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  „Lâthie” von Veria   (Emailadresse siehe Autorenseite),   Entstehung: 2004
Mission Erde/Earth: Final Conflict gehören Tribune Entertainment Co., Lost Script Prod. Inc., Atlantis Films und VOX. Bitte veröffentlichen Sie diese Geschichte nicht ohne vorheriges Einverständnis der Autorin.
 
Handlung:  Lili wird krank.
Zeitpunkt:  Anfang zweite Staffel
Charaktere:  Kerômi, Lili, Melissa Park
 

 

LÂTHIE

Kapitel 13: Lînya

 

Kerômi drängte sich durch die Menge, dicht gefolgt von Lili. Immer wieder entschuldigte er sich, wenn er, was unvermeidlich war, irgendjemandem auf die Füsse trat. Was Zo'or und Da'an zum Vorgang der Verjüngung sagten, verstand er nicht, er war zu weit von den Taelons weg und das Murmeln der Menschen war zu laut. Schliesslich wurde das Murmeln aber leiser, als Pearl in die Maschine stieg.
Kerômi hatte sich und Lili auch einen Weg fast ganz nach vorne gebahnt, dass sie die Verjüngung aus der Nähe verfolgen konnten. Pearl leuchtete von innen auf und ihr Körper schwankte zwischen Energie und Materie. Kerômi kannte es. Auch die Verjüngung war an manchen der Lâthie getestet worden und die meisten waren daran sofort gestorben. Kerômi hoffte für Pearl, dass die Taelons das Verfahren mittlerweile wirklich verbessert hatten. Aber sie mussten es verbessert haben, alles andere konnte Jonathan in seinem Wahlkampf verwenden und die Taelons würden ihre Marionette Präsident Thompson verlieren.
Das Leuchten um Pearl liess nach und Kerômi konnte ihre Gesichtszüge wieder erkennen. Keine Spur von Falten, nur die grauen Haare zeugten noch vom wahren Alter der nun jungen Frau. Die Menge der Zuschauer raunte und die Journalisten veranstalteten ein Blitzlichtgewitter.
„Erstaunlich!” murmelte auch Lili.
„Ja!” sagte Kerômi leise. Der folgenden Diskussion zwischen den menschlichen Wissenschaftlern und den Journalisten hörte er nur mit halbem Ohr zu, zu sehr beunruhigte ihn Lilis bleiches Gesicht. Lili blickte auch teilnahmslos knapp an Kerômi vorbei, ohne etwas hinter ihm wahrzunehmen.
„Lili?” fragte Kerômi. Lili brauchte einen Augenblick, bis sie sich wieder gefasst hatte.
„Was ist los?” fragte sie: „Wo ... was?” Kerômi fasste ihre Hand und wäre fast zurückgezuckt. Die Hand war schweissfeucht und eiskalt.
„Es geht dir nicht gut, Lili!” sagte Kerômi: „Gehen wir nach Hause, dann kannst du dich hinlegen!” Lili schüttelte erst verwirrt den Kopf, doch dann nickte sie doch.

William, Liam und auch Da'an hatten Kerômi und Lili beim Hinausgehen besorgt gemustert und Liam war sogar zu ihnen gekommen und hatte sich nach Lilis Befinden erkundigt. Nachdem Kerômi ihm versprochen hatte, Melissa zu informieren, hatte der Kimerahybrid sie gehen lassen. Den Heimweg hatte Kerômi Lili fast getragen, alleine wäre sie auf keinen Fall weit gekommen.
Schliesslich lag die Schwangere gut zugedeckt im Bett und Kerômi sass mit dem Global in der Hand neben ihr und rief Melissa an. Nach einer halben Ewigkeit erschien Melissas Gesicht auf dem Global.
„Was ist passiert?” fragte sie sofort: „Sie sehen besorgt aus!”
„Lili ist krank!” sagte Kerômi.
„Ich bin gleich da!” murmelte Melissa und wollte das Global zuschieben, aber sie tat es doch noch nicht. „Sie sind zuhause, nicht wahr?” fragte sie. Kerômi nickte und Melissa beendete die Verbindung. Kerômi schob sein Global ebenfalls zu und beugte sich über Lili.
„Dr. Park ist unterwegs!” sagte er leise: „Du wirst wieder gesund!”

