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  „Freudenbringer” von Veria   (Emailadresse siehe Autorenseite),   Entstehung: 2005
Mission Erde/Earth: Final Conflict gehören Tribune Entertainment Co., Lost Script Prod. Inc., Atlantis Films und VOX. Bitte veröffentlichen Sie diese Geschichte nicht ohne vorheriges Einverständnis der Autorin.
 
Thema:  Zo'or setzt einen Freudensbringer fest und bekommt sofort die Quittung.
Zeitpunkt:  Anfang dritte Staffel, vor „Das Kloster”
Charaktere:  Zo'or, Nerides, Da'an, Liam, Sandoval, T'than, Mit'gai
 
Anmerkung:  Diese Geschichte wurde als Teil des Adventskalenders 2005 geschrieben.
 

 

FREUDENBRINGER

 


Zo'or blickte düster von seinem Thron und ärgerte sich.
Wieso waren nur alle so fröhlich? Sogar Da'an wirkte weniger melancholisch als sonst. Aber das konnte doch nicht an diesem Weihnachten liegen!
Menschen waren primitiv und Weihnachten bewies das ein weiteres Mal. Nur primitive Spezies brauchten Feste. Welcher Taelon kam auf die Idee, den Geburtstag eines seit hundert Generationen toten Individuums zu feiern? Welcher Taelon feierte überhaupt Geburtstag, geschweige denn den einer anderen Person?
Naja, Da'an vielleicht ... und das erklärte auch dessen erstaunlich gute Laune. Da'an hatte vor, Weihnachten zu feiern. Womöglich sogar gemeinsam mit den Menschen. Zo'or wäre beinahe angewidert blau aufgeleuchtet.
Da'an ... ein Taelon, der sich der Primitivität derart annäherte ... Zo'or schämte sich für seinen Elter. Wie erfreulich, dass Taelons Verwandtschaftsbeziehungen kaum eine Bedeutung beimassen. So musste Zo'or nur verhindern, dass die Menschen davon erfuhren.

Einen Augenblick lang nahm Zo'or etwas Seltsames wahr, dann war es wieder verschwunden. Der Taelon richtete sich auf und konzentrierte sich auf seine Umgebung. Da war es wieder, pure Energie in einer kaum wahrzunehmenden, perfekten Form. Es hielt vor Zo'ors Thron mit einer Empfindung von Verblüffung und, dann, grossem Staunen.
Mit einer einzigen Handbewegung veranlasste Zo'or das Mutterschiff, diese eigenartige Energie einzuschliessen.
Erschrecken und Furcht folgten, Zo'or kümmerte sich nicht darum. Es war niemand sonst auf der Brücke und der Synodenführer sorgte dafür, dass dies auch so blieb, indem er die Zugänge verschloss.
Überraschung und, nach einigen Momenten, Verstehen. Die eigenartige Energie nahm sichtbare Gestalt an.
Kimera?
Nein, das war kein Kimera. Das war ein durchsichtiger Mensch.

„Du bist Zo'or!” sagte der durchsichtige Mensch: „Ich heisse Nerides!”
„Was bist du?” fauchte Zo'or.
„Ein Freudenbringer!” sagte Nerides: „Manche nennen uns Weihnachtsengel, aber das ist nicht ganz richtig! Wir bringen allen etwas, nicht nur den Christen, und wir brachten auch schon etwas, bevor Jesus geboren war! Besonders göttlich war er ja ohnehin nicht!”
„Weshalb bist du hier?” fuhr Zo'or fort. Nerides schmunzelte.
„Deinetwegen!” sagte ... er? oder sie? Zo'or entschied sich für er, wie auch die Taelons von den Menschen bezeichnet wurden. „Ein bisschen Freude tut dir sicher gut!” erklärte Nerides: „Leider wolltest du dich nicht freuen, deshalb hast du mich auch wahrgenommen!” Zo'or wies das Schiff an, auf der Brücke ein Portal zu errichten. Es würde einige Stunden dauern, aber dann würde der seltsame Engel in eine Arrestzelle überführt werden.
„Zo'or!” ergriff Nerides nach einiger Zeit wieder das Wort: „Das ist keine gute Idee! Du hältst mich auf und das hat Folgen!”
„Welche Folgen soll das haben?” fragte Zo'or spöttisch. Nerides schmunzelte wieder.

„Im Namen der Gemeinschaft der Freudenbringer ernenne ich dich zu einer Aushilfskraft für fünf Tage!”

Zo'or fühlte erst Schwere, dann Leichtigkeit. Als er aber bemerkte, dass er neben seinem eigenen regungslos im Thron hängenden Körper stand, gelangte auch der Rest der Merkwürdigkeiten in seinen bewussten Verstand.
Er konnte das Gemeinwesen zwar noch wahrnehmen, aber selbst nichts einbringen! Und er war nun ebenso durchsichtig, wie der durchsichtige Mensch vor ihm!
„Sha'bra!”

Nerides verschränkte seine Arme.
„Ich bin hier gefangen!” bemerkte er: „Tu du also meine Arbeit! Bring den Traurigen auf dem Mutterschiff Freude!”
„Nein, das werde ich nicht tun!” fauchte Zo'or.
„Du wirst!” sagte Nerides: „Denn wenn die fünf Tage nicht beginnen ... dann werden sie auch nicht enden!” Mit diesen Worten wurde er noch durchschimmernder als ohnehin schon und wenig später konnte Zo'or ihn nur mehr schwach energetisch wahrnehmen.
„Aber ... was soll ich tun?” rief Zo'or. Von Nerides kam nur ein Eindruck von Belustigung. Zo'or starrte seinen auf dem Thron sitzenden Körper mit wachsendem Schrecken an. Das Stasisdeck war ihm gewiss, wenn er seinen Zustand nicht schnell änderte.
Also machte sich Zo'or auf den Weg in einen Korridor. Dass er dabei eine ähnliche kaum wahrnehmbare Gestalt annahm, wie sie auch Nerides hatte, war ihm nicht bewusst, ebensowenig, dass er, ohne darüber nachzudenken, die Brücke durch die Türmembrane hindurch verliess.

