Startseite Aktuelles Update Geschichten Kategorien Bilder Forum - Der Baum Links Hilfe Kontakt
  „Lâthie” von Veria   (Emailadresse siehe Autorenseite),   2002
Mission Erde/Earth: Final Conflict gehören Tribune Entertainment Co., Lost Script Prod. Inc., Atlantis Films und VOX. Bitte veröffentlichen Sie diese Geschichte nicht ohne vorheriges Einverständnis der Autorin.
 
Handlung:  Kerômi erlebt den Anfang der ersten Staffel hautnah mit. (Entspricht der Folge „Im Griff der Taelons”)
Zeitpunkt:  Anfang erste Staffel
Charaktere:  Kerômi, Lili, William Boone, (Da'an, Ronald Sandoval, Julianne Belman, Jonathan Doors, Eddie Jordan)
 

 

LÂTHIE

Kapitel 4: Jonathan Doors Plan

 

EIN HALBES JAHR SPÄTER

Kerômi hielt zwei Plastikfähnchen in die Höhe und wedelte sie herum, ebenso wie alle anderen Menschen hier. Er stand ganz in der Nähe der beiden Polizisten, die für die Sicherheit zuständig waren. Ob der Plan funktionieren würde?
Er hörte das laute Dröhnen, bevor die meisten Menschen es wahrnahmen. Die Musik brach ab und die Musiker blickten zum Himmel, ebenso wie die anderen Menschen und auch Kerômi. Nach einigen Augenblicken tauchte in einem hellen Lichtblitz das Taelon-Shuttle auf. Kerômis Herz schlug etwas schneller.
Das Shuttle setzte auf dem vorbereiteten Landeplatz auf und öffnete den Innenraum. Lili stand vom Pilotensitz auf, sah sich um und nickte dann ihrem Passagier zu. Kerômi wie auch alle anderen blickten gespannt auf das Shuttle, aus dem schliesslich, elegant und äusserst anmutig, ein Taelon auf den roten Teppich trat. Da'an. Seine Fassade flackerte kurz, als er die Menschenmenge musterte, die ihn bejubelte und beklatschte.
Der Blick auf die sanften Energielinien des Taelons erinnerte Kerômi wieder an seine Zeit auf dem Mutterschiff. Er schloss die Augen und versuchte, die schlimmen Erinnerungen von sich abzuschütteln. Er konzentrierte sich auf Kindheitserinnerungen, die liebevollen Berührungen seiner Eltern, aber die Gänsehaut und sein toter Freund in der angrenzenden Stasiskammer blieben.
Doch ein Gedanke an Lili vertrieb die Taelons und ihre Experimente aus seinem Kopf.
Da'an war mittlerweile auf dem Podest angekommen und sagte etwas in seiner Muttersprache, halb singend, halb fauchend, dass Kerômi ein kalter Schauer über den Rücken lief. Der Taelon hielt eine Rede über die Vorteile ihrer Anwesenheit auf der Erde und darüber, wie warmherzig sie empfangen wurden, und überliess dann das Wort Jonathan Doors.
Jonathan kündigte ein Gemeinschaftsprojekt von Doors International und der Taelon-Synode an und Da'an erläuterte die Details.
Und dann geschah es. Ob der Plan funktionieren würde?

Lili und Julianne hatten sich in eine günstige Position gebracht und Kerômi konnte den Ziellaser bereits sehen, als er noch nicht einmal auf Da'an gerichtet war.
„Runter!” schrie der verantwortliche Polizist und lief los. Jonathan reagierte schnell und schützte Da'an mit seinem Körper, jedenfalls sah es so aus. Der Schuss krachte und Jonathan fiel zu Boden. Sofort war Lili bei ihm und drehte ihn auf den Rücken.
Die Menschen liefen wie aufgescheuchte Vögel ziellos umher. Der Polizist warf eine Rauchgranate auf das Podest, um Da'an vor dem Ziel des Schützen zu verbergen, und auch, um den Laser zu sehen und den Ursprung auszumachen.
„Da!” schrie er und zeigte auf ein hohes Gebäude mit riesigen Fenstern. Der Companion-Beschützer neben ihm hob seinen Arm mit dem daran festgewachsenen Skrill und schoss einen Teil der Gebäudewand weg. Die anderen Polizisten liefen los, um das Gebäude vorne und hinten abzuriegeln.
Der verantwortliche Polizist und der Companion-Beschützer liefen zurück zum Podest, sahen kurz Lili über die Schulter und liefen dann wieder weg. Kerômi hielt seinen Blick auf Jonathan gerichtet, neben dem Julianne gerade ihre Notfallausrüstung aufbaute. Hoffentlich funktionierte der Plan! Zurück konnten sie nicht mehr.
Kerômi bemerkte, dass ausser ihm nur mehr wenige andere Zivilisten übrig waren und er lief weg, um nicht aufzufallen. Er hatte zwar das Gefühl, damit das letzte bisschen Kontrolle abgegeben zu haben, aber er war sich sicher, dass er im Falle eines Fehlschlags nicht viel würde tun können. Lili, Julianne und Jonathan entschieden, ob es gelingen würde.

