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  „Lâthie” von Veria   (Emailadresse siehe Autorenseite),   2003
Mission Erde/Earth: Final Conflict gehören Tribune Entertainment Co., Lost Script Prod. Inc., Atlantis Films und VOX. Bitte veröffentlichen Sie diese Geschichte nicht ohne vorheriges Einverständnis der Autorin.
 
Handlung:  Sandoval bekommt ein modifiziertes CVI.
Zeitpunkt:  Anfang zweite Staffel
Charaktere:  Kerômi, Lili, Dee-Dee/Joanna, Sandoval, Ha'gel, Liam, Augur, Siobhán
 

 

LÂTHIE

Kapitel 10: Familie

 

Kerômi stand zwischen Ha'gel und Joanna Silverston, vormalige Dee-Dee Sandoval, hinter einem Fenster im ersten Stock einer Disko, die zu dieser Tageszeit, es war knapp nach Mittag, leer war. Augur sass zwei Meter hinter ihnen mit seinem Laptop auf einem Klappstuhl und hämmerte auf der Tastatur herum.
Draussen war es ruhig, nach wie vor lag nur Siobhán, die von Ha'gel betäubt worden war, am Boden zwischen den leerstehenden Häusern. Aber bald würde Sandoval kommen. Siobhán hatte ein fast kaputtes Global vor sich liegen, das ihr, wie sie Sandoval sagen würde, falls er fragte, aus einer umstürzenden Mülltonne entgegengeflogen war. Damit hatte sie gerade eben Sandoval angerufen.
„Ja!” rief Augur: „Er hat den Notarzt angerufen und Tommy erwischt! Erfolgreich umgeleitet!”
„Sehr gut, Augur!” sagte Kerômi. Augur liess sein Global aufschnappen und informierte Julianne.
„Er ist da!” murmelte Joanna. Kerômi drehte sich wieder zum Fenster und sah hinaus. Ronald kniete neben Siobhán nieder und schüttelte sie vorsichtig. Augur schaltete den Lautsprecher etwas lauter, dass man verstehen konnte, was das Mikrofon in Siobháns oberstem Jackenknopf auffing.
„Lt. Beckett?” rief Ronald. Einige Augenblicke vergingen, bis Siobhán aufwachte.
„Agent Sandoval!” murmelte sie.
„Bleiben Sie ruhig liegen, ein Notarzt ist unterwegs!” sagte Ronald. Dann zog er sein Global wieder hervor und liess es aufschnappen.
„Augur!” rief Ha'gel.
„Jajaja, er kommt schon nicht durch!” brummte Augur und hämmerte wieder auf der Tastatur herum. Ronald blickte erstaunt auf das schwarz bleibende Display seines Globals.
„Die Gasse ist abgesperrt, wir haben freie Fahrt!” meldete Augur plötzlich: „Freunde beim Strassenbau sind nicht schlecht!” Kerômi, Ha'gel und Joanna liefen die Treppe hinunter und öffneten die Türe. Ronald drehte sich um und starrte sie an.
„Dee-Dee!” rief er. Joanna trat einen Schritt näher zu ihm. Ronald blickte zuerst zu Siobhán, die wieder bewusstlos geworden war, dann stand er auf und marschierte zu Joanna. Ha'gel und Kerômi traten näher zu den beiden. Joanna nahm Ronalds rechte Hand in ihre und hielt sie fest. Ha'gel hob seine Arme und liess sein Shaqarava aufglühen. Einen Moment später sank Ronald bewusstlos zusammen. Kerômi fing ihn auf.

