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  „Lâthie” von Veria   (Emailadresse siehe Autorenseite),   2002
Mission Erde/Earth: Final Conflict gehören Tribune Entertainment Co., Lost Script Prod. Inc., Atlantis Films und VOX. Bitte veröffentlichen Sie diese Geschichte nicht ohne vorheriges Einverständnis der Autorin.
 
Handlung:  Kerômi spürt einen Kimera im Taelon-Gemeinwesen, Ha'gel. (Entspricht der Folge „Fremdkörper”)
Zeitpunkt:  Ende erste, Anfang zweite Staffel
Charaktere:  Kerômi, Lili, William Boone, Ha'gel, Augur (Schwester Justine, Julianne Belman, Jonathan Doors, Siobhán Beckett, Da'an)
 

 

LÂTHIE

Kapitel 5: Jagd auf Ha'gel

 

Lili warf einen vierten Würfel Zucker in ihren Tee und zerstiess ihn mit ihrem Löffel.
„Entweder hab ich zuviel Tee im Wasser oder zuviel Wasser im Tee!” brummte sie.
„Oder zuviel Zucker!” schmunzelte Kerômi hinter der Washington Post hervor.
„Zuviel Zucker? Nein, das kann nicht passieren!” Kerômi runzelte die Stirn.
„Ist das eine Redensart oder meinst du das ernst?” fragte er. Lili blickte auf.
„Naja, ich meine damit, dass es sehr viel Zucker braucht, damit mir etwas zu süss wird! In dem Sinn ... eher eine Redensart!” erklärte sie. Kerômi nickte und vertiefte sich wieder in die Zeitung. Wenige Augenblicke später sah er Lili schon wieder fragend an.
„Was bedeutet legitim?” fragte er.
„Berechtigt!” erklärte Lili.
„Da ist es legitim, die Frage zu stellen!” murmelte Kerômi: „Das heisst also, dass man die Frage stellen kann, ohne dass man schief angeschaut wird?” Lili nickte.
Kerômi suchte den letzten Satz, den er gelesen hatte, aber die Buchstaben verschwammen vor seinen Augen. Lichtpunkte tanzten vor ihm hin und her. In seinen Ohren rauschte es wie ein Wasserfall und manchmal glaubte er, Stimmen herauszuhören.
Da war noch eine Stimme, lauter, als die anderen.
„Kerômi! Was ist los?” Es war Lili. „Du bist so blass!”
Kerômi konzentrierte sich auf den hautfarbenen Fleck vor ihm, von dem er meinte, dass es Lilis Gesicht war. Er hatte Recht gehabt, langsam konnte er Augen, Nase und Mund ausmachen.
„Was ist los?” fragte Lili wieder.
„Die Stimmen!” murmelte Kerômi: „Die Taelons! Ich konnte ihr Gemeinwesen hören! Es war so laut, so verwirrend! Es waren nicht nur Taelons dort, noch jemand anderes!”
„Noch jemand anderes?” fragte Lili: „Wer?” Sie half ihm wieder auf seinen Stuhl, er war wohl heruntergefallen.
„Ich weiss nicht!” seufzte Kerômi: „Es war eine so mächtige ... Präsenz? ..., das ganze Gemeinwesen ist durcheinandergeraten!”
„Ja, Präsenz ist das richtige Wort!” murmelte Lili: „Du kannst das Gemeinwesen hören?”
„Eben das erste Mal!” erklärte Kerômi: „Und jetzt höre ich es auch nicht mehr!”
„Was ist da geschehen?” überlegte Lili besorgt.
„Du musst zur Arbeit!” sagte Kerômi: „Vielleicht findest du etwas heraus!” Lili nickte und zog ihre Jacke an.
„Kommst du zurecht?” fragte sie. Kerômi nickte. Lili gab ihm einen Kuss, schlüpfte in die Schuhe und verliess die Wohnung.

