeit meiner Mutter”, sagte sie, „Sie ist ... genetisch sehr außergewöhnlich wegen eines Selbstexperiments.”
„Welche Art ... Experiment?”
„Fragen Sie nach! Dr. Joyce Belman arbeitet schon an diesem Projekt! In gut einem halben Jahr wird sie ausgebremst und wird beschließen, den verschobenen Test am Menschen schlicht an sich selbst durchzuführen.”
Doors kniff die Augen zusammen. „Sie sind Dr. Julianne Belmans Enkelin?”
Harmony nickte nur knapp.
Er verzog das Gesicht und wandte sich ab. „Das spielt keine Rolle”, beschloss er.
„Für Sie aber doch”, sagte sie und folgte ihm einige Schritte, „Ich habe das Gedächtnis meiner Mutter.”
Doors musterte sie einen Moment lang, dann fragte er: „Kennen Sie mich, persönlich? Oder nur durch Ihre Mutter?”
„Ich ... war erst 18 Monate alt, als Sie in meinem Universum starben. Mir wurde gesagt, dass Sie mich ein paar mal gehalten haben, aber erinnern kann ich mich daran nicht.”
Er verschränkte die Arme. „Woran bin ich gestorben?”
„Autounfall.”

„So, jetzt”, erklang Liams zufriedene Stimme, „Wir können gehen, Ha'gel packt es ohne mich.” Er erhob sich, festigte seine Gestalt und die menschliche Fassade und trat einige Schritte von Ha'gel weg. „Gren?” Der vormals verletzte Atavus war nur noch äußerlich blutig und nickte knapp. „Emily? Terry?”
Der Polizist entsicherte seine Waffe und sah kurz zu Emily, die grimmig nickte. „Bereit.”
„Commander Boone, Captain Marquette?” Beide nickten, Liam sah zu Corinna, die ebenfalls knapp nickte, dann zu Harmony. „Also los.”
Die Kimera winkte die Gruppe näher zu sich, schloss die Augen und griff nach dem verblassenden Nachhall des Nexus. Sie verstärkte ihn und gab ihm einen Vektor, dann schuf sie die Transportblase und riss die ganze Gruppe mit in die Interdimension.

Es war leicht, die Ultraviolet Dance Bar wieder zu finden, die Spur der vorigen Teleportation war noch klar und deutlich wahrnehmbar.

Liam begab sich zu Corinna, Harmony stellte sich zu Terry und Emily - die drei waren am wenigsten für einen solchen Kampf gewappnet. Die Kimera zählte von drei abwärts, dann löste sie die Transportblase mitten auf der Tanzfläche der Disco auf.
Etliche Hybriden waren da, von bewusstlos bis schwerverletzt war alles dabei. Ein etwas grauer Atavus mühte sich ab, trotz seiner Vergiftung aufrecht zu stehen, bei ihm waren Nahema und die hybridisierte Polizistin - letztere hielt einen panischen Polizeikollegen am Kragen, offensichtlich als Stärkung für den Vergifteten gedacht.
Die Polizistin sackte von einem Skrillschuss getroffen nieder, kaum einen Augenblick später hatte ein fauchender Gren seine Krallen in Nahema versenkt - Terry zog den Polizisten weg. Harmony schoss derweil auf den bereits vergifteten Atavus.
Liam, Lili, Boone und Licau eilten, die Nebenräume zu sichern - Corinna gönnte derweil den kampfunfähigen Hybriden der Reihe nach eine zusätzliche Betäubung per Shaqarava.
Harmony spähte nun, begleitet von Emily, in jede der abgetrennten Nischen - die wenigen bewusstlosen oder verletzten Hybriden dort wurden ebenfalls erneut betäubt.

War noch etwas im Busch?

Nahema war gründlich aufgespießt, der graue Atavus ebenso gründlich außer Gefecht gesetzt - aber in der Kammer waren 16 Kapseln, das bedeutete, dass noch 15 Atavus fehlten. Wo waren die?