Zo'or bewegte sich an Freiwilligen vorbei und strahlte einen solchen Ärger aus, dass es die Laune eines jeden, der in seiner Nähe war, umgehend dämpfte. Aber das konnte er sich doch nicht erlauben, wenn er jemals wieder in seinen Körper zurückgelangen wollte.
Zo'or konzentrierte sich und schob seinen Ärger beiseite, worauf er die dahinterliegende Wut empfand. Die Freiwilligen starrten einander böse an.
„Anya! Du verdammte Arschkriecherin! Jeder andere hätte die Beförderung mehr verdient als du!” Der Freiwillige hob seine Faust und bleckte die Zähne.
„Ach ja?” knurrte genannte Anya: „Du vielleicht? Das glaubst du doch selbst nicht!”
Zo'or entschwebte durch eine Wand und bemühte sich, auch die Wut aus seinen bewussten Gedanken zu drängen. Er brauchte etwas Fröhliches.
Aber was?

Tief versunken in der Suche nach etwas Fröhlichem brachte Zo'or Korridor um Korridor hinter sich, ohne seiner Umgebung mehr als nur einen flüchtigen Blick zu schenken. Er fand nichts, nicht das Geringste. Nicht einmal der Zeitpunkt von Qo'ons Tod genügte den Kriterien.
Was sollte Zo'or nur tun? Wenn er die Freiwilligen nur dazu brachte, sich zu beschimpfen, tat er seine unfreiwillige Arbeit als Freudenbringer nicht und würde diese erbärmliche Schemenexistenz nie beenden können.

Mit einem Mal verspürte er aber Sorge und Trauer und als er nach dem Ursprung suchte, fand er das Gemeinwesen und ... Da'an.
Mit Gedankenschnelle bewegte sich Zo'or zu seinem Elter und stellte nicht wenig verblüfft fest, dass er sich ohne sein bewusstes Zutun zur Brücke begeben hatte. Nerides, immer noch im Energiefeld gefangen, strahlte Neugier aus.
Zo'or bedachte den Freudenbringer mit deutlichem Ärger, konzentrierte sich dann aber auf Da'an. Mit einem Mal war er in der Lage, dessen Gedanken wahrzunehmen.
Sorge und Trauer ... um Zo'or. Da'an wies im Augenblick gerade das Schiff an, Mit'gai zu informieren.
Wieso? Läge Da'an dort, würde Zo'or nicht zögern, noch etwas nachzuhelfen.

Eine weitere Person kam auf die Brücke, Major Kincaid.
„Da'an?” fragte er: „Was ist passiert?” Er blickte mit gerunzelter Stirn auf Zo'ors Körper.
„Liam, verlassen Sie die Brücke!” bestimmte Da'an.
„Nein, Da'an!” weigerte sich der Beschützer. Zo'or ärgerte sich unterdessen über das ungebührliche Verhalten des Menschen. „Er muss in Stasis, habe ich Recht?” fragte Liam: „Da'an, was wissen Sie darüber?”
„Nichts, bislang!” sagte Da'an: „Gehen Sie!” Liam ging einige Schritte durch den Raum und betrachtete Zo'ors Gesicht.
„Sie können jetzt selbst Führer der Synode werden, Da'an!” sagte er und blickte zu Da'an, der nur noch mehr Trauer ausstrahlte als zuvor.
„Liam!” begann er: „Was empfanden Sie, als Ihre Mutter starb?”
„Da'an, das lässt sich wohl kaum vergleichen!” brummte Liam: „Weshalb sehen Sie nicht den Nutzen, den Sie aus dieser Situation ziehen können?” Da'an legte den Kopf schief.
„Zo'or ist mein Kind!” sagte er: „Das letzte, das nun in Stasis geht!” Major Kincaid schwieg einen Augenblick.
„Ich an Ihrer Stelle würde das getrost ignorieren, so oft, wie er schon versucht hat, Ihren Tod herbeizuführen!” erklärte er dann. Zo'or stellte verblüfft fest, dass das ungebührliche Verhalten dieses nicht implantierten Menschen weit mehr Nutzen und Sinn hatte als die überkorrekte Speichelleckerei von Agent Sandoval.
„Wie würden Sie auf den Tod Ihres Vaters reagieren?” fragte Da'an. Liam schwieg ertappt.
„Ich ... wäre wohl geschockt, kurze Zeit!” sagte er dann: „Aber die Möglichkeiten ... wären zahlreich und ich würde sie nutzen!” Da'an nickte.
„Dann lassen Sie mir diese kurze Zeit!” sagte er: „Gehen Sie!”

Zo'or blickte Major nach und betrachtete dann Da'an im ganzen Spektrum. Der ältere Taelon schien tatsächlich um Zo'or zu trauern.
Wäre er dadurch nicht ein perfektes Ziel für einen Freudenbringer? Wenn Zo'or das schaffte, hätte er ein in der Tat fröhliches Erfolgserlebnis und weitere Ziele wären einfacher zu erfreuen.
Allerdings empfand er ob der Emotionalität seines Elters nur Scham. Verwandtschaft hatte keine Bedeutung! Durfte keine Bedeutung haben!
Zo'or bewegte sich um Da'an und zwang sich dazu, all dies auszublenden. Immerhin war durch Da'ans Trauer klar, dass Zo'or von seinem Elter keine Angriffe zu erwarten hatte. Und das war etwas Positives.
Könnte sich Zo'or darüber freuen?
Nein, das war nur für die weitere Vorgehensweise bedeutend. Es ging einzig darum, wie Zo'or diese Tatsache nutzen konnte, um seine Macht in der Synode auszubauen.

