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  „Lâthie” von Veria   (Emailadresse siehe Autorenseite),   November 2002
Mission Erde/Earth: Final Conflict gehören Tribune Entertainment Co., Lost Script Prod. Inc., Atlantis Films und VOX. Bitte veröffentlichen Sie diese Geschichte nicht ohne vorheriges Einverständnis der Autorin.
 
Handlung:  Kerômi beginnt, sich mit Lili zu verständigen.
Zeitpunkt:  nach der Ankunft der Taelons, aber vor der ersten Staffel
Charaktere:  Kerômi, Lili [Julianne Belman]
 

 

LÂTHIE

Kapitel 2: Verständigung

 

Eine Stimme!
Eine laute Stimme!
Aber leise genug, dass er weiterschlafen konnte!
Kerômi drehte sich vom Störenfried weg und schlummerte weiter.
Aber die Stimme blieb, und sie wurde sogar lauter.
Und schliesslich schüttelte der Störenfried Kerômi sogar an der Schulter.
„Was ist los?” murmelte er verwirrt und zwängte die Augen auf. Eine dunkelhaarige Frau starrte ihn an.
„Was ist los?” wiederholte er.
Die Frau sagte etwas in fremden Lauten, aber anders fremd, als das, was er von denen gehört hatte.
Es schien ihm, als wollte sie wissen, wie es ihm ging.
„Gut!” sagte er: „Mir geht es gut!” Er nickte freundlich. Und sie verstand.
Sie sagte wieder etwas. Ihre Stimme war wohltuend sanft, ganz anders als die Stimmen von denen.
„Ich verstehe nicht!” sagte Kerômi, schüttelte den Kopf etwas und zuckte mit den Schultern.
Die Frau sagte wieder etwas, diesmal nicht so viel, nur zwei Silben. Dabei streckte sie zwei Finger ihrer rechten Hand ihrem Oberkörper entgegen.
Kerômi hob seine Hand und deutete auf die Frau.
„Lili!” wiederholte er, was sie gesagt hatte.
Lili nickte. Dann streckte sie ihre Hand aus und zeigte auf ihn. Den Kopf legte sie dabei schief, um eine Frage zu formulieren.
Kerômi lächelte und sagte ihr seinen Namen.
Lili nickte und wiederholte ihn.
„Kerômi!”

Dr. Julianne Belman runzelte die Stirn und versuchte auf dem Ausdruck des Laborcomputers irgendeinen Hinweis auf den ersten April zu finden. Das war doch nicht möglich, dass die Blutgruppe einfach nicht feststellbar war!
Und der pH-Wert des Blutes war auch nicht gerade im Durchschnitt.
Und auch sonst, überhaupt nichts war ganz so, wie es sein sollte.
Julianne riss den Ausdruck ab und verliess das Labor.
Zwei Ärzte und eine Schwester grüssten sie auf dem Gang freundlich und Julianne grüsste zurück. Schliesslich öffnete sie eine Türe links und trat ein.
„Hallo, ich bin Dr. Belman!” stellte sie sich vor. Die Frau, die neben dem Bett auf einem Plastikhocker sass, stand auf und streckte ihr die Hand hin.
„Lili Marquette!” sagte sie. Julianne schüttelte ihre Hand und wandte sich dann dem Patienten zu, der sie aufmerksam beobachtete.
„Wie geht es Ihnen heute?” fragte sie. Der Patient schüttelte den Kopf etwas und zuckte mit den Schultern.
„Er versteht Sie nicht!” erklärte Lili.
„Können Sie übersetzen?” fragte Julianne. Lili schüttelte den Kopf.
„Ich fürchte nein!” seufzte sie: „Ich verstehe ihn auch nicht!”
„Wissen Sie, welche Sprache er spricht?” fragte Julianne: „Dann könnte ich einen Dolmetscher besorgen!” Lili schüttelte den Kopf.
„Wissen Sie, warum er zusammengebrochen ist?” fragte sie dann.
Julianne las noch einmal den Ausdruck des Laborcomputers durch. Ärzte durften das, schliesslich sollten sie kompetent wirken.
Kompetenz half in diesem Fall aber leider auch nicht weiter. Julianne wusste es einfach nicht.
„Tut mir leid, nein!” sagte sie: „Aber jedenfalls scheint es jetzt vorbei zu sein!”