Kerômi starrte auf die Schlagzeile und murmelte sie immer wieder vor sich hin. Er war so froh, dass der Plan funktioniert hatte. Ihm fiel jedes Mal ein Stein vom Herzen, wenn er sah, dass es Lili gut ging.
Er legte die Zeitung weg und sah Lili an.
„Ich bin froh, dass du da bist!” fasste er seine Gedanken in Worte. Lili rührte still ihren Tee um. Kerômi beugte sich etwas nach vorne und suchte den Blickkontakt.
„Ja, Kerômi, ich auch!” murmelte Lili.
„Worüber denkst du nach?” fragte Kerômi.
„Lies die Todesanzeigen!” sagte Lili: „William Boones Frau ist tot! Boone war für Da'ans Sicherheit zuständig!” Kerômi blätterte durch die Zeitung. „Da'an wollte ihn als seinen Sicherheitschef!” erklärte Lili: „Boone sagte ab und jetzt ist seine Frau tot! Wir glauben, dass die Taelons dafür verantwortlich sind!”
„Du willst mehr sagen!” stellte Kerômi fest. Lili nickte.
„Wenn wir ihm sagen, dass es die Companions waren, kommt er vielleicht zum Widerstand! Er könnte das modifizierte Implantat erhalten!” erklärte sie: „Ohne Motivationsimperativ! Wir hätten einen Spion in unmittelbarer Nähe der Taelons! Näher als ich jemals war!” Kerômi sah sie nachdenklich an.
„Ist es angebracht, den Tod seiner Frau so auszunutzen?” fragte er. Lili seufzte.
„Eigentlich nicht, aber wir können nicht warten!” sagte sie: „Entweder lehnt er endgültig ab, oder er nimmt an und bekommt ein voll funktionsfähiges CVI!”
„Jonathan hat bereits entschieden?” vermutete Kerômi. Lili nickte. „Braucht ihr meine Hilfe dazu?” fragte Kerômi. Lili schüttelte den Kopf.
„Wir glauben, dass es besser ist, wenn Eddie mit ihm spricht! Falls auch Doors Erscheinen nicht die richtige Wirkung hat, kannst du Boone ja noch erzählen, was du über die Taelons weisst!”
Kerômi schauderte beim Gedanken an das, was die Taelons ihm angetan hatten, aber er nickte und stimmte zu. Ein Spion bei den Taelons wäre einige schlimme Erinnerungen wert.

Kerômi starrte auf die hölzerne Tischplatte und grübelte vor sich hin. Er hatte sich bereiterklärt, zu helfen, für den Fall, dass Jonathan, Julianne und Lili alleine William nicht überzeugen würden können, deshalb war er hier, im Nebenraum des Flat-Planet-Café. Würde William herkommen? Würde er Eddie glauben? Julianne setzte sich Kerômi gegenüber und legte ein Blatt Papier auf den Tisch.
„Der Zweck Ihres Implantates ist es, Ihre Erinnerung zu blockieren!” erklärte sie.
„Aber ich erinnere mich daran, was auf dem Mutterschiff geschehen ist!” murmelte Kerômi verwirrt: „Und auch daran, was davor war! Meine Kindheit, Jugend ...”
„Irgendwo muss eine Lücke sein!” sagte Julianne: „Ich bin sicher, die Taelons haben dafür gesorgt, dass es Ihnen nicht auffällt!” Sie schob das Papier zu ihm. „Das sind die Untersuchungsergebnisse!” Kerômi überflog die Fachausdrücke und seufzte.
„Ich muss es Ihnen wohl einfach glauben!” meinte er: „Da etwas herauslesen kann ich nämlich nicht!” Jonathan legte ihm die Hand auf die Schulter und deutete auf die holographische Trennwand.
„Sie kommen!” stellte Julianne fest.