Kerômi tupfte besorgt den Schweiss von Lilis Stirn und sprang jedes Mal auf, wenn bei einem der Nachbarn jemand an der Türe klingelte. Nach einer unendlichen Viertelstunde schliesslich klingelte es auch an der Marquette'schen Eingangstüre. Kerômi lief in den Vorraum und riss die Türe auf. Melissa schob sich an ihm vorbei gleich ins Schlafzimmer. Kerômi schloss die Türe und ging ihr nach.
„Lili? Hören Sie mich?” fragte Melissa und tätschelte Lilis Wange. „Keine Reaktion!” murmelte sie dann: „Stark überhöhte Temperatur! Kerômi, haben Sie etwas gegen das Fieber unternommen?”
„Kalte Tücher!” sagte Kerômi: „Mehr traute ich mich nicht zu tun, ich weiss ja nicht, worin genau sich Menschen und Lâthie unterscheiden!”
„Keine Sorge, Kerômi, es sieht nicht gefährlich aus!” murmelte Melissa, während sie ihrer Patientin Blut abnahm und dann die Ampulle ins portable Analysegerät einrasten liess. Schon als die ersten Daten auf dem kleinen Bildschirm auftauchten, runzelte Melissa die Stirn.
„Was ist?” fragte Kerômi leise.
„Solche Blutwerte kenne ich nur von Ihnen, Kerômi!” murmelte Melissa: „Ich kann es mir nur so erklären, dass Ihre Tochter sehr plötzlich grossen Einfluss auf die Blutwerte ihrer Mutter genommen hat!”
„Aber ... was kann man dagegen tun?” fragte Kerômi ratlos. Melissa seufzte.
„Kaiserschnitt!” sagte sie.

Da Kerômi eine Operation ohne Lilis Zustimmung nicht erlauben wollte, wartete er. Melissa tat ihr Möglichstes, Lilis Zustand nicht nur stabil zu halten, sondern sie auch ihr Bewusstsein zurückerlangen zu lassen. Vier Tage nach Lilis Zusammenbrechen schliesslich gelang es auch.
Eindrücklich schilderte Kerômi ihr die Lage, die Gefahren, und seine Hoffnung, dass es vielleicht auch auf natürlichem Wege gelingen könnte. Lili jedoch wollte nicht abwarten, bis es ihr und dem Kind womöglich noch schlechter ging, und sie stimmte dem Kaiserschnitt zu.
Melissa versicherte den werdenden Eltern immer wieder, dass die ungeborene Tochter uneingeschränkt lebensfähig war, schliesslich hätte es bis zur natürlichen Geburt auch nicht mehr länger als drei Wochen gedauert.
Zwei Sanitäter des Widerstandes brachten Lili auf etlichen Umwegen und ohne auffällig zu werden ins unterirdische Widerstandshauptquartier, wo schon Siobhán und Ha'gel warteten. Besonders Siobhán machte ein sehr besorgtes Gesicht und versprach Lili jegliche Hilfe in allen Lebenslagen. Ha'gel hingegen legte seine Hand auf Lilis Stirn und liess seine Energie leicht strömen, ebenso half Kerômi nach den Möglichkeiten der Lâthie, Lilis Zustand zu stabilisieren.
„Das piekst jetzt, Lili!” warnte Melissa die Schwangere vor, bevor sie die Nadel in ihren Arm stach. „Intravenös, das ist für die Narkose!” erklärte sie dann, während sie die Nadel festklebte.
„Kerômi, halt mich!” flüsterte Lili. Kerômi drückte ihre Hand etwas fester und strich über ihre Wange.
„Als wäre ich festgeklebt!” sagte er: „Ich bleibe bei dir!” Siobhán half Melissa, Lili auf den Operationstisch zu tragen, dann hängte sie die Narkoseinfusion an und holte Mundschutz und Handschuhe für Melissa und sich selbst. Ihr CVI ermöglichte es ihr, die Tätigkeiten einer Assistentin auszuführen.
Als schliesslich Lili tief in der Narkose versunken war und Siobhán grossflächig Desinfektionsmittel aufgetragen hatte, setzte Melissa zum ersten Schnitt an.
Kerômi bemerkte nur nebenher, dass die beiden Frauen schnell und präzise arbeiteten. Lilis Puls blieb ruhig, was vermutlich vor allem Ha'gels beruhigendem Energiestrom zu verdanken war. Bald würde Kerômi sein Kind in den Armen halten. War es ein Junge oder ein Mädchen?
Jetzt erst bemerkte er, dass Melissa das beim Hausbesuch vier Tage zuvor, wohl eher unbeabsichtigt, verraten hatte. Melissa klopfte dem kleinen Mädchen auf den Hintern und reichte es nach einem kurzen Gesundheitscheck an seinen Vater weiter.
Kerômi sah das winzige Geschöpf warm an und wiegte es sanft hin und her. Er vergass die Zeit um sich. Am Rande bemerkte er, wie Ha'gel den grossen Schnitt in Lilis Bauch mit seinem Shaqarava heilte und Siobhán die Narkoseinfusion abhängte.
„Sie wird bald aufwachen!” sagte Melissa: „Wir lassen Sie jetzt mit Ihrer Familie allein!” Sie lächelte breit und schob Ha'gel und Siobhán durch die Türe, die sich hinter ihnen sofort wieder schloss.