Kerômi beobachtete die beiden Frauen.
Sie schienen sich recht förmlich zu begegnen, aber da konnte er sich auch irren. Sie reichten sich wieder die Hände und eine der beiden verliess den Raum.
Hatten sie über ihn gesprochen? Irgendwie musste er lernen, zu verstehen, was sie sagten.
„Lili!” sagte er. Lili drehte sich um und setzte sich wieder auf den Plastikstuhl.
„Ja!” sagte sie. Das war wohl eine Art Bestätigung, vermutete Kerômi. Nach einer Frage hatte es nicht geklungen.
Er deutete auf die Türe und hoffte, dass Lili verstehen würde.
„Julianne Belman!” sagte sie. Es schien, als hatte sie verstanden. Das hatte die andere Frau auch gesagt, es war wohl ihr Name.
Kerômi sah sich im Raum um. Irgendwo musste doch etwas zum Zeichnen zu finden sein. Zeichensprache war bestimmt leichter zu verstehen.
Nachdem Kerômi das ganze Zimmer durchsucht hatte und er Lili trotz aller Bemühungen nicht klarmachen hatte können, was er suchte, kam sie von selbst auf dieselbe Idee.
Strahlend setzte Kerômi sich auf die Bettkante und blickte auf den kleinen Block Papier.
Lili skizzierte zwei Strichmännchen, eines mit acht kurzen Haaren, das sollte Kerômi sein, das andere mit fünf Haaren bis zur Schulter, das war Lili.
Kerômi nahm ihr vorsichtig Block und Stift aus den Händen und begann auf einem neuen Blatt zu zeichnen.
Er zeichnete sanft geschwungene Formen, so kunstvoll schattiert, dass man fast das feine Schimmern sehen konnte, an das er sich so lebhaft erinnerte. Die Wände des Raumes, den er zeichnete, wirkten lebendig, eine feine Maserung wie Wellen auf einem See zierten alle Oberflächen. Im Raum standen fünf hohe Kästen, mit ebenso sanft geschwungenen Kanten und ebenso lebendig wirkenden Oberflächen. Die Vorderseite der Kästen war jedoch matt und fast durchsichtig. Und hinter einer der matten Vorderseiten blickte Kerômi hervor.

Lili folgte den Bleistiftstrichen ihres Schützlings wie gebannt. Er konnte mit Bleistift und Papier wirklich gut umgehen. Aber auch sonst hatte er einiges Merkwürdiges an sich, was irgendwie nicht greifbar war.
Der Raum, den Kerômi zeichnete, war wunderschön, aber auch irgendwie bedrohlich.
Als er in einem der fünf Kästen eine Figur zeichnete, war Lili noch mehr fasziniert als zuvor.
Die Figur war nur wenige Zentimeter gross, trotzdem war sie sich vom ersten Bleistiftstrich an sicher, dass sie Kerômi darstellen sollte.
Und als er ihr Stift und Block zurückgab, konnte sie nur mit offenem Mund die Zeichnung bestaunen.
Kerômi machte in diesem Kasten ein sehr unglückliches Gesicht, aber auch irgendwie schläfrig.
Und Lili ahnte, wo sich dieser Ort befand, auf dem Taelon-Mutterschiff.
„Taelon?” murmelte sie und sah ihn fragend an.
Und nach einer Weile nickte Kerômi.