Kerômi blickte auf den Bildschirm und sah das Ergebnis seiner Arbeit an.
Eine Welt in Seifenblasen wollte die Zeitung von ihm und er glaubte, dass es ihm gelungen war. Sofort rief er das Mailprogramm auf und schickte die Welt in Seifenblasen an den Chefredakteur. Schon nach wenigen Minuten bekam er die Antwort.
Nach zwei Monaten freier Mitarbeiterschaft sollte er fest zum Zeitungsteam gehören. Der Chefredakteur lobte ihn, so gute Grafiken hätte er noch nie pünktlich erhalten.
Kerômi lächelte, als er sich vorstellte, wie sein irdischer Name im Impressum der Zeitung stehen würde: Jeremy Marquette.
Das Piepsen des Global riss ihn aus seinen Gedanken, es war Lili.
„Ich weiss, was es war!” sagte sie: „Wir sollen einen gefährlichen Ausserirdischen suchen! Kimera!” Kerômi runzelte die Stirn, irgendwoher kannte er die Kimera. „Ist dir etwas eingefallen?” fragte Lili.
„Ich weiss etwas über die Kimera!” murmelte Kerômi: „Aber ...”
„Das Implantat ist noch da!” führte Lili seinen Satz zu Ende: „Geh zu Dr. Belman! Vielleicht kann sie es zumindest dämpfen, dass du dich erinnerst!” Kerômi nickte und schob das Global zu.
Er schrieb schnell eine Mail an den Chefredakteur, in der er zusagte und sich bedankte, dann zog er Jacke und Schuhe an und verliess die Wohnung. Am Türschild blieb sein Blick hängen, wie jedes Mal, wenn er durch diese Tür ging.
Bald würde dort noch ein dritter Name stehen.

Kerômi streckte den Kopf ins Schwesternbüro und lächelte freundlich.
„Guten Morgen, Schwester Justine! Ist Dr. Belman da?” Justine hob den Kopf und lächelte zurück.
„Hallo, Mr. Marquette! Sie macht gerade Visite, aber das wird nicht mehr allzu lange dauern!” erklärte sie: „Möchten Sie einen Kaffee?” Sie deutete auf die Kaffeemaschine, die schlürfende Geräusche von sich gab.
„Ja gerne, danke!” murmelte Kerômi. Justine holte zwei Tassen aus dem Schrank und stellte sie neben die Kaffeemaschine. Dann klappte sie die Abdeckung oben auf und zog den Teil mit dem Filter eine Handbreit nach oben. Unter den dünnen Strahl Kaffee hielt sie nacheinander beide Tassen und baute die Kaffeemaschine schliesslich wieder zusammen.
„Bitte sehr!” sagte Justine, während sie Kerômi eine der beiden Tassen, sowie Zucker und Milch vor die Nase stellte.
„Ah, Jeremy, wie geht es Ihnen?” rief Julianne von einem der Krankenzimmer.
„Es geht mir gut!” antwortete Kerômi und drehte sich zu ihr: „Es gibt da nur das eine Problem, weswegen ich hier bin!”
„Dann trinken Sie Ihren Kaffee!” meinte Julianne: „Nachher können wir gleich anfangen!” Kerômi nippte am Kaffee und verzog das Gesicht etwas. Mit etwas Milch schmeckte er ihm dann aber besser.

Julianne schloss die Türe und musterte Kerômi.
„Ihre inneren Verletzungen sind vollkommen ausgeheilt! Die Stasis hat keine Auswirkungen mehr auf Ihre Gesundheit!” sagte sie: „Was haben Sie auf dem Herzen, Kerômi?” Sie setzte sich hinter ihren Schreibtisch.
„Es sind keine Beschwerden aufgetaucht!” bestätigte Kerômi ihre Aussage, während er sich ihr gegenüber setzte: „Es geht um das Implantat! Ich weiss, Sie haben gesagt, in wenigen Wochen schon wird es so oder so zusammenbrechen, aber das genügt nicht!” Julianne schüttelte bedauernd den Kopf.
„Ich konnte leider keine neuen Erkenntnisse gewinnen!” meinte sie: „Sie wissen, die Tests müssen im Geheimen durchgeführt werden!”
„Ich weiss, dass Sie es erst entfernen können, wenn es zusammengebrochen ist!” murmelte Kerômi: „Aber vielleicht können Sie die Auswirkungen etwas dämpfen?”
„Sie müssen das verstehen! Ich weiss überhaupt nicht, wie das Implantat arbeitet und demzufolge auch nicht, wie man es daran hindern kann, seine Funktion zu erfüllen! Ich fürchte, ich kann Ihnen nicht weiterhelfen!”
Kerômi senkte seinen Blick etwas und nickte.
„Ja, ich verstehe!” murmelte er: „Es ist nur, ich glaube, mich an etwas erinnern zu können, aber ich komme einfach nicht an die Erinnerungen heran!” Er stand auf. „Ich danke Ihnen trotzdem, Dr. Belman!” sagte er und reichte Julianne seine Hand.
„Vielleicht fällt Ihnen ja doch auch so etwas ein!” meinte sie: „Ich hoffe es für Sie! Und vielleicht bricht das Implantat schneller zusammen, wenn Sie versuchen, sich zu erinnern!”

