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  „Lâthie” von Veria   (Emailadresse siehe Autorenseite),   2002
Mission Erde/Earth: Final Conflict gehören Tribune Entertainment Co., Lost Script Prod. Inc., Atlantis Films und VOX. Bitte veröffentlichen Sie diese Geschichte nicht ohne vorheriges Einverständnis der Autorin.
 
Handlung:  Kerômi erzählt die Geschichte von Energie und Materie.
Zeitpunkt:  Anfang zweite Staffel
Charaktere:  Kerômi, (Lili, Liam, Augur, Jonathan Doors, William Boone)
 

 

LÂTHIE

Kapitel 8: Energie und Materie

 

„Am Anfang waren alle Spezies primitiv. Aber sie entwickelten sich.
Auf einem kleinen Planeten, reich an Leben, wurden menschenähnliche Wesen bewusst. Sie unterschieden sich voneinander in vielen Dingen, aber sie waren eine Art, und sie nannten sich Nicur.
Sie entdeckten das Feuer, die Bearbeitung von Metallen, sie kultivierten das Land und hielten sich Tiere zur Feldarbeit und als Nahrung. Sie erfanden das Rad und entdeckten Heilkräuter.
Sie entwickelten komplexe Sprachen und Schriften, Verwaltungssysteme und nach langer, langer Zeit, die Demokratie.
Sie entdeckten, dass ihre Welt Bahnen um ihre Sonne zog und nicht umgekehrt, und dass ihre Welt nur eine von vielen war. Sie entwickelten Möglichkeiten, die Welt von oben anzuschauen und sahen sich dabei auch die anderen Welten an.
Sie fragten sich, ob dort draussen noch andere Wesen waren und beschlossen, es herauszufinden.
Nicht weit fort, auf dem siebten, statt dem fünften Planeten, hatte sich eine andere Art entwickelt.
Diese Wesen waren nicht körperlich, sie durchzogen die Wolken des Gasplaneten als Blitze, die nie verschwanden. Lange bevor die Nicur zu ihnen kamen, hatten sie ihre Signale empfangen.
Jahrhundertelang hatten sie die Musik der Nicur gehört und ihre Filme gesehen, das hatte ihnen bei ihrer Entwicklung wesentlich geholfen.
Sie waren sich jetzt als Individuen bewusst, was sie vorher nicht gekannt hatten.
Als die Nicur zu ihnen kamen, wurden sie freudig begrüsst. Die Blitze der Wolken nahmen Gestalten an, die den Nicur ähnlich waren, und sprachen mit ihnen.
Sie seien die Skor, sagten sie, was in den meisten der Sprachen der Nicur Blitz hiess, in manchen auch Gigant.
Skor und Nicur lebten friedlich miteinander und irgendwann gab es die ersten Mischlinge, die als Vorboten einer neuen Zeit begrüsst wurden. Und nach langer Zeit gab es keine Nicur mehr, und auch keine Skor, nur mehr Mischlinge.
Niskor.”

„Nach Jahrtausenden des Friedens jedoch stimmte es nicht mehr. Die Mischlinge hatten sich in zwei Gruppen aufgespalten, jene, die wie die Skor durch die Wolken ziehen konnten, und jene, die auf festem Boden bleiben mussten.
Um einen Krieg zu verhindern, verliessen beide Gruppen das Sonnensystem und suchten sich jede eine neue Heimat fern von der anderen Gruppe. Es gab keine Reibungspunkte mehr und auf Distanz konnte man sich leichter miteinander vertragen.
Es gab noch Handel und manchmal kamen Bewohner eines Planeten auf den anderen. Probleme gab es, aber sie wurden friedlich gelöst.
Schliesslich sahen sich die Mischlinge jedes Planeten als eine eigene Art an und gaben sich neue Namen. Nun hiessen sie nicht mehr alle Niskor.
Jene, die durch die Wolken ziehen konnten, nannten sich Kimera und jene, die auf festem Boden bleiben mussten, nannten sich Lâthie.
Zwei Brudervölker, die in friedlicher Koexistenz lebten.”

„Das heisst, du bist mit mir näher verwandt, als die Taelons?” platzte es aus Liam heraus.
„Ich weiss nicht, wie nahe dein Vater genetisch gesehen den Lâthie ist! Und ich weiss auch nicht, wie nahe ich den Kimera genetisch gesehen bin! Auch die Kimera und die Lâthie unter sich waren völlig verschieden! Manche eben eher körperlich, andere mehr Energiewesen!” erklärte Kerômi: „Und zu den Taelons komme ich noch!”
Lili hatte während seines Vortrages sämtliche Schachfiguren wieder aufgestellt und holte ihm jetzt ein Glas Wasser.
„Bitte, erzähl weiter, Kerômi!” bat Liam.
„Wenn du mir versprichst, nicht dazwischenzuquatschen!” sagte Kerômi.
„Liam doch nicht!” bemerkte Augur grinsend.
Kerômi nahm Lili das Glas Wasser aus der Hand und neigte den Kopf, um sich in der Zeichensprache der Lâthie zu bedanken.
Er trank einen Schluck und fuhr fort.