Harmony kehrte auf die Tanzfläche zurück. Der gerettete Polizist war inzwischen nicht mehr panisch, er schien nicht einmal mit Gren ein Problem zu haben - aber diesem Atavus hatte er ja auch sein Leben zu verdanken.
„Gren, es müssten noch 15 Atavus sein”, sagte die Kimera, „Kannst du in etwa feststellen, wo sie sind?”
„Sie sind in der Nähe. Ich spüre aber mehr als 15 - die Hybriden?” Sie nickte knapp. „So stark? Menschen sind erstaunlich.” Der Atavus machte einige Schritte und konzentrierte sich sichtlich. „Es tut mir leid, ich kann sie nicht unterscheiden. Aber sie werden weniger.” Er wandte sich um und lächelte. „Das Mädchen hat eine sehr starke Stimme.”
„Licau? Ja. Sie ist stark.”
Die Eingangstür fiel aus den Angeln, vier Atavus stürmten herein - Harmony hob ihre Hände und schoss ihnen eine giftige Breitseite entgegen, gefolgt von einer weiteren Breitseite für die dahinter herein drängenden Hybriden. Terrys Dienstwaffe knallte, auch Emilys Gewehr fand gut Verwendung und nicht zuletzt beteiligte sich auch Corinna per Shaqarava daran, dem Ansturm Einhalt zu gebieten. Sogar der gerettete Polizist schoss den einen oder anderen Hybriden ab. Gren war sichtlich ebenfalls bereit, sich einzubringen, aber mitten ins Kreuzfeuer sprang er verständlicherweise nicht.
Es kamen immer mehr Hybriden, alle mit ausgefahrenen leuchtenden Krallen, durch die Tür, als würden sie gar nicht begreifen, wie aussichtslos es war. Sie ließen sich einfach wohldosiert abschießen.
Versuchten es welche bei den Fenstern? Harmony sah sich kurz um - bei diesen Fenstern würde nur ein Kind durchpassen.

„Ich spüre die meisten nur mehr sehr schwach”, sagte Gren schließlich, als keine Angreifer mehr durch die Tür kamen, „nur Licau unverändert stark. Aber es sind auch sonst noch einige recht stark.”
Von elf Atavus wusste Harmony nicht, wo sie waren - wenn die im Gemeinwesen noch so stark waren, war das nicht gut. „Bleibt hier, ich sehe nach den anderen”, beschloss die Hybridin, dann schweifte ihr Blick zum geretteten Polizisten, der seine Dienstwaffe gerade mit neuer Munition füllte. „Geht es?”, fragte sie.
Er erwiderte ihren Blick und deutete ein Nicken an. „Es geht, danke.”
„Ähm, Harmony”, sagte Corinna, „ist es wirklich klug, dass du uns alleine lässt? Was, wenn die nur Pause machen und da noch eine Ladung kommt?”
„Dann werden sie es bereuen”, sagte Gren grimmig und fuhr seine Krallen aus.
Corinna gab sich zufrieden, die Hybridin verschwand durch eine Tür neben der Bar in einen Lagerraum.

Links waren Getränkekisten gestapelt, rechts in einer Nische waren unter einem Schlauchgewirr die Fässer für die Schankanlage untergebracht, daneben stand ein Regal mit Chips und anderem Knabbergebäck. Der Boden war gepflastert mit Hybriden und ein paar einzelnen Atavus (blieben acht), dass Harmony Mühe hatte, Platz für ihre Füße zu finden - nach einigen langsamen Schritten beschloss sie, sich mit der Suche nicht aufzuhalten und einfach irgendwohin zu treten.
Links war eine Tür, dahinter ein kleiner Raum mit Schreibtisch, Computer und viel verstreutem Papier. Auch rechts war eine Tür, sie führte zu einem kleinen Waschraum mit Loch im Boden und darin einer Leiter - Harmony sprang hinunter und leuchtet mit ihrem Shaqarava die Umgebung aus.
Der Tunnel war leicht abschüssig, in gut 20 Metern Entfernung glomm ein Lichtschein von links, dem Harmony eilig folgte. Als sie um die Ecke bog, sah sie die 16 Kammern und sechs der gesuchten acht Atavus samt einer beachtlichen Anzahl Hybriden - Licau hatte ein ganzes Bündel Krallen am Hals, Boone ging es ähnlich und zudem hatte er eine Bauchwunde und einen aufgeschlitzten Skrillarm.
Hier war der Kampf nicht gut verlaufen - und Harmony war den Atavus direkt in die Arme gelaufen, sie konnte nichts tun, ohne Licau und Boone zu gefährden. Einige Hybriden kamen, der Kimera die Krallen an den Hals zu setzen.