Macht! Das war das einzig Wichtige in dieser Welt! Wer sie hatte, konnte tun und lassen, was er wollte.
Zo'ors Blick fiel auf seinen leblosen Körper und dann auf Mit'gai, der gerade die Brücke betrat.
Macht ... Zo'or hatte sie nicht. Nicht einmal über seinen eigenen Körper.

„Du kommst spät!” sagte Da'an.
„Ich vertrete die Ansicht, dass Zo'ors Tod uns mehr nützt als seine Stasis!” bemerkte Mit'gai: „Meine Hoffnung wurde nicht erfüllt, er lebt noch!”
„Bringe ihn auf das Stasisdeck!” bestimmte Da'an. Die Sorge wurde stärker. „Ich ... werde dich begleiten!” Mit'gai zeigte ein spöttisches Lächeln.
„Du wirst ihn nicht immer beschützen können, Da'an!” sagte er: „Folge mir also!” Er wies das Schiff an, Zo'ors Körper auf eine Trage zu betten. Aus dem Thron wuchs die geforderte Vorrichtung, die sich dann, nur an einem dünnen Strang mit dem Boden verbunden, den Korridor entlang bewegte.
Mit'gai ging voraus und Da'an hielt sich neben der Trage. Zo'or sah noch, dass sich ein neuer Thron ausbildete, und folgte ihnen dann.

Der Weg von der Brücke auf das Stasisdeck war vollkommen leer gewesen. Sie waren niemandem begegnet, keinem Taelon und keinem Menschen. Schliesslich legte die Trage ihre Last auf eine Stasisliege ab, die sich sofort aktivierte.
„Ich werde nun an meine Arbeit zurückkehren!” erklärte Mit'gai und rauschte hochnäsig davon. Da'an sah traurig auf sein Kind herab. Zo'or teilte seine Sorge. Wenn Mit'gai klar Stellung bekannte, dann war es entweder Zo'ors oder T'thans.
In diesem Falle also T'thans. Zo'ors Tod war also beschlossene Sache. In fünf Tagen hatte T'than sein Ziel längst erreicht, Zo'or musste demnach tatsächlich auf Da'ans Wunsch, ihn am Leben zu haben, und dessen Fähigkeiten, sein Leben zu schützen, vertrauen.
Und das war ein schlechtes Gefühl.

Da'an wies das Schiff an, einen Datenstrom zu öffnen und blickte in das Gesicht seines Beschützers.
„Ja, Da'an?” meldete dieser sich.
„Begeben Sie sich umgehend zu mir!” befahl Da'an.
„Wo befinden Sie sich?” fragte Liam. Da'an legten den Kopf schief und schloss die Augen. Er wies das Schiff an, dem Menschen den Weg zu zeigen. Zo'or konnte ob dieses Frevels kaum mehr klar denken.
Da'an gewährte einem Menschen den Zutritt zum Wichtigsten, was die Taelons besassen!
„Da'an, ich sehe ... Wegweiser!” meldete Kincaid: „Soll ich ihnen folgen!”
„Tun Sie das!” bestimmte Da'an, dann schloss er den Datenstrom. Zo'or wanderte durch die Reihen der hier liegenden. So viele ... dessen war er sich gar nicht bewusst gewesen. Und unzählige lagen hier schon länger, als Zo'or überhaupt existierte.
Mit einem Mal fühlte Zo'or sich irgendwie klein.

„Da'an!” Liam Kincaid war inzwischen hier und sah sich staunend und auch ehrfürchtig um. „Das wusste ich nicht!” Da'an sah seinen Beschützer an.
„Dies ist das Stasisdeck!” erklärte er: „Sie sind der erste Mensch, der es betritt!” Liam runzelte die Stirn.
„Warum?” fragte er. Da'an ging einige Schritte und drehte sich dann wieder zu Kincaid.
„Zo'or ist ohne Schutz!” sagte er: „Ich bin überzeugt davon, dass T'than auf seinen Tod zielt!”
„Sie wissen, dass ich von Zo'or nicht besonders viel halte!” stellte Liam fest. Da'an sah ihn mit einem sanften Lächeln an.
„Ich weiss, dass ich Ihnen vertrauen kann, Liam!” sagte er: „Ich bitte Sie darum, Zo'or zu schützen!” Liam nickte.
„Einverstanden, Da'an!” sagte er.

Zo'or war erleichtert. Kincaid war ein ausgebildeter Soldat, der zudem schon etliche Male Da'ans Leben gerettet hatte. Er konnte wohl auch Zo'or beschützen, wenn T'than seinen Plan auszuführen versuchte.