Lili verschloss die Türe hinter sich und blickte zu William und Eddie. Sie umarmten sich, gute Freunde, die sich lange nicht gesehen hatten.
„Das mit Kate tut mir leid!” murmelte Eddie. William nickte leicht.
„Wann hast du Mord zu deinem Beruf gemacht, Eddie?” fragte er nach einigen Sekunden Stille. Kerômi trat einen Schritt näher zur holographischen Trennwand und beobachtete die beiden aufmerksam.
„Glaub mir, es ist nicht, wie es scheint!” sagte Eddie. Gute Antwort. Kerômi entspannte sich etwas. Schliesslich sprach William Jonathan Doors Tod an, das Stichwort für dessen Erscheinen.
Jonathan und Julianne gingen an Kerômi vorbei durch die holographische Trennwand. William sah sie verwundert an und sprach dann seine Schlussfolgerungen aus.
Es war geplant gewesen, dass nicht Da'an, sondern Jonathan getroffen worden war. Lili und Julianne waren für die medizinische Behandlung zuständig gewesen und Julianne hatte ihn schliesslich für tot erklärt. Ein genialer Plan, aber warum? Jonathan erklärte es.
Er wollte wissen, wieso die Companions zur Erde gekommen waren. Und das war leichter, wenn niemand auf die Idee kam, dass er es wissen wollte, wenn er also offiziell tot war.
„Wir werden Schafe! Und ich traue den Schäfern nicht!” sagte er.
„Wir müssen jetzt etwas tun!” mischte sich Lili wieder ein. William schlug das in diesem Satz enthaltene Angebot, dem Widerstand beizutreten, aus.
„Ich muss gar nichts tun! Ich habe Fragen und ich werde die Antworten auf meine Weise herausfinden!” Er machte einige Schritte auf die Türe zu.
„Fangen Sie mit ihrer Frau an!” sagte Jonathan. William blieb stehen und drehte sich um.
„Das heisst?” fragte er.
„Die Companions haben sie getötet!” sagte Eddie.
Hinter der holographischen Trennwand atmete Kerômi auf. William Boone würde dem Widerstand beitreten, das modifizierte CVI erhalten und Da'ans Sicherheitschef werden, das konnte er in seinem Gesicht sehen.

Lange Zeit versuchte Kerômi sich an das zu erinnern, was sein Implantat vor ihm verschloss. An kleine Fetzen erinnerte er sich, aber alleine ergaben sie keinen Sinn.
In seinem menschlichen Leben entwickelte er sich weiter. Bald konnte er sich so flüssig verständigen, dass selbst Lili kaum mehr Fehler auffielen, und Lili war sehr aufmerksam.
So aufmerksam, wie Lili war, bemerkte sie auch, dass Kerômi zwar gerne mit William ein Bier trinken ging, aber doch lieber in ihrer Nähe blieb, wenn er konnte. Erst meinte sie, es läge daran, dass sie seine ersten Tage auf der Erde mit ihm verbracht hatte, aber später, als sie ihre Arbeitstage fast nur mehr verbrachte, um abends Kerômi zu besuchen, hoffte sie, dass es etwas anderes war.
Der Widerstand konnte ebenfalls einige Erfolge verzeichnen. Sie fanden die fremde Sonde, Ma'els Relikt und Beweise für viele menschenfeindliche Aktionen der Taelons und sie erfuhren sogar von der Existenz der Jaridians, der Feinde der Taelons.
Kerômi begann, für die Washington Post Grafiken zu erstellen. Immer auf der letzten Seite wurde jeden Samstag ein Bild abgedruckt. Einmal war Kerômi mit Lili bei einer ihrer Freundinnen aus der Schulzeit zu Besuch und sah an der Wand aufgereiht alle seine Grafiken.
Schliesslich, als Kerômi und Lili sich über ihre Beziehung im Klaren waren, war das erste Mal ein Taelon, Da'an, bei einer menschlichen Hochzeit anwesend. Schon allein wegen Da'an hatte Kerômi sich seine Haare dunkler gefärbt, um nicht so sehr als anders aufzufallen.
Kerômis Leben lief prächtig, nur erinnern konnte er sich nicht.

 

Ende von Kapitel 4

 

Zurück / Back

 

Zum Seitenanfang