Aber wo war Dad? Seine Ausstrahlung war völlig ruhig und ganz in der Nähe.
Harmony runzelte die Stirn. Weiter hinten waren zwei der 16 Kapseln geschlossen, die Konturen glühten bläulich auf, die Personen darin wurden sichtbar ... Dad! Und Lili! Und die letzten beiden Atavus.
Eine der Kapseln ging wieder auf, Lili purzelte heraus, eine reichlich verdutzte Atavus stieg ebenfalls heraus - was für ein Glück, dass Harmony Lili heilen hatte müssen, diese Energie schützte jetzt vor der Hybridisierung.
Dad war nicht geschützt, seine Kapsel öffnete sich nicht - aber er war auch Kimera, die Vereinigung konnte bei ihm keinesfalls so wirken, wie die Atavus es sich dachten.

Harmony spürte plötzlich einen Atavus im Gemeinwesen - und sie spürte seine Überraschung, sein Erschrecken, seine Panik, die er hinausschrie, und die nicht minder panische Antwort der Taelons. Ein völlig Unbekannter war im Gemeinwesen - und zudem war jetzt auch Liam klar und stark als Kimera wahrzunehmen.
Harmony gesellte sich kurzerhand dazu. Drei Kimera und ein Unbekannter im Gemeinwesen - noch mehr Panik schwappte von den Taelons zu ihr.

Die Kapsel öffnete sich, Dad mit Generalsgesicht kam heraus - der Atavus, in dessen Augen es blassgrün schimmerte, hing matt an seiner Schulter.

„Was ist passiert?”, blaffte ein weiterer Atavus (natürlich auf Uralt-Eunoia), „Warum ist die Vereinigung nicht gelungen?”
„Captain Marquette ist durch meine Energie geschützt”, sagte Harmony.
Der Atavus kniff die Augen zusammen. „Du bist es, vor der Nahema uns gewarnt hat.” Sie schmunzelte nur. „Was ist mit ihm?”, fragte er und wies auf Liam.
„Kimera.”

An William Boones Gürtel piepste ein Global - wenig überraschend, dass Da'an nach dem Schock im Gemeinwesen seinen Beschützer anrief.

Der Atavus streckte eine Hand aus, ließ sich das Global geben und öffnete es dann. „Was willst du, Taelon?”, fauchte er.
Einige Momente war es still, dann erklang Da'ans Stimme. „Wo befindet sich Commander Boone und wie ist sein Zustand?”
„Der Mensch lebt, das genügt.”
„Ich benötige ihn. Bring ihn zu mir.”
Der Atavus rümpfte die Nase. „Was du benötigst, kümmert uns nicht. Er ist implantiert, also würde er uns trotz einer Vereinigung nicht gehorchen - er taugt einzig als Nahrung!” Damit knallte er das Global zu und warf es auf den Boden, mit ausgefahrenen Krallen stapfte er dann auf den Implantanten zu.

„Warte!”, rief Liam.
„Was, Kimera?”, fauchte der Atavus ihn an.
„Er hat keinen Motivationsimperativ. Die Vereinigung wird wirken.” Liam trat näher, noch immer einen matten Atavus an der Schulter hängend. „Auch bei ihr, in ein paar Tagen”, er wies auf Lili.

Harmony runzelte die Stirn - was hatte er vor? Sie war bereit, was auch immer es wäre.

Der Atavus-Rädelsführer ließ seine Krallen verschwinden. „Du bist einer von uns, Kimera”, stellte er fest, „Was hat deine Energie mit ihm gemacht?” Er wies auf den matten Atavus.
„Er hat einen Energiekörper aus Kimeraenergie.”
Kurz überlegte der Rädelsführer, dann ging er zu Boone und zerrte ihn am unverletzten Arm hinter sich her in Richtung der Kammern.

Dads Ausstrahlung veränderte sich, Harmony heizte ihre Energiebahnen an und zwinkerte in Licaus Richtung. Und dann lösten die Kimera ihre menschlichen Fassaden auf und wirbelten in ihren Energiegestalten durch den Raum. Licau befreite sich, auch wenn sie ein paar Schnitte kassierte, und begann, sich durch die Hybriden zu kämpfen.
Liam konzentrierte sich darauf, keinen Atavus an Boone heranzulassen, Harmony verteidigte Lili. Beide Kimera hatten Erfolg, und recht schnell fand Boone Lilis Dienstwaffe und begann, Hybriden niederzuschießen.
Es war nur eine Frage der Zeit ... und dann lagen die feindlichen Atavus und Hybriden alle am Boden, bis auf den mit Kimeraenergie, der aber keinerlei Anstalten machte, irgendetwas zu unternehmen, auch wenn er keineswegs mehr matt aussah.