Da'an wies das Schiff soeben an, einen Sitzplatz für den Major auszubilden, und sah seinem, und nun auch Zo'ors, Beschützer in die Augen.
„Ich werde Ihnen in einigen Stunden Gelegenheit zur Ruhe geben!” sagte er: „Wenn Sie etwas benötigen, informieren Sie mich!” Dann wandte er sich dem Ausgang zu und verschwand.
„Zo'or, da wären wir also soweit, dass ich Ihren Arsch retten soll!” seufzte Liam und setzte sich: „Wenn mir das jemand vor ein paar Monaten gesagt hätte ... Immerhin haben Sie ja Boone umgebracht!”
Zo'or betrachtete den Menschen verblüfft von allen Seiten. Woher wusste der Major das? Zo'or hatte es vor dem Gemeinwesen verborgen und nur Sandoval ...
Hatte Sandoval es verraten?
Zo'or sah Liam genau an und war mit einem Mal in der Lage, seine Gedanken wahrzunehmen. Kincaid nahm seine Waffe in die Hand und überprüfte sie sorgfältig. Zo'or nahm höchste Konzentration wahr, wie er es von einem Menschen niemals erwartet hätte.
„Wissen Sie, Zo'or, manchmal hätte ich Sie liebend gerne einfach verdampft!” murmelte Liam: „Seien Sie froh, dass Da'an sich stets so sehr für Sie einsetzt!”
Zo'or verspürte tiefe Resignation ... darüber konnte er sich doch nicht freuen!
Von Liam kam ... Wachsamkeit und Spannung. Er liess sein Global aufschnappen und sank dann vom Sitzplatz auf den Boden, seine Waffe fest in der Hand.
Zo'or sah sich um und erblickte Agend Sandoval. Der Implantant kam direkt auf Zo'ors Stasisliege zu, stutzte dann aber, machte einen Bogen und hob seinen Skrill. Als er in Liams Sichtfeld kam, richtete dieser, immer noch am Boden sitzend, die Waffe auf ihn.
„Ich hätte es wissen müssen!” bemerkte Kincaid.

„Major, was tun Sie hier?” fragte Ronald.
„Was tun Sie hier, Sandoval?” fragte Liam zurück. Sandoval trat einen Schritt näher und bedachte die Sitzfläche mit einem verwirrten Blick. Zo'or bewegte sich zu ihm und konzentrierte sich auf ihn. Wenn er Da'ans und Liams Gedanken wahrnehmen konnte, dann musste ihm das doch auch beim Agent gelingen.

Ronald strahlte höchste Aufmerksamkeit aus und war schussbereit. Und es war nicht seine Absicht, Zo'or am Leben zu lassen. Er sah in Liams Augen und wartete. Zo'or richtete seinen Blick ebenfalls auf Kincaid.
Der Major war pure Konzentration und ebenso schussbereit. Er erwiderte Ronalds Blick direkt in die Augen und sah mehr als nur das, was der Agent sehen konnte. Zo'or war erstaunt zu erfahren, dass Kincaid eine menschliche energetische Aura wahrnehmen konnte. Für einen Taelon war diese Aura der Menschen viel zu schwach und Zo'or hatte es bisher für unmöglich gehalten, dass überhaupt jemand sie wahrnehmen konnte.
Liam bemerkte eine plötzliche Änderung der Aura und schoss, bevor Sandovals Skrill sich auf Zo'or entladen konnte. Ronald taumelte in den rechten Arm getroffen einige Schritte zurück.
„Weshalb schützen Sie Zo'or?” fragte er: „Er plante Da'ans Tod!”
„Und Sie haben seine Pläne ausgeführt!” fügte der Major hinzu, er hielt die Waffe weiterhin auf Sandoval gerichtet: „Weshalb wollen Sie ihn jetzt umbringen?”
„Er hat es verdient!” sagte Ronald.
„Da'an auch?” fragte Liam.
„Die Taelons bedrohen die Menschheit, Major, es ist unsere Pflicht, die Menschheit zu schützen!” erklärte Sandoval: „Finden Sie nicht auch?”
„T'than als Synodenführer?” knurrte Liam: „Damit hätten wir diese Pflicht jedenfalls verletzt!”

Zo'or folgte dem Gespräch verblüfft. Zwei Companionbeschützer hielten es für ihre Pflicht, die Menschheit zu schützen? Und Kincaid meinte es damit sogar ernst. Zo'or konzentrierte sich auf Sandoval. Auch dieser fühlte sich trotz seines Implantats vorrangig der Erde verpflichtet.
War denn kein Beschützer wirklich loyal?
Nein, zumindest Kincaid war Da'an loyal. Allerdings nur diesem.

„Zo'or kann in diesem Zustand jedenfalls nicht mehr Synodenführer sein!” stellte Ronald fest.
„Richtig!” bestätigte Liam: „Warum ihn dann noch töten?”
„Warum nicht?” fragte Sandoval. Der Major lachte nur leise.
„Sandoval, verschwinden Sie!” knurrte er: „Meinetwegen melden Sie T'than, dass er tot ist! Wäre ja nicht ihre erste Lüge an einen Vorgesetzten!”

Zo'ors Entrüstung kannte kein Ende. Kincaid wusste, dass Sandoval Zo'or belogen hatte? Er wusste wohl auch von Sandoval, dass Zo'or für Commander Boones Tod verantwortlich gewesen war.
„Kincaid, wagen Sie es nicht, diese Vorgehensweise anzuzweifeln!” flüsterte Ronald eisig: „Ich bin schon wesentlich länger dabei als Sie!” Zo'or schob dies darauf, dass die Entrüstung wohl auf den Implantanten übergesprungen war.
„Das tut nichts zur Sache!” fuhr Kincaid diesen soeben an und winkte mit der Waffe Richtung Ausgang: „Verschwinden Sie! Sofort!” Sandoval folgte nun dieser Anweisung und verliess das Stasisdeck. Zo'or unterdessen wunderte sich, weshalb zwar dieser aber nicht Liam die Entrüstung gezeigt hatte.
Möglicherweise liessen sich ja Empfindungen nur verstärken? Der Major hatte offensichtlich auch wenig Anlass zur Entrüstung gehabt. Zo'or beobachtete, wie Liam die Waffe überprüfte und sich vom Boden erhob.