„Viele Dinge taten die Kimera und die Lâthie gemeinsam. Sie erforschten die Galaxis und trafen manchmal auf andere intelligente Lebensformen. Doch ausser ihnen flog niemand durch den leeren Raum.
Die Kinder der Kimera und der Lâthie begannen, sich an Dinge zu erinnern, die sie nie erlebt hatten. Manche erinnerten sich sogar bis in die Zeit der Vereinigung der Nicur und der Skor zurück.
Kimera wie Lâthie hatten das genetische Gedächntis von unzähligen Jahrtausenden.
Den Kimera fiel es leichter, darauf zuzugreifen, aber auch die Lâthie konnten es, wenn sie genug Übung hatten.
Die Kimera entdeckten im Laufe der Zeit immer mehr Fähigkeiten, die auf Energie basierten, so konnten sie über ihre Gedanken miteinander kommunizieren und sie hatten das Shaqarava.
Einige Lâthie und Kimera ernannten sich wieder zu Niskor und suchten sich eine neue Heimatwelt. Sie blieben in Kontakt mit ihren Brudervölkern wie zuvor auch die Lâthie und die Kimera sich nicht voneinander isoliert hatten. Aber sie konstruierten keine mächtigen Bauwerke, sie lebten, wie vor unzähligen Jahrtausenden die Nicur gelebt hatten. Nur die Funkstationen waren übrig von der hochentwickelten Technologie.”

„Eine Expedition der Kimera fand schliesslich ein anderes raumfahrendes Volk, das noch mehr als die Lâthie körperlicher Natur war. Es kam noch nicht weiter als bis zum Nachbarplaneten, aber es reiste durch die Leere. Die Kimera nahmen Kontakt auf und wurden freudig begrüsst wie Jahrtausende zuvor die Nicur von den Skor. Und genauso wie damals lebten die beiden Völker friedlich zusammen und vermischten sich schliesslich.
Und immernoch gab es die Beziehungen zu den Lâthie, die sich mit dem neuen Volk auch gut verstanden.
Wie damals unter den Niskor gab es auch diesmal Konflikte zwischen jenen, die mehr wie die Kimera waren, und jenen, die mehr den Ureinwohnern ähnelten.
Aber diesmal gingen die Mittler, jene, die beides in sich vereinten. Sie flogen fort und suchten sich eine neue Heimat ohne Streit. Übrig blieben die Extrempositionen, die den Krieg begannen und in die Galaxis hinaustrugen, Jaridians und Taelons.
Als erstes zerstörte der Krieg die Kimera, die sich nicht mit dem neuen Volk vermischt hatten, dann auch die Lâthie. Nur wenige blieben übrig.
Die neu ernannten Niskor zerstörten ihre Funkstationen in der Hoffnung, dass der Krieg sie nicht erreichen würde.
Aber der Krieg erreichte sie doch. Zehntausende von Jahren später, mehr zufällig als geplant, kamen die Taelons.
Vor drei Jahren!”