Als Lili schliesslich nach etwa einer halben Stunde aufgewacht war, legte Kerômi das Kind in ihre Arme.
„Oh, Kleines!” flüsterte Lili und strich über den im Verhältnis zum Körper sehr grossen Kopf.
„Willkommen auf dieser Welt!” sagte Kerômi sanft, so war auch er im Leben begrüsst worden. Dann legte er einen Arm um Lili und drückte sie an sich.
Lange sassen die beiden so da, nur das neue Leben fühlend, bis Lili schliesslich die notwendigen Dinge ansprach.
„Wir haben versäumt, ihr einen Namen zu geben!” sagte sie. Kerômi lächelte sie liebevoll an.
„Sie wird dir ähnlich sehen!” flüsterte er: „Sie wird dieselben Augen haben!”
„Woher weisst du das?” fragte Lili erstaunt. Kerômi war verwirrt. Konnte Lili denn nicht ... ? Doch bald fiel es ihm wieder ein, dass die Menschen ja ihr genetisches Gedächtnis nich verwendeten. Wie sollten sie da denn auf das eines anderen zugreifen?
„Ich sehe es in ihrem genetischen Gedächtnis!” sagte er: „Natürlich nur schemenhaft, aber dennoch ist es deutlich genug, sie verbirgt sich ja nicht vor mir!”
„Kerômi! Wie bist du zu deinem Namen gekommen?” fragte Lili.
„Meine Eltern haben ihn gesehen, als sie mich gesehen haben!” erklärte Kerômi.
„Siehst du einen Namen für unsere Kleine?” fragte Lili. Kerômi lächelte.
„Du siehst ihn bereits!” sagte er. Lili sah ihn unsicher an. Dennoch protestierte sie nicht und Kerômi wusste, dass sie ihre verborgenen Fähigkeiten wiederzuerlangen trachtete.
„Lînya!” sagte sie schliesslich.
„Lînya!” wiederholte Kerômi zufrieden.
„Und wie soll ihr irdischer Name lauten?” fragte Lili dann. Kerômi lächelte schweigend, sie sollte entscheiden, und sie würde richtig entscheiden. „Lynne!” entschied Lili schliesslich.
„Lynne!” wiederholte Kerômi auch diesmal zufrieden.