Er war dem Tod entronnen, allein durch Kincaids Einsatz. Allerdings war T'than nun im Vorteil, er konnte unzählige Angriffe befehlen und Zo'or hatte nur einen Verteidiger.
Fünf Tage! Bis dahin wäre Zo'or wohl tot. Aber er wollte nicht aufgeben, er musste also ... Freude bringen.

Freude darüber, dass er noch lebte? Das könnte funktionieren. Zo'or konzentrierte sich auf diese eine Empfindung, die sich tatsächlich nach Freude anfühlte. Liam begann zu lächeln.
Brachte Zo'or ihm also Freude? Es schien so. Zo'or konzentrierte sich auf Kincaid und stellte überrascht fest, dass dieser an Lieutenant Beckett dachte. Der Major musste die kürzlich Verstorbene gut gekannt haben. Zu Zo'ors Verblüffung waren die Gedanken aber nicht mit Schmerz und Trauer verbunden, sondern mit Wärme.
Wie seltsam Menschen doch waren ...

Zo'or hielt den freudigen Gedanken, dass er noch lebte, fest und verliess das Stasisdeck. Er konnte seine Arbeit als Freudenbringer tatsächlich tun. Die fünf Tage hatten also begonnen, er musste seiner Arbeit nur noch gewissenhaft nachgehen.
Über das Gemeinwesen verspürte Zo'or den Ärger eines anderen. Zweierlei bewog ihn, dem nachzugehen. Zunächst war er neugierig und weiters hoffte er durchaus auch, Freude bringen zu können.
Zo'or fand sich in einem verschlossenen Quartier ein, die Türmembrane war kein Hindernis gewesen. Sandoval stand vor T'than und hielt sich den verletzten Arm.

„Sie haben also versagt!” fauchte T'than: „Wie erklären Sie mir das?”
„Major Kincaid befand sich bei Zo'or!” sagte Sandoval: „Er vereitelte meinen Auftrag!”
„Sie sind also nicht in der Lage, einem nicht implantierten Menschen entgegen zu stehen, ohne angeschossen zu werden?” fragte T'than kühl.
„Kincaid hatte das Überraschungsmoment auf seiner Seite!” verteidigte sich Ronald. T'than sah ihn durchdringend an.
„Ihr Implantat sollte Ihnen ermöglichen, dem wirkungsvoll entgegenzustehen!” stellte T'than fest: „Mit'gai wird Ihr Implantat überprüfen! Gehen Sie!” Sandoval nickte.
„Natürlich, T'than!” sagte er und verliess den Raum. Zo'or blickte auf T'than und nahm seine Gedanken wahr.

Der Kriegsminister war nicht nur ärgerlich, er verspürte auch einen Hass auf Zo'or, der selbst diesen sehr erstaunte. Es war eine Herausforderung, T'than ein wenig Freude zu bringen.
Zo'or konzentrierte sich auf seine eigene Freude, noch am Leben zu sein. An T'than änderte sich überhaupt nichts. Zo'or rekapitulierte die Freude, die der Major beim Gedanken an Siobhán Beckett empfunden hatte, und fügte sie seiner eigenen Freude hinzu.
T'than strahlte nun mehr Aufmerksamkeit aus als zuvor, erfreut war er aber nicht im Geringsten. Das war ein harter Brocken. Zo'or konzentrierte sich darauf, nur die Freude zu empfinden.
T'than wies das Schiff an, ein Energiefeld um Zo'or aufzubauen.
„Sha'bra!”

T'than beobachtete die seltsame Energieform mit seiner ganzen Aufmerksamkeit. Die Energie strahlte erst Erschrecken, dann Ärger aus, schliesslich nahm sie sichtbare Gestalt an.
„Zo'or?” T'than war pure Verblüffung. Der durchsichtige Zo'or grinste.
„Du hast also Agent Sandoval angewiesen, mich umzubringen!” stellte er fest: „Er wird weiterhin scheitern! Major Kincaid verfügt über aussergewöhnliche Fähigkeiten!” T'than durchbohrte Zo'or mit seinem Blick.
„Du siehst nicht sehr lebendig aus!” sagte er: „Bist du sicher, dass du nicht doch bereits in die nächste Ebene übergehen solltest und nur als Geistererscheinung hier verblieben bist?” Zo'ors Grinsen nahm eine ungewöhnlich sanfte Qualität an.
„Ich bin kein Geist, T'than!” erklärte Zo'or: „Ich bin ein Freudenbringer! Und es ist keine gute Idee, mich hier festzuhalten!” T'than sah ihn von oben herab an.
„Was soll schon passieren, Zo'or?” fragte er höhnisch.
„Du hältst mich auf, T'than!” sagte Zo'or: „Ich kann meine Arbeit nicht tun!” T'than stellte fest, dass Zo'ors Gesichtsausdruck sich jetzt wieder zur bekannten planenden Fiesigkeit gewandelt hatte.

„Im Namen der Gemeinschaft der Freudenbringer ernenne ich dich zu einer Aushilfskraft für fünf Tage!”