Kerômi stapfte durch den Schnee und überlegte. Die Kimera waren irgendwie mit den Taelons verwandt, aber wie? Und wieso wusste er davon?
Das war es wohl, was Julianne gemeint hatte. Kerômi hatte nicht gewusst, dass er etwas über die Kimera wusste, also hatte er nicht daran gedacht. Die Taelons hatten dafür gesorgt, dass ihm der Verlust nicht aufgefallen war.
Kerômi betrat die St. Michaels Kirche und öffnete das, was der Sicherungskasten zu sein schien. Dahinter verbarg sich allerdings ein DNS-Scanner, der die Mitglieder des Widerstandes von anderen unterscheiden konnte. Kerômi fuhr mit seinem Finger den Analysestreifen entlang und betrat den Lift, der ihn ins unterirdische Hauptquartier des Widerstandes brachte.
„Hallo, Kerômi!” grüsste Augur. Kerômi stellte sich neben dem Hacker auf und grinste.
„Neuer Ego-Shooter?” fragte er.
„Nein, das ist die Minikamera auf dem Mutterschiff! Taelons ballert man doch nicht ab!” Augur schloss die Anzeige der Kamera und stand auf. „Haben Sie Lust auf einen Tee?” fragte er: „Spezialmischung!”
„Danke, gern!” sagte Kerômi und folgte Augur in die Küche. „Wenn Sie etwas vergessen haben, aber wissen, worum es ungefähr geht, wie erinnern Sie sich daran?” fragte er dann. Augur schaltete den Wasserkocher ein und drehte sich zu Kerômi.
„Ich suche andere Dinge, die damit zu tun haben!” sagte er: „Aber Sie haben es schwerer, wegen dem Implantat! Worum geht es eigentlich?”
„Es hat mit den Taelons zu tun! Mit den Kimera!” erklärte Kerômi. Augur löffelte die Teeblätter in die beiden Tassen und schüttete das Wasser darüber. „Über die Kimera werde ich nicht viel finden!” seufzte Kerômi.
„Das werden wir sehen!” meinte Augur: „Die Taelons haben sicher eine Menge in ihrer Datenbank!” Er nahm seine Tasse und ging zurück zum Computer. Kerômi folgte ihm und begegnete vor dem Computer Lili und Jonathan.
„Beckett ist hier!” erklärte Lili. Kerômi stellte seinen Tee ab und blickte ihr über die Schulter auf den Bildschirm mit dem Überwachungsvideo.
„Ronald Sandoval ist auch hier!” murmelte er. Augur vergrösserte den Bildausschnitt und richtete die Mikrofone genau aus.
„Siobhán! Wenn mein CVI nicht wäre, hätte ich niemals meine wahren Gefühle für dich verbergen können!” sagte Ronald.
„Ach wirklich?” murmelte Siobhán, die er an beiden Armen festhielt, nervös. Augur schlürfte an seinem Tee und vergrösserte das Bild noch etwas mehr.
„Nein, ich bin nämlich nicht aus Stein!” erklärte Ronald. Als sie sich losriss, hielt er sie etwas fester und fragte: „Was ist los? Du hast mir doch gesagt, ich soll blindlings in die Tiefe springen!”
„Naja schon, aber da ist ...” Sie brach ab, als er seine Hand auf ihre Wange legte.
„Von jetzt an wird ein Teil von mir immer bei dir sein!” flüsterte Ronald und öffnete Siobháns Haare. Kerômi beugte sich etwas weiter vor.
„Er hat keinen Skrill!” stellte er fest.
„Es ist Ha'gel!” murmelte Lili, als Ronald sich in blaues und weisses Leuchten auflöste.