Harmony nahm ihre menschliche Form wieder an und hockte bei Lili nieder, ihr Vater neben ihr baute ebenfalls seine Fassade (diesmal mit Schlitzaugen) wieder auf, er legte gleich eine Hand auf Boones Bauchwunde. Licau trat heran und beäugte den anderen Atavus kritisch, die Krallen noch immer ausgefahren.
Der Implantant ließ die Waffe sinken und atmete tief durch. „Einen Moment lang befürchtete ich, Sie wären wirklich hybridisiert, Liam”, sagte er.
„Das Programm hätte durchaus funktioniert”, gab Liam zu, „Ich hatte keine Wahl, ich musste die Atavus-Energie verdrängen - also habe ich dem Kerl eine so große Ladung verpasst, dass seine eigene Energie völlig unterging.”
„Ist er jetzt etwa ein Hybrid?”, fragte Licau perplex.
„Ich weiß es nicht. Vielleicht war es sogar dafür genug Energie - jedenfalls hat er für ein paar Tage Shaqarava und grüne Augen, vielleicht dauerhaft.”
Sie starrte ihren Artgenossen an und grollte: „Der hat das nicht verdient.” Der Atavus wich einen Schritt vor ihr zurück.
Liam seufzte. „Stimmt. Aber ich habe ihn völlig aus dem Atavus-Gemeinwesen gelöst und es dauert ein paar Stunden, bis er wieder drin ist, vorerst ist er also zahm. Bei der Gelegenheit habe ich übrigens den Taelons einen riesigen Schrecken eingejagt - es sind jetzt drei Kimera im Gemeinwesen, und kurzzeitig war der Kerl auch noch drin.”
„Das Gemeinwesen ist noch immer ziemlich panisch”, ergänzte Harmony.
Boone stemmte sich hoch und strich sich kurz über die schon fast verheilte Bauchwunde. „Ich sollte mich bei Da'an melden.”
„Nicht ohne Erklärung”, kam von Lili - Harmony half ihr hoch.
„Da'an hat mir befohlen, Harmony zu suchen”, sagte Boone, „Sie hat mir das Leben gerettet, die Atavus sind unerwartet gefährlich.” Er straffte sich, zuckte aber sogleich etwas zusammen, vermutlich schmerzte die Bauchwunde durchaus noch. „Es mag uns nicht gefallen, aber der Widerstand ist nicht in der Lage, die Atavus und Hybriden sicher zu verwahren.”

Er hatte ja recht - aber es konnte nicht lange dauern, bis die Taelons herausfanden, dass sie einen Atavus-Körper übernehmen konnten.

Liam sah nicht gerade glücklich aus, vermutlich deswegen, aber er nickte. „Ja, das ist die einzige Möglichkeit.” Dann wies er auf den Atavus mit Kimeraenergie. „Ihn hier müssen wir allerdings auf jeden Fall von den Taelons fernhalten.”
„Wegen Ihrer Energie.”
„Auch, aber vor allem, weil er im Gemeinwesen war und die Synode das schnell nachweisen kann - und dann fackeln sie nicht lange und bringen ihn einfach um.”
„Also würden sie auch Harmony töten”, stellte Boone fest.
Harmony warf ein: „Würde ihnen nicht gelingen.”
Liam beschloss: „Harmony wird nicht alleine gehen. Ich werde mitkommen.”
„Und die Taelons versuchen, auch Sie zu töten, Liam. Warum wollen Sie sich in diese Situation bringen?”
Der Kimera starrte grimmig zwischen seiner Tochter und Boone hindurch. „Es gibt keine erste Direktive wie in Star Trek. Ich habe mich bereits eingemischt, bereits die meisten Toten verhindert, die in meinem Universum durch Ha'gels Erwachen verursacht wurden”, sagte er, „Aber wir haben auch Nahema den Weg hierher gezeigt und somit ziemlich viel Schaden angerichtet - also kann ich genauso gut auch einfach die Synode konfrontieren.”
Boone sah ihn durchdringend an. „Und womöglich weiteren Schaden anrichten. Das ist nicht Ihr Universum, Sie kennen die Taelons hier nicht.” Er wandte sich Harmony zu. „Sie haben Da'an falsch eingeschätzt, das ist nicht zu leugnen.”

Liam sah seine Tochter fragend an.