T'than fühlte erst Schwere, dann Leichtigkeit. Als er dann aber bemerkte, dass sein eigener Körper regungslos am Boden lag, wurde ihm klar, dass Zo'or kein Geist war. Der starke, mächtige Kriegsminister fühlte sich nur mehr hilflos.
„Es ist deine Aufgabe, den Traurigen auf dem Mutterschiff Freude zu bringen!” erklärte Zo'or: „Ich kann diese Arbeit ja nicht tun!”
„Ich werde das nicht tun!” fauchte T'than. Seine Arroganz war mit einem Mal zurückgekehrt.
„Wenn die fünf Tage nicht beginnen, werden sie auch nie vorbeigehen!” sagte Zo'or grinsend: „Du bist ... gefangen in dieser Schemengestalt!”
„Du allerdings auch!” konterte T'than.
„Das ist mir gleichgültig, wo du ja definitiv nicht Synodenführer werden kannst!” lächelte Zo'or: „Was wirst du also tun?”
„Ich werde mich umsehen!” sagte T'than. Zo'or wurde durchscheinender und war schliesslich kaum mehr wahrzunehmen. T'than verliess das Quartier durch die geschlossene Türmembrane.

Ohne zu zögern machte sich T'than, nun ebenso schwer wahrzunehmen wie Zo'or, auf den Weg zu Mit'gai. Sandoval lag unter einem medizinischen Gerät und strahlte Schmerz aus. Mit'gai stand daneben und überwachte die Anzeigen.
„Ihr Implantat ist beschädigt!” erklärte der Heiler schliesslich: „Melden Sie sich bei Dr. Belman zur Reimplantation!”
„Natürlich!” sagte Sandoval und stand auf. Sein Arm war nicht behandelt worden, darum würde sich wohl erst Julianne Belman kümmern. T'than sah dem Implantanten nach und richtete seinen Blick dann auf Mit'gai.
Der Heiler wies das Schiff an, Kontakt zu T'than herzustellen. T'than antwortete natürlich nicht und Mit'gai wurde ärgerlich. Immerhin hatte der Kriegsminister den Heiler angewiesen, ihm Neuigkeiten stets sofort mitzuteilen. Mit'gai verliess also das medizinische Deck und rauschte durch die Korridore, gefolgt von T'than. Schliesslich stand der Heiler vor T'thans Quartier und bat um Einlass.
T'than betrachtete Mit'gai und bemerkte dessen schnell zunehmenden Ärger. Schliesslich, nachdem der Heiler einige weitere Male um Einlass gebeten hatte, wies er das Schiff an, den Raum einfach zu öffnen. Einen Augenblick später war der Schock im ganzen Gemeinwesen zu spüren und Mit'gai wies das Schiff an, den Kriegsminister auf das Stasisdeck zu bringen. Zo'or bedachte T'than mit einer Idee von Hohn, der Krieger folgte Mit'gai und dem leblosen Körper, ohne darauf zu reagieren.

Schliesslich lag T'thans Körper neben Zo'ors und T'than und Mit'gai sahen beide erstaunt Major Kincaid an.
„Was tun Sie hier?” fuhr Mit'gai ihn an.
„Da'an befahl mir, hier Wache zu halten!” sagte Liam. Mit'gai wies das Schiff an, die Sitzfläche verschwinden zu lassen.
„Verlassen Sie diesen Bereich!” bestimmte er.
„Es tut mir leid, Mit'gai, ich werde hier bleiben, bis Da'an mir gestattet, zu gehen!” verneinte Kincaid. T'than ärgerte sich. Was für ein überheblicher Mensch. Menschen hatten Taelons bedingungslos zu gehorchen!
„Ich habe Ihnen einen direkten Befehl gegeben!” fauchte Mit'gai: „Befolgen Sie ihn oder Sie werden die Konsequenzen zu tragen haben!”
„Da'an gab mir den Befehl, hier Wache zu halten und ihm bin ich als sein Beschützer vorrangig verpflichtet!” konterte Liam: „Sprechen Sie sich doch einfach mit Da'an ab!” T'than wusste, dass Da'an wesentlich höher gestellt war als Mit'gai. Der Heiler wusste das auch, also fand er sich damit ab und wies das Schiff an, einen Datenstrom zu Da'an zu öffnen.

„Mit'gai!” grüsste Da'an ruhig.
„Du hast einem Menschen den Zugang zum Stasisdeck gewährt!” kam Mit'gai sofort zum Punkt.
„Das habe ich!” bestätigte Da'an: „Major Kincaid wird dort bleiben! Behellige mich damit nicht weiter!”
„T'than ist ebenfalls in Stasis!” sagte Mit'gai: „Dies ist nun der zweite Fall eines derart plötzlichen Zusammenbruchs! Ich befürchte eine Krankheit, finde dich zu einer Untersuchung ein!”
„Das werde ich, sobald ich die Zeit dazu habe!” bestätigte Da'an. Mit'gai schloss den Datenstrom wieder. Liam deutete auf die Stelle, an der sich seine Sitzfläche befunden hatte.
„Meinen Stuhl, bitte!” verlangte er. Mit'gai ignorierte es und verliess das Stasisdeck. „Na toll!” brummte Liam und setzte sich auf die nächste freie Stasisliege. T'than richtete seinen Blick auf den deutlich ärgerlichen Menschen. Kincaid wiederum betrachtete T'thans Körper.
„Sie jedenfalls können auch nicht mehr Synodenführer sein!” murmelte er: „Dann bleibt also noch Da'an übrig!”
T'than verschwendete keine Zeit. Er musste Da'an finden. In Gedankenschnelle bewegte er sich durch das Schiff und fand sein Ziel auf der Brücke. Was Zo'or ihm angetan hatte, würde er nun dessen Elter antun.

„Im Namen der Gemeinschaft der Freudenbringer ernenne ich dich zu einer Aushilfskraft für fünf Tage!”