In einem Krankenwagen hatten sie Ronald zu einem Portal des Widerstandes gebracht, und von dort in ihr Hauptquartier. Siobhán war recht bald wieder aufgewacht und wartete mit Joanna, Kerômi und Ha'gel darauf, dass Ronald wieder aufwachte. Ha'gel hatte den Motivationsimperativ bereits beschädigt, wie er es auch bei Siobhán getan hatte.
In einem Nebenraum verfolgten Jonathan, Melissa und Julianne das Geschehen durch eine holographische Wand.
Sie mussten nicht lange warten, schon nach einer knappen halben Stunde begann Ronald, sich zu bewegen und öffnete schliesslich die Augen.
„Dee-Dee!” murmelte er: „Du lebst? Es tut mir so leid, was ich dir angetan habe! Aber das waren die Taelons!” Er stutzte.
„Dein Motivationsimperativ funktioniert nicht mehr!” sagte Joanna leise. Ronald stemmte sich hoch und musterte Siobhán, Kerômi und Ha'gel.
„Aber ... wie?” fragte er dann.
„Ich habe Ihr CVI beschädigt!” sagte Ha'gel. Ronald sah ihn verwirrt an. „Wie?” sagte Ha'gel und schmunzelte: „Ich bin Kimera, ich kann solche Dinge!”
„Ha'gel!” stellte Ronald fest. Ha'gel nickte. Ronald schien fast noch verwirrter als zuvor, also ergriff Kerômi das Wort.
„Als Ihr CVI zusammenbrach, suchten Sie nach dem Widerstand!” erklärte er: „Damals hatten wir kein modifiziertes CVI ohne Motivationsimperativ zur Verfügung!”
„Aber jetzt schon!” fügte Siobhán hinzu: „Die Ersetzung des normalen CVI durch ein modifiziertes ist bei mir auch schon gelungen!”
„Ich kann Ihren Motivationsimperativ nicht dauerhaft beschädigen, das CVI regeneriert sich!” sagte Ha'gel: „Ein modifiziertes CVI ist die einzige Möglichkeit! Stimmen Sie zu?” Ronald überlegte nur solange, bis die Worte sich in seinem Verstand wieder zu ihrem Sinn zusammengesetzt hatten.
„Ja!” rief er: „Natürlich!”

Siobhán war für die Taelons immer noch verschwunden und es wurde eifrig nach ihr gesucht. Ronald konnte nicht ebenfalls plötzlich verschwinden, also hatte er sich nach einigem Hin und Her damit einverstanden erklärt, dass Ha'gel für die nächsten 20 Stunden seinen Platz einnahm. Augur hatte auch eine täuschend echte Skrillattrappe gebastelt, die sogar eine kaum sichtbare Leitung von Ha'gels Shaqarava zum Kopf des Skrills aufwies.
Die Implantation des Anti-CVI verlief zufriedenstellend, jetzt musste nur noch 20 Stunden gewartet werden, bis das neue modifizierte CVI implantiert werden konnte.
Noch wagte niemand, Ronald mit der Existenz eines Sohnes zu überrumpeln. Am besten wäre es ja, wenn er es selbst herausfand, ohne das Gefühl zu haben, es wäre vor ihm verheimlicht worden.
Ronald schlug die Zeit mit Solitär tot, als plötzlich Liam den Raum betrat und sich mit einem eigenen Stapel Karten seinem Vater gegenüber setzte. Augur tat möglichst so, als würde er sich mit seinem Computer beschäftigen, in der Tat aber blinzelte er nur zu den beiden Kartenspielern und übersah dabei, dass auf zwei Bildschirmen bereits Fehlermeldungen standen. Kerômi beobachtete Vater und Sohn ebenfalls, allerdings brachte er es tatsächlich fertig, daneben eine Graphik von einer Unterwasserstadt zu erstellen.
„Major Kincaid!” rief Ronald erstaunt: „Sie gehören dem Widerstand an?” Liam nickte. „Mr. Marquette ebenfalls!” sagte Ronald und blickte kurz zu Kerômi: „Vermutlich seine Frau auch! Und auch Commander Boone!”
„Genauso ist es!” bestätigte Liam. Ronald sortierte seine Karten günstig um und sah Liam prüfend an.
„Wie kamen Sie zum Widerstand?” fragte er.
„Ich wurde praktisch in den Widerstand hineingeboren!” bemerkte Liam.
„Als Sie geboren wurden, gab es den Widerstand noch nicht!” sagte Ronald. Liam grinste.
„Oh doch, es gab ihn schon! Ich bin jünger, als ich aussehe!” erklärte er. Ronald beschäftigte sich wieder mit seinen Karten und löste das Spiel fast ganz auf.
„Sie sehen jünger aus, als Sie nach den Daten sind!” sagte er dann: „Wenn Sie sogar noch jünger sind, als Sie aussehen, dann müssen die Daten gefälscht sein!” Liam sah ihn an, eine stille Zustimmung. Ronald löste sein Spiel auf und legte ein neues. Auch Liam widmete sich wieder den Karten. Kerômi war fast sicher, dass Ronald bereits wusste, wen er vor sich hatte, nur dass er nicht wusste, wie er ihm das sagen sollte. Die Spannung im Raum war beinahe spürbar.
„Sie sind Ha'gels Sohn!” stellte Ronald schliesslich fest. Liam blickte ihn verdutzt an, er hatte wohl wie Kerômi bereits vermutet, dass Ronald alles schon erraten hatte. Obwohl, vielleicht begann Ronald nur damit, Liam mit dem offensichtlicheren zu konfrontieren, um aus seiner Reaktion den Rest bestätigen zu können.
„Ja, das bin ich!” bestätigte Liam. Ronald musterte ihn genau, prägte sich jedes Detail ein. Aber Liam sah ihm nicht ähnlich, aus seinem Aussehen konnte er nichts schliessen. Kerômi konnte fast sehen, wie Ronald überlegte, ob er es sagen sollte, oder doch besser nicht, falls es doch nicht stimmte. Schliesslich ergriff er die Initiative.
„Agent Sandoval, ich glaube doch, dass Sie in Ihren Vermutungen bereits weiter gehen!” sagte er. Ronald sah ihn erstaunt an. Kerômi setzte sich zu den beiden Kartenspielern und sah sie an.
„Liam, ich glaube, du solltest es ihm sagen!” sagte er dann.