„Er weigerte sich, Grundenergie für den Kampf zu stellen”, erklärte Harmony, „also sagte ich: Dann wird der Schläfer erwachen. Zack, saß ich aus vierdimensionaler Sicht fest.”
„Ach Flöckchen ...”, seufzte er, „aber Da'an wurde erst mit der Zeit offener, weißt du. Da hat in unserem Universum ihm ein Kimerahybrid das Leben gerettet, zweimal!”
Sie sah ihn an, reichlich zerknirscht. Daran hatte sie wirklich nicht gedacht.

Boone runzelte die Stirn. „Sie haben ihm das Leben gerettet.”
Liam nickte. „Ja, ich erkläre es auf Weg zum Mutterschiff. Wir sollten gehen.”

Der Implantant stimmte zu, Lili ebenfalls, und der Atavus mit Kimeraenergie fügte sich wortlos. Sie ließen die Bewusstlosen und Toten einfach liegen und begaben sich durch den Tunnel und die Leiter hoch zurück zur Tanzfläche. Corinna, sichtbar völlig verspannt, atmete hörbar erleichtert durch - allerdings war ihre Befürchtung nicht eingetreten, es waren keine weiteren Angreifer gekommen.
Der gerettete Polizist schlug vor, der Polizeizentrale zu funken, doch Boone unterband das mit Hinweis auf seine Position als Taelonbeschützer sofort. Wenig später waren alle aus der Disco über die Straße und in den Transporter gehuscht.
Lili steuerte das Gefährt, Boone saß hinten. Zweifellos hätte der Implantant Liams Erklärung am liebsten bereits jetzt gehört, aber ihm war offensichtlich klar, dass es nicht alle Anwesenden hören sollten. Also geduldete er sich.

In der Garage unter der Kirche angekommen, wartete bereits eine Reihe bewaffneter Widerstandsmitglieder, die die meisten der Gruppe ins Hauptquartier führte. Nur Boone, Lili, Liam und Harmony blieben übrig und stiegen ins Shuttle - Harmony setzte sich auf den Pilotenplatz und initialisierte den Antrieb, dann brachte sie das Shuttle sofort in die Interdimension. Im selben Moment formte die Hybridin auch die menschenübliche Kleidung, die Da'an an ihr schon gesehen hatte.
„Die Kurzfassung”, sagte Liam, „Ich wurde nach neun Stunden Schwangerschaft mitten im Hauptquartier geboren, das Gedächtnis meiner Mutter wurde gelöscht, und ich war nach knapp einem Tag körperlich ausgewachsen. Augur hat mir eine zum Vornamen passende und auch anderweitig praktische menschliche Identität verschafft: Liam Neville Kincaid.”
Kincaid!”, wiederholte Boone verdutzt.
„Selbiger, dauerhaft undercover, war über den Namensdiebstahl zunächst nicht sehr erfreut, nach nicht ganz einem Jahr hat er mich kassiert und zur Rede gestellt. Aber als er dann später nicht mehr undercover war, hat er sich, statt meine Identität platzen zu lassen, einen neuen Namen gesucht: Mitchell Hendrik.”
„Er lebt?”
„Er lebt, ja.”
„Sie sagten, noch vor der Razzia, General Mitchell Hendrik, stellvertretender Leiter der planetaren Verteidigung.”
„Richtig.” Pause. „Harmony, flieg noch eine Runde um den Planeten bitte.”
Die Pilotin nickte. „Ist gut, Dad.”
„Also, wie gesagt habe ich Da'an das Leben gerettet. Das erste mal auf Ihrer Beerdigung - lange Geschichte, Sie waren natürlich nicht wirklich tot. Rayna ist nicht nur Rayna, sondern auch eine replizierte Sonde - ich weiß nicht, ob die Sonde geschauspielert hat, oder ob es Rayna war ... ist, mit abwartender Sondenprogrammierung im Hinterkopf. Jedenfalls hat sie Ihre Beerdigung als Anlass genommen, auf die anwesenden Taelons zu schießen, und ich war als Liam Kincaid dort. Qo'on ist gestorben, Da'an konnte ich retten. Vater hat die Sonde beschädigt, aber sie konnte entkommen.”
„Weiter”, verlangte Boone.
„Dadurch habe ich mich für den Dienst als Da'ans neuer Beschützer empfohlen, und Zo'or hat sogar akzeptiert, dass ich kein CVI erhalte. Er und Vater haben Da'an dann als Lockvogel für die Sonde aufgestellt und mir eine unwirksame Waffe gegeben - der CVI-Mangel hätte dann als Ausrede herhalten sollen. Naja, ich bin nie unbewaffnet”, für einen Moment füllte das weißviolette Leuchten von Dads Shaqarava den Innenraum des Shuttles aus, „und Da'an hat es gesehen, aber nie verraten. Für Vater und Zo'or war die Sache etliche Jahre lang ein sehr großes Rätsel.”
„Drei Jahre”, warf Harmony ein.
„Ja”, sagte Liam, „drei Jahre, dann erfuhr zuerst Vater, wer und was ich bin, dann auch Zo'or. Vater wurde den Imperativ los und wollte mich nicht verraten, Zo'or habe ich aus dem Gemeinwesen gelöst und festgesetzt.”
Nach einigen Momenten fragte Boone: „Was schlagen Sie nun genau vor?”
„Rufen Sie Da'an an und sagen Sie ihm, dass wir vier auf dem Weg zum Mutterschiff sind - wir wollen reden. Erwähnen Sie, dass wir Sie gerettet haben und dass jetzt Sie in unserer Gewalt sind und nicht umgekehrt.”
Sind wir in Ihrer Gewalt?”, fragte der Implantat nach.
„Natürlich nicht.”