Da'an ging weiter vor dem Fenster hin und her.
„So geht es nicht!” T'than richtete seinen Blick auf den Ursprung dieser Äusserung, eine weitere Energieform, wie Zo'or in ein Energiefeld eingeschlossen.
„Erkläre das!” verlangte T'than.
„Du bist kein Freudenbringer, T'than!” erklärte die nun sichtbar gewordene Energieform. Es war ein Mensch, allerdings durchsichtig. „Du zählst erst zu den Freudenbringern, wenn du jemandem Freude gebracht hast!” sagte der durchsichtige Mensch: „Und das hast du nicht! Mein Name ist übrigens Nerides!”
„Was soll das alles?” fauchte T'than. Nerides schmunzelte.
„Zo'or hat mich aufgehalten!” sagte er: „Und du hast ihn aufgehalten!”
„Weshalb konnte Zo'or mir das antun?” fragte T'than: „Er? Ein Freudenbringer? Das ist Irrsinn!”
„Wenn die fünf Tage nicht beginnen, werden sie auch nicht enden!” stellte Nerides fest: „Zo'or hat die Notwendigkeit erkannt, sich dieser Regel zu fügen! Er wird in fünf Tagen wieder erwachen, du hingegen nicht, wenn du dich weiter so verhältst wie bisher!”
„Ich soll also jemandem Freude bringen?” knurrte T'than: „Und wie?”
„Deine Gefühle gehen auf die über, die in deiner Nähe sind!” erklärte Nerides: „Empfinde Freude, T'than!”
„Freude hat keinen Nutzen, Mensch!” fauchte T'than: „Einzig Macht ist von Bedeutung!” Nerides schmunzelte.
„Kein Wunder, dass ihr aussterbt!” stellte er fest: „Ihr setzt die falschen Prioritäten!” Er sah Da'an an und lächelte sanft, sofort lächelte Da'an ebenfalls und wirkte deutlich ruhiger. „Der Hass frisst euch doch nur auf!” fügte Nerides hinzu. T'than gab es auf, mit dem durchsichtigen Menschen ein sinnvolles Gespräch führen zu wollen, und verliess die Brücke.

Da'an fand seine emotionale Wandlung sehr seltsam. Er erinnerte er sich an die ersten Augenblicke von Zo'ors Leben. Wieviel Hoffnung war das gewesen! Nach vielen energiearmen Kindern war Zo'or dasjenige gewesen, das mit wachen Augen in die Welt geblickt hatte.
Damals hatten viele gehofft, dass das Schicksal sich änderte. Zwei weitere Kinder waren noch mit wachem Bewusstsein geboren worden, sie waren aber noch in ihrer frühesten Kindheit in Stasis gegangen. Nur Zo'or hatte wirklich lange gelebt. Und jetzt war er in Stasis.
Die Trauer fand zurück in Da'ans Geist und mit ihr das Misstrauen gegenüber der unpassenden Freude. Irgendetwas war hier sehr seltsam. Da'an spürte eine eigenartige Energieform.

„Soll ich es dir erklären, Da'an?” Der Botschafter drehte sich um und betrachtete den durchsichtigen Menschen. „Ich bin Nerides!” sagte der Mensch und lächelte: „Bitte sei so freundlich und schalte das Energiefeld um mich aus!” Da'an sah ihn durchdringend an.
„Weshalb?” fragte er: „Was tust du hier?”
„Ich bin ein Freudenbringer!” sagte Nerides: „Zo'or wird wieder erwachen!”
„Versuche nicht, mir irrationale Hoffnungen zu machen!” seufzte Da'an: „Zo'or ist in Stasis! Noch nie ist ein Taelon aus der Stasis erwacht!”
„Er ist nicht in Stasis!” korrigierte Nerides: „Sein Geist ist nur nicht in seinem Körper! Im Augenblick ist er wie ich!” Er lächelte freundlich. „Geh ihn suchen!” sagte er: „Er ist in T'thans Quartier!” Da'an setzte sich in Bewegung, stutzte dann aber.
„Wie kannst du das wissen?” fragte er. Nerides lächelte.

„Im Namen der Gemeinschaft der Freudenbringer ernenne ich dich zu einer Aushilfskraft für fünf Minuten!”

Da'an fühlte erst Schwere, dann Leichtigkeit. Erstaunt blickte er auf seinen Körper neben sich und sah dann Nerides an.
„Was ist geschehen?” fragte er.
„Jetzt bist du wie ich, wie Zo'or und wie T'than!” erklärte Nerides: „Zo'or wurde für fünf Tage ernannt und hat seine Arbeit begonnen, er wird in weniger als fünf Tagen erwachen! T'than wurde ebenfalls für fünf Tage ernannt, allerdings sträubt er sich vor seinem Auftrag als Freudenbringer! Solange er niemandem Freude gebracht hat, kann er nicht wieder erwachen!” Er lächelte. „Du, Da'an, wurdest für fünf Minuten ernannt!” sagte er: „Wenn du Freude empfindest, überträgst du sie auf alle in deiner Nähe und hast damit deinen Auftrag erfüllt! Dann wirst du fünf Minuten später erwachen!”
Da'an glaubte Nerides alles, was dieser sagte. So schnell er konnte begab er sich in T'thans Quartier. Tatsächlich befand sich dort ... Zo'or.