Ronald blickte von Liam zu Kerômi und zurück.
„Ha'gel brauchte einen menschlichen Körper, um mich zu zeugen!” murmelte Liam. Kerômi meinte, dass es für Ronald jetzt keinen Zweifel mehr geben müsste, aber offensichtlich beeinträchtigte das Anti-CVI sein logisches Denken schon sehr stark. Er brauchte sehr lange, um zu begreifen, was Liam da gerade wirklich gesagt hatte.
Obwohl er, da war sich Kerômi sicher, bereits vorher gewusst hatte, wie Liam zu ihm stand, hatte er die volle Bedeutung dessen wohl erst jetzt wirklich verstanden.
„Mein ... ?” brachte er mühsam hervor. Liam nickte nicht, aber sein Blick sagte alles. Vater und Sohn, eine glückliche Familie? Kerômi bezweifelte es. Ronald hatte auch ohne diese Benutzung seines Körpers zu Ha'gels Fortpflanzung genug Gründe, dem Kimera nicht sehr wohlgesonnen zu sein.
Aber konnte Liam etwas dafür?
„Major Kincaid!” murmelte Ronald und starrte ihn mit grossen Augen an.
„Liam!” korrigierte Liam: „Das ist der einzige Name, der nicht gefälscht ist!”
„Liam!” sagte Ronald nach langem Überlegen. Es klang sehr freundlich, was Kerômi irgendwie nicht wirklich erwartet hatte, aber es war ernstgemeint, das war an der Körperhaltung zu sehen. Ronald konnte seinem Sohn nicht übelnehmen, was dessen anderer Vater getan hatte.
Ganz plötzlich, ohne dass es Kerômi erwartet hätte, streckte Ronald seine Hand aus und ergriff Liams. Selbst ein Mensch hatte die Fähigkeiten, die es brauchte, gedanklich zu kommunizieren, wenn auch nur sehr schwach. Aber Liam, der die Fähigkeiten der Kimera besass, konnte seinen Vater verstehen. Kerômi lächelte und lehnte sich zurück.
Gleich was zwischen Ronald und Ha'gel geschah, Ronald hatte Liam als seinen Sohn akzeptiert.

Joanna setzte sich zu Ronald, Liam und Kerômi.
„Ronald, ich muss dir etwas sagen!” murmelte sie.
„Ja, Dee-Dee, was immer es ist!” sagte Ronald. Joanna seufzte und blickte auf die Tischplatte.
„Ich bin nicht mehr Dee-Dee!” murmelte sie: „Dee-Dee ist tot, ich brauchte eine neue Identität!”
„Du hast einen neuen Namen, das war mir klar!” sagte Ronald.
„Nicht nur einen neuen Namen, ein ganzes neues Leben!” seufzte Joanna: „Und du gehörst nicht dazu!” Ronald taumelte zurück wie von einem Schlag ins Gesicht getroffen. Aber Kerômi war sicher, dass Joanna es nicht viel besser sagen hatte können. Von ihrem alten Leben war nur die Erinnerung zurückgeblieben und sie hatte ein neues Leben begonnen. Sie war einer Widerstandszelle in Australien beigetreten, gemeinsam mit ihrem neuen Ehemann.
Sie erzählte es Ronald, sanft und einfühlsam, aber das konnte Ronalds Trauer nicht verhindern. Er hatte seine Frau verloren, jetzt zum zweiten Mal.
Liam streckte seinem Vater die Hand hin und berührte ihn an der Schulter. Er wusste, was Ronald empfand, er hatte dessen ganzes Wissen geerbt. Ronald schüttelte die Hand ab und stand auf. Joanna, Liam und Kerômi sahen ihm nach, wie er aus dem Raum lief.
„Hätte ich es ihm anders sagen sollen?” murmelte Joanna und runzelte ihre Stirn.
„Nein, Joanna! Gleich wie Sie es ihm gesagt hätten, die Reaktion wäre dieselbe geblieben!” sagte Kerômi.

 

Ende von Kapitel 10

 

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