Die folgenden zehn Wochen nach Lînyas Geburt am zweiten August verbrachte Lili vor allem zuhause, in Parks oder im Widerstandshauptquartier, wo sie jede Menge freiwilliger Babysitter fand. Die grellbunte Milla spielte mit der Kleinen am liebsten mit Rasseln und führte sich dabei selbst ziemlich wie ein Kleinkind auf. Siobhán war ebenfalls erstaunlich oft im Widerstandshauptquartier, aber sie konnte es sich auch leisten, schliesslich war Ne'han ja derzeit weit von der Erde entfernt und sie wurde daher nicht zu seinem Schutz benötigt.
Kerômi hingegen hatte mehr Arbeit als je zuvor und musste sich seine Zeit sehr genau einteilen, um noch genug mit Lili und Lînya zusammen sein zu können. Die Samstaggraphik kam bei den Lesern der Washington Post so gut an, dass der Chefredakteur jetzt auch jeden Mittwoch ein Bild drucken wollte. Diesmal musste Kerômi sich mit dem Thema mit der Lyrikerin des Blattes abstimmen, denn sie sollte unter oder über seine Graphik etwa hundert schöne Worte schreiben.
Er musste zugeben, dass die Idee dahinter grandios war, und die ersten Ergebnisse bestätigten diese Auffassung, dennoch waren die Diskussionen mit der Lyrikerin haarsträubend. Bei allem guten Willen ihr gegenüber, hatte Kerômi sie Lili gegenüber trotzdem schon mehrmals als strohdumme Fachidiotin bezeichnet. Schliesslich hatte sie ihm einmal allen Ernstes weismachen wollen, er dürfe ihr seine Graphik nicht auf ihr Global schicken, weil es nicht soviel Speicher hätte. Kerômi hatte nämlich auf seinem Global trotz intensiver Nutzung noch 90 Gigabyte frei.
Augurs Kommentar dazu war jedenfalls für ihn typisch: Frauen und Technik. Dafür hatte er allerdings links von Siobhán und rechts von Lili je einen Ellbogen in die Rippen bekommen.

Kerômi bekam von den Aktivitäten des Widerstandes während dieser Zeit nicht besonders viel mit. Er erfuhr zwar, dass Da'an das Projekt Second Chances gestoppt hatte, angeblich wegen langfristiger Gesundheitsschäden für die Betroffenen, aber in Wahrheit war wohl eher der Grund, dass Zo'or den verjüngten Menschen für die Taelons vorteilhafte Erinnerungen einpflanzen liess, wie eine neue, Kerômi noch unbekannte Widerstandskämpferin herausgefunden hatte.
Kerômi traute Da'an nicht, aber er musste akzeptieren, dass dieser Taelon sich auch gegen den jüngsten und skrupellosesten Taelon Zo'or stellte. Nachdem bei einem, wie William von der schwer verletzten Pilotin Ana María Gonzales erfahren hatte, von Zo'or und Tonio Arias eingefädelten Shuttleabsturz der lateinamerikanische Companion Ram ums Leben gekommen war, hatte Zo'or dessen Platz eingenommen.
In lateinamerikanischen Staaten waren immer noch zu viele Politiker korrupt, dass Zo'or dort vermutlich fast uneingeschränkt Experimente durchführen lassen konnte. Und Tonio stand ihm an Skrupellosigkeit kaum nach, wie Ana erzählt hatte.
Davon allerdings fand man in den Medien nie etwas, umso mehr tauchten jedoch plötzlich Berichte über vom Widerstand entführte Freiwillige und die Sorgen der Taelons um deren Verbleib in den Zeitungen, Fernsehnachrichten und im Internet auf. Schliesslich beschloss Kerômi, den Nachrichten über die beiden Entführten auf den Zahn zu fühlen.

 

Ende von Kapitel 13

 

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