Kerômi spürte den kalten Schauer seinen Rücken hinunterlaufen und sich in der Gänsehaut verfangen. Taelon, ja so hiessen die.
Er konzentrierte sich auf die Wärme der Matratze und der Bettdecke und schob die Kälte von sich fort. Er nickte.
Bestätigung, er hatte von Lili ein Wort gehört, das Bestätigung bedeutete. Wie hiess es? Er dachte nach.
„Ja!” sagte er, so hiess das Wort.
Lili sah ihn verblüfft an. Aber nach einer Weile lächelte sie ihn aufmunternd an.
„Kerômi!” sagte sie. Kerômi legte fragend den Kopf schief. Lili streckte ihre Hand aus und deutete auf ihn.
„Du!” sagte sie. Kerômi deutete auf sich selbst.
„Du?” fragte er.
„Nein!” sagte Lili und schüttelte den Kopf. War das eine Verneinung? Kerômi versuchte, seine Erkenntnisse zu überprüfen.
„Nein!” sagte er und schüttelte den Kopf. Danach nickte er und sagte: „Ja!”
Lili nickte.

Sprache war etwas so Natürliches für Lili. Sie konnte sich nicht vorstellen, nichts zu verstehen.
Kerômi verstand zwar nicht, was sie sagte, aber er baute sich logisch das nötige Wissen nach und nach zusammen. Lili war beeindruckt.
Sie nahm seine Hand und richtete sie auf ihren Oberkörper, während ihre andere Hand auf ihn zeigte.
„Du!” sagte sie wieder und hoffte, das Prinzip der Gegenseitigkeit gut erklärt zu haben.
Kerômi zeigte auf sich selbst.
„Nein du!” sagte er. Lili nickte.
„Ich!” sagte sie. Kerômi nahm ihre Hand, wie sie vorher seine genommen hatte, und richtete sie auf ihren Oberkörper.
„Ich!” sagte Kerômi. Lili lächelte. Er baute wirklich logisch zusammen, was er zur Kommunikation brauchte. Und da fiel ihr endlich auf, was an ihm so merkwürdig war.
Seine Augen schimmerten golden, ebenso wie seine zwar kurzen, aber trotzdem wallenden Haare. Es kam ihr zwar nicht untypisch für einen Menschen vor, trotzdem wusste sie niemanden, der dem auch nur entfernt nahe kam.
Vielleicht irrte sie sich, aber jetzt, da sie darüber nachdachte, kam es ihr immer unwahrscheinlicher vor, dass Kerômi ein Mensch war.
Die Taelons waren hier. Wer wusste, was sie alles mitgebracht hatten?

Kerômi lächelte Lili an. Zwar konnte sie nicht verstehen, was er sagte, und er verstand sie auch nicht, aber die Körpersprache war eine fast ebenso komplexe Möglichkeit der Kommunikation. Lili lächelte zurück, sie schien ihn zu mögen.
Kerômi nahm ihr den Block aus der Hand und schrieb die Wörter auf, die er schon gelernt hatte. Er gab zwar nur die Aussprache wieder, aber anderes war gar nicht möglich, da er ja nicht über dieselbe Schrift verfügte. Daneben schrieb er die Übersetzung in seiner eigenen Sprache. Dann drehte er den Block um und hielt Lili den Bleistift hin.
„Ja!” sagte er und zeigte auf die oberste Zeile. Lili verstand sofort und schrieb daneben einige Zeichen, die Kerômi nicht verstand.
„Ja!” sagte sie. Kerômi nickte und wiederholte das ganze mit den restlichen drei Zeilen. Schliesslich hatte er ein einfaches Wörterbuch mit vier Stichwörtern zur Verfügung. Nun begann er, Lili über die Einrichtungsgegenstände auszufragen. Bett, Stuhl, Schrank, Tisch ...
Lili half ihm bereitwillig weiter, es schien ihr Spass zu machen.
Und immer schrieb Kerômi alles gleich auf.

 

Ende von Kapitel 2

 

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