Kerômi, Augur und Jonathan standen gespannt vor der Computeranlage und beobachteten das Geschehen. Viel war nicht passiert, Siobhán schwebte langsam durch die Kirche, umwoben von der Energie des Kimera Ha'gel. Hinter einer Säule hockten William und Lili, wussten aber nicht so recht, was sie tun sollten. Im Moment war es einfach nur ein grandioser Anblick.
Augurs Methode, sich zu erinnern, war Kerômi gerade in den Schoss gefallen, trotzdem fiel ihm nicht sehr viel ein. Die Kimera waren Vorfahren der Taelons und sie waren auch irgendwie mit den Lâthie verwandt, aber das war alles.
Die Erinnerungen aus den hintersten Winkeln seines Gedächtnisses rissen andere Erinnerungen mit an die Oberfläche des Bewusstseins, die Körpersprache der Lâthie, die wirklich eine Sprache war, die Erlebnisse in den Laboren des Mutterschiffs und die Flucht auf die Erde zu Lili.
„Ist Ihnen etwas eingefallen, Kerômi?” fragte Augur. Kerômi seufzte.
„Nicht viel!” murmelte er.
Mittlerweile war Siobhán bewusstlos zu Boden gesunken und Ha'gel materialisierte neben ihr wieder in Ronalds Gestalt.
„Ha'gel!” schrie William und duckte sich sofort, als Ha'gel mit seinem Shaqarava auf ihn schoss. Kerômi beugte sich nach vor, um den Kampf besser verfolgen zu können. Er bemerkte recht schnell, dass William Ha'gel von Siobhán weglockte. Schliesslich schlich Lili zu ihr und versuchte, sie hochzuheben. Ha'gel bemerkte es und zielte auf sie.
Kerômi verkrampfte sich innerlich. Lili war in Gefahr und er konnte ihr nicht helfen. Scheinbar endlose Sekunden lang starrte Ha'gel Lili an und schliesslich erlosch sein Shaqarava. Kerômi atmete auf. William lenkte Ha'gel wieder von den beiden Frauen ab, bis sie in Sicherheit waren.
„Das muss alles nicht sein, Ha'gel! Die Taelons sind auch meine Feinde!” rief er dann: „Ich bekämpfe sie, so wie Sie!” Ha'gel blieb hinter der Kirchenbank liegen. „Ha'gel, ich komme jetzt raus!” rief William und stand auf. Kerômi wandte sich von der Computeranlage ab und rannte zum Lift, wobei er zwei Widerstandsmitglieder anrempelte. Wenige Augenblicke später stand er mitten in der Kirche.
„Ha'gel!” rief er: „Die Taelons sind auch meine Feinde! Was sie Ihnen angetan haben, haben sie auch mir angetan! Ich bin Lâthie!” Ha'gel stand auf und sah Kerômi an. Sein Shaqarava erlosch und er legte die Daumen quer über die Handflächen.
„Beweisen Sie es!” verlangte er. Kerômi schloss die Augen und seufzte.
„Wie soll ich beweisen, was ich bin?” fragte er. Ha'gel neigte den Kopf etwas nach links und legte seine Hände aufeinander. Viele kleine Details machten den exakten Wortlaut des Satzes in der Körpersprache der Lâthie aus, dass Menschen und Taelons ohne den geschärften Blick dafür überhaupt nichts verstehen würden.
„Verstehe mich einfach!” bedeutete es. Und Kerômi antwortete.

Als das Tor der Kirche aufschwang, drehten sich Mensch, Lâthie und Kimera schnell um. Kerômis Gedanken rasten, offiziell hatten sie Ha'gel gestellt. Wie konnten sie ihn retten?
Ha'gel hob seine Arme und liess das Shaqarava aufleuchten, die Polizisten waren seine Feinde.
„Nein!” schrie William und hob den Skrill. Er zielte zwar nicht genau auf Ha'gel, es würde nur ein Streifschuss werden, aber Ha'gel bemerkte das nicht und schoss auf William.
Kerômi stiess William zur Seite und stellte sich schützend vor ihn, dass die Entladung des Shaqarava ihr Ziel nicht traf, sondern nur Kerômis Schulter. Ha'gel taumelte zurück, sein rechter Arm war verletzt und strahlte seine Lebensenergie ab. Er presste seine linke Hand auf die Verletzung und hielt die Energie mit seinem Shaqarava zurück.
Kerômis linke Schulter war verbrannt, aber er blieb tapfer stehen. William hielt Ha'gel mit seinem Skrill in Schach und rief Da'an an.
„Wir haben Ha'gel verletzt, aber lebend gestellt!” sagte er.
„Ich werde ihnen einige Implantanten zur Unterstützung schicken!” sagte Da'an: „Bringen Sie Ha'gel in die Botschaft!” William gab sein Global Kerômi, der es zuschob und ihm an den Gürtel hängte. Ha'gel machte ein vorwurfsvolles Gesicht.
Kerômi ignorierte den Schmerz in seiner Schulter und formte stumme Sätze mit der Haltung seines Körpers: „Du bist am Leben und solange du am Leben bist, kann die Zukunft besser werden! Wir werden dich vor den Taelons retten!”
Ha'gels Antwort fiel nicht weniger komplex aus, obwohl er sie weniger deutlich zum Ausdruck brachte, denn jede Bewegung machte die Polizisten misstrauisch.
„Danke, Lâthie! Achte auf meinen Sohn, du bist für ihn verantwortlich! Du und deine Frau!”
Kaum einen Augenblick später brach Kerômis Kreislauf zusammen und es wurde schwarz um ihn.

 

Ende von Kapitel 5

 

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