Einige Momente war es still, dann hörte Harmony ein Global aufschnappen. „Da'an.”
„Commander Boone, geht es Ihnen gut?”, erklang die besorgte Stimme des Taelons.
„Ja, den Umständen entsprechend. Ich soll Ihnen eine Nachricht von Harmony und ihrem Vater übermitteln.” Pause, vermutlich Fingergymnastik. „Sie wollen vor der Synode sprechen, wir sind bereits auf dem Weg zum Mutterschiff.”
„Es ist Ihnen nicht gestattet, diese Personen aufs Mutterschiff zu bringen!”
„Da'an, es ist nicht meine Entscheidung, Lili und ich sind in ihrer Gewalt.”
„Ich verstehe”, sagte der Taelon leise.
„Da ist noch etwas”, fuhr Boone fort, „Sie haben die überwältigten Atavus und Atavushybriden in der Ultraviolet Dance Bar einfach liegengelassen. Es wäre, auch aus meiner Sicht, ratsam, die Überlebenden gefangenzunehmen, bevor sie wieder aufwachen.”
Stille, möglicherweise Fingergymnastik, aber vielleicht leuchtete der Taelon auch blau auf. Dann: „Ich akzeptiere Ihren Ratschlag, ich werde es veranlassen.”

„Sinaui Euhura, Da'an”, sagte jetzt Liam, „Ich wünsche, keine Bewaffneten auf unserem Weg anzutreffen und unbehindert landen zu können. Die Synode hat mein Wort, dass niemand verletzt wird, der nicht zuerst angreift.” Dann wurde das Global zugeschoben. „Harmony, zum Mutterschiff bitte.”

Die Hybridin änderte den Kurs und wertete die Sensordaten aus. „So wie ich das sehe, ist der Schild aktiv. Soll ich mich durchmogeln?”
„Warte noch ab”, sagte Liam, „wir sollten Da'an etwas Zeit geben, die Synode zu informieren.”

„Zurück zu Liam Kincaid”, nutzte Boone die Gelegenheit, „Er ist undercover - wo?”
„Die Gruppe heißt Dark Knight und ist eine von der Regierung gegründete und finanzierte Widerstandsorganisation.”
„Von der Regierung?”, waren Lili und William beide baff.
Liam bestätigte: „Von der Regierung - Präsident Thompson macht einen ziemlichen Spagat damit und nicht einmal Doors weiß davon.”

