Startseite Aktuelles Update Geschichten Kategorien Bilder Forum - Der Baum Links Hilfe Kontakt
  „Lâthie” von Veria   (Emailadresse siehe Autorenseite),   November 2002
Mission Erde/Earth: Final Conflict gehören Tribune Entertainment Co., Lost Script Prod. Inc., Atlantis Films und VOX. Bitte veröffentlichen Sie diese Geschichte nicht ohne vorheriges Einverständnis der Autorin.
 
Handlung:  Kerômi flüchtet vom Taelon-Mutterschiff.
Zeitpunkt:  nach der Ankunft der Taelons, aber vor der ersten Staffel
Charaktere:  Kerômi, Lili [Geburtstagsgäste]
 

 

LÂTHIE

Kapitel 1: Die Flucht

 

Eine Stimme!
Eine leise Stimme!
Aber laut genug, nach den Jahrhunderten der Stille!
Kerômi streckte seine Hände aus und berührte das Stasisfeld vorsichtig. Würden die merken, dass er erwacht war?
Kaum hatten seine Hände das Stasisfeld berührt, flackerte es auf und war nicht mehr da.
Aber es gab keinen Alarm. Keinen lauten Alarm. Ob weit entfernt ein leises Summen die alarmierte?
Die Stimme!
Sie war noch immer da!
Sie sprach in fremden Lauten, halb singend, halb fauchend.
Kerômi öffnete die Augen und liess den Blick durch den Raum wandern.
Es war niemand hier, die waren nicht hier.
Der Raum selbst sah noch genauso aus, wie das letzte Mal, als er ihn betrachtet hatte, nur leerer. Wieviele Jahrhunderte waren wohl vergangen?
Schliesslich tat Kerômi den Schritt in die Freiheit.
Die fremden Laute, halb gesungen, halb gefaucht. Sie waren noch immer da und sie wurden lauter, aber er verstand die Bedeutung nicht.
Noch einmal liess er den Blick schweifen. Die anderen vier Stasiskammern waren leer und das Portal schien funktionstüchtig zu sein.
Ob er es benutzen konnte?
Er setzte vorsichtig einen Fuss vor den anderen, nach jahrhundertelanger Stasis musste er vorsichtig mit seinem Körper umgehen.
Leise Aufregung erfasste ihn. Wenn es gelang, würde er ein neues Leben beginnen können. Er kniete vor dem Portal nieder und berührte die Kontrollen beinahe zärtlich. Und er fand, was er suchte, einen Weg von hier fort.
Die Energie griff nach ihm, trug ihn durch die Interdimension an einen anderen Ort.
Vor ihm versperrte ihm eine graue Wand den Weg. Links war eine graue Wand, rechts war eine graue Wand. Nur hinter ihm war keine Wand, dort war eine schwere Stahltüre.
Kerômi berührte die Stahltüre mit den Fingerspitzen und schrie auf.
War er wieder gefangen?
Vor Wut zitternd sank er zu Boden. Es war eine Hoffnung gewesen, jäh zerstreut von grauen Wänden.
Die würden kommen und ihn holen.

Kerômi kippte nach hinten. Aber da war doch die Stahltüre ...
Er sprang auf, von neuer Hoffnung erfüllt. Die Stahltüre war nicht verschlossen gewesen, nur angelehnt.
Wie dumm war er, sich von einer nicht einmal verschlossenen Stahltüre aufhalten zu lassen?
Er stand auf und drückte die Stahltüre ganz auf. Hinter ihr erwartete ihn ein grauer Gang, matt erleuchtet von Neonlampen.
Kerômi setzte wieder vorsichtig einen Fuss vor den anderen.
Hinter dem Gang war eine weitere Türe, aus Kunststoff, wie er bemerkte, als er sie berührte. Sie gab nicht nach, aber sie hatte eine Klinke.
Kerômi öffnete sie und lief die Treppe dahinter hoch, tiefer hinunter ging es nicht mehr.
Zuerst zählte er noch die Stufen, aber nach 2000 hörte er auf. Nirgendwo war eine Türe, nichts, die Türe, durch die er gekommen war, blieb die einzige.
Nach einer Ewigkeit, wie es ihm schien, kam er schliesslich doch noch an eine Türe. Es war wieder eine Stahltüre. Er drückte sie auf und liess sie hinter sich zufallen. Er hörte, wie das Schloss einschnappte, von aussen würde man wohl einen Schlüssel brauchen.
Kerômi stieg die 20 Stufen der steilen, moosüberwachsenen Treppe hoch und öffnete eine Türe waagrecht über seinem Kopf.
Es war wunderschön hier. Grüne Pflanzen soweit das Auge reichte, nur am Horizont, wo die Sonne den Himmel in rotes Licht tauchte, war auch eine Wasserfläche zu sehen. Über den Himmel zogen kleine, weisse Wolkenfetzen.
Ja, hier konnte er ein neues Leben beginnen.
„Kerômi von den Lâthie!” sagte er zu sich: „Du hast einen Platz zum Leben gefunden!”