„Wir sind die Niskor!” entfuhr es Jonathan.
„Genauso ist es!” bestätigte Kerômi.
„Aber wieso sind wir dann nicht so, wie diese neuen Niskor früher waren?” fragte Lili: „Wir müssten doch ein genetisches Gedächtnis haben, und manche von uns vielleicht auch das Shaqarava!”
„In so vielen zehntausend Jahren kann man viel vergessen, wenn man sich nicht bewusst erinnert!” erklärte Kerômi: „Oberflächlich kann man vergessen, aber tief in euch wusstet ihr schon, was ich euch eben erzählt habe, ihr habt dieses Wissen nur noch niemals abgerufen!”
„Dann haben die Menschen ja mehr Fähigkeiten der Kimera, als du!” stellte Liam fest. Kerômi nahm wieder einen Schluck Wasser und fixierte ihn mit seinem Blick.
„Es ist nicht die Frage, ob man Fähigkeiten hat, Liam, sondern inwieweit man sie nutzt!” erklärte er: „Die Menschen nutzten ihre Fähigkeiten nicht, um von vielleicht vorbeifliegenden Kundschafterschiffen der Taelons nicht als Niskor erkannt zu werden, und irgendwann vergassen sie sie! Die Kimera hingegen brauchten sie, um sich zu verteidigen! Und auch die Lâthie verwendeten ihre Fähigkeiten, um sich zu schützen, auch wenn es gänzlich andere Fähigkeiten als die der Kimera waren!”
„Was ist mit dem Interdimensionsantrieb?” fragte Lili: „Die Jaridians haben ihn nicht, obwohl sie so lange mit den Taelons und denen in der Mitte friedlich zusammenlebten?”
„Es wurde nie gespeichert, wie er funktioniert! Die in der Mitte, die es aus ihrem genetischen Gedächtnis wussten, flogen fort! Die Taelons, die es aus ihrem genetischen Gedächtnis wussten, waren mit den Jaridians verfeindet! Die Jaridians selbst haben das genetische Gedächtnis zwar, wissen es aber nicht zu nutzen!” sagte Kerômi: „Es ist, als hättest du die Konstruktionspläne in einer Kiste immer bei dir, kannst sie aber nicht öffnen!”
„Jetzt, da Sie sich erinnern, können Sie jetzt auch die Fähigkeiten der Lâthie einsetzen?” fragte Jonathan. Kerômi schmunzelte und schloss seine Augen.
„Die Fähigkeiten der Lâthie sind keine wirklich besonderen Fähigkeiten, nur sehr stark ausgeprägt!” erklärte er: „Räumliche Vorstellung, Hand-Augen-Koordination, überhaupt Bewegungskoordination und auch den Blick für die Körpersprache, die bei den Lâthie wirklich eine Sprache ist! Aber Sie haben Recht, ich kann sie jetzt besser einsetzen!”
Liam setzte sich ein klein wenig aufrechter hin. Kerômi sah ihn an und stellte sein Glas auf den Metallboden.
„Du bist dran, Liam!” sagte er. Liam hob seine Hände und liess das Shaqarava aufleuchten. Kerômi legte seinen Finger auf eine Stelle zwanzig Zentimeter hinter dem Glas.
„Dort hin!”
Liam streckte seine Arme aus und schoss eine Entladung seines Shaqarava ab, die das Glas traf und knapp neben Kerômis Finger katapultierte.
„Ja, Liam, wir können gehen!” sagte Kerômi.

Kerômi, schwarz angezogen und mit einer Maske über dem Kopf, sprang aus dem Portal und streckte zwei Freiwillige mit seiner Betäubungspistole nieder.
Hinter ihm aktivierte sich das Portal noch einmal und Lili, William und Liam, ebenfalls maskiert, tauchten auf.
„Alles bestens?” fragte Lili. Kerômi nickte und marschierte mit William voran. Lili und Liam folgten ihnen. Alle vier beobachteten aufmerksam die Umgebung, während sie durch die Gänge des Mutterschiffs schlichen. Ab und zu liefen ihnen ein paar Freiwillige über den Weg, die sie natürlich sofort betäubten.
Schliesslich kamen sie im schwerer bewachten Laborbereich an.
„Wie gesagt, rein und raus in weniger als fünf Minuten!” schärfte William den anderen ein. Kerômi und Liam nickten und liefen los. Lili und William sprinteten ihnen hinterher. 16 Freiwillige und drei Wissenschaftler gingen betäubt zu Boden, bis die Eindringlinge das Zentrallabor erreichten. Allerdings hatte einer die Gelegenheit gehabt, den Alarm auszulösen. Lili sicherte den Eingang und William das Portal, während Liam und Kerômi die Stasiskammern öffneten. Die meisten waren leer, aber Ha'gel war auch da. Und noch jemand anderes.
„Jaridian!” entfuhr es Kerômi, als er ihn sah. Der Jaridian streckte ihm sein leuchtendes Shaqarava entgegen, aber Kerômi reagierte schnell. Er packte die Hände des Jaridian und drehte die Handflächen nach oben, dass nur die Decke getroffen wurde.
„Ich bin nicht dein Feind!” zischte er und zog den Jaridian aus der Stasiskammer.
„Rückzug!” schrie Lili. Kerômi überliess den Jaridian Liam und Ha'gel und lief zum Portal. Seine Finger flogen über die Kontrollen und lösten die Sperre auf, die der Alarm ausgelöst hatte. Er und William stellten sich sofort ins Portal.
Liam, Lili und die beiden Befreiten liefen zu ihnen und Kerômi aktivierte das Portal.
Das letzte, was sie sahen, bevor das Portal sie durch die Interdimension schickte, war eine Energiekugel aus Ronald Sandovals Skrill.

 

Ende von Kapitel 8

 

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