„Dad, der Schild ist unten”, warf Harmony ein, „Soll ich landen?”
„Ja, lande.”
Sie zupfte den Kursvektor etwas zurecht und verließ dann die Interdimension im Hangar des Mutterschiffes - Liams Forderung war aber nicht vollständig erfüllt worden, denn eine Reihe Skrillträger (darunter Ronald Sandoval!) und etliche weitere Bewaffnete hatten das Shuttle erwartet. Harmony aktivierte kurzerhand das Waffensystem des Shuttles, schoss aber noch nicht, die Gegner taten es ja auch nicht.
Der Kimera stand auf und trat nach vorne - und wischte durch eine von Harmony vorbereitete Kontrolle, die den hinteren Bereich mit virtuellem Glas absperrte. „Bitte verlassen Sie den Hangar!”, rief er, „Umgehend!” Keine Reaktion. „Feuer.”
Die Hybridin schoss den Gegnern einen Warnschuss vor die Zehen, etliche Freiwillige sprangen erschrocken zurück, die Implantanten blieben stehen.
„Skrills gegen Shuttlewaffen”, sagte Liam, „Das ist kein fairer Kampf, verschwinden Sie also besser!”
Sandoval trat einen Schritt nach vorne. „Da'an ist bereit, euch anzuhören, Liam, Harmony”, rief er, „Die Synode ist es nicht.”
„Die Synode hat keine Wahl in dieser Frage!”

„Dad, Shuttle im Anflug”, murmelte Harmony, als sie die entsprechenden Sensordaten aufscheinen sah.
„Ich sehe es, Flöckchen. Breitseite, zwei Prozent.” Sie stellte die Bordwaffe entsprechend ein und hob ihre linke Hand in der Zielmarkierung etwas an. Sandoval riss die Augen auf und befahl umgehend den Rückzug, wenige Sekunden später war der Hangar menschenleer.
Liam deaktivierte das virtuelle Glas im Shuttle und auch das virtuelle Glas am Bug, dann stieg er aus und bedeutete Lili und William, ihm zu folgen. Harmony machte den Schluss und stellte fest, dass ihr Vater Lilis Dienstwaffe hatte. Sie hatte es schon vermutet, aber jetzt war sie sicher, dass Liam so lange wie möglich als reiner Mensch erscheinen wollte.

Lange wäre das allerdings nicht - der Synode würde er sich natürlich offenbaren.

Nach einem guten Stück Weg flackerte es vor ihnen und hinter ihnen - sie waren von virtuellem Glas eingeschlossen. Liam wies knapp auf die violette Wand rechts, Harmony legte kurz ihre Hand dagegen und die Wand öffnete sich. Zwischen den schiffseigenen Versorgungsbahnen bewegten die vier sich ungestört Richtung Versammlungshalle der Synode - dort angekommen öffnete Harmony wieder die Wand, schob William und Lili voraus und betrat dann mit ihrem Vater die Halle.
Nur ein Teil der Synode war anwesend, insbesondere Synodenführer Qo'on und der Minister für Nutzung primitiver Spezies, Ni'at, fehlten, ebenso war natürlich auch T'than nicht da, der gerade irgendwo an der Front ein paar Kampfverbände kommandierte.
Da'an starrte die Neuankömmlinge an und verlor für einige Momente seine Fassade völlig und beinahe auch seine Struktur.
„Ihr seid nicht vollzählig”, stellte Harmony auf Eunoia fest, „aber das ist nicht von Bedeutung - ihr seid beschlussfähig, das genügt.”
Blaue Schauer zogen über die Gesichter der Synodenmitglieder.

„Du bist also teilweise Taelon”, sagte Zo'or schließlich mit einer guten Portion Abscheu in Ausstrahlung und Körperhaltung, „und du sagst, dein Name ist Jae'yal.” Er starrte sie durchdringend an. „Dein Vater ist dieser Mensch, von wem stammst du noch?”
„Meine Mutter wurde menschlich geboren, erhielt aber später durch ein Experiment das vom Gedächtnis bereinigte Erbe eines Taelons - und auch das Erbe des an Bord gefangenen Jaridian.”
Prompt leuchteten sowohl Da'an als auch Zo'or tiefblau auf, sichtlich war ihnen beiden klar, welchen Jaridian und vor allem auch welchen Taelon Harmony meinte.
„Ich muss deine irrige Annahme korrigieren, Zo'or”, ergriff Liam das Wort, ebenfalls auf Eunoia, „Ich bin ebenfalls nicht nur Mensch. Ich bin Ha'gels Kind! Du darfst mich Liam nennen, oder Ga'hil.” Er verstärkte seine Präsenz im Gemeinwesen so sehr, dass jedem Taelon hier klar sein musste, dass sie von ihm kam.
Harmony zog nach.

„Kimera!”, hallte durch den Raum. „Kimera!”, schrie die Ausstrahlung eines jeden anwesenden Taelons. Todesangst breitete sich im Gemeinwesen aus - und unbändiger Spott kam als Echo von Ha'gel unten auf der Erde.

 

Ende Kapitel 7

 

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