Simon Brooke, geboren am 21. Juni 1979, feierte heute seinen 27. Geburtstag.
Seine Schwester Tally hatte alle seine Freunde zu einer Überraschungsparty überredet und jetzt sassen sie weit ausserhalb von Washington auf einer Wiese unter einem knallrosa Sonnenschirm.
Die Bierflaschen waren noch fest verschlossen, noch war Simon nicht 27. Erst in einigen Sekunden.
Tally stand auf und hob die Arme.
„Liebe Leute, lieber Simon! Wir feiern hier heute einen Geburtstag!” rief sie: „Und zwar nicht irgendeinen! Wir feiern hier Simons 27. Geburtstag!”
„Jawohl!”
„Alles Gute!”
„Ich wünsch dir was, Simon!”
Die Glückwünsche überlagerten sich, jeder der zwölf Gäste rief etwas.
„Unser Mathematiker Simon erklärte mir einmal, dass eine Zahl mit sich selbst multipliziert eine besondere Zahl ergibt, eine Quadratzahl, eine Zahl, die vollständiger ist als andere! Wie vollständig ist dann wohl eine Zahl, die herauskommt, wenn man eine Zahl mit sich selbst potenziert? Und wenn es auch noch Simons Glückszahl ist, die man hier mit sich selbst potenziert?” erklärte Tally: „Drei mit sich selbst potenziert ergibt 27! Alles Gute zu deinem Geburtstag, Simon!”
„Ich hoffe, du bist dann auch dabei, wenn wir das mit der Vier machen!” rief einer der Gäste.
„Ich weiss nicht so ganz, Don, 256 ist schon ein bisschen viel für einen normalen Menschen!” meinte Simon, während er die erste Bierflasche köpfte.
„Dann gib mir mal das Bier!” rief Don: „Wenn du weniger Alk trinkst, wirst du eher 256!”
Simon tippte sich mit dem Finger an die Stirn und nahm einen Schluck.
Don griff nach einer Flasche Bier und einem Öffner.
„Wenn du meinst, dass es dir gut tut!” kicherte er und spickte den Deckel seiner Bierflasche davon.
„Den sammelst du dann aber wieder auf, Don!” bemerkte Tally: „Das nennt man Umweltschutz! Wir lassen hier nix liegen!”
„Schon klar, Tally!” brummte Don.
„Pst, Tally, das mit den vollständigen Zahlen war doch bloss ein mathematischer Scherz!” wisperte Simon seiner Schwester zu.
„Weiss ich doch, einer Physikerin kannst du da auch nicht viel vormachen!” wisperte Tally zurück.
„Bei euch liegt die Mathematik wohl in der Familie!” bemerkte Don.
„Natürlich! Du weisst doch, dass Mathematik ein rezessives Gen ist, das doppelt vorhanden sein muss!” erklärte Tally mit ernster Stimme, aber einem Schmunzeln im linken Mundwinkel.
„Ja richtig, das hat Joseph Miller 2004 bewiesen und dafür den Wissenschaftspreis gewonnen!” sprang Don auf.
Joseph Miller, überhaupt kein Genetiker, prustete in sein Bier.
„Ja, Wissenschaftspreis, hätt ich schon gern!” erklärte er.
„Dann tu doch mal was dafür!” sagte Tally: „Wenn du dein Leben lang Briefe herumschleppst, wird das mit dem Wissenschaftspreis nie was!”
„Genau, Joe! Du könntest doch die Erbsubstanz von Briefmarken untersuchen!” lachte Don: „Ich meine, wenn die sich nicht irgendwie fortpflanzen könnten, wären sie sicher schon ausgestorben!”
„Ich weiss sogar, wo die ausgebrütet werden!” kicherte Tally: „Die Brutanlage nennt sich Staatliche Druckerei!”
„Leute, seid mal still!” rief Don: „Es ist jetzt 21:22! Vor genau 27 Jahren hat Tally ihren Bruder das erste Mal in den Armen gehalten!”
„Sag mal, Don, hast du damals wirklich alles so genau notiert?” fragte Tally ungläubig.
„He, ich war ein gelangweilter Teenager!” kicherte Don: „Mit einer nagelneuen Uhr!”
„Jaja, was Neues wird immer bis zum Umfallen ausprobiert!” erklärte seine Sitznachbarin schmunzelnd.
„Natürlich, Lili, du doch auch mit den Shuttles!” konterte Don.
„Jetzt könntest du natürlich ein bisschen von den Shuttles erzählen, Lili!” bemerkte Tally: „Dieser tolle Antrieb würde mich schon interessieren!”
„Tut mir leid, Tally, ich kenne die Theorie dahinter nicht, ich kann die Dinger nur fliegen!” meinte Lili: „Und jetzt seht euch doch mal den Sonnenuntergang an!”
Alle Köpfe wandten sich wie Sonnenblumen der Sonne zu.
„Schööööön!” schwärmte Tally.
„He, seid mal still! Da ist jemand!” zischte Simon.
Tatsächlich stapfte eine schmächtige Gestalt mitten vor der untergehenden Sonne auf die Geburtstagspartygesellschaft zu.
„Was der wohl will!” brummte Tally: „Wir haben für heute alle ganz sicher freigenommen, oder?”
„Ja, haben wir!” bestätigte Joe.
Die schmächtige Gestalt wurde deutlicher und schliesslich als eindeutig männlich erkannt.
„Es ist zwar schon mitten im Sommer, aber FKK muss doch deswegen auch nicht gleich sein!” brummte Tally.
„Er sieht nicht danach aus, als würde er freiwillig nackt herumrennen!” murmelte Lili.
„Vielleicht ist er ausgeraubt worden!” überlegte Don.
Lili kam nicht mehr dazu, ihm beizupflichten.
Der Fremde schwankte hin und her und kippte schliesslich vornüber in die Wiese.
Lili sprang auf und lief zu ihm hin.
„Leute!” rief sie: „Wer hat ein Handy dabei? Wir brauchen einen Arzt!”

 

Ende von Kapitel 1

 

Zurück / Back

 

Zum Seitenanfang