„Da'an!”
„Zo'or, du bist nicht in Stasis!” sagte Da'an. Zo'or sah ihn erstaunt an.
„Wie wurdest du zu einem Freudenbringer?” fragte er: „Sag nicht, dass T'than dich ernannt hat ... womöglich für fünfhundert Jahre! Wäre ihm zuzutrauen!”
„Nein, Nerides war es!” lächelte Da'an: „Und er ernannte mich nur für fünf Minuten!” Er betrachtete sein Kind und sah ihm in die Augen. „T'than hat dich in ein Energiefeld eingeschlossen!” stellte er fest: „Wie du Nerides, nicht wahr?”
„Das ist korrekt!” bestätigte Zo'or. Da'an nickte.
„Ich freue mich, dass du in fünf Tagen wieder wach sein wirst!” sagte er: „Das bedeutet, dass ich wohl in fünf Minuten bereits das Energiefeld um dich deaktivieren kann!”
Einen Augenblick lang war Zo'or still.
„Danke, Da'an!” sagte er dann. Da'an sah ihn an.
„Natürlich deaktiviere ich das Energiefeld! Fünf Tage sind eine lange Zeit, um sie gefangen zu verbringen!” stellte er fest. Zo'or schüttelte den Kopf.
„Da'an!” sagte er: „Du hast Kincaid gebeten, mich zu schützen, und er hat es getan!” Er lächelte, was für Da'an höchst ungewohnt aussah. „Mein Beschützer hingegen wurde von T'than angewiesen, mich zu töten, und er hätte es getan!” fügte Zo'or hinzu: „Wie soll man die Menschen verstehen?”
„Ich scheiterte, wann immer ich versuchte, die Menschen zu verstehen!” sagte Da'an: „Hingegen einen Menschen, einen einzelnen kann man verstehen!” Er lächelte, wurde durchscheinend und verschwand schliesslich.

Da'an erhob sich vom Boden und wies zugleich schon das Schiff an, Nerides freizugeben.
„Ich danke dir, Da'an!” sagte Nerides: „Ich werde dich zu Zo'or begleiten!” Da'an nickte und machte sich auf den Weg.
„Warst du einst ein Mensch?” fragte er. Nerides lächelte.
„Einst!” sagte er: „Damals waren Schwerter noch aus Bronze!” Da'an folgte dem Korridor und öffnete dann die Türmembrane zu T'thans Quartier. Umgehend wies er das Schiff an, Zo'or freizugeben. Nerides blickte den Synodenführer an.
„Bringe Freude, Zo'or!” forderte er ihn auf: „Da'an kennt den Grund!” Da'an nickte.
„Zo'or!” sagte er sanft: „Freude ist pure Energie!”
„Das ist nicht möglich!” unterbrach Zo'or.
„Grundenergie, Zo'or, enthält Freude und Hoffnung als extrahierte Engramme!” erklärte Nerides: „Die Energie darin unterscheidet sich in nichts von einem simplen Ladungsstrom!”
„Wenn wir wieder lernen, uns zu freuen, können wir selbst dem irdischen Elektrizitätsnetz Energie entziehen!” fügte Da'an hinzu. Zo'or sah ihn durchdringend an.
„Woher weisst du das?” fragte er. Da'an blickte aus dem Fenster.

„Vor einigen Tagen geschah mir ein Missgeschick!” flüsterte er: „Ich dosierte das Kryss zu hoch! Wenig danach berührte ich bei der Eröffnung des Technischen Museums voll Staunen ein ... geladenes Ausstellungsstück!” Da'an drehte sich wieder zu seinem Kind. „Die Wirkung war verblüffend, Zo'or!” fügte er hinzu: „Ich verspürte mehr Kraft als zuvor! Zunächst führte ich es auf das Kryss zurück, aber nun ist es mir klar!”

„Verstehst du, Zo'or?” fragte Nerides: „Es ist nicht die Energie, die euch fehlt!” Zo'or nickte nachdenklich.
Aber konnte er Nerides wirklich trauen? Der Mensch lächelte.
„Wie du willst!” sagte er: „Dann bringe eben Hoffnung!”

„Ich entlasse dich hiermit aus der Gemeinschaft der Freudenbringer!”

Zo'or öffnete die Augen und setzte sich auf. Neben ihm lag T'than. Kincaid noch eine Liege weiter sprang überrascht auf und griff nach seinem Global.
„Da'an!” rief er hektisch: „Zo'or ist aus der Stasis erwacht!” Da'an nickte bedächtig.
„Ich werde zu Ihnen kommen, Liam!” sagte er, dann war der Bildschirm wieder schwarz. Zo'or sah den Major lächelnd an, dass diesem ganz anders wurde. Ausgerechnet dieser Taelon lächelte!
Wenig später kam Mit'gai angerauscht.
„Zo'or, wie erstaunlich!” Er bewegte ein medizinisches Gerät vor dessen Körper, war allerdings nicht wirklich zufrieden. „Du hast weniger Energie als vorher!” brummte er.
„Das weiss ich, Mit'gai!” fauchte Zo'or und schob das Gerät von sich weg. Nun betrat auch Da'an das Stasisdeck und eilte sofort zu Zo'or.
„Mit'gai, geh!” befahl er unterdessen dem Heiler. Mit'gai reckte seine Nase hoch und stolzierte davon. Da'an lächelte. „Ich habe dir etwas mitgebracht!” sagte er und streckte Zo'or einen kleinen, blauen Zylinder entgegen.
„Eine Batterie?” entfuhr es Liam ungläubig. Zo'or nahm den Gegenstand an sich und der Major kam staunend einen Schritt näher, als der Taelon tiefblau aufleuchtete. Zo'ors Aura war danach aber bedeutend stärker.

„Verdammt, warum machen Sie denn bloss so ein Theater um Ihre Grundenergie, wenn es Batterien auch tun?”

„Wir mussten es lernen, Liam!” sagte Da'an lächelnd: „Das ist alles!”

 
* * *
 

Nerides sah T'than an und lächelte.
„Die Zeit bis du Freude bringst!” sagte er: „Plus fünf Tage!”
T'than blickte finster drein.
„Niemals!”
Aber Nerides wusste, dass der Kriegsminister irgendwann begreifen würde. Es war nur eine Frage der Zeit.

 

